Klima- und anderer Wandel

Sollte übermorgen der heißeste Tag des Jahres kommen? Wenn ich die fast schon sengende Strahlung der jetzt am Abend tief stehenden Sonne erlebe, kann ich es glauben. Denn 33 Grad hätten schon das Zeug zu einem Rekordwert. Auch wenn wir hier vor Jahren einmal die 40 Grad-Marke überschritten haben, sind doch Werte oberhalb der 30 eher selten geworden. Die immer wieder statistisch berechnete durchschnittliche Erwärmung, deren Folgen kaum noch zu leugnen sind, macht sich insofern weniger an den absoluten Spitzenwerten der Temperatur fest, eher daran, dass es tendenziell eben immer etwas wärmer wird. Was uns aber am meisten belastet sind nicht die hohen oder niedrigen Temperaturen, sondern der ständige und immer drastischer sich gestaltende Wechsel zwischen beidem. Diese Extreme sind eben auch typisch für den so genannten Klimawandel. Da vollzieht sich tatsächlich ein für niemanden zu leugnenden Wandel, der sich im Verwässern der Jahreszeiten ausdrückt. Genau so viel Sonne im April wie im Mai, im Juni und Juli. Die gesamte Frühjahr-Sommer-Phase war im vergangenen Jahr fast gleichmäßig mit Sonnenlicht versorgt. Dazwischen jede Menge auf und ab, aber kein typischer, deutlich abgegrenzter Frühling. Und auch kein Sommer, der sich wesentlich davon unterschied. Von der Einheitsjahreszeit des Äquators sind wir zwar noch weit entfernt. Aber diese Veränderung muss sich ja zwangsläufig auf unser Erleben der Landschaft und des natürlichen Zyklus der Vegetation allgemein auswirken. Mit sicherlich spürbaren kulturellen Auswirkungen, die mit Auflösungserscheinungen in Wirtschaft, Politik und Religion konkurrieren.

Tagebucheinträge – besser mit Fotos?

Endlich ist die Umstellung wegen des Serverschadens jetzt abgeschlossen. So konnte ich heute die Einträge seit dem 20. Mai wieder neu einstellen, die natürlich lückenlos im Hintergrund erstellt wurden. Schließlich will ich vom Baumtagebuchkonzept, jeden Tag ein Eintrag, nicht abrücken. Mein zum 10-jährigen Tagebuchjubiläum gesetztes Ziel, die Beobachtungen wieder mehr fotografisch zu illustrieren, konnte ich bisher nur bedingt umsetzen. Das liegt wohl eher am Zeitaufwand, der bei der notwendigen Bearbeitung und Auswahl geeigneter Fotos, natürlich auch beim Fotografieren selbst, nicht unerheblich ist. Vielleicht sollte ich mir diesbezüglich neue Routinen ausdenken, die es dennoch ermöglichen. Einfach weil vieles sich mit bildhafter Unterstützung plastischer vermitteln lässt.

Freiluftfreude

Heute waren ungewöhnlich viele Menschen unterwegs auf den Lauf- und Radwegen. Trotz des durchwachsenen Wetters, das uns nur phasenweise Sonne gegönnt hat, hatten sie offensichtlich Freude an der guten Luft, die nach Frühling schmeckt und den Sommer erahnen lässt. Auf dem Weg auffallend sind zurzeit die in voller Blüte stehenden Hartriegelsträucher, die bei uns sehr häufig sind und eigentlich zu allen Jahreszeiten ein gutes Bild abgeben. Im Winter durch die rote Farbe der jungen Triebe, jetzt auf Grund der auffallend großen und weiß strahlenden Blütenstände, während des Sommers durch die dunklen Fruchtstände und im Herbst wegen der rötlichen Verfärbung der Blätter. Fürs Fotografieren waren das heute wegen des starken Winds keine guten Bedingungen, deshalb hatte ich die Kamera nicht mit. Mit Geduld hätte ich aber zumindest die üppige Blüte festhalten können, die so wahrscheinlich in einer Woche nicht mehr zu sehen sein wird.

