Vorsichtsmaßnahmen

Bei einem Schlehdornstrauch habe ich heute tatsächlich schon geöffnete weiße Blüten gesichtet. Alle anderen aber trauen sich noch nicht, halten ihre Blütenknospen, die noch ein wenig weiter angeschwollen sind, zunächst noch geschlossen. So wird sich wohl die Vorhersage bestätigen, dass erst der Samstag wirkliches Frühlingswetter bringen wird und wir bis dahin einen Wechsel zwischen wenigen sonnigen Abschnitten und viel Regen, Kältephasen mit wenigen Erwärmungen erleben werden. Die Pflanzen haben eine feine Antenne dafür. Aber Samstag ist natürlich sehr passend, dann können wir uns endlich an den Baumschnitt heranwagen.

Feierlicher Abschluss der Feiertage

Herr Ms diamantenes Jubiläum war noch feierlicher, als wir uns das vorgestellt hatten. Die Vorbereitungen für den Dankgottesdienst und das ganze Drumherum müssen sehr viel Zeit und Energie gekostet haben. Ich denke, er wird sehr froh sein, dieses erlebt, aber auch es erfolgreich hinter sich gebracht zu haben. Und erstaunlich, wie viele Menschen sich bei solcher Gelegenheit zusammenfinden, die man ansonsten niemals sichtet. Ein sehr schöner, festlicher Abschluss der Ostertage war das für uns. Und einer, der den Sinn von Ostern noch einmal in andere Facetten aufgelöst hat. Jetzt können wir den Blick wieder nach außen richten, den Aufbruch der Vegetation in den Frühling vor Augen, in einer Form, die sich stimmig an die Symbolik des Osterfestes anschließt. Und vielleicht ist das kommende Wochenende dann auch die erste und passende Gelegenheit, die Bäume zurückzuschneiden, bevor sie neue Triebe hervorbringen.

Häusliche Ostertage

Es ist das erste Mal seit Jahren, dass die Osterfeiertage nicht diese frühlingshafte Helligkeit mit sich brachten. Meist habe ich das Licht dieser Tage nutzen können, um österliche Motive festzuhalten, die ich im Folgejahr als Grußkartenmotive verwenden konnte. Ich weiß nicht, ob das in diesem Jahr möglich sein wird. Die richtige Stimmung dafür wollte bisher nicht entstehen. Und das Licht gibt zu wenig her für Inspirationen. So wird der Vorsprung, den die Bäume und anderen Pflanzen sich seit Jahresbeginn erarbeitet hatten, gerade wieder aufgezehrt, so dass unterm Strich die Vegetation ungefähr so weit ist, wie man das durchschnittlich für die Zeit Ende März erwarten kann. Nichts Spektakuläres, aber immerhin auch so, dass wir keine wirklichen Katastrophen wie starke Nachfröste erleben, welche die ersten Blüten und Blätter schädigen könnten. Schade aber in jedem Fall, dass die Osterspaziergänge dieses Jahr seltener sein dürften. Die Menschen fühlen sich bei diesem Wetter noch nicht nach draußen gezogen und genießen lieber die letzten Ausläufer winterlicher Hausgemütlichkeit.

Aufgeschobenes Frühlingserwachen

Die Baumlandschaft ist immer noch im Wartezustand. Kein wirklich frühlingshafter Akzent ist am Horizont zu erblicken. Vielmehr scheuen sich die Blatt- und Blütenknospen, sich zu öffnen und das Risiko einzugehen, doch noch von Nachtfrösten beschädigt zu werden. Heute konnte ich beobachten, dass die Hainbuchen und Heckenrosen kurz davor stehen, ihre ersten Blätter aufzufalten. Bei den Hainbuchen befinden sich die Blüten gleichzeitig im ungefähr selben Stadium. Der Schlehdorn zeigt bereits bei vielen Exemplaren dicke Blütenknospen, bei denen schon das Weiß der außen liegenden Blütenblätter im noch geschlossenen Zustand zu sehen sind. Aber sonst ist noch fast nichts zu sehen. Auch unwahrscheinlich, dass sich an den Ostertagen sozusagen die Auferstehung auch in der Baumvegetation widerspiegeln wird. Also ein eher spätes Baumjahr. Vielleicht ist das ganz gut für die Bienen, die nach diesem Winter weniger geschwächt und reduziert sind. Und für die zu erwartende Honigernte. Jedenfalls, wenn sich im späteren Verlauf des Jahres nicht noch ungünstige Wetterkonstellationen einstellen.

