Merkzettel für grüne Walnüsse

Unseren jungen Feigenbaum habe ich heute in Form geschnitten. Die drei unteren Äste sind jetzt weg, so dass die eigentlichen Kronenäste sich besser entfalten können. Ich hatte zuletzt die Befürchtung, dass er sich sonst zu sehr verausgabt und sein Höhewachstum vernachlässigt. Ich denke, den Restsommer kann er nun nutzen, um etwas im Umfang des kleinen Stämmchens zuzulegen und die Kronenäste weiter wachsen zu lassen. An ein weiteres Projekt hat V. mich erinnert, beinahe hätte ich es vergessen: Es ist höchste Zeit, grüne Walnüsse zu pflücken. Sonst Mitte Juni sind sie sie in diesem Jahr erst jetzt so weit, zum Ansetzen von Walnusslikör verwendbar zu sein. Nur einen geeigneten Baum muss ich noch finden. Geeignet heißt, dass er niemandem gehört und dass die Nüsse erreichbar sein müssen. Vor allem letzteres ist meist die größte Schwierigkeit. Leider tragen unsere eigenen Nussbäume schon seit Jahren keine Früchte bzw. fallen die jungen bereits frühzeitig ab.

Gartenbaumentwicklungen

Die Schwüle hat mir heute selbst den obligatorischen Kurzspaziergang über den Damm verleidet. Dabei mögen die Pflanzen dieses Klima sehr. Schade, dass wir ihnen in dem Punkt nicht folgen können. Unsere Kübelpflanzen wuchern derzeit so überschwänglich, dass sie sich gegenseitig Konkurrenz machen. Der Walnussbaum hat einen kräftigen Schuss nach oben gemacht und ist wie immer dem Ginkgo sehr nah auf den Fersen, allerdings ohne ihn wirklich zu übertreffen. Und auch unsere Feigenbaum-Nachzögling wächst kräftig, vielleicht zu kräftig, denn ich musste heute eine Reihe gelber Blätter entfernen. Eine Gegenmaßnahme habe ich schon ergriffen. Er sitze jetzt auf freier Fläche, zwar noch in seinem Pflanztopf, aber doch mit direktem Erdkontakt. Die zweite Maßnahme wäre, ihn zu beschneiden, denn er verzweigt sich schon zu stark. Ein, vielleicht zwei untere Seitenäste werden weichen müssen, um die eigentliche kleine Krone zu stärken und ihn nicht aus der Form geraten zu lassen.

Wenn es honigt

Das war nun wieder ein richtiger Sommertag. Die Jacke war während des Mittagsspaziergangs schon des Guten zu viel, da hatte ich mich an den letzten Tagen orientiert verschätzt. Obwohl die Vorhersagen den Sommer noch nicht in stabiler Verfassung sehen, ist die Tendenz doch abzusehen. Die Bienen mögen dieses Wetter sehr und sind deshalb auch enorm fleißig. Wenn es richtig „honigt“, sagt V., dann können die Waben schon innerhalb 4 Tagen gefüllt sein. Und wenn wenige Tage später die Wachsdeckel drauf sind, kann auch schon wieder geschleudert werden. Die Brombeeren, das konnte ich heute wieder beobachten, haben noch lange nicht ausgeblüht. Immer noch sind zahlreiche verschlossene Blütenknospen an den Sträuchern zu sehen. Das könnte noch so zwei bis drei Wochen anhalten. Und wenn es so schön warm, aber nicht heiß, und ab und zu regnerisch, aber nicht zu nass ist, dann könnten wir an der kleinen Zahl der Völker gemessen am Saisonende mit der Ernte zufrieden sein.

