Die Gartensaison dauert länger

Einige lang aufgeschobene technische Korrekturen an meinen kunsthandwerklichen Maschinen konnte ich heute endlich umsetzen. Damit bin ich jetzt bestens für die meist intensiven Arbeitseinsätze in Herbst und Winter gerüstet. Am Nachmittag haben wir schon einmal mit dem Entfernen der ersten Sonnenblumenstängel begonnen. Die waren ja schon auf halber Höhe gekappt, nun haben wir sie mi den Wurzeln herausgezogen und entsorgt. Die Wurzelballen gut ausgeklopft ist kaum noch Erde verloren gegangen. Jetzt ist wieder mehr Luft und Licht vorhanden. Die links und rechts davon stehenden und die an der Seite haben wir aber noch gelassen, da dort noch viele jüngere Blütenköpfe vorhanden sind. Das wird uns noch 1-2 Wochen freudig entgegen strahlen. Aber dann wird die Sonnenblumensaison endgültig beendet sein. Kerne haben wir jetzt genug, so dass die nächstjährige Wiederauflage mit den Riesensonnenblumen schon gesichert ist. Sehr viel länger werden wir etwas von den Rizinusstauden haben. Und auch die Strohblumen sind noch lange nicht ausgeblüht, sondern bilden immer noch und immer wieder neue Blütenköpfe, was meine Sammlung kontinuierlich wachsen und die Auswahl groß werden lässt. Besonders gespannt bin ich auf die neuen, auf dem Samentütchen als extrascharf bezeichneten Chilis. Diese Sorte ist offenbar sehr spät blühend und fruchtend. Immer noch bilden sich nämlich Blüten, obwohl die ersten grünen Früchte schon recht groß ausgewachsen sind. Das wird wohl noch dauern und die Nutzgartensaison damit verlängern.

Frühe Weinlese

In der nächsten Woche plant V. schon die Traubenernte. Wie immer ist er damit sehr früh dran, was auch mit der ohnehin ungewöhnlichen Lage der Rebstöcke zu tun hat. Aber auch damit, dass tatsächlich weitere Wochen Reifung bei dieser Rebsorte nicht wirklich eine Verbesserung bedeuten. Ich schätze, es wird diesmal übersichtlich ausfallen. Viele der ganz alten Stöcke sind in den letzten Jahren der Altersschwäche zum Opfer gefallen. Und neu gesetzte sind noch nicht so weit. Deshalb wird es, wie schon im Vorjahr, eher wenig Wein ergeben. Aber für Vs Eigenbedarf wird es schon ausreichen. Und schon sind wir gedanklich in der Erntesaison angekommen. Der Herbst ist jetzt schon deutlicher, und der Sommer präsentiert sich in seinen letzten Phasen, hoffentlich demnächst wieder mit mehr Licht.

Ein Garten mit baumartigen Stauden

Einen schönen, sehr ausgedehnten Garten konnte ich heute bewundern, in dem einzelne Gräser und Stauden gepflanzt sind und gedeihen, die wie Bäume wirken. Unter anderem ein Zebragras, das sich durch seine gestreiften Blätter auszeichnet und sehr dicke buschförmige Gestalten annehmen kann. Bei der Gelegenheit bin ich auch in den Genuss einiger geschnittener Gräser und Kräuter gekommen, die M. sehr gerne für die Wohnungsdekoration verwendet. Auch wenn es allmählich eng wird, bei allem, was wir in den letzten Wochen aus eigenen Exkursionen und aus dem eigenen Garten an Dekorativem gewinnen konnten. Besonders gut haben mir in diesem Garten die hoch gewachsenen Rizinusstauden gefallen. Eine Sorte davon entspricht auch in ihrer Anmutung ziemlich genau den unseren. Die andere aber ist grüner, trägt keine Blüten, hat aber wirklich einen baumartigen Stamm und insgesamt eine wuchtige, an einen kleinen Baum erinnernde Form. Vielleicht kann ich die Inhaber ja später um Samen aus dieser besonderen Rizinusart fragen.

