Winterarbeit im Zeichen der Natursymbolik

Schade, der 14. Geburtstag des Baumtagebuchs ist nicht auf diesen Einundzwanzigsten gefallen, vielleicht ja im nächsten Jahr. Die Bäume beschäftigen mich aber in diesen Tagen sehr intensiv, zur Jahreszeit passend vor allem in Form der symbolischen und handwerklichen Arbeit mit ihrem Holz und all den persönlichen Implikationen, die im Spannungsfeld zwischen Menschennatur und umgebenden Natur entstehen können. Ich versuche dieses Verhältnis aufzunehmen und in zwar gleichartig aufgebaute, im Bezug auf die einzelne Form aber immer individuell angefertigte Produkte mit Gebrauchswert zu verwandeln, es quasi in der Holzform zu kondensieren. Aus vielen Rückmeldungen weiß ich, dass das häufig Resonanz findet, die den Trägern wirklich etwas bedeutet. Das allein ist mir Motivation genug, die Initiative beizubehalten und nach Möglichkeit immer weiterzuentwickeln.

Das Baumtagebuch wird heute 14 Jahre alt

Den Beginn des Baumtagebuchs werde ich immer mit der Vorweihnachtszeit und ihren so eindrucksvollen Ritualen verbinden. Am 20. November 2004 waren wir mit dem Zusammentragen immergrüner Zweige für die Weihnachtsdekoration beschäftigt und mit dem Schlagen eines Weihnachtsbaums, beides in dem damals noch nutzbaren kleinen Waldstück. Und am Nachmittag führte uns der Weg in eine der schönsten Weihnachtsdekorationsausstellungen der Region, die auch heute noch immer in dieser Woche eröffnet wird. Das waren für mich immer schon sehr eindrückliche Erlebnisse, weil sich in ihnen vegetative Symbolik und christliche-feiertäglicher Sinn vereinigt. Ich kann mir kaum etwas Spannenderes vorstellen. So dreht sich 14 Jahre später, das sind bisher 5111 Tage(bucheinträge), im Baumtagebuch immer noch vieles um die Rituale und Gebräuche rund um unsere Feiertage, deren Bedeutung für mich nicht verblasst ist, auch wenn manche meinen, anlässlich des Beginns der Weihnachtszeit die Kommerzialisierung vehement beklagen zu müssen, worüber sie den Kern des Ganzen völlig aus dem Blick verlieren. Ich hoffe, das Baumtagebuch kann dem eine ganz klein bisschen entgegensteuern.

In Holzformen kondensierte Symbolkraft

Es sind gerade die vertrauten Hölzer der Bäume im Baumkreis, die mir zurzeit am meiste Freude machen. Besonders die Kiefer hat eine unglaubliche Ausstrahlung, wenn man einen Abschnitt verarbeiten kann, die sich durch die typisch streifige Zeichnung und einen gewissen, von außen erkennbaren Harzanteil kennzeichnet. Da gibt nicht nur den aromatischen Geruch, es verleiht dem Holz auch eine sehr lebendige Anmutung, die natürlich auf die Symbolik durchschlägt. Das Feurige, Lichte, Beständige, Ausdauernde und Zähe der Kiefer erscheint wie in Form ihres Holzes kondensiert. Wenn ich das, wie zurzeit sehr häufig, in Gebrauchsgegenstände mit hohem Symbolwert umwandeln darf, ist das ein zufriedenstellende Arbeit, der ich nie müde werde. Auch wenn die langen Arbeitssitzungen und die knifflige Detailarbeit bisweilen erschöpfend sein kann. Die Freude an dieser Arbeit wiegt das bei weitem auf. Und wenn das Ergebnis wie angestrebt ausfällt, ist die Mühe ohne schnell vergessen.

