Schöner Spaziergang mit Überraschungen

Ein echter Spätsommertag mit konstant hohen Temperaturen und Intermezzi besonders starker Sonneneinstrahlung. Der kurze Weg an der Saar war sehr angenehm, so strahlend hell, ruhig und doch heiter wegen der vielen Radfahrer und Ausflugslustigen. Eine Zusammenstellung, die ich in dieser Form zuvor noch nicht gesehen habe, Hopfen und Waldrebe erobern sich gemeinsam ihren Raum, in diesem Fall eine junge Erle:

Waldrebe mit Hopfen

Einige Meter weiter wird ein junger Baum auf sein Erwachsenenleben vorbereitet. Offenbar sieht man ihn stark gefährdet. Und das obwohl mein früherer Schulkollege M. v. B. den größten Teil der weißen Milchkühe abgeschafft hat und wohl so schnell keine grasende Kuh mehr hier vorbeikommt. Die massive Eingitterung aber lässt anderes vermuten:

Eingezäunter Baum

Irgendwie lustig, die drei Stützen, die normalerweise den Baum selber stabilisieren sollen, dienen hier der Befestigung der Gitterflächen. Armer Baum.

Besuch im Exoten-Kabinett

Der Schwindel hat mich wieder, und wie immer kam er über Nacht. Und wie immer aus nicht erfindlichen Gründen. Nun hoffe ich, dass er sehr schnell wieder geht. Immerhin ist es mir gelungen, zusammen mit M. und J. zwei Ausflüge am Nachmittag zu machen: zum Perlen-Händler und zu unserem Favoriten Blumen-Wohnaccessoires-Gartenartikel-Geschäft. Bei ersterem habe ich mir weitere 5m textilummantelter Gummikordel besorgt, die aus China importiert wird und in dieser Qualität in Deutschland nicht zu haben ist. Die benötige ich für die Lebensbaum-Armbänder. Und bei dem 2. Geschäft konnten wir wieder jede Menge neue Artikel bewundern, durch das Gewächshaus, den kleinen Verkaufs-Garten und die Innenräume schlendern und neben bekannten auch wieder neue Dinge entdecken. Ein paar Geschenke sind natürlich auch dabei abgefallen, für Weihnachten und Js Hochzeitstag. Mit am meisten bewundere ich diese getrockneten exotischen Baumfrüchte, Fruchthülsen, verholzten Pflanzenteile, meist aus Afrika und mit Namen versehen, die ich mir nie bis nach Hause merken kann. Einige habe ich schon seit Jahren auf meiner Fensterbank verteilt, aber bei jedem Besuch finde ich wieder neue, skurril aussehende, die ich meiner Sammlung hinzufüge. Leider sind sie ziemlich teuer, und deshalb muss ich mich jedes Mal zurückhalten. Ein Erlebnis sind diese Besuche immer, das liegt an diesem unglaublichen Geschmack des Geschäftsinhabers und seiner kreativen Ader, die er, wie ich neulich lesen konnte, inzwischen auch in einem selbst gestalteten und getexteten Bild-Text-Band mit dem Titel ,,Symbole“ zum Ausdruck gebracht hat.

Der Herbst kommt

Das war eine Hin- und Her-Hetzerei heute. Zwischen handwerklicher Arbeit, Informationsanfragen, Beratungsgesprächen und Kuchenbacken musste ich mich bewegen. Einziger Trost: Der Indian Summer, bei uns Altweibersommer genannt, scheint nun seinen Siegeszug angetreten zu haben. Es gibt da eigentlich zwei Möglichkeiten: Entweder die ersten beiden Septemberwochen. Oder die zweite bis vierte Woche im September. Ich denke, letztere Variante ist uns dieses Jahr vergönnt, hoffe ich jedenfalls, denn dann könnten die Feigen wieder reif werden. Die Weintrauben sind es bereits, und wenn die Sonne sie noch weiter verwöhnt, wird es vielleicht auch ein guter Jahrgang. Dass der Herbst jetzt nicht mehr aufzuhalten ist, zeigen die ersten herbstlichen Verfärbungen der Baumblätter, heute in SLS am Straßenrand beobachtet, und zwar bei den Rosskastanien. Kürzlich habe ich gelesen, dass diese typische gelb-gold-braune Färbung am ehesten bei starken Temperaturkontrasten zwischen Tag und Nacht entsteht. Und diese Schwünge sind ja tatsächlich gegenwärtig zu beobachten. Ich weiß es, denn mein Schwindel korrespondiert unmittelbar mit zu starken Schwankungen.

Kirschbaumholz

Die Kirschbäume gehören ja nicht gerade zu meinen Lieblingen. Dennoch habe ich heute den Kirschbaum-Stab zu Perlen weiter verarbeitet. Und das Ergebnis finde ich gar nicht so übel. Nicht spektakulär, aber ich könnte mir vorstellen, dass dieses amorphe Ineinanderfließen verschiedener Farben (gelb, rot, grün, braun) beim Kirschbaumholz nach dem Ölbad einen recht dekorativen Eindruck hinterlässt. Und M. kann sich über ein neues Band freuen. Sie ist ohnehin eine meiner größten ,,Fans“, wenn ich das einmal so sagen darf. Morgen geht’s dann an weitere Projekte, diesmal muss wohl die große Säge raus.

