Klimastress und Baumgesundheit

Irgendetwas in der Atmosphäre verursacht uns Kopfschmerzen. Zumindest für mich eine Seltenheit, wenn es auch eine Auswirkung der Wetterfühligkeit sein kann. Das gehört eben zu den Dingen, die wir nicht vollständig verstehen, die man einfach nur registrieren und erdulden kann. Dabei sind es diese unberechenbaren Umschwünge des Wetters, der klimatischen und Bedingungen, der Luftdruckverhältnisse, die uns mehr zu schaffen machen können als uns gewöhnlich bewusst ist. Vielleicht sollte man mal die volkwirtschaftliche Relevanz von Wetterfühligkeit und des Klimawandels mit seiner stetigen Verstärkung der Extreme untersuchen. Ich gehe davon aus, dass im Ergebnis dieser Einfluss signifikanter ausfällt als so manche politische Entscheidung. Es ist schade, dass solche Fragen völlig ausgeblendet und als belanglose Nebensache betrachtet bzw. gar nicht erst bewusst werden. Ich sehe an solchen Tagen und in solchen klimatischen Stressperioden, dass auch die Pflanzen leiden, und gerade die Bäume, die doch so stoisch und unerschütterlich in der meisten Zeit wirken. Der kumuliert Stress kann sich auch bei ihnen auswirken. Dann allerdings oft gleich brutal und schädigend. Ich muss immer wieder ein genaues Auge auf unsere Gartenbäume haben, um sie vor nicht vorhergesehenen Schädigungen, etwa durch gefräßige Raupen, Wühlmäuse oder selbst initiierte Fremdkörper, z. B. von Stützstangen oder Drahtbefestigungen, entstehen können. Wenn ein Jahre heran gezogener Baum plötzlich empfindliche Schäden an der Außenrinde zeigt oder gerade noch vitale Triebe auf einmal vertrocknen, ist es meist angeraten, dem Übel nachzugehen, um Schlimmeres zu verhindern.

Am Ende wurde es doch wieder ein Gartenarbeitstag

An diesem Samstag haben wir uns ausnahmsweise einmal zurückgehalten. Aber am Vormittag und dann wieder am Abend war die Gartenarbeit dann doch wieder Thema. Es galt, den Gartenpfad wieder begehbar zu machen, indem ich den Physalisstauden mit Hilfe gespannter Drähte eine Grenze setzte. Das hatte im Vorjahr schon gut funktioniert, und wir hatten auch noch genügend Stäbe für diesen Zweck. So können sie sich gut weiterentwickeln, ohne ständig in den Weg zu hängen und bei Regen zu versanden. Später ist das von Vorteil, wenn wir die roten Lampions verwenden wollen, die mit Sandüberzug nicht mehr sauber zu bekommen sind. Am Abend waren dann noch verschiedene Blumen und der größte unserer drei Wunderbäume zu stützen. Die bekommen wegen der Neigung in Richtung der Sonne gerne Übergewicht und kippen nach dem Gießen einfach um, so auch heute Abend geschehen. Mit der Stütze wird das nicht mehr passieren. Einige Äste von Vs Nashi-Birne, die diesen Sommer enorm wuchert und lange Triebe ausbildet, habe ich über dem Pfad gekappt, um den Blumen dort wenigstens von oben noch Licht zu sichern. Auch die Weinranken habe ich an den ausladenden Enden zurückgeschnitten, damit sich die Trauben dort besser entwickeln können und die Schattenwirkung reduziert wird. Und schließlich habe ich zusammen mit M. beschlossen, den bisherigen, vor Wochen schon umgelenkten Haupttrieb des jüngeren Feigenbaums zu kappen. Das war jetzt der richtige Zeitpunkt, da die Seitentriebe kräftig geworden waren und eine einigermaßen gleichmäßige Krone zusammen ausgebildet hatten. so Kann sich der kleine Baum in Richtung eines ausladenden Busches entwickeln. Vielleicht in unserer Region und für diese Art die einzige längerfristig stabile und erfolgversprechende Lösung. Die Dramen bei den Versuchen, ihn in Baumform großzuziehen, haben wir ja mehrfach in allen Variationen durchlebt.

