Arbeiten rund um den Wechsel der Jahreszeit

Das Arbeitszimmer ist jetzt wieder deutlich heller, denn die langen und an großflächigen Blättern reichen Triebe der Weinreben sind zurückgeschnitten. Und die Weintrauben bis auf einige wenige vollständig gelesen. Das geschnittene Blattwerk ist in einer konzentrierten Gemeinschaftsaktion auch bereits in Grünzeugsäcke verfüllt, so dass V. sie morgen zur Grünschnittdeponie bringen kann. Insgesamt also ein Weinleseprojekt, das in diesem Jahr nicht mehr als zwei Tage in Anspruch genommen hat. Natürlich stehen noch das Einmaischen, Keltern und Einkellern bevor. Aber das geschieht Schritt für Schritt und wird spätestens Mitte kommender Woche ebenfalls unter Dach und Fach sein. Gut so, denn gewisse Dekorationsvorhaben zum Herbst warten ebenfalls darauf, umgesetzt zu werden. Da ist es beruhigend, die Routinearbeiten schon hinter sich zu haben. Holzarbeiten werden meine nächsten Arbeitstage weitgehend ausfüllen. Eigentlich eine schöne, auf den Wechsel der Jahreszeit bezogene Auslastung unserer Aktivität.

Es wird wieder lichter

Nun ist der erste Abschnitt der Trauben schon gelesen und auch schon zurückgeschnitten. In diesem Teil des Gartens ist dadurch schon alles viel lichter. Gut für die eine oder andere Pflanze, aber schade, weil es das so schön durch Blattgrün gefilterte Licht reduziert. Immerhin hat der Nachwuchsfeigenbaum endlich Luft und kann mehr Sonnenlicht tanken. Und die kleinen Gleditschien konnten im Halbschatten bisher auch nicht zu ihrer Hochform auflaufen. Bei den Strohblumen wird es jetzt schneller gehen, die Blüten werden sich in schnellerem Rhythmus öffnen. Viel Material für die geplanten Dekorationen, mit denen ich jetzt endlich einmal beginnen will. Eine Zeit für die Ernte eben, die in unserem Garten wahrscheinlich erst viel später, so Mitte Oktober, mit den sich aktuell noch schwer tuenden Feigenfrüchten ihren Abschluss finden wird. M. freut sich darauf schon besonders.

Zeit für die Lese

Eine subtropisch wirkende, häufig stehende Hitze verfolgt uns in diesen Tagen des Altweibersommers. Genauso ungewöhnlich für die Jahreszeit wie der bisherige Sommerverlauf insgesamt nicht dem Üblichen entsprach. Und der Bruch am Donnerstag ist bereits angekündigt. Es scheint so, als ob wir aus dem Anpassungsstress in Sachen Sommerwetter nicht mehr herauskommen. Für V. bedeuten die Aussichten, dass jetzt die hauseigenen Weintrauben erntereif sind. Natürlich könnten sie noch weitere zwei bis drei Wochen vertragen. Aber V. ist immer früher dran als richtige Winzer, und das hat auch seinen Grund in der besonderen Lage der Weinreben. Auch ist die Gefahr groß, dass nach den hohen Temperaturen jetzt, der Abfall und der wohl ebenfalls auftretende Regen die Früchte platzen lässt. Das wäre schade und würde die ansonsten vielversprechenden Ertragsaussichten schmälern. So werden wohl die meisten Früchte schon bis zum Wochenende eingemaischt sein und V. um ein für ihn bedeutsames Projekt in dieser Saison erleichtert.

Für mehr Überblick im Fotoarchiv

Kaum habe ich die über ein Jahr angelaufenen Fotografien durchgesehen, bearbeitet und archiviert, sammeln sich schon wieder Massen neuen Materials an. Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr so lange mit der Selektion zu warten, damit es nicht zu unübersichtlich wird. Aber es ist gut, eine neue Ordnung hergestellt zu haben. Die vielen Fotos mit verschiedenen Baum-Sujets, Blüten, Blätter, Früchte, Makros, Landschaften, Jahreszeiten, Holzstrukturen, machen immer noch den größten Anteil aus. Die anderen Motivfelder legen allerdings allmählich zu, vor allem die Oberflächen- und Materialstrukturen und das weite Feld von Vintage-Motiven. Letzteres fordert mich immer wieder aufs Neue heraus. Die nächsten Serien in diesem Bereich stehen schon bevor. Denn der weibliche Zwicker aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts wartet darauf, als Hauptmotiv festgehalten zu werden. Die passenden Bildinszenierungen dazu müssen mir noch einfallen.

