Späte Gartenüberraschungen

Der Spätsommergarten bringt doch noch einige Überraschungen. Zum Beispiel habe ich heute tatsächlich die zweite Blüte meiner selbst gesäten Lupinen entdeckt. Die wurden schon früh ausgesät, haben seitdem kräftige Pflanzen mit großen ausladenden Blättern ausgebildet, aber lange Zeit gar keine Blüten, bis auf diese eine große, die jetzt schon wieder fast verblüht ist. Nun also die zweite, das macht Hoffnung, dass die übrigen Blumen noch nachziehen. Mehr als ungewöhnlich, denn die Blütezeit für diese Art wird gewöhnlich mit Juni bis August angegeben. Dass sie erst Ende August beginnt, versteht niemand. Andere Pflanzen kommen jetzt erst richtig in Fahrt, vor allem die Rizinusstauden, die in den vergangenen Tagen enorm an Ausdehnung und Höhe zugelegt haben. Bei dem immer noch sehr warmen, aber zwischendurch und abgekühlten und vor allem mit kühlen Nächten durchsetzten Wetter scheinen sie sich besonders wohl zu fühlen. So viele Samen wie im Vorjahr, als die schon viel früher entnommen werden konnten, wird es zwar nicht geben, aber die Wunderbäumchen an sich entwickeln sich sehr schön. Nur die zwei Winzlinge unter Ihnen werden wohl über ihr Liliputformat nicht mehr hinauswachsen. Aber das ist eine individuelle Besonderheit der Wunderbäume, dass sie sich so total unterschiedlich entfalten. Die Einflussfaktoren dafür sind mir noch verborgen geblieben, ich vermute aber, dass die Zusammensetzung der Erde, weniger der Standort, eine Rolle dabei spielen.

Sonne allein ist keine Garantie für gutes Wachstum

Die Sonnenstunden des vergangenen August werden wir wohl nicht erreichen, aber aufs ganze Jahr gerechnet sind wir doch noch im grünen Bereich, was einigermaßen verwundert, denn auch das Vorjahr war ja extrem sonnenreich. Ein Rätsel ist uns allen, das weiß ich aus Gesprächen mit verschiedenen Leuten, warum trotz der günstigen Wachstumsbedingungen, viel Sonne und zwischendurch auch mal Abkühlung und Regen, viele Arten in diesem Jahr eher auf Sparflamme gewachsen sind und eine eher spärliche Entwicklung genommen haben. Unsere Gartenbäume enttäuschen in der Hinsicht besonders. Und auch die Obstbäume an anderem Ort tragen fast keine Früchte. Die Baumlandschaft auf meinen Lieblingswegen wirkt vielerorts wie ausgelaugt und so, als ob sie den Herbst herbeisehnte. Gefühlt ist der schon präsent, an der Witterung und am Beginn der Laubfärbung auch optisch abzulesen. Aber wir möchten den Sommer doch noch eine Weile festhalten. Ich hoffe, wir dürfen einen gemäßigten, lichtreichen und ausgedehnten Altweibersommer im September erleben.

Kommunikation als Sozialtechnik

Es ist schön, dass in nach wie vor positive Rückmeldungen zu meinen Wunschbaum-Manufaktur-Projekten erhalte. Menschen kurz vor ihrem Urlaub, kurz, bevor sie die von mir hergestellten Symbolformen verschenken, zu hören, ihre spontanen Eindrücke und Kommentare zu erfahren, ist für mich etwas Besonderes und bestärkt mich darin, das Projekt fortzusetzen. Gehört doch auch das zu den wesentlichen Dingen, die in der übrigen Projektarbeit im rein kommunikativen Bereich keine Entsprechung findet. Dort muss man lange suchen und sich anstrengen, wenn man vergleichsweise emotionale Reaktionen erinnern möchte. Vielleicht liegt das am Gegenstand und dass die Kommunikation eben doch vornehmlich als praktisch, als Sozialtechnik wahrgenommen und praktiziert wird.

Kommunikative Wurzeln im Grundsätzlichen

Über den Besuch bei K., zu dem mich M. begleitet hat, habe ich mich sehr gefreut. Gemeinsame Vergangenheit und ein Stück geteilter Lebensgeschichte schafft eben doch einen besonderen Zusammenhalt, der Bedeutung hat und die Menschen nur berühren kann. Auch bei diesem Besuch und den Gesprächen war Natur, waren Tiere und Pflanzen, wiederkehrendes Thema, nicht nur die Kultur, die uns vordergründig doch verbindet. So kommt die Kommunikation in wesentlichen Situationen doch auf Grundsätzliches zurück, was das sehr weit vom Natürlichen Entfernte relativiert. Eine interessante Beobachtung, die der Kommunikation innerhalb der eigenen Familie und wie sie sich in den Jahren entwickelt hat, seine Entsprechung findet.

