Verhinderte Beobachtungen

Es wird Zeit, dass die Bauarbeiten an der Bahnunterführung abgeschlossen werden. Seitdem dort die Arbeiter mit schwerem Gerät aktiv sind, kann man die Unterführung nicht mehr passieren. Das ist für viele, die es gewohnt waren, zwischendurch schnell einmal zum Flussdamm zu spazieren ein Hindernis, da so große Umwege notwendig sind. So ist nicht nur für mich der mittägliche Spaziergang auf meinem Lieblingsweg, entlang der vielen Sträucher und Bäume, die so typisch sind für unsere regionale Baumlandschaft, zurzeit seltener geworden. Und damit auch meine laufende Beobachtung der Entwicklung, die Blätter, Blüten und Früchte nehmen. Tatsächlich sehe ich bestimmte Spaziergänger derzeit kaum noch. Unglaublich, welche kommunikativen Veränderungen solche räumlichen Umstellungen mit sich bringen können.

Offene Baumbestimmung

Den Baum, den S. und P. aus einer Frucht im Blumentopf gezogen haben, konnte ich in ausgewachsener Form nicht in Augenschein nehmen. Vielleicht hätte ich ihn dann doch erkannt. Diese Art konnte ich an diesem kleinen, bisher nur wenige Blätter tragenden Exemplar nicht identifizieren. Auch die Durchsicht eines Baumbestimmungsbuchs hat da zunächst nicht weitergeholfen. Die Blattform ließe entfernt entweder an eine Eichen- oder eine Ahorn-Art erinnern. Beides war für die Arten, die das Bestimmungsbuch abbildet, aber nicht zutreffend. Wenn man die Form der Frucht betrachtet, fühlt man sich direkt an eine Walnuss erinnert. Aber auch die Zuordnung scheint nicht treffend, jedenfalls konnten wir keine Nussbaum-Art ausfindig machen, die auch nur annähernd solche Blattformen kennt. Mal abwarten, S. sagt, einer seiner Bekannten kenne die Art. So lässt es sich vielleicht doch noch klären.

Sechs auf einen Streich

Nach dem Abschluss der gestrigen Arbeit an den Partner-Armbändern standen heute gleich sechs verschiedene Bäume auf dem Programm. Niemals hätte ich gedacht, die Stäbe an einem Nachmittag realisieren zu können. Aber nachdem die ersten beiden sich als recht widerspenstig und schwierig zu bearbeiten erwiesen haben (Walnussbaum und Hainbuche) ginge es ab Nummer drei recht flüssig weiter. Apfelbaum, Pappel, Wieder und Eibe, das war die weitere Reihenfolge. Nicht zufällig habe ich mir die Eibe fürs Finale aufgehoben. Die Arbeit mit dieser Art ist immer wieder ein Erlebnis, nicht nur wegen ihrer Bedeutung für mich persönlich. Auch die bloße Erscheinung ist eine Freude, das Ergebnis eigentlich immer etwas ganz besonders Eindrucksvolles. Die Grundlagen für die sechs sind jedenfalls gelegt. Nächste Woche geht’s in die nächste Phase.

Symbolische Konstellationen

Walnussbaum und Eberesche, eine schöne Kombination. Schon wegen der symbolischen Konstellation, aber auch rein ästhetisch, weil sich damit ein sehr kontrastreiches Gesamtbild ergibt. Die Bedeutung dieser Partnerkombination wird natürlich nur den Trägern vollständig bewusst werden. Während der Arbeit daran mir meine eigenen Gedanken zu machen, darin besteht für mich das zeitlos Reizvolle dieser Tätigkeit. Und da es immer wieder andere Menschen sind, mit denen ich auf diesem vermittelten Wege in Kontakt trete, wird das Projekt auch niemals gleichförmig. Hinzu kommt, dass die Kombinationen sich ständig erweitern. Ich bin sehr froh um diese Erfahrungen und die Formen, die ich aus diesen Anlässen ins Leben rufen kann.