Historisches Mühlental

Beim letzten Mal, vor gut einem Jahr, hatten wir den Weg verpasst bzw. waren in eine falsche Richtung gegangen. Immerhin, statt des Mühlenwegs haben wir bei dieser Gelegenheit eine Weide mit sehr zutraulichen Kühen gefunden, ein Erlebnis, von dem M. heute noch spricht. Heute habe ich mich noch einmal aufgemacht, denn inzwischen wusste ich, wo der Weg beginnt und dass er nur ca. 3 km lang ist, als Rundweg angelegt, was ich immer klasse finde. Und es hat sich absolut gelohnt, irgendwie märchenhaft, mit schmalen Pfaden, die durch ziemlich dichten Wald führen, schattig und doch von Sonnenstrahlen durchflutet, angenehm bei diesen hohen Temperaturen. Und es ist eben ein Tal, immer am Bachlauf entlang, der sich tief eingegraben hat. Und alle paar Hundert Meter ein Infoschild mit interessanten Erklärungen und Illustrationen zur historischen Dimension und Bedeutung dieses Waldabschnitts. Einige Reste alter Anlagen, allen voran ein kleiner Rundturm, sind noch erhalten. Eine der markantesten botanischen Erscheinungen des Tals ist das häufige Auftreten von Efeuranken, und zwar solchen, die mit dicken Sprossen große Bäume fest einklammern und die meisten davon erfolgreich zerstören. In diesem Fall hat gleichzeitig die Waldrebe zugeschlagen:

Waldrebe und Efeu

Diese Efeuranken sind häufig armdick und dicht behaart, was einen ziemlich gruseligen Eindruck hinterlässt. Ein Stück einer solchen frei hängenden Ranke konnte ich abbrechen und mitnehmen. Vielleicht werde ich daraus einen Stab sägen und später ein dann wirklich seltenes Armband anfertigen können. Und dann war da noch dieser Baum mit den Spechtlöchern. Jedenfalls denke ich, dass es solche sind.

Spechlöcher

Ungewöhnlich, dass diese in Augenhöhe liegen, so etwas ist mir bis dahin noch vor die Augen gekommen. Der Gang hat sich gelohnt, ich werde ihn ganz bestimmt bald wiederholen, auch weil einem kein Mensch begegnet.

Immer wieder schön

Der Tag war einfach zu schön, da konnte ich nicht umhin, einmal wieder den Maria-Croon-Weg einzuschlagen. Heute erstmals mit ,,Ziegenbeutel“, das ist die mir aus meiner Kindheit bekannte Bezeichnung für einen aus Ziegenleder gefertigten und mit einem Kunststoffverschluss versehenen Trink-Beutel, den mein Vater vor ca. 35 Jahren einmal mitgebracht hat. Ich selber hatte damals einen kleineren mit braunem Fell, der bald durch das viele Tragen bei Wandertagen und ähnlichem abgewetzt und irgendwann gar nicht mehr zu gebrauchen war. Und der meines Vaters, der heute noch existiert und den ich für die heutige Wanderung mit eigenem Pfefferminztee befüllt habe, lag jahrelang in einem Schrank. Erstaunlicherweise ist er immer noch vollkommen dicht, man kann den Schraubverschluss ganz abdrehen und normal trinken oder aber den kleineren aufgesetzten Verschluss und die Flüssigkeit in Form eines dünnen Strahls in den Mund pressen. Dann wirkt der Beutel wie ein Blasebalg. Ist wirklich lustig. Außerdem ist der Beutel schön flach und lässt sich ganz gut beim Wandern mitführen, ohne zu behindern. So weit zu dem Ziegenbeutel. Natürlich birgt der Weg noch eine ganze Reihe weiterer Reize, zum Beispiel das Mühlrad, das vermutlich einfach nur ein dekoratives Wasserrad ist, aber sehr schöne Aufnahmen möglich macht, die je nach Jahreszeit ganz unterschiedlich ausfallen:

Maria-Croon-Weg

Oder der riesige Haufen Brennholz, aus teilweise verfaulten Stammabschnitten bestehend, die bei der hohen Temperatur diesen typischen Modergeruch von Holz verströmte:

Maria-Croon-Weg

Oder dieser winzige Bachlauf, der in die Leuk mündet und den zu benennen mir bei meinen früheren Wanderungen niemals in den Sinn gekommen wäre. Umso niedlicher fand ich dieses Schild, was den Bach als ,,Ewigbach“ und das Drumherum als ,,Tälchen“ identifiziert:

Maria-Croon-Weg

Oder diese Totholz-Formation, die sich bedrohlich vor der ebenso beeindruckenden Sandsteinfelsenformation aufbaut:

Maria-Croon-Weg

Und schließlich dieser partiell bemoste Stamm, der genau in diesem Augenblick das Grün in einer Art Neon-Ton erscheinen ließ:

Maria-Croon-Weg

Platanen-Reize

Die Platane hat ja jede Menge Reize. Diese menschenähnliche Körperlichkeit der kultivierten Bäume, besonders wenn sie regelmäßig gestutzt werden und praktisch nur aus Stamm und starken Ästen bestehen. Interessant und ausdrucksstark ist aber auch das Holz. Sehr hell, zwischen weiß und gelb liegend, mit einer starken Binnenzeichnung und einer trotz schwach ausgeprägter Farbkontraste anregenden Struktur. Ich konnte es heute am Beispiel der Perlen sehen, die ich zu einem neuen Armband für Willi zusammen fügen werde. Die offene Frage bleibt allerdings, wie es nach dem Ölbad aussehen wird. Die Sammlung der neuen Wunschbaum-Armbänder nimmt langsam größere Ausmaße an. Ich werde jede Menge Arbeit damit haben, die Fotografien freizustellen und in die Shopseite zu integrieren.

