Herbstspaziergang

Ich bin froh, dass ich mich entschlossen hatte, am Nachmittag den Maria-Croon-Weg zu gehen. Das herrlich helle und warme Herbstwetter war einfach zu verlockend. Und den Weg hatte ich schon Monate nicht mehr gesehen. Am Vormittag noch hatte ich mit M. Gs Grab für Allerheiligen vorbereitet, indem wir das aus dem Farn ausgesparte Oval in der Mitte mit Tannenzweigen ausgelegt hatten, so dass nur noch am Allerheiligenmorgen die Schale platziert werden muss. Nach dem Mittagessen also auf zum Startplatz hinter O., hinunter zum Leukbachtal mit seiner wunderbar abwechslungsreichen Vegetation, dem Bach, den Waldabschnitten, den Lichtungen, den Sandsteinfelsen, den Brücken, Wiesen und Rastplätzen. Einfach wunderbar das Licht durch die herbstlichen Baumkronen:Herbstlaubkrone

Ich konnte eine ganze Reihe guter Fotos machen: von Holz, Bäumen und Wasser. Dabei sind auch Kuriositäten, wie zwei Baum-Wesen, die ich C. B. schicken will, da es meine ersten Entdeckungen dieser Art sind. Oder dieser bis zur Rinde ausgebrannte Stammabschnitt, vermutlich von einer Kiefer stammend:Ausgebrannter Baumstamm

Am Faszinierendsten aber wie so häufig, die Spiegelungen der Bäume im Wasser. Hierzu sind mir zwei tolle Aufnahmen gelungen:Baumspiegelung im Bach

Baumspiegelung im Bach

Am von mir so festgelegten Ende des Weges, den ich dann wieder zurück gegangen bin, oberhalb der Ruhebank, habe ich erstmals den freistehenden Sandsteinfelsen wahrgenommen, und auf ihm eine Gruppe von Bäumen, die es geschafft hat, ihre Wurzeln in der dünnen Humusdecke des Felsens zu verankern:Felsenbäume

Der Weg ist einfach schön, und ich hoffe, ihn im Winter, möglichst bei Schnee, wieder gehen zu können.

Die Vielfalt der Sträucher

Nun ist trotz des warmen Wetters der Herbst in seine Hochphase eingetreten. Ich erkenne das daran, dass die Blätter tatsächlich schon großflächig fallen. Manche Bäume sind schon fast kahl. Im Garten wird es nicht mehr lange dauern, bis der kleine Ginkgo, der Feigenbaum und Ps Liebling, der alles zumindest an Höhe überragende Nashi, ihr teilweise gelblich gefärbtes Herbstkleid ablegen. Derweil entdecke ich auf meinen abendlichen Spaziergängen immer wieder neue Sträucher, die mir bislang gar nicht aufgefallen waren. Und das Rätseln beginnt. Im kommenden Jahr wird meine Liste sicherlich weiter wachsen und ich werde meine Übersicht der Blüten und Früchte erheblich erweitern können. Jedenfalls wenn es mir gelingt, die jeweiligen Gehölze zu identifizieren, was häufig nicht ganz leicht ist. Viele Sträucher ähneln sich sehr in Blattform, Blüte und Frucht, so dass man sehr genau hinsehen und manchmal auch über längere Zeiträume beobachten muss. Leider kenne ich keinen richtigen Fachmann auf diesem Gebiet, der mir die Arbeit erleichtern könnte. So wird es eine spannendes Forschungsprojekt bleiben.

Erstes Herbstleuchten

Seit Wochen höre ich in den Medien vom ,,Goldenen Oktober“. Bisher allerdings konnte ich ihn in keiner Weise erleben. Einfach weil sich das Goldene für mich nicht nur an den Temperaturen und der Helligkeit, sondern wesentlich am Reflektieren und Leuchten des herbstlichen Blattkleides der Bäume festmacht. Erst heute Nachmittag hatte ich diesen typischen Herbst-Eindruck: das warme Leuchten der Bäume, wie es bei tief stehender Nachmittagssonne besonders deutlich wahrnehmbar ist. Vor allem beim Autofahren merke ich das, und erst dann mache ich mich zu Fuß auf den Weg, um es auch innerhalb des Waldes zu erkennen. Und so ist es wie im vorletzten Jahr: der Herbst wird im Wesentlichen von einem goldenen Novemberanfang geprägt sein (jedenfalls hoffe ich, es hält bis dahin), zudem haben wir ungewöhnlich hohe Temperaturen für die Jahreszeit. Nach dem nicht gerade beeindruckenden Sommer tut das gut. Es zeigt, dass die Jahreszeiten sich in unseren Breiten noch nicht ganz verabschiedet haben.

Neue Baum-Kalender

Für M. und J. habe ich bereits die obligatorischen Jahreskalender eingekauft. Die gibt’s dann später zu Weihnachten, ich finde das immer wieder schön, auch wenn ich selber welche erhalte, weil man das ganze Jahr über etwas davon hat. Der große Bild-Kalender mit kolorierten Schwarz-Weiß-Fotografien alter Bäume von Heinz Wohner, der bei der Arbeit am PC direkt in meinem Blickfeld hängt, hat mir sehr viel Freude gemacht. Dabei geht es mir weniger um die Information, um welche Baumart es sich handelt, wo er zu Hause ist, wie alt er ist und welchen Umfang er hat. Viel wohltuender ist der präsentative Gesamteindruck, der einfach etwas von der Seele des Baum-Individuums und dem Zauber der umgebenden und von ihm geprägten Landschaft offenbart. Bei der Durchsicht der Kalender 2006 sind mir wieder mehrere Baum-Kalender durch die Hände gefallen, von Einzelbäumen, exotischen Bäumen, von Wäldern und Alleen. Nun ja, ich weiß ja, dass ich wieder einen erhalte, nämlich den großen Kalender mit Fotografien eindrucksvoller Alleen, den ich mir vor einigen Monaten schon selber gekauft habe und den mir M. zum Geburtstag schenken wird. Ich freue mich sehr darauf, denn gerade die Alleen, besonders die Mecklenburg-Vorpommerns, haben es mir besonders angetan.