Unerfülltes Baumszenario und eine Begegnung mit der Vergangenheit

Kunstinstallation auf der Bildhauerwiese des Kunstzentrums

Ein bisschen Wehmut kam dann doch auf bei dem Besuch an einem Ort, den ich vor siebzehn Jahren zuletzt gesehen hatte. Nach dreieinhalb Jahren intensiver und engagierter Arbeit im Kunstzentrum war es damals an der Zeit, Abschied zu nehmen und ein eindrückliches Stück beruflicher Erfahrung hinter mir zu lassen. Mein Wunsch war es, irgendwann wiederzukommen, wenn der Nachfolger des großen Kirschbaums, der lange an der Ecke der Bildhauerwiese stand und eines Tages vom Sturm zerstört und, schon ganz hohl, vollständig gefällt worden war, wenn der Nachfolger dieses Baums eine vergleichbare Größe haben würde. Das Foto zeigt diese Ecke, aber der nachgepflanzte Baum steht dort nicht mehr, stattdessen ein verzweigter und ausgeblichener Totholzast. Offenbar ist der Teil einer Installation in diesem Hofraum. Oder sollte der Ast tatsächlich von dem damaligen Baum stammen, also mit Bedacht und lokalem Bezug dort platziert worden sein? Ich konnte das nicht in Erfahrung bringen, ebenso nicht, warum der Baum weichen musste und sich mein Zukunftsszenario somit nicht erfüllen konnte. Das ist schade, aber wichtig war der Besuch an sich, diese Wiederbegegnung im großen zeitlichen Abstand. Eine Wiederbegegnung, die von dem Fahrweg dorthin bis zu der Gebäudekonstellation des Zentrums selbst mit Reminiszenzen nur so angefüllt war. Vieles ist mit früher identisch, anderes leicht verwandelt, und wieder anderes hinzugekommen. Vollkommen ausgetauscht aber schienen heute die Menschen selbst. Jedenfalls konnte sich keiner derjenigen, mit denen wir sprechen konnten, an die von mir erlebte und für mich so bedeutsame Zeit an diesem Ort erinnern bzw. kannten sie den Ort damals noch nicht. So bleibt die Begegnung mit der Vergangenheit unabgeschlossen, mit der Option einer Fortsetzung bei neuen Begegnungen. Der Anfang heute war stimmig und richtig.

Haselnuss-Dekoration

Getrockneter Haselzweig auf Keramikteller mit Haselnussmotiv

Diese Kombination finde ich einfach zu schön. V. hat vor einigen Tagen eine Reihe von Haselnusszweigen mit reifen Nüssen mitgebracht, die wir auf dieser Antiquität dekoriert haben. Eine handbemalte Keramik mit dem Motiv fruchttragender Haselzweige. Künstlerische Umsetzung und natürliches Relikt, ein wunderbares Motiv.

Schneiden und dekorieren

Der Efeu hat in den letzten Wochen noch einmal kräftig neue Triebe ausgebildet. Die ragen jetzt vereinzelt aus der gleichmäßig gestutzten Decke des Bewuchses hervor. Eigentlich normal für diese Jahreszeit, dass man mehrfach nachschneiden muss. Das ist die richtige Arbeit für den Vormittag. Schön ist vor allem, dass jetzt die durch den radikalen Rückschnitt kahl gewordenen Stellen weitgehend zugewachsen sind. Dann erhält das Ganze eine selbstverständlichere Anmutung und das Bild des Gartens wirkt noch voller und grüner als ohnehin schon. Als zweites Samstagprojekt steht die weitere Vorbereitung der getrockneten Strohblumen für die angedachten Kränze an. Vielleicht taste ich mich mit ersten Versuchen schon mal an die Technik heran. Es wird spannend sein zu sehen, ob die beabsichtigte Steckmethode umsetzbar ist oder ich mir etwas anderes ausdenken muss. Die Trocknungstechnik habe ich in den letzten Wochen deutlich verbessert. Jedenfalls scheinen die angetrockneten Exemplare zunehmend überzeugend, weil an den frisch geschnittenen Zustand erinnernd und nicht so stark zurückgebogen, wie ich das anfänglich beobachten musste.