Gegen den unverwüstlichen Feigenbaum

Wenn die Sonne wieder hervorkommt, wie im Laufe des Tages, zieht es uns automatisch nach draußen. Sich im Garten aufzuhalten, ist dann wirklich eine Freude, zumal die Pflanzen das Regenintermezzo ganz gut vertragen haben und daraus sogar gestärkt hervorgegangen sind. Schon regt sich bei V. und M. die Hoffnung, der Feigenbaum könnte, eventuell auch dank seiner aus dem Wurzelstock treibenden neuen Äste, doch noch längerfristig weiterleben. Seiner Unverwüstlichkeit entsprechend könnte man natürlich so denken. Letztlich ist es eine Frage der Ästhetik, wie man sich entscheidet. Die „Stirb und Werde“-Logik wäre auf diese Art auch in unseren Breiten durchaus anwendbar. Aber eine erbauliche Erscheinung kann er so irgendwann nicht mehr aufrechterhalten. So tendiere ich selbst eher dazu, einen Neuanfang zu wagen, wenn der geschädigte Baum über Jahre erkennbare und trotz Sanierungen zunehmend wachsende Probleme hat, sich nach dem Winter wieder neu aufzurichten.

Honigspekulationen

Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass es neuen Honig gibt. Und die Interessenten sind ganz wild darauf. Ich fürchte, Vs zuletzt zufriedenstellender Ertrag, gemessen an den wenigen Völkern, die er seit dem Neustart aufbauen konnte, wird unter diesen Umständen sehr bald aufgebraucht sein. Da müssen wir uns wohl vorab einen ausreichenden Vorrat zur eigenen Verwendung zurücklegen. Immerhin, wenn der Regen nachlässt und die Fluglust der Bienen wieder da ist, können wir noch auf einige Wochen Brombeerblüte hoffen, und hoffentlich geeignete Witterung, die weder die Blüten schädigt, noch zu nass, zu trocken oder falsch temperiert ausfällt. Schön zu sehen, dass auch die Pfaffenhütchen bereits Früchte bilden. Sie sind noch ganz klein und vollständig grün. Bis das Purpur herauskommt wird noch einige Zeit vergehen. Und die gelben Samen kommen dann erst viel später, im Spätsommer zum Vorschein.

Ergiebige Brombeerblüte

Die Brombeerblüte habe ich sonst immer mit Hochsommer und wirklich heißen Temperaturen in Verbindung gebracht. Die Blüte ist da wie immer, und es zeigt sich auch diese reizvolle Gleichzeitigkeit von Blüten und Früchten, die sich über einen längeren Zeitraum immer wieder an denselben Sträuchern bilden, bis alle Blüten sich zur Frucht umgewandelt haben. Bei sonnigem Wetter ergibt das klasse Fotos, denn in der Naheinstellung hat so ein Brombeergeäst mit Blüten und Früchten etwas ungemein Dramatisches, mit so vielen komplexen Form- und Farbkontrasten. Es ist gut, dass die Brombeerblüte so langhaltend ist, denn so kann ich die Fotos ab Mitte der Woche bei dann besserem Wetter nachholen und die Bienen können diese ergiebige Weide noch länger nutzen. Es wäre jedenfalls schön und V. zu wünschen, dass nach der ganz ordentlichen Weißdorn- und Robinientracht nun auch ein anständiger Brombeerblütenertrag zu erwarten ist. Die Esskastanien können sich dann gerne noch einige Wochen Zeit lassen, um die Saison so ausgedehnter zu gestalten.

Autobiografiearbeit

Der Regen geht weiter, aber die Wärme ist zwischenzeitlich doch zurückgekehrt – um morgen wieder zu weichen. Wir werden zurzeit stark geprüft zur Zeit des Sommeranfangs und können nur hoffen, dass der bereits da gewesene Sommer bald eine Fortsetzung findet. Eine gute Zeit zum Lesen immerhin, besonders an Sonntagsnachmittagen. Und eine gute Gelegenheit, Dinge zu rekapitulieren, ein bisschen Selbstmusealisierung und Autobiografiearbeit, die von Zeit zu Zeit förderlich sein kann. Bei mir tauchen da unweigerlich immer auch die Bäume auf, die mit meinem Lebenslauf eng verbunden sind und es sich auch immer bleiben werden. Das Baumtagebuch ist dabei die tägliche Minimalverbindung, die auf vielen anderen Ebenen Ergänzungen findet.

