Intensiver Speichertag

Es ist noch unglaublicher als zuvor erwartet, wie viel sich im Laufe von Jahrzehnten auf dem Speicher ansammelt. Das war auch mit vereinten Kräften ein Ganztagesprojekt, das noch nicht vollständig abgeschlossen ist, aber doch zum größten Teil. Gut, dass wir Unterstützung von jemandem hatten, der zeitweise auf dem Wertstoffhof arbeitet und sich mit der Zuordnung und den Regeln dort bestens auskennt. So konnten wir fast alles auf diese Weise entsorgen. Persönlicher und deutlich spannender waren am Nachmittag die Schulhefte und -bücher. Von J. und mir, teilweise auch noch von M., und Schulungsunterlagen und Arbeitsaufzeichnungen von V. Kurze Kurzblicke und darauf bezogene Gespräche, bevor doch das meiste in irgendeiner Kiste oder Tonne verschwand. Einiges aber blieb doch übrig, besonders eindrucksvolle Zeugnisse je persönlicher Vergangenheiten. Und das eine oder andere Streitgespräch über die Frage, ob bestimmte Dinge notwendig, schön oder nützlich genannt werden können, durfte auch nicht fehlen. Mein Holzvorratsarchiv ist jetzt besonders gut zugänglich, noch übersichtlicher und auch etwas reduziert. Die vielen vor Jahren aus dem großen Kirschbaum von Herrn F. herausgeschnittenen Abschnitte habe ich durchgesehen und mindestens die Hälfte als Brennholz deklariert. In abgetrockneten Zustand und bei Licht betrachtet hatten diese Abschnitte nicht die beste Qualität, um weiterverarbeitet zu werden. Und den größten Bedarf danach gibt’s ebenfalls nicht. Jetzt jedenfalls liegt alles nach Arten getrennt zusammenhängend in einem Abschnitt des Raums. Das macht es noch leichter, den Überblick zu behalten und für das nächste Auffüllen meines Reservoirs direkt nutzbarer Kanteln eine gute Auswahl zu treffen.

Speicher – Holz – Erinnerung

Für Anselm Kiefer war es eines der künstlerischen Schlüssel-Motive. Der Speicher als Ort der Erinnerung, mit seinen Geheimnissen und nicht nur positiven Assoziationen. Hausspeicher hatten für mich immer schon eine besondere Anziehungskraft. Nicht nur als Erinnerung und Aufbewahrungsorte, auch als Experimentier- und Entdeckungsgelegenheiten. An diesem Wochenende wird das für die Familie erneut zum Thema, das heute schon mit einiger Aufräumarbeit verbunden war. Da kommt so einiges zu Tage, dessen Verbleib abzuwägen ist. Vieles aus Kindheitstage, sogar noch von M., einiges, das nicht mehr genau eingeordnet werden kann oder eindeutig seine Funktion im Laufe der Jahre eingebüßt hat. Bloße Belastungen ohne emotionalen Wert, von dem man sich leichter trennen kann. Anders als V. das immer wieder behauptet hat, sind meine umfangreichen Holzvorräte dort das am besten Geordnete und Übersichtlichste. Sehr gerne will ich sie auch künftig in dieser Form lagern. Die Relikte von ca. 40 Baumarten, vielleicht einige mehr, die in einem häuslichen Archiv darauf warten, transformiert zu werden, eine neues Leben in umgeformter Gestalt, mit Bezug zu anderen Menschen, zu beginnen. Eine spannende Sache. Und ein Grund, für das Drumherum die größtmögliche Ordnung herzustellen.

Nässe und Schneckenplage

Eine der Kehrseiten des Wachstumsschubs, den die Bäume derzeit verzeichnen, ist die Schneckenplage, die vor allem den jungen Pflanzen schadet. Die anhaltende Nässe hat die Schnecken in Hochform versetzt. So haben gerade einmal zwei unbeobachtete Tage ausgereicht, um einen Teil meiner mühsam gezogenen Strohblumen zu ruinieren. Das biologische Anti-Schneckenmittel hat offenbar null Wirkung und hält die Tiere in keiner Weise davon ab, über das junge Grün herzufallen. Da hilft nur noch, alles in unerreichbarer Höhe zu platzieren. Ärgerlich ist das wegen der Zeit, die ich in die Vereinzelung der Sämlinge investiert habe. Aber auch kein Drama, da in den angesäten Schalen noch jede Menge junge Pflänzchen relativ unbeschadet geblieben sind. Die nachträglich zu teilen ist aber sehr schwierig. Im nächsten Jahr werde ich mir eine andere Methode ausdenken müssen, vielleicht mit diesen kleinen Setztöpfchen, die sich später leicht einzeln umtopfen lassen.