Lebendes Fossil

Heutige Meldung in den Aichacher Nachrichten, passt sehr gut zu meiner jüngsten Lektüre der ,,Geschichte des Waldes“:

Bäume aus Dinosaurier-Ära für 630 000 Euro in Sydney versteigert
Sydney (dpa) – Das Auktionshaus Sotheby’s hat in Australien 47 Setzlinge eines Nadelbaumes aus der Ära der Dinosaurier für umgerechnet rund 630 000 Euro versteigert. Ein «prominenter und wohl bekannter Herr» habe sich die sechs Jahre alten Bäumchen gesichert, teilte Sotheby’s mit, ohne nähere Einzelheiten zu nennen.

Die Versteigerung in Sydney hatte das Interesse von Pflanzen- und Gartenfreunden aus der ganzen Welt geweckt. Ursprünglich war angenommen worden, die Wollemi-Pinie sei bereits vor 150 Millionen Jahren ausgestorben. 1994 stieß dann zufällig Nationalpark-Ranger Dave Noble in den Blue Mountains, rund 150 Kilometer nordwestlich von Sydney, auf einen Hain der Bäume, die er zunächst nicht kannte. Ein Biologe fand schließlich im Australischen Museum einen versteinerten Abdruck der Pinie- das Rätsel war gelöst.

Der Fund wurde als das botanische Ereignis des Jahrhunderts bezeichnet. Der Nadelbaum kann bis zu 40 Meter hoch wachsen.

Artikel vom: 24.10.2005 13:17

Kaum zu glauben, dass jemand so viel Geld für Setzlinge lebender Bäume bezahlt! Ich dachte beim ersten Lesen, dass die Bäume durch irgendwelche gentechnischen Verfahren aus fossilen Funden quasi nachgezüchtet worden seien.

Sommer- und Winter-Linde

Immerhin, jetzt kenne ich endlich den Unterschied zwischen Sommer- und Winter-Linde. Am Kirchplatz stehen beide Arten nebeneinander. Wirklich gut kann ich sie nur an den Früchten auseinander halten, denn bei der Sommer-Linde stehen weniger an einem Fruchtstand zusammen, und dort sind sie etwas größer, dickschaliger, filziger und vor allem mit deutlicher hervortretenden Rippen überzogen. Weitere Unterschiede sind die Farbe der Achselbärte an den Wurzeln der Blattnerven: Bei der Sommer-Linde weiß, bei der Winter-Linde rotbraun. Und schließlich die Blätter selber: Bei der Sommer-Linde sind sie größer unter unterseits flaumig behaart, bei der Winter-Linde etwas kleiner und unterseits nur auf den Adern behaart. Als ausgewachsener Baum kann die Sommer-Linde etwas höher, nämlich bis zu 40m werden. Woher die Bezeichnungen kommen, weiß ich noch nicht so genau, möglicherweise hängt es mit der etwas späteren Blütezeit der Winterlinden zusammen. Unabhängig von diesen botanischen Differenzen haben alle Linden etwas gemeinsam: Ihre Ausstrahlung als Gemeinschaft spendender, weiblicher, zur Blütezeit süßlich duftender Baum, der eher mit Harmonie, Freundschaft und Lebensfreude in Verbindung gebracht wird als mit ,,männlichen“ Attributen. Und so wie alles nach Außen strahlende an der Linde weich ist, wird auch das Holz, bei den beiden Arten übrigens gleichwertig, seit Jahrhunderten wegen seiner Dichte, Weichheit und Homogenität unter Schnitzern geschätzt. Ein Baum, der zu allen Jahreszeiten seine Reize entfaltet. Im Frühling aber hat er seinen unbestrittenen Höhepunkt, wenn die meist üppige Blütenpracht den Baum und sein gesamtes Umfeld regelrecht verwandeln.

Bibernell-Rose

Nun weiß ich auch, wie die Heckenrose heißt, die mir von Kindertagen her durch ihre kugeligen Hagebuttenfrüchte bekannt ist. Damals haben wir die Früchte geöffnet und die filzig-klebrigen Samen den Spielkameraden ins T-Shirt gesteckt. Das galt als Juckpulver und gute Möglichkeit, jemanden zu ärgern. Ist nicht ganz einfach, die verschiedenen Heckenrosenarten zu unterscheiden. Zumal sie oft in einer Reihe durcheinander gepflanzt werden. Immerhin diese Art, die Bibernell-Rose, hat eine ganz charakteristische Fruchtform, die aller anderen Arten sind eher länglich.

Frucht der Bibernell-Rose

Wirklich schwierig ist es allerdings, die Blüten auseinander zu halten. Ich habe mir für das nächste Frühjahr vorgenommen, am Saardamm, der verschiedene Arten beheimatet, die zwischen weiß und tief-rosa variierenden Blüten zu studieren. Und dann werde ich hoffentlich wissen, welcher der Sträucher nun der Hundsrose, der Feldrose, der Essig-Rose, der Wein-Rose und eben der Bibernell-Rose zuzuordnen ist.

Wechselhafte Zyklen

Viele Bäume tragen in diesem Herbst gar keine Früchte. Von den Obstbäumen hatten wir es nach den Spätfrösten des Frühjahrs schon erwartet. Aber auch bei anderen Arten, wie dem Schnurbaum und dem Amberbaum, sieht man keine neuen Früchte. Auch bei einigen anderen Arten, die früher dran sind mit der Fruchtreife, habe ich diese in diesem Jahr gänzlich vermisst, etwa beim Bergahorn, von dem ich immer noch keine gute Aufnahme habe. So ist der Zyklus der Bäume keineswegs gleichförmig, vielmehr immer wieder überraschend und stark abhängig und geprägt von den wechselhaften und unberechenbaren klimatischen Schwankungen und den damit verbundenen Widrigkeiten beim Überleben des Winters, dem Blühen des Frühlings und der Durststrecke des Hochsommers.

