Ganz schön anstrengend ist die Arbeit am Holunderholz. Es gehört zu den Hölzern, die überraschen, da ihre tatsächlichen Eigenschaften völlig vom ersten Eindruck abweichen. Nach dem Schlagen, als die Abschnitte noch frisch und im Saft stehend waren, wirkte es wie ein typisches Wasserholz, ich meine eines, das enorm viel Flüssigkeit aufnehmen und speichern kann. Beim Sägen spritzte mir geradezu das Wasser entgegen. Entsprechend butterweich wirkt auch das Material. Umso erstaunlicher, dass das Holz beim Trocknen sehr dicht, fest und schwer wurde. Das hätte ich gar nicht erwartet. Denn andere ähnlich anmutende Hölzer, wie z. B. Pappel oder Ginkgo, bleiben vergleichsweise leicht. Holunderholz aber stellt sich im abgetrockneten Zustand als spröde im Querschnitt und gut polierbar in der Wachstumsrichtung heraus. Es trägt dabei eine hell-gelblich-weiße Farbe, die von weißen Adern durchzogen ist und ihm eine feine Zeichnung verleiht. Eine Ausstrahlung, die eher nicht zur spröden und glatten Schwere des Materials passt. Aber gerade wegen dieser Widersprüche ist es natürlich auch spannend, damit zu arbeiten. Es ist dann, als ob man in der Bearbeitung dem Holz ein Geheimnis entlocken könnte oder jedenfalls seinen Geheimnissen auf der Spur ist.