Kontemplation und neue Baumlösungen

Heute war die Witterung sehr passend zum Karfreitag. Nichts, was nach Frühling aussah oder Lust auf Ausflüge gemacht hätte. Ein kontemplatives Wetter, das uns, wenn auch nicht zu Hause, den Tag in seiner Bedeutung erfahr gemacht hat. Zwei der gewohnten Gartenbäume haben wir erstmals nicht mehr bei J und W angetroffen. Es waren die schmale Fichte und die ausladende und sehr hochgewachsene Blauzeder, die im Sommer aus Sicherheitsgründen gefällt werden mussten. Sie haben zwei sich diagonal gegenüber liegende Ecken markiert. Lichter ist es dadurch geworden, wie V. bemerkt hat. Und sogleich kommen Diskussionen in Gang, wie sie künftig ersetzt werden könnten. Das wird nicht einfach sein, wenn es keine Zypressen sein sollen, denn es besteht auch der Wunsch, dass die Lücke schnell zuwachsen solle. Da scheiden die langsamen Arten, wie die von mir favorisierte Eibe, wohl aus. Aber es sind eben auch strauchartige Gewächse denkbar, vielleicht ein Kirschlorbeer. Ich schätze, die Lösung wird so schnell noch nicht gefunden sein. Ein anderer Baum fühlt sich in Js und Ws Garten offenbar sehr wohl. Er war bei uns immer nur im Kübel gewachsen, bis seine Wurzeln mehr Grund benötigten. Den hat er jetzt dort und entwickelt sich prächtig. Aus der kleinen Kugel ist jetzt schon ein hochgewachsener kerzenförmiger Baum geworden, der sich bald eine dominierende Rolle in diesem Garten spielen wird.

Konstanten im Alltagsleben

Das Brennholzthema begleitet uns eigentlich das ganze Jahr über. Eines der Themen, für die sich V. immer noch begeistern kann. Gut, dass es diese Konstanten gibt, die im bei so viel Geschwindigkeit und Veränderlichkeit des Lebens einen Gegenpol bieten, auf den man sich beziehen und zu dem man sich bei Gelegenheit zurückziehen kann. Vordergründig scheint dies eine Randnotiz zu sein. Tatsächlich aber steckt sehr viel Kraft, sehr viel Wesentliches in diesen Dingen, die es immer wieder gilt, ins Bewusstsein gestellt zu werden. Das Baumtagebuch ist für mich ein wichtiges Mittel dazu. Vor allem für mich selbst. Aber ich weiß, dass der eine oder die andere sich gedanklich immer wieder beteiligt und so am Fortleben der Konstanten mitarbeitet.

Unser Osterei aus Zedernholz

Das Osterei aus Zedernholz ist auch in diesem Jahr wieder eine Attraktion. Ich bin sehr froh, mich aus dem Anlass einmal wieder mit der Bildhauerei beschäftigt zu haben. Und die Formensprache dieser Arbeit bringt das, worum es uns an Ostern geht, sehr plastisch zum Ausdruck. Js und Ws Exemplar werde ich genauso wie unseres wohl noch einmal abschleifen müssen. Die Lackierung hatte sich auch bei diesem durch das reichlich vorhandene ätherische Öl von innen her aufgelöst. Das ergibt dann allerdings eine unschön wirkende Oberfläche. Ganz fein geschliffen und dann gar nicht mehr behandelt, erhält es wieder die ursprüngliche Anmutung und kann außerdem frei atmen. Nur muss man es sprichwörtlich wie ein rohes Ei behandeln und möglichst nicht allzu häufig anfassen, da es eben keinerlei Schutz oder Imprägnierung besitzt.

