Kunsthandwerk und zeitloser Sinn

Die Pläne für unsere Wochenendarbeit sind jetzt doch wieder geändert. So konnte ich die aktuelle Holzarbeit um einen Tag aufschieben, werde morgen aber wieder einsteigen und die nächsten Arbeitsschritte umsetzen. Es sind aktuell vor allem die klassischen Holzarten aus dem Baumkreis, die Interessenten finden. So bin ich auch in den nächsten Tagen wieder mit Apfelbaum, Eberesche, Zypresse und Ahorn beschäftigt. Seltsam und für mich bis heute nicht erklärbar ist, dass sich zu bestimmten Zeiten bestimmte Arten häufen. So als ob in denselben Zeiträumen Geborene gleichzeitige Motivationen entwickelten. Ich schätze, das ist wirklich so, was die das Projekt mit noch mehr zeitlosem Sinn auflädt.

Ein letztes Aufbäumen

Es scheint nun doch so etwas wie eine vorweihnachtliche Nachfrage zu geben. Vielleicht liegt es aber auch an dem konstant ungemütlichen Wetter und daran, dass die Tage schon so kurz geworden sind. Da kommt verstärkt das Bedürfnis nach symbolischer Kompensation auf. Und merkwürdigerweise richtet sich die Aufmerksamkeit dann besonders auf die Bäume. Auf andere Weise natürlich als in der hellen und warmen Jahreszeit. Man nimmt jetzt eigentlich das Symbolische, das mich seit Jahren so beschäftigt, verstärkt in den Blick, gerade weil die Präsenz der Bäume allmählich schwindet und sie sich auf ihre Basisexistenz zurückziehen. Der Blätterherbst mit seinen idealerweise warmen und intensiven Farben ist ein letztes Aufbäumen, schon auf der Basis eines Zerfalls- und Abbauprozesses, der uns im Auge aber im Gegenteil farbenfroh erscheint. Immer aber ist dieser Eindruck gemischt mit einer kaum vermeidlichen Melancholie, die das Vergehende im Zyklus der Jahreszeit mit der eigenen Vergänglichkeit sehr bildhaft in Verbindung bringt.

Zyklischer Wechsel bei der Holzarbeit

Nun werde ich auch bei ungemütlichem Wetter wieder zumindest die ersten Arbeitsschritte meiner aktuellen Holzarbeit in der Werkstatt draußen realisieren müssen. Immerhin geht’s danach wieder ins Warme. Denn ich denke nicht, dass es jetzt noch möglich sein wird, viele Stunden im Freien zu arbeiten, zumal der Großteil im Sitzen erledigt wird und das sehr schnell unangenehm werden kann. Dieses abgeschlossene, glockenhafte Arbeiten im Kellerateilier hat durchaus auch etwas für sich. Natürlich ist es etwas ganz Anderes als während des Sommers im Garten, mit Kontakt zu den Pflanzen und bei natürlichem Licht. Aber jetzt kann die Aufmerksamkeit wieder ganz in das Material und seine Symbolik, auch auf die Auftraggeber und ihre Motive gelenkt werden. Eine Verschiebung der Aufmerksamkeit, die dieser Arbeit einen veränderten Schwerpunkt verleiht. Das finde ich gut, um über die Jahre nicht in lähmende Routine zu verfallen. Das zyklische Abwechseln ist da hilfreich.

Everlasting Flowers in Orange

Ich freue mich, dass ich heute auch dazu gekommen bin, aus meinen über lange Zeit gesammelten, ausgewählten und auf Stäbe applizierten Strohblumenblüten unterschiedlichster Farbnuancen endlich neue Sträuße zu binden. Einige sind noch übrige, die vielleicht später noch Verwendung finden. Aber aus dieser Sammlung, die auch viele Exemplare aus den Vorjahren umfasste, konnte ich nur zwei Sträuße zusammenstellen. Einen für uns, den ich ausschließlich mit den so heiß begehrten Orangetönen zusammengesetzt habe, und einen, der Gelb, Weiß, Hellrosa und Dunkelrosa umfasst. Den will ich J. und W. demnächst geben, damit sie während der Herbstes noch etwas davon haben. Diese helle, bunte Mischung wirkt besonders frisch und fröhlich, während die Orange-Braun-Töne natürlich im klassischen Sinne herbstlich sind. Gerade weil wir eine solche Auswahl bisher noch nicht hatten, wohl wegen der Seltenheit diese Farben bei Strohblumen, finde ich das besonders schön. Aber auch weil die Farbtöne sehr an Herbstlaub erinnern, wobei das bei den Bäumen durch den Abbau des Chlorophylls entsteht, also eigentlich einen Verfallsprozess, während die Orangetöne dieser Strohblumen einfach genetisch definiert sind und schon gleich nach dem Aufblühen so erschienen. So konnte ich den Herbst wieder einmal konservieren, diesmal in Form zweier Sträuße aus Everlasting Flowers.