Attraktivitätsplus für die Gartenblumen

In diesem Sommer haben mir die Blumen wieder am meisten Freude gemacht, und tun es immer noch. Die Gartenbäume waren bis zuletzt merkwürdig unauffällig, wie wenn sie sich zurückhalten und Energie für bessere Zeiten sparen wollten. Ein ausgedünntes Blattkleid mit kleineren und immer wie dürr wirkenden Blättern. Wenig Wachstumsfreude, sowohl vertikal als auch in die Breite. Das wurde besonders beim Ginkgo und den Feigenbäumchen deutlich. Nur die Gleditschie ist im Kontrast zum Vorjahr sehr schön gewachsen und hat endlich einmal etwas wie eine Krone ausgebildet. Jetzt hoffe ich, dass diese Kronentriebe nicht über Winter wieder abfrieren und das Ganze von vorne losgeht. Jedenfalls hat dieser lichte Baum jetzt erkennbares Potenzial, um groß und kräftig zu werden, auch wenn sein Stämmchen aktuell noch nicht dafür spricht.

Spätsommerkontraste

Dass der Hochsommer so deutlich erneut zurückkommt, hätte ich nicht erwartet. Aber an diesem Sonntag konnte man die Sonne so erleben wie in den vergangenen zwei Monaten, und auch die Temperaturen waren schon wieder ähnlich, mit Aussicht auf eine Verlängerung bis in die nächste Woche hinein. Die Menschen haben den  Sommer noch nicht verlernt. Das konnte ich auf dem Spaziergang bei strahlendem Himmel feststellen. Trotz der Hitze viele Radfahrer und auch einige Fußgänger. Das Fotografieren war, wie eigentlich immer im Hochsommer, recht schwierig. Harte Kontraste sind eben die Folge solcher Sonnenstrahlung. Und dann wird’s meist schwierig, die richtige Stimmung adäquat zu erfassen. Aber es gab durchaus Typisches festzuhalten, u. a. der jetzt sehr dominante Hartriegel mit seinen langsam herbstlich sich verfärbenden Blättern und den blauschwarzen Früchten. Oder die Erlen, die bei diesem Exemplar hier zur Hälfte von Insekten zerfressene Blätter zeigten. Oder die Robinien, deren Fiederblätter im Sommerlicht immer wieder spannende Formspiele und Licht-Schatten-Konstellationen zeigen.

Hartriegel im Spätsommer
Erlenzweige im Spätsommer
Robinienblätter im Spätsommer

Sonnenblumenstillleben

Stillleben mit reifen Sonnenblumenköpfen

Endlich wieder ein Samstag, an dem ich mich der Gartenarbeit widmen konnte, ohne dass andere u. a. kunsthandwerkliche Projekte anstehen. Das war auch gut so, denn das Schneiden der Efeuhecken erfordert immer viel Zeit. Wie immer sind sie über den Sommer kräftig gewachsen. Weniger im Gesamten als in Form langer neuer Triebe, die dann von der Hecke abstehen. Am Ende ist der Großteil der grünen Tonne allein damit ausgefüllt. Ich habe die Gelegenheit genutzt, gleich mit den Sonnenblumen weiterzumachen. Die blühen zum Teil immer noch sehr schön, gerade die hohen Exemplare, die stark verzweigt sind und mehrere Köpfe tragen. Aber die bereits verblühten, die mit ihrem Gewicht die Stauden doch belasten, habe ich abgeschnitten, z. T. für die Vögel ausgelegt und z. T. zum Trocknen vorbereitet, als Grundlage für die nächstjährige Aussaat. Natürlich kommen dafür nur die Samen der größten Köpfe in Frage. Einige hatten noch diesen Blütenflaum, von dem ich die genaue Bezeichnung nicht kenne. Bei anderen lagen die Samen schon ganz frei. Ich fand das optisch sehr interessant und auch symbolisch eindrucksvoll, quasi als Symbol für den reifen Spätsommer. Deshalb habe ich die sechs schönste Köpfe, drei davon mit und drei ohne den Flaum, alternierend arrangiert und ein Stilleben daraus komponiert. Nach der ersten Durchsicht scheint die Fotografie gut gelungen. Ich denke, dass ist nach langem wieder eine sehr gelungene Naturfotografie, die mein Portfolio erweitern kann, vielleicht sogar auch meine Microstock-Sammlung. Mit dem Themenfeld Bäume und Holz ist es in diesem Sommer leider gar nicht vorangegangen. Ich hoffe, dass im Herbst ausgleichen zu können, damit dieses Langzeitprojekt nicht einschläft und sich einigermaßen kontinuierlich weiterentwickeln kann.

Starkes Symbol für Leben und Individualität

Die Beitragsreihe auf ARTE, die sich auf besondere Bäume in Frankreich und anderen Teilen der Welt bezieht, ist für mich höchst interessant. Es sind Bäume mit Geschichte oder besonderen Merkmalen, oft sehr alte und solche, an die sich Traditionen oder Lebensläufe knüpfen. Da werden meine Kernthemen angesprochen, die symbolische und ästhetische Energie und Ausstrahlung der Bäume, ihre Funktion als Lebenssymbol und emotionales Zeichen. Für mich ist das eine weitere Bestätigung dafür, dass Bäume wohl wie kaum ein anderes Lebenssymbol Menschen überall auf der Welt emotional bewegen und ihr gesamtes Leben über begleiten können, ohne jemals ihre Attraktivität zu verlieren. Ein wirklich universelles und unergründlich tiefes Symbol für das Leben und die Individualität schlechthin.