Efeu schneiden

Der Efeu wächst nun wild in alle Richtungen. Das bedeutet demnächst wieder jede Menge Arbeit mit dem Zurückschneiden. Die einfachere Lösung mit der Heckenschere lehne ich nach wie vor ab. Einfach weil damit die Blätter zerfetzt werden und man hässliche Löcher in das unregelmäßig prominente Gehölz schneidet. Deshalb schneide ich immer noch lieber individuell per Hand. So kann ich dem Wuchs folgen und nur das hervorstehende entfernen. Ich denke, das wird der Gehölzart eher gerecht, die sich ohnehin nie ganz in Zaum halten lässt. Einer der Gründe, warum ich die Art so mag. Sie ist zu allen Jahreszeiten interessant. Eine Kletterpflanze mit Charakter.

Gebremster Schwung

Dass der Wonnemonat so regnerisch zu Ende geht, hätte ich nicht für möglich gehalten. Wieder eine dieser seltsamen und für die Jahreszeit untypischen Wetterlagen, wie wir sie schon seit Jahren immer wieder erleben. So wird sich die Sonnenstundenbilanz des Jahres noch einmal verschlechtert haben. Und im gleichen Maße wächst die Hoffnung auf einen richtig schönen Sommer. Von der wahrscheinlich verregneten Robinienblüte abgesehen, tut auch den Blumen zu viel Regen nicht gut. Ein stabilere Hochdrucklage wäre das, was wir jetzt bräuchten, um den Schwung nutzen zu können, in den die Vegetation sich schon einmal versetzt hat. Ein Schwung, der sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Gemütsverfassung und die Entscheidungsfreude der Menschen auswirkt.

Gefährdete Robinienblüte

Ein interessanter Fernsehbericht über die Wildbienen hat uns wieder einmal gezeigt, wie wichtig die Funktion dieses Insekts für unsere Nahrungskette ist. Von Nahem betrachtet haben gerade diese wilden Verwandten der Honigbienen etwas ungeheuer Faszinierendes. Dabei sind die über 500 Arten, die es allein in Deutschland gibt, so gut wie unsichtbar. Jedenfalls den meisten nicht bekannt, da man genauer hinsehen muss, um sie zu registrieren. Trotzdem erfüllen sie vielfältige Leistungen bei der Bestäubung vieler Pflanzenblüten, sind dabei eifriger und oft auch weniger wählerisch als die Honigbienen. Ich hoffe, Vs Völker erweisen sich in dieser Saison zumindest auf ihrem Spezialgebiet als sehr fleißig. Nach der sehr erfreulichen Frühtracht scheint die zweite Phase aber mit einem Dämpfer versehen zu werden. Die Robinienblüte könnte bei dem Starkregen dieser Tage tatsächlich ins Wasser fallen, wie schon so oft in den Vorjahren. Diese Blüte hält ohnehin auch bei günstigen Bedingungen nicht wirklich lange. Regen kann sie aber gar nicht gut vertragen. Hoffen wir, dass sich bei den meisten Exemplaren der Höhepunkt verzögert und mit sonnenreichen Tagen zusammenfällt.

Weihnachtsbäume im Mai

Dass wir Ende Mai nochmal mit Weihnachten konfrontiert werden, habe ich nicht erwartet. Aber es ist eine Konfrontation der angenehmen, erfreulichen, wenn nicht befreienden Art. Nach über fünfmonatiger Suche nämlich ist die Schachtel mit der Sammlung von Weihnachtsbaum-Pins und -broschen wieder aufgetaucht. M. hatte sie verlegt und trotz intensivster Suchanstrengungen nicht mehr finden können. Zuletzt waren uns die Ideen ausgegangen, wo noch ein versehentliches Versteck verortet werden könnte, und gleichzeitig der böse Verdacht aufgekommen, sie könnten versehentlich ins Altpapier geraten und irgendwo auf einer Deponie gelandet sein. Ziemlich unwahrscheinlich zwar, aber eigentlich die einzige Erklärung. Nun waren sie also an einem Ort, der schon mehrfach gesichtet, aber nicht genau genug unter die Lupe genommen wurde. Große Erleichterung allerseits, denn das Zusammentragen war ein Langzeitprojekt von geschätzt über zehn Jahren. Eine vergleichbare Kollektion wäre nicht zu ersetzten gewesen, alles, was sich kommunikativ damit verbindet eingeschlossen. So ist eines der weihnachtlichen Themen gerettet. Und vielleicht findet die kleine Sammlung weniger wertvoller als origineller und vielfältiger Stücke künftig auch noch eine Erweiterung.