Was mich an den Bäumen interessiert

Tatsächlich habe ich immer schon einen eher abstrakten Zugang zu den Bäumen gehabt. Will nicht etwa heißen, dass ich sie nur aus Büchern und Erzählungen kenne. Aber das Grundsätzliche war mir immer wichtiger als allzu detailbezogene Bedeutungen. Deshalb kann ich auch nicht sehr viel mit solchen Baum-Büchern anfangen, die bevorzugt besonders alte und mächtige Bäume in Deutschland und dem Rest der Welt auswählen und diese dann in Bild und Wort darstellen, oft versehen mit Daten, die die Ausdehnung, das Alter und mögliche kulturhistorische Bedeutungen betreffen. Zweifellos haben alte Bäume eine oft Ehrfurcht erzeugende Ausstrahlung, stehen für etwas, das menschliche Lebensspannen überdauert und dennoch einen engen, quasi freundschaftlichen Bezug zu diesen Leben hat. Aber sie stehen, wald- und landschaftsgeschichtlich betrachtet, so gut wie nie für die ursprüngliche Natur oder besondere Unberührtheit. Im Gegenteil, wie Hansjörg Küster und andere gezeigt haben, sind gerade die beeindruckendsten Einzelbäume ohne Jahrhunderte währende menschliche Nutzung gar nicht erst in dieser Form gewachsen. Und so wird unsere Einstellung zu Natur, häufig fokussiert in spektakulären Baum-Individuen, von wissenschaftlich nicht haltbaren, aber dennoch sich hartnäckig bis in unsere Tage haltenden Vorstellungen bestimmt. Für mich sind demgegenüber alle Bäume interessant, weil Ausdruck einer mir sehr sympathischen Existenzform. Junge ebenso wie die besonders alten, kleingewachsene ebenso wie solche mit rekordverdächtigen Höhen, säulenförmige ebenso wie knorrig-verdrehte oder gewundene. Was allen diesen unterschiedlichen Erscheinungsformen gemeinsam ist und was sie unterscheidet, beschäftigt und begeistert mich an den Bäumen. So betrachtet eröffnet sich mir in der Begegnung und Auseinandersetzung mit den Bäumen ein schier grenzenloser und sich immer wieder verändernder Raum, der mein Leben gerade wegen seines ubiquitären Charakters und seiner Zeitlosigkeit enorm bereichert.

Natur-Konstruktionen

Diese geschichtlichen Rückblicke hinterlassen bei mir immer gemischte Gefühle. Einerseits ist es ungeheuer spannend zu lesen, wie sich Wälder seit Urzeiten entstanden sind und sich im Laufe von Jahrmillionen immer wieder verändert haben, vor allem unter menschlichem Einfluss. Andererseits ist die Geschichte der Bäume und Wälder auch desillusionierend und, wenn ich das so sagen darf, entromantisierend. Einfach weil viele der heute gültigen Vorstellungen von Bäumen und Wäldern, die durch die Romantik stark geprägt wurden, so gar nichts mit den zeitlich früher liegenden Abschnitten der Waldgeschichte zu tun haben. Es sind kulturelle Überformungen, symbolische Abstraktionen, Ergebnisse eines langen Zivilisationsprozesses, die unser heutiges Bild prägen. Gerade was seit der Romantik als besonders naturnah und urwüchsig angesehen und in Literatur und Bildkunst immer wieder in dieser Richtung dargestellt wurde, etwa die alte knorrige und isoliert stehende Eiche im lichten Wald, ist tatsächlich und historisch korrekt betrachtet schon das Ergebnis der Kultivierung von Wäldern und Landschaften. Erscheinungen, die ohne massive Eingriffe des Menschen so gar nicht denkbar wären. Bilder und daran anknüpfende Symbole, die bei der flächendeckenden Existenz eines Urwaldes, wie er etwa in der Karbonzeit bestand, niemals aufgetaucht wären. Und so ist das, was wir heute unter Natur und Urwüchsigkeit verstehen, in der Tag bereits von vorneherein ein kulturelles Produkt. Mir war diese Merkwürdigkeit schon vor Jahren aufgefallen, im Rahmen meiner früheren Tätigkeit in einer Ferienregion, deren zentraler Anziehungspunkt ein künstlich angelegter Stausee war und heute noch ist. Urlauber und Besucher aus eher städtisch geprägten Regionen sahen in dieser extrem konstruierten und die natürliche Landschaft kaum noch sichtbar werden lassenden Touristenlandschaft den Inbegriff unberührter Natur. Ich konnte das kaum fassen, aber auf dieser Idee und Anmutung, die wohl eher mit der widerstandslosen Konsumierbarkeit dieser Kunstlandschaft zusammen hängt, beruht der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens. So ist auch das Geschäft mit der Landschaft ein Geschäft mit den Mitteln unserer eigenen Konstruktionsleistungen. Immerhin, solche Reflexionen helfen mir, niemals abzudriften. Der Blick auf die Bäume und mein persönliches Verhältnis zu ihnen gewinnt dadurch im Gegenteil ein stabileres und zeit- und situationsunabhängigeres Fundament.

Privilegierte Waldgeschichte

Das war schon eher ein Novembertag. Und meine Gedanken gehen schon öfter in Richtung Weihnachten und Jahreswechsel. Einige Geschenke habe ich auch schon besorgt. Indes beschäftigt mich sehr das Buch von Hansjörg Küster über die Geschichte des Waldes. Es ist sehr spannend zu lesen, welche enorme Bedeutung die Bäume für das Leben der Menschen seit Uhrzeiten haben. Dabei ist die Zeit ab dem Mittelalter besonders interessant, da hier Holz in den unterschiedlichsten Formen als Brennholz, Bau- und Konstruktionsholz sowie Energielieferant für die Eisen-, Kupfer-, Glas- und Salzproduktion in großen Mengen benötigt und teilweise über riesige Entfernungen transportiert wurde. In dieser Zeit wurde besonders deutlich, dass der Ausbau zivilisierten Lebens in den Städten ohne die Bäume des Waldes und ihr Holz undenkbar wäre. Mit allen Folgen für die Umwelt und die Nachhaltigkeit, die wir heute sofort erkennen, die damals aber noch kein Thema waren. Wenn die Wälder in der Umgebung des Ortes, der das Holz benötigte, nicht mehr vorhanden oder zu stark reduziert waren, wurde es von weiter her, teilweise aus dem Ausland, z. B. mittels Flößen über die Flüsse herangeschafft. Kein Lebensbereich, der nicht vom Holz dominiert wurde, keine neue Technologie, die nicht auf den Einsatz von Holz angewiesen gewesen wäre. Erst später spielten andere Materialien wie Stein für den Hausbau, Stahl und Kunststoff für Konstruktionen und Bedarfsartikel eine stärkere Rolle. Es stimmt mich sehr froh, dass es in Mitteleuropa gelungen ist, vermutlich durch die besonderen klimatischen Bedingungen begünstigt, den Wald trotz des Jahrhunderte andauernden Raubbaus zu erhalten, in stark kultivierter und in manchen Regionen und Ländern reduzierter Form, aber dennoch immer noch die Landschaft bestimmend. In anderen Teilen der Welt sind Hochkulturen gerade am falschen und dem Nachhaltigkeitsdenken in keiner Weise verpflichteten Denken zu Grunde gegangen.

