Efeuaktionen

Komischer Tag. Als sonniger Frühlingstag die ganze Woche über angekündigt, entpuppte er sich als verregnet – fast ohne Ende. Meine spaßmäßige Ankündigung gegen 16.00 Uhr, dass das heute noch was wird, hat sich dann eine Stunde später bewahrheitet. So konnte ich zwar mein Vorhaben, die Reifen zu wechseln nicht mehr realisieren, aber der Efeuschnitt ließ sich noch erledigen. Und nachdem ich damit angefangen hatte, sind auch M. und V. nachgezogen und fingen an, im Garten zu arbeiten. Manchmal muss eben einer das Zugpferd spielen. Der die Begrenzungsmauer bewachsende Efeu war tatsächlich sehr üppig geworden. Deshalb war es notwendig, ihn sehr radikal zu schneiden und sehr viele Äste und Ausläufer auszudünnen. Ich denke, es wird schnell nachwachsen, und dann schließen sich die jetzt noch unschön hervor scheinenden Lücken, die das verholzte Geäst im Untergrund erkennen lassen. Ähnlich war es bei der Grotte, bei der die neuen Triebe, mit zahlreichen starken Fruchtdolden dieses Jahr vor allem in die Höhe geschossen sind. Auch dort musste ich eimerweise Triebe entfernen, um der Grotte ihre Form zurück zu geben. Dabei sind jede Menge kleine Zweige mit Früchten abgefallen, die M. morgen in einer Vase zusammenstellen will und die uns eine ganze Weile noch an die Fruchtsaison des Efeus erinnern werden. Für mich selber sind auch noch einige Kugeln übrig, die ich wiederum aufzudrücken will, um die Samenkerne zu isolieren. Die letzten sind inzwischen schon weitgehend ausgetrocknet. Nun fehlen nur noch die angekündigten 21 Grad am morgigen Sonntag. Wäre gut für einen längeren Spaziergang, der schon länger nicht mehr möglich war. Am kommenden Wochenende habe ich dafür umso mehr zu laufen (London). Hoffentlich macht das Land seinem Negativ-Wetter-Image als chronisch verregnet diesmal nicht alle Ehre.

Erfolgreicher Abschluss

Mein Zeitplan für die Realisierung der letzten Armbänder ist aufgegangen. Zusätzlich habe ich aus einem flachen Randstück noch eine Holzklinge hergestellt. Das war eine Premiere, ein völlig ungewohnter Gegenstand. Aber die Form des Abschnitts hat eine Überformung in dieser Richtung nahe gelegt. Sie musste nur noch verstärkt werden. Aus dem ebenfalls geplanten Handschmeichler wird dagegen nichts. Das vorgesehene Stück hatte sich durch den Trocknungsvorgang sehr stark reduziert und wäre nach dem Oberflächenschliff einfach zu klein ausgefallen. Aber schön, nun ist diese Arbeit abgeschlossen, und ich kann mich morgen profaneren, aber dennoch notwendigen hauspraktischen Aufgaben widmen – bei hoffentlich frühlingshaftem Wetter.

Erlebnisverluste inklusive

Schade, seitdem die Bäume in den öffentlichen Anlagen des ganzen Dorfs im letzten Jahr geschnitten wurden, sind sie nicht mehr so ,,nah“. Das hat vor allem mit den unten liegenden Ästen zu tun, die wie unter Zwang von der Stadt immer wieder entfernt werden. Für den aufmerksamen Spaziergänger bedeutet das, dass er die Blüten, Blätter und Früchte nur noch aus größerer Distanz betrachten kann. Dabei sind viele Details nicht sichtbar, die ihren Charme erst in der Nahsicht offenbaren. Da geht einiges von dem schon optisch wahrnehmbaren Reichtum der Bäume verloren. Und vergessen wir nicht: Die Bäume sind nicht bloß isolierte Lebewesen, die zufällig irgendwo verwurzelt sind und ansonsten so vor sich her leben. Sie sind Mit-Bewohner, deren Existenz und Gestalt wesentlich von unserer Achtsamkeit abhängt und in der Reflexion ihre eigentliche Form erhält. Die Bäume existieren vor allem in unseren Köpfen, welches Bild sich aber ausbildet, steht in direktem Zusammenhang mit der Reichweite der Beobachtung. Der ingenieurmäßigen und ökonomischen Denkart öffentlicher Grünanlagenpflege ist in den vergangenen Jahren schon vieles zum Opfer gefallen. Es tut mir immer wieder weh, das mitanzusehen. Gleichzeitig entwickele ich bei diesem Thema eine Art Wehmut, denn das so verhinderte oder zumindest behinderte Sehen der Bäume ist einfach verloren, Erlebnis- und Erkenntnisverluste für uns Menschen inklusive.