Spät-Sommer

Ich muss mich korrigieren: Einige sehr schöne Pfaffenhütchen sind nun doch zu sehen, und ich werde bei hellerem Licht versuchen, diese sagenhafte Form noch einmal im Foto festzuhalten. Außerdem schwebt mir ein Kurz-Flash-Film mit dem Titel ,,Lob des Pfaffenhütchens“ vor. Um diese Zeit sind die Weißdorn-Früchte besonders leuchtend rot, und fangen schon an, sich in Richtung dunkelrot zu verfärben. Ich habe wieder einige abgepflückt und gegessen. Schmeckt interessant, dieses mehlige Fruchtfleisch, welches spärlich um den relativ dicken Kern liegt. Danach kann man dann die Kerne ausspucken. Mit dem Schlehdorn habe ich dasselbe versucht, zum ersten Mal, und war erstaunt, dass man auch diese Frucht ganz gut essen kann. Ein bisschen säuerlich zwar, aber eigentlich ähnlich einer Zwetschge. Irgendwo glaube ich auch gelesen zu haben, dass der Zwetschgenbaum aus einer Kreuzung zwischen dem Schlehdorn und irgendetwas anderem entstanden sein soll. Insofern also nicht verwunderlich. Nach dem Spaziergang heute abend wage ich eine Prognose: Der Altweibersommer steht kurz bevor, die herbstlich gefärbte, irgendwie heimelige gemäßigte Wärme liegt schon in der Luft.

Immer wieder anders

Selber habe ich in den letzten Wochen keine einzige normale Frucht des Pfaffenhütchens an der Saar gesehen. Durch die Dürre während des Juli sind sie alle verbrannt, wie ich es mal nennen würde, man konnte nur noch schwarze, verschrumpelte Gebilde erkennen. Keine Spur von Rosarot, und von der einmaligen wie gemeißelt wirkenden Form. Heute nun hat V. einige Zweige mitgebracht, die zeigen, dass anderswo der Strauch sich normal entwickeln konnte. Ich war sehr erfreut und habe mich sofort an die Sommerwochen des letzten Jahres erinnert, als ich völlig fasziniert von den erstmals bewusst wahrgenommenen Früchten diese über Tage intensiv betrachtete, fotografierte und beschrieb. Ich konnte schon öfters beobachten, dass die Gehölze sich je nach Jahresform ganz unterschiedlich entfalten. Dieses Jahr blühen z. B. auch die japanischen Schnurbäume wie verrückt, während ich im Vorjahr nur ganz vereinzelte Blütenstände finden konnte. Jedes Jahr ist anders, und jede Jahreszeit innerhalb desselben ist nicht mit der des Vorjahres vergleichbar. Das macht das Leben so spannend in den mittleren Breiten, und offenbart die Vielfalt und Unvorhersagbarkeit der vegetabilen Lebensformen.

Viel zu tun

Bin heute gar nicht raus gekommen. So viele Daten waren zusammen zu tragen, und mit diesem Programm bin ich noch lange nicht am Ende. Immerhin bis zum Hinterhaus hat’s gereicht, am Nachmittag, denn die Temperatur ist angestiegen und ich habe beschlossen, den Platanenstab anzugehen. Das ging auch recht zügig, und so fehlt jetzt nur noch das Abrunden der Perlenkanten, was ich morgen erledigen will, weil es ziemlich nervend und zeitraubend ist. Außerdem muss ich dann noch einen Kiefernstab drechseln und ein Geschenk-Armband für eine Freundin von M. (zum 65. Geburtstag) herstellen. Also jede Menge zu tun, und das ist gut so, denn die kommunikativen Erlebnisse der letzten Tage sind wahrlich zum Abgewöhnen.

Ich bereue es nicht

Ich hoffe, dass ich das Unmögliche diesmal besser verarbeiten kann als in der Vergangenheit. Immerhin war ich schon zwei Mal in dieser Situation, wobei diese hier der letzten bemerkenswert gleicht. Nur ist es diesmal nicht die SPD, deren Klüngel-Brüderschaft mir zum Verhängnis geworden ist, sondern die CDU. Ehrlich gesagt, ich bereue es nicht, besser vorübergehend arbeitslos als sich 8 Stunden täglich für dumm verkaufen zu lassen. Dass angesichts der beschlossenen Insolvenz allerdings dieser Rechtsanwalt seine Macht in so primitiver und geradezu boshafter Weise ausspielt, hätte ich dann doch nicht für möglich gehalten. Dieser Vorgang nützt niemandem, weder ihm selber, noch der Firma, und na ja, ich bin sowieso das Opfer. Wie so häufig, wenn man die Dinge auf den Punkt bringt, und sich politischer Bevormundung entzieht. Jetzt geht es darum, die Dinge ins Kreative zu wenden, zu transformieren und den zugemuteten Irrsinn hinter mir zu lassen. Ich bringe die besten Voraussetzungen dafür mit. Und die Bäume werden mir in den kommunikationsfreien Zeiten helfen, dieses souverän umzusetzen.