Tag der immergrünen Bäume

Ich wollte das schöne Wetter noch ausnutzen, und so bin ich heute Vormittag nach M. gefahren und habe eine Runde durch den Stadtpark gedreht. Dort sind leider immer noch diese Baumaßnahmen im Gange, weswegen der größere Teil des Parks nicht zugänglich ist. Immerhin die Saline und einen Teil der Bäume konnte ich besuchen. Dabei habe ich meine Fotosammlung zum Thema ,,Holz“ um einige weitere Aufnahmen (Salinenreisig, Bauzaunlatten) bereichert. Heute Nachmittag spielten die immergrünen Bäume wieder einmal die Hauptrolle. Beim Ent- und Bepflanzen der Sandsteintröge haben wir einige Änderungen vorgenommen. Den Kriechwacholder, der bisher nur die Hälfte des Trogs ausfüllte, haben wir kurzer Hand um 90° gedreht, und jetzt beherrscht er den gesamten Trog. Jedenfalls wenn er im kommenden Jahr wieder neue auslandende Sprosse erhalten haben wird. Und nach der Trog- und Kübelaktion stand am Abend noch Gs Grab auf dem Programm. M. wollte das Grab für den Winter vorbereiten, das heißt Sommerblumen herausnehmen, den Granit abwaschen, die Bronze-Madonna einölen, das Farn in Form schneiden – und den Buchsbaum schneiden. Der nämlich hat sich in den letzten beiden Jahren so weit ausgewachsen, dass der Name auf dem Grabstein nicht mehr zu lesen war. Deshalb musste ich ihn ziemlich heftig kappen, was einige Zeit in Anspruch genommen hat. Aber die Kugelform ist annähernd gleich geblieben, und mit einem zweiten Korrekturschnitt in ein paar Monaten wird er wieder sehr gut aussehen. Hoffen wir, dass das Farn den Winter überlebt. Und dass die Schale mit Heidekraut, die wir in ca. 14 Tagen in der Mitte platzieren wollen, das Grab zu Allerheiligen schmücken wird.

Baumschnitt-Sünden

Seit Monaten war ich heute in der Mittagsstunde zum ersten Mal wieder am Teich in D. Ein Weg, der zuvor fast täglich zur Mittagspause gehörte. Und in der Zwischenzeit hat sich einiges geändert. Nicht unbedingt zu meiner Freude, denn der Baumschnitt, insbesondere an den Tulpenbäumen und den Roteichen der kleinen Parkanlage, ist in diesem Jahr für meine Begriffe viel zu radikal ausgefallen. Gemessen am noch nicht so fortgeschrittenen Alter der Bäume wurden die Stämme viel zu hoch gehend astfrei gehalten. Oder anders gesagt: alle weiter unten liegenden Äste wurden bis zu einer Höhe von ungefähr 2,50 m einfach entfernt. Es ist jetzt so, als ob die Bäume den dort gehenden und sitzenden Menschen entwachsen wären. Ihre Kronen thronen jetzt quasi über allem. Noch viel zu schmale Kronen, was zu einem unproportionalen Verhältnis zwischen Stamm und Krone und zu einer entsprechend skurrilen Gesamterscheinung der Bäume geführt hat. Schade, dass ich nicht anwesend war, als daran gearbeitet wurde. Ich hätte den Leuten möglicherweise die Meinung gesagt. Für mich ist das ein echter Verlust. Vieles vom bisherigen Charme und der Nähe dieser Bäume wird für immer verschwunden sein. Und unter dem Spitzahorn, dem besten aller Schattenbäume, werde ich im Hochsommer auch nicht mehr von der stechenden Sonne schirmartig geschützt sitzen können. So ist es häufig: Die Leute, die für die Pflege öffentlicher Anlagen zuständig sind, fehlt es meist an Feingefühl, an einem Sinn für Proportion und Verhältnismäßigkeit. Da herrscht allzu oft eine mathematische Denkart vor, die dem Naturfreund und Baumliebhaber in der Seele weh tut.

Hopfen

Er gehört zur Familie der Hanfgewächse. Das hat mich, nachdem ich es nachgeschlagen hatte, doch überrascht. Denn ich war davon ausgegangen, dass er auch zu den baumähnlichen Pflanzen gehört, wie die Waldrebe oder der Efeu. Aber selbst im BLV Handbuch der Bäume und Sträucher war er nicht aufgeführt. Interessanterweise klettert er teilweise parallel mit der Waldrebe und dreht seine Sprosse mit deren zusammen die Baumstämme und -äste hoch.Hopfen- und Waldrebe-Spross

M. hat mich bei unserem gemeinsamen Spaziergang heute überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um Hopfen handelt. Ich hätte das gar nicht realisiert, da ich nicht wusste, das Hopfen klettert. Wie auch immer, mir sind ein paar ganz gute Fern- und Nahaufnahmen gelungen:Hopfen

Hopfen

Überhaupt war es ein sehr schöner Spaziergang. Ich glaube, M. und ich haben eine neue Begeisterung für Kletterpflanzen entwickelt. M. hat den ganzen Weg bis zur Fähre zwei Waldrebe-Enden mitgetragen, die sie für ein Herbstgesteck verwenden will:Mütterlein

An den Hopfen sind wir leider nicht nah genug ran gekommen. Zu unserem großen Bedauern.