Verarztung einer Gleditschie

Während des Blumengießens habe ich es zufällig bemerkt. Eigentlich wollte ich nur nach den Drahtschlaufen sehen, mit denen ich den  jungen Gleditschienstamm an seinem Stützstange befestigt hatte. Diese Drähte können sich, wenn der Stamm wächst, auch in die Rinde einschneiden, mit der Folge, dass der Baumabstirbt. Deshalb kontrolliere ich das häufiger. Jetzt aber waren an zwei Stellen, einmal dort, wo einer der Drähte saß, und einmal an ganz anderer Stelle, die äußere sehr dünne Borke ganz abgeschabt. Glücklicherweise nicht kreisrund, aber doch an mehreren Stellen rundum. Das ist alarmierend, da es schlimmstenfalls den Nährstofftransport im Kambium unterbrechen und den Baum eingehen lassen kann. Zudem war punktuell etwas wie eine Berstung zu sehen. V. sagt mir, dass der Baum vor einigen Tagen stark geneigt über den Pfad hing und er ihn wieder befestigt habe. Das wusste ich nicht, auch ist es mir unverständlich da er doch an mehreren Positionen angebunden war. Jedenfalls ist bei diesem Neigen wohl ein Teil der Rinde beschädigt worden, hat sich möglicherweise irgendwo aufgescheuert. Ich habe die betreffenden Stellen großzügig mit Baumbalsam eingepinselt und werde das morgen, nach dem Eintrocknen nochmal wiederholen. Jetzt kann ich nur hoffen, dass die Verarztung der Wunden die gewünschte Schutzwirkung hat und der ansonsten so vitale Baum seine Verletzungen regeneriert.

Handarbeit mit individueller Note

Jetzt zeigen sich die ersten Sonnenblumenköpfe mit herbstlicher Anmutung. Es ist eine der beiden neuen Sorten, für die ich Samen besorgt hatte. Obwohl das eigentlich den größeren Teil meiner Züchtungen betraf, sehe ich bisher nur einen dieser Herbst-Sonnenblumen mit rotbräunlichen Farbverläufen in den Blütenblättern. Merkwürdig, anscheinend kann man sich auf die Angaben auf den Samentütchen nicht immer verlassen. Vielleicht kommt diese Art aber auch erst später und ich muss einfach noch Geduld haben. Ich freue mich, morgen die zuletzt fertiggestellt Arbeit versenden zu können. Bei etwas weniger Aufträgen ist die Manufakturarbeit eigentlich am angenehmsten. Vor allem, weil dann das Interesse, die Motivation von Seiten der Auftraggeber am ausgeprägtesten ist. Es ist schön, während der Arbeit mit den Gedanken bei diesen Motiven sein zu dürfen, von denen meist ein wenig aus dem Kontaktverlauf erkennbar wird. Ein wesentlicher Anhaltspunkt für mich, den Stücken eine besondere individuelle Note zu verleihen.

Stechpalmenholz satt

V. hat einige kurze Abschnitte der eingegangenen Stechpalme aufgehoben. Vermutlich geht er davon aus, dass ich es für meine Manufakturarbeit verwenden kann. Aber vor einigen Jahren schon war ich bereits auf der Suche nach Stechpalmenholz, das tatsächlich schwer zu finden ist, und wurde tatsächlich in einem nordrhein-westfälischen Baumarkt fündig. Das war schon skurril. Aber das dicke Brett, das über eine Spedition später angeliefert wurde, stellte sich als erstklassiges Material heraus. Deshalb sind meine Vorräte an diesem Exoten üppig und werden sich wohl lebenslang nicht aufbrauchen. Denn die Nachfrage nach Erzeugnissen dieser Art ist nicht sehr groß.

