Falsches Wetter und fehlende Eindrücke

Das Novemberwetter hat sich auch am Wochenende fortgesetzt. Dabei erwartet man gerade in diesen Wochen des Jahres den Aufbruch zum Frühling, die ersten Gelegenheiten zu echter Gartenarbeit, freies Atmen bei sonnenreichen Spaziergängen in der langsam erwachenden Baumlandschaft. Nichts von dem ist vorhanden und möglich. Stattdessen sorgen wir uns um die noch vorhandenen Brennholzvorräte und leiden auch körperlich am Lichtmangel und den extrem wechselnden atmosphärischen Einflüssen. Da bin ich froh, mit unterschiedlich gepolten Projekten zugedeckt zu sein, die das Fehlen natürlicher Eindrücke für einige Zeit länger verkraftbar machen.

Familiäre Baumbeziehungen

Für Gartenarbeit war es heute noch nicht warm und trocken genug. Aber ansonsten konnten wir doch einige Wochenendarbeiten erledigen. Immerhin sind jetzt die im Keller überwinterten Geranien an der frischen Luft und können sich auf einen Neuanfang freuen. Und das jüngst realisierte Armbandset ist für den Versand vorbereitet. Vater, Mutter und Kind, alle drei werden künftig die Lebensbäume der jeweils anderen mit sich tragen. Das finde ich besonders spannend, weil es der Symbolik der Partner-Armbänder noch eine weitere Dimension hinzufügt und das Zusammenspiel der einzelnen Baumcharakteristika bei einem Dreierset noch komplexer ausfällt.

Wieder wenig Märzsonne

Der großzügige Sonnenstundenvorschuss des Februars dürfte jetzt schon aufgebraucht sein. Wie im Vorjahr war der Februar ungewöhnlich lichtreich und der folgende März, der eigentlich den Frühling vorbereiten sollte, fällt auch diesmal wieder ab und schenkt uns kaum Sonne. Wie so häufig beim Wetter der letzten Jahre eine verkehrte Welt. Trotzdem werden wir am Wochenende einige Dinge für die Gartensaison vorbereiten, damit wir gut gerüstet sind für den tatsächlichen Frühlingsbeginn. Das kann ja dann auch mal ganz schnell gehen. Über Nacht, wie wir es schon häufig erlebt haben. Wir werden es am Licht und am ersten wirklichen Baumgrün erkennen. Mit der frühen Blüte des Spitzahorns werden auch die Honigbienen ihre neue Saison starten und hoffentlich gesund aus der Überwinterung kommen.

Gartensaisonvorbereitungen

Festes, lang anhaltendes Obstbaumholz. Das ist der richtige Brennstoff für die Schlussphase unserer Holzofensaison. Bei dem Dauerregenwetter bin ich ganz froh, dass V. die Saison verlängert hat, durch mehrmaliges Auffüllen des Vorrats. Aber natürlich kann es jetzt nicht mehr lange so gehen. Deshalb genießen wir die letzten echten Wintertage bei wohlige Ofenwärme und freuen usn gleichzeitig auf den Frühling und die Gartensaison, für die wir schon einige Vorbereitungen getroffen haben. Vom Besorgen der Pflanzerde bis zum Hervorholen der in kühlen Räumen oder dem Keller überwinterten Pflanzen, für die es langsam Zeit wird, sich wieder ans Freie zu gewöhnen.

Vom gefühlten zum erlebten Frühling

Ruhige Tage. Das ist gut, denn es gibt jede Menge Technisches, das verstanden und aufgearbeitet werden muss. Dafür ist etwas mehr Ruhe förderlich, damit es irgendwann wieder kreativ mit neuem Instrumentarium weiter gehen kann. So kurz vor Ostern und vor den ersten wirklich Frühling zu nennenden Tagen ist das eine gute Zwischen- oder Übergangsphase. Danach wird es mich auch wieder mehr nach draußen ziehen. Baumrückschnitte, Blumen ansäen und pflanzen sind dann die erste Maßnahmen, die den gefühlten Frühling in einen erlebten verwandeln.

