Physalis und Waldrebe

Die Dekorationsprojekte scheinen derzeit endlos. Eigentlich wollten wir es auf den Sonntag verschieben, aber am Abend hat mich die Entdeckerlaune dann doch noch gepackt und ich habe mich an den Physalis-Kranz gewagt. Siehe da, die Stecktechnik mit verschieden großen Haften hat sich als die für diesen Zweck genau richtige herausgestellt. Und es hat Spaß gemacht, durch immer dichter werdendes Gruppieren von Physalis-Trieben die Lampions ziemlich gleichmäßig und deckend anzubringen. Die dann noch vorhandenen Lücken habe ich mit den Fruchttrieben der Waldrebe aufgefüllt, die ich glücklicherweise nach Mittag an der mir bekannten Stelle ausfindig machen konnte. Erstaunlicherweise waren die Fruchtstände noch frisch, die Wolle hat sich noch nicht entwickelt. Das wird sie in den nächsten Wochen am fertigen Kranz nachholen und, so die Idee, einen vollständig bedeckten Kranz hervorbringen. Über die Plastizität des dekorativen Kranzes aus rot leuchtenden Physalis bin ich in dieser Form doch überrascht. Auch wenn die Einzelformen ohnehin diese eindrucksvolle Form, vor allem in Verbindung mit der Signalfarbe, in den Raum stellen. In so dichter Kranzform nebeneinandergelegt, potenziert sich dieser Eindruck gewissermaßen noch. Ich bin jetzt sehr gespannt, wie er sich an der Wand hängend präsentiert, und wie er sich seine Erscheinung mit der Waldrebe verändern wird.

Der Stau ist abgearbeitet

M. meinte, ich könne heute doch noch mal an den Freiluftarbeitsplatz ziehen. Aber das war mir dann doch zu umständlich, zumal es wieder spät werden würde und das natürliche Licht dann irgendwann nicht mehr ausreicht. So gehe ich eigentlich davon aus, ab jetzt wieder die Kellerwerkstatt zu besetzen, bis das nächste Frühjahr mit angenehmen Temperaturen erneut nach draußen lockt. Am Ende des Tages kann ich zufrieden sein. Einen wahren Stau von Anfragen habe ich in den letzten zwei Wochen sukzessive abgearbeitet, der vorläufige Ausklang mit dem Holz der Linde war da eine vergleichsweise Wohltat. Und schön auch, dass der Samstag für zahlreiche wiederum aufgeschobene Projekte zur Verfügung steht. Zum Beispiel nach den zuletzt reif gewordenen Feigen sehen. Und eine neue Kranzstecktechnik mit Physalis und Waldrebe ausprobieren. Nicht zuletzt die letzten Fotoreihen ausfiltern und die Auswahl bearbeiten. So wird es auch diesmal ein arbeitsreiches Wochenende werden, in dem wir mit einiger Abwechslung belohnt werden.

Veränderte Arbeitsbedingungen im Oktober

Dass sich die Holzarbeit über die ganze Woche streckt, hätte ich nicht gedacht. Aber nun habe ich den Stau weitgehend abgearbeitet. Nur noch eine einzelne Arbeit steht noch aus, die ich hoffe, morgen abschließen zu können. Demnächst werde ich noch weitere Kanteln von langsam ausgehenden Holzarten sägen müssen, da sich auch da die Bestände bedenklich reduziert haben. Eigentlich eine schöne Arbeit während dieser wechselhaften Oktobertage. Und noch wesentlich angenehmer als im Winter, wenn die Arbeiten an der freien Luft doch manchmal zum Kraftakt werden. Am Nachmittag musste ich dennoch zum ersten Mal nach der Sommersaison wieder mit meiner mobilen Werkstatt in den Keller ziehen. Es ist jetzt einfach schon zu früh dunkel, und empfindlich kühl wurde es zuletzt auch, vor allem wenn ich längere Zeit an Feinarbeiten sitze.

Vielleicht wieder ein goldener Oktober

Gleich zwei Pullover übereinander habe ich heute bei der Holzarbeit draußen getragen. Das zeigt, wie der Herbst trotz des lichtreichen „goldenen“ Oktobertags inzwischen die Macht an sich gerissen hat. Und nicht nur am Verhalten des Feigenbaums ist erkennbar, dass das Baumgrün und die Vitalität der Blüten schon bald Vergangenheit sein werden. Die Strohblumen tragen zwar noch sehr zahlreichen neue Blütenknospen. Allerdings sind die Blüten selbst überwiegend klein und immer häufiger asymmetrisch ausgebildet. Wohl ein Resultat der empfindlich kühlen Nächte und nicht mehr wirklich warmen Tage. Solange das Licht aber bleibt, bin ich mit dem bisherigen Verlauf der Herbstwitterung versöhnt. Ich denke, die Chancen auf einen goldenen Oktober stehen gar nicht so schlecht.