Winterablösung

Mit dem Zwetschgenbaumholz, das V. von den jüngst gefällten alten Bäumen mitgebracht und aufgeschichtet hat, wird der Grundstock für den Brennholzvorrat der nächsten Saison bereits gelegt sein. Bei wärmerem Wetter werden wir die Abschnitte in ofengerechte Stücke sägen und zum Trocknen lagern. Dann wir eine große Aktion im Herbst ausreichen, um den Wintervorrat komplett zu machen. Gut, dass auf diese Art eine ergiebigere Beimischung von Obstbaumholz entsteht. Nur mit Fichte zu feuern, ist ermüdend, da man sehr rasch nachlegen muss. Das war in diesem Winter extrem, gerade weil die Vorräte auf diese Art beschränkt waren. Die bullige Wärme, die gerade das Fichtenholz produziert hat, werden wir in der Übergangszeit aber sicher vermissen. Aber gut, jetzt ist Zeit, sich wieder auf die lebenden Bäume zu konzentrieren. Die winterliche Kompensation in der Symbolik des Holzes wird in dem Maße an Stärke verlieren, in dem wir auf die Energie lebender Bäume treffen.

Ruhelose Karwoche

Wenig Gelegenheit, die Landschaft zu erkunden und die weitere Entwicklung der jungen Blätter und Blüten früher Bäume zu beobachten, bieten diese eher trüben Tage. So ist der Frühlingsanfang für mich mit Hausarbeiten angefüllt, die so dicht getaktet sind, dass sie kaum Freiraum lassen. Die Feiertage selbst werden die erste wirkliche Unterbrechung dieses Aktivitätenstroms sein. Darauf freue ich mich, auch wenn die Karwoche eigentlich auch schon im Vorfeld mehr Ruhe verdient hätte. Ich hoffe, dass mit dem Osterfest die Sonne sich wirklich durchsetzt und wir die Symbolik des christlichen Festes im Aufleben des neuen Vegetationszyklus gespiegelt sehen.

Frühlingsanfang mit Holzofenende

Es war keine Absicht, aber heute Abend, pünktlich zum meteorologischen Frühlingsbeginn, haben wir den letzten Korb aus unserem Brennholzvorrat gefüllt. V. hat zwar schon frisches Schnittholz vom Obstbaumstück gebracht, das demnächst den Holzhaufen wieder auffüllen wird, aber das im Herbst eingefahrene Brennmaterial ist spätestens morgen endgültig aufgebracht. Ende der Holzofensaison ist das Ms Willen entsprechend. Ich hätte die Ofenwärme gerne noch etwas länger, mindestens bis Ostern gehabt. Aber der Frühlingsanfang ist natürlich auch eine akzeptable Marke. Jetzt können wir an die Freiluft- und Gartensaison denken und freuen uns schon darauf, die Gartenbäume auf die warme Jahreszeit vorzubereiten bzw. die Frühjahrsblumen zu besorgen und einzupflanzen.

Vorverlegte Palmweihe

Die Palmzeige am Samstagabend vor Palmsonntag segnen zu lassen, gefällt mir eigentlich gar nicht. Für mich verbindet sich diese Tradition eigentlich typischerweise mit einem sonnigen Vormittag des Palmsonntags, und mit dem Fußweg über den alten Friedhof zur Kirche, durch eine kleine Allee blühender Zierkirschbäume. Die unregelmäßigen Gottesdienstzeiten bringen es aber immer häufiger mit sich, dass die Feiertage nicht am eigentlichen Tag zelebriert werden können. Das nimmt dem ein gutes Stück seiner Aura und seiner symbolhaften Stärke. Die Buchsbaumzweige habe ich eben an unserem alten Strauch geschnitten, der seit vielen Jahren eine Ecke des Gartens markiert. Im vergangenen Sommer hat er mächtig an Volumen zugelegt. Ich hoffe, V. wird ihn nicht wieder so stark stutzen wie zuletzt. Eigentlich sollte daraus ein richtiger kleiner Baum werden. Bisher aber war er immer in überschaubarer Strauchform gewachsen. Zum Teil liegt das sicher an unserem Klima, z. T. aber auch an der Vorstellung, die man von dieser Art hierzulande hat, nämlich die eines kleinen Zierstrauchs. Ein Gutes hat die Vorverlegung auf den Vorabend: Morgen Vormittag kann ich mir viel Zeit lassen, die Zweige auf die verschiedenen Türkreuze im Haus zu verteilen.