Unerwarteter Erntesegen

Das Novemberwetter im Oktober, das uns den erhofften goldenen Oktober vermiest hat auch seine guten Seiten. Die Konzentration kann bei der Projektarbeit bleiben und dort gute Fortschritte hervorbringen. Am Vormittag habe ich aber den Plan wahr gemacht, die vielen Chilis zu zerkleinern und zum Trocknen auszulegen. Neben den in den letzten Tagen gesammelten habe ich eine ganze Schüssel frisch hinzugepflückt. Eigentlich nur die, die auf Grund der Dauernässe schon anfingen, Risse zu bekommen oder aufzuplatzen. V. hat mir bei dieser enormen Menge glücklicherweise geholfen. Aber auch zu zwei waren wir gut zweieinhalb Stunden damit beschäftigt. Im Ergebnis vier große Pizzateller voll kleingeschnittener Chilischoten, die jetzt einige Tage benötigen werden, ganz durchzutrocknen. Das war aber nur eine Zwischenstation, denn es sind noch sehr viel Schoten an den Pflanzen, die in den kommenden Wochen ebenfalls wenigstens gelb, vielleicht orange werden dürften. Bis zum Rot werden es in dieser Jahreszeit nicht mehr so viele schaffen, aber das ist ohnehin kein Qualitätskriterium, und auch die Schärfe hängt nicht unbedingt vom Reifegrad ab. Trotz des unerwarteten Erntesegens finde ich das dieses Jahr spannend. Weil sie sich so gut entwickelt haben, aber natürlich auch, weil ich mir so einen guten Vorrat des Gewürzes anlegen kann. Gemüse und Blumen sind in diesem Gartenjahr eindeutig das dominante Thema gewesen, und sie waren auch irgendwie präsenter als die Bäume, die sich scheinbar eine Auszeit gegönnt haben. So unauffällig haben sich eigentlich die verschiedenen Arten präsentiert.

Symbolische Wärme

Eigentlich schön, dass ich dieses Wochenende einmal ganz dem Garten und verschiedenen Früchten und Blüten widmen kann, die ich selbst herangezogen habe. Jedenfalls zum Teil, denn auch eine Menge Projektarbeit wartet darauf, weitergeführt zu werden. Chilis und Strohblumen kommen stehen in jedem Fall auf dem Programm, zumal die avisierte Holzarbeit diesmal nicht stattfindet. Bei der nassen Witterung ist mir das eigentlich recht. So freue ich mich auf einige kreative Arbeiten, die meine derzeit auf dem Technischen liegenden Schwerpunkte ergänzen und einen guten Ausgleich bilden. Sie werde auch helfen, etwas symbolische Wärme der äußeren Kälte entgegenzusetzen.

Aufgeschobene Gartenarbeiten

Während dieser Arbeitswoche bin ich zu den gärtnerischen Dingen kaum gekommen. So wird sich diese Arbeit am Wochenende konzentrieren. Vor allem die reifen Chilis türmen sich auf und warten darauf zerkleinert und zum Trocknen ausgelegt zu werden. Aber auch anderes, u. a. die Rezension der Küchenmaschine, stehen an. Und dann sind da noch die Strohblumen, die teils noch aufgeklebt und vor allem zu den ersten neuen Sträußen arrangiert und zusammengebunden werden wollen. Viel zu tun, wie eigentlich immer, wenn das Wochenende bevorsteht. Und ganz schön, wenn das Regenwetter und die trübe Wetterstimmung durch praktische erdende Arbeiten ausgeglichen werden kann.

