Erster Efeuschnitt

Es war einmal wieder höchste Zeit für den Efeuschnitt. Bei dem Wetter der letzten Wochen hat sich der Efeu so richtig wohlgefühlt und jede Menge frische Blätter ausgebildet. Die heben sich dann immer farblich von den älteren, tiefer liegenden ab. Frisches, zartes Hellgrün auf dem Untergrund der dunkleren ledrigen Blätter des Vorjahres. Ich lasse immer noch einiges von dem neuen Material stehen und dünne die tiefer liegenden Schichten aus. Dabei kommt dann eine ganze Tonne geschnittenen Materials zusammen, so dass die Grüne Tonne vollständig gefüllt wurde und ich schon mein ganzes Körpergewicht einsetzen musste, um es zu komprimieren. Das obligatorische Niesen blieb natürlich auch nicht aus, das mich immer überfällt, da ich diesen feinen Blütenstaub nicht vertragen kann, der sich zwischen dem Laub festgesetzt hat und beim Schneiden aufwirbelt. Und das übliche Gespräch mit V. war ebenfalls Standard. Aber die Methode mit der Heckenschere werde ich dennoch nicht tolerieren, da ich nach wie vor der Ansicht bin, dass bestimmte Arten bestimmte Schnittmethoden erfordern. Zerfetzte Efeublätter gehen für mich gar nicht. Deshalb das mühsamere Schneiden mit der Baumschere.

Schönes Olivenbäumchen Adé

Einen der beiden Olivenbäume, die ich heute im Eingangsbereich des Einkaufszentrums gesehen habe, hätte ich schon gerne mitgenommen. Über den Sommer hätte er sich im Garten sicher auch wohl gefühlt, aber was ist im Winter. Leider haben wir kein Gewächshaus zur Verfügung. So eine Art Orangerie wäre da das richtige Refugium. Die Bäumchen standen mit ihrem Wurzelballen in großen Plastikkübeln und hatten schon einen ziemlich kräftigen Stamm von bestimmt 15 cm Durchmesser, zudem eine kleine, gesund wirkende Krone mit den typischen türkis-gräulichen lanzettförmigen blättern. Das bringt einen sofort in mediterrane Stimmung. Na ja, die Kosten hätte ich wohl nicht gescheut, aber letztlich muss sich so ein Baum auch das ganze Jahr über wohl fühlen. Leider wäre das mit uns nichts geworden.

Blühendes Pfaffenhütchen

Für einen Einundzwanzigsten war das ein ganz ordentlicher Tag. Jetzt am Abend strahlt die tiefstehende Sonne richtig intensiv und auch während des Tages gab es sehr helle Abschnitte zwischen den Wolkenepisoden. Lichtmäßig war das gestern wahrscheinlich die bessere Gelegenheit für’s Fotografieren. So habe ich heute die gestrigen Aufnahmen durchgesehen und tatsächlich einige unverwackelte und kontrastreich gelungene selektiert. Ein seltenes Gelingen. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, die filigranen Zweige des Pfaffenhütchens, und dann noch in so üppig blühender Erscheinung, schon einmal so deutlich festgehalten zu haben.

Windwackler

Das Vorhaben, die Pfaffenhütchen in ihrer derzeit so vitalen Blüte festzuhalten, wollte ich heute umsetzen. Die Kamera hatte ich auch mit dabei. Aber der Wind hat mir dann doch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auch bei noch so viel Geduld war es kaum möglich, die ohnehin schwierig zu fotografierenden Blüten unverwackelt zu erfassen. Wirklich schwierig, nur auf dem Rückweg sind dann kurze windstille Phasen gekommen, die sogleich für eine Reihe von Aufnahmen genutzt habe. Ob das gelungen ist und bei der Serie wenigstens ein paar stabile Aufnahmen entstanden sind, werde ich noch sehen. Bisher konnte ich die Auswahl noch nicht durchsehen. Ein Thema also für den morgigen Eintrag ins Baumtagebuch.