Lebensbaum zwischen Dies- und Jenseits

Beim Besuch an Gs Grab haben wir auch verschiedene andere Gräber besucht. Viele Menschen geben sich sehr viel Mühe mit der Gestaltung, man kann dem Zustand der Gräber geradezu ansehen, in wie engem Verhältnis die Angehörigen zum Verstorbenen standen und über den Tod hinaus stehen. Die Bäume spielen für den Friedhof und auch die Begleitung der Verstorbenen eine ganz wichtige Rolle. Als von der Gemeinde bewusst gepflanzte Begrenzungsbäume zwischen den Gräbern und heckenartig angelegt am Rand des Friedhofareals. Auf den einzelnen Gräbern, hier vor allem Buchsbaum, Zypressen, Eiben und Efeu. Und manchmal auch als Gestaltungselement der Grabsteine. Einer ist mir heute besonders aufgefallen. Es ist ein Marmorstein mit einer kreisförmigen Aussparung in der Mitte. In diesem Kreis ist ein bronzener Lebensbaum eingesetzt, vollplastisch ausgeformt mit Stamm, Ästen und Blättern. Ein schönes Lebenssymbol, das besser als alles andere deutlich macht und erfahrbar machen soll, dass der Tod zum Leben dazugehört. Dass mit dem Tod ein neues Leben beginnt. Und dass den jetzt Lebenden das Jenseits als andere Lebenswelt gelten kann. Eine Welt, die parallel und gleichzeitig mit unserem diesseitigen Dasein existiert, in der uns liebe Menschen aufgehoben sind und in einer ganz anderen Existenzform weiter mit uns leben.

Kletter-Künstler

Der Spaziergang am Nachmittag war unglaublich. Temperaturen wie im Spätsommer, dabei haben wir Mitte Oktober. Alles total verrückt. Wenn ich mir den Überblick in Küsters ,,Geschichte des Waldes“ betrachte, wundert mich das allerdings weniger. Wahrscheinlich sind wir mitten in einer solchen Phase zwischen zwei Eiszeiten, in denen die Temperaturen auf ein Maximum ansteigen, um irgendwann in Tausenden Jahren wieder auf ein Mittel um den Gefrierpunkt abzusinken. Erdgeschichtlich betrachtet ist das normal und lässt sich sicherlich nicht allein mit zivilisatorischen Sünden oder mangelndem Klimaschutz begründen, auch wenn diese Erklärungen immer wieder als Hauptursache angeführt werden. Mindestens so spannend wie diese Überlegungen waren die heutigen Beobachtungen. Wieder einmal haben es mir die Baum-Kletterer besonders angetan: Gemeine Waldrebe und Efeu. Der Efeu blüht wie verrückt allerorten und hüllt vereinzelt ganze Baumkronen, die dann wirken wie ein richtiger Baum mit Efeublüten und -blättern. Zur Freude der Insekten, die die Blüten in Massen bevölkern. Die langen Verästelungen der Gemeinen Waldrebe habe ich mir mal genauer als sonst angeschaut und mit einer Serie von Fotos das Emporschlingen vom Boden aus dokumentiert. Das geht bis in schwindelnde Höhen, ergibt aber auch in der Fernsicht ein interessant strukturiertes Bild:

Waldrebe

Waldrebe

Waldrebe

Waldrebe

Waldrebe

Zeit des Esskastanien

V. hat heute die ersten Kastanien gesammelt. Vielleicht waren es auch schon die letzten. Er ist sich nicht sicher, ob sie schon ausgegangen sind oder erst noch kommen. Ansonsten war es wohl ähnlich wie im letzten Jahr. Nur an einem größeren Baum konnte man auch größere Kastanien finden, die anderen waren ziemlich mickrig. Es wird reichen, nach 3-4 mal hat man ohnehin genug, der Rest schrumpelt zwischenzeitlich erfahrungsgemäß ein und muss dann doch entsorgt werden. Na, mal sehen, ich würde gerne auch noch wenigstens einmal suchen gehen, gehört einfach zur Jahreszeit. Ich hoffe nur, dass die Wildschweine es bis dahin nicht übertrieben haben.

Warten auf die goldene Jahreszeit

Na ja, mit dem goldenen Herbst ist es bisher noch nicht weit her. Ich hoffe doch, dass er nicht, wie im vergangenen Jahr, ins Wasser fällt und die Blätter zu Boden fallen, bevor sie sich überhaupt verfärben konnten. Es wäre ein Verlust an landschaftlicher Schönheit, die nun mal damit verbunden ist. Hoffe also noch auf die romantischste Naturerscheinung des Jahres (oder ist es doch eher das Blühen des Frühlings?) Auch weil ich meine Galerie der Herbst-Fotografien gerne etwas erweitern möchte.

Romantische Kampfmethode

Nicht alles am Herbst und seiner typischen Stimmung ist romantischer Natur. Was für uns ein spektakuläres Naturschauspiel dieser Jahreszeit ist, die Laubfärbung nämlich, lässt sich aus Sicht der Bäume als biologische Kampfstrategie betrachten. Dies jedenfalls haben amerikanische Wissenschaftler herausgefunden. So ein heute erschienener Bericht auf www.wissenschaft.de:

11.10.2005 – Chemie
Wie ein Baum seine Konkurrenten rot sehen lässt

Ahornbäume produzieren im Herbst rote Farbstoffe, die für andere Pflanzen giftig sind

Die intensiven Herbstfarben einiger Bäume sehen nicht nur schön aus, sie dienen den Pflanzen auch als Waffen: Amerikanische Wissenschaftler haben entdeckt, dass die Pigmente, die beispielsweise Ahornblättern ihre dunkelrote Färbung verleihen, wie Unkrautvernichtungsmittel wirken. Fallen die gefärbten Blätter im Herbst zu Boden, gelangen die giftigen Farbstoffe nach und nach ins Erdreich und verhindern, dass sich im nächsten Frühjahr Konkurrenz in der direkten Nachbarschaft des Baums breitmacht. Über die Entdeckung von Frank Frey und Maggie Eldridge berichtet die Colgate-Universität in Hamilton.

Im Herbst beginnt sich der grüne Blattfarbstoff Chlorophyll zu zersetzen und enthüllt dabei nach und nach andere Pigmente in den Blättern, deren Farben sonst von der grünen Färbung überdeckt sind. Meistens handelt es sich dabei um Carotinoide, die den Bäumen eine gelbliche bis orangefarbene Tönung verleihen. Anders sieht es bei Ahornbäumen und einer Handvoll anderer Arten aus: Sie erstrahlen im Herbst in dunklem, intensivem Rot. Verantwortlich dafür sind nicht ständig vorhandene Farbstoffe, sondern eigens hergestellte dunkelrote Pigmente, berichtet Studienleiter Frey. Diese so genannten Anthocyane verleihen beispielsweise auch dem Rotwein seine Farbe.

