Pflanzenwochenende

Ein Ruhe-Sonntag. Das musste auch mal wieder sein, nach so viel atemloser und pausenloser Projektarbeit der vergangenen Zeit. Der Garten bleibt gerade an solchen Tagen für uns alle ein Rückzugs- und Erholungsort. Und da ist es gut, dass Bäume, Stauden und Blumen bei heute einmal dauerbedecktem Himmel durchschnaufen und auch Wochenende feiern durften.

Diesjährige Pflanzensommerentwicklungen

In diesem Sommer präsentiert und entwickelt sich der Garten ganz anders als zuvor und anders als erwartet. Sonnenblumen sind es diesmal nur wenige, die sind aber sehr hoch gewachsen und erreichen in diesen Tagen ihren Höhepunkt. Die ersten Köpfe habe ich schon abgeschnitten und zum Auspicken für die Vögel auf der Gartenbank ausgelegt. Die Rizinusstauden wachsen nach den Regenfällen jetzt deutlich besser und erreichen unterschiedliche, aber ganz zufriedenstellende Ausdehnung. Ewas mehr hätte ich mir zwar gewünscht, sie haben aber dieses Jahr starke Lichtkonkurrenz von verschiedenen Spalierbäumen, die V. entlang des Zauns gepflanzt hat. Die Blumen sind größtenteils ohnehin in Hochform, v. a. jetzt die Strohblumen, die zuletzt vom Sturm durcheinandergewirbelt und gebogen wurden, aber immer wieder neue Blüten bilden, erfahrungsgemäß bis in den Spätherbst hinein. Die Wandelröschen sind wunderschön, machen aber viel Arbeit, da ich ständig die Fruchtstände abknipsen muss, damit immer wieder neue Blüten nachkommen. Unsere schönen orangefarbenen Mohnblumen sind jetzt fast alle vergangen, die Lupinen sind schön gewachsen, haben aber merkwürdigerweise keine einzige Blüte ausgebildet. Vielleicht ist das so im ersten Jahr? Es gibt eben noch Rätsel. Nur mit den Bäumen bin ich 2019 nicht so ganz zufrieden. Sie scheinen einen Schongang einlegen zu wollen. Gerade der Ginkgo hat so kleine und relativ wenige Blätter, scheint auch kaum Höhe oder Breite zugelegt zu haben, obwohl wir so viel Licht, Wärme und jetzt auch Regen haben. Auch der Walnussbaum bewegt sich kaum on der Stelle. Nur der kleinste, die Gleditschie hat im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugelegt und zeigt sich zunehmend vitaler.

Wetterentspannung

Das lang ersehnte Gewitter war da, und die Regentonnen und -tanks sollten kräftig aufgefüllt sein. Ein wenig Abkühlung und Kräfte sammeln tut den Pflanzen gut. So werden wir ein entspannteres Wochenende vor uns haben. Bei all den technischen Kapriolen, denen ich mich ausgesetzt sehe, ist das auch gut so. Und für uns alle eine Auszeit.

Sommer, Garten, Technik

Jetzt kommt der Hochsommer erneut zurück, und die schwül-warme Luft erwärmt sich weiter. Immerhin haben wir jetzt wieder etwas Gießwasser von den Regenfällen gestern. Und unsere Pflanzen benötigen wieder künstliche Bewässerung, nachdem die letzten Tage eher wenig Verdunstung mit sich brachten. Eine gute Zeit eigentlich, auch wegen der immer noch vorherrschenden Abwesenheit der Menschen, fürs Fotografieren. Wenn da nicht immer wieder die technischen Aufgaben  dazwischenstünden.

Gelassenheit zum richtigen Zeitpunkt

Wieder hat mich die Technik fest im Griff. Allerdlings gibt es auch Fortschritte. Zudem kommen alte Themen wieder in neuer Form zum Vorschein, die ich in den nächsten Wochen bearbeiten soll. Ich bin gespannt, ob ich auf dem Gebiet dazugelernt habe und die richtigen Entscheidungen treffe sowie angemessene Reaktionen zeigen. Die Bäume haben mich immerhin gelehrt, eine selbstbewusste Gelassenheit zu zeigen, wenn das passend und förderlich ist.