Pfaffenhütchen im Stress

Es sind dies die Tage, in denen ich anfange, für die Pfaffenhütchen zu schwärmen. Ich habe bereits erwähnt, dass sie in diesem Jahr wieder zahlreiche Früchte ausgebildet haben. Das Bild der zwischen dunkel- und hellrosa wechselnden Fruchtkapseln ist aber recht wechselhaft. Besonders fällt etwas auf, das ich so noch nie beobachtet hatte. Das Verblassen der Kapseln beginnt gewöhnlich bei dieser Art erst lange, nachdem die orangenen Samenkerne zum Vorschein gekommen sind. Jetzt aber kann man es schon bei noch geschlossenen Hüllen beobachten. Manche Früchte sind vollständig verblasst und farblos, während sich die benachbarten desselben Zweigs normal entwickeln. Vielleicht eine Folge punktuell intensiver Sonneneinstrahlung und weniger der gleichmäßigen Wärme an sich. Ich bin gespannt, wann sie sich öffnen, denn dann wird das Gesamtbild dieses so malerischen Strauchs noch farbenfroher.

Pfaffenhütchenzweig mit teils verblassten Fruchtkapseln

Weinrebenstimmung

Direkt hinter der Fensterscheibe zeichnen sich die reifen und in diesem Jahr besonders üppig ausgewachsenen roten Weintrauben ab. Das Weinlaub im satten Grün, die Sonne so günstig wie seit langem nicht, da intensiv und doch nicht zu extrem austrocknend. So stehen die Chancen nicht schlecht, dass dieser Jahrgang des selbst hergestellten Rotweins ein vergleichsweise ertragreicher und – gemessen am Oechslegrad – durchaus überdurchschnittlicher werden kann. Dieses erwartbare Ergebnis ist für mich aber weniger spannend. Ich freue mich so lange an den Schatten spendenden Weinreben, die bei uns untypischerweise lange Triebe ausbilden und über mehrere Meter ausgedehnt ein ziemlich dichtes Dach aus Blättern bilden. Die ideale Situation, um das eigentümliche Licht des Altweibersommers gerade in den Nachmittagsstunden eindrucksvoll zur Geltung kommen zu lassen.

Mageres Baumobstkuchenjahr

In der TV-Sendung wurden heute Rezepte mit Zwetschgen vorgestellt. Passend zur idealtypischen Jahreszeit. Nur sind die Früchte in diesem Jahr eben sehr rar. Für unsere Obstkuchensaison bedeutet das, die Zwetschgen- und später Apfelkuchen werden genauso ausfallen wie zuvor schon die Kirschkuchen. Nur aus den in diesem Jahr nicht ganz so saftigen Mirabellen haben wir etwa 6 Kuchen auf Vorrat gebacken und eingefroren. Das wird uns zumindest ein paar Mal im Jahr an den enttäuschenden Obstsommer erinnern, und daran, wie lecker doch gerade die Mirabellen in Kuchenform sein können. Wie schon berichtet, wird auch aus den Schlehen nichts. So können wir eigentlich nur noch auf die Esskastanien hoffen. Das wäre nach langem wieder ein Anlass, im Wald auf die Suche zu gehen. Da gibt’s doch noch die geheimen Stellen, die ich hoffentlich zusammen mit V. nochmal einmal werde ausfindig machen können.

Kaum erntereife Schlehen in Sicht

Für das Sammeln von Schlehen sind die Aussichten in diesem Jahr sehr schlecht. Bereits in den vergangenen Wochen sind mir die tiefblauen Früchte nur vereinzelt ins Blickfeld geraten. Manchmal hat das mit Rückschnitten zu tun, die von Seiten der öffentlichen Hand alle paar Jahr allzu radikal ausfallen. Das ist diesmal der Grund allerdings nicht. Vielmehr sind insgesamt wenige Früchte an den zugänglichen und auch an den tiefer in Gebüsch liegenden Zweigen der Sträucher zu sehen. Das war während der Reifezeit noch dichter. Die starke Reduktion hängt am wahrscheinlichsten mit den langen Hitzephasen zusammen, denn die meisten noch sichtbaren Früchte sind stark zusammengeschrumpelt. Vermutlich sind die übrigen schlichtweg abgefallen oder wurden im halb dehydrierten Zustand schon vorab von den Vögeln herausgepickt. So wird sich das Sammeln nicht lohnen. Wir werden vielmehr auf die ca. 3 Liter Schlehenlikör zurückgreifen, den wir im Vorjahr angesetzt haben. Der dürfte jetzt die richtige Lagerreife besitzen.