Warum die Bäume allerdings ausgerechnet im Herbst, wo sie alle verfügbaren Ressourcen für den harten Winter benötigen, solch aufwändigen Farbstoffe produzieren, konnten Wissenschaftler bislang nicht erklären. Um dieses Rätsel zu lösen, behandelten Frey und Eldridge Salatsamen mit Extrakten aus roten und grünen Ahornblättern sowie grünen und gelben Buchenblättern. Das Ergebnis: Während die grünen und gelben Extrakte den Samen nichts anhaben konnten, beeinträchtigte der rote Sud sowohl ihre Keimfähigkeit als auch das Wachstum der jungen Pflanzen.

Anthocyane sind während der vergangenen Jahre wegen ihrer antioxidativen und damit gesundheitsfördernden Eigenschaften berühmt geworden. Dass sie außerdem wie ein Unkrautvernichtungsmittel wirken, ist nach Ansicht von Frey jedoch nicht überraschend: Ihre Struktur ähnle schließlich der von Catechin, einem pflanzlichen Gerbstoff, der auch die Wurzelzellen verschiedener Pflanzen abtöten könne. Außerdem seien Anthocyane in der Lage, das Wachstum von Krebszellen zu hemmen, wie aktuelle Studien gezeigt hätten.

Mitteilung der Colgate-Universität, Hamilton

ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel

Totholz-Skulpturen

Und im Nass der Flachwasserzone zeigen sich die skurrilsten Totholz-Skulpturen. Dort wo vor Jahren noch Bäume standen, ragen mittlerweile abgefaulte Stümpfe aus dem Wasser, oftmals mit Moosen bedeckt, oder neu ausschlagend. Wenn sich solche Tot-Gewächse ineinander schachteln entstehen seltsame Gebilde, die besonders in der kälteren Jahreszeit auffallen, da sie eine unwirkliche Landschaft erzeugen.

Totholz

Im späteren Hochwinter wirkt das bei vereister Fläche besonders eindrücklich:

Totholz

Baum-Skulpturen

Anfang Oktober gibt es in Wald und Flur noch mehr zu entdecken als man vermuten würde. Vielleicht liegt es am sagenhaften Wetter mit unverhältnismäßig hohen Temperaturen, die dem Spaziergänger den Blick auf Blüten und Früchte verschärft. Aber immer wieder begegne ich den Bäumen auch in ihrer Gesamtgestalt, immer dann, wenn die Lichtverhältnisse das Individuelle über das Artgemäße hinausheben und es damit betonen. Auch heute bin ich wieder solchen Formen begegnet, an einer Baumgruppe am Rand der Flachwasserzone seitlich der Saar, die das besondere Licht geradezu anzuziehen scheint. Sie wird darin zur Baumskulptur, zur höchst eigenwilligen Form, die die Dynamik der Wachstums und das Zusammenspiel der Individuen eindrucksvoll in Szene setzt:

Baumensemble

Baumensemble

Großer Sägetag

Wir haben praktisch den ganzen Tag über gesägt. War aber auch eine ungeheure Menge, mindestens 4 m3 Holz aus dem Sägewerk. Schwartenware, d. h. das was das Gatter an den Rändern übrig lässt und nicht mehr als Brett oder Bohle brauchbar ist. Für Kleinholz zum Anfeuern ist das ganz gut geeignet, und der Sägewerker gibt das in dicken Bündeln für sehr wenig Geld ab. V. hat sich allerdings in der Menge ganz erheblich verschätzt. So viel Holz klein zu sägen ist eine ermüdende Angelegenheit. Wir haben dazu eine neue Kreissäge mit 3 KW Leistung genutzt und den Strom, da beim Bienenhaus nicht vorhanden, über ein Aggregat erzeugt. Na ja, jedenfalls hat das Wetter einigermaßen mitgespielt und außerdem haben wir jetzt genug Kleinholz für die nächsten Jahre. Auch wenn wir beide heute Abend ziemlich fertig sind. Glücklicherweise ist morgen Sonntag, also Ausruhtag, den wir in diesem Fall mal wörtlich nehmen werden.

Der Wunschbaum und die Wege zum Glück

Ich bin ganz hin und weg: Gleich in der zweiten Folge der neuen Telenovela ,,Julia – Wege zum Glück“ kam ein Wunschbaum vor. Und nicht irgendeiner, nein, genau der, in dessen Höhlung die beiden Hauptdarsteller nacheinander und jeweils ohne Wissen des anderen die jeweils eigene Hälfte einer Muschel hinterlassen haben, die sie zur Erinnerung an ihre erste Begegnung in Afrika mit sich getragen haben. So schließt sich ein Kreis, und an dieser Stelle wünschen sich beide natürlich dasselbe, nämlich ihre große Liebe wieder zu sehen. Vorher wurde der legendäre Hintergrund erläutert, die Geschichte vom alten Baum: Ein Liebespaar trennte sich, weil der Mann in der Fremde sein geschäftliches Glück suchen wollte, vorher aber vergräbt der Mann eine Eichel und weissagt, dass wenn daraus ein Baum wächst, sie wieder zusammen finden werden. Der Baum wächst tatsächlich, die Frau wartet lange Zeit und macht sich schließlich auf, ihren Geliebten in der ganzen Welt zu suchen. Als sie nach Jahren erfolglos nach Hause zurück kehrt, findet sie den Geliebten unter dem inzwischen groß gewachsenen Baum sitzend. Bei der Geschichte ist klar: Bei dem alten Baum hat man nur einen einzigen Wunsch frei, es ist der größte und wichtigste Wunsch des ganzen Lebens. Und diesen größten aller Wünsche artikulieren die beiden am selben Tag im Abstand von nur wenigen Stunden, indem sie das Symbol ihrer Verbundenheit, die Muschelhälfte, im Baum deponieren. Julia spricht bei diesem Ritual zum Baum, dass er nämlich ihren innigsten Wunsch in sich, in seine Blätter aufnehmen möge und über die Luft in der ganzen Welt verbreiten möge. Schöner und dramatischer könnte man ein Liebesdrama im Spiegel der Wunschbaum-Symbolik wohl nicht inszenieren. Also für mich steht jetzt schon fest – das wird wieder eine meiner Lieblingsgeschichten.

