Überfällige Korrektur

Wir haben schon sonnigere Mariä Himmelfahrtstage erlebt. Eigentlich passt Sonne auch besser zu diesem Feiertag, der Symbolik der Kräutersträuße und dem Feiertäglichen an sich. Die regnerischen Phasen aber, die für mich den Scheitelpunkt dieses Hochsommers markieren, und die deutlich gesunkene Temperatur haben uns ein wenig der über den Sommer entstandenen Hochtempostimmung entrückt. Und das unterstützt den Feiertag dann auch wieder. Insgesamt finde ich es sehr erholsam, beim Blick aus dem Fenster endlich wieder tropfendes Weinlaub zu sehen, und beim Blick in die Landschaft sich erholendes Grün, das zuletzt dem langen Wassermangel zum Opfer zu fallen drohte. Höchste Zeit für diese Korrektur, auch wenn der Biorhythmus wieder auf die Probe gestellt wird. Der erholsamere Spätsommer kann jetzt gerne beginnen und soll möglichst lange halten.

Kräuterstrauß 2015

Strauß aus Wiesenkräutern

M. wäre heute Nachmittag eigentlich gerne länger am Waldrand geschlendert. Wir waren noch dorthin gefahren, nachdem die Kräutersuche auf den Brachflächen und Wegrändern im Industriegebiet zwar erfolgreich, aber noch zu artenarm ausgefallen war. Dort am Wald haben wir dann noch mehr Rainfarn gefunden, wegen der goldgelben Blütenköpfe eines unserer Lieblingskräuter, aus dem wir gerne auch einen separaten Strauß bilden. Aber es waren auch noch einige weißblühenden dabei, wie z. B. die Wilde Möhre, die sich im traditionellen Kräuterstrauß zu Mariä Himmelfahrt auch wegen der gleichzeitig am Stängel befindlichen Fruchtdolden sehr dekorativ macht. Da wir nicht ganz so kräuterkundig sind, sind uns die Zuordnungen bzw. Namen vieler anderer gesammelter Arten allerdings nicht bekannt. Es sind eigentlich immer die gleichen, die man an den Wegrändern findet. Nur variieren ihre Häufigkeit und ihr Entwicklungsstand unmittelbar vor dem 15. August von Jahr zu Jahr. Am schwierigsten war es diesmal, zwei Königskerzen zu finden. Die wenigen, die wir sichten konnten, waren schon verblüht oder ganz vertrocknet. Am Ende ist es dann doch noch eine lange und eine etwas zu kurze geworden. Letzter haben wir im Zentrum des Straußes so platziert, dass sie dennoch die Spitze bildet.

Kauziges Feigenbaumindividuum

Die Äste des Feigenbaums hängen in diesem Sommer ganz tief. Unter dem Gewicht der größer werdenden Früchte und lappigen Blätter. Aber auch, weil der Baum durch die Lichtkonkurrenz der nebenstehenden höheren Bäume sich immer weiter verbreitert hat. Vielleicht ist das auch der Grund für den merkwürdigen Umstand, dass diesmal alle Früchte an den Endtrieben sitzen. Der Baum hat in Stammrichtung gar keine neuen Triebe mehr ausgebildet, dementsprechend auch keine Blätter. Alles spielt sich in den Randbereichen ab. In Verbindung mit dem stark geschädigten Grundgerüst, den vielen morsche Abschnitten des Stamms und der stärkeren Äste, macht er inzwischen einen undefinierbaren Eindruck. Eine kauzige Gestalt, von dem man nicht so genau sagen kann, wie man sie findet. Ein starker Überlebenswillen ist ihm auf jeden Fall zu eigen. Wir werden im Frühjahr wissen, um der ausreicht, um ihm tatsächlich eine Zukunft in einem Klima zu ermöglichen, das seiner Art nicht optimal entspricht.