Gutes Jahr für Pfaffenhütchen

In diesem Herbst sollten die Pfaffenhütchen besonders üppig an den Sträuchern zu sehen sein. Denn die Blüte, eigentlich sehr unscheinbar, ist mir in so hoher Dichte noch nie aufgefallen, so dass sie derzeit unübersehbar ist. Ebenfalls neu ist mir, dass sie eine Art Nektar ausströmt, die sich an der Oberfläche glänzend ablagert. Ob die Pfaffenhütchen auch als Bienenweide dienen, ist mir allerdings nicht bekannt. Allzu häufig sind mir Insekten in ihrer Nähe bisher nicht aufgefallen. Die Blütenköpfe zu fotografieren ist sehr schwierig, weil sie so wenig Farbkontrast bieten. Ich will dennoch in den kommenden Tagen einen erneuten Versuch starten. In jedem Fall aber freue ich mich auf Früchte. In der zu erwartenden Dichte wird das sicher eine gute Grundlage für viele schöne und farbenfrohe Fotografien im Herbst werden.

Bienen in Hochform

Wie V. berichtet sind die Bienen zurzeit besonders gut unterwegs. Gerade heute war ein hervorragender Tag, gemessen an ihrer Aktivität. Und außerdem steht ja auch der Weißdorn in voller Blüte, ist mancherorts sogar schon am Verblühen. Die Frühtracht sollte demnach eigentlich üppig ausfallen. Jedenfalls wenn jetzt nicht durchgehende Regentage folgen, während derer sich die Bienen erfahrungsgemäß gerne mit ihrem zuvor eingesammelten Nektar trösten. Mehr als einmal haben wir das schon erlebt: Eine eigentlich erfreuliche Frühtracht, die dann aber dem Bienenfrust während längerer unerwarteter Kälte- oder Nässeperioden zum Opfer gefallen war. Hoffen wir, dass sich das in diesem Jahr nicht so entwickelt.

Standortkonkurrenz

Wie ich beim Einpflanzen des neuen Rosenstocks feststellen konnte, wäre es durchaus möglich, die gesunden Weinreben in diesem Abschnitt des Gartens umzuleiten. Direkt daneben war ein ganz alter Stock zugrunde gegangen. V. hatte das vor einigen Tagen entdeckt und ihn daraufhin ganz entfernt. Diese Lücke könnte der benachbarte Stock ausfüllen, wenn er nur umgeleitet und von der Mitte zum Rand verlegt würde. Ich bin mal gespannt, ob sich V. dazu bereit erklärt. Das wäre die richtige Lösung für unser Standortproblem in Sachen Feigenbaum. Wenn rundherum die Weinreben wuchern und über die Sommermonate mit ihrem dichten Laub alles unter ihnen abschatten, wird das nie etwas mit dem kleinen Bäumchen. Schließlich muss er die Höhe der Weinreben erst einmal übersteigen. Erst wenn die Äste sich oberhalb verzweigen würde es seiner Entwicklung nicht mehr schaden. Also ein weitere Konfliktpunkt, den wir hoffentlich bald werden auflösen können.

Letzte Feigenernte

Gut, dass wir die Blumen letzten Samstag eingepflanzt haben. Die Atmosphäre und Witterung heute wäre nicht so geeignet gewesen. Temperaturmäßig geht’s jetzt wieder rückwärts. So als ob die Kapriolen der Vorjahre sich unbedingt wiederholen müssten. Erfreulich: Das Feucht-tropische Wetter der letzten Wochen hat die ersten Feigenfrüchte zu für diese Jahreszeit beachtlicher Größe anwachsen lassen. Das ist mit dem Vorjahr durchaus vergleichbar. Dass der Baum aber geschädigt ist, zeigt sich daran, dass außer den Endtrieben fast keine neuen Asttriebe zu sehen sind. Der Baum erscheint immer noch ziemlich kahl, mit grünen Spitzen an langen Ästen. Denkbar also, dass wir noch einmal eine überschaubar Fruchternte erleben dürfen. Aber eine Zukunft ist dem Baum nicht mehr zuzutrauen. Hoffen wir, dass der kleine neue sich gut anlässt und wir ihm bald einen festen Standort im Garten zuweisen können.