Sternenbaum

Songül hat mir heute ein neues Baum-Gedicht geschickt. Es ist fast wie ein Vorbote des Weihnachtsfestes, an das ich tatsächlich in den letzten Tagen öfters gedacht habe. Insofern freue ich mich besonders. Ich möchte das Gedicht an dieser Stelle wiedergeben, da es für die Gedichtseite etwas zu lang ist:

Der Sternenbaum

In einem fremden Dorf, das kaum einer kennt,
weil niemand seinen Namen nennt,
wohnt eine Familie leider sehr arm,
sie haben zwar kaum zu Essen, aber dafür im Winter sehr warm.

Zwei Kinder die noch zur Schule gehen,
können einfach nicht verstehen,
warum es ihnen schlechter als den anderen Familien geht,
an Weihnachten bei ihnen nicht die traditionelle Gans auf dem Tisch steht.
Doch eines hatten sie gelernt; niemals die Hoffnung zu verlieren,
denn Liebe, Glaube und Hoffnung sind es, die diese Familie regieren!

Es war an einem schönen Winterabend gewesen,
die Mutter hatte den Kindern eine schöne Geschichte vorgelesen.
Markus und Nadine dachten noch sehr lange darüber nach,
bis plötzlich ein Gedanke über die beiden hereinbrach!

Da beschlossen sie etwas spazieren zu gehen,
ihnen war, als bliebe ihr Herz stehen.
Auf einmal standen sie vor einem seltsamen Baum,
es ist die Wirklichkeit, viel schöner als jeder Traum!

Sie bewunderten ihn noch eine ganze Weile,
schließlich hatten sie Zeit und waren nicht in Eile.
Irgendwie konnten sie sich von diesem Baum nicht loseisen,
ihnen war, als würden sie auf wundersame Weise verreisen!

Die Kinder blieben stehen
und doch spürten sie ein „Fortgehen“.
Jetzt ist alles anscheinend wieder normal,
aber was dann geschah, befreite die ganze Familie von der Qual:

Plötzlich sprach der Baum zu den Kindern,
schon heute Nacht würde sich ihr Leben komplett verändern!
Denn sie standen wahrhaftig vor dem Sternenbaum,
man sagt er erfüllt den Menschen ihren größten Traum!

Die Sterne, wie sie leuchteten waren den Kindern zum Greifen nah‘,
das Licht in ihnen ist so hell, ein Strahlen was noch niemand zuvor sah!
Der Baum sprach weiterhin zu ihnen,
sie mögen sich doch bitte an ihm bedienen!

Später sprachen die Kinder ihre Wünsche aus,
danach mussten sie leider nach Haus‘.
Auf ihrem Heimweg hatten sie ebenfalls eine Veränderung vorgefunden,
es schneite ja seit Stunden!?
Dabei war doch gar kein Schnee vorauszusehen,
ist da etwa noch ein Wunder geschehen?

Als die Kinder zu Hause ankamen,
erzählten sie ihren Eltern alles, während diese sie in ihre Arme nahmen,
denn nichts ist mehr wie es vorher war,
ihr neues Leben ist einfach wunderbar!

Die Zeit der Armut ist endgültig vorbei,
auch von lästigem Kleinkram ist die Familie frei.
Jetzt können sie in Frieden leben,
brauchen gar nichts aufzugeben!

Wunderbare Bäume

,,Wunder der Welt – Bäume“ – Der Titel war mir zwar etwas suspekt, aber es ist ein großformatiger Bildband und er kostete noch keine 15 Euro. So fiel es mir am Wochenende in T. nicht schwer, den Wühltisch-Band mitzunehmen. Meine Einschätzung der Qualität war nur bedingt zutreffend. Tatsächlich ist das Buch ziemlich inhaltsleer und lebt vor allen Dingen von den großflächigen Abbildungen. Aber ganz uninteressant ist der erläuternde Text auch nicht, nur eben sehr verkürzt, wobei alle behandelten Themen nur knapp angerissen werden. Auch die fotografische Qualität der Bilder ist nicht in allen Fällen überragend. Man merkt, dass es ein Band ist, der für eine hohe Druckauflage produziert wurde und auf den Schnäppchen-Trieb der Buchkäufer und Naturfreunde abzielt. Dennoch, das Durchblättern macht Spaß, vor allem im Kapitel zu den Bäumen der Tropen, da ich hier einige mir bisher noch nicht bekannte Arten gefunden habe, die den Horizont in Richtung tropischer Vielfalt ein Stück weit ausdehnen.

Sichtschutz-Bäume

Mein Vorschlag, ihre Gartenlücke mit Pfaffenhütchensträuchern zu füllen, ist bei J. nicht sehr positiv aufgenommen worden. Die Tendenz geht wohl doch eher zu einem Obstbäumchen. Oder zum Zier-Schneeball, der zurzeit noch bei uns hinterm Haus steht, und der im Frühjahr nach G. transportiert werden soll. Der könnte die entfernten Zypressen durchaus auch ersetzen, vor allem wenn man die neuen Triebe nicht gleich kappt, sondern sich entwickeln lässt, damit der Strauch etwas höher und als Sichtschutz tauglich wird. Wie auch immer, in diesem Winter passiert sowieso nichts mehr. Und der Nachbar war dem Vorhaben insofern schon zuvorgekommen, dass er selber zwei schlanke Bäumchen auf seiner Gartenseite neu gepflanzt hat. So wird in einigen Jahren möglicherweise diese Stelle zur undurchsichtigsten des Gartens überhaupt werden. Und das scheint von beiden Seiten in dieser etwas unterkühlten Nachbarschaft für gut befunden zu werden.

Baum-Riesen

Jetzt am Abend wird am Horizont das ,,Engel-backen-Kuchen-Leuchten“ sichtbar. Ich meine damit dieses rot-orange Durchleuchten der Sonne, wenn sie auf- oder wie in diesem Fall untergeht. Dabei war der ganze Tag bedeckt, mit den entsprechenden Auswirkungen auf meine Befindlichkeit. Ich glaube tatsächlich, dass es das Licht ist, was den Körper am deutlichsten beeinflusst. Weniger die Temperatur, die Sonnenstrahlen sind es, zu denen man als Mensch Kontakt haben muss, ohne depressiv oder sonst wie krank zu werden. Ich schätze, bei mir ist das besonders stark ausgeprägt. Ich weiß nicht, wie das Menschen am Polarkreis oder in Sibirien aushalten, wo sie immer nur Schnee sehen, die Tage teilweise sehr kurz und die Dunkelheit dafür umso länger ist. Und wo zudem auch andere Licht liebende Lebewesen wie die Bäume eher selten sind. Wenn ich Reisemagazine im Fernsehen verfolge, sortiere ich die potentiellen Reiseziele spontan danach, ob es dort Bäume gibt oder nicht. Ein Land, das kaum Bäume kennt, wäre für mich einfach nicht bereisbar, dort würde ich es nicht allzu lange aushalten. Jedenfalls wäre für mich eine Erholung dort nicht möglich.

