Weintrauben, Viezäpfel, Schlehen

Heute haben wir die zweite ungefähr gleich große Menge Traubenmost gekeltert. Und gleich darauf noch zwei Säcke Viezäpfel gehechselt und gleich gekeltert. Damit ist V. nun zufrieden, vor allem, weil das gewohnte Soll erfüllt werden konnte. Nach einer handwerklichen Arbeit am Nachmittag wollte ich das schöne Wetter nutzen, um Schlehen zu pflücken. Natürlich wäre es etwas später besser, aber dann genau die Zeit erübrigen zu können ist auch unwahrscheinlich. Und wenn das Wetter nicht mitspielt, ist es ohnehin schwierig. Heute war das ideal. In den 1,5 Stunden ist immerhin ein ganzer Eimer zusammengekommen. Das ist etwas mehr als im vorletzten Jahr, als ich die Schlehen an genau derselben Stelle gesammelt hatte. Dieser Eimer stammt allein von dem größten der Sträucher, der auch am üppigsten mit Früchten ausgestattet war. Wenn ich die ganze Reihe am Damm miteinbeziehe, könnten es auch noch mehrere Eimer werden. Aber uns geht es ja nur um einige Liter dieses leckeren wildfruchtigen Likörs. Und dafür reicht die Menge in jedem Fall aus. Das etwas mühsame Pflücken und die verkratzten Arme haben sich also durchaus gelohnt.

Frisch gepflückte Schlehen

Bleibende Grundlagen

Ein Wahlwochenende steht bevor. Und obwohl keine wirkliche Veränderung in Aussicht ist, scheinen die Menschen auf eine ebensolche zu warten. In Verbindung mit der Wahlmüdigkeit und verbreiteten Unentschlossenheit wirkt das irrational, wie so vieles in diesen Zeiten, und ein Zeichen, dass man bevorzugt an den eigentlich wichtigen Themen vorbeischaut. Ich bleibe dabei, es ist wichtig, immer wieder die Basis zu suchen und sich die Grundlage des Lebens zu vergegenwärtigen. Diese zahllosen Störfeuer, die temporäre Einstellungen und irgendwie zustande gekommene Entscheidungen zum Kräfte zehrenden Diskussionsgegenstand machen, kosten uns so viel sinnlose Energie, die meist verpufft und von weiteren sinnentleerten Kraftanstrengungen abgelöst wird. Die grundlegenden Dinge aber bleiben uns. Vielleicht kommt es gerade darauf an, diese ernst zu nehmen, und an ihrem Verständnis kontinuierlich zu arbeiten. Das muss dann auch auf politische Einstellungen und gemeinschaftliches Leben wirken, ihm eine zeitgemäße Grundlage geben, die in den Konstrukten von Politik und Kultur nicht enthalten ist. Deshalb ist auch ein Gespräch über Bäume wichtiger und weitreichender, als der erste Blick vermuten ließe.

Sommer zum Herbstanfang

Der Herbst beginnt kalendarisch, aber das Wetter wirkte endlich einmal wieder sommerlich. Die Blüten des Mittagsgold, die ich den ganzen Hochsommer über vermisst und die ich eigentlich nicht mehr erwartet hatte, haben sich jetzt erst geöffnet, jedenfalls die ersten, und weitere werden noch folgen. Sie ähneln denen der Mittagsblume aus der Gärtnerei, sind aber noch filigraner gezeichnet. Wegen ihres Standorts hinterm Haus mit wenig Licht haben sie lange Stängel ausgebildet. Ich hoffe, dass ihnen der sonnigere Standort besser bekommt und sich möglichst viele Blütenköpfe noch öffnen. Das verlängert unsere Blumenkübelsaison und bereichert sie um einen sehr schönen und ganz unverhofften Neuling. Mit den Strohblumen werde ich auch noch einige Wochen zu tun haben, weil viel sich noch bilden und ständig die getrockneten weiterverarbeitet und in Dekorationen eingearbeitet werden müssen. Da kann ich einige vom Vorjahr, die weit geöffnete Blüten haben, wieder aussortieren, denn die gefüllten Formen gefallen mir viel besser. Schließlich steht auch noch das Binden eines neuen Kranzes mit Physalis an. Die sind zwar zahlreich, aber immer noch nicht bis in die Spitzen rot gefärbt. Da muss ich wohl noch warten. Was ich aber nicht versäumen will, ein Projekt für die nächsten 10 Tage, ist das Sammeln der Schlehdornfrüchte. Mit scheint, dafür ist jetzt die richtige Zeit, damit die Stellen, an denen sie üppig gewachsen sind, nicht gleich wieder von den Vögeln vertilgt werden.