Garten – Vögel – Bäume

Felix oder zumindest einer seiner Nachfolger singt jetzt von Tag zu Tag länger. Die Amseln sind in diesem Jahr sehr spät dran mit Ihrem Gesang. Er war zwar schon seit Wochen immer wieder zu hören, aber nur auf wenige kurze Phasen begrenzt. Jetzt, sogar in den Abendstunden, höre ich das gewohnte Konzert, das kein Ende mehr nehmen will. Die Melodie ist eine andere geworden. Deshalb zweifle ich, dass es sich noch um Felix handelt. Es kann natürlich sein, dass er seine Lieblingsmelodie von Jahr zu Jahr vergisst und sich immer wieder neu erfindet. Das ist eine der besonders schönen Erlbenisse des Frühlings und Sommers: Singvögelkonzerte, Vögel sich zwischen verschiedenen Ruhestationen im Garten bewegend, bevorzugt zwischen den hohen Masten und den Bäumen, vor allem dem Ginkgo und dem Feigenbaum. Vögel auf dem Boden nach Regenwürmen und anderen Insekten suchend, am liebsten nach Regenfällen. Und besonders schön: Singvögel, sich putzend und bei Gelegenheit sich in Pfützen oder vollgelaufenen Wasserschalen badend. Es ist kein Wunder, dass Vögel als archtetypische Symbole auf eine Stufe mit den Bäumen, den Bergen und Engeln gesetzt werden können. Es liegt ein Faszinosum in ihnen, das irgendwo zwischen Bewunderung und Geheimnis vermutet werden kann.

Gartentraumeindrücke

Im vergangenen Jahr haben wir es verpasst, deshalb war der heutige Besuch bei den Gartenträumen doch wieder ein sehr schönes Erlebnis. Auch wenn wir schon vorab wissen, was uns dort erwartet, gibt’s im Einzelnen immer wieder Überraschungen. Auch hat die Zahl der Ausstellung wiederum zugenommen, mit einem enormen Besucherandrang und Besuchern, die offensichtlich Freude an dieser zur Jahreszeit passenden Abwechslung haben. Für den eigenen Garten haben wir eine sehr schöne englische Kletterrose mit zweifarbiger Blüte (Gelb-Hellrot) erstanden, die zudem auch noch duftet. Wir überlegen die bogenförmige Rankhilfe wiederzubeleben, deren Bogen wir vor Jahren entfernt hatten. Auf der einen Seite klettert noch der ältere Rosenstock mit rotblättrigen Blüten. Diese neue wäre also das Pendant auf der anderen Seite, mit der Perspektive, dass beide am Bogen irgendwann zusammenwachsen. Das wäre ja dann so eine Art Rosenbaldachin, ein aus zwei Stämmen aufgebauter Rosenbaum. Auf dem Weg zu den Gartenräumen dominant waren diesmal die weißblühenden Rosskastanien, die dort eng gepflanzt wurden und schon bald eine richtige, dicht stehende Allee bilden werden. Aber auch sonst hat sich die Kulisse der Gartenausstellung in üppigem Baum- und Pflanzengrün dargestellt, vor der die vielen zum Verkauf stehenden Pflanzen wie Farbtupfer wirkten. Alle, die sich jetzt eine ausgedehnte Gartensaison wünschen, werden dabei jede Menge Anregungen mitgenommen haben.

Junger Feigenbaum ersetzt alten Weinstock

Für V. ist es eine große Enttäuschung, dass einer seiner älteren Weinstöcke nicht mehr ausschlägt. Er hat ihn deshalb heute ganz entfernt. Damit ist ein Stück des kühlenden sommerlichen Blätterdachs verschwunden. Das Gute daran ist, dass der Platz dort als künftiger Standort für den neuen Feigenbaum wahrscheinlicher geworden ist. Eine weitere Rebe müsste nur umgeleitet werden. Dazu sträubt sich V. zwar noch, ich hoffe aber, wir können das in den nächsten Jahren realisieren, so dass der kleine Feigenbaum von Anfang an auch genügend Licht bekommt.

