Unsere Gleditschie ist selbständig geworden

Einer der Gewinner unter unseren Gartenbäumen ist in diesem Jahr die Gleditschie. Die ältere der beiden erscheint dieses Jahr auf einmal sehr stabil, mit einem schon kräftigen Stamm, der keine Stütze und auch kein die Neigung korrigierendes Zugseil mehr benötigt. Nach dem Rückschnitt im Frühjahr, der wegen der sehr diffus ausgewachsenen Kronenäste notwendig geworden war, hat er sich jetzt im Sommer umso vitaler präsentiert und hat seine überschüssige Energie in dicht gewachsene Blattbüschel und in weiteres Breitenwachstum investiert. Was aber noch ganz neu ist und in diesem Jahr erstmals auftritt, sind die schotenartigen Früchte, die in der Krone erstmals aufgetaucht sind. Aus den in solchen Schoten eingeschlossenen Samenkörnern hatte ich diesen Baum und sein jüngeres Pendant auf der gegenüberliegenden Seite des Gartenpfads ja vor einigen Jahren selbst herangezogen. Sie stammten von einer Reihe Gleditschien am Parkplatz der nahgelegenen Klinik. Jetzt also hat sich der erste Abkömmling dieser Baumgruppe in unserem Garten erstmals selbständig gemacht und ist fortpflanzungsfähig geworden. Auch das kann ja eigentlich nur bedeuten, dass es ihm an diesem Standort und in dieser Nachbarschaft mit den anderen Gartenbäumen offenbar gut geht. Für uns ein wirklicher Ansiedlungserfolg.

Seltene Fahrten zum eigentlichen Ursprung

Die Fahrt heute Vormittag mit M. auf der Straße entlang des Flusses in Richtung von Ms alter Heimat war sehr schön. Für uns beide immer wieder ein Erlebnis, das tatsächlich etwas wie echtes Heimatgefühl vermittelt. Interessant ist, dass die Fahrten in diese Richtung, d. h. in Richtung des benachbarten Bundeslandes, uns tatsächlich näher sind als die häufigeren in Richtung der eigenen Landeshauptstadt. Gefühlt liegt unser eigentlicher regionaler Ursprung in der anderen Richtung, denn die Atmosphäre auf dem Weg dorthin ist eine ganz eigene, viel intimere, emotional anrührendere, ohne dass sich der Grund dafür genauer fassen ließe. Das landschaftlich Reizvolle, der Fluss, der uralte Steinbruch, die grüne Baumlandschaft an der rechten Straßenseite sind einzelne Elemente, die den Eindruck vermitteln. Es gibt aber darüberhinaus viel Unsichtbares, der im Untergrund mitläuft und gänzlich zeitlos, immer schon vorhanden scheint. Deshalb sind die seltenen Fahrten auf diesem heimatlichen Weg für unsere Selbstbeobachtung, unser Selbstverständnis und die Selbstvergewisserung wichtiger als die viel häufigeren entgegengesetzten.