Süße Kreation

Mutter und Kind – das war das Thema meines letzten Armband-Auftrags. In dieser Form war es neu. Für Kinder habe ich schon einige Male Armbänder angefertigt, dann immer so, dass ich nur 17-18 kleine Perlen zusammen fädelte und die restlichen lose dazulegte. Hier sollten es zwei Armbänder aus demselben Holz sein: Ahorn, und die Armbänder sind nicht zum Tragen gedacht, sondern einfach nur als Erinnerungsstücke. Ich habe es so gelöst, dass das eine für die Mutter den durchschnittlichen Umfang von 16,5 cm und alle 21 Perlen erhielt, und das für das Baby nur 13 Perlen, wobei die restlichen 8 an einem Kordelende jenseits den Schlussstücks angehängt sind. ,,Ganz süß“ fand M. diese Kreation, und ich muss ihr voll und ganz zustimmen. Besonders interessant an dieser Konstellation finde ich, dass beide denselben Lebensbaum haben und das Nicht-Tragen auf einen ausgeprägten Sinn für Symbolik hinweist.

Katastrophen und Charakterbilder

Das Thema beschäftigt mich zurzeit sehr, denn ich bin gezwungen, nicht nur blind zu erleben und geschehen zu lassen, sondern versuche, das Erlebte auch schriftlich festzuhalten. Eine Art Protokoll der vergangenen 5 Wochen und der sich überschlagenden Ereignisse. Fast wie ein Krimi liest sich das, oder wird es sich lesen lassen, wenn wir denn endlich einmal damit fertig sind. Und Aufschluss wird es geben über einen irgendwie interessanten Lebensabschnitt. Wenn ich nicht schon 38 Jahre wäre, würde ich an dieser Stelle sagen: Die letzten Wochen haben mich erwachsen gemacht. Möglicherweise konnten sie mir mehr vermitteln als die gesamten 10 Berufsjahre zuvor. Am Abend fand sich ein geübter Zuhörer für meine Geschichte, und von diesem Thema der Schwierigkeiten und Katastrophen kam das Gespräch wie zufällig auf die Bäume. Erst auf den Nussbaum, der als Identifizierungsmarke eines bestimmten Wohnhauses diente, und später auf die Hainbuche, die sich als Lebensbaum des Versicherungsvertreters herausstellte, dessen Interesse an charakterlichen Zuordnungen ich von einem Gespräch über Sternzeichen und deren Charakterbilder ableiten konnte.

Kollektives Gedächtnis und Bäume

Der Gedanke eines kollektiven Gedächtnisses ist schon faszinierend. Demnach fließen alle Erfahrungen und Beobachtungen dieser Welt in eine Art gemeinsamen Wissensschatz ein und beeinflussen das Leben aller Menschen. Vergangenheit und Gegenwart hängen somit eng zusammen. Nichts von dem, was geschehen ist, ist wirklich vergessen. Es bildet meist unbewusst einen Hintergrund jeder auch noch so individuellen Erfahrung. Und dann gibt es ja auch das Modell der Akasha-Chronik, einer Art Aufzeichnung alles je Gedachten und Geschehenen, wenn ich den Begriff richtig definiere. Auch meine gegenwärtigen, ganz unglaublichen Erfahrungen gehen in diese Chronik ein, auch ohne dass ich die Einzelheiten schriftlich festhalte. Ich bin überzeugt, die Bäume gehören zu den ganz großen Speichern von Erfahrungen und Eindrücken. Dieser Umstand scheint mir einer der Gründe für die Ehrfurcht zu sein, die Menschen besonders alten Baumindividuen entgegen bringen. Bäume wissen mehr als die Menschen, vor allem aber mehr als einzelne Menschen und sie speichern dieses Wissen länger als die meisten Menschen. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, irgendwo gelesen zu haben, dass das Wort ,,Holz“ etymologisch mit dem indogermanischen Wortstamm zusammen hängt, der mit dem Begriff ,,Wissen“ in Verbindung steht.

Neue Themen

Ich weiß selber, dass die Wunschbaum-Seite noch endlos viele Erweiterungsmöglichkeiten hat. A. meinte heute nach dem Gespräch mit einem Bekannten, er fände es sinnvoll, das Danken neben dem Wünschen interaktiv auf der Seite erfahrbar zu machen. Ich bin mir da nicht sicher, bin der Ansicht, dass das Wünschen offener ist, und im Übrigen für die meisten Leser auch interessanter als Danksagungen, die immer auch etwas sehr Individuelles und nicht Übertragbares an sich haben. Die andere Anregung kann ich mir da schon eher vorstellen: Eine Seite einzurichten, auf der die Verwendung des Baum-Motivs und des Baum-Symbols in der bildenden Kunst vorgestellt wird. Auf Literatur zu diesem Thema habe ich ja bereits hingewiesen. Fehlt nur noch die Zeit, mich dem Thema zu widmen, wie auch vielen anderen Themen, die ich im Hinterkopf gespeichert habe.