Unsere Baumblumen

Die auffälligsten „Gartenbäume“ waren in diesem Sommer unsere Sonnenblumen. Unglaublich, wie sich eine Staude während weniger Wochen vom Samenkorn zu einem über vier Meter hohen Gewächs entwickeln kann. Davon hatten wir sehr viele, und immerhin ist gut die Hälfte noch an seinem Platz. V. hat aber die ältesten bereits abgeschnitten, nachdem die Köpfe schon ganz verblüht waren. Den schönsten habe ich zum Trocknen aufgehängt. Daraus nehme ich später die Samen für nächsten Jahr. Und die anderen hat V. schon größtenteils verarbeitet, nur bei einigen ließen sich die Kerne noch nicht lösen. Die Vögel werden sich im Winter sehr über die nahrhaften Kerne freuen. Ich hoffe, wir werden an den restlichen Riesensonnenblumen noch einige Zeit Freude haben. Die höchste von allen hat jetzt erst ihre zahlreichen Blütenköpfe ausgebreitet. Die sind nicht so gro0ß ausgefallen wie bei den anderen starken Stauden, aber dafür ist es gleich ein ganzer Kranz. Und auch die Rizinusstauden sind jetzt richtig in ihrem Element und wachsen noch weiter in die Höhe. Ich denke, diese beiden Pflanzungen werden wir im Folgejahr wiederholen. Denn die haben den Gartensommer sehr spannend gemacht.

Vorbereitung des Nachfolgers

Heute ist der Entschluss gereift, den alten Feigenbaum im Frühjahr durch den neuen kleinen zu ersetzen, der derzeit noch in einem Pflanztop sitzt. Der hat sich derart gut entwickelt, dass er bereits die Höhe des einige Jahre älteren, buschartig ausgewachsenen Bruders übertroffen hat. Ein kerzengerader Stamm und bisher lediglich vom Stamm abgehende Blätter. Noch keine Verzweigung. Das kann also ein richtiger Baum werden. Genau, was wir an Qualität für die Nachfolge benötigen. Jetzt kommt es darauf an, dass er kräftig bis zum Herbst weiterwächst und stark wird, damit er den Winter überlebt. Den richtigen Zeitpunkt zum Auspflanzen müssen wir dann auch noch erwischen.

Ein gehetzter Tag

Eine sehr anstrengende Rundfahrt hat uns heute durch drei Bundesländer geführt. Durch verschlafene Flusstäler, Orte mit romantischer Fachwerkarchitektur, durch die Peripherie verschiedener Großstädte, auf lärmenden, extrem hoch frequentierten Autobahnen mit zähfließendem Verkehr und langen Staus bei brütender Sommerhitze. Da hätten wir uns mehr als einmal einen Platz unter schattigen Baumkronen herbeigewünscht. Einen, der einen wieder aufatmen und durchschnaufen lässt. Aber so ist es ein eher gehetzter, aufgeregter Tag mit nicht vorhersehbarem Verlauf geworden, aus dem Schlüsse zu ziehen uns derzeit noch schwer fällt.

Zwischen Sommer und Herbst

Nun wird der Sommer doch noch einen letzten Anlauf nehmen, bevor er bald in einen hoffentlich ausgedehnten Altweibersommer übergeht. Den mag ich sehr, wenn er sich dann aber doch schon eher wie Herbst anfühlt. So lange aber genieße ich die hochsommerliche Pracht der Blumen, vor allem der vielen hoch gewachsenen Sonnenblumen, die teils schon wieder verblüht sind, und das satte Grün des Weinlaubs und der großflächigen Blätter der Feigenbäume und Rizinusstauden. Auch die Weintrauben sind inzwischen alle dunkel ausgereift und werden nicht mehr allzu lange bis zur Ernte brauchen. Eine spannende Jahreszeit, weil sie eine Art Höhepunkt markiert und gleichzeitig deutliche Anzeichen des Wechsels erkennen lässt. Eine Übergangszeit mit besonderen Reizen, die für mich im warmen Licht der tiefstehenden Nachmittagssonne ihren vollendeten Ausdruck findet.

