Licht auftanken

Eigentlich hatte ich das für heute nicht geplant. Aber nachdem schon die Mittagsstunde wegen der anhaltenden Sonne zu einem Spaziergang einlud, war auch der Nachmittag wie gemacht für die kunsthandwerkliche Arbeit. Bei so viel Licht hat die Arbeit mit Kiefer, Bergahorn, Birke und Walnussbaum wirklich Freude gemacht. So bin ich, von der immer wieder herausfordernden Kiefer einmal abgesehen, mit den restlichen Stäben auch sehr zügig vorangekommen. Eine gute Grundlage für die weiteren Bearbeitungsschritte, die ich auf die nächste Woche verteilen werde. Und schließlich wissen wir, dass der Winter noch einige ungemütliche Seiten parat hat. Auch denen ich auf dem Spaziergang begegnet bin, konnte man ansehen, wie süchtig sie nach dem Licht sind und wie gut das Auftanken dann tut.

Gestaltungspläne

Selten hatte mich die Technik derart in ihren Bann gezogen. Dabei sind nicht selten knifflige Probleme zu lösen, deren Lösung eine Erleichterung darstellen, was häufig ein langer Weg ist. Eigentlich wäre es auch für die Wunschbaumpräsenz an der Zeit, eine gute neue Lösung zu finden. Ich hoffe, das wird in den nächsten beiden Jahren möglich sein, denn das ist auf Grund des Umfangs natürlich eine zeitaufwändige Sache. Auch weil mit einer Neugestaltung gleichzeitig auch die Inhalte unter aktuellen Gesichtspunkten noch einmal überarbeitet werden sollten. Das braucht, gerade wegen der längeren Geschichte dieser Initiative die richtige Einstellung und einen langen Atem, an dessen Ende sicher eine gelungene Neuauflage stehen wird.

Den Frühling herbeisehnen

Wieder ein so schöner und heller Wintertag. Da macht es wieder Freude, raus zu gehen, auch wenn die Baumlandschaft immer noch ihre Reize vermissen lässt und die Wege noch ziemlich matschig sind. Allein die Helligkeit ist eine Wohltat nach diesen vielen Monaten mit ungewöhnlich viel Regen und Dunkelheit. Ich warte auf die ersten Farbakzente, die ersten frisch grünen Blätter der Bäume und Sträucher. Erst dann wird das Licht seine ganze Stärke entfalten, wenn es sich in den Farben von Blättern, und frühen Blüten spiegelt. Selten habe ich einen Frühling so sehr herbeigesehnt.

Luxusgespräche

Kaum ist das Licht zurückgekehrt, begegne ich draußen auch alten Bekannten. Solchen, mit denen mich das Spazierengehen auf Lieblingswegen verbindet. Auch wenn bei solchen Begegnungen nicht viel geredet wird, merkt man in den Momenten doch eine Art unausgesprochenen Gleichsinn, eine durch den gemeinsamen Zug nach draußen geknüpfte Verbindung, die wohl ohne diesen Gleichsinn niemals entstanden wäre. So ist das Baumthema in den letzten beiden Jahrzehnten für mich immer auch ein Kommunikationsstifter gewesen. Die Verbundenheit über ein zeitloses Themenfeld und gemeinsames Interesse in diesem Bereich ist echter und anhaltender als andere Formen. Ich schätze das sehr, wie ich auf der anderen Seite den Schwund zweckloser Kommunikation nur zutiefst bedauern kann. Es ist heute tatsächlich keine Selbstverständlichkeit mehr, eher eine Art Luxus geworden, sich einem Gespräch um des Gesprächs und des gemeinsam liebgewonnenen Themas willen zu widmen.