Neue Wunschbaum-Karten

Auffallend sind zurzeit tatsächlich nur die immergrünen Pflanzen, die sich um diese Jahreszeit dadurch auszeichnen, dass sie blühen oder Frucht tragen. Eine Hochzeit hat der Efeu, der in manchen Hecken von lauter geöffneten Blüten geradezu überquillt. Die Stechpalmen fallen durch ihre inzwischen knallroten Früchte auf. Und die Gemeine Waldrebe hat ihre medusenartigen Früchte allerorten ausgebreitet. Nicht zu vergessen die Hagebutten, die zwar nicht immergrün, so aber in meiner Sicht zu den Winterpflanzen gehören. Denn niemals sind sie dominanter und das Erscheinungsbild der Landschaft bestimmender als im Herbst und frühen Winter, eben solange noch die Früchte hängen und ihr wachsartiges Rot abstrahlen. Den etwas trüben Nachmittag habe ich genutzt, um endlich einmal neue Wunschbaum-Visitenkarten zu entwerfen.

Wunschbaum-Visitenkarte

Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden, da es mit gelungen ist, sowohl den interaktiven Aspekt als auch den thematischen Schwerpunkt präsentativ begreifbar zu machen. Problematisch allerdings immer wieder das Einkalkulieren des Druckrandes, und so hoffe ich, dass die fertigen Karten später dem gedachten Erscheinungsbild entsprechen.

Unverrückte Individuen

Der erste Tag des Oktober ist außerordentlich unwirtlich. Obwohl es nicht übermäßig kalt ist, meint man zu frieren, wegen des ständigen Regens und weil kein Sonnenstrahl ungefiltert zur Erde dringt. Noch ein paar Grad weniger, und hätte gesagt: typischer Novembertag. Mein Organismus braucht jetzt wieder eine Weile, bis er sich an diese neue Atmosphäre gewöhnt hat. Bis dahin sind die Spannungen unvermeidbar. Nicht selten denke ich in solchen Phasen der Veränderung an die Bäume und überlege, wie sie sich wohl als Baumwesen fühlen, ob sie die Veränderungen ähnlich wahrnehmen und ob sie in einer uns Menschen vergleichbaren Form körperlichem Stress ausgesetzt sind. Auch kommen mir solche Überlegungen, wenn ich früh morgens das Fenster öffne und in den nebelverhangenen kühl dampfenden Horizont blicke. Ein Baum steht immer draußen, in Wäldern etwas geschützter und wärmer als auf freiem Feld, doch unverrückbar an seinen jeweiligen Standort gebunden. Es ist schon etwas Großartiges zu sehen, wie ein Baum-Individuum unter diesen doch extrem eingeschränkten Lebensbedingungen seine ganz eigene Persönlichkeit ausbildet. Und das, wie Hermann Hesse das in seinem berühmten Text über die Bäume dargelegt hat, zudem noch als ihre ureigene selbstverständliche Aufgabe sehen.

Bäume und Erdgeschichte

Wir haben eine relativ romantische Einstellung gegenüber den Bäumen und Wäldern unserer Lebenswelt. Wenn wir den Bäumen begegnen, und sei es auch nur gedanklich, knüpfen wir viele Emotionen an diese oft so beeindruckenden Mit-Lebewesen. Im erdgeschichtlichen Rahmen betrachtet erscheinen Bäume und Wälder aber in einem noch ganz anderen Licht. Dass es vor Millionen Jahren bereits Bäume gab, die den heutigen sehr ähnlich waren, zumindest den gleichen Typen zuzuordnen waren, ist ein Grund mehr, sie mit Respekt zu behandeln. Waren sie doch schon sehr lange vor uns Menschen auf der Welt-Bühne präsent. Und haben sie doch das Entstehen des Mensch-Seins und die Kulturentwicklung des Menschen stark beeinflusst, im grundlegend biologischen Sinne zusammen mit anderen Grünpflanzen sogar erst ermöglicht. Was mich in diesem Zusammenhang absolut fasziniert und was unsere doch künstliche und kurzsichtige Einstellung den Bäumen gegenüber entlarvt, ist die wissenschaftlich fundierte Tatsache, dass die Typen vieler der Bäume, denen wir im Wald oder in Parks begegnen, im Zeitalter des Tertiär (vor 65 Millionen bis 1,8 Millionen Jahre) bereits entstanden sind, und dass diese in der Schlussphase des Tertiärs bereits den heutigen glichen. So haben etwa Magnolienbäume oder Tulpenbäume, welche wir in Deutschland heute eher als exotische Ziergehölze auffassen und deshalb fast nur in Gärten oder Parkanlagen antreffen, bereits vor mehreren Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Mitteleuropa zur heimischen Vegetation gehört, lange bevor sie von einem Menschen überhaupt erblickt werden konnten. Wie jämmerlich muss man sich als Mensch vor diesem Hintergrund vorkommen, wenn man einem Lebewesen begegnet, dessen kollektives Art-Gedächtnis das des Menschen um riesige Zeitspannen überdauert.

Und wieder lockt das Pfaffenhütchen

Das Pfaffenhütchen hat mich auch beim heutigen Spaziergang an der Saar wieder beschäftigt. Jetzt ist bei den meisten Sträuchern schon ein Teil der Früchte aufgesprungen, so dass der orangefarbene Samenmantel hervorscheint, ja geradezu aufleuchtet. Ist eine interessante, fast künstlich wirkender Farbkombination zwischen knatsch-rosa und grell-orange, die dem Betrachter da offenbart wird. Ich bin immer wieder ganz fasziniert davon, vor allem aber von der unheimlich an eine Arpsche Plastik erinnernde Form der Fruchtkapseln. Deshalb konnte ich mir den neuerlichen Versuch einer Makroaufnahme nicht verkneifen:

Pfaffenhütchen