Samstaggartenroutinen

Es gab am heutigen Samstag keine spektakulären Arbeiten, aber von der überfälligen Autowartung über den letzten Efeuschnitt, das Kehren und das Schneiden von Physalis für Dekorationszwecke gab es eine Reihe wichtiger Aufgaben, die eigentlich nur am Wochenende möglich sind. Der Schaden bei den Wunderbäumen war bei näherem Betrachten noch größer als zuvor gedacht. Die dicken Hagelkörner haben nicht nur bei jedem Exemplar mindestens zwei große Blätter abgeschlagen, bei einer Staude war auch der Blütenstand betroffen, ausgerechnet der in der Mitte. Jetzt wirken die Pflanzen leicht amputiert und werden sicher eine Weile brauchen, bis ihre Gesamterscheinung wieder die zuletzt gewohnte Pracht erreicht hat. Zu Trost habe ich mich anschließend erneut dem Sortieren meiner bisherigen Strohblumensammlung 2017 gewidmet. Ein weiterer Drahtgitterrahmen war nötig, um die neuen Blüten auch noch trocknen zu können. Jetzt habe ich auch mehr Spielraum, um die Auswahl sukzessive zu verfeinern und die Blumen nach Farben zu sortieren. Das macht es nachher einfacher, verschiedene zueinander harmonisch wirkende Sträuße zu formen.

Hagelschäden

Ein heftiger Hagelschauer hat uns heute Nachmittag überrascht, und einiges Weinlaub heruntergerissen. Wie M. sagt, haben auch die Rizinusstauden darunter gelitten. Das ist besonders bitter, denn die Wunderbäume beeindrucken ja gerade wegen ihrer zwar wenigen, aber dafür umso gewaltigeren Blätter. Ich muss mir das noch genauer ansehen. Aber es wird nichts anderes übrig bleiben, als die verletzten Blätter zu entfernen. Die Sonnenblumen haben glücklicherweise keinen erkennbaren Schaden davon getragen. Und auch die Weintrauben konnten dem kurzen Ansturm Stand halten. Jetzt freue ich mich auf ein weniger aufregendes und hoffentlich moderat warmes Wochenende.

Konstruierte Naturvorstellung

Das scheint die Zeit des großen Holzeinschlags zu sein. Dabei dachte ich immer, das stünde bevorzugt in den kältesten Monaten des Winters auf dem Plan. Tatsächlich begegne ich am Straßenrand an vielen Orten teils hoch aufgeschichteten Stapeln von meist Nadelholzstämmen. Vielleicht sind auch einige Laubbäume dabei, aber der momentane Eindruck beim Vorbeifahren deutet auf Fichten- und Kiefernstämme hin. Einige davon liegen ziemlich dicht zusammen, mit gleichmäßig gefassten Schnittkanten und intensiver Rot-Braun-Färbung. Das ist natürlich als Motiv immer interessant. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, die entdeckten Stellen in Kürz noch einmal aufzusuchen, mit der notwendigen Kameraausrüstung, um meine Glück erneut zu versuchen. Die Stapel von der Landstraße in der Nähe, die ich vor einigen Tagen festgehalten habe, sind zwar aus der Distanz und als Ganze recht imposant. Die Nahaufnahmen haben sich aber als weniger attraktiv herausgestellt, da die Stämme stark verschmutzt waren. Merkwürdig ist, dass gerade Sauberkeit auch hier den Eindruck des Natürlichen unterstreicht. Dabei sind künstlich aufgeschichtete und auf gleiche Länge gesägte Baumstämme ja eigentlich alles andere als natürlich. Aber das ist eben das schon so häufig beobachtete Paradox, dass unsere Begriffe von Natur zunehmend von geordneten, von unserer Alltagskultur geprägten Vorstellungen bestimmt sind. Das Konstruieren der Wirklichkeit kann man an diesem Beispiel besonders gut beobachten und als ständige Grundlage unseres Denkens identifizieren.

Wurzelenergie

Bei allem, was an Außerplanmäßigem in den nächsten Wochen zu erwarten ist, kommt ein vergleichsweise geringerer Umfang der kunsthandwerklichen Arbeit ganz recht. Ununterbrochene Produktivität wirkt m. E. auf diesem Gebiet eher hemmend. Die Pausen sind dagegen wichtig, um dem Langzeitprojekt insgesamt seine dynamische Struktur zu erhalten. Bei all dem habe ich das Wesentliche immer im Blick, die zeitlosen Aussagen der Bäume, ihre beständige Präsenz, die unabhängig wirkt von menschlicher momentaner Befindlichkeit oder gar gesellschaftlichen, politischen oder ökonomischen Umbrüchen und Unregelmäßigkeiten. Bäume und ihre Symbolik sind eine Möglichkeit, zu einem Nullpunkt zurückzufinden, sich zu erden, wie es manche nennen, auch im Alltag einmal den Zwischenspeicher zu löschen, um den Dingen unvoreingenommen und mit neuem Elan zu begegnen. Es ist gerade die Verwurzelung der Bäume, die uns die eigenen Wurzeln wieder in Erinnerung ruft und uns damit in vielen Situationen Energie schenken kann.