Die im Licht wieder zum Leben erwachen

An der Sonne und dem zum Teil schon gleißenden Licht konnte man heute bereits eine Vorahnung vom Frühling haben. Auch wenn die Temperaturen noch gar nicht frühlingshaft ausfallen und die Nächte sogar grimmig kalt werden können. Aber im Licht betrachtet geraten auf einmal auch die Bäume wieder ins Blickfeld und werden als lebendige Wesen wieder aktuell, nachdem der Winter monatelang von symbolartigen Zugängen zum Baumthema geprägt war. Dann macht auch die Arbeit mit Holz wieder mehr Freude, weil das Licht eine stärkere Beziehung zum Holz hat und all die Energie, die in ihm steckt und die es aus den Lebzeiten des Baumes in sich aufgenommen hat, erst im Licht zum Leben erwacht. Ein Vorteil bei der Bearbeitung und für das gedankliche Durchdringen der Arbeiten. Also ein Anfang, von dem ich hoffe, er wird bald auch in ausgedehnten Spaziergängen, fotografischen Erkundungen und einfacher Beobachtung der sich frühlingshaft verändernden Baumlandschaft seine Fortsetzung finden.

Diesmal das Äußerste des Winters

Von meiner Seite aus könnten wir den Holzofen auch jetzt, gegen Ende des Winters, noch anfeuern. Leider finde ich dafür keine Unterstützung. Dabei ist das Wetter derzeit wohl das äußerste, was in dieser Saison zu erwarten ist. Leichte Minusgrade. Dazu Nacht- und Morgenfrost, an einigen Tagen auch Schnee, der sich bei uns allerdings nicht lange hält und schnell in Schneeregen übergeht. Ungemütlich, kalt und nass genug, um die Vorzüge des Holzbrandofens, diese wohlige Wärmeabstrahlung genießen zu können, die sich in alle Räume ausbreitet und nach einigen Wochen die letzte Feuchte aus den Wänden vertrieben hat. So aber wird sich der Vorrat an Obstbaum-, Buchen- und Fichtenholz, das wir im Sommer ofengerecht zurechtgeschnitten haben, erst gar nicht abbauen und den ganzen Sommer über auf den nächsten Einsatz warten müssen. Als kleine Kompensation habe ich heute wieder einen großen Topf Chai-Tee zubereitet. Der bringt mit seinen vielen Gewürzen die Wärme von innen, die vom Ofen nicht mehr zu erwarten ist.

Nahtlose Anknüpfung

Nach längerer Pause war die kunsthandwerkliche Arbeit heute wieder eine schöne Anknüpfung. Diesmal ging es wieder um die Kiefer, die mich in den letzten Monaten schon häufiger beschäftigt hatte. Interessant ist für mich festzustellen, dass auch lange Unterbrechungen nichts bedeuten. Die Arbeit, die einzelnen Abläufe gehen auch dann absolut routiniert von der Hand, was zeigt, wie viel Erfahrung ich inzwischen mit diesen Arbeiten angehäuft habe. Und am schönsten ist, dass es immer noch enorm Spaß macht, auch noch nach 15 Jahren. Deshalb freue ich mich sehr auf das neue Projektjahr und auf die vielen noch bevorstehenden Holzarbeiten.

Närrische Ersatzsymbolik

Vom inzwischen schon traditionellen Nachtumzug höre ich an diesem Abend so gut wie nichts. Vielleicht ist es den Narren dann doch zu kalt. Und wie man hört, sieht man ohnehin fast nichts. Bei klirrender Kälte ist das wahrscheinlich nicht die größte Freude. Dennoch sind die Fastnachtstage immer noch ein Thema in Gesprächen. Ich glaube, daran knüpfen sich für die meisten Erinnerungen, die bis in die Kindheit reichen. Und die zeitlose Atmosphäre dieser Tage ist gerade in diesem Jahr sehr deutlich zu spüren. So gibt es immer noch bestimmte Konstanten, die auch für mich das große Baumthema, das sonst für Beständigkeit und zeitlose symbolische Stärke steht, in diesen frühen Fastnachtstagen in den Hintergrund getreten und ein Stück weit kompensiert.

