Manchmal denke ich, an diesen Tagen einen Spiegel der Leidensgeschichte in mir wahrzunehmen. Sollte ich dies als einen Appell zum noch bewussteren Wahrnehmen der österlichen Botschaft auffassen? Über die Bedeutung solcher Erfahrungen bin ich mir immer noch nicht im Klaren, hoffe aber, eines Tages damit weiter zu kommen. Der Anblick des Osterfeuers in der heutigen Osternachtfeier wird mir vielleicht einen ersten Hinweis geben. Gestern bin ich endlich einmal dazu gekommen, in den Vorträgen Rudolf Steiners über die Naturgeister zu lesen. Der erste Vortrag bezog sich gleich auf den Bereich, der mich am meisten interessiert: die Pflanzen. Wie in fast allen Darlegungen entwickelt Steiner auch hier wieder absolut ungewöhnlich und unerwartete Gedanken und Zusammenhänge, die das Leben und die Rolle der Pflanzen in einem ganz neuen Licht dastehen lassen. So wird den Elementargeistern der Erde, fabelhaft häufig als Gnome bezeichnet, eine viel weiter reichende Funktion zuerkannt, als niedliche Naturwesengeschichten vermuten ließen. Nach Steiner sammeln sie Informationen aus dem Weltall, verarbeiten diese mit der ideellen Pflanzengestalt, die von den Geistern des Wassers, den Undinen, und denen der Luft, den Sylphen, geformt wird, und sorgen nicht nur dafür, dass das Mineralreich durch die Pflanzenwurzel von der Pflanze aufgenommen wird, sondern stoßen die Pflanze sozusagen aus der Erde heraus, sind der eigentliche Antrieb ihres Wachstums und ihrer Erhebung Richtung Himmel. Die Elementargeister des Feuers bzw. der Wärme sorgen dann mit für die eigentliche Fortpflanzung. In dieser Darstellung ist die Pflanze, also auch der Baum, das Produkt einer Verbindung zwischen dem himmlischen Vater und der mütterlichen Erde. Sie empfängt und verarbeitet Informationen aus dem Weltall, vermischt sie mit der aus der Erde gewonnenen Gestalt und schafft damit eine je individuelle Pflanzenform. Es ist das, was Hermann Hesse meinte, wenn er für die Bäume davon sprach, dass sie das Universelle im je Einmaligen zu verkörpern in der Lage sind, ja gerade für diese besondere Verbindung exemplarisch stehen. Auf geistiger Ebene ergeben sich bei dieser Anschauung ganz andere Schlüsse als in der Denkart der Botaniker, die die Fortpflanzung der Pflanzen als eine Verschmelzung von Blütenstaub mit Fruchtknoten betrachten. Das mütterliche Element in der geistigen Existenz der Pflanzen ist vielmehr die Erde oder die ideelle Pflanzengestalt, die sich aus der Zusammenarbeit von Sylphen und Undinen ergibt. Das väterliche Element ist der Himmel, dessen Einfluss durch die Arbeit der Erdgeister in die Pflanzenformung und das Pflanzenwachstum integriert bzw. für dieses nutzbar gemacht wird.