KI, Bedeutungstiefe und ästhetische Vielfalt

Die neuen Möglichkeiten und Entwicklungen im Bereich der KI basierten Bildbearbeitung finde ich weit faszinierender als die künstlich intelligente Bearbeitung bzw. das Generieren von Texten. Zu letzterem habe ich gerade einen eigenen Text geschrieben und veröffentlicht, der sich mit den Chancen der Generierung von Grundlagentexten mit Softwareunterstützung beschäftigt, und zwar aus meiner eigener Erfahrung mit ganz und gar menschlich erlernter Textproduktion. Und meine Einschätzung fällt in dem Bereich ziemlich eindeutig aus: Der Primat erlebter und erfahrener Sprachverwendung zwischen Menschen kann mit KI Tools nicht aufgelöst werden. Das Auflösungsvermögen, die Zielgenauigkeit in Abhängigkeit von Situationen, Kontexten und den feinen Bedeutungsunterschieden kann künstlich erzeugter Textcontent niemals erreichen. Für wirklich professionelle Anwendungen können die Tools deshalb bestenfalls erste Orientierungshilfen bieten. Vielleicht können sie auch als Lernmittel im pädagogischen Umfeld eine Rolle entwickeln, sofern das gut reguliert wird. Aber die Entwicklungen und jetzt schon z. B. bei einigen Microstock-Agenturen integrierten Variationsoptionen mittels KI Tools, die Bilder automatisiert verarbeiten und ganz neue Bildsynthesen erstellen können, die scheinen mir schon heute eine wirkliche Spektrumserweiterung bereitzustellen. Nicht vorstellbar, diese Syntheseleistung mit normaler Bildbearbeitung, auch wenn man sie noch so gut beherrscht, auch nur annähernd zu erreichen. Der Fortschritt liegt vor allem in der sehr variablen Kombinierbarkeit unterschiedlicher Bildideen und in der visuellen Kreativität, die komplexe Be- und Verarbeitungsprozesse in Sekundenschnelle ausführt, mit z. T. wirklich neu anmutenden Bildergebnissen. Es können so Bilder entstehen, die als Synthese mit den Ursprungsbildern kaum noch etwas gemein haben, eine künstliche und in dem Fall tatsächlich künstlerische Leistung inklusive. Ich kann mir vorstellen, dass dadurch auch für die Kunst selbst neue Ausdrucks- und Darstellungsmöglichkeiten sich auftuen und perfektionieren werden. Und natürlich denke ich darüber nach, wie ich für meine Wunschbaum-Projekte KI Tools nutzen kann, nicht für die Textproduktionen, nein für die bildhafte Illustration der Baumsymbolik. Vor allem von technischer Seite aus will ich mich zunächst eingehender mit dieser Entwicklung auseinandersetzen. Um irgendwann einschätzen zu können, inwiefern Sinnbilder des natürlichen Lebens mit künstlicher Intelligenz in ihrer Bedeutungstiefe und ästhetischen Vielfalt erfasst, verarbeitet und dargestellt werden können.

Von der Wohltat grundloser Freizeitbeschäftigung

Es ist die Gesamtanmutung des Platzes, sein mediterranes Erscheinungsbild, die den traditionellen Besuch der Antikmarktes in W. so angenehm gestaltet. Natürlich auch die im Karree angeordneten Lindenbäume, die den Marktleuten und Besuchern an Sommertagen Schatten spenden. So deutlich wie heute habe ich die Dominanz der Marktatmosphäre allerdings noch nicht wahrgenommen. Nicht nur für uns selbst, mir schien es auch aus der Beobachtung der übrigen Besucher offensichtlich, dass es bei solchen Märkten vornehmlich um das Flanieren, das themenbezogene Stöbern, die Unterhaltung und Begegnung mit Bekannten geht, weniger darum, etwas zu kaufen. Das wird zwar die Händler eher betrüben und mag auch der Grund für den Rückgang der Händlerzahl seit der Vor-Corona-Zeit sein. Aber die langfristige Tendenz, mit Freizeitmöglichkeiten so umzugehen, wie das die meisten heute tun, nämlich als relativ leicht austauschbare Option, die man eher spontan in Anspruch nimmt, weil es einfach gerade passt, diese Tendenz hat sich mir heute sehr deutlich bestätigt. Eigentlich entspricht das seit einigen Jahren auch meiner eigenen Motivation, solche öffentlichen Ereignisse wahrzunehmen. Und das ist etwas, was zu unserer Zeit passt, in der es fast lebensnotwendig erscheint, sich zeitweise aus der Alltagsroutine zu befreien, auch und gerade, wenn es ansonsten keinen Grund dafür gibt.

Die eigene Maulbeerenerkundung

Es hat mich ja doch gereizt, den Fruchtreichtum des Maulbeerbaums endlich auch persönlich in Augenschein zu nehmen. Deshalb habe ich heute zusammen mit V. die Gelegenheit zu einer weiteren Pflückaktion ergriffen. Die Beeren reifen schon seit Wochen immer nach und nach. Und es sind immer noch sehr viele kleine Maulbeeren an den Zweigen, die erst noch reif werden müssen. Jedenfalls haben wir mit zwei Leitern parallel gearbeitet, ich habe die hohe Ausziehleiter benutzt, um möglichst hoch in der Krone pflücken zu können. Das war trotz des leichten Nieselregens in der dichten Krone eine sehr trockene Angelegenheit, und zudem recht angenehm, da wir erstmals von dieser schwülen Hitze befreit waren. Alles, was wir an diesem Tag an reifen Maulbeeren erreichen konnten, haben wir abgepflückt. Zusammen genommen immer ein großer Pflückeimer. V. schätzt, dass wir zusammen mit dem bisher gesammelten und eingefrorenen Beerenmaterial auf ca. 10 kg kommen. Das ist nicht schlecht. Ich bin gespannt, wieviel Marmelade daraus letztlich zu gewinnen ist. Wir sollten nach Jahren des Ausfalls aber einen gehörigen Vorrat anlegen können, der uns über Jahre mit leckerer Maulbeermarmelade versorgen wird. In der enormen Dichte seiner Krone, der unzähligen Blätter und Früchte ist der Maulbeerbaum dieses Jahr ein echtes Phänomen. Ich hoffe, wir werden es mit den jetzt wohl wieder notwendigen Rückschnitt richtig machen, um den Beerenertrag kontinuierlich möglich zu machen.