Marmeladenvorlieben und Honig

Selbst die Brombeeren fallen in diesem Sommer eher reduziert aus. V. hatte Probleme, geeignete zu finden, da er seine berühmte Mischung aus Nashi-Birnenfrucht und Brombeeren zu Marmelade verarbeiten wollte. Tatsächlich gehört diese Erfindung zu den Marmeladen-Highlights der letzten Jahre. Und wenn meine Favoriten „Blaubeere“ oder „Ingwer“ ausgegangen sind, greife ich meist auf diese Sorte zurück, die wir noch aus den Vorjahren im Vorrat haben. Am liebsten ist mir allerdings der eigene Honig, der Dank des mutigen Neuanfangs, den V. gewagt hat, dieses Jahr wieder reichlicher floss. Bis er an das Niveau früherer Zeiten anknüpfen kann, sind aber noch einige Hürden zu nehmen. Vor allem muss er das richtige Behandlungsverfahren herausfinden. Erkundigungen dazu hat er genügend eingenommen, aus der Fachpresse und von Kollegen. Hoffen wir, dass der Zustand der Völker im kommenden Frühjahr ein positiver sein wird.

Rotweinprognose

Die Wespenfänger sind in diesem Jahr ebenso notwendig wie erfolgreich. Vermutlich wären unsere heranreifenden Weintrauben schon zur Hälfte angefressen, wenn die Insekten sich nicht zuvor auf das leichter zugängliche Zuckerwasser stürzen würden. Dieser Vorsichts- und Schutzmaßnahme ist umso sinnvoller, als die diesjährige Weinlese ohnehin schmal ausfallen wird. Die Beeren sind ziemlich klein und teilweise schon verschrumpelt, eine Folge des Wassermangels. Eigentlich müssten die verbliebenen aber süßer sein als in den Vorjahren, bei so viel Sonne. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass die vorteilhafteste Mischung von Niederschlägen, Sonne und kühlen Nächten in 2015 eher nicht erreicht wird. So werden wir für unseren kleinen Privatanbau nicht mehr als durchschnittliche Qualität erwarten können.

Für Walnussbaum-Gärtner 60+

Es war ein Kommentar zu meinem Baumtagebucheintrag vom 18. Juli dieses Jahres, der mich heute von der Redaktion der Zeitschrift Senioren Ratgeber erreicht hat. Gerne gebe ich den Aufruf an alle Walnussbaumbesitzer und –nutzer 60+ an dieser Stelle erneut wieder. Denn das Erleben von und die Begegnung mit den eigenen Bäumen des Gartens ist ja auch eines der Hauptthemen meines Tagebuchs. Leider kann ich selbst nichts beitragen, da ich zum einen nicht in die Altersgruppe falle und unsere eigenen Nussbäume leider noch zu jung und deshalb nicht sehr ertragreich sind.

Liebe Walnussbaum-Gärtner, wer hat Lust, bei einem Walnuss-Special in der Zeitschrift Senioren Ratgeber (Apotheken-Kundenzeitschrift) mitzumachen? Er/Sie (60+) sollte einen Walnussbaum im Garten stehen haben …und auf Ernte hoffen. Er/Sie sollte mir auch zu den Walnüssen etwas erzählen können, z.B. wie alt der Baum ist, was mit den Nüssen später geschieht. Werden sie einfach so gegessen? Verschenkt? Als Pesto eingemacht? Oder verbacken? Haben Sie Lust mitzumachen? Dann bitte melden unter:
Elke Schurr
Redakteurin Senioren Ratgeber
Wort & Bild Verlag Konradshöhe GmbH&Co KG
Konradshöhe 1
82065 Baierbrunn
Tel.: 089 – 74433 452
Fax: 089 – 74433 460
elke.schurr@wortundbildverlag.de
www.senioren-ratgeber.de

Wassernot

Von weitem betrachtet wirken Ginkgo und Feigenbaum inzwischen doch schon ein wenig schlapp. Die Spannkraft der Blätter hat durch die lang anhaltende und nur durch wenige Regenphasen unterbrochene Hitze nachgelassen. Offenbar gelingt es den Bäumen nicht mehr so gut, ihren Wasserbedarf vollständig aus der Tiefe abzudecken. Ich hoffe sehr, die Bäume nehmen daran keinen Schaden. Das würde den kräftigen Wachstumsschub nachträglich beeinträchtigen, den sie aufgrund der vielen Sonne in diesem Sommer schon erleben durften. So können eigentlich positive Verhältnisse sich eben irgendwann auch ins Gegenteil verkehren. Ein paar Hitzegewitterschauern täten insofern ganz gut. Besser noch längere Phasen mit ruhig dahinplätschernden Landregen. Leider kann man es sich nicht aussuchen.