Schicksal eines Feigenbaums

Die ersten Ansätze neuer Feigenfrüchte sind jetzt bereits an den Blattnarben zu sehen. Noch ganz winzig natürlich, aber doch erkennbar und zahlreich. Anders als in den Vorjahren ist aber, dass nur die Endtriebe aktiv sind. Die langen, meist sehr dünnen jungen Äste bilden in Richtung des Stamms keine Seitentriebe mehr aus. Ein Anzeichen, dass der Baum keine lange Lebenserwartung mehr hat. Er würde im Extremfall eines sehr kalten Winters, oder wenn der Pilz ihn innerlich so stark geschädigt hat, dass seine Säfte nicht mehr in ausreichendem Umfang transportiert werden können, sicher immer wieder aus dem Wurzelstock ausschlagen, das liegt in der Unverwüstlichkeit seiner Art. Aber eine vernünftige Form wird er jetzt nie mehr erhalten können. Für mich Grund genug, auf das kleine Feigenbäumchen als Nachfolger zu setzen, das wir derzeit in einem Topf heranziehen. Schwer fallen wird es uns in jedem Fall, uns von ihm zu trennen, denn er hat uns einige Jahre viel Freude bereitet und gehörte zum festen Inventar sozusagen unserer Gartenbäume. Dennoch glaube ich nicht mehr daran, dass er sich in diesem Zustand noch wohl fühlen kann. Zu sehr wurde er in den vergangenen 3-4 Jahren gebeutelt, so dass er jetzt wohl an der Grenze seiner Regenerationsfähigkeit angekommen ist.

Kaum sommerliche Zuversicht

Solche Wetterwechsel machen mir nun aber doch zu schaffen. Eigentlich hatten wir uns schon an die Wärme gewöhnt und den Sommer in trockenen Tüchern geglaubt. Und jetzt das. Zwischendurch haben wir schon gewitzelt, dass Weihnachten kurz vor der Tür stehe. Bei dem Temperatursturz und schon wieder auftauchenden Erkältungserscheinungen sind solche Gedanken nicht abwegig. Sollten wir wieder einen dieser unechten, nicht jahreszeittypischen Sommer erleben müssen. Ich hoffe nicht. Auch den Pflanzen würde das nicht gut bekommen, nachdem die letzten wohl dosierten Regenphasen ihnen ganz gut getan haben. Vor allem die Bäume haben dadurch deutlich zugelegt und neue Feuchtigkeitsreserven gebildet. Das war insofern notwendig. Aber den Sommer sollte es nicht permanent beeinträchtigen oder gar unkenntlich machen. Zwei Tage vor der Sommersonnenwende hätten wir eher gute Gründe für sommerliche Zuversicht verdient.

Kreative Baum-Verhaltenheit

Zwar habe ich es mir immer wieder vorgenommen. Tatsächlich aber ist die Erweiterung meines fotografischen Portfolios zum Themenfeld Bäume ins Stocken geraten. Besonders die Holzoberflächen und -strukturen wären ein wichtiges Motivfeld, da nach wie vor besonderer Bedarf danach bei den microstock-Agenturen besteht. Und einen besonderen Blick dafür habe ich allemal. Aber ich benötige eben die Ruhe und mehr Zeit, als mir gegenwärtig zur Verfügung steht. So begegne ich den Bäumen in diesen Wochen vor allem rein beobachtend und reflektierend, nicht verarbeitend und festhaltend. Die Zeit für die kreative Verarbeitung ist vielleicht in diesem Jahr noch nicht gekommen. Und die Verhaltenheit gegenüber den Produkten der Wunschbaum-Manufaktur zeigt mir, dass nicht nur mir selbst es derzeit so geht.

Lebensbaum und Kulturlandschaft

Oh Wunder. Damit hatte ich zuletzt kaum noch gerechnet. Mit geschätzten 3 Jahren Verzögerung soll nun das Waldbuch des Heimatvereins W. tatsächlich erscheinen. Es handelt sich um ein umfangreiches Buch mit überwiegend Fachbeiträgen zu einer nahegelegenen Waldlandschaft, seiner Botanik und Kulturgeschichte. Und es enthält unter anderem einen kurzen Beitrag von mir über den christlichen Lebensbaumbegriff. Der Text ist Element verschiedener literarischer Abschnitte, welche die eher naturwissenschaftlichen Hauptkapitel des Bandes miteinander verbinden. Und da ist der Lebensbaum als archetypisches Symbol durchaus von Bedeutung, wenn es darum geht aufzuzeigen, wie eine Waldlandschaft über Jahrhunderte das kulturelle Empfinden und Wirken einer Region mitgeprägt hat. Ich bin sehr gespannt, wie das Gesamtwerk aussehen wird. Ende des Monats werde ich es bei der Präsentation sehen und hoffentlich die angekündigten Belegexemplare erhalten.