Vermisste Tulpenbäume

Bei der Fahrt nach D. heute Vormittag bin ich an ,,meinem“ Park mit dem Kreis junger Tulpenbäume vorbeigefahren. Es ist ja jetzt schon fast zwei Jahre her, dass ich zuletzt regelmäßig während der Mittagspausen dort gewesen bin. Um Luft zu schnappen, auf dem Weg hin und zurück mein Butterbrot zu essen und zwischendurch die jahreszeitlich interessanten Fotomakros von Blättern, Blüten, Früchten und Landschaftsausschnitten festzuhalten. Aus dieser Zeit, gerade von diesem halbstündigen Spaziergang, stammen meine besten Motive, darunter so exotische Seltenheiten wie die Blüte des Tulpenbaums. Man könnte meinen, sie vermissen mich, so wenig sind sie in den beiden Jahren gewachsen. Mag sein, der Eindruck täuscht, da sie zurzeit noch keine Blätter tragen und sich winterkahl präsentieren. Aber ich glaube tatsächlich, dass sie in der Zeit vorher sehr viel stärker in die Höhe und Breite geschossen sind. Es fehlt eben jemand, der sich in gleicher Weise an Ihnen erfreut wie ich. Und der jedes Detail an ihnen wie ein kleines Wunder zu schätzen weiß. Wenn ich etwas vermisse an meinen Jahren in D., dann sind es diese Spaziergänge und die vertrauten Bäume des Lieblingswegs. So etwas werde ich in vergleichbarer Form sicher nicht mehr erleben.

Zu neuer Frische kommen

So hell plötzlich am Abend, was so gar nicht zur Trübheit der letzten Tage passt, und zur desolaten Verfassung der meisten Leute, denen ich dieser Tage begegne. Wir brauchen ihn einfach, den richtigen Frühling, damit die Lebensgeister zu neuer Frische finden können. Die 1,5 Stunden handwerkliche Arbeit am Abend (diesmal: Weide) tun mir gut. So komme ich außerdem mit dem Projekt voran und kann am Wochenende aufgestaute Projekte angehen: Reifenwechsel, Kurzreferat für London vorbereiten, Efeuschneiden u. a. Noch etwas Erfreuliches: Nachdem ich mich nicht mehr weiter darum gekümmert habe, sind die zarten Sprosse der Gleditschiensamen nun doch noch stärker geworden. Nun bin ich gespannt, ob sich wirkliche kleine Bäumchen daraus entwickeln werden. Unkraut, wie V. vermutet hatte, scheint es jedenfalls nicht zu sein, da alle Sprösslinge dieselben Blättchen tragen.

Anregende Unwahrscheinlichkeit

M. sagt, das war von den frühen Morgenstunden an ein merkwürdiger Tag heute. Angefüllt mit einer Reihe wenig erfreulicher und tendenziell unfassbarer Ereignisse. Tatsächlich hatte auch in meiner eigenen Beobachtung dieser Tag einen Touch von Unwahrscheinlichkeit oder besser: Unwirklichkeit. Auch wenn er für mich eher unspektakulär verlief, hatte ich auch zeitweilig den Eindruck, mich vom ,,richtigen“ Leben abzuheben. Immerhin, in solcher Lage gehen die Erkenntnisse manchmal weiter, und man sieht manches klarer. Unwahrscheinlichkeiten gehören deshalb für mich zum Faszinierendsten und Anregendsten überhaupt. Wenn ich dann, wie heute Abend, noch Gelegenheit habe, ein wenig handwerklich zu arbeiten (Perlen aus Weide) und das rationale Denken abzuschalten, kann ich eine durchaus positive Bilanz ziehen. Und turbulent wird’s ohnehin bald wieder, ganz ohne mein Zutun.

Verwaschenes Wetterjahr

Immerhin, das Schmuddelwetter bringt es mit sich, dass die Frühlingsblumen sich viel länger halten als im Vorjahr, als der April schon sommerlich warm war und die Osterglocken, Krokusse, Tulpen und Narzissen im Null-Komm-Nichts verwelkt waren. Das ist die schöne Begleiterscheinung eines ansonsten nervtötenden und demotivierenden jahreszeituntypischen Klimas. Die andere Seite ist, dass sich bei den Bäumen nicht viel tut, weil zu wenig Sonne, und abgesehen von wenigen Straucharten die Blüte sich scheut hervorzutreten. Ich glaube mich erinnern zu können, dass ich die Blüten der Felsenbirne vor Jahren einmal bereits im Februar beobachtet hatte. Dieses Jahr tauchen sie jetzt erst, Mitte April auf. Und Vs Stimmung in punkto Bienen und Honigernte bewegt sich allmählich abwärts. Er befürchtet, dass die gesamte Frühtracht, im Vorjahr so üppig, diesmal wohl komplett ausfällt. Eben auch wegen der Witterung. Tatsächlich, bei einem derart ausgedehnten Winter, der seinerseits keiner war, ist mit einem Durchmarsch-Frühling und einer anschließenden verwaschenen Sommer-Herbst-Zeit zu rechnen. Nicht besonders erfreulich. Wollen wir hoffen, dass wenigstens die Temperaturen stimmen. Und was die Honigernte betrifft: Das gute Ergebnis aus 2007 kann Verluste in diesem Jahr sicherlich auffangen.