Ein stärkeres Gewicht dem Advent

Nun ist auch das letzte Blatt des Ginkgos gefallen. Der Herbst ist, gemessen an den Bäumen in Hausnähe, eigentlich schon keiner mehr. Vielmehr macht sich winterliche Atmosphäre breit und schickt nicht nur die Bäume in die Winterruhe. Uns Menschen würde ein Zurückziehen auch gut tun, bei uns äußert es sich aber nur darin, dass wir uns mehr in die Innenräume verziehen und die Zeit draußen weniger wird. Innen geht die Ruhelosigkeit aber weiter und steigert sich meist, nach meiner Erfahrung der letzten Jahre, sogar noch bis Weihnachten, eben weil die Weihnachtsfeiertage und der kalendarische Jahresabschluss weitgehend zusammenfallen. Das macht es schwieriger, all die aufbauende und bereichernde Weihnachtssymbolik gebührend in sich aufzunehmen und die Zeit des Advents als solche zu schätzen und ganz bewusst wahrzunehmen. Zumindest ansatzweise versuche ich das, weil eben Weihnachten nur der Höhepunkt, das Ziel und gleichzeitig die Wende nicht nur im Sonnenlauf darstellt. Gerade der Advent ist das Schöne. Ein guter Grund, ihm wieder stärkeres Gewicht zu verleihen und das andere mit größerer Gelassenheit zu sehen und praktisch zu handhaben.

Erfrischende Herausforderungen

Die Arbeit heute war fast eine Wiederholung des vorherigen Wochenendes. Relativ gut kalkulierbar, weil ich jede Menge Erfahrung mit diesen Routinen habe ich das zeitlich auch gut einschätzen kann. Aber insgesamt bin ich heute weitere gekommen als am letzten Samstag, weil ein Band weniger zu bearbeiten war. Das wird dann auch den Abschluss des Projekts Anfang der Woche auf einen Einsatz beschränken, bevor das nächste schon wieder darauf wartet, vollendet zu werden. Eine wirkliche dichte Form der Projektarbeit rund um die Wunschbaum-Manufaktur, die ich in der Form noch nicht erlebt habe, jedenfalls nicht über einen so langen Zeitraum. Aber auch das hat seinen Reiz und hilft mir, die Routinen und alles, was gedanklich parallel dazu läuft, in einem Intensivmodus sozusagen zu erleben und auch in diesem Modus Wege zu finden, beste Ergebnisse zu erzielen. Es ist gut, wenn diese Dinge nicht immer in gleicher Form verlaufen. Widerstände und Herausforderungen wie diese wirken erfrischend und erweitern den persönlichen Horizont in diesem für mich immer noch so spannenden Symbolprojekt zur Ästhetik und Symbolik der Bäume.

Übergang, Abstand, vegetative Symbolik

Zwei Wochen vor dem ersten Advent rast die Restzeit des Jahres so richtig dahin. Das ist überall zu spüren. Jeder denkt an all die Vorhaben und Arbeiten, die unbedingt noch in diesem Jahr zum Abschluss gebracht werden müssen oder sollen. Gleichzeitig werfen wir bereits einen Blick in das neue Kalenderjahr, zunächst noch eher unwillig und provisorisch. Vor allem, weil wir die Advents- und Weihnachtszeit davor geschaltet wissen, die eine Art Auszeit darstellt, ohne dass wir schon draußen sein dürfen. Aber sie hilft, die Dinge zu relativieren und Abstand zu gewinnen. Eigentlich eine gute Voraussetzung zum abschließen und neu anfangen. Ich hoffe, dass ich das auch in dieser Saison einigermaßen bewusst erleben darf. Die vegetative Symbolik der Weihnachtszeit hilft mir dabei immer sehr. Nicht nur der Weihnachtsbaum, der lediglich das ultimative Highlight, den glänzenden Höhepunkt sozusagen in diesem Wahrnehmungsbereich darstellt.

Bäume und symbolische Relevanz

Zum Jahresende hin spielen jetzt die Lebensbaum-Thematik in meiner kreativen Arbeit und den vorgängigen Kommunikationen mit Interessenten eine zunehmend große Rolle. Der Baumkreis, die Symbolik der Bäume und Hölzer in Abhängigkeit vom Geburtsdatum und die sehr unterschiedlichen Motive der Menschen, in den Bäumen Symbole zur Selbstbeschreibung zu suchen und zu finden, ist jetzt besonders präsent und zeigt einmal mehr, wie zeitlos das Thema und dieses symbolische Konstrukt sind. Für mich eine Bestätigung, dass die beständige Arbeit an diesem Projekt lebendig bleibt und sich stetig weiterentwickeln kann. Denn mit jedem Menschen, der seine Aufmerksamkeit darauf lenkt, wächst seine symbolische und auch alltagspraktische Relevanz.

