Lichtverliebte Gleditschien

Die wuchsfreudigste und stärkste unter unseren drei kleinen Gleditschien strebt immer weiter zum Licht. V. hat jetzt eine noch höhere Stütze dazugestellt, die auch die zuletzt stark verlängerte Spitze stützen kann. Bald wird diese Spitze durch die Ebene der Weinreben vorgedrungen sein, worum es ihr vermutlich geht. Dabei haben wir den kleinen Baum ohnehin lichtexponiert platziert. Aber das zeigt, dass diese Art wirklich zu den Lichtbäumen gehört. Ich bin jetzt gespannt, wie er am Ende des Sommers aussieht und ob er den Winter schadlos übersteht. Ein Beispiel, dass jahrelange Beharrlichkeit sich bei der Aufzucht nicht so vertrauter Arten auszahlen kann. Dass nun ausgerechnet dieser so stark geworden ist, muss individuelle Gründe haben und ist sicher nicht allein dem Umstand geschuldet, dass ich ihm den größten Pflanztopf genehmigt habe. Es war vielmehr so, dass er den erkennbar benötigt hat, einfach weil seine besondere Wachstumsfreude schon im Frühjahr absehbar war.

Regenwasser wird knapp

Gemessen an der Zwischenbilanz verspricht das ein recht sonnenreicher Juli zu werden. Sofern wir nicht wieder eine dieser überraschend radikalen Wetterumschwünge erleben. Zunächst aber wieder Hitze und für uns immer drängender werdende Gießwasserknappheit. Höchstens noch zwei Tage wird das Regenwasser aus dem Becken reichen, dann müssen wir tatsächlich zum Wässern der Bäume und Gießen der Blumen Leitungswasser abzapfen. Vielleicht werden wir aber auch mit einem Gewitterregen beschenkt, der nicht zu heftig, aber doch lang genug ausfällt, dass sich die Becken, Tanks und Tonnen wieder ein Stück weit füllen können.

Garten zwischen Grün, Licht und Wachstum

Der Garten präsentiert sich in diesen Tagen in einer ungewöhnlichen Pracht. Die vielen blühenden Blumen, das intensive und immer noch stärker werdende Grün des Baumlaubs, der Wechsel von Licht und Schatten und die transparenten Bereiche des Blattwerks. Und schließlich die ersten, langsam wachsenden Früchte. Es gibt doch mehr Feigen, als ich zuletzt dachte. Zwar nur an den Endtrieben, aber zahlreich auftretend. Sie sind nur ziemlich spät an. Ob alle noch zur Reife gelangen werden, scheint ungewiss und wird wesentlich vom weiteren Licht- und Temperaturverlauf des Sommers abhängen. Und davon, wie lange der Sommer den Herbst vor sich herschiebt. Vielleicht wird es die letzte Fruchtsaison des Baums werden. Vielleicht werden wir ihn aber doch noch versuchsweise über den Winter retten. Das nächste Frühjahr wird seine Überlebenschancen dann wohl endgültig offenbaren.

Konzentrierte Tage

Ganz gut, so eine zwischenzeitliche Abkühlung, die Pflanzen mögen das, zumal die nächsten Heißwetterphasen im Anzug sind. Viel Wasser benötigen die Blumen dennoch, so dass es mit den Vorräten bei uns langsam kritisch wird. Solche Tage sind für mich selbst produktive Tage, an denen besonders konzentriertes Arbeiten möglich ist. Gerade in Verbindung mit der durch Urlaub verursachten Zurückhaltung vieler Auftraggeber kann sich Kreatives ungebremst entfalten. Und so eine Beschleunigung kann von Zeit zu Zeit recht nützlich sein.