Das wohl letzte Brennholz der Saison

Noch einmal hat V. Brennholz hergeholt und in ofengerechte Abschnitte gesägt. Jetzt ist die kleine Brennholzecke wieder aufgefüllt. Aber länger als eine Woche wird bei anhaltender Kälte auch dieser Nachschub nicht ausreichen. Diesmal hatte er mit den alten Birnbaumabschnitten seine Probleme, da die sich nicht spalten ließen und auch der Kettensäge erheblichen Widerstand leisteten. So gestaltete sich diese Brennholzmachen als außerordentlich mühsam und zeitintensiv. Es ist jetzt wirklich Zeit, die Saison zu beenden. Wir hoffe auf einen bald einziehenden Frühling mit anhaltend milder Temperatur.

Ästhetik des Ländlichen

Der Besuch in S. hat zwar nicht wirklich den erhofften Gewinn gebracht. Aber immerhin war er mit einer schönen Fahrt durch relativ hell beschienenen Vorfrühlingswald und Landstraßen verbunden. Eine Strecke, die mir aus früheren Zeiten bestens bekannt ist und insofern gewisse nostalgische Emotionen weckt. Diese Strecke hatte etwas Befreiendes und Anregendes zugleich. Es war eine Art Sammlung auf dieser Strecke möglich, gerade weil sie landschaftlich so schön und abwechslungsreich gestaltet ist. So können auch solche kleinen Ausflüge, in der richtigen Stimmung durchgeführt, dazu beitragen, den Alltag zu entschleunigen und die Ästhetik des Ländlichen kreativ umzuwandeln.

Unruhiger Windtag – sonntäglicher Sonntag

Einen durchgängig derart windigen Tag habe ich nie erlebt. Vom frühen Morgen an pfiff der Wind nur so durch die Einfahrten und an den Häusergiebeln vorbei, ließ Gartenbäume bedenklich schwanken und verursachte ständiges Klappern und Reißen an den Fenstern und Jalousien. Gut, dass wir auf den ursprünglich geplanten Ausflug verzichtet haben, denn eine Autobahnfahrt bei solchen Windböen scheint gefährlich. Auch ist die durch solches Wetter verursachte Atmosphäre so unruhig, dass man sich wohl besser ruhig und zuhause hält. So ist der Sonntag trotz einiger unliebsamer Turbulenzen am Vormittag insgesamt sonntäglich verlaufen und war geeignet, einiges von der ruhelosen Geschäftigkeit der ganzen Wochen in sich aufzuheben.

Baumsymbolik für Zusammenhalt

Ein sehr langer Arbeitstag, den ich vollständig für das aktuelle kunsthandwerkliche Projekt nutzen konnte. Ganz fertigstellen konnte ich die Arbeit bis zum Abend zwar nicht, aber der allergrößte Teil ist erledigt und kann am Anfang der Woche abgeschlossen werden. Diesmal waren es Walnussbaum (gleich zwei Mal), Eberesche, Tanne und Pappel, die ich zu einem Kombinationsarmband und zu einem Vater-, Mutter- und Kind-Armband-Set gestaltet habe. Besonders schön und die Symbolik deutlich veranschaulichend ist die Verteilung aller drei Holzarten auf alle drei Armbänder, so dass Vater, Mutter und Kind jeweils die Lebensbäume auch der jeweils anderen mit sich tragen. Augenfälliger kann man Zusammengehörigkeit wohl kaum noch in Form bringen. Ich hoffe, die Armbänder werden die Familie in diesem Sinne lange Zeit begleiten.