Symbolstarke Spiegelung

Die Linien der letzten Tage setzen sich fort. Das ist gut, weil es Kontinuität verspricht, lässt aber auch Unruhe vorausahnen, die so gar nicht zu der nahenden Adventszeit passt. So werde ich einen Kompromiss suchen und finden müssen, der beides zum Recht verhilft. Wie so häufig geht es auch dabei wieder um die Mitte, den Ausgleich zwischen eigentlich nie zufriedenstellenden Extremen. Es ist ein Glück, einen engen Bezug zu Themen und Inhalten zu haben, auf die man sich in solchen Situationen beziehen, die man erinnern und in denen man einen konstanten Bezugspunkt finden kann. Für mich sind das u. a. die Bäume und ihre Rolle für uns Menschen. Was sie uns sagen können als symbolstarke Repräsentanten nicht menschlicher Natur. Und als Lebewesen, die zum Spiegeln menschlicher Befindlichkeit prädestiniert scheinen.

Licht, Dunkel, Winterarbeit

Dieses Arbeiten mit künstlichem Licht während der kälteren Jahreszeiten hat einen großen Vorzug. Die Konzentration und Aufmerksamkeit ist dann ganz bei den Arbeitsvorgängen und dem Material. So erhält die Arbeit mit verschiedenen Holzarten und die damit verbundene Kommunikationsarbeit rund um die Symbolik der Bäume eine ganz besondere Innigkeit, die interessanterweise gerade auf der Abwesenheit des Sonnenlichts beruht. Es ist wohl generell so, dass beide Seiten, Licht und Dunkelheit, Wärme und Kälte immer gleichzeitig präsent sind und nur unterschiedlich gewichtet ins Bewusstsein treten oder anhand der gestalteten Formen sichtbar gemacht werden. Deshalb ist diese kreative und handwerkliche Winterarbeit mindestens so anregend für mich wie die ganz anders ausgerichtete Arbeit im Freien, während der Sonnenmonate. Eine Differenz, die auch dazu beiträgt, dass das Manufakturprojekt anpassungsfähig und vielgestaltig bleibt.

Schläfrige Gartenbäume

Die Samenkapseln des Wunderbaums vertrocknen jetzt gar nicht mehr an der Pflanze selbst. Dafür ist es jetzt zu kühl und auch schon zu nass. Dabei hält sich die Staude immer noch sehr beständig. So werde ich wohl keine weiteren Samen mehr gewinnen können. Oder vielleicht doch – wenn die abgeschnittenen und ins Warme geholten Fruchtstände bei anhaltender Innenraumwärme doch noch trocknen und sich die Samen so loslösen sollten, wie sie unter natürlichen Umständen draußen während des Spätsommers und Frühherbstes getan haben. Die Rizinusstauden sind dann auch wohl auch die letzten nicht verholzten Pflanzen, die sich im Garten relativ unverändert halten. Die Bäume sind fast alle schon entlaubt, und auch die Chilipflanzen sind so gut wie nicht mehr vorhanden, mit ganz gelblich verfärbtem und schon stark reduziertem Laub. So können wir eigentlich sagen, dass die Gartensaison praktisch abgeschlossen ist und für den Rest des Jahres vor allem von den Vögeln dominiert sein wird, die wir mit dem Vogelhäuschen und den getrockneten Sonnenblumenkernen sowie des Fettknödeln anziehen, die sich aber traditionell auch unabhängig von solchen Reizen ganz gerne bei uns aufhalten.