Ein autobiografisches Kapitel abgeschlossen

Im Nachhinein war die damalige Aktion mit dem alten und hohl gewordenen Kirschbaumstamm natürlich ein Flop. Aber das Ganze hatte auch eine nostalgische Note, und deshalb bin ich ganz froh, dass ich es damals angegangen bin. Heute hat das Auseinandersägen in ofengerechte Abschnitte eher Probleme verursacht. Da das lange abgelagerte Holz wie Sand wirkte und die Kettensäge mehrfach stumpf gemacht hat. Aber damit ist jetzt dieses autobiographisch relevante Kapitel auch abgeschlossen. Und ich kann mich neuen Projekten zuwenden.

Nur Brennholz statt Kunst

Traurig ist es schon, dass aus dem lebendigen Erinnerungsstück an meine Zeit im Kunstzentrum am Ende nur Brennholz übrig geblieben ist. Aber der mächtige Kirschbaumstamm, den ich vor ca. 19 Jahren von dort zu mir nach Hause transportiert und dann bis auf eine dünne Wand ausgehöhlt hatte, war eben im Laufe der Jahre dem Holzwurm zum Opfer gefallen. Dabei hatte ich ihn damals mit Holzschutzmittel behandelt, was offenbar keine Wirkung hatte. Es war auch nicht möglich, Teile zu retten, der Wurm hatte großflächig und durch das gesamte Splintholz seine Spuren hinterlassen. Leider nichts mehr zu machen. So bleibt von der potenziellen bildhauerischen Form nur und immerhin ein Haufen guten Brennholzes, der uns einige wohlige Stunden an frostigen Winterabenden bescheren kann.

Außerhalb der Idealform

Man sieht jetzt schon sehr schön, in welche Richtung der Wachstumsfortschritt bei den Bäumen im Garten geht. Der Walnussbaum hat die skurrile Eigenart, sich quasi fraktal zu erweitern. Was anderswo Seitenäste sind, hat bei ihm immer schon die Form eines kleinen Klons. Lauter Bäumchen innerhalb der Baumkrone. Eine davon ist dann doch in diesen Sommermonaten aus der kugeligen Kronenform ausgebrochen. Nicht nur wegen der Symmetrie, auch weil das einen Teil des Blumengartens abschattet, werde ich diesen Ast sicher im Winter zurückschneiden. Auch der Ginkgo hat einen solchen, sogar sehr starken Seitenast außerhalb seiner gleichgewichtigen Form ausgebildet. Auch der wird zu Gunsten einer stabilen Krone später weichen müssen. Insgesamt bin ich aber sehr froh um die Wuchsfreude dieser Bäume, inklusive der beiden kleinen Feigenbäume, die das hochsommerliche Wetter bei nur gelegentlichen Regenfällen zu schätzen wissen.

Arbeitsreiches Sommerwochenende

Ein schönes Datum, und auch ein intensiver Sommertag. Aber mit klimatischen Schwankungen, die Wetterfühligen Kopfschmerzen bereiten. Ich konnte ihn mit einer Mischung aus Holzarbeit, die recht rasch abgeschlossen war, Aufräumarbeiten beim aktuellen Kellerprojekt und Gartenarbeit verbringen. Kreativ bin ich später mit meiner ersten ernstzunehmenden Videobearbeitung auch noch geworden. Ein recht arbeitsreicher und doch sommerlich entspannter Tag. Eine gute Vorbereitung für den Wochenabschluss, der mich hoffentlich nach längerer Zeit wieder in die Baumlandschaft führt. Die Lust am Bild, vielleicht demnächst auch einmal an bewegten Bildern, ist jetzt wieder größer.

Wochenendfügungen

Das hat in diesem Sommer schon Regelmäßigkeit entwickelt. Dass ich nämlich freitags mit der Holzarbeit beginne und sie bis zum Samstagabend abschließe. Diesmal geht’s um nur ein Objekt und einige Einzelperlen. So kann ich das Ganze schon morgen Vormittag zum Abschluss bringen. Aber dass sich das zeitlich so schön in Richtung des Wochenendes einpassen lässt, finde ich Klasse. Denn die Arbeit im Freien an den verschiedenen Hölzern ist zu dieser Zeit des Jahres unnachahmlich und anregend. Das ist die schönste Einleitung und Ausgestaltung des Wochenendes, die ich mir vorstellen kann. Ich bin sicher, dass die Freude an dieser Arbeit sich in den Ergebnissen wiederspiegelt und auch die späteren Träger etwas davon mitnehmen können.