Erbfolgen des Feigenbaums

Schade, dass wir den zweiten kleinen Feigenbaum nicht schon im Vorjahr gefunden haben. Dieser kleine Baum ist im Laufe des Sommers kerzengerade in die Höhe gewachsen, ohne auch nur einen Seitenast. Er hat jetzt schon fast die Höhe des Nachbarn erreicht, der zwei Jahre älter ist und den wir im letzten Jahr ins Zentrum des linken Gartenabschnitts gepflanzt haben. Dort, wo wir die Weinreben an den Rand geleitet haben, damit er endlich genug Licht tanken kann. Aber diese ältere Baum hat eben entschieden, sich schon kurz über dem Boden mehrfach zu verzweigen, so dass er nur einen kurzen Stamm ausgebildet hat. Er wird sich so fast zwangsläufig zu einem Busch auswachsen. Und die Gefahr ist aus unserer Erfahrung groß, dass die abzweigenden Äste irgendwann abbrechen, da ihre Last für den schmalen Stamm zu groß wird. An dieser Stelle wäre der jüngere Baum passender gewesen. Wir müssen uns nun überlegen, wo er seinen Platz im Boden finden kann. In dieser Saison wird er wohl noch im Pflanztopf weiterwachsen. Ich kann mir aber vorstellen, dass er im neuen Jahr die Nachfolge des alten Feigenbaums antreten wird, dessen große Zeit endgültig vorbei zu sein scheint.

Spärliche Fruchtdichte

Die spärlichen Aussichten beim Baumobst scheinen bei den Früchten der Sträucher in diesem Jahr ihre Entsprechung zu haben. Aus der Distanz begegnet mir die Baumlandschaft in diesen Tagen vor allem satt grün. Erst beim Näherkommen fallen die eher dünn verteilten Früchte auf. Besonders deutlich ist das beim Weißdorn, der in beiden Vorjahren sehr opulent mit knallroten Beeren besetzt war und diesmal völlig ausgedünnt erscheint. Aber auch die Ebereschen, die Pfaffenhütchen und sogar die Heckenrosen sind alles andere als reich an Früchten. Erstaunlich, dass ich ausgerechnet bei den Schlehen, zumindest bei einzelnen Sträuchern, ungewöhnlich viele Schlehenfrüchte sichten konnte, die zudem noch ziemlich dick ausgewachsen slind. Natürlich ist es jetzt noch viel zu früh. Aber ich hoffe, sie werden bis zu den ersten Nachtfrösten nicht schon von den Vögeln verzehrt worden sein. Dann hätte ich nämlich die Chance, wieder ein paar Liter anzusetzen. Der angesetzte Schlehenlikör ist wirklich ein Erlebnis und passt zudem als kulinarische Spezialität so gut in die herbstliche Erntezeit..

Der Heilige Bernhard und die Wälder

Der Namenstag hat für mich zwar nicht mehr die Bedeutung wie für manchen älteren, aber es hat mich doch gefreut, dass M. wie immer daran gedacht hat. Tatsächlich ist ein Blick in die Lebensgeschichte einzelner Heiliger interessant, so auch in die des Hl. Bernhard von Clairvaux. Das ist nicht weit von uns, ein Grund, vielleicht einmal einen Ausflug dorthin zu unternehmen. Ob der Geist der Lebensverhältnisse und der Denkart des 12. Jahrhunderts n. Chr. dort noch spürbar ist? M. hat mir verschiedene Zitate herausgeschrieben, die dem Hl. Bernhard zugeschrieben werden. Und eines davon, das mir zuvor schon bekannt war, bezieht sich auf die einzige Erholungsmöglichkeit des unermüdlichen und extrem arbeitsamen Zisterziensermönchs, nämlich sich für eine Weile in die Einsamkeit des Waldes zurückzuziehen. Aus diesem Zusammenhang stammt auch seine Äußerung, die so oder ähnlich wiedergegeben wird: „Glaube mir, ich habe es erfahren, du wirst ein Mehreres in den Wäldern finden als in den Büchern; Bäume und Steine werden dich lehren, was kein Lehrmeister dir zu hören gibt.“ So hat mir mein Namenspatron vielleicht auch auf dem Gebiet etwas mit auf den Weg gegeben. Im Abstand von etwa 900 Jahren.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.