Auslaufende Gartensaison

Die Samenkapseln des Wunderbaums vertrocknen jetzt gar nicht mehr an der Pflanze selbst. Dafür ist es jetzt zu kühl und auch schon zu nass. Dabei hält sich die Staude immer noch sehr beständig. So werde ich wohl keine weiteren Samen mehr gewinnen können. Oder vielleicht doch – wenn die abgeschnittenen und ins Warme geholten Fruchtstände bei anhaltender Innenraumwärme doch noch trocknen und sich die Samen so loslösen sollten, wie sie unter natürlichen Umständen draußen während des Spätsommers und Frühherbstes getan haben. Die Rizinusstauden sind dann auch wohl auch die letzten nicht verholzten Pflanzen, die sich im Garten relativ unverändert halten. Die Bäume sind fast alle schon entlaubt, und auch die Chilipflanzen sind so gut wie nicht mehr vorhanden, mit ganz gelblich verfärbtem und schon stark reduziertem Laub. So können wir eigentlich sagen, dass die Gartensaison praktisch abgeschlossen ist und für den Rest des Jahres vor allem von den Vögeln dominiert sein wird, die wir mit dem Vogelhäuschen und den getrockneten Sonnenblumenkernen sowie des Fettknödeln anziehen, die sich aber traditionell auch unabhängig von solchen Reizen ganz gerne bei uns aufhalten.

Durchgängig konzentrierte Arbeitssitzung

Ein extrem langer Holzarbeitstag, der sich aber gelohnt hat. Denn ich konnte viel mehr abschließen, als ich zuvor geplant und vorausgesagt hatte. Das macht die Ausführung des letzten Arbeitsschritts Anfang kommender Woche wesentlich einfacher. Gut, das es außerdem noch jede Menge anderes voranzubringen gilt. An solchen Tagen zeigen sich die Vorzüge des nasskalten Novemberwetters. Wenn es nichts gibt, was ablenken könnte und man wirklich konzentriert und anhaltend bei einer einmal begonnen Arbeit bleiben kann. Das macht den Workflow effektiver und produktiver, als dieselbe Arbeit auf mehrere Tage mit wenigen Stunden Einsatz zu verteilen. Heute war mir diese Möglichkeit vergönnt. Und jetzt auf zu den weiteren Projekten.

Letzte Baumrückschnitte

Heute hat V. sich an den Rückschnitt des Nashi-Birnenbaums gemacht. Das war dringend notwendig, weil der Baum von Jahr zu Jahr auch an Höhe zulegt und bald schon nicht mehr handhabbar ist, wenn es um das Ernten der schweren Früchte geht. Und bei der Gelegenheit haben wir dann auch den abstehenden und eigentlich die Gesamtsymmetrie der Krone störenden unteren Seitenast des Ginkgo abgeschnitten. Der Baum hat jetzt eine bessere Balance und bietet mit dem weit auslandenden Ast, besonders wenn er belaubt ist, jetzt keine Angriffsfläche mehr für den Wind. Den ebenfalls abweichend und viel zu weit abstehenden Seitenast in der Krone des Walnussbaums haben wir ebenfalls beschnitten. Um diese Jahreszeit ist das unproblematisch. So etwas wie im Frühjahr, als ich unbedacht zur denkbar ungünstigsten Zeit kleine Ästchen beschnitten hatte, wird mir nicht mehr passieren. Damals nämlich war das Transpirieren und ständige Tropfen aus der Schnittstelle mit keinem Mittel zu stoppen, auch nicht nach dem Versuch, es mit Baumbalsam zu verschließen. Gerade der Walnussbaum transportiert in dieser frühsommerlichen Jahreszeit Unmengen an Flüssigkeit und lässt sich dann nicht mehr regulieren.

Motivierendes Kunsthandwerk

Inzwischen frieren die Finger schon leicht ein bei der Arbeit an der Drechselmaschine. Das ist wohl der Wind, den die Drehung verursacht. Aber auch in der kalten Jahreszeit ist dieser erste Arbeitsschritt unvermeidlich, und muss zwangsläufig am ungeheizten Arbeitsplatz ausgeführt werden. Deshalb freue ich mich immer, wenn diese Arbeit für eine Reihe von Aufträgen abgeschlossen ist und ich in der Folge ins warme Kelleratelier ziehen kann. Heute waren es Eberesche und Walnussbaum, Kiefer und Weidenbaum, mit denen ich mich auseinandergesetzt habe. Und in den kommenden Tagen folgt die Detailarbeit für diese auf einen bestimmten Termin ausgerichteten Bänder. Es ist für mich besonders motivierend, wenn ich vorab schon weiß, worin das Motiv für die Bestellung liegt und in welchem Zusammenhang die Bänder später verwendet werden sollen. Da lohnt es sich, immer wieder aufs Neue große Sorgfalt walten zu lassen und die Routinearbeiten mit je neuem Sinn auszufüllen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.