Neue Standortfragen für den Feigenbaum

Mein Vorschlag für den künftigen Standort des neuen noch kleinen Feigenbaums ist bei M. spontan weniger angekommen. Man müsse darüber noch reden. Natürlich ist das eine nicht ganz einfache Entscheidung, und natürlich ist dieser Standort nicht ideal, wenn es ein solches Ideal überhaupt geben kann. Aber die Gartenfläche ist eben begrenzt, da muss man sich solche Dinge sehr gut überlegen, soll es insgesamt gleichgewichtig sein und nicht in Konkurrenz mit den übrigen Pflanzen und dem Grundkonzept des Gartens treten. Licht würde er an diesem Standort sicher genügend bekommen, wenn er einmal über die Weinrebenhöhe hinausgewachsen ist. Nur hätten die Rosenstöcke dort, die Mohnblüten und verschiedene andere niedrige Stauden an der Stelle dann keine Überlebenschance mehr. Der Baum würde andere Pflanzen automatisch verdrängen und wäre auf dem höher gelegenen Beet für uns nicht direkt zugänglich. Als Option möchte ich das aber zunächst im Hinterkopf behalten.

Sieben-Bäume-Armband

Eine ziemlich nervenaufreibende Technikproblematik konnte ich im Laufe des Tages endlich auflösen. So können wir wieder in die kreative Arbeit einsteigen und das laufende Projekt bald zu Ende bringen. Auch anderes liegt noch in der Warteschleife, nur noch wenige Schritte vom Abschluss entfernt. Bei dieser Aussicht bin ich schon zuversichtlicher, bis Ende Herbst vielleicht das geplante neue Armband als Muster anlegen zu können. Denn dafür benötige ich etwas mehr Freiraum, mehr Muße, um den noch auszuarbeitenden theoretischen Hinterbau in kunsthandwerkliche Form zu bringen. Klar ist, dass dabei sieben Bäume in Erscheinung treten. Ob das Armband aber den bisherigen Themenarmbändern ähnelt oder davon deutlich abweicht, habe ich noch nicht festgelegt.

Geometrie des Gartens

Mit M. zusammen habe ich heute noch einmal einige der Blumen im Garten anders arrangiert, ihnen teils einen besseren Sonnenplatz verschafft oder sie anders platziert, damit sie beim Blick durchs Küchenfenster schon gut sichtbar sind. Inzwischen ist der ganze Garten lückenlos vom Grünen und Blühen verschiedener Arte ausgefüllt, der Blick kann so richtig eintauchen, wie in einen Dschungel. Nur im Spätsommer wird dieser Eindruck durch noch dichteres, dann schon dunkleres Laub verändert sein, der das Sonnenlicht noch stärker filtert und den oasenhaften Eindruck weiter verstärkt. Besonders froh bin ich darüber, dass auch der Walnussbaum jetzt deutlich an Statur gewonnen hat. Der Stamm zeigt zwar auch jetzt erst am unteren Abschnitt eine leichte Verdickung, weswegen V. ihn im Mittelteil zusätzlich mit einer Querstrebe stabilisiert hat, aber die Krone ist nun viel ausladender und mit großen Blättern ausgestattet. Die bisher reine Vertikalwuchsrichtung ist schon stärker aufgelöst, indem die Seitenäste, obwohl noch sehr steil stehend an Länge gewonnen haben. Vom ersten Stock aus betrachtet bilden vor allem der Ginkgo, der Walnussbaum und die kleinere Stechpalme eine Art Dreieck, das die Eckpunkte des Gartens markiert. Oft stelle ich mir vor, wie das ein zehn oder zwanzig Jahren aussehen wird. Ob wir das Wachstum dieser Bäume dann noch in derselben Weise beobachten und wahrnehmen können.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.