Blumen und Bäume ziehen

Für unseren Problemblumentrog haben wir heute auf dem Kräutermarkt zum Klosterfest doch noch eine Ersatzlösung gefunden. Ein Stock Strohblumen, die sich M. ohnehin schon länger gewünscht hat. Sie hatte auch schon welche zum Trocknen in der Gärtnerei vorbestellt. Dieses ist aber ein lebendes Exemplar, das wir kurzerhand in die Mitte des Trogs gepflanzt haben, als Ersatz für die eigegangenen. Das passt gut, denn die Farbe ist Gelb-Orange, entspricht also ungefähr der vorherigen Bepflanzung. Insgesamt haben die Blumen sehr unter der Hitze der letzten Wochen gelitten. Ich hoffe, sie werden sich jetzt wieder erholen können und wir haben noch viel Freude an dem Blütenmeer und den schönen Farbkombinationen. Ein echtes Phänomen ist der stärkste unserer drei kleinen Gleditschienbäumchen. Dieser schießt immer weiter in die Höhe, ohne dabei allerdings irgendwelche ausgreifenden Seitenäste zu bilden. Der Baum besteht eigentlich nur aus dem dünnen Stamm, der immer länger wird, uns ganz kurzen und zarten Seitentrieben, die nur wenige Zentimeter Länge aufweisen. Keine wirklichen Äste. Das macht es schwierig, ihn weiter zu pflegen, denn selbst der verlängert Stützstab reicht jetzt schon wieder nicht aus, um seine ganze Höhe zu erfassen. Und das Missverhältnis der Höhe zur Dimension des Pflanztopfs wird immer größer. Eigentlich müsste er jetzt in die Erde, daneben eine lange Stütze, dann könnte er sich wahrscheinlich am leichtesten stärken und irgendwann auch selbstständig stabil stehen. Nur auf die Standortfrage wissen wir noch keine Antwort. Es wirkt so wie beim Walnussbaum. Er hat erst einmal einen unbändigen Vertikaltrieb, der lange Zeit eine Stützung erfordert, bis er sich irgendwann zu einem Breitenwachstum bereit erklärt. Beim Ginkgo war das ähnlich. Der hat aber in seinem Stammumfang so gut zugelegt, dass er heute schon ohne Stützt auskäme, ohne beim starkem Wind noch gefährdet zu sein.

Rückblickend lernen

Der Wechsel vom Tief- in den Hochdruck bekommt mir wesentlich besser als das Umgekehrte. So lebe ich bei der Rückkehr der Hochsommerphase richtig auf und kann die Bewegung in der Sonne ganz gut vertragen. Merkwürdig, dass dieser Sommer für mich eher von den Bäumen und anderen Pflanzen des Gartens und der unmittelbaren Umgebung geprägt ist. Die weitere Landschaft zieht mich in diesem Jahr weniger an. Die Arbeit mit verschiedenen Hölzern scheint in 2015 nicht gerade ihre Hochphase zu erleben, jedenfalls kann ich mich an wesentlich intensivere kunsthandwerkliche Auftragslagen erinnern. Wie immer ist auch dieser Eindruck bedeutungsvoll und lenkt die Aufmerksamkeit in andere sonst weniger im Fokus stehende Richtungen. Im Großen und Ganzen kann solche Abwechslung bereichernd sein. Am interessantesten ist das Verstehen des irgendwann im Rückblick erkannten Sinns. Wenn man alles immer schon im Augenblick des Erlebens verstehen würde, hätte das auf unser Lernen sicher ungeahnte und kaum vorstellbare Auswirkungen.

Imkerhoffnung

Im letzten Jahr gab es jetzt noch Waldhonig. Bisher ist davon allerdings noch nichts in Sicht. Ohnehin ist es immer ein Glücksfall, wenn die Nadelbäume am Waldrand honigen, ein Fall, der bei uns nur alle paar Jahre vorkommt. Wünschen würde ich es V., der nach dem ganz ordentlichen Ertrag aus der Brombeer- und Esskastanienblüte wieder neue Hoffnung geschöpft und Pläne für die kommende Saison geschmiedet hat. Mit der Behandlung gegen die Varroa will er diesmal deutlich früher beginnen. Möglicherweise ist das ja das Geheimrezept und der Grund für die enormen Verluste der letzten Jahre. Nachdem die Völker jetzt wieder so stark angewachsen sind, kommt es ganz darauf an, sie ins nächste Jahr gesund hinüberzubringen.