Erster Honig und Neustart

Mit dem doch insgesamt stabiler werdenden Frühsommer wächst auch meine Lust aufs Fotografieren wieder. Vielleicht mit einem neuen Objektiv, vielleicht aber auch einfach mit der Fortsetzung meiner bewährten und immer noch bevorzugten Motivstreifzüge zu Bäumen, Holzstrukturen und Details in der Landschaft. Gerade diese Zeit ist dafür eigentlich ideal, da das Licht noch zu hart daher kommt und alles in frischem Grün erscheint, währen der Hochsommer die Farben hart und die Kontraste unrealistischer werden lässt. Für V. war heute ein großer Tag: Der erste Honig für dieses Jahr. Immerhin zwei Kästen, leider aber mit noch recht wenig Ertrag. Ich gehe davon aus, dass das von der Frühtracht noch nicht alles war und die stark gewordenen Völker jetzt erst richtig aktiv werden. Hoffen wir auf eine lang anhaltende und weder vertrocknende, noch vom Regen zerstörte Akazienblüte, darauf, dass die Brombeeren besonders lange blühen und die Esskastanie nicht zu früh folgen. Dann könnte dieses Jahr doch noch einen Neustart der Imkerei möglich machen.

Honigzuversicht

V. ist jetzt wieder in richtiger Imkereuphorie, weil seine Bienen in den letzten Tagen wohl ziemlich fleißig waren. Den ersten Honig wird es aber auch an diesem Wochenende immer noch nicht geben. Keine Besonderheit bei uns, alle Imker berichten darüber, dass sich die Ernte dieses Jahr verzögert. Erfreulich ist, dass nun auch die Akazien sehr intensiv blühen und viele große davon in der Nähe zu finden sind. Das verkürzt die Flugwege und damit den Ertrag. Ich hoffe, es wird noch möglich sein, einigermaßen reine Sorten zu erhalten. Das schmeckt m. E. immer besser und man kann die Gläser dann auch eindeutiger etikettieren. Die Anfragen unserer Kunden häufen sich jetzt. Sie können es offenbar nicht mehr erwarten.

Weitwinkel und ein anderer Blick

Die Pläne gehen jetzt doch wieder in Richtung eines neuen Objektivs. Den Weitwinkelbereich näher kennenzulernen würde mich schon reizen. Ich denke ausnahmsweise an ein Zoomobjektiv, das mir gewisse Spielräume vom Normal-Weitwinkel bis zur Standardbrennweite ermöglicht. Nur für Innenräume müsste ich irgendwann einen Superweitwinkel haben, da es ja das bekannte Problem bei Crop-Kameras gibt. Von diesen typischen Weitwinkel-Themen „Landschaft, Architektur und Innenräume“ abgesehen kann ich mir auch vorstellen, dass Naturdetails im Weitwinkel ganz anders wirken. Vielleicht eine Möglichkeit, mein Portfolio rund um die Baumfotografie zu erweitern und durch neue Eindrücke zu bereichern.

Feigenbaum und Gartenfreuden

Es ist tatsächlich so, dass der Feigenbaum seine besten Jahre hinter sich hat. Nur noch die Endtriebe entwickeln sich in diesem Jahr weiter. Andere musste ich heute erneut zurückschneiden. Und in Richtung Stamm kommen keine neuen Seitenäste mehr hinzu. Wir werden sehen, ob außer den üblichen Frühfeigen noch weitere Früchte zur Reife kommen werden. Ansonsten setze ich auf den Nachfolger, den wir parallel heranziehen, der aber natürlich noch eine ganze Weile benötigen wird, bis er diese Größe erreicht hat. Ich glaube, der jetzige war zum Zeitpunkt des Kaufs schon größer, und damals ging das sehr schnell. Als das Thema Feigenbaum dann ein familiäres wurde, war der Baum eigentlich schon ausgewachsen. Irgendwie habe ich damals das Wachstum gar nicht so genau mitverfolgt. Nur seine Veränderungen, die vielen Rückschläge und Neuanfänge in der Folge. Aber gerade in dieser Erwachsenenzeit haben wir den Baum sehr ins Herz geschlossen und mit ihm gelitten oder uns einfach nur an seiner mediterranen Ausstrahlung erfreut. In diesem Sommer sollte er sich eigentlich besonders wohl fühlen. So blumenreich hatten wir es im Garten zuvor noch nie. Vorhin war es schon schwierig, noch freie Plätze für die Wicken und Sonnenblumensetzlingen zu finden. Im Hochsommer können wir mit einem überbordenden Pflanzenwachstum dort rechnen. Jedenfalls wenn die Sonne und die Temperaturen nicht ganz aus der Reihe tanzen.