Erfrischung für Blumen, Stauden und Bäume

Richtig erholsam, dieser Sommerregen zwischen den Hitzephasen. Dass es den ganzen Tag über meist leicht geregnet hat und die Wolkendecke dicht genug blieb, um wenig Sonne durchzulassen, hat alles zum Abkühlen gebracht und unsere Wassertanks wieder etwas aufgefüllt. Ruhig hätte es noch länger und anhaltender regnen können. So sind die Reservoirs an Regenwasser leider noch nicht voll. Aber besser als nichts. Und auch besser als heftige Stürme und sintflutartige Regengüsse oder gar Hagel, der in Aussicht gestellt wurde, die dann unsere empfindlichen Pflanzen nur geschädigt hätten. Ich denke, dass es ausgereicht hat, um Feuchtigkeit auch in tiefere Bodenschichten zu leiten und die tief wurzelnden Bäume mit Wasserspeichern zu versorgen. Die vergisst man allzu schnell. Aber auch die gut verwurzelten Bäume leiden irgendwann, wenn die Hitze zu lange währt und keine regelmäßigen Ausgleiche stattfinden.

Aufgeschobene Baumfotografie

Es ist merkwürdig, dass ich es dieses Jahr noch nicht geschafft habe, meine Baumfotografie-Reihen weiterzuführen. Dabei sah es doch mit dem Blühen sehr gut aus. Entsprechend viele Baumfrüchte sind im Spätsommer und Herbst auch zu erwarten. Ich hoffe, dass die Früchte dann wenigstens noch zum Thema werden können, wenn es mit den Baumblüten und dem Baumgrün diesmal nicht funktioniert hat. Die nötige Zeit und die passende Ruhe sind natürlich auch noch von Nöten.

Grüne Transparenz und gefiltertes Sonnenlicht

Den letzten Rest der Regenwasservorräte habe ich heute Abend auf die Pflanzen des Gartens verteilt. Gut, dass wir als Notreservoir meist noch das Springbrunnenbecken haben. Aber das ist eben jetzt auch schon aufgebraucht. Neuer Regen wäre da nicht schlecht. Eigentlich sind wir in den Vorjahren meist gut über die Runden gekommen. Selten nur musste ich Leitungswasser anzapfen. Aber für einige Tage wird es nun doch notwendig sein. Gerade jetzt, wo die Sonnenblumen sich ihrer Maximalhöhe annähern und immer stärkere Stängeln ausbilden. Die sind schon sehr durstig. Auch die Kübelpflanzen benötigen eine Menge Flüssigkeit in diesen erbarmungslos sonnengesättigten Hochsommertagen. Es ist eine Freude, mit dem intensiver und konstanter werdenden Sonnenlicht die Laubdecke der Weintrauben und Bäume immer dichter werden zu sehen. Und die Transparenzen und Abschattungen zu verschiedenen Tageszeiten und Sonnenständen dabei zu beobachten. Das verleiht dem Garten so etwas Dschungelartiges.

Bewusster Hochsommer

Jetzt könnten insbesondere die Bäume wieder eine Erfrischung durch Regen gebrauchen. Unsere Regenwasserreservoirs sind fast vollständig aufgebraucht. Immerhin hat es heute noch für die Blumen ausgereicht. Aber ab morgen muss ich dann doch den Wasserhahn anzapfen. Gute, dass für die nächsten Tage Regenschauer vorhergesagt sind. Ich hoffe, sie kommen nachts, halten länger an und zerstören auf der anderen Seite nichts. Gerade die Sonnenblumen und die jungen Rizinusstauden können zu viel Regen nicht vertragen. Aber eine moderate Durchfeuchtung würde allen Pflanzen jetzt guttun. Davon abgesehen, diese Hochphase des Sommers ist schon etwas Besonderes, das ich bewusst in mir aufzunehmen versuche.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.