Chrono-Biologie

Das Nachtcafé gestern hatte wieder ein interessantes Thema: den Frühling und die Frühlingsgefühle. In der Runde saßen eine Heilpraktikerin und Buchautorin (Susanne Fischer-Rizzi, ihr Buch ,,Blätter von Bäumen“ schätze ich sehr), ein Chrono-Biologe mit guten Einsichten in die Rolle der jahreszeitlichen Zyklen für die Biologie des Menschen, eine Journalistin, die mit Natur nichts anfangen kann und sich lieber an städtische Kultureinrichtungen hält, ein im Rothaargebirge ohne fließendes Wasser und Strom mit seiner Familie lebender Berghirte und Waldarbeiter, und eine in Deutschland wirkende Amerikanerin, die als Hohepriesterin der Liebe benannt wurde und die sexuell-emanzipatorische Frühlingsfeste für Frauen inszeniert. Unabhängig von der für solche Fernsehsendungen typischen Zusammenkunft von Extrempersönlichkeiten, finde ich das Thema außerordentlich zentral. Wie in der Diskussion immer wieder auch angesprochen wurde, wird die Bedeutung der jahreszeitlichen Veränderungen in der umgebenden Natur auf die Natur von uns Menschen häufig unterschätzt bzw. gar nicht erst wahrgenommen. Für mich als Wetterfühligem ist so eine Ignoranz ohnehin nicht nachvollziehbar. Dass jemanden der Anblick der Blühens und Grünens im Frühjahr, das Beobachten von Wachstum und Reifen im Sommer, und das langsame Sich-Zurückziehen im Herbst völlig unberührt lässt, kann ich aber kaum glauben. Die Journalistin war innerhalb dieser Diskussionsrunde dann auch die einzige. Für alle anderen hatte der Frühling, der hier nur exemplarisch stand für den zyklischen Faktor, aber durchaus eine besondere Ausstrahlung und Wirkung. Mir geht es mit den Veränderungen in der Natur das ganze Jahr über so, dass ich ein Bedürfnis habe, sie zu beobachten, zu beschreiben, auf vielfältig Weise zu reflektieren, kreativ zu überformen, zum Gegenstand von Kommunikationen zu machen. Besser als am zyklischen Wachstum der Bäume kann man diesen Zusammenhang wohl kaum deutlich machen. Und so ist es eines meiner Hauptanliegen mit Wunschbaum und Baumtagebuch, die Aufmerksamkeit, oder die ,,Achtsamkeit“, wie die Zen-Buddhisten es nennen würden, gegenüber Bäumen und für Veränderungen, Entwicklungen und Erscheinungen natürlicher Details zu verbessern. Es geht dabei weniger darum, meinen eigenen Zugang zum Thema zu vermitteln. Vielmehr mag jeder, den es anspricht, leichter auf die Spur seiner eigenen, ganz individuellen Baum- und Naturwahrnehmung finden und sich dort regelmäßiger und hoffentlich mit wachsender Begeisterung aufhalten.

Wunschlose Zeit

Die Wünsche sind in letzter Zeit eher rar. Wohl eines der bekannten Tiefs in der Stimmungslage der Nation. Oder soll ich sagen: Europas. Denn die Wünsche kommen ja aus dem ganzen deutschsprachigen Raum. Dass sie zurzeit spärlich tröpfeln ist nicht ungewöhnlich. Ich beobachte das schon seit Initiierung des virtuellen Wunschbaums in 2003. Das zeigt mir, dass es so etwas wie kollektive Stimmungen gibt, deren Ursache sich zwar vermuten, aber im Einzelfall nicht genau bestimmen lässt. In diesem Fall bedeutet es wohl: Die Zeit ist für viele nicht wirklich reif zum Wünschen. Das Wünschen nämlich setzt Hoffnung voraus, Zuversicht, dass die Wünsche in Erfüllung gehen können. Diese Zuversicht scheint vielerorts gegenwärtig zu fehlen. Die Menschen sind vorsichtig, vielleicht sogar etwas resignativ. Sogar in so einem privaten Bereich wie dem Zeichnen persönlicher Wunschbilder.

Spannende Arbeit am Holz

Es beruhigt mich, dass es mir nicht allein so geht. Sogar die Nachrichten machen es schon zum Thema. Dass nämlich die Witterung die Menschen müde macht und ein erhöhtes Schlafbedürfnis zur Folge hat. So ist es tatsächlich, und diesem biologischen Tief entspricht auch die kommunikative Atmosphäre, die durch eine Mischung zwischen Teilnahmslosigkeit und Inaktivität gegenwärtig gekennzeichnet ist. Auch wenn es zum Wochenende hin noch kühler werden soll, ich freue mich auf die bevorstehende Arbeit mit Kirschbaumholz. Eine seltene Gelegenheit, denn außer für private Zwecke habe ich dieses Armband bisher noch nicht produziert. Was mich immer schon verwundert hat, gehört der Kirschbaum doch zu den bekanntesten und beliebtesten Bäumen unserer Breiten überhaupt. Aber die Interessenten orientieren sich eben bevorzugt an der Systematik des Keltischen Baumkalenders und nicht so sehr an ihrem Wunsch- oder Lieblingsbaum. Eine Regel gibt’s allerdings nicht: Vorletztes Jahr bestand ein großes Interesse an ausgefallenen Wunschbaum-Armband-Kombinationen. Das ist zurzeit wieder stärker auf meine ,,klassischen“ Angebote konzentriert. Eigentlich gut so, denn so kann die Arbeit an diesem ohnehin vielfältigen Projekt niemals an Spannung verlieren.