Anstrengend und beruhigend

Am Vormittag war ich überrascht, nach tagelangem Suddelwetter waren die Temperaturen sehr angenehm, das ließ hoffen. Dann gegen 14 Uhr der Umbruch, Gewitter, Dauerregen, Wind und deutlich kühler. Da war ich ganz froh, diese Handwerksarbeit vor mir zu haben, das stundenlange Sägen, Bohren und Schleifen hat zwar auch etwas Anstrengendes, im Großen und Ganzen wirkt es aber sehr beruhigend und lässt die Möglichkeit, einmal vom Alltag Abstand zu gewinnen. Und so sind die beiden Armbänder auch fertig geworden, obwohl ich dachte, es hat gar kein Ende mehr. Der Bergahorn ist wahnsinnig spröde und hart. Schon gestern beim Drechseln habe ich das bemerkt, da ich den Stab extrem fest einspannen musste, sollte er nicht durchdrehen. Und beim Schleifen zeigt sich diese Eigenschaft ebenso. Hoffentlich ist wenigstens das Ergebnis optisch ansprechend. Ohne Öl ist das Holz sehr hell, mit wenig Zeichnung und – ehrlich gesagt – etwas langweilig. Vielleicht ändert sich das, ist es erst einmal durchtränkt. Der Auftrag war in jedem Fall interessant: Es waren zwei Armbänder aus dem selben Holz für Mutter und Kind. Ich werde es so machen, dass die Mutter ein vollständiges Armband mit 23 Perlen erhält und das Baby eines mit nur wenigen Perlen, wobei die restlichen dazugelegt werden und in späteren Lebensjahren ergänzt werden können. Jedenfalls wenn das heutige Baby später überhaupt Interesse haben sollte, das Armband zu tragen.

Unverhoffter Pflaumenkuchen

Da habe ich doch unverhofft eine Tüte mit Zwetschgen abgestaubt. Ganz ohne mein Zutun, denn eigentlich hatte Herr B. sie Frau M. mitgebracht. Diese aber hat mir die Hälfte abgegeben. Fand ich sehr nett, wenn ich auch nicht sicher war, ob M. Lust und Zeit haben würde, einen Kuchen davon zu backen. Wie es scheint, wird sie es morgen angehen, mit Pflaumen übrigens, wie sie meint, der Unterschied zwischen Zwetschgen und Pflaumen ist mir allerdings überhaupt nicht klar. Diese hier sind ziemlich dick, vielleicht ist es das, dicker als unsere eigenen, die in diesem Jahr ausfallen, da die Blüten von undefinierbaren Insekten zerfressen wurden. Ich kann nur hoffen, dass das Wochenende eine gewisse Entspannung bringt, mit Handwerksarbeit, Pflaumenkuchen und vielleicht einigen Spaziergängen.

Kein Auge

Ein recht aufregender Tag, da ich zum ersten Mal Gelegenheit hatte, ein Rundfunkstudio von innen zu erleben. Merkwürdigerweise war ich gar nicht besonders aufgeregt, obwohl ich schon seit Jahren kein Live-Interview mehr gegeben habe. Ich wusste einfach, wovon ich rede, und so fiel mir die Sache sehr leicht. Ich glaube, es ist bei den Hörern der Vormittags-Radiosendung auch plastisch rüber gekommen. Das war dann aber auch das einzige Erfreuliche, den restlichen Tag konnte man vergessen, eine Katastrophe nach der anderen. Da bin ich so abgelenkt, dass ich selbst in der Mittagspause kaum noch ein aufmerksames Auge für meine Lieblingsbäume und die wechselnden Bilder meines Lieblingswegs habe. Wann, frage ich mich, hat das einmal ein Ende?

Schmuckstück

Partnerarmband Eibe-Ulme

Eigentlich sehe ich darin weniger das Schmuckstück. Vor allem die inhaltliche Dimension der Holz-Armbänder liegt mir am Herzen, die Bedeutung für den Träger, die immer auch mit der Symbolik der jeweiligen Baum-Art zusammen hängt. Wenn ich aber nun die fertigen Partner-Armbänder aus dem Holz der Eibe und der Ulme vor mir sehe, kommt schon der Gedanke: ein Schmuckgegenstand. Zumal einer, der die Verbundenheit zweier Menschen zum Ausdruck bringt, so ähnlich wie Eheringe, nur dass diese weiter reichende und vielfältigere Konnotationen mit sich tragen. Der Schmuckcharakter geht allein von der Oberfläche aus, lebt von der eigentümlichen Differenz von seidenmatt und kristallin glänzend, von homogen und schillernd gefärbt, von verhältnismäßig nah beieinander liegenden Tönen, die gerade durch diese Nähe besonders raffinierte Wirkung entfalten.

Entspannter Spaziergang

Ein Spaziergang am Abend kann helfen, den Kopf frei zu machen. Besonders wenn er im Laufe des Arbeitstages sich über alle Maßen angefüllt hat. Das hat auch M. erkannt und mich eingeladen, sie zur Saar zu begleiten. Das ging wie immer nicht ohne die Begrüßung und ein kleines Gespräch mit Bekannten ab. Aber das wichtige ist der Gang an sich, dessen Rhythmus man selber bestimmen kann und der etwas Rekapitulierendes hat. Die Schwerpunkte sind bei gemeinsamen Gängen immer unterschiedlich. Ich bemerke vor allem die Bäume und auffallende Muster und Spiegelungen der Landschaft und des Flusses. M. interessiert sich vor allem für die Tiere, von Hunden bis Enten, und natürlich für die Menschen, an denen sie auf keinen Fall vorbei kommt, besonders wenn es sich um Bekannte handelt. In jedem Fall ist der Abendspaziergang anregender und entspannter als ein Spaziergang zu anderen Tageszeiten, die zwangsläufig, mittels dann noch vorhandenem Energieüberschuss, sportlicher und letztlich anstrengender ausfallen.