Sehr späte Feigen

Es ist wie bereits in den Vorjahren beobachtet. Der Feigenbaum registriert die empfindlichen Nachttemperaturen und ahnt, dass er die Blätter nicht mehr lange halten kann. Das veranlasst ihn, die angereicherten Zuckerreserven in die Früchte zu leiten. Eine Art Torschusspanik, die uns nun doch noch eine Reihe vollreifer Feigen beschert. Anfang Oktober und unsere Schiefertafel zeigt gerade mal acht Markierungsstriche. Die beiden ersten sind schon ca. drei Monate alt, das waren die reif gewordenen Vorfeigen. Und heute kamen eben noch sechs hinzu, die fast über Nacht zur ihrer Größe und zu diesem essbaren Zustand gefunden haben. Sicher werde ich jetzt jeden Tag weitere Früchte abpflücken können. Aber anders als in den beiden Vorjahren werden es nur sehr wenige werden. Die warmen Temperaturen haben dann wohl doch zu spät eingesetzt. Eine Verzögerung, die der Baum auch angesichts der hohen Hochsommertemperaturen nicht mehr kompensieren konnte. So muss M. in dieser Saison leider auf ihre ausgiebigen Feigenmalzeiten am Abend verzichten bzw. sie auf diese späten und sehr übersichtlichen Erträge konzentrieren.

Plastische Formen des Herbstes

Physalis-Fruchthüllen im Herbst
Es sind keine Baumfrüchte, machen aber dem, was mich in dieser Zeit an den Früchten der Pfaffenhütchen so fasziniert, starke Konkurrenz. Formale Wunderwerke, die in ihrer wie vorgeführt wirkenden Vergänglichkeit wie eine Verkörperung des Herbstes wirken. Anders als die Pfaffenhütchen sind die Fruchtblasen der Physalis auch dann, oder vielleicht gerade dann attraktiv und ausdrucksstark, wenn sie im Zerfallsprozess befindlich sind. Aus leuchtendem Rot wird dann Orange und Rostbraun, bis irgendwann nur noch das filigrane weißliche Gerüst übrig bleibt. Eine schrittweise Auflösung ins Nichts.

Kreativer Herbst

Der überaus herbstliche Sonntag war eine Einladung zum kreativen Arbeiten. So konnte ich endlich den geplanten Strohblumenkranz stecken, wobei ich mich für den mit dem kleinsten Durchmesser entschieden habe. Und die Fotoserie mit den zersetzten Physalishüllen war bei dem gedämpften Herbstlicht ebenfalls naheliegend. Jetzt muss für den Kranz noch die richtige Position und Lage gefunden werden. Und die Fotos warten auf eine genauere Durchsicht und Auswahl. Vielversprechende Aufgabe für den Feiertag, der ähnliches Wetter zu bringen verspricht.

Ausgewechselte Wetteranmutung

Mit dem Wenden des Monatskalenderblatts scheint auch die gesamte Wetteranmutung wie ausgewechselt. Keine Spur mehr von jenem Spätsommer, der uns den endlos langen und trüben Frühling wieder vergessen ließ. Stattdessen Dauerregen, dazwischen trübe und nur vereinzelte Lichtblicke in Form kurzer Sonnenphasen. Das einzig Gute: Der Regenwassertank ist über Nacht wieder randvoll. Sollte das Licht zurückkehren, ist das Blumengießen so gesichert. Ich hoffe ja immer noch auf einen goldenen Oktober. Den Altweibersommer konnten wir durchaus erkennen, wenn auch nicht so deutlich und langanhaltend wie in manchen Vorjahren. Vielleicht ist uns jetzt noch eine in Phasen sonnenreicher Oktober vergönnt. Ein wenig von allem, das würde ganz gut zu diesem merkwürdigen Wetter- und Vegetationsjahr passen. Auch dass es trotz Fruchtfülle wohl mit dem Reifen der Feigen bis zum November nichts mehr wird.

Spiegelung innerer Handlungen

Es scheint, dass die Jahreszeit den Blick der Menschen wieder stärker nach innen wendet. Die Veränderungen in der Natur, augenscheinlich an der Laubfärbung und dem Reifen der letzten Früchte der Bäume, wirken sich unmittelbar auf die Seele aus, bestimmen die innere Verfassung, die Art und Richtung der Aufmerksamkeit wesentlich mit. Ich erkenne das u. a. an der wieder wachsenden Resonanz auf die Wunschbaum-Projekte. Die Seiten werden einfach häufiger aufgerufen, weil das Interesse an der Natur durch die Wechselstimmung in der Natur einmal wieder hervorgeholt, in den Fokus gerückt wird. Das freut mich immer, denn damit ist die beste Voraussetzung gegeben, dass die symbolische Kraft der Bäume wirken kann. Diese Wirkung ist ohne ein Mittun der Menschen undenkbar. Es ist ein aktiver Prozess der Aneignung oder Spiegelung innerer Handlungen im Lebenssymbol der Baums.