Geköpfte Chilis

Bei den Chilipflanzen ist es wie bei den meisten Bäumen. Der Mitteltrieb ist für ihre Entwicklung wichtig. Später zeigen sich die Schoten an den oberen Seitenästen. Umso erschrockener war ich zu sehen, dass M. tatsächlich bei 5 der 6 so schön angewachsenen Pflanzen tatsächlich die Mittelknospen abgeknipst hat. Ich konnte das kaum fassen. Nur weil die Blätter eine Kräuselung aufwiesen, die dieses Jahr allerdings bei verschiedenen Pflanzen zu beobachten ist und meiner Erfahrung nach meist auf eine Pilzinfektion zurückgeht. Die Photosynthese funktioniert aber trotzdem, und die Chilis wären sicher auch so prächtig gewachsen. Damit dürfte es jetzt für diese 5 vorbei sein, Schluss mit dem ersten geglückten Versuch, die Pflanzen aus Samen großzuziehen. Ich war wirklich entsetzt, auch weil ich mir das Trauerspiel jetzt noch Wochen ansehen muss. Sehr unwahrscheinlich, dass daraus noch etwas wird. Und die die eine noch heil gebliebene kann den Verlust natürlich kaum kaschieren.

Für den Winter vorsorgen

Bevorzugt zu Unzeiten denkt V. an das Auffüllen der Brennholzvorräte. Diese Tage hätte ich mir dafür nicht gerade ausgesucht, zumal noch ein Rest von der letzten Saison übrig ist und dafür noch genügend Zeit im Herbst wäre. Jedenfalls ließ er sich nicht davon abbringen, eine Anhängerladung heranzufahren und abzuladen. Das Sägen der Nadelholz- und Buchenabschnitte werden wir in den nächsten Tagen erledigen. Und dann ist an der Stelle auch wieder Platz für einen zusätzlichen Regenwassertank, der im Hochsommer sicher benötigt wird. Derzeit gehen die Fürs und Widers allerdings noch hin und her, so dass die Umsetzung noch offen bleibt.

Eigentlich Sommer

Die Einkaufstour war lange geplant. Aber eigentlich haben wir uns nur deswegen heute dazu durchringen können, weil wir bei dem Wetter nichts verpassen konnten. Die sonst nirgendwo zu findenden Artikel haben wir so wieder für einige Monate auf Vorrat, das gleicht die weite Fahrt wieder aus. Auf dem Weg eine recht sommerlich anmutende Baumlandschaft entlang der Straßen, was uns daran erinnert hat, in welcher Jahreszeit wir uns eigentlich bewegen. Nun, der Sommer soll übermorgen zurückkehren. Zwischenzeitlich nutzen wir die Situation, um reichlich Regenwasser zu sammeln.

Vielleicht wieder einmal Robinienhonig

Ich hoffe, wir werden von der Robinienblüte doch noch etwas haben. Der Regen sollte nicht so heftig gewesen sein, dass sie insgesamt dadurch zerstört worden wäre. Eigentlich gute Bedingungen, leicht gewittrig, feuchte Luft, nicht zu warm, um die Konditionen für Nektar suchende Bienen auf günstig zu stellen. So könnte V. in den nächsten Tagen eine zweite Ernte einfahren, wenn es auch nur ein oder zwei Eimer werden sollte. Die Vielfalt macht es eben interessanter, zumal es ein Aufbruchsignal wäre, nach Jahren großer Verluste und Einbußen. Allerdings dürfte inzwischen kaum noch etwas von der Robinienblüte übrig sein. Die Arbeit müsste also schon getan sein.

Sommerlicher Energieanschluss

In den vergangenen Jahren, so auch heute wieder, habe ich die Pfingsttage immer sehr still erlebt. Das passt so gar nicht zu dem symbolischen Charakter des Festes. Und auch nicht dazu, dass viele dann unternehmenslustig zu sein scheinen. Vielleicht sind ja die meisten in Urlaub gefahren, das wäre eine Erklärung. In dieser Konstellation aber haben diese Tage den besonderen Charakter von Zeitlosigkeit. Ähnlich wie während der Fastnacht scheinen die normalen Regeln der Zeit und des Alltags ausgesetzt. Wie eine Markierung des Übergangs vom Frühling zum als solchen wahrnehmbaren Sommer. Und mit einem Mal sind auch die Bäume wirklich präsent, hat sich das Grün als dominante Farbe der Landschaft durchgesetzt. Ab jetzt wird vor allem Licht getankt, Energie daraus gewonnen und üppig gewachsen und getrieben. Eine schöne Zeit, in der man sich dieser neuen Energiequelle gerne anschließt.