Abstand

Kaum ein Auge fällt an diesen Werktagen auf die Bäume. Zu abwesend scheine ich während der Mittagspause und am Abend. Zu beschäftigt mit mir selber und den unsäglichen Dingen, die ich zurzeit erlebe. Da fällt der Dialog und der kreative Austausch mit meinen Baum-Mitwesen so schwer, dass ich mit Rücksicht auf diese und meine echte Verbundenheit ihnen gegenüber lieber zeitweise Abstand nehme. Ich wünsche mir an dieser Stelle ausnahmsweise selber etwas: Dass wir alle die Nerven behalten und nicht aus dem Blick verlieren, was in den vergangenen Jahren gutes und kreatives Arbeiten möglich gemacht hat. Das sind wir dem selber Erarbeiteten schuldig. Und den eigenen Potentialen, die ansonsten demontiert zu werden drohen.

What a beautiful day

Ein schöner Tag bei J. und W.. Anders als vorhergesagt war die Witterung sehr angenehm, mit nur wenigen windig-trüben Einschüben. So konnten wir uns gut im Garten aufhalten. Gleich nach der Ankunft haben wir die beiden jungen Ebereschen aufgerichtet. Sie hatten sich allzu sehr zur Seite gebogen, von den schweren Früchten zum Boden gezogen. Und da sie ziemlich in die Vertikale gewachsen waren, reichte die bisherige Stütze nicht mehr aus. Wir haben sie deshalb verlängert und den Bäumen somit die Gelegenheit zurück gegeben, gerade weiter zu wachsen:

Judiths Garten

Der Garten bietet noch weitere Attraktionen, z. B. eine richtige Tanne. Erstmals konnte ich deren aufrecht stehenden Zapfen fotografisch festhalten:

Judiths Garten

Auf dem Hundespaziergang konnte ich endlich die Robinienfrüchte, dort sehr zahlreich anzutreffen, in etwas besserem Licht festhalten:

Robinienfrüchte

Bei den ebenfalls abseits stehenden Mandelbäumen hatte ich dagegen weniger Glück. Und da war noch Js ,,Efeubaum“. Auf der Bank vor dem Haus sitzend habe ich endlich verstanden, was sie in früheren Erzählungen damit meinte: Eine an einem losen Zweig sich entlang schlängelnde Efeuranke, die somit eine Art Kunst-Baum ergibt. Wirklich eine Klasse Idee, die an dem Typischen der Efeupflanze, sich einen Träger zu suchen ansetzt und in dieser Richtung etwas nachhilft:

Efeubaum

Auch in der Nachbarschaft begegnet man dort recht interessanten Gewächsen, seltenen Bäumen, aber auch schönen Blumen-Arrangements. Z. B. diese rotblättrigen Sonnenblumen, die so wunderbar ins hochsommerliche Bild passen:

Sonnenblume

Spannungsreich reizvoll

Sehr angenehm war es heute den ganzen Tag über. Ich habe mich fast pausenlos an meinem mobilen Atelier-Arbeitsplatz hinterm Haus aufgehalten und die Partner-Armbänder aus Eibe-Ulme fertig gestellt. Eine wirklich ungewöhnliche Kombination, die auf den ersten Blick sperrig wirkt. Vielleicht auch, weil die Eibe entlang der Wuchsrichtung verarbeitet wurde, die Ulme dagegen im rechten Winkel zur Wuchsrichtung. Das ergibt ganz unterschiedliche Oberflächenstrukturen und -zeichnungen. Auch ist Eibenholz sehr geschlossen und seidenmatt glänzend, während die Ulme durch einen sehr bewegten, kristallin wirkenden und farbig durchaus variablen Zellaufbau charakterisiert ist. Ich bin sehr gespannt, wie die Hölzer in der alternierenden Anordnung nach dem Ölbad wirken. Es müssen zwei äußerlich, vielleicht auch charakterlich sehr unterschiedliche Menschen sein, die sich diese Partner-Armbänder gewünscht haben. In Form der Armbänder die Verbundenheit auszudrücken und optisch zu verstärken war für mich das Hauptmotiv bei der Entwicklung dieser Produktidee. Insofern sind spannungsreiche Verbindungen besonders reizvoll. Ich denke dann immer: hier sind zwei Menschen, die viel voneinander lernen und zusammen in eine möglicherweise nicht leicht vorhersehbare Zukunft wachsen können.

Kurios

Eines meiner Baum-Foto-Themen sind die Kuriositäten. Davon habe ich schon einige zusammen getragen. Meist hat es mit der Wuchsform der Bäume oder ihrer Symbiose mit anderen Lebewesen zu tun, manchmal aber auch mit kulturellen Überformungen. Ich denke da etwa an den Graffiti-Baum. Nun ist mir auf dem mittäglichen Spaziergang ein Veranstaltungsplakat aufgefallen, welches auf ein Rockkonzert in der Region aufmerksam macht, und kurioserweise als Hintergrund-Motiv einen kräftigen grünenden Baum abbildet. Auf den ersten Blick für mich ganz unverständlich, brachte ich es bei genauerem Lesen mit dem Umstand in Verbindung, dass es sich um ein open-air-Konzert handelt: rock om gau. Offenbar sollte der regionale Bezug auf die ländliche Gegend besonders betont werden. Ein Baum als Aufmerksamkeitslenker ist nicht wirklich selten, in diesem Zusammenhang aber doch überraschend. Und deshalb gehört es ab sofort zur Kuriositätensammlung:

Sonnenblume

Nicht fassbar

Manche Motive sind einfach nicht ins rechte Licht zu rücken. Woran liegt das wohl? An der Art, wie sie am Baum platziert sind? Daran, dass ich ihnen grundsätzlich zur falschen Tageszeit begegne? Oder daran, dass sie sich einer Abbildung entziehen und ein Geheimnis um sich verbreiten? Zu diesen Motiven gehören die Früchte der Robinien. Irgendwie liegen sie immer im Halbschatten, lassen sich nicht fokussieren, sind trotz aller Bemühungen kaum darstellbar. Der beste zahlloser Versuche des heutigen Tages ist dieser:

Robinienfrucht

Dabei mag ich sie sehr. Wie auch die Robinien als ganze. Ich glaube, sie wollen mir auf diese Weise zeigen, dass ich noch lange nicht mit ihnen fertig bin. Dass es sich lohnt, wenn ich mich auch künftig darum bemühe, ihre Eigenart zu begreifen. Dass es etwas gibt, was sie verkörpern, für mich derzeit aber noch nicht wahrnehmbar ist.

Besondere Wünsche

Die Sonderwünsche sind in diesem Jahr besonders ausgeprägt. Jeder zweite, der sich für die Lebensbaum-, Wunschbaum- oder Partner-Armbänder interessiert, möchte etwas Abweichendes. Vor allem in der Kombination verschiedener Hölzer liegt offenbar für viele ein Reiz. Deshalb habe ich jüngst die Partner-Armbänder in verschiedenen Versionen angefertigt, z. B. in Apfelbaum-Kiefer oder jetzt in Eibe-Ulme. Und auch die Wunschbaum-Armbänder werden in Kombinationen gewünscht, z. B. Ölbaum-Tanne, Ölbaum-Hainbuche, und angefragt wurde Walnuss-Eibe und Linde-Ulme. Ich habe wegen dieser häufigen Nachfragen diese Möglichkeit der Kombination mit alternierend angeordneten Perlen deshalb in den Shop integriert. Die Interessenten können somit den Aspekt der Verbundenheit auch an Hand eines einzelnen Armbandes nachvollziehen bzw. die Idee des Partner-Armbandes mit dem des Lebensbaum-Armbandes in Zusammenhang setzen.

Üppig

Ich gehöre zu den Glücklichen, die Mariä Himmelfahrt als Feiertag auch wirklich wahrnehmen können, weil er im Saarland gesetzlich und somit frei ist. Ein Frei-Tag mitten in der Woche hat seinen ganz besonderen Reiz. Feiertage sind für mich immer etwas besonderes, sie strahlen eine Atmosphäre aus, die mit ,,normalen“ Tagen nicht vergleichbar ist. Und meist gelingt es mir auch, ihren jeweiligen Sinn zu vergegenwärtigen und für mich erfahrbar zu machen. Der Altar war in diesem Jahr zur Kräutersegnung nicht ganz so üppig geschmückt wie im Vorjahr, aber dennoch ganz schön arrangiert. Einige der Kirchenbesucher hatten auch selbst gestaltete Sträuße aus frischen Kräutern dabei. Ich glaube, unsere beiden waren aber die schönsten und phantasiereichsten. V. hat einen davon schon in der Küche aufgehängt, er hat dort seinen festen Platz und begleitet uns das ganze Jahr über:

Kräuterweihstrauß

Am Nachmittag ein Spaziergang durchs Dorf. Und endlich hatte ich Gelegenheit und das richtige Licht, um den opulent blühenden japanischen Schnurbaum zu fotografieren. Die Blüten waren im Vorjahr nur vereinzelt aufgetreten, nun ist der Baum geradezu übersäht. Gleichzeitig mit den sich über längere Zeit sukzessive sich öffnenden Blüten sind schon die Früchte dabei, sich zu entwickeln:

Schnurbaumblüte

Ebenso üppig und das schon eintöniger werdende Landschaftsbild akzentuierend entwickeln die Ebereschen mit ihren knallroten Früchten eine überdeutliche Präsenz:

Ebereschenfrüchte

Die Tage sollen wieder wärmer und hoffentlich auch heller werden. Ich will versuchen, einige Lücken in meiner Sammlung der Baumfrüchte-Bilder in den kommenden Wochen zu schließen.

Zwei mal Schneeball

Plötzlich entdecke ich in der eigenen Wohnung einen Strauß mit aktuellen Sträucherzweigen. Die rot-leuchtenden Beeren des gemeinen Schneeballs sind mir sehr vertraut und in Kombination mit den charakteristischen Blättern auch eindeutig zuzuordnen. Daneben erkenne ich aber zudem die doldenartigen Fruchtstände des wolligen Schneeballs. Die Früchte dieses Strauchs wirken je nach Standort und Witterungsbedingungen, aber auch in Abhängigkeit vom Reifegrad immer ganz unterschiedlich. Typisch ist aber generell die Mischung aus noch fast weißen, blutrot leuchtenden und schwarzen, fast wie verkohlt wirkenden Beeren. Gerade diese Mischung macht die Frucht sehr dekorativ. In Verbindung mit dem Bruder, dem gemeinen Schneeball, erblickt man ihn zwar in der Natur eher selten, in der Vase ist diese ungewöhnliche Konstellation aber leicht herstellbar und durchaus reizvoll. Was auch noch auffällt und das Bild recht kontrastreich erscheinen lässt: Die Beeren des wolligen sind vertikal irgendwie abgeflacht, die des gemeinen kugelrund. Letztere wirken in vollreifem Zustand transparent, erstere dagegen wie mit Ölfarbe angestrichen und abgeschlossen. Beide aber gehören in unseren Breiten mit zum Bild des Spätsommers und des beginnenden Herbstes. Was den gemeinen Schneeball betrifft, so kann man seine Reize in Form der Frucht zudem noch bis in den tiefsten Winter bestaunen, da sie sich tatsächlich so lange am Strauch hält.