Stimmige Baumsymbolarbeit

Die Vorarbeiten für das nächste Projekt Anfang der neuen Woche sind schon abgeschlossen. Und mein Plan zur Realisierung von gleich 9 Bändern parallel ist bis zum Wochenende ebenfalls aufgegangen. Eine durchaus beachtliche Leistung angesichts der Außentemperaturen an fast jedem dieser Tage. Ich bin froh, demnächst verschiedene Briefsendungen verschicken zu können. Und das ist alles dabei: Ulme, Linde, Pappel, Apfelbaum, Tanne, Holunder und Zürgelbaum. Teils dem Lebensbaumkonzept folgend, teils in der Partnervariante sind damit verschiedene sehr schöne und in den Dimensionen teils ungewöhnliche Armbänder entstanden. Einige neue Abbildungen zum Erweitern meiner Beispielsammlung sind ebenfalls möglich. Für mich zu diesem Zeitpunkt eine sehr stimmige Arbeit in der Mitte des Hochsommers.

Ausnahmsweise typisch: Sommer 2015

Dieser Sommer ist wirklich außerordentlich. Aber wie ein Vergleich mit der Sonnenstundenstatistik der Vorjahre zeigt, liegt das Besondere nicht im Lichtreichtum, der durchaus vergleichbar mit den Vorjahren ist. Es ist die teils lang anhaltende Wärme, die bisweilen in ungewohnte Hitze ausartet. So viele Über-Dreißig-Grad-Tage hatten wir wohl schon lange nicht mehr, wenn überhaupt jemals. So können wir uns über den Sommer insgesamt sicherlich nicht beklagen. Und auch mein Credo vom Verschwinden oder zumindest Verwässern der Jahreszeiten ist durch diesen Sommerverlauf abgeschwächt. Denn diese Witterung ist zweifelsohne jahreszeitentypisch, auch in Kombination mit den Regenphasen und der hohen Luftfeuchtigkeit vieler Sonnentage. Ein Wetter, den Pflanzen meist guttut. Die ums Haus herum bedürfen natürlich besonderer Pflege und guter Wässerung. Aber auch die Bäume, die normalerweise nicht gewässert werden, scheinen diese Form des Sommerwetters gut zu vertragen. Ich freue mich insofern auf den weiteren Verlauf und hoffe auf einen ebenso konstanten Altweibersommer im September.

Kein Mirabellenjahr

Mit den Mirabellen sieht es noch schlechter aus, als ich dachte. V. hat heute ein kleines Gefäß voll gepflückt. Die Früchte sind aber sehr klein und noch nicht wirklich reif in diesem Jahr. Außerdem zeigen sie sich beim Entkernen sehr stark wurmstichig. Das wird also gar kein Mirabellenjahr. Immerhin konnten wir von den wenigen gesammelten Früchte einen versunkenen Mirabellenkuchen in der Art des Apfelkuchens „sehr fein“ realisieren. Ein Schlag Sahne drauf, das wird sicher super schmecken. So bleiben nur noch die Äpfel im Herbst, die Hochsommerkuchenfreuden sind uns in diesem Jahr nicht vergönnt.

Baumobstprognosen

Es freut mich besonders, wie stark die Stämme unserer bisher so schmächtig wirkenden Gartenbäume in diesem Sommer schon geworden sind. Endlich kann man das bei dem schlanken Walnussbaum erkennen und besonders beim Ginkgo, der erstaunlich zugelegt hat in seinem Breitenwachstum. Selbst die größte unserer Gleditschienzöglinge präsentiert sich mit einer erstaunlichen, tatsächlich schon an einen Stamm erinnernden Hauptsäule. Ein richtiges Wachstumsjahr ist das. Für die meisten Pflanzen jedenfalls. Nur beim Obst sieht‘s bei uns eher bescheiden aus: Äpfel jede Menge, aber bei Zwetschgen und Mirabellen sind nur spärliche Erträge zu erwarten. Insbesondere bei den Mirabellen tut mir das wirklich leid. Nach dem Wahnsinnsmirabellenjahr 2014 wird diesmal wohl nichts aus den 12 Kuchen als Jahresvorrat. Wir werden wohl froh sein können, wenn genügend Früchte für vielleicht 1-2 Bleche zusammenkommen. So ist gerade beim Obstertrag eben keine Prognose möglich, erst recht nicht vom Vorjahresergebnis ausgehend.