Blumensorgen

Mit unseren Trogblumen haben wir in diesem Jahr einige unangenehme Überraschungen erlebt. Einige zeigen eine sehr instabile Blüte und damit ein eher unschönes Gesamtbild, andere sind uns während der heißen Tage verdorrt. Und dann ist ausgerechnet die schönste Bepflanzung, nämlich die in unseren schmalen und niedrigen Sandsteintrog, völlig eingegangen. Wir vermuten, dass irgendein unangenehmer Zeitgenosse darüber uriniert hat, was den Boden und damit die empfindlichen Blumen ruiniert hat. Ein Ersatz ist zu dieser Jahreszeit schwer zu finden, so dass wir uns derzeit mit Notlösungen behelfen müssen. Die Bäume dagegen entwickeln sich trotz der Wetterumschwünge prächtig. Besonders der Walnussbaum zeigt sich derzeit sehr wuchsfreudig und holt einiges nach, was er im vergangenen Jahr versäumt hat. Glücklicherweise werden die unteren Seitenäste jetzt auch länger und die Krone damit breiter. In der Höhe hat er mit dem Ginkgo fast aufgeschlossen, aber der Stamm ist noch immer sehr dünn.

Hitzeherbstzeichen

Die Hitze der letzten Wochen hat schon Spuren hinterlassen, die in der Baumlandschaft auf den ersten Blick erkennbar sind. Bäume mit relativ filigranen Blättern zeigen jetzt schon tatsächlich Anzeichen herbstlicher Färbung. So habe ich es heute bei einigen Ebereschen beobachtet, was für die Jahreszeit natürlich absolut ungewöhnlich ist. Normalerweise kommt diese Färbung erst, wenn die roten Früchte bereits ihr knalligstes Orange hinter sich haben und in überreifem Zustand schon in Richtung Dunkelrot-Braun gehen. Zurzeit aber sind sie noch gar nicht richtig ausgereift – und dann die teils bräunlichen Blätter. Also war die anhaltend hohe Temperatur bei trockener Luft doch ein Stressfaktor. Bei einigen unseren Kübelpflanzen, die sonst unempfindlich schienen, haben wir das schon feststellen können. Nun also sind auch einige Baumarten betroffen. Ich hoffe, die moderateren Temperaturen, der zwischenzeitliche Nieselregen und die Gewitterschauern werden auch für diese Arten eine Erholung bedeuten, so dass kein wirklicher Schaden entstehen wird.

Der ruhige Sommer

Noch einmal ein richtig heißer Tag. Ich schätze, das war jetzt der Höhepunkt des Hochsommers. Es wird jetzt moderater weitergehen. Für mich wichtig ist das Licht, die Temperaturen können ruhig niedriger sein. Aber das Sonnenlicht gibt uns allen die Energie und letztlich auch den Eindruck der Jahreszeit. Ich freue mich, in den nächsten Wochen das Grünen, letzte Blühen und beginnende Fruchten vieler Baum- und Straucharten beobachten zu können. Mit dem richtigen Licht werde ich hoffentlich auch wieder meine Fotoserien aufgreifen und das Portfolio der Baumfotografien erweitern. Den „ruhigen“ Sommer würde ich diese Zeit nennen, die voraussichtlich vor uns liegt. Vielleicht der schönste und gelassenste Abschnitt, wenn die sonstigen Umstände passend sind.

