Endlich wieder ein angenehm temperierter und trotzdem sonniger Sommertag. Das ist ein gutes Zeichen zur Sommersonnenwende. Ich freue mich besonders auf diese Zeit, wenn der Höhepunkt des vegetabilen Jahreslaufs quasi noch bevor steht und der Gedanke an Herbst noch nicht vorhanden. Es ist wohl die vitalste, von Wachstum und Entwicklungsdrang nur so gesättigte Jahreszeit, die wir im Spiegel der Pflanzen wahrnehmen. Jetzt ist am deutlichsten spürbar, was Rudolf Steiner mit dem Ein- und Ausatmen der Erde meint. Die Ausatmung in Richtung des Kosmos, diese Öffnung und Ausdehnung in Richtung des Weltalls ist jetzt am tiefsten und intensivsten. An diesem Wendepunkt des längsten Tags beginnt das Ausatmen auch sogleich wieder weniger zu werden, bis zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche im Herbst die Wende zum Einatmen erfolgt. Ich finde, gerade dieses Ein- und Ausatmen, die Dynamik des biologischen Seins zwischen Ausdehnung und Rückzug, können wir am Jahreszyklus der Bäume am anschaulichsten überhaupt beobachten und dadurch uns erst richtig bewusst machen. Vielleicht wäre dieses Miterleben der Natur, dieses Leben in der Natur, dieses Bewusstmachen, dass wir eben Teil dieses natürlichen Ganzen sind, ohne den Spiegel der Bäume nicht so präsent. Die Bäume sind insofern auch bereichernde Katalysatoren und eigenen Wahrnehmung und des Selbstbewusstseins.