Blick ins nächste Baumobstjahr

Die zweite Charge seiner Weintrauben konnte V. heute mit externer Unterstützung ernten. Das heißt, dass er einerseits ziemlich erleichtert ist, diese Arbeit hinter sich gebracht zu haben und dass weiterhin am Wochenende wieder Keltern angesagt ist. Das hat beim letzten Mal ganz gut funktioniert. Und auch der Transport in den Keller zum Vergären war angesichts der überschaubaren Menge unkompliziert. Danach wird nicht mehr sehr viel in Sachen Obsternte anstehen. Die Äpfel noch, aber ansonsten war das bei uns kein gutes Obstjahr. So richtet sich der Blick schon ins nächste Frühjahr, mit der Frage im Hinterkopf, ob es wieder späte Nachfröste gibt und die Blüten das schadlos überstehen.

Reload des Bewusstseins

Ein seltsamer Stillstand liegt über dem Land. Manche nennen in dem Zusammenhang die in wenigen Tag anstehenden Bundestagswahlen. Als ob sämtliches individuelle Wollen und Planen von Wahlergebnissen abhängen würde. Es erscheint mir wie die Alibifunktion von Feiertagen und verlängerten Wochenenden. Man hat dann einfach einen Grund, sich auf dem bisher Vorliegenden und Erreichten auszuruhen und erst einmal die Veränderung im Außen abzuwarten. Wohlwissend, dass aus diesen äußeren Veränderungen keine Motivation, Argumentation oder Begründung für eigene Entscheidungen und Vorhaben resultieren kann. Ein wenig beunruhigend wirkt dieser Stillstand insofern, als Rolle und Leistungsfähigkeit des Staates dabei einfach überschätzt werden. Mir selbst fällt in solchen Situationen vor allem die Rückbesinnung auf Grundsätzliches ein. Auch ein Grund, warum ich darüber im Baumtagebuch schreibe. Den unübersichtlichen, oft einseitigen und mediale überbetonte politischen Diskurs einfach mal ausklammern und sich auf das besinnen, was uns Menschen im Naturganzen ausmacht. Das hilft, uns als Gesellschaftswesen wieder klarer einzuordnen und, was uns politisch begegnet, wie nach einem Reload des Bewusstseins wieder unvoreingenommen und klar einzuordnen.

Ungewöhnliche Turbulenzen jahreszeitlicher Erwartung

Auch wenn es schon mehrfach in den letzten Tagen Thema war. Die Anmutung von November in der Mitte des Septembers ist so ungewöhnlich, dass ich die Anmerkung nicht vermeiden kann. Tatsächlich ist die Befindlichkeit ganz auf den Übergang zum Winter eingestellt. Nur, dass gerade erst der kalendarische Herbstanfang vor der Tür steht. Die unpassende Vorwegnahme einer erst viel später erwarteten Witterung bringt den Organismus v. a. von uns Menschen durcheinander und lässt auch die jahreszeitlich geprägte Emotion in Turbulenzen geraten. Man sieht sich in einer Szene, die von Grablichtern als symbolische Kompensation fehlenden Tageslichts bestimmt ist, aber die Blätter der Bäume sind noch überwiegend grün, zeigen nur bei einzelnen Arten bereits herbstlichen Verfall. Eine starke Diskrepanz zwischen visuellem Eindruck und Stimmung, zwischen idealtypischer Erwartung und tatsächlicher Wahrnehmung. Das lässt bisweilen trübe Gedanken aufkommen, wo das leuchtende Rot, Gelb und Braun der Herbstblätter doch eigentlich Heiterkeit und versöhnlichen Abschied vom Sommer signalisieren sollten. Schwer vorstellbar, wie das in einem möglicherweise goldenen Oktober noch aufgehoben werden könnte.