Fastnachtstraditionen sind hartnäckig

Es ist erstaunlich, wie wenig sich die Fastnachtsbegeisterten von der Kälte irritieren lassen. In Fastnachtshochburgen mit alten Traditionen sowieso nicht. Das ist eine Frage der Ehre. Aber auch bei uns melden sich die Traditionen selbst bei diesem ungemütlichen Wetter lautstark wie lange nicht. Sollte sich der Unbeweglichkeitsstau tatsächlich aufheben? Die Natur lässt keinerlei Aussagen zu einer Aufbruchsstimmung zu. So wird uns der Winter noch länger im Griff haben, auf seine eigene unberechenbare Weise. Und die Zeit für das leuchtende Grüngelb der Spitzahorne scheint noch lange nicht gekommen.

Erste Lichtblicke

Durch die Fröste der letzten Nächte konnte man nach langer Zeit wieder auf den Wegen des Flussdamms gehen. Zuvor war alles derart durchweicht, dass daran nicht mehr zu denken war. V. schiebt aus demselben Grund schon seit Wochen seine Baumschnittprojekte im Obstbaumstück vor sich her. Einfach ein verrückter Winter, in dem alles anders läuft als man es gewohnt ist. Da tut die ungewöhnlich lange anhaltende Sonne heute gut, auch wenn die Luft sehr frostig wirkte. Allein das Licht aber lässt einen aufatmen und macht ein wenig Hoffnung auf schöne Fastnachtstage und eine Korrektur der Wettererfahrung in Richtung identifizierbarer Jahreszeiten.

Formveränderung und inhaltliche Weiterentwicklung

Umfangreiche und komplizierte technische Detailarbeit beschäftigt mich in diesen Wochen. Eigentlich ist das ganz passend, da der unwirtliche nass-kalte Winter nicht so viele Alternativen lässt, die an Natur, Landschaft und Bäume in direktem Kontakt denken lassen. So bewege ich mich im Bereich meines Lieblingsthemas weiterhin auf symbolischer Ebene, immer wieder neue Ansätze dazu findend und weiterentwickelnd. Natürlich gehören auch Überlegungen dazu, die auf eine Neugestaltung der Wunschbaum-Interpräsenzen hinzielen. Nur ist das eben ein sehr komplexes Vorhaben, für das die nötigen Freiräume vorhanden sein müssen. Möglicherweise wird es da zunächst bei Ansätzen bleiben, von denen ich hoffe, dass sie in absehbarer Zeit auch schrittweise umgesetzt werden können. Denn mit der Formveränderung kommt häufig auch in inhaltlicher Entwicklungsschub, der gelegentlich auch für mich selbst überraschend und motivierend war.

Gartenbaumplanungen

V. hat den alten Feigenbaum heute noch einmal zurückgeschnitten. Aber natürlich ist das eigentlich unnötig gewesen, wird der Baum doch das Frühjahr nicht mehr erleben können. Es lag eigentlich nur am miesen Wetter, dass wir ihn nicht schon im Spätherbst ausgegraben haben, um Platz für seinen Nachfolger zu schaffen. So sieht zumindest mein Plan aus, denn der kleine Feigenbaum im Pflanztopf, der letzten Sommer so enorm in die Höhe geschossen und jetzt schon höher ist als der drei Jahre ältere, verbringt den Winter im Haus. Wir wollten auf Nummer sicher gehen und sorgen zwischenzeitlich für moderate Bewässerung. Ich hoffe, er wird im Frühjahr noch fit genug sein, dass wir ihn an die Stelle des alten Baums in die Erde pflanzen können. Dann wird er sich behaupten müssen an diesem nicht ganz so günstigen Standort, der von einer Seite von dem immer höher herauswachsenden Nashibaum in den Schatten gestellt wird. Bei dem alten hat das natürlich dazu geführt, dass er in der hellen Jahreszeit enorm lange Triebe gebildet hat, die versuchten, dem Halbschatten zu entgehen. Eine gleichmäßige Krone ist so nicht zu erwarten. Aber solange V. an seinem Nashi festhält, wird sich an der Situation wohl nichts ändern. Insgesamt ist das Gartenareal in Sachen Bäume damit ohnehin schon ausgelastet. Mehr Bäume wären nicht gut, da sie sich dann gegenseitig Konkurrenz machen würden. Mit der Anzahl, Auswahl und Platzierung bin ich bis hierhin allerdings sehr zufrieden.