Frühjahrsarbeiten im Blick

Nun ist der Streit ums Ende der Holzofensaison erneut entbrannt. M. will den Ofen am liebsten sofort stilllegen, während der Rest der Familie ihn noch so lange befeuern will, bis der Restvorrat aufgebraucht ist. Obwohl die letzten Tage bei uns super sonnig waren, bescheren die Nächte eben noch Frost. Nicht ganz abwegig, die Ofenwärme so lange noch zu nutzen. Ich glaube deshalb, dass wir uns durchsetzen und noch einige Tage Holzofenwärme genießen können. Spätestens zu den Osterfeiertagen ist die Saison aber dann endgültig abgeschlossen. Wäre schön, wenn wir dann auch mehr im Freien arbeiten können. Frühjahrsblüher pflanzen, Bäume zurückschneiden, den Garten fürs Frühjahr vorbereiten, da ist viel zu tun. Etwas, das unheimlich Freude macht, wenn die Jahreszeit dann auch zu spüren und stabil ist. V. ist nicht nur wegen der Aussicht auf Frühling derzeit gut gelaunt. Er hat vor allem mit einiger Verwunderung festgestellt, dass mit einer Ausnahme wohl alle überwinterten Bienenvölker überlebt haben und bei diesem Licht auch schon fliegen. Ein gutes Zeichen und eine echte Erleichterung nach den Totalverlusten der Vorjahre. Wenn jetzt noch die Blüten nicht erfrieren und sich in der Abfolge schön abwechseln, könnte das ein gutes Bienen- und Honigjahr werden.

Zur Balance zwischen Technik und Inhalt

Manchmal taucht auch bei einem so persönlichen und technikfernen Thema wie der Baumsymbolik technisch Unvorhergesehenes auf. So musste ich einen Großteil des Arbeitstags damit verbringen, die Stabilität des Baumtagebuchs in seiner Internetform wiederherzustellen. Zumindest gab es Hinweise auf Beeinträchtigungen. Ich denke, das ist nach einigem Suchen und Recherchieren jetzt wieder in Ordnung, mit hoffentlich bleibender Zuverlässigkeit für die Zukunft. Schließlich ist es am wichtigsten, die Aufmerksamkeit auf die Inhalte und die Art ihrer Vermittlung zu lenken. Das rein Technische versuche ich gerade bei solchen Themenprojekten im Hintergrund zu halten, es wirklich in den Dienst der Darstellung und Verarbeitung von Inhalten zu stellen.

Holzoberflächen mit Schellack

Die Maler und Lackierer, aber auch die normalen Tischler scheinen sich mit den Spezialformen der Oberflächenbehandlung von Holz nicht wirklich auszukennen. Meinen Freund H. P., den Tischler, hatte ich schon vor einiger Zeit nach Erfahrungen mit der Verwendung von Schellack gefragt. Und heute einen Malermeister. Aber beide konnten dazu nichts sagen, haben vielmehr auf Spezialmethoden von Möbelrestauratoren verwiesen. Tatsächlich ist die Technik wohl heute bei modernen Möbeln nicht mehr verbreitet. Die Anmutung der spiegelglatten, wie glasiert wirkenden Holzoberflächen mit Schellack hat mich aber immer fasziniert. Es würde mich reizen, das einmal für eigene Kreationen zu nutzen. Zum Beispiel für die österlichen Skulpturen, die im vorletzten Jahr entstanden sind. Sicher werde ich noch in Erfahrung bringen, wie man dabei vorgeht und was alles zu beachten ist, um Ergebnisse zu erzielen, wie man sie von historischen Möbeln kennt.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.