Arbeiten an der Kontinuität der Zeitlosigkeit

Die Hintergrundarbeit zu den Wunschbaumprojekten habe ich in den letzten Tagen noch einmal fortgeführt. Das ist von Zeit zu Zeit notwendig, weil sich auch in der Logik der Suchmaschinen und überhaupt in den Kriterien, nach denen Maschinen Attraktivität bewerten, immer wieder etwas ändert. Solche Revisionen haben auch den Vorteil, dass man Fehler beseitigen kann. Denn tatsächlich können sich auch nach Jahren noch bis dahin nicht bemerkte Fehler finden lassen. Auch inhaltlich versuche ich die einzelnen Projekte aktuell zu halten und neue Akzente zu setzen bzw. Vorhandenes unter aktueller Sicht einzuordnen. Und ich bin zuversichtlich, dass es auf diese Weise gelingen kann, den eigentlichen Kern, das Zeitlose der Thematik, als solchen im Vordergrund zu halten.

Gartensamstag mit Blumen

Fast schon zur Routine geworden sind die Gartenarbeitseinsätze am Samstag. Und heute gab es dann auch jede Menge zu tun. Weil für den Nachmittag erneuter Regen angesagt war, der dann allerdings nicht kam, habe ich schon früh begonnen. Die Sonnenblumen sind jetzt alle weg, ihre Reste bereichern jetzt den Kompost der Grünschnittdeponie. Und der Garten wirkt insgesamt wieder aufgeräumter. Die schon teilweise in den Seilen hängenden Rizinus habe ich wieder in die Vertikale gebracht und die zugewucherten Wege frei gemacht. Was jetzt noch grünt, blüht und fruchtet hat wieder mehr Luft und Licht, um sich weiter zu entwickeln. Am Nachmittag bin ich das Projekt Strohblumen wieder angegangen. Der größere Teil der getrockneten Blüten sind jetzt auf Drähte aufgezogen. Die Sammlung der schönsten rosa Blüten habe ich in ein Keramikgefäß arrangiert, was sehr stimmig wirkt. Und die anderen habe ich zunächst nach Farben und Größen sortiert. Ich denke, es werden mehrere kleinere Sträuße dabei herauskommen. Die Möglichkeit, wieder einen Kranz zu stecken, habe ich allerdings auch noch nicht ganz aufgegeben. Das Thema wird mich aber noch weiter beschäftigen, denn es sind noch lange nicht alle Blüten ausgewachsen.

Stauden- und Baumplanungen

Die Kerne der schönsten Sonnenblumen haben wir jetzt aus den angetrockneten Köpfen gelöst und zum Trocknen ausgebreitet. Das sollte als Saatgutauswahl für nächstes Jahr ausreichen. Ich denke, dass ich im Frühjahr aber diesmal Pflänzchen auf der Fensterbank drinnen großziehe und sie erst später raussetze. Dann haben wir möglicherweise schon einige Wochen früher etwas davon. Die diesjährigen müssen wir morgen endgültig entfernen, einige haben wir heute schon vorgezogen, in einer kurzen regenfreien Phase am Nachmittag. Das wird erneut eine Grünschnitttasche füllen und den durch Regen und Sturm so wüst gewordenen Garten wieder ansehnlicher werden lassen. Immerhin haben die Rizinusstauden die Turbulenzen überlebt, wenn sie auch stark gebeugt wurden. Die fast auf dem Boden liegenden Feigenbaumtriebe wollte V. unbedingt wieder hochbinden. Ich bin mir aber sicher, dass der Baum seine letzte Saison erlebt und es keinen Sinn macht, ihn auf der Grundlage noch weitermachen zu lassen. An seine Stelle den schön gewachsenen kleinen Zögling zu setzen, der diesen Sommer ein so beeindruckendes Höhenwachstum hingelegt hat, scheint mir die bessere Lösung für nächstes Frühjahr zu sein.

Auf einmal viel zu nass

Gut, dass wir die Traubenernte schon hinter uns haben. Jedenfalls den Hauptteil derselben, dann an anderem Ort sind sie noch nicht ganz so weit ausgereift. Denn bei solchem Novemberwetter, allerdings im September, wäre das unvorstellbar, zumal zwischendurch mit heftigen Regengüssen zu rechnen ist, die heute sogar mit Graupel vermischt waren. Da leiden dann alle Pflanzen, vor allem die spät blühenden Blumen, die ich am Nachmittag unter Dach in Sicherheit gebracht habe. Auch die aufgefüllten Regenwassertonnen können uns nicht trösten, denn bei so viel Regen benötigen wir das Gießwasser ohnehin nicht. Sollte es noch etwas werden mit dem Altweibersommer. So zuversichtlich bin ich da nicht. Und auch für den Herbstblätterfarbenherbst scheinen die Aussichten eher schlecht.

