Bangen um Frühtracht

Mit dem Honig scheint es trotz der zuletzt guten Prognose in diesem Jahr doch schwierig zu werden. Wie V. sagt, haben die Bienen noch nichts verdeckelt. Dabei ist die Hochzeit der Frühtracht ja schon längst vorbei. Es wäre schon seltsam und für V. eine Enttäuschung, wenn die Bemühungen der letzten Monate so wenig Früchte tragen würden. Ich hoffe deshalb immer noch auf eine Weißdorn-Ernte, die zumindest unseren Eigenbedarf deckt. Bei den Weißdornsträuchern zeigen sich demgegenüber bereits die noch grünen Ansätze der Früchte, die erst noch wachsen werden, sich dann in Richtung Rot verfärben, im Hochsommer hellrot leuchten, um gegen Herbst hin immer schwärzer zu werden. Der Weißdorn ist für mich eines der spannendsten und abwechslungsreichsten Gehölze. Schön, dass ich ihm auf meinen Wegen so häufig begegnen kann.

Vegetationszyklus und Lebenslauf

Es kann es nicht häufig genug betonen, wie froh ich um die Feiertage bin, die wir uns in Deutschland erhalten haben. Vor allem die Doppelung an Weihnachten, Ostern und Pfingsten verleiht dem Feierlichen Nachdruck, zunächst einmal unabhängig davon, ob der kirchliche Sinn des Tages bewusst ist und aktiv gelebt wird. So hat auch das Pfingstfest seine ganz eigene Ausstrahlung, die natürlich mit der Jahreszeit zusammenhängt und all jenen vorchristlichen Bräuchen, Ritualen und Traditionslinien, die sich bis heute fortgesetzt haben, häufig transformiert, den Gegebenheiten der Gegenwart angepasst, vielleicht auch in seiner Ursprungsbedeutung verwässert. Es bleibt aber immer eine Ahnung von diesem Zusammenhang und dem, was christlicher Sinn und naturmystische Deutung gemeinsam haben. Eine Ahnung, die von einer tatsächlichen Gemeinsamkeit herrührt, dem intuitiven Wissen um eine höhere Ordnung, die hinter dem Naturganzen steht, hinter dem Blühen und Grünen der Bäume im Zuge des Vegetationszyklus genauso wie hinter dem Wachsen und sich Entwickeln der Menschen in ihrem jeweiligen Lebenslauf. Der Vegetationszyklus spiegelt sich in kleineren Einheiten im Kalenderjahr und prägt damit, in zyklischen Wiederholungen auch die gesamte Biographie. Es ist für mich wichtig, diese großen Zusammenhänge aus Anlass der Feiertage immer wieder konzentriert mitverfolgen und in ihren Auswirkungen auf Kommunikation und Alltagserleben erleben zu können. So wie auch an diesem Pfingstfeiertag, der Hoffnung auf eine Rückkehr des Frühlings und einen schönen Frühsommer machte.

Ruhiger Pfingsttag im Frühlingsgrün

So sonnenreich wie angekündigt war dieser Pfingstfeiertag leider nicht. Zwar warm, aber leider kein blauer Himmel, sondern durchgängig Hochnebel oder Wolken. So hielt sich die Ausflugslaune meiner Beobachtung nach bei vielen auch in Grenzen. Jedenfalls außerhalb ausgewiesener Feste waren auf den Spazier-, Wander- und Radwegen heute nur wenige unterwegs. Das hat mir der kurze Gang mit W. am Nachmittag gezeigt. Aber ruhig und gelassen war der Feiertag dann doch, insofern dem Geist des Tages entsprechend. Wieder sehr dominant in der zurzeit sehr grünen Baumlandschaft sind die Pfaffenhütchen, die noch nie so üppig geblüht haben. Das verspricht eine sagenhafte Pfaffenhütchenfrucht im Spätsommer. Der Weißdorn ist dagegen schon fast vollständig abgeblüht, die ersten Ansätze der Frucht haben sich schon ausgebildet. Bin gespannt, wie die Frühtracht ausfällt, die bei uns wesentlich von der Weißdornblüte bestimmt wird. Ich schätze, in wenigen Tagen werden wir es wissen. Und dann steht auch schon mit der derzeitigen Akazienblüte die nächste reine Sorte an. Hoffen wir, dass der eingefangene Schwarm die Mannschaft so weit verstärkt, dass ein Ertrag resultiert, der zumindest den Eigenbedarf und den einiger Stammkunden bedient.