Das Formlose erfahren

Blumen, Vögel, Kristalle und Edelsteine erkennt der amerikanische Weisheitslehrer Eckhart Tolle als Manifestationen, die uns Menschen das Formlose im Alltag erfahrbar machen. Und uns damit unserem wahren Selbst näher bringen. Sie stellen ebenso wie neugeborene Menschen oder Tiere die Oberflächenwelt in Frage, lösen sie quasi auf zu Gunsten des noch nicht Fertigen, des unglaublich tief Gehenden, des mit Verstand nicht Fassbaren. Das Erlangen von Weisheit setzt damit den Verzicht auf reine Verstandesaktivität voraus. Blumen, Vögel, Kristalle und Edelsteine können uns durch ihr bloßes Da-Sein, durch ihr oft unvermitteltes Auftauchen im Lebensalltag dabei helfen, diese innere Weisheit zu gewinnen, Klarheit in unser Leben zu bringen. Was mir bei dieser Aufzählung sofort aufgefallen ist: Er hat die Bäume vergessen. Und gleich danach dachte ich: Vielleicht haben die Bäume doch einen etwas anderen Status. Oft schon habe ich bemerkt, dass Bäume die wohl hervorragendsten Anlässe für Selbstreflexionen des Menschen sind, dass der Mensch sich in ihnen spiegeln kann, dass eine gewisse auch körperliche Nähe und Parallelität zwischen beiden Seinsformen besteht und von vielen Menschen auch so wahrgenommen wird. Könnte man das auch für Blumen beispielsweise sagen? Wohl nicht, die Blumen führen uns auf das Formlose zurück, faszinieren uns durch ihre übernatürliche Schönheit und unwahrscheinliche Wohlgeformtheit. Aber sie spiegeln nicht uns selbst bzw. wir uns nicht in ihnen, wie das in unserem Verhältnis zu den Bäumen gesagt werden könnte. Die Richtung ist die gleiche, aber der Weg dieser Vermittlung des Formlosen ist ein jeweils anderer. Auch die Bäume führen uns in eine Welt, die vor dem Denken, Sprechen und Schaffen liegt, die immer schon unseren Hintergrund darstellt, ohne dass wir es mit Ausnahme weniger Augenblicke der Erleuchtung überhaupt bemerken. Sie führen uns in eine Welt, aus der wir ursprünglich kommen, und aus der wir uns in der materiellen Lebenskonstruktion verlaufen haben. Sie machen uns die Hintergrund-Welt in unserer Kunst-Welt zumindest punktuell sichtbar, lassen sie durchleuchten und bereichern damit enorm unser Lernen und Fortschreiten, bevor wir wieder zurückkehren, um einen neuen Zyklus einzuleiten.

Balance

Die Atmosphäre erinnert schon an den typischen August. Aber natürlich ist es viel zu kühl, das passt eher zum Oktober. So ist dieses Jahr von Anfang an gewesen: unvorhersehbar, sprunghaft, belastend für alle Organismen. Ich schätze, die kommenden Monate werden das bestätigen. Unterdessen versuche ich, wie immer, das Beste aus der Zeit zu machen, das die Verinnerlichung fördernde Klima zu nutzen, um zu mir selber (zurück) zu finden. Einige weitere freie Tage wären dazu hilfreich, sind mir aber nicht vergönnt. Nun geht es darum, ohne diese Hilfe die Distanz zu realisieren, welche für das klare Denken und die Kreativität so wichtig ist. Die handwerklichen Phasen sind dabei sehr förderlich, so auch heute, als ich die drei Wunschbaum-Aufträge plangemäß abschließen konnte. Ich wünsche mir meinerseits ausreichend Gelegenheit und zudem neue Chancen, die für mich so notwendige Balance zwischen Aktivität, Reflexion und Kontemplation umsetzen zu können.

Ruhig arbeiten

Nicht ganz so wie geplant verlief der heutige Tag, aber der Abstecher nach S. wegen Vs Augenproblem hatte wenigstens keine schlimmeren Folgen, weswegen wir alle froh sind. Auch wenn das Problem damit nicht beseitigt ist. Danach konnte ich mit der schon begonnenen Drechselarbeit fortfahren. Für zwei der drei aktuellen Armbänder hatte ich die Rohlinge noch auf Vorrat. Das reduziert die Arbeitszeit erheblich. So hoffe ich, morgen mit dem Bohren und der Feinarbeit das Projekt weitgehend abschließen zu können. Nur das Kantenglätten wird wohl noch einen weiteren Vormittag in Anspruch nehmen. Gute Hölzer sind es diesmal: Eibe, Walnussbaum und der gesamte Baumkreis. Der Auftrag kam gerade noch rechtzeitig vor dem Wochenende, denn nächste Woche wird’s bestimmt extrem hektisch, und solche Arbeiten brauchen einfach Ruhe. Möge das Wochenende im Zeichen dieser Ruhe stehen!