Aufmerksamkeitsumkehr

Diese witterungsmäßig unangenehme Zeit des Jahres hat auch den Vorzug, dass Konzentration auf naturferne Arbeiten leichter fällt. Da ist wenig, was ablenken könnte. Und die Aufmerksamkeit richtet sich dann auch durchaus bereitwillig auf das Innere. Ich freue mich auf weiteres möglichst ablenkungsarmes Arbeiten auch im kunsthandwerklichen Bereich, auf hoffentlich bald erkennbaren Blätterherbst, und vielleicht auch auf Gelegenheiten, die farbenfrohe Seite des Baumherbstes in einigen stimmungsvollen Fotografien festhalten zu können.

Kreative Auszeiten zum Jahresende

Die Tage mit aufzehrender Projektarbeit scheinen mit dem Fortschreiten des Jahres immer länger zu werden. Es ist die immer wiederkehrende Verdichtung gegen Jahresende hin, die sich da bemerkbar macht. Ich freue mich schon auf die nächste Gelegenheit, den Kopf bei der Holzarbeit frei zu machen und die Konzentration einmal weniger spezifisch und weniger sprachlich anzuwenden. Diese kreativen Auszeiten sind gerade zu dieser Jahreszeit wichtig, jedenfalls, wenn sie ihrerseits nicht überhand nehmen und zu einseitig werden.

Nach diesem langen Sommer

Weihnachten ist jetzt in Lebensmittelgeschäften und auch z. B. in den Baumärkten schon präsent. Und bei der überaus herbstlichen Witterung richten sich die Gedanken ohnehin immer öfter an Weihnachten und den Jahresabschluss. Da ist einerseits das Gemütliche, Melancholische und in der Ästhetik des Vergehenden liegend Schöne dieser Zeit. Und doch mischen sich darin Emotionen, in die angestrengte Herausforderung, Erfolgszwänge und Verlustgedanken hineinspielen. So gesehen ist diese Übergangszeit auch anstrengend, immer von Loslösen und neu Orientieren geprägt. Ich hoffe, dieser Übergang wird mir in den kommenden zwei Monaten durch vermehrten Anlass zur kunsthandwerklichen Arbeit erleichtert. Die konzentrierte Arbeit mit den Hölzern und ihrer Symbolik ist dabei hilfreich, weil sie erdet und immer wieder auf das Grundlegende zurückführt, die Gedanken, das Empfinden und auch ein Ausgleich zwischen bewegender Motivation und kontemplativem Rückzug ins Innere, nach diesem langen Sommer.

Strohblumen bringen die Herbstfarben ins Haus

Nach der umfangreichen Gartenarbeit gestern, habe ich den Sonntagnachmittag heute genutzt, um die gesammelten, ausgewählten und getrockneten Strohblumen der letzten zwei Jahre nochmals auszusieben und auf Drähte zu fixieren. Die Methode hat sich für die letzten Trockenblumenarrangements bewährt, und in den letzten zwei Jahren war ich nicht mehr dazu gekommen. Nun sind also nochmal einige meiner kritischen Durchsicht zum Opfer gefallen. Die verbliebenen lassen sich in vier Farbgruppen einteilen: Gelbe, Orangene, Weinrote und Rosafarbene. Natürlich jeweils in zahlreichen Nuancen des jeweilien Farbetons vorliegend. Dass ich sie schon einmal farblich in Gruppen aufgeteilt habe, macht das spätere Arrangieren zu Sträußen aber leichter. Es freut mich vor allem, dass so schöne Gelb- und Orangetöne dabei sind, die im Vergleich zu den bisherigen Ergebnisse neue Eindrücke und Kombinationsmöglichkeiten versprechen. Gerade jetzt, wo wir immer noch keinen Blätterherbst erleben durften, sind die warmen Farben der Strohblumen für mich ein würdiger Ersatz. Anders als das Herbstlaub der Bäume bleiben die Farben aber, wenn man sie pfleglich behandelt und nicht gerade dauerhaft im praller Sonne platziert. Everlasting Flowers heißt die Art im Englischen. Das fasst die Symbolik der getrockneten Blumen wunderbar in zwei Wörtern und entspricht auch genau meiner Motivation, warum ich mir mit diesen Dingen so viel Mühe gebe. Die Arrangements sind immer wieder für den größten Teil des Jahres, immer wenn wir sie aus den Schränken hervorholen, um sie für einige Wochen sichtbar aufzustellen, eine wirkliche Freude und bereichern die Wohnungsdekoration um etwas Aufbauendes und Fröhliches.