Wärmeliebende Gleditschien

Ich hatte es immer schon vermutet. Die Gleditschien sind Lichtbäume. Vielleicht genauer Sonnenbäume, denn bei dieser Hitze gedeihen sie besonders gut. Seit Jahren haben sie keinen so deutlichen Wachstumsschub hingelegt. Zwar immer noch vor allem in der Vertikalen, ohne nennenswerte Tendenzen, Seitenäste auszubilden. Aber doch so, dass man bei den drei stärksten von kleinen Bäumchen reden kann. Bisher konnte angesichts des mickrigen Stammumfangs kaum davon geredet werden. Ausreichend Pflanzerde und viel Licht und Wärme scheint ihnen also gut zu tun. Vielleicht benötigen sie aber auch einen festen Platz in der Erde, den wir ihnen bisher noch vorenthalten haben. Da sie aber die letzten beiden Winter draußen gute überstanden haben, wäre es durchaus ins Auge zu fassen. Wenn wir denn einen lichtreichen Standort finden.

Regenwasser wird knapp

Das habe ich zuletzt richtig vorhergesagt. Heute reichte das Regenwasser nur noch für eine Kanne. Den Rest für unsere Gartenblumen musste ich schon aus unserem Becken schöpfen. V. hat das Rohr ins Becken umgeleitet, auf einen länger anhaltenden Gewitterregen hoffend. Der würde sowohl den Tank wieder etwas auffüllen als auch das Becken. Jedenfalls könnte es in den nächsten Wochen öfter mal knapp werden, bis der Hitzesommer wieder wechselhafter wird und das Wasserproblem geringer. Ich freue mich, dass die Gartenbäume noch keine erkennbaren Schwächen zeigen. Da geht noch vieles aus Reserven und tief reichenden Wurzeln. Deshalb denke ich, wir kommen trotz der extremen Temperaturen diesmal glimpflich davon.

Regen nach der Hitze

Ob es tatsächlich ein Hitzerekord heute war, weiß ich nicht. Vielleicht werden die Nachrichten etwas darüber berichten. Bei uns ist das Thermometer immerhin auf 38 Grad geklettert. Interessanterweise gewöhnt man sich irgendwann daran und es ist dann nicht mehr ganz so belastend. Dennoch freue ich mich auf die ersten Gewitterregen, von denen ich hoffe, dass sie nicht zu heftig ausfallen. An unseren Kübelpflanzen wollen wir nämlich noch weiter Freude haben. Und bestimmte Blüten sind schon sehr empfindlich gegenüber zu viel Nässe oder gar Platzregen. Wie erwartet geht uns langsam das Regenwasser zum Gießen aus. Der Strahl war heute schon deutlich dünner und floss langsamer aus dem Tank. Auch deshalb wäre der Regen ein Gewinn. Ob wir den eigentlich obligatorischen Antikmarkt morgen besuchen werden, lassen wir derzeit noch offen. Es wäre das erste Mal seit Jahren, dass wir ihn nicht sehen. Immerhin, der quadratische Platz ist zu drei Seiten von Bäumen gesäumt, unter denen ein großer Teil der Händler ihre Quartiere aufschlagen. Das wäre eine Zufluchtsmöglichkeit.

Weinprognose

Die Weintrauben entwickeln sich jetzt doch besser als zuletzt vorhergesagt. Nachdem V. die steil nach oben schießenden jungen Zweige entfernt hat, die nur Blätter tragen, haben sich die Nährstoffe mehr auf die fruchttragenden Bereiche verteilt. So sind die Trauben jetzt schon deutlich zu erkennen, noch ganz klein und grün. Aber sie sind nicht spärlich, weder in der Fläche noch in Bezug auf die einzelne Traube bzw. die Anzahl der Beeren. Das sieht eigentlich ganz gut aus. Nur die Qualität hat in den vergangenen Jahren zu Wünschen gegeben. Sogar V. hat das neulich eingeräumt, nachdem Jahrzehnte lang seinen eigenen Wein verteidigt hat. Die Wahrheit ist, dass ihn eigentlich immer schon nur er selbst und andere hart gesottene genießen konnten.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.