Bangen um Frühtracht

Mit dem Honig scheint es trotz der zuletzt guten Prognose in diesem Jahr doch schwierig zu werden. Wie V. sagt, haben die Bienen noch nichts verdeckelt. Dabei ist die Hochzeit der Frühtracht ja schon längst vorbei. Es wäre schon seltsam und für V. eine Enttäuschung, wenn die Bemühungen der letzten Monate so wenig Früchte tragen würden. Ich hoffe deshalb immer noch auf eine Weißdorn-Ernte, die zumindest unseren Eigenbedarf deckt. Bei den Weißdornsträuchern zeigen sich demgegenüber bereits die noch grünen Ansätze der Früchte, die erst noch wachsen werden, sich dann in Richtung Rot verfärben, im Hochsommer hellrot leuchten, um gegen Herbst hin immer schwärzer zu werden. Der Weißdorn ist für mich eines der spannendsten und abwechslungsreichsten Gehölze. Schön, dass ich ihm auf meinen Wegen so häufig begegnen kann.

Vegetationszyklus und Lebenslauf

Es kann es nicht häufig genug betonen, wie froh ich um die Feiertage bin, die wir uns in Deutschland erhalten haben. Vor allem die Doppelung an Weihnachten, Ostern und Pfingsten verleiht dem Feierlichen Nachdruck, zunächst einmal unabhängig davon, ob der kirchliche Sinn des Tages bewusst ist und aktiv gelebt wird. So hat auch das Pfingstfest seine ganz eigene Ausstrahlung, die natürlich mit der Jahreszeit zusammenhängt und all jenen vorchristlichen Bräuchen, Ritualen und Traditionslinien, die sich bis heute fortgesetzt haben, häufig transformiert, den Gegebenheiten der Gegenwart angepasst, vielleicht auch in seiner Ursprungsbedeutung verwässert. Es bleibt aber immer eine Ahnung von diesem Zusammenhang und dem, was christlicher Sinn und naturmystische Deutung gemeinsam haben. Eine Ahnung, die von einer tatsächlichen Gemeinsamkeit herrührt, dem intuitiven Wissen um eine höhere Ordnung, die hinter dem Naturganzen steht, hinter dem Blühen und Grünen der Bäume im Zuge des Vegetationszyklus genauso wie hinter dem Wachsen und sich Entwickeln der Menschen in ihrem jeweiligen Lebenslauf. Der Vegetationszyklus spiegelt sich in kleineren Einheiten im Kalenderjahr und prägt damit, in zyklischen Wiederholungen auch die gesamte Biographie. Es ist für mich wichtig, diese großen Zusammenhänge aus Anlass der Feiertage immer wieder konzentriert mitverfolgen und in ihren Auswirkungen auf Kommunikation und Alltagserleben erleben zu können. So wie auch an diesem Pfingstfeiertag, der Hoffnung auf eine Rückkehr des Frühlings und einen schönen Frühsommer machte.

Ruhiger Pfingsttag im Frühlingsgrün

So sonnenreich wie angekündigt war dieser Pfingstfeiertag leider nicht. Zwar warm, aber leider kein blauer Himmel, sondern durchgängig Hochnebel oder Wolken. So hielt sich die Ausflugslaune meiner Beobachtung nach bei vielen auch in Grenzen. Jedenfalls außerhalb ausgewiesener Feste waren auf den Spazier-, Wander- und Radwegen heute nur wenige unterwegs. Das hat mir der kurze Gang mit W. am Nachmittag gezeigt. Aber ruhig und gelassen war der Feiertag dann doch, insofern dem Geist des Tages entsprechend. Wieder sehr dominant in der zurzeit sehr grünen Baumlandschaft sind die Pfaffenhütchen, die noch nie so üppig geblüht haben. Das verspricht eine sagenhafte Pfaffenhütchenfrucht im Spätsommer. Der Weißdorn ist dagegen schon fast vollständig abgeblüht, die ersten Ansätze der Frucht haben sich schon ausgebildet. Bin gespannt, wie die Frühtracht ausfällt, die bei uns wesentlich von der Weißdornblüte bestimmt wird. Ich schätze, in wenigen Tagen werden wir es wissen. Und dann steht auch schon mit der derzeitigen Akazienblüte die nächste reine Sorte an. Hoffen wir, dass der eingefangene Schwarm die Mannschaft so weit verstärkt, dass ein Ertrag resultiert, der zumindest den Eigenbedarf und den einiger Stammkunden bedient.