Tücken der Studiofotografie

Vielleicht war die Idee mit Chroma Key doch nicht so gut. Jedenfalls hatte ich mir von dieser Freistellungsmethode einiges versprochen. In der Praxis erweist es sich aber als sehr problematisch. Jedenfalls habe ich die beste Lösung noch nicht gefunden. Dabei wäre eine elegante Lösung gut für die häufigen Routinen des Freistellens und Kombinierens mit fremden Hintergründen. Bei der Fotografie in der Landschaft, besonders bei meinen tradiditionellen Baum-Sujets stellen sich diese Fragen nicht. Das hat auch etwas entspannteres, während die Studiofotografie immer wieder größere Herausforderungen mit sich bringt.

Atmosphärischer einundzwanzigster Sommertag

Dieser Einundzwanzigste wurde einmal wieder seiner Symbolik gerecht. Ein schöner Tag mit mäßiger Wärme, recht viel Licht und entspannter Atmosphäre. So wie man sich stressreduzierten Sommer von seiner schönsten Seite vorstellt. Aber natürlich kann es doch noch etwas wärmer werden, schließlich ist erst die zweite Hälfte des August. Da geht sicher noch etwas, denn auf Herbst will ich mich noch nicht einstellen. Zu sehr genießen wir, am Nachmittag uns im Garten aufzuhalten und die Blumen, die satt grünen Bäume und die langsam Früchte tragenden Gemüsepflanzen zu betrachten, meist mit kleineren Gartenarbeiten verbunden. Das eine oder andere werden wir sukzessive bald auch ernten können. Nur mit Baumobst ist zumindest bei uns nicht viel in diesem Jahr. Die Chilis gedeihen aber prächtig, und wenn die späte Sorte an allen Blütenständen auch eine Schote wachsen lässt, wird der Ertrag sicher höher als im Vorjahr werden.

Selbstbeobachtung wie im Spiegel der Bäume

Ein Tag wie viele in diesem Sommer – der mit routinemäßiger Projektarbeit begann und mit einem kreativen Shooting gegen Abend abschloss. Eigentlich sind das für mich anregende und belebende Kombinationen, die kommunikative Arbeit lebendig halten, weil sie Einseitigkeit und Fixierung vermeiden. Ich versuche das immer wieder so einzurichten, als Maßnahme der Selbstreflexion und Selbstbeobachtung, die sich eigentlich immer positiv auswirken. Dieses Gleichgewicht ist eines, das ich in der Beschäftigung und bei der Begegnung mit den Bäumen in Reinform erlebe. Es scheint so, dass der Baum eine Verkörperung des individuellen Gleichgewichts darstellt. Auch deshalb ist es ein Gewinn, sich im Spiegel der Bäume selbst in den Blick zu nehmen.

Ulme und Lärche in Kombination

Den dritten Teil der wochenendlichen Holzarbeit konnte ich jetzt auch noch abschließen. Eine Kombination von Ulme und Lärche, sehr ungewöhnlich und sehr dekorativ, da beide Hölzer eine starke oberflächliche Ausstrahlung haben und durch fein differenzierte Kontraste beeindrucken. Aber natürlich ist das Symbolische ebenfalls nicht zu unterschätzen, auch wenn ich nicht weiß, wie genau dieser Kombinationswunsch motiviert ist. Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass der oder die spätere Träger/in die darin enthaltene Energie wahrnimmt und Freude am Tragen des Armbandes habe wird.

Medial vermittelte Gemeinsamkeiten im Baumdiskurs

Das Buch über die Bäume in Luxemburg ist nicht gerade spannend zu nennen. Dennoch habe ich die Lektüre heute fortgesetzt, weil mich die dokumentarische und dennoch impressionistische Art der Betrachtung an meinen eigenen im Baumtagebuch umgesetzten Stil erinnert und ich es immer spannend finde, mir tagebuchartige Texte anderer Autoren anzusehen. Da gibt’s durchaus auch in der Betrachtungsweise, im sprachlichen Ausdruck und in der Auswahl interessierender Themen und Naturdetails Ähnlichkeiten mit meiner Denk- und Beobachtungsweise. Das zeigt zumindest, dass vermittelt über das Universalthema Bäume medial hergestellte Gemeinsamkeiten erkennbar sein können, die auf die Reflexion und Weiterentwicklung der Arbeit mit dem Baumthema wiederum Auswirkungen haben können.

Erholsame Abkühlung mit Regen

Sonne war uns heute nicht vergönnt, aber die Dauernässe und Abkühlung ist für den Garten und all die Bäume und Sträucher in der Landschaft ein Segen, Erholung und Energieschub zugleich. Deshalb ging mir die kunsthandwerkliche Arbeit auch trotz Lichtmangel gut von der Hand und ich konnte zwei von drei Projekten vollständig abschließen. Bei vielleicht dann wieder mehr Licht freue ich mich auf den endgültigen Abschluss Anfang der Woche.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.