Historischer Sonntagsausflug

Dieser Ausflugstag hat uns zwar, wetterbedingt, nicht an diesen sagenhaften Ort in Frankreich gebracht, der schon allein durch seine ins Mittelalter zurückreihende Geschichte fasziniert. Aber die Alternative war auch nicht schlecht, nämlich die nahe gelegene, mit Sachkunde und Kreativität rekonstruierte römische Villa. Die hatten wir in den letzten 20 Jahren nicht mehr besucht. Und so war es spannend, die Veränderungen zu beobachten, die seither umgesetzt wurden. Und mit einer Führung auch gleich die regionalgeschichtlichen Kenntnisse aufzufrischen. Der Weg dorthin ist abenteuerlich, über verschlungene Feldwege bis zum Waldrand. Und tatsächlich hat der Führungsleiter darauf hingewiesen, dass die Villa quasi im heutigen Wald entdeckt wurde und deshalb am ursprünglichen Standort so vollständig ausgegraben und rekonstruiert werden konnte. Das darauffolgende Ausflugsziel hat uns von der Römerzeit dann doch noch ein Stück weit ins Mittelalter versetzt. In dem kleinen Städtchen jenseits der Landesgrenze ist die mittelalterliche Bausubstanz allerdings noch überall zu bewundern. Vielleicht einer der Gründe für die touristische Beliebtheit des Ortes, der auf engstem Raum viele Jahrhunderte zurückreichende Zeitreise ermöglicht.

Aussichten für die Weinlese

Beim morgendlichen Blick von oben auf den Walnussbaum habe ich das erste echte Herbstblatt entdeckt. Es war nicht die schwarzrandige Verfärbung, die diese Art gerne schon im Spätsommer zeigt, sondern eine echte herbstliche Braunfärbung, in der alles Chlorophyll bereits abgebaut war. Das bestätigt nur meinen Eindruck, dass der Herbst eigentlich schon präsent ist, auch wenn ab Dienstag eine weitere Phase mit hochsommerlichen Temperaturen und viel Sonne angesagt sind. Neben den wenigen Zwetschgen, die es in diesem Jahr gibt, bedeutet das bei uns vor allem Lesezeit für die hauseigenen Weintrauben. Die werden bei uns schon viel früher geerntet als es in Weinbergen üblich ist. Anders als bei den richtigen Winzern sieht es bei unseren hausnahen Reben gar nicht so schlecht aus in dieser Saison. Sicher wird V. wieder so viel eigenen Wein daraus gewinnen können, dass sein Jahresbedarf damit abgedeckt ist. Bezüglich der Qualität sind wir an unserem Standort ohnehin nicht verwöhnt. Aber die Trauben sind diesmal ziemlich groß, was zumindest eine ausreichende Menge verspricht, zudem wir glückerweise, ganz anders als in den beiden Vorjahren, von der Invasion der Wespen fast vollständig verschont geblieben sind. Und die stibitzenden Vögel konnten durch einige kleine Netze zumindest etwas abgehalten werden.

Lob der Jahreszeiten

Eigentlich ein guter Tag für die Arbeit mit Holz, insbesondere wenn es sich um Ölbaumholz handelt. Denn die Stimmung war schon deutlich eine herbstliche, zwar noch gut geeignet zum draußen Arbeiten, aber eben nicht mehr diese Hochsommerwetter der letzten Wochen, das jeden Bewegung zur Anstrengung werden lässt. So wie heute könnte es immer sein, meinte M. am Nachmittag, und fasste die Familienstimmung des Tages damit zusammen. Aber wörtlich würde ich das nicht gerne nehmen, weiß ich doch die Reize des jahreszeitlichen Wechsels und die Nuancen innerhalb einer Jahreszeit so sehr zu schätzen. Äquatoriale Wetterverhältnisse wären deshalb nicht meine Sache. So vieles, das unsere Beobachtung, unsere kulturelle Verarbeitung, unsere Reflexionen in Bezug auf die Welt der Pflanzen im Allgemeinen und das Leben der Bäume im Besonderen betrifft, würde wegfallen, da die Differenz nicht wahrnehmbar wäre. Nein, die Jahreszeiten sind ein Geschenk und ihr Wechsel unverzichtbarer Bestandteil unserer kulturellen Identität.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.