Die unter Regen und Wind leiden

Die Sonnenblumen sind ohnehin anfällig gegenüber den heftigen Winden und dem Dauerregen. Aber inzwischen leiden auch die übrigen Pflanzen, v. a. die Rizinusstauden und sogar die jungen Wurzeltriebe des alten Feigenbaums, die allesamt sich gegen Boden neigen. Das Ganze ist gepaart mit eine kühlen Witterung, die stark an Winter erinnert und so gar nicht in die Jahreszeit passt. Es tut mir leid, dass auch die Kübelpflanzen leiden und unsere zuletzt noch so schön blühenden Blumen bei dieser dauerhaften Nässe und dem wenigen Licht leiden. Auch die ganz spät erst in Erscheinung getretenen Blüten vom Mittagsgold scheinen den Regen nicht gut zu vertragen. Merkwürdige Wetterkapriolen, die vieles im Garten zerstören und am Ende ein ziemlich wüstes Gesamtbild verursachen werden. Da wünschen wir uns nichts sehnlicher als wärmende Sonnenstrahlen zurück, die den Frühherbst noch retten können.

Jahreszeitliche Richtungsänderung

Diese Witterung fordert uns einige Geduld ab. Mit den beiden mittleren Wochen des Septembers verbinden wir einfach etwas ganz anderes. Den Beginn der Laubfärbung bei den Bäumen, wärmende Nachmittagssonne, ein Atmosphäre, die den Herbst erahnen lässt und noch Spuren des Sommers erkennen lässt. So aber bleibt nur die ebenfalls typische Umkehrung der Orientierung, vom sommerlichen nach außen zum winterlichen nach innen. Für diese Richtungsänderung gibt’s allerdings genügend Gründe, allen voran der häufige Regen und im Übrigen die Abwesenheit von Licht. Da zieht es mich weniger in die Landschaft. Auch V. hat verschiedene Erntevorhaben zunächst aufgeschoben, weil es so einfach nicht passt. Während seit dem Frühjahr alles mindestens 3 Wochen früher dran war, wird sich jetzt wohl der Herbst um einige Wochen verzögern. Zwischendurch erdulden wir eine der vielen Phasen nicht definierter Jahreszeit.

Erfolgreiche Holzstrukturfotos

Es freut mich, dass meine neueren Holzstrukturfotografien so gut ankommen. Besonders auf der Weltkarte, die mein Portfolio bei shutterstock wiedergibt, finden sich Downloads aus den entferntesten Ländern, zuletzt sogar aus Australien. Dabei ist die Hirnholzstruktur des Stapels Kiefernbalken, den ich auf der nahegelegenen Baustelle entdeckt habe, besonders beliebt. Das deckt sich mit meinem eigenen Eindruck zum Zeitpunkt der „Entdeckung“ dieses Motivs. Es war eines jener, von denen man sofort weiß, sie vermitteln einen ganz besonderen Eindruck und sind zudem für vielfältige Zwecke als Illustrationsmaterial verwendbar. Und interessant ist auch, dass es wieder einmal stark bearbeitete Strukturen sind, die besonders geeignet sind, Natürliches zu symbolisieren.

Baumherbstzeichen

Es hatte sich schon etwas früher angekündigt. Beim Spaziergang heute hatte ich aber schon einen deutlichen Herbsteindruck. Die Laubfärbung ist zwar erst vereinzelt zu beobachten, die Menschen unternehmen immer noch Ausflüge in die Landschaft, fast wie im Hochsommer. Aber die landschaftliche Stimmung ist schon eine andere. Noch dominiert vom satten Grün, aber schon zerrupft wirkend, wohl vom vielen Regnen und Stürmen der letzten Tage. Und bei den Stieleichen färben sich schon die ersten Eicheln braun. Das lässt vermuten, dass der Baumherbst in diesem Jahr schnell kommen wird. Ich hoffe, er wird auch eine Weile bleiben, denn allzu oft konnten wir in den Vorjahren von den Farbakzenten des Baumherbstes nur wenig und vor allem nur zu kurz erleben.

Blätterherbst 2017 I
Stamm - lebend und geschnitten
Blätterherbst 2017 II
Blätterherbst 2017 III

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.