Naturbildarrangements mit getrockneten Blattformen

Heute bin ich endlich dazu gekommen, die beiden Karten mit getrockneten Blättern zu sichten, eine Auswahl zu treffen und sie in den beiden doppelseitig transparenten Bildrahmen zu arrangieren, die ich wie die Blätter vor einigen Wochen zum Testen erhalten hatte. Die Rahmen hatte ich schon aufgehängt, mit anderen Einlagen versehen. Nun wollte ich diese gedruckten Blätter durch die losen getrockneten Baumblätter ersetzen. Das Schöne an dieser Zusammenstellung waren die sehr kleinen Formate. Wenn man selbst sammelt, kommen erfahrungsgemäß deutlich größere Exemplare in die Auswahl, von denen einige nach sorgfältigem Pressen und Trocknen dann vielleicht das Zeug haben, gerahmt und gezeigt zu werden. Die Arbeit habe ich in dem Fall gespart, es ging nur ums Auswählen, Arrangieren und Fixieren auf den beiden Rahmenglasscheiben. Letzteres habe ich mit ein wenig Klebestiftfilm realisiert. Der hat den Vorzug später auf der Scheibe wieder mit Wasser abwischbar zu sein. Das Arrangement der wild zusammengewürfelten Blattauswahl sieht in dem einen hochformatigen und dem einen querformatigen Rahmen gut aus. Einige der Blätter konnte ich auch zuordnen. Zum Beispiel kann man den Ginkgo, den Efeu, den Farn und sehr kleine Rosenblätter identifizieren. Aber die anderen sind offenbar Zierformen zugeordnet, die ich nicht genau benennen kann. Egal, sie sehen überwiegend schön aus, und in der Zusammenschau spielt es auch keine Rolle, welche Arten im Einzelnen kombiniert erscheinen. Es ist mehr die Anmutung der vielfältigen Blattformen selbst, die den Reiz ausmacht.

Weitere Maulbeerentheorien

V. ist nach wie vor ganz begeistert von der diesjährigen Maulbeerenflut. Tatsächlich warten wir ja seit Jahren darauf, dass die Früchte wieder wachsen, nachdem vor ungefähr vier Jahren das erste und bisher letzte Mal eine Ernte möglich war. Die Art scheint sehr empfindlich, was die Blüte und Fruchtreife angeht. So richtig sind wir noch nicht dahintergekommen, was genau die Kriterien sind. Aber wir freuen uns natürlich auf die Beeren, die V. zunächst noch eingefroren hat. Irgendwann werden wir sie dann auftauen und zu Marmelade weiterverarbeiten. Bis jetzt war noch keine Gelegenheit, aber ich versuche am Wochenende selbst auch einmal mein Glück in der Krone des ertragreichen Baums. Sicher sind noch einige Kilos möglich. Nur das Wetter muss mitspielen. Und wir müssen die Geduld aufbringen, die für das Pflücken der eher kleinen Beeren erforderlich ist.

Bemerkenswerter Sommersonnenmonat

Schade, auch wenn es die Bäume mögen werden, dieses Intermezzo von Hochnebel und Wolkendecke vor der brennenden Sonne. Mein erwünschtes Rekordergebnis der Sonnenstunden, diese spezielle Zahl, die im Bereich des Möglichen lag, wird wohl bis Ende Juni doch nicht erreicht werden. Ein Spitzenwert für die letzten 15 Jahre schon, aber eben nicht diese Zahl. Weil die letzten Tage des Monats anders als im gesamten Monatsverlauf zuvor durchwachsen ausfallen und deutlich weniger Sonnenstrahlen bringen. Man verwechselt das leicht, weil es ja gleichzeitig warm, wenn nicht zeitweise sogar heiß zu nennen ist. Aber die Sonnenstrahlung, die unten ankommt, ist eben deutlich geringer an solchen Tagen, weil dazwischen zu viel filternde Schichten liegen. Wie auch immer, im Großen und Ganzen war das jetzt schon ein bemerkenswerter Sommersonnenmonat. Rekorde sind da eher zweitrangig.