Erster Efeuschnitt

Es war einmal wieder höchste Zeit für den Efeuschnitt. Bei dem Wetter der letzten Wochen hat sich der Efeu so richtig wohlgefühlt und jede Menge frische Blätter ausgebildet. Die heben sich dann immer farblich von den älteren, tiefer liegenden ab. Frisches, zartes Hellgrün auf dem Untergrund der dunkleren ledrigen Blätter des Vorjahres. Ich lasse immer noch einiges von dem neuen Material stehen und dünne die tiefer liegenden Schichten aus. Dabei kommt dann eine ganze Tonne geschnittenen Materials zusammen, so dass die Grüne Tonne vollständig gefüllt wurde und ich schon mein ganzes Körpergewicht einsetzen musste, um es zu komprimieren. Das obligatorische Niesen blieb natürlich auch nicht aus, das mich immer überfällt, da ich diesen feinen Blütenstaub nicht vertragen kann, der sich zwischen dem Laub festgesetzt hat und beim Schneiden aufwirbelt. Und das übliche Gespräch mit V. war ebenfalls Standard. Aber die Methode mit der Heckenschere werde ich dennoch nicht tolerieren, da ich nach wie vor der Ansicht bin, dass bestimmte Arten bestimmte Schnittmethoden erfordern. Zerfetzte Efeublätter gehen für mich gar nicht. Deshalb das mühsamere Schneiden mit der Baumschere.

Schönes Olivenbäumchen Adé

Einen der beiden Olivenbäume, die ich heute im Eingangsbereich des Einkaufszentrums gesehen habe, hätte ich schon gerne mitgenommen. Über den Sommer hätte er sich im Garten sicher auch wohl gefühlt, aber was ist im Winter. Leider haben wir kein Gewächshaus zur Verfügung. So eine Art Orangerie wäre da das richtige Refugium. Die Bäumchen standen mit ihrem Wurzelballen in großen Plastikkübeln und hatten schon einen ziemlich kräftigen Stamm von bestimmt 15 cm Durchmesser, zudem eine kleine, gesund wirkende Krone mit den typischen türkis-gräulichen lanzettförmigen blättern. Das bringt einen sofort in mediterrane Stimmung. Na ja, die Kosten hätte ich wohl nicht gescheut, aber letztlich muss sich so ein Baum auch das ganze Jahr über wohl fühlen. Leider wäre das mit uns nichts geworden.

Blühendes Pfaffenhütchen

Für einen Einundzwanzigsten war das ein ganz ordentlicher Tag. Jetzt am Abend strahlt die tiefstehende Sonne richtig intensiv und auch während des Tages gab es sehr helle Abschnitte zwischen den Wolkenepisoden. Lichtmäßig war das gestern wahrscheinlich die bessere Gelegenheit für’s Fotografieren. So habe ich heute die gestrigen Aufnahmen durchgesehen und tatsächlich einige unverwackelte und kontrastreich gelungene selektiert. Ein seltenes Gelingen. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, die filigranen Zweige des Pfaffenhütchens, und dann noch in so üppig blühender Erscheinung, schon einmal so deutlich festgehalten zu haben.

Windwackler

Das Vorhaben, die Pfaffenhütchen in ihrer derzeit so vitalen Blüte festzuhalten, wollte ich heute umsetzen. Die Kamera hatte ich auch mit dabei. Aber der Wind hat mir dann doch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auch bei noch so viel Geduld war es kaum möglich, die ohnehin schwierig zu fotografierenden Blüten unverwackelt zu erfassen. Wirklich schwierig, nur auf dem Rückweg sind dann kurze windstille Phasen gekommen, die sogleich für eine Reihe von Aufnahmen genutzt habe. Ob das gelungen ist und bei der Serie wenigstens ein paar stabile Aufnahmen entstanden sind, werde ich noch sehen. Bisher konnte ich die Auswahl noch nicht durchsehen. Ein Thema also für den morgigen Eintrag ins Baumtagebuch.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.