Erster Efeuschnitt

Es war einmal wieder höchste Zeit für den Efeuschnitt. Bei dem Wetter der letzten Wochen hat sich der Efeu so richtig wohlgefühlt und jede Menge frische Blätter ausgebildet. Die heben sich dann immer farblich von den älteren, tiefer liegenden ab. Frisches, zartes Hellgrün auf dem Untergrund der dunkleren ledrigen Blätter des Vorjahres. Ich lasse immer noch einiges von dem neuen Material stehen und dünne die tiefer liegenden Schichten aus. Dabei kommt dann eine ganze Tonne geschnittenen Materials zusammen, so dass die Grüne Tonne vollständig gefüllt wurde und ich schon mein ganzes Körpergewicht einsetzen musste, um es zu komprimieren. Das obligatorische Niesen blieb natürlich auch nicht aus, das mich immer überfällt, da ich diesen feinen Blütenstaub nicht vertragen kann, der sich zwischen dem Laub festgesetzt hat und beim Schneiden aufwirbelt. Und das übliche Gespräch mit V. war ebenfalls Standard. Aber die Methode mit der Heckenschere werde ich dennoch nicht tolerieren, da ich nach wie vor der Ansicht bin, dass bestimmte Arten bestimmte Schnittmethoden erfordern. Zerfetzte Efeublätter gehen für mich gar nicht. Deshalb das mühsamere Schneiden mit der Baumschere.

Schönes Olivenbäumchen Adé

Einen der beiden Olivenbäume, die ich heute im Eingangsbereich des Einkaufszentrums gesehen habe, hätte ich schon gerne mitgenommen. Über den Sommer hätte er sich im Garten sicher auch wohl gefühlt, aber was ist im Winter. Leider haben wir kein Gewächshaus zur Verfügung. So eine Art Orangerie wäre da das richtige Refugium. Die Bäumchen standen mit ihrem Wurzelballen in großen Plastikkübeln und hatten schon einen ziemlich kräftigen Stamm von bestimmt 15 cm Durchmesser, zudem eine kleine, gesund wirkende Krone mit den typischen türkis-gräulichen lanzettförmigen blättern. Das bringt einen sofort in mediterrane Stimmung. Na ja, die Kosten hätte ich wohl nicht gescheut, aber letztlich muss sich so ein Baum auch das ganze Jahr über wohl fühlen. Leider wäre das mit uns nichts geworden.

Blühendes Pfaffenhütchen

Für einen Einundzwanzigsten war das ein ganz ordentlicher Tag. Jetzt am Abend strahlt die tiefstehende Sonne richtig intensiv und auch während des Tages gab es sehr helle Abschnitte zwischen den Wolkenepisoden. Lichtmäßig war das gestern wahrscheinlich die bessere Gelegenheit für’s Fotografieren. So habe ich heute die gestrigen Aufnahmen durchgesehen und tatsächlich einige unverwackelte und kontrastreich gelungene selektiert. Ein seltenes Gelingen. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, die filigranen Zweige des Pfaffenhütchens, und dann noch in so üppig blühender Erscheinung, schon einmal so deutlich festgehalten zu haben.

Windwackler

Das Vorhaben, die Pfaffenhütchen in ihrer derzeit so vitalen Blüte festzuhalten, wollte ich heute umsetzen. Die Kamera hatte ich auch mit dabei. Aber der Wind hat mir dann doch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auch bei noch so viel Geduld war es kaum möglich, die ohnehin schwierig zu fotografierenden Blüten unverwackelt zu erfassen. Wirklich schwierig, nur auf dem Rückweg sind dann kurze windstille Phasen gekommen, die sogleich für eine Reihe von Aufnahmen genutzt habe. Ob das gelungen ist und bei der Serie wenigstens ein paar stabile Aufnahmen entstanden sind, werde ich noch sehen. Bisher konnte ich die Auswahl noch nicht durchsehen. Ein Thema also für den morgigen Eintrag ins Baumtagebuch.