Sommer, Regen- und Trockenphasen

Eine kleine Sonnenerholungspause haben die Pflanzen heute erlebt, in der einmal nicht ganz so viel Licht getankt, aber auch weniger Flüssigkeit verdunstet werden konnte. Das ist auch mal erholsam und verhindert vor allem, dass sich der Sommer zu einer Hitzeschlacht mit Stress entwickelt. Mit diesen kleinen Intermezzi aus Hochnebeltagen und mit Regenschauern bei mäßigeren Temperaturen im Wechsel ist das für die biologische Verfasstheit der Menschen, aber auch für das gesunde Wachstum der Bäume und anderen Pflanzen einfach die bessere Situation. Und Gießwasser konnten wir auf die Art auch sparen. Das Reservebecken ist nur seit Tagen Reservoir fürs Gießen gewesen. Es wird sich beim nächsten Gewitter wieder füllen können, und die eigentlichen Regenwassertanks sind noch immer vollständig gefüllt. Eine gute Reserve für die sicherlich wiederkehrenden Trockenphasen.

Reminiszenzen und baum-grüne Szenen

Ein fotografischer Arbeitseinsatz hat mich heute in die Region geführt, die vor 25 Jahren einmal mein hauptsächliches Wirkungsgebiet war. Da bin ich durch einige Orte gekommen, die mir damals recht vertraut waren, weil bestimmte Erledigungen und Aufträge mich regelmäßig dorthin führten. Natürlich war mir nach so langer Zeit fast nichts mehr in Erinnerung. Insbesondere der Zielort selbst war mir so nicht erinnerlich, vielleicht weil ich damals immer nur bestimmte Adressen angesteuert hatte. Aber regionale Muster, eine bestimmte Anmutung der Region, die konnte ich schon wiedererkennen. Es ist eben das Abstrakte, was haften bleibt und sich auch nicht so schnell verändert. Für solche Reminiszenzen bin ich sehr dankbar. Sie helfen, Erinnertes, früher Erlebtes aus heutiger Perspektive und Kenntnis neu zu betrachten und daraus vielleicht auch Schlüsse zu ziehen. Und die Fahrt, die teilweise über Landstraßen führte hatte auch landschaftlich ihren Reiz, führte mich durch eine lichtdurchflutete, von sommerlicher Wärme gesättigte überwiegend baum-grüne Szene zu einem ebenso ländlich anmutenden Ortskern, der wie gemacht schien für sein Umfeld.

Mäßigung und Krisenlösung

Wie es aussieht, wird das wohl der sonnenstundenreichste Monat seit ungefähr 15 Jahren, zumindest in unserer Region. Noch ist die Sonnenstundenzahl vom Juli letzten Jahres, die bisher den Rekord während dieses Zeitraums darstellte, nicht erreicht, aber nach weiteren 5 Sonnentagen, mit denen wir durchaus rechnen können, sollte der Wert doch übertroffen werden. Das Schöne ist, dass bislang diese Sonnenlichtfülle noch nicht wirklich unangenehme oder belastende Ausmaße angenommen hat. Noch nicht, denn es gab zwischendurch auch Gewitter und Regenschauer, zudem Abkühlung in den Nachstunden, so dass es immer wieder Ausgleich gab. Wenn der Sommer in diesem Stil weiterliefe, wäre das eine Bereicherung für uns alle, und auch die meisten Pflanzen fühlen sich so während des Wachstums wohl. Aber die Temperatur darf nicht in Richtung der 40 Grad gehen und die Trockenheit darf eben nicht dauerhaft und unausgeglichen sein. Das schadet nämlich fast allen Pflanzen, allen voran den Bäumen, die langfristig auf Hitzestress mit massiver Schädigung reagieren und oft dann über Jahre zurückgeworfen, wenn nicht so stark geschädigt werden, dass sie absterben oder von Käfern mittelfristig zum Absterben gebracht werden. So wünschen wir uns Mäßigung nicht nur bei den vielen globalen Krisen, die nur vom Extrem leben, sondern auch in unserer natürlichen Umgebung, unseren natürlichen Lebensbedingungen, damit wir auch die Energie haben oder zurückgewinnen, die oft menschengemachten Krisen vernünftig zu bewältigen und möglichst aufzulösen.