Technik vs. Lebensgrundlagen

Nun, diese LED-Technik ist komplizierter und voraussetzungsreicher, als ich mir vorstellen konnte. Das hat mich schon einige Zeit für Testläufe und Hintergrundchecks gekostet, wobei immer noch Fragen offen sind. Ich möchte das schon sehr gerne zum Einsatz bringen, weil mich die neuen Lichtformer doch sehr überzeugen. Und mit der derzeit fortschrittlichsten Lösung für künstliche Beleuchtung wäre es eben auch schön. Bei so viel technischen Überlegungen und Recherchen ist es wohltuend und ausgleichend, mit den Bäumen Lebewesen und Symbolformen in meiner Welt zu haben, die sich auf viel grundlegenderen Ebenen bewegen und ebenso Grundlegendes verkörpern und ausstrahlen.

Fotografische Erkenntnisse und Erfahrungen

Die neue Beleuchtungstechnik ist gewaltiger, als ich erwartet hatte. Eine Lösung fürs Studio, die wohl einige Eingewöhnung erfordern wird. Ich finde das spannend, weil es meinen Blick auf die Fotografie, die ursprünglich eine reine Freiluft-Fotografie mit Motiven aus der Baumlandschaft war, doch um einiges erweitert. Natürlich helfen mir die Erkenntnisse und Erfahrungen aus anderen Motivfeldern und Aufnahmesituationen auch, meine Naturfotografie zu optimieren. Ich bin sehr gespannt, wie ich diese Dinge in Zukunft verarbeite.

Bäume sterben jetzt mit neuer Erklärung

Auf einmal ist das große Themenfeld des Klimawandels und seiner globalen Auswirkungen in allen gesellschaftlichen Gruppen angekommen. Wenn der CSU-Vorsitzende ernsthaft genau dieses Themenfeld zu einem künftigen Schwerpunkt machen will, scheint zumindest die öffentliche Aufmerksamkeit endgültig verbreitet zu sein. Und auch das Kranken des Waldes wird in diesem Zusammenhang immer häufiger zum Thema gemacht. Anders noch als in den 1980er Jahren, als „Waldsterben“ zu einem Begriff wurde, der auch im Ausland später ohne Übersetzung verwendet wurde. Damals machte sich die Ursachenforschung aber am so genannten sauren Regen fest. Nun stehen die Erderwärmung und die Klimaextreme, bei den Bäumen vor allem die langen und extremen Hitzephasen im Fokus des Interesses und werden als Hauptgründe für das Schwächeln und Absterben vieler Bäume genannt. Schon denkt man offen über eine Veränderung der Baumpopulationen bei Neupflanzungen und den Einsatz hitzeresistenterer Arten nach. So als ob man die Hoffnung auf eine Trendwende beim Klima selbst schon aufgegeben hätte, wirkt es so, als ob jetzt schon die Schadensbegrenzung im Vordergrund stehen sollte. Gut ist diese verstärkte Aufmerksamkeit, was wir brauchen sind aber konkrete international unterstützte und tatsächlich durchgeführt Maßnahmen, deren Umfang die dramatischen Veränderungen auffangen kann.

Hochsommer mit belastender und aufbauender Seite

Der zweite Tag, an dem ich das Gießwasser für unsere Blumen und Stauden ausschließlich aus dem Wasserhahn nehmen musste. Und obwohl es zwischendurch immer so aussieht, gibt’s bei uns einfach keinen Regen, der die Tanks auffüllen könnte. Tatsächlich ist das in dieser Form noch nie vorgekommen. Die totalen Regenwasserengpässe dauerten nie länger als zwei Tage, bis es wieder längere Regenschauerphasen gab, die die Situation entspannten. Eine weitere Folge des Klimawandels, der sich hier in besonders plastischer und konkreter Form offenbart. Vielleicht bilde ich es mir bloß ein, aber wenn ich an den Feigenbäumchen vorbeikomme, scheint es mir, dass selbst diese mediterrane Art langsam schlappe Blätter bekommt. Selbst für sie scheint das Klima gewöhnungsbedürftig und belastend zu werden. So wünsche ich mir eine Entspannung im restlichen Verlauf des Hochsommers, und dass wir die Sonne und Wärme von ihrer aufbauenden Seite her erleben dürfen, d. h. im Wechsel mit Abkühlungs- und Regenphasen.