Parkexoten und kommunale Sparzwänge

Schade, dass ich beim heutigen Gang durch den Stadtpark keine Kamera mit mir hatte. Dort sind viele exotische Bäume zu bewundern, deren Namen ich dank der Schilderbeschriftung auch kenne. Zwei davon beobachte ich seit Jahren, nur selten aber bin ich zur richtigen Zeit dort, um die Blüte zu sehen. Heute stand sowohl die Filzige Paulownie, auch Blauglockenbaum genannt, als auch der Taubenbaum, dessen botanisch korrekter Name mir nicht einfallen will, in voller Blüte. Diese stahlblauen Blüten der Paulownie hatte ich in früheren Jahren schon einmal gesehen. Der Taubenbaum aber war mir in dieser Erscheinung noch unbekannt. Beim Blick auf die zweilappigen schneeweißen Blüten ist klar, woher der Name kommt. Entfernt könnte man an die beiden Flügel weißer Tauben denken, die sich dort niedergelassen haben. Ein wenig traurig wirkt dieser Park inzwischen schon auf mich, denn man sieht, dass vom Geist jener Zeit, in der er geplant und die Bäume gepflanzt wurden, nicht mehr viel übrig geblieben ist. Die einst sorgfältig vor jedem Baum platzierten Schilder sind meist umgeknickt, halb zerstört oder so verschmutzt, dass die Schrift kaum noch zu erkennen ist. Niemand mehr scheint sich darum zu kümmern, geschweige denn, dass noch neue Bäume angepflanzt würden. Das Gesamtbild des Parks wird stattdessen von Wegabgrenzungen geprägt, die wohl auf eine bevorstehende Sportveranstaltung hinweisen. Selbst die Saline ist jetzt, Mitte Mai, immer noch nicht in Betrieb, sonst eigentlich einer der Hauptanziehungspunkte, der stark frequentiert wurde. Sollte auch das wieder einem Sparprogramm zum Opfer gefallen sein? Die Entwicklung der Kommunen kann einem inzwischen jede Hoffnung nehmen, dass bislang selbstverständliche Leistungen für die Bürger langfristig noch zur Verfügung stehen können. In Verbindung mit der demoskopischen Entwicklung unserer Region keine erfreuliche Perspektive.

Avisierte Gartenarbeit

Die Pause am Nachmittag war ähnlich angenehm wie am Wochenende. Aber die Woche begann ziemlich schleppend, so dass ich die Gartenatmosphäre nur kurz aufnehmen konnte. Ich hoffe, der Frühling wird sich nicht in ähnlicher Weise schleppend fortsetzen, sondern überwiegend seine schönen Seiten zeigen. Ein künftiges Wochenendprojekt ist bei der Nachmittagspause beim schweifenden Blick auf die Zypressenhecke auch schon wieder avisiert worden. Die Hecke müsste wieder in Form geschnitten werden. Dafür müssen wir u. a. auf das Grundstück des Nachbarn, damit die dort schon überstehenden Spitzen gleichmäßig gekappt werden können. Eine Geduldsarbeit, bei der ich mich wahrscheinlich wieder mit V. um die Frage streiten werde, ob die Oberkante der Hecke parallel zum Horizont oder zum Gefälle des Grundstücks verlaufen soll.

Sonnensonntag

Einen so schönen und angenehmen Sonnensonntag wie heute wünsche ich mir für den Rest der hellen Jahreszeiten. Das war ein Traumwetter, das an Hochsommer denken ließ, wenn auch noch nicht ganz so warm. Aber das Licht stimmt schon einmal. Und die Eindrücke auf den Wegen inmitten der Landschaft sind ebenfalls schon dem Sommer vergleichbar. Viel transparentes Grün begegnet einem jetzt beim Blick durch die Baumkronen, und besonders die Gräser legen ein gewaltiges Wachstum hin, was schon die ersten Mähdurchgänge veranlasst hat. So kann es gerne bleiben und die Vorhersagen des Hundertjährigen Kalenders vom Anfang des Monats widerlegen. Solche Frühlingstage sind für das Gemüt und die Schaffenskraft Gold wert.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.