Gutes Jahr für Pfaffenhütchen

In diesem Herbst sollten die Pfaffenhütchen besonders üppig an den Sträuchern zu sehen sein. Denn die Blüte, eigentlich sehr unscheinbar, ist mir in so hoher Dichte noch nie aufgefallen, so dass sie derzeit unübersehbar ist. Ebenfalls neu ist mir, dass sie eine Art Nektar ausströmt, die sich an der Oberfläche glänzend ablagert. Ob die Pfaffenhütchen auch als Bienenweide dienen, ist mir allerdings nicht bekannt. Allzu häufig sind mir Insekten in ihrer Nähe bisher nicht aufgefallen. Die Blütenköpfe zu fotografieren ist sehr schwierig, weil sie so wenig Farbkontrast bieten. Ich will dennoch in den kommenden Tagen einen erneuten Versuch starten. In jedem Fall aber freue ich mich auf Früchte. In der zu erwartenden Dichte wird das sicher eine gute Grundlage für viele schöne und farbenfrohe Fotografien im Herbst werden.

Bienen in Hochform

Wie V. berichtet sind die Bienen zurzeit besonders gut unterwegs. Gerade heute war ein hervorragender Tag, gemessen an ihrer Aktivität. Und außerdem steht ja auch der Weißdorn in voller Blüte, ist mancherorts sogar schon am Verblühen. Die Frühtracht sollte demnach eigentlich üppig ausfallen. Jedenfalls wenn jetzt nicht durchgehende Regentage folgen, während derer sich die Bienen erfahrungsgemäß gerne mit ihrem zuvor eingesammelten Nektar trösten. Mehr als einmal haben wir das schon erlebt: Eine eigentlich erfreuliche Frühtracht, die dann aber dem Bienenfrust während längerer unerwarteter Kälte- oder Nässeperioden zum Opfer gefallen war. Hoffen wir, dass sich das in diesem Jahr nicht so entwickelt.

Standortkonkurrenz

Wie ich beim Einpflanzen des neuen Rosenstocks feststellen konnte, wäre es durchaus möglich, die gesunden Weinreben in diesem Abschnitt des Gartens umzuleiten. Direkt daneben war ein ganz alter Stock zugrunde gegangen. V. hatte das vor einigen Tagen entdeckt und ihn daraufhin ganz entfernt. Diese Lücke könnte der benachbarte Stock ausfüllen, wenn er nur umgeleitet und von der Mitte zum Rand verlegt würde. Ich bin mal gespannt, ob sich V. dazu bereit erklärt. Das wäre die richtige Lösung für unser Standortproblem in Sachen Feigenbaum. Wenn rundherum die Weinreben wuchern und über die Sommermonate mit ihrem dichten Laub alles unter ihnen abschatten, wird das nie etwas mit dem kleinen Bäumchen. Schließlich muss er die Höhe der Weinreben erst einmal übersteigen. Erst wenn die Äste sich oberhalb verzweigen würde es seiner Entwicklung nicht mehr schaden. Also ein weitere Konfliktpunkt, den wir hoffentlich bald werden auflösen können.

Letzte Feigenernte

Gut, dass wir die Blumen letzten Samstag eingepflanzt haben. Die Atmosphäre und Witterung heute wäre nicht so geeignet gewesen. Temperaturmäßig geht’s jetzt wieder rückwärts. So als ob die Kapriolen der Vorjahre sich unbedingt wiederholen müssten. Erfreulich: Das Feucht-tropische Wetter der letzten Wochen hat die ersten Feigenfrüchte zu für diese Jahreszeit beachtlicher Größe anwachsen lassen. Das ist mit dem Vorjahr durchaus vergleichbar. Dass der Baum aber geschädigt ist, zeigt sich daran, dass außer den Endtrieben fast keine neuen Asttriebe zu sehen sind. Der Baum erscheint immer noch ziemlich kahl, mit grünen Spitzen an langen Ästen. Denkbar also, dass wir noch einmal eine überschaubar Fruchternte erleben dürfen. Aber eine Zukunft ist dem Baum nicht mehr zuzutrauen. Hoffen wir, dass der kleine neue sich gut anlässt und wir ihm bald einen festen Standort im Garten zuweisen können.