Alles im Plan

Das Gewitter und der Starkregen sind bei uns vergleichsweise moderat ausgefallen. Gut so, denn ich habe mir schon Sorgen um unsere frisch gepflanzten Blumen und die jungen Bäumchen gemacht. Die kunsthandwerkliche Arbeit ist bis zum Nachmittag abgeschlossen gewesen. Alles im Plan, und mit Esche & Linde eine weitere, bisher noch nicht realisierte Kombination, die ich später meiner Beispielauswahl in der Webpräsenz der Wunschbaum-Manufaktur hinzufügen kann. Bleibt nur noch, einen ruhigen Sonntag mit hoffentlich überwiegend Sonne und der Möglichkeit zu erwarten, wieder auf fotografische Entdeckungsreise zu gehen.

Der Sommergarten nimmt Gestalt an

Die Pflanzarbeiten im Garten sind immer noch nicht abgeschlossen. Diesmal waren die Sonnenblumen an der Reihe, die J. selbst gezogen hat. Ich bin gespannt, ob sie groß werden und an ihren neuen Standorten genügend Sonne aufnehmen können. Die Erde spielt natürlich auch eine Rolle. Da wage ich mal keine Prognose, hoffe aber, es sind Riesen-Sonnenblumen, die wir vor einigen Jahren einmal hatten. Die mit den gewaltigen Köpfen und langen, kräftigen Stängeln. In den beiden letzten Jahren haben wir immer die niedrigwüchsigen erwischt. Eine Bereicherung für den Garten sind sie in jedem Fall. Allmählich nimmt die Sommergartenform aber die gewünschte Gestalt an. Irgendwann können wir dann alles sich selbst überlassen. Von nachträglichen Rückschnitten der Bäume und dem täglichen Wässern einmal abgesehen. Dann ist das Wahrnehmen und Eintauchen im Mittelpunkt.

Von der Unbeugsamkeit der Gleditschien

Unter den drei Gleditschien, die wir nach Jahren geduldigen Aufpäppelns selbst aus Samenkernen gezogen hatten, waren zwei auch im letzten Jahr noch nicht sehr hoch gewachsen. Die dritte aber legte einen solchen Wachstumsschub hin, dass sie trotz ihres sehr dünnen Stämmchens schon über zwei Meter Höhe erreicht hatte. Wir konnte sie dann im Spätherbst auch in die Erde pflanzen, während die beiden übrigen noch in Pflanztöpfen ihren Platz haben. Dabei kann jedes Frühjahr auch Überraschungen offenbaren. Spätestens mit dem Ausreiben frischer Zweige und Blätter zeigt sich, ob der Winter seine Spuren hinterlassen hat. Und wenn, wie weitgehend. Das Erfreuliche: Die große Gleditschie hat lediglich an der Spitze gelitten. Die oberen 10 cm sind erfroren, und werden durch einen der oberen Seitentriebe ersetzt. Da ist die Gleditschie recht unempfindlich. Die kleineren aber haben gleich ein Drittel ihrer Höhe eingebüßt. Damit wird sich die ohnehin zickzackförmige Wuchsform noch etwas komplizierter werden. Denn die Vertikale zu halten, wenn die Spitze immer wieder von den Seitenästen übernommen werden muss, lässt die Bäume dann doch wild aussehen. Nun, ich hoffe, sie werden diese jährlich wiederkehrende Tortur überleben und gestärkt daraus hervorgehen. Im Topf müssen sie wegen ihrer geringen Höhe aber wohl noch bleiben, zudem freie und geeignete Standorte rar geworden sind.