Die Arbeit mit Hölzern bleibt zeitlos spannend

Erneut warten eine ganze Reihe von Hölzern darauf, bearbeitet zu werden: Drei Mal Apfelbaum, je einmal Esche, Zypresse und Eberesche. Und alle Projekte verknüpft mit Sonderwünschen, die konkrete Ausführung betreffend. Das macht Spaß, auch weil es die Arbeit immer wieder spannend und niemals zur Routine werden lässt. Heute habe ich schon mal begonnen mit dem ersten Arbeitsprozess. Außerdem waren mir verschiedene Holzarten ausgegangen, weswegen erst einmal die große Säge zum Einsatz kommen musste. Demnächst muss ich die gesamten Vorräte überprüfen und fehlendes Material wieder auffüllen. Es ist schön, diesen Kreislauf miterleben und aktiv gestalten zu können.

Gute Weintraubenausbeute

Nun hat V. schon den zweiten Teil seiner diesjährigen Weintraubenernte eingefahren. Es ergab zwar nicht so viel wie zuvor erwartet, aber der Ertrag liegt doch deutlich über dem des Vorjahrs. Und da er bei der Gelegenheit immer auch schon die Reben zurückschneidet, dürfte die Weinsaison langsam ihrem Abschluss entgegengehen. Nur noch ein letztes Keltern und die obligatorische Vergärung. Der Rest sind punktuelle Arbeiten, die eine gute Beschäftigung an langen und lichtarmen Wintertagen darstellen. Weniger erfreulich sind die Nachrichten aus dem Bienenhaus. Offenbar ist der Bestand jetzt um vier Völker reduziert, die entweder eingegangen sind oder Opfer gegenseitigen Ausraubens geworden sind, für das wir ebenso wenig eine Erklärung finden wie für den merkwürdigen Verlauf der Honigsaison insgesamt.

Kontrastreiche Symbolkombination

Das Foto des Strohblumenherzens mit einem meiner jüngsten Holzlattenhintergründe zu kombinieren, scheint eine reizvolle Konstellation zu ergeben. Das Herz an sich habe ich bereits freigestellt. Nun arbeite ich an verschiedenen Varianten. Die energetische Ausstrahlung der verwitterten Holzlattenstruktur als Background für ein Trockenblumenarrangement, das an Lebendigkeit und Farbenfreude kaum zu überbieten ist, und dann noch in Herzform. Da werden die Lebenssymbole potenziert und können sich gegenseitig verstärken. Natürlich lebt das Ganze auch von dem Kontrast zwischen verwittert und farbenfroh abgegrenzt. Es wird darauf ankommen, es technisch gut umzusetzen, damit es als Ganzes überzeugend wirkt.

Die Fruchtreife der Feigen lässt auf sich warten

Der Feigenbaum hat sich zwar wider Erwarten das ganze Jahr über aufrecht gehalten und konnte zahlreiche Früchte ausbilden. Aber seit Monaten bewegt sich fast nichts mehr. Trotz der zwischenzeitlichen und lang anhaltenden Hitze und der jetzt tagsüber noch ausgedehnten Sonnenstunden will der letzte Reifezustand nicht eintreten. In den Vorjahren ging das immer sehr plötzlich vor sich. Lange Zeit keine Bewegung, und dann innerhalb weniger Tage ein Zuwachs an Volumen und eine ganz schnelle Reifung. Diesmal warten wir darauf aber vergebens. Auch ist keine einzige Frucht in Sicht, die als aussichtsreiche Kandidatin gelten könnte. Zu unreif und fest wirken sie alle immer noch. Sollte dieses Jahr die Feigenernte in den Oktober fallen? Sonst konnten wir dann die allerletzten Früchte pflücken. Ziemlich verrückt. Und sehr bedauerlich, denn wir wissen nicht, ob der Baum nach diesem Winter noch in der Lage sein wird, einen neuen Anlauf zu nehmen.

Markterkundungen und Herbstpläne

Ein handschriftlicher Brief von 1823 ist die älteste Handschrift, die ich bisher auf den Trödelmärkten der Region ausfindig gemacht habe. Das war neben einigen Briefen jüngeren Datums der besondere Akzent des Besuchs bei dem traditionellen Markt an der Landesgrenze. Gelohnt hätte sich der ohnehin, denn allein die Marktatmosphäre dort, das geschäftige Gewimmel von Besuchern und Händlern in den engen Gassen des Weindorfs bei so schönem Frühherbstwetter, ist allein schon ein Geschenk. Ich hoffe, auch im nächsten Jahr wird M. mich dabei begleiten. Für mich ist das nämlich der unausgesprochene Höhepunkt, wenn auch noch nicht der Abschluss der Antik- und Trödelmarktsaison. Bei solchen Erkundungen alter und aus unterschiedlichsten Gründen attraktiver Dinge, kann ich auch wunderbar den sonntäglichen Gedanken freien Lauf lassen, freierem als im Geschäftsalltag ob der vielen Routinen möglich ist. Und so lief parallel zu diesen Eindrücken auch schon die Planung für die nächsten Kreativprojekte rund um die Bäume, die neue Jahreszeit und sogar schon die bevorstehende Adventszeit. Auch für letztere gab es bei einigen Händlern schon frühzeitig Angebote, die allerdings bei so sonnigem und warmem Wetter irgendwie fehlplatziert wirkten. Ein schöner Ausflugssonntag, von denen ich mir noch viele für uns wünsche.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.