Üppiger Blumengarten

Die Strohblumen konnte ich heute in die Erde einpflanzen. In ihren Pflanztöpfen waren sie zuletzt üppig gewuchert und haben bereits ein dichtes Geflecht von Wurzeln ausgebildet. So war es auch nicht schwierig, sie zu pflanzen, ich konnte den ganzen Wurzelballen unverändert entnehmen und in das vorbereitete Pflanzloch setzen. Noch ein wenig frische Erde drum herum und gut angegossen sollten die Blumen jetzt ihr kräftiges Wachstum fortsetzen können und bald schon in der Mitte des Gartens ihre Pracht entfalten. Ich hoffe, wir werden so lange daran Freude haben wie im Vorjahr. Diesmal sind es aber deutlich mehr Blumen und zu erwartende Blütenköpfe. Mit dem, was die Bäume an Fortschritten zeigen, bin ich ebenfalls zufrieden, so dass ich eigentlich mit einem sehr grünen, bunten und dicht bewachsenen Gartenambiente während des Hochsommers und Frühherbstes rechne.

Schlechte Baumobstprognose

Unter der Schwüle leiden wir einigermaßen. Aber wir sind auch froh um die Aussicht auf längeren Regen, da er unsere Regenwasservorräte auffüllen könnte und auch dem nachgesäten Rasen guttun wird. V. wird wohl von seinem geliebten Nashi dieses Jahr keine Früchte erwarten können. Die üppige Blüte ist vor einigen Wochen erfroren, und zurzeit wirkt er kräftig wegen der dunklen, ledrigen Blätter. Aber Früchte werden höchstens vereinzelt wachsen. Wie es auch sonst mit Baumobst eher schlecht aussieht dieses Jahr. Als Obstmuffel macht mir das weniger aus, nur die Mirabellen werde ich sehr vermissen. Die sind eben ein Glücksfall, wachsen einmal sehr opulent und sind einmal gar nicht vorhanden. Mal sehen, vielleicht wird es wenigstens für einen Trost-Kuchen später reichen, vielleicht von unserem wilden Baum.

Regenwasserhungrig

Wenn das so weitergeht, wird wohl in diesem Sommer noch einige Male der Gießwassernotstand ausbrechen. Jedenfalls brauche ich jetzt schon doppelt so viel Regenwasser wie in den Vorjahren. Wenn die Blumen ausgewachsen sind und blühen, wird sich das vermutlich noch einmal steigern. Kaum vorstellbar, dass die normalen Vorräte dann ausreichen. So wird V. voraussichtlich doch noch den zusätzlichen großen Tank installieren müssen, um zu vermeiden, dass wir irgendwann auf Leitungswasser zugreifen müssen. Die Bäume sind na noch am genügsamsten. Aber Stroh- und Sonnenblumen und die Kübelpflanzen sowieso haben schon sehr viel Durst. So hoffe ich auf einige anhaltende Regenphasen zwischendurch, die die Gefäße wieder auffüllen, aber am liebsten nur über Nacht.

Mit Strom, aber kabellos Rasen mähen

Der neue Rasenmäher ist eigentlich eine sinnvolle Bereicherung. Einer mit Akkubetrieb, da kann man auf das lästige Kabel verzichten und wird mobiler. Kleiner, leichter und schmäler als die gewohnten Exemplare mit Kabel oder Benzinmotor, aber für kleinere Rasenflächen und trockenen Rasen ebenso geeignet, wenn nicht besser, weil der Einsatz weniger Aufwand verursacht. So haben wir jetzt ein gutes Set verschiedener Gartengeräte für alle Fälle sozusagen. Da der Baumschnitt im Garten eigentlich weniger Thema ist, werden diese den Rasen und das Pflanzen betreffenden Geräte wohl insgesamt häufiger zum Einsatz kommen und stärker beansprucht werden. Da ist etwas Variationsspielraum ganz vorteilhaft.

Abwechslung in der Arbeit mit Holzarten

Der Eschenholzabschnitt, den ich heute verarbeitet habe, unterschied sich stark von dem zuletzt verwendeten. Wenn die Fasern zur Längsrichtung des Abschnitts schräg verlaufen, ergibt sich nämlich, wie beim heutigen Stück, eine lebendigere Zeichnung. Verlaufen die Fasern annähernd parallel kommt dagegen eine andere Eigenart der Esche, ihr perlmuttartiger Oberflächenschimmer, deutlicher zum Ausdruck. Es sind diese Variationen, welche die Arbeit mit den immer gleichen Holzarten so abwechslungsreich und alles andere als gleichförmig gestalten. Morgen geht’s an den ästhetischen Gegenpol, mit der Kombination von Walnussbaum und Esskastanie.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.