Symbolik: Hölzer vs. Bäume

Das war ein produktiver Vorwochenendtag. Diese Routine, mit der Holzarbeit am Freitagnachmittag zu beginnen, manchmal auch schon am Donnerstagnachmittag, hat sich in den letzten Monaten bewährt. Meist ist es so bei überschaubaren Arbeiten möglich, den Auftrag bis Samstagabend abzuschließen. Für mich ist das jedes Mal ein runder Abschluss der Arbeitswoche, der besonders im Sommer mit der Möglichkeit, draußen zu arbeiten, einen gleichzeitig anregenden und erholsamen Charakter annimmt. Ganz anders als das Arbeiten bei künstlichem Licht, das zwischen Oktober und April in der Regel unvermeidlich ist. Das ist dann eher die Zeit des meditativen Arbeitens, während der die symbolische Stärke der Hölzer in den Vordergrund rückt. Jetzt aber sind es die Bäume, die während des Bearbeitens ihres Holzes präsenter sind. Eigentlich eine schöne Abwechslung, die mir die Jahreszeiten bescheren.

Wärme, Licht und Holzarbeit

Der kaukasische Walnussbaum hat einfach ein tolles, dekoratives Holz, das zudem bei der Bearbeitung diesen eigentümlichen Duft verströmt. Das ergänzt sich zu der wilden Anmutung, der marmorartigen Zeichnung dieser Art. In Kombination mit der sehr hellen und leichten Bergfichte wird das ein sehr kräftiger Hell-Dunkel-Konstrast, der der Trägern später sicher Freude machen wird. Es ist schön, dass ich diese Arbeiten in dieser schönen Hochsommerzeit ausführen kann. Einfach weil das Licht und die Wärme bei der Arbeit mit den verschiedenen Hölzer wie ein Katalysator wirkt. Man spürt, wie alles zusammenkommt, was ohnehin zusammengehört und bei der Gelegenheit nur aktualisiert wird.

Erdungsmöglichkeit

Ein warmer Ausgang des August mit einem Sonnenstundenergebnis, das dem des Vorjahresmonats nahe kommt. So können wir uns auf weitere schon Hochsommertage freuen, die offensichtlich die Urlaubslaune der Menschen aufrechterhält. Gut für meine Projektarbeit und gut für Projekte, die etwas mehr Zeit und Muße erfordern. Morgen geht’s am Nachmittag weiter mit der neuen Holzauftragsarbeit, eine gute Möglichkeit der Erdung, nach so viel technischen Inhalten.

Kaukasischer Walnussbaum

Schön, wieder ein Auftrag, der auch dieses Wochenende wieder mit Holzarbeit ausfüllen wird, nachdem die letzte Arbeit gerade das Haus verlassen hat. Und wieder eine Anfrage von einem früheren Kunden, der offensichtlich zufrieden war und sich weitere Armbänder wünscht. Das ist für mich immer eine Bestätigung und hält das Projekt frisch, neben den vielen anderen Routinearbeiten inklusive der Vorratshaltung, die immer wieder spannend ist und mich vor gewisse Herausforderungen stellt. Mit der neuen Anfrage kommt eine eher seltener Exot zur Geltung, der kaukasische Walnussbaum. Diese Art nimmt in meinem Vorrat auch schon rapide ab, so dass ich mich wieder auf die Suche machen muss nach geeignetem, ebenso hochwertigem Material. Auf diese Arbeit, die aufgrund des dekorativen Holzes und in Kombination mit dem kontrastreich hellen Bergfichtenholz, ein sehr ansehnliches Ergebnis verspricht, freue ich mich schon.

Wohltuende Hochsommerabkühlungen

Die Sonnenstunden des Vorjahres-August werden wir nicht mehr erreichen. Aber ich will mich nicht beklagen. Schließlich war der bisherige Hochsommer mit Rekorden, insbesondere bei der Hitze, aber mit reichlich Licht und Sonne gekrönt. Dann muss es nicht auch noch zahlenmäßige Rekorde bei der durchschnittlichen Zahl der Sonnenstunden geben. Im Gegenteil sind moderate Phasen gerade für die Pflanzen wichtig, damit sie zwischendurch durchatmen und auftanken können. Ganz besonders für die Bäume in Gärten und städtischen Grünanlagen, weil die eben stärker von der Wärme strapaziert sind, viel verdunsten und aber in der Regel keine oberflächliche Wasserzufuhr erhalten. Wenn da über Monate geht und es zu wenig regnet, haben wir eben jene Stressfaktoren, die sich in diesem Sommer bei sehr vielen Bäumen wohl ausgewirkt haben, die jetzt die Folgen des Vorjahressommers verarbeiten müssen. Und auch für uns sind Abkühlungen zwischen dem Supersommerwetter einfach wohltuend.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.