Garten – Vögel – Bäume

Felix oder zumindest einer seiner Nachfolger singt jetzt von Tag zu Tag länger. Die Amseln sind in diesem Jahr sehr spät dran mit Ihrem Gesang. Er war zwar schon seit Wochen immer wieder zu hören, aber nur auf wenige kurze Phasen begrenzt. Jetzt, sogar in den Abendstunden, höre ich das gewohnte Konzert, das kein Ende mehr nehmen will. Die Melodie ist eine andere geworden. Deshalb zweifle ich, dass es sich noch um Felix handelt. Es kann natürlich sein, dass er seine Lieblingsmelodie von Jahr zu Jahr vergisst und sich immer wieder neu erfindet. Das ist eine der besonders schönen Erlbenisse des Frühlings und Sommers: Singvögelkonzerte, Vögel sich zwischen verschiedenen Ruhestationen im Garten bewegend, bevorzugt zwischen den hohen Masten und den Bäumen, vor allem dem Ginkgo und dem Feigenbaum. Vögel auf dem Boden nach Regenwürmen und anderen Insekten suchend, am liebsten nach Regenfällen. Und besonders schön: Singvögel, sich putzend und bei Gelegenheit sich in Pfützen oder vollgelaufenen Wasserschalen badend. Es ist kein Wunder, dass Vögel als archtetypische Symbole auf eine Stufe mit den Bäumen, den Bergen und Engeln gesetzt werden können. Es liegt ein Faszinosum in ihnen, das irgendwo zwischen Bewunderung und Geheimnis vermutet werden kann.

Gartentraumeindrücke

Im vergangenen Jahr haben wir es verpasst, deshalb war der heutige Besuch bei den Gartenträumen doch wieder ein sehr schönes Erlebnis. Auch wenn wir schon vorab wissen, was uns dort erwartet, gibt’s im Einzelnen immer wieder Überraschungen. Auch hat die Zahl der Ausstellung wiederum zugenommen, mit einem enormen Besucherandrang und Besuchern, die offensichtlich Freude an dieser zur Jahreszeit passenden Abwechslung haben. Für den eigenen Garten haben wir eine sehr schöne englische Kletterrose mit zweifarbiger Blüte (Gelb-Hellrot) erstanden, die zudem auch noch duftet. Wir überlegen die bogenförmige Rankhilfe wiederzubeleben, deren Bogen wir vor Jahren entfernt hatten. Auf der einen Seite klettert noch der ältere Rosenstock mit rotblättrigen Blüten. Diese neue wäre also das Pendant auf der anderen Seite, mit der Perspektive, dass beide am Bogen irgendwann zusammenwachsen. Das wäre ja dann so eine Art Rosenbaldachin, ein aus zwei Stämmen aufgebauter Rosenbaum. Auf dem Weg zu den Gartenräumen dominant waren diesmal die weißblühenden Rosskastanien, die dort eng gepflanzt wurden und schon bald eine richtige, dicht stehende Allee bilden werden. Aber auch sonst hat sich die Kulisse der Gartenausstellung in üppigem Baum- und Pflanzengrün dargestellt, vor der die vielen zum Verkauf stehenden Pflanzen wie Farbtupfer wirkten. Alle, die sich jetzt eine ausgedehnte Gartensaison wünschen, werden dabei jede Menge Anregungen mitgenommen haben.

Junger Feigenbaum ersetzt alten Weinstock

Für V. ist es eine große Enttäuschung, dass einer seiner älteren Weinstöcke nicht mehr ausschlägt. Er hat ihn deshalb heute ganz entfernt. Damit ist ein Stück des kühlenden sommerlichen Blätterdachs verschwunden. Das Gute daran ist, dass der Platz dort als künftiger Standort für den neuen Feigenbaum wahrscheinlicher geworden ist. Eine weitere Rebe müsste nur umgeleitet werden. Dazu sträubt sich V. zwar noch, ich hoffe aber, wir können das in den nächsten Jahren realisieren, so dass der kleine Feigenbaum von Anfang an auch genügend Licht bekommt.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.