Konservierte Wärme

Es ist noch zu kühl und unbeständig. Deshalb werde ich noch eine ganze Weile mein Kelleratelier beziehen müssen, wie auch an diesem Wochenende wieder. Ein Hauch von Frühling ist trotz künstlicher Beleuchtung aber auch jetzt schon phasenweise zu spüren. Immer, wenn die fast blendenden Sonnenstrahlen von außen die Kellertreppe herunter wandern und den Arbeitsplatz in eine Bühne verwandeln, mit einer spürbaren Wärme auf den Wangen und einer wunderbaren Ergänzung dessen, woran ich dort arbeite. Mit verschiedenen Holzarten, die selbst die Wärme in sich tragen, sie quasi konserviert haben, von all den Sonnenstunden, die der Baum zu Lebzeiten genießen konnte.

Eine andere Art von Energie

Ein arbeitsintensiver Tag mit einigen sonnigen Abschnitten, die zwischendurch den schon in Ferne gerückten Frühling vorausahnen lassen. Und Ostern ist ja kalendarisch auch nicht mehr allzu weit. Das lässt in der Phantasie auf schönere Tage hoffen, die die merkwürdige Lethargie dieser Zeit wieder vergessen lassen wird. Ich werde das in den nächsten Tagen mit handwerklicher Holzarbeit einleiten, die mir eine andere Art naturbezogener Energie zurückgibt.

Lieb gewonnene Holzarbeit

Die Nachwirkungen der Fastnachts-Auszeit haben sich bei uns auch noch am Aschermittwoch gezeigt. Die Menschen sind noch im Ausnahmezustand gefangen. Und wie ich das aus der Vergangenheit kenne, wird es bis zum Ende der Woche anhalten. Das ist die Vor- und Nachwirkung von Feiertagen und Traditionen. Ich freue mich, bei der vielen Bildschirm- und Programmierarbeit zwischendurch bei der Arbeit mit meinen Hölzern den Kopf frei machen zu können. Es hat etwas Befreiendes und immer auch Meditatives, besonders wenn sich vertraute Arbeitsabläufe wiederholen und über längere Zeitphasen ausdehnen. Diese Arbeit, die mittlerweile eigentlich ganzjährig für mich dazu gehört, möchte ich nicht mehr missen.

Baumprojekte und der weitere Horizont

Nun sind auch diese Tage wieder zu Ende. Beginn der Fastenzeit. Das hat für mich eher eine symbolische Bedeutung, weniger im Sinne des Fastens, aber doch als eine wieder mehr innerliche Zeit, in der ich mich selbst genauer beobachten und meine Gedanken und Interaktionen auf den Prüfstand stellen kann. Die Arbeit mit den Bäumen, entweder mit deren Symbolik oder aber handwerkliche mit ihrem Holz und seiner Energie, ist dabei immer wieder ein Vehikel, das den nötigen Abstand vom Alltagsgeschäft leichter macht und eine unverstellte Basis für einen weiteren Horizont schafft.

Vorfrühlingserwartungen

Gut, jetzt könnte die Sonne wieder zurückkehren. Der krasse Wechsel vom Traumwetter im Februar ausgehend, fiel mir dann doch zu heftig aus. Außerdem passt das nicht zu den Fastnachtstagen. V. hat das heute schon mal symbolisch zu nivellieren versucht, indem er mehrere Säcke Pflanzerde im Baumarkt besorgt hat. Das ist gut, denn die ersten Saatversuche stehen noch im März an. Ich denke dabei vor allem an die Chilipflanzen und auch an den Rizinus, von denen ich vorjährige Samen zur Verfügung habe. Mit den Sonnenblumen werde ich aber noch etwas länger warten, das ist im März eigentlich noch viel zu früh, weil die bei uns erfahrungsgemäß erst viel später zur Hochform auflaufen. Auf die Gartensaison, die aktuell noch kaum vorstellbar scheint, freuen wir uns alle. Das gehört zur Aufbruchstimmung des Frühlings dazu. Und wenn wir uns bald wieder mehr draußen bewegen und dort arbeiten können, ist das immer eine Bereicherung, auch schon bevor die Bäume ihr volles Blattkleid ausgebildet haben.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.