Der zutreffendste Lebensbaum

Eigentlich wollte ich heute nur den Rasen mähen. Aber dann kam noch der Rückschnitt des Kirschlorbeers, der Eibe und der angrenzenden Gehölze hinzu. Deshalb habe ich mich einige Stunden mit der Gartenarbeit beschäftigt. Bei dem sehr sonnigen Tag war das ganz nett, in der Nachmittagssonne aber am Ende auch schweißtreibend. Wir haben tatsächlich Not, die ziemlich eng nebeneinander gepflanzten Gehölze im Garten im Zaun zu halten. Das war vor einigen Jahren so noch nicht absehbar. Aber inzwischen sind es wahrscheinlich schon zu viele Bäume auf zu engem Raum. Da ist ein Rückschnitt schon allein deswegen notwendig, damit sie sich nicht gegenseitig das Licht wegnehmen und sich zumindest partiell beschatten. So halte ich die Arten, die das vertragen und ohne eher Zierfunktion haben, möglichst kurz. Mit dem Kirschlorbeer kann man das ganz gut machen, ohne dem Strauch zu schaden. Und die Eibe fristet ohnehin ein Randdasein in unserem Garten – leider, denn sie ist ja einer meiner beiden Lebensbäume. Ich bewundere ihren Überlebens- und Behauptungswillen. Auch dort in der Gartenecke, im Halbschatten und an der Grundstücksgrenze, direkt neben der Nashi-Birne, hat sie es nicht leicht. Aber sie lässt sich nicht unterkriegen und schon gar nicht irritieren von einem kräftigen Zurückschneiden ihrer Zweige. Damit wird mein Exemplar dem Ruf ihrer Art gerecht, sehr formbar zu sein, aber eben auch zäh, ein lebendes Beispiel für die Fähigkeit, sehr alt zu werden und dabei langsam, aber beständig weiterzuwachsen. Eine Eigenschaft, die mir sehr sympathisch ist. Kein Zufall, dass ihr Zeitphase im keltischen Baumkreis genau symmetrisch um meinen Geburtstag herum gruppiert ist. Einen zutreffenderen Lebensbaum kann man gar nicht haben.

Armer Pfirsichbaum gibt etwas Hoffnung

Bei unserem Pfirsichbaum habe ich jetzt doch noch Hoffnung, dass es zumindest eine durchschnittliche Pfirsichernte im Hochsommer geben könnte. Immerhin hat er im Kronenbereich mehr frische Blätter ausgebildet und kann Photosynthese betreiben. Einige Früchte sind mit noch kleinem Durchmesser ebenfalls zu sehen, aber eben nicht annähernd so viele wie sonst. Vor allem hängen an den unteren Ästen, die sonst vom Gewicht der Pfirsiche zu brechen drohten, so gut wie keine, weil dort auch fast alle Blätter dem Pilzbefall zum Opfer gefallen sind und vollständig zusammengeschrumpelt waren. Ein Baum, der anders als in den Vorjahren unten fast kahl ist und insgesamt zerrupft wirkt. Ich hoffe sehr, er wird sich im nächsten Jahre wieder erholen und es gelingt uns, ihn im nächsten Frühjahr so zurückzuschneiden, dass sein Weiterwachsen in die richtigen Bahnen gelenkt wird.

Meine archetypischen Favoriten

Gott sei Dank konnte ich dieses unangenehme Vorhaben heute insgesamt erträglich durchführen und vorläufig abschließen. Da waren schon einige weniger aufbauende Erinnerungen an vergleichbare Situationen in der Vergangenheit, die mir durch den Kopf gingen. Und das ist dann nicht gerade förderlich. Aber ich konnte den Balanceakt vernünftig meistern. Vielleicht ja Resultat einer gewissen spezifischen Lebenserfahrung. Erfahrung ist wichtig, in vielen Lebenssituationen, aber es kann punktuell auch bedeutsam und nützlich sein, mit Symbolen zu arbeiten, sie bewusst in den Alltag zu integrieren, aktiv damit das eigene Erleben und Tun zu gestalten. Auch deshalb plädiere ich schon seit Jahren dafür, starke Lebenssymbole wie die Bäume zu nutzen, um durch Selbstreflexion und die Anbindung an archetypische symbolhafte Energien eigene Sicherheit und Stärke gerade in brenzligen Situationen (zurück)zugewinnen. Wem diese mehr sagt, kann sich natürlich auch den Steinen, den Bergen, den Engeln, den Vögeln u. a. zuwenden. Mein archetypischer Favorit bleibt der Baum mit seiner unendlich weitreichenden Art, die Prinzipien des Lebens in individueller und doch zu einer Art gehörenden Gestalt zu verkörpern.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.