Konzentrierte Serienarbeit

So viele verschiedene Hölzer, überhaupt so viele Armbänder habe ich parallel noch nie bearbeitet. Es bietet sich aber an, da sich auf diese Weise etwas Arbeitszeit einsparen lässt. Die Wiederholungen derselben Arbeitsgänge sind dann unvermeidlich. Geschnitten sind jetzt alle Perlen erst einmal. Und morgen werde ich auch das Bohren abschließen können. Dann noch jede Menge Feinarbeit und der große Fleißbrocken am Schluss. Gut, dass die Witterung für diese Freiluftarbeit ideal ist, auch wenn die Extremschwankung für uns alle belastend wirkt. In der Konzentration auf das Holz kann man vieles in den Hintergrund setzen.

Rauschhafte Entfaltung

Das ist jetzt der gefühlte Höhepunkt des Hochsommers. Intuitiv sehen das die meisten so, weshalb in diesen zwei Wochen, die den Übergang vom Juli zum August bilden, meist eine Art Schwebezustand eintritt. Eine Zeit, in der viele ungern Neues beginnen und sich lieber dem Stillstand widmen als der fortschreitenden Aktivität. Vielleicht sind wir in diesen Tagen dem Weltall da draußen näher als sonst, dehnen unseren Geist ins All aus, nicht nur während des Schlafes. Ich glaube, das gerade die Bäume jetzt ebenfalls ihre Hochzeit erleben, in der sich alles überschneidet: Grünen, Fruchten, Höhen- und Breitenwachstum, Sprossen und sich Stabilisieren. Alles zusammen ein rauschhaftes Feiern der Entfaltung des Natürlichen, die uns viele Anstöße und Anregungen für später mitgeben kann.

Gartenbäume im sommerlichen Ensemble

In diesen Tagen gehen die Bäume des Gartens ihrem sommerlichen Höhepunkt entgegen, fangen mit ihrem üppigen Laub jede Menge Licht ein und setzen die reichliche Energie in weitere Wachstumsschübe um. Der Ginkgo strebt in diesem Jahr vor allem in die Breite, trotz der räumlichen Konkurrenz des direkt angrenzenden Nashi-Birnenbaums, der schon fast dieselbe Höhe erreicht hat. Im Halbschatten der beiden dringt für den kleineren Feigenbaum noch genügend Licht durch, der sich vor allem an der Wärme erfreut und aus diesem opulenten Licht-Wärme-Mix den Stoff für seine Früchte nimmt. Nummer fünf wird in den nächsten zwei Tagen erntereif sein. Von links ragen die Weinreben hinein, deren Trauben sich zunehmend blau färben und im gleichen Maße Zucker in sich konzentrieren. Die Wespen sind entsprechend lästig und lassen mich bei der Arbeit draußen gar nicht mehr in Ruhe.

Weinlaub, Ginkgo, Nashi-Birne und Feigenbaum

Es freut mich besonders, dass unser junger Walnussbaum nicht mehr nur Richtung Himmel wächst, sondern erstmals seine Krone auch ausbreitet. Die Seitenäste sind zwar immer noch steil , aber dennoch stärker geworden und haben weitere Verzweigungen gebildet. An der Spitze hat sich in diesem Sommer wiederum so etwas wie ein Baum im Baum ausgewachsen. Ein Baum, der mir fraktalen Prinzipien zu gehorchen scheint. Es bleibt spannend, das im Zeitverlauf zu beobachten.

Junger Walnussbaum im Hochsommer, aus: Gartenbäume im sommerlichen Ensemble

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.