Pilzbefall eines Geschwächten

Wie schon häufig nach regnerischen Frühlingsphasen ist auf den Schnittflächen unseres geschädigten Feigenbaums wieder über Nacht ein großer Pilz gewachsen. Ich entferne ihn dann zwar sofort und versuche auch seine Verwurzelung im Holz abzukratzen. Aber vermutlich ist das nie ganz zu beseitigen. Darunter tummeln sich dann auch irgendwelche Raupen. Insgesamt kann ich mich nur wundern, dass der Baum noch frische Triebe ausgebildet hat, an jedem seiner Äste. Mit den wenigen gesunden Abschnitten seiner Leitungsbahnen scheint er es noch zu schaffen, genügend Wasser und Nährstoffe zu transportieren. So kann ich mir durchaus vorstellen, auch in diesem Spätherbst wieder Früchte zu ernten. Der Baum als Ganzer ist aber inzwischen so instabil, dass er ohne stützende und zusammenziehende Drähte kaum mehr zusammenhalten würde. Falls er später im Jahr unter der Last der Früchte tatsächlich auseinanderbrechen sollte, blieben als Perspektive nur noch die neuen Triebe, die er aus dem Wurzelstock gebildet hat. Daraus ließe sich eine Art Feigenstrauch ziehen. Mit der Baumform wäre es dann aber endgültig vorbei. Gut, dass wir rechtzeitig den Nachfolger herangezogen haben. Der muss sich jetzt an seinem Standort im gegenüberliegenden Teil des Gartens behaupten, stärker und vor allem höher werden.

Wenn das Grün dominiert

Der Blick aus dem Fenster ist jetzt schon vom Grün dominiert. Die Weinreben beginnen bereits, ihre neuen Triebe fast senkrecht nach oben zu schießen. Ein Verhalten, das wir schon im Vorjahr beobachten konnten. Diese nach oben gerichteten Triebe sind meist nicht fruchttragend und können kurz vor der Weinlese geschnitten werden. Dann geht noch mehr Energie in die Trauben. Und der Efeu ist auch schon von dem helleren Grün der neuen Blätter überdeckt. Das macht es demnächst notwendig, ihn zurückzuschneiden. Zum zweiten Mal für dieses Jahr. Einige weitere Male werden folgen, denn die Hochzeit seiner Wuchsfreude steht erst noch bevor. Jetzt fehlt nur noch, dass die Sonne zurückkehrt. Dann sind wir endgültig in der grünen Garten- und Landschaftszeit angekommen.

Wetterwirkungen

Für unsere Blumen ist der Regen von Vorteil. Aber sie benötigen gerade jetzt mehr Sonne. Ich fürchte, das wird wieder einmal einen Rückschritt nach sich ziehen, oder zumindest einen Stillstand. Interessant ist, dass sich die Bienen in diesem Jahr an der sehr wechselhafte Witterung nicht zu stören scheinen. V. wird morgen zum dritten Mal verdeckelte Waben aussortieren, die er ausschleudern kann. Gemessen an den Vorjahren ist das sehr erfreulich. Und außerdem verzögert es die Entwicklung der Folgeblüten, Robinie und Brombeere, was den Ertrag insgesamt meist vergrößert und tendenziell sortenreine Honige begünstigt. Nutzen wir die Zwischenphasen einfach, um mit Routinearbeiten und Notwendigkeiten zügiger voranzukommen. So bleibt in den Sonnenzeiten mehr Raum für Kreatives.

Mit Zuversicht in die Gartenbaumsaison

J. und W. freuen sich genauso wie wir, dass die Gartensaison endlich begonnen hat. Dort gibt’s nun auch schon jede Menge Blühendes zu sehen. Und noch mehr, was in den nächsten Monaten zur Blüte gebracht werden soll. Für die mitgebrachten Setzlinge der Strohblumen war es schon schwierig, noch einen geeigneten Platz zu finden. Es wird spannend zu beobachten, ob sie sich dort besser oder schlechter entwickeln als bei uns. Letztlich könnte der Standort eine Rolle spielen. Erfreulich und jetzt schon absehbar: Die Ernte der verschiedenen Fruchtbäume rund ums Haus: Apfelbaum, Zwetschgenbaum, Walnussbaum und Kastanienbaum wird wohl überdurchschnittlich üppig ausfallen. Das sieht gut aus, da es keine nennenswerten Frostschäden oder dadurch verursachten Verluste gegeben hat und jetzt auch eher keine mehr zu erwarten sind. Noch etwas Zurückschneiden wird bei der Esskastanie notwendig sein. Aber dann kann man die Gartenbäume eigentlich für den Rest des Jahres sich selbst überlassen. Die Blumen werden ohnehin neben der Freude noch genügend tägliche Arbeit machen, vor allem an trockenen Hochsommertagen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.