Baumarkt, Chilis, Schlehen und ein Abschied von der Gartensaison

Das war wieder ein vollständig der Handarbeit gewidmeter Arbeitssamstag. Der letzte Arbeitsschritt für das aktuelle Armband war am Vormittag in der dafür durchschnittlichen Zeit abgeschlossen. Danach musste ich noch Verschiedenes für meine Trockenblumenarrangements und für den Garten besorgen. Und anschließend wartete der Teller voller reifer Chilischoten darauf, entkernt und für die Lufttrocknung kleingeschnitten zu werden. Eine ungewöhnlich langwierige Arbeit, was mir eine Vorstellung davon verschafft, was noch alles nachkommt, bis die unzähligen noch nicht ganz reifen Schoten der drei Pflanzkübel alle abgeerntet sein werden. Sehr am Herzen lag es mir, heute noch die Schlehensträucher in der Nähe zu besuchen. Es war klar, dass nach dem Dauerregen und der Kälte viele Früchte nicht mehr in der besten Verfassung sein würden bzw. viele auch schon von den Vögeln gefressen sein würden. Andererseits macht es keinen Sinn, sie zu früh zu ernten. Sie sollten eben doch das typische wildfruchtige Aroma ausgebildet haben. Und das ist eben erst im späteren Herbst zu erwarten. Für die geringere Menge, die ich mir zum Pflücken dieses Mal vorgenommen hatte, war es jedenfalls der richtige Zeitpunkt. In verwendbarer Qualität konnte ich in einer Stunde Pflückzeit genügend Schlehen sammeln, um den Vorrat an leckerem Schlehenlikör später aufstocken zu können. Das reicht dann auch erst einmal. Zum Abschluss dieses Arbeitstages haben wir dann noch, etwas früher als sonst, die Sitzgarnituren im Garten winterfest gemacht, Poster abgeräumt und trocken verstaut, bis sie im Frühjahr wieder hervorgeholt werden. Und außerdem gibt’s ja noch jede Menge anderer Dinge, die den Winter über nicht im Garten bleiben sollen, Dünger, Spezialerde, Pflanzenschutzmittel, bestimmte Pflanzstützen u. ä. Auch dafür war der Zeitpunkt jetzt gekommen, da wir nicht mehr damit rechnen, für dieses Jahr noch einmal draußen sitzen zu können. Nur der Garten selbst wird noch einige Arbeit machen, denn darin ist noch lange nicht alles für die kalten Monate vorbereitet.

Den Garten auf den Winter vorbereiten

Die verblühten Sonnenblumen habe ich diesmal zur gleichen Zeit wie im Vorjahr entfernt. Das ist schon notwendig und bei der jetzt feuchten Erde auch leicht zu machen, damit die teils voluminösen Wurzelstöcke nicht über den Winter in der Erde verbleiben. Es ist besser, wenn die ohnehin noch verbleibenden feinen Wurzelfasern und Blattreste im Winter Gelegenheit haben, sich mit der übrigen Gartenerde zu vermischen, um im Frühjahr wie natürlicher Dünger zu wirken. Auch muss ich dann nicht immer so viel neue Erde auffüllen. Die Rizinusstauden lasse ich noch einige Wochen. Irgendwann im November, wenn deren Blätter den anhaltenden Nachfrösten endgültig zum Opfer gefallen sind, werden auch sie entwurzelt. Aber derzeit sind sie noch zu schön und vollständig grün. Nur die Samen werden ich jetzt nicht mehr entnehmen können, da bei der vielen Feuchtigkeit die Kapseln nicht mehr austrocknen. Das aber ist die Grundvoraussetzung für später brauchbare Wunderbaumsamen.

Überschaubare Symbolarbeit

Ein einzelnes Produkt wird Ergebnis meiner Holzarbeit in dieser Woche sein. Wie schon in vielen Wochen zuvor. Das ist ungewöhnlich, aber zurzeit auch sehr erholsam, da so die Arbeit überschaubar bleibt und sich nicht in unzähligen und unvermeidlich auch ermüdenden Wiederholungen derselben Arbeitsschritte verliert. Deshalb freue ich mich auf diese so lieb gewonnene Tätigkeit zum Ende der Gartensaison. Wahrscheinlich wird es die letzte Gelegenheit in diesem Jahr sein, meinen Atelierplatz im Freien zu beziehen. Ab nächster Woche zeihe ich dann in das Kelleratelier um.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.