Baumtagebuch ohne Kompromisse

Das Baumtagebuch hat in den letzten beiden Jahren deutlich stärkere Resonanz gerade von Seiten anderer Blogbetreiber oder anderer Interessierter gefunden, die eine thematische Nähe zum Themenfeld hergestellt haben. Teilweise auch von Unternehmen, die sich die Suchmaschinenoptimierung auf die Fahnen geschrieben haben und den Textumfang des seit über 13 Jahren mit täglichem Inhalt gefüllten Tagebuchs attraktiv finden. Natürlich freuen mich besonders die auf das Thema bezogenen Anfragen und Kooperationsangebote, auch wenn ich die in den wenigsten Fällen wirklich mit meinen eigenen Kriterien und der eigenen Motivation zum Betreiben des Blogs in Einklang bringen kann. Oft wird deshalb nichts aus einer möglichen Kooperation. Dabei scheint es mir besonders wichtig, vielleicht sogar existenziell für ein langfristig angelegtes Blogprojekt, jederzeit glaubwürdig zu bleiben und nicht von der eigenen Linie abzuweichen. Fremde Inhalte, die nicht ganz deutlich darauf Bezug nehmen oder sich nahtlos ergänzen, sind da deplatziert und wirken nur destruktiv. Schließlich geht es im Tagebuch nicht darum, irgendetwas zu erreichen, mehr darum, die eigenen Gedanken, Beobachtungen, Überlegungen und Sichtweisen zu teilen. Jede Rückmeldung, jede Reaktion ist dann erwünscht und trägt zur Weiterentwicklung des Projekts bei. Wenn Kooperationsvorschläge dazu kommen, ist das in Ordnung. Dem Sinn muss das Ergebnis dann aber immer entsprechen.

Wenn Jahreszeiten und Bäume unsichtbar werden

Das mit dem Verschwinden der Jahreszeiten ist offenbar für immer mehr Menschen eine Art Gewissheit. Oft wird es anders ausgedrückt, aber im Kern vermissen viele die deutliche Abgrenzung und Erkennbarkeit der Jahreszeiten, bedauern die Unvorhersehbarkeit, die extremen, oft unpassenden Schwankungen. Und auf der anderen Seit steht das erworbene und eingelebte Bedürfnis nach einem Leben im Einklang mit dem, was wir einmal als Jahreszeiten kennengelernt haben. Eine Bekannte Ms hat das heute auch so zum Ausdruck gebracht, dass sie es sich nicht vorstellen könne, in einem Land zu leben, in dem die Temperaturen und das Wetter immer gleichmäßig sind. Der Gedanke ist mir schon sehr häufig gekommen. Und jedes Mal sehe ich mich in einer Art privilegierter Position, umgeben von einem Klima, das von üppigen Wäldern reguliert wird, die nicht nur Sauerstoff produzieren und CO2 verarbeiten, an denen man vor allem den Gang und das Wechseln der Jahreszeiten beobachten und quasi ablesen kann. Im Idealfall und so wie man es eigentlich kennt. Mit dem Verschwinden dieser Verhältnisse werden auch die Bäume unsichtbarer. Ein wechselseitiger Prozess, dessen Auswirkungen auf unser auch kulturelles Empfinden und Wirken noch gar nicht abzusehen ist und die ich mir nicht wirklich vorstellen will.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.