Herausforderung Feigenbaumholz

Feigenbaumholz hat die Eigenschaft zu verbrennen, wenn es mit hohen Drehzahlen bearbeitet wird. So wie mit meiner Mini-Kreissäge, die ich zur Herstellung der Armbandperlen verwende. M. hat über den merkwürdigen Geruch geklagt, der offenbar vom Keller bis ins Erdgeschoss vorgedrungen war. Und tatsächlich, dieses an den Schnittkanten verbrannte Holz riecht sehr intensiv, allerdings ist es ähnlich, wenn das Holz in größeren Abschnitten gesägt wird und sich der Duft der Späne verbreitet. Das muss wohl mit Inhaltsstoffen dieser Art zusammenhängen, ein Geruch, der typisch und wie die meisten Holzstaubgerüche ganz und gar unverwechselbar ist. Eigentlich fände ich das Ganze recht amüsant, wenn die Verbrennungen nicht ein Mehr an Schleifarbeit zur Folge hätten. Zudem ist dieses vordergründig so leichte Holz quer zur Faser außerordentlich zäh und macht das Schleifpapier schnell stumpf. Nicht ganz einfach also die Arbeit mit dem Feigenbaum, aber auch herausfordernd. Da kann das spätere Ergebnis eigentlich auch nur noch aus der Reihe fallen.

Bäume und städtische Lebensqualität

Es gibt ganz schnuckelige Ecken in M., die man gewöhnlich nicht zu sehen bekommt. Heute war mir das Warten auf M., die dort eine Behandlung hatte, Anlass, mich näher im Stadtteil umzusehen und auch mal in entlegenere Straßenzüge vorzudringen. Wo Menschen offensichtlich in sehr gemütlicher Atmosphäre leben und so gar nicht Bewohner einer Mittelstadt zu sein scheinen. Da wirkt es eher wie in einem Dorf, mit einer geradezu unheimlichen Ruhe und spürbaren Losgelöstheit. Dabei liegen diese Straßen nur eine Reihe hinter den oft befahrenen und bekannten, näher zum Rand der Innenstadt. Seltsam, dass Stadtspaziergänge bisweilen die besten Gelegenheiten sind, das Blühen, im Sommer das Grünen, und im Herbst das Fruchten der Bäume zu beobachten. Es fällt einfach deutlicher auf. Vielleicht weil die Bäume hier meist Solitäre sind, gut gepflegt und sauber geschnitten werden. Vielleicht aber auch, weil die optisch attraktiveren Arten natürlich zum Bepflanzen von Vor- und Hintergärten vorgezogen werden. Aber das kann ich tatsächlich immer wieder staunend feststellen: Natur ist im kulturellen Rahmen einfacher und deutlicher wahrnehmbar. Ohne diese Naturausschnitte inmitten unserer Wohnumgebung würde uns entschieden etwas fehlen, was für Lebensqualität steht und diese erkennbar beeinflusst. Im Positiven natürlich.

Bäume ziehen ist schwierig

Irgendwie kommen die vor zehn Tagen eingesetzen Baumsamen nicht in die Gänge. Die wenigen zarten Sprosse, die nach einigen Tagen hervorkamen, haben sich seitdem nicht mehr weiter entwickelt. Vielleicht hat das mit dem Mangel an Sonne zu tun. Vielleicht ist der Raum zu kühl, vielleicht die Erde aber auch zu feucht, so dass die Samen verfault sind. In so einer Kunststoffschale kann die Feuchtigkeit ja leider nicht nach unten abziehen und staut sich. Andererseits kann man es auch nicht ganz austrocknen lassen. So bin ich nicht sicher, ob das Projekt von Erfolg gekrönt sein wird. Kann sein, dass ich noch mehr Erfahrung mit dieser Art, Bäume aufzuziehen sammeln muss. Aber schön wär’s natürlich, so eine Gleditschie aus einem ihrer Schotenkerne aufziehen zu können.

Frühlingsahnungen

Nun kommen allmählich doch Frühlingsgefühle auf. Beim nachmittäglichen Spaziergang konnte ich die teils in voller Blüte befindlichen und teils schon abgeblühten Schlehen beobachten. Die Weißdornsträucher bilden ihre ersten zarten Blattknospen aus. Und in Hausnähe steht die Nashibirne schon in voller Blüte. Man sieht es auch, wenn man im Auto an Baum- und Heckenreihen vorbeifährt. Innerhalb weniger Tage ist das Grün wieder als Farbe ins Blickfeld getreten. Es gibt uns eine Ahnung von Wachstum und frühlingshaftem Aufbruch. Nun müssen nur noch die Temperaturen mitziehen und einigermaßen konstant bleiben. Dann wird der Frühling auch bei uns Menschen angekommen sein und die gegenwärtig verbreitete Lust- und Antriebslosigkeit vertreiben.

Überraschung mit Weiden

Auch die Weide bringt immer wieder Überraschungen mit sich. Die Abschnitte aus eigener Sammlung waren bisher immer ziemlich gelblich. Nach dem Feinschliff blieben auf der Oberfläche immer noch ganz feine Fasern sichtbar, die sich auch nach vorherigem Wässern nicht beseitigen ließen. Bei dem Material, das mir für das aktuelle Armbandprojekt zugeschickt wurde, ist das Verhalten der Fasern ähnlich, das Holz selber erscheint aber viel heller und nach dem Schliff mit 600er Papier enorm glatt. Das habe ich in dieser Form noch nie beobachtet. Möglicherweise liegt es an der Unterart und besonderen Eigenschaft des zugehörigen Holzes. Vielleicht aber auch an speziellen Wachstumsbedingungen, die die Textur des Holzes mitbestimmt haben. Ich werde es nie erfahren. Die Arbeit aber gewinnt durch solche Überraschungen. Durch sie erfahre ich immer wieder neue Facetten einer Holzart. Und das lässt häufig symbolische Rückschlüsse auf die Baumart zu.

Unschlüssig

Eigentlich hatte ich einen handwerklichen Samstag geplant. Aber ich bin jetzt nicht sicher, ob es sich wird realisieren lassen. Wahrscheinlich ist doch eine Einkaufstour notwendig. Und dann kommt es darauf an, ob ich am Nachmittag noch die Zeit finde. Wäre schön gewesen, so zum Ausklang der Woche, aber andererseits ist es bei schneeischem Wetter auch nicht das reinste Vergnügen. Wie ich immer wieder feststellen muss: Die Arbeit am Holz und die Beobachtung der Bäume stehen in enger Verbindung, sind geradezu abhängig von der Sonne. Je weniger Sonnenstrahlen und -wärme, desto weiter weg liegt die Versuchung, sich dieser Arbeit bzw. Muße zu widmen. Es geht dann nur mit Disziplin, wirkliche Freude kommt aber nicht auf. Also, ich werde das Vorhaben davon abhängig machen, ob trotz Kälte und Schnee die Sonne hervortritt. Ansonsten werde ich es auf das kommende Wochenende verschieben.

Atmosphärische Dichte

Das Thema der Info-Fibel für Kinder über verschiedene Baumarten war am späten Nachmittag noch einmal Thema eines Gesprächs mit R. C.. Mal sehen, vielleicht ist der Hochsommer die richtige Zeit, um in dieses Projekt einzusteigen. Wenn die Bäume grünen, die letzten Blüten strahlen und die ersten Früchte sich ausbilden. Dann sind die Bäume als zyklische Lebenssymbole besonders präsent. Ich schätze, das wird sich dann auf die Qualität und atmosphärische Dichte des Textes und der Illustrationsbeschreibung positiv auswirken. Unterdessen bin ich froh, dass das erste Broschürenprojekt zu der Reihe der Ausbildungsberufe zu einem guten Abschluss gekommen ist. Interesse potenzieller Abnehmer inklusive. Also ein insgesamt Zuversicht erzeugender Tag.

Wundersame Efeusamen

Die Efeusamen, die ich am Wochenende aus den fleischigen schwarzblauen Hüllen gepult und zum Trocknen auf der Fensterbank deponiert habe, fangen schon an, ihre papierartigen Hüllen auszubilden. Im gleichen Maße, wie die in ihnen gespeicherte Feuchtigkeit entweicht, werden die Samen leicht und die Außenhülle entwickelt eine perlmutartgleiche schimmernde Oberfläche. Wie die ganze Pflanze faszinieren mich auch diese Samenkörner in ihrer unwahrscheinlichen Anmutung und ihrer Umwandlung von einem opaken Kern in eine leichte Hülle. In dieser Wandlung spiegelt sich die Vielgestaltigkeit in der Erscheinung und dem Wachstum dieser Kletterpflanze, ganz nach der Erkenntnis ,,Wie im Großen so im Kleinen“. Wer sich unter Efeusamen nichts vorstellen kann, hier eine Aufnahme. In wenigen Wochen werden die kleinen Samen eine fast transparente weißliche Haut besitzen:

Trocknende Efeusamen

Widersprüche

Die Nachrichten berichten ständig vom angeblichen Jobboom und der anhaltend guten Konjunktur. Im Wechsel allerdings mit genau gegenteiligen Mitteilungen über stetig sinkende Reallöhne und den Zuwachs an unsicheren Arbeitsverhältnissen. Letzteres deckt sich eher mit meiner Erfahrung. Es ist geradezu unglaublich, was man aus Statistiken alles machen kann. Gegenwärtig habe ich allerdings den Eindruck, dass Politik und Medien eine Koalition eingegangen sind und sich gegenseitig stützen. Ernst nehmen kann ich die täglich sich selbst widerlegenden Darstellungen jedenfalls nicht mehr. Dahinter muss schon System stecken. Mein reales Leben ist unterdessen von Geduldsproben, zwischenzeitlichen Hoffnungsschimmern und nicht unerheblichen Lernzuwächsen gekennzeichnet. Ich glaube, so viel, und auf unterschiedlichen Ebenen, habe ich zuvor noch nie gelernt. Allein deshalb hat sich der Entschluss zur Selbständigkeit jetzt schon bezahlt gemacht. Und das Potenzial zum Ausbauen meines Projekts sehe ich durchaus. Vielleicht gelingt dann auch das Fernziel einer Konzentration auf Inhalte. Wenn dies möglich sein sollte, kommen auch die Bäume inhaltlich wieder stärker zu ihrem Recht.

Nachgefragter Baumtext

Wenigstens komme ich zwischendurch dazu, ein wenig in meiner neuen Enzyklopädie ,,Wohnen mit Holz“ zu blättern, die ganz so neu nicht mehr ist. Tatsächlich stapelt sich bei mir die Baum- und Holzliteratur, ohne dass der Stapel wesentlich abgetragen werden könnte. Aus Zeitmangel, könnte ich sagen, aber natürlich gibt es so was gar nicht, es kommt nur darauf an, was gerade vordringlich erscheint. In diesem Buch werden sogar ganz seltene Hölzer beschrieben, die von Straucharten stammen, mit denen wohl kaum jemand eine wirtschaftliche Verwertung verbindet. Das finde ich besonders spannend, zumal ich selber immer mehr solcher Raritäten zusammentrage, das prominenteste Beispiel von letztem Jahr sind wohl die kleinen Abschnitte des Pfaffenhütchenstrauchs. Und sicherlich werden im Laufe des Jahres neue hinzukommen. Vom Holz zurück zum Baum hat mich ganz überraschend die Anfrage eines Redakteurs der Heidenheimer Zeitung geführt. Er interessierte sich für meinen Text über den Maibaum ( Der Maibaum – Zwischen Himmel und Menschen
), der im Rahmen einer Sonderausgabe zu regionalem Brauchtum Mitte April erscheinen soll. Es ist noch nicht ganz sicher, ob Auszüge des Textes Verwendung finden werden, freuen würde es mich sehr, zumal der Text in der Vergangenheit schon einige Liebhaber gefunden hat. So hat mich heute einmal wieder die Symbolik der Bäume eingeholt und mich daran erinnert, dass ich den verlorenen Faden meiner Beschäftigung mit dem Lebensbaumbegriff endlich wieder aufnehmen sollte.

Ausflug in den Efeuwald

Das Licht dieses Tages war genau richtig für einen Besuch im Efeu-Märchenwald, wie ich einmal nennen mag. Andere, denen ich den Weg erklärt habe, durften diese schöne Oase heute erstmals erleben, aber wie immer war er keineswegs übervölkert. Nur wenige Spaziergänger waren meist aus der Ferne nur zu entdecken. Das macht den Gang umso entspannter und den kleinen Ausflug umso erholsamer. Diese Bilder markieren einige Stationen des Weges:

Efeuwald im März

Efeuwald im März

Efeuwald im März

Totholzbruch

Flechten

Silberbäume

Vogelhaus an starker Buche

Schwierige Holzarbeiten

Es war ganz schön schwierig, aus den sehr stark geschwundenen und ohnehin sehr schmalen kleinen Abschnitten des Feigenbaums genügend Material zu gewinnen. Beim Drechseln hat sich dann zudem herausgestellt, dass einige der Stäbe innen rissig oder mit Einschlüssen versehen waren. Bei einem trat die weißliche Markröhre an die Oberfläche. Schlechte Voraussetzungen, um gleichmäßig starke Stäbe herzustellen und später gleichmäßig dicke Perlen zu erhalten. Jedenfalls habe ich auch die kleinsten Teile verarbeitet und hoffe nun, dass es insgesamt für das Armband ausreicht. Wenn man bedenkt, mit welchem Aufwand die Gewinnung dieser winzigen Teilchen bis jetzt schon verbunden war, müsste das Band eigentlich unbezahlbar sein. Aber die Idee, die von Seiten der Kundin damit verbunden ist, finde ich eben sehr schlüssig, deshalb macht mir die Arbeit an diesem Projekt viel Freude. Die Kanteln für die Weidenbänder habe ich auch schon vorbereitet. Ich denke, im Laufe des Aprils werde ich alles abschließen und ein Päckchen in Richtung Schweiz schicken können.

Eher unspektakulär

Ein unauffälliger Freitag, der ein eher unspektakuläres Wochenende verspricht. Vielleicht werde ich die Stäbe für die diversen Armbänder und Stäbe von Frau R. vorbereiten (Weide und Feigenbaum). Das heißt ein wenig Sägearbeit. Ansonsten möchte ich mich meinen Programmierstudien widmen. Da gibts noch unendlich viel zu entdecken. Aber die Geheimnisse zu lüften hat auch seinen Reiz.

Erste Baumproduktion

Die ersten Sprosse unserer Baumsamen haben sich schon gezeigt. Ich kann allerdings nicht sagen, ob es sich um kleine Gleditschien handelt oder um Efeu. Diese beiden Arten hatte ich V. vor etwa einer Woche zum Einpflanzen in Torfbällchen überlassen, da ich sehen wollte, ob aus diesen Samen etwas werden kann. Nun bin ich sehr gespannt, ob sich daraus tatsächlich richtige kleine Bäumchen entwickeln. Es wäre mein erstes Projekt dieser Art. Bisher hatte ich mich auf diesem Gebiet noch gar nicht betätigt. Aber es ist gut, wenn mein Spektrum in Sachen Baumbeobachtung wieder um eine Facette reicher wird. Bis dahin waren mir nämlich Baumpflanzaktionen weniger vertraut und ich konnte damit auch nicht so viel anfangen. Mich im Kleinen auf diese spielerische Weise dem Thema zu nähern, ist wahrscheinlich genau das Richtige für mich.

Symbol des Lebens

Mein Makrofoto mit den Jahresringen eines Kiefernstammes, das beim ersten Versuch vor einigen Monaten abgelehnt wurde, ist heute schon zum vierten Mal, und dann auch noch in der XL-Version heruntergeladen worden – 10 Credits, super. Von derselben Agentur, die zwei Wochen zuvor bereits dasselbe Motiv in S erworben hat. Das bestätigt mir einmal mehr, dass ich einen ganz guten Blick für aussichtsreiche Motive habe. Und ich bin sicher, dieses Motiv wird noch weitere Interessenten finden. Das ist ein Grund, warum ich im Sommer, wenn das handwerkliche Arbeiten draußen wieder mehr Freude macht, eine ganze Serie von Stammquerschnitten planschleifen und fotografieren möchte. Bei unterschiedlichen Arten wird das Ergebnis eine recht breite Variationenpalette offenbaren. Die Aussicht, dass es unter den Stichworten ,,Baum“, ,,Jahresringe“ oder ,,Lebensalter“ gefunden wird, ist recht hoch. Es ist eben ein sehr schlüssiges Symbol des Lebens.

Frühling und kreatives Schaffen

Feigenbaum und Co müssen sich dieser Tage warm anziehen. Ich hoffe, die schon vereinzelt zu sehenden frischen Knospen werden die Frosttemperaturen überleben und die Bäume können mit dem einsetzenden Frühling gleich ihr Wachstum fortsetzen. Dann geht es nicht nur ihnen besser, auch die Menschen werden die zwischenzeitlich nur kurz aufflackernde Aufbruchstimmung der Natur genießen und in eigene Aktivität übersetzen können. Ich freue mich jedenfalls auf alles, was dies an Kreativität in mir hervorzulocken im Stande ist.

Feiertage befördern kulturellen Sinn

Ich bin sehr froh, dass es Feiertage gibt. Und dass sie in Deutschland noch nicht der ökonomisierenden Denkart zum Opfer gefallen sind. Die meisten jedenfalls. Sie bieten unvergleichliche Möglichkeiten, sich kulturelle Traditionen, im religiös-spirituellen Zusammenhang ebenso wie solche mit eher weltlich-politischem Hintergrund zu vergegenwärtigen und damit lebendig zu halten. Und in diesem Zusammenhang auch einmal zur Ruhe zu kommen. Dabei ist es für mich unerheblich, ob alle Menschen etwas mit Traditionen verbinden oder sich aktiv gestaltend an ihrer Reproduktion beteiligen. Allein der äußere Anlass bietet die Chance und wird auch bei den passiven ,,Mitläufern“ nicht ihre Wirkung verfehlen. Besonders angetan bin ich immer wieder von den Traditionen, Bräuchen und Riten rund um die Feier des Frühlings, des Palmsonntags und des Osterfestes. Der Fernsehbericht über verschiedene Ausformungen in traditionsverbundenen bayerischen Gemeinden hat einige früher angelesene Bräuche wieder in mein Gedächtnis zurück gerufen. Besonders das Binden von Palmbüschen, die häufig neben Buchsbaumzweigen auch verschiedene immergrüne Nadelholzzweige und die ersten männlichen Blütenkätzchen der (Sal-)Weide verwenden, finde ich spannend. Bei uns ist lediglich das Bündel aus Buchs gängig, das am Palmsonntag zum Segen mit in die Kirche gebracht und später hinter Türkreuzen im ganzen Haus aufgeteilt wird. Diese bayerischen Gemeinden kennen darüber hinaus aus sog. Palmstangen und andere aufwändigere Palmbuschen aus mehreren Gehölzen, die symbolisch für die Erneuerung der Natur und des Lebens insgesamt stehen, natürlich auch im transzendentalen Sinne. Ich denke, dass das gemeinsame Pflegen alter Traditionen dieser Art eine enorme kommunikative und gemeinschaftsfördernde Kraft haben kann. Ich wünsche allen Initiativen den richtigen Weg zu finden, um auch künftig sinnhafte Hintergründe und Motive in verständlicher und zeitangemessener Form zum Ausdruck bringen zu können.

Schöner Ostertag

Ein schöner ruhiger Tag mit kontemplativem Fernsehblick auf die Papstmesse in Rom und einigen nicht minder spannenden Berichten über das Alltagsleben und Arbeiten im Vatikanstaat. Am Nachmittag dann hat uns dieser Ostersonntag doch noch mit hellem Licht überrascht und die scheußlichen Eindrücke der vergangenen Tage wettgemacht. So konnten wir zusammen einen längeren Spaziergang unternehmen und uns wie viele andere an den unverhofften Sonnenstrahlen freuen. Begegnungen mit Hunden und Bekannten inklusive. Die Landschaft bietet ansonsten zurzeit noch kaum Attraktionen. Nur in Häusernähe lässt sich hier und da etwas Interessantes entdecken. Dieses hier war keine Neuentdeckung, aber ich hatte noch nie die Gelegenheit, das unglaubliche Werk eines Heckenschnittprofis im Bild festzuhalten. Jedesmal bin ich wieder aufs Neue erstaunt, wie exakt sich eine Zypressenhecke in Form bringen lässt. So dass man von weitem meint, eine Mauer in Grün zu erblicken. Diese muss kürzlich erst wieder geschnitten worden sein. Kein einziges Ästchen bricht aus der strengen Geometrie aus:

Zypressenmauer

Zypressenmauer

Ich wäre zu gerne einmal dabei, wenn die Hecke bearbeitet wird. Eigentlich kann ich es mir nicht anders denken, als dass eine Art Gerüst dabei zum Einsatz kommt, das diese Akkuratesse möglich macht. Aber auch die gepflanzte Art muss eine Rolle spielen. Mit unseren Garenzypressen wäre so ein Ergebnis auch bei ausgefeilter Technik nicht zu erzielen.

Wintereinbruch zu Ostern

Wenn ich zum Fenster hinausschaue, sehe ich die ersten echten Schneeflocken dieses Winters. Und das einen Tag nach Frühlingsanfang und am Vortag von Ostern! Ganz schön skurril. Jedenfalls war der Spaziergang mit Hund heute nicht die reinste Freude, so heftig ist einem der Regen ins Gesicht geschlagen. Wenn J. und W. zu Besuch sind, bleibt aber nicht viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Dann ist immer Programm, und natürlich steht heute Abend der gemeinsame Besuch der Osternachtfeier an. Ich glaube, das hatten wir in dieser Form schon seit Jahren nicht mehr, deshalb bin ich froh, wenn sich einmal wieder die Gelegenheit bietet, das Osterfest gemeinsam zu feiern, bevor W. morgen zu seiner Mutter nach P. weiter fährt. Beim Spaziergang am Nachmittag hat er mir dann noch einige Details zu dem abenteuerlichen Trip nach M. vor einer Woche erzählt, von dem sie diese Unmenge an Efeuholz mitgebracht hatten. Leider war nicht mehr genug Platz im Auto, um es mitzubringen. So werde ich mich wohl erst beim nächsten Besuch in G. von der Qualität des ungewöhnlichen Materials beeindrucken lassen können.

Am Karfreitag

Eichentag und Frühlingsanfang, der so gar nichts von der Eichennatur und dem Frühling hatte. Ein Karfreitag wie er im Buche steht. Mit unwirtlichem, ungemütlichem Wetter und zwischenzeitlich gleißend hellem Sonnenschein. Ein Wetter, das den spirituellen und historischen Hintergrund des Feiertages zu spiegeln schien. Ich habe diesen Tag zum Lesen genutzt (Die Übersicht mit Werken Rudolf Steiners), und um mir einen Überblick über die ersten drei Monate dieses Jahres mit der neuen Aufgabe zu verschaffen. Auch das passte gut: Bilanz ziehen und in die Zukunft schauen. ,,Quo vadis“ ist unvergleichlich unter den Bibelfilmen der 50er Jahre. Und ergreift mich immer wieder. Warum können die Dinge heute nicht in so schön verpackt werden? Man glaubt sich etwas zu vergeben. Dabei geht nur allzu viel verloren. Ich wünsche mir, dass wir in dieser Gesellschaft und weltweit nicht immer weiter zurück schreiten. Die Menschen waren schon mal weiter, lasst uns doch unsere Erkenntnisse nutzen, um wirklich Fortschritte zu machen und nicht in der Selbstverdummung zu ersticken!

Vor dem Karfreitag

Schon öfter habe ich am Vorabend des Karfreitag dieses merkwürdige, nicht definierbare Unwohlsein verspürt. So drückt sich das auch heute in einer Art Kranksein aus, einer Mischung aus Abgeschlagenheit und Antriebslosigkeit. So als ob ich vorwegnehmend ein Stück der Passion am eigenen Leibe nachvollziehen würde. Ein Tag, der exemplarisch für die Geburt des Lebens aus dem Tod steht, wirft seinen Schatten voraus und lässt mich nicht unberührt. Bei dieser Beobachtung denke ich an Jungs Begriff des Kollektiven Gedächtnisses. Ich denke, dass solche Gedächtniselemente konstitutive Bestandteile unserer Kultur sind und unser Denken, Handeln und Fühlen stark beeinflussen. So lange das noch an die Oberfläche kommt, ist nicht alle Hoffnung verloren. Erst wenn wir diese Wurzeln nicht mehr wahrnehmen könnten, wäre das ein Untergangszeichen. Genau das ist eben eines meiner wichtigsten Lebensthemen: der Umbruch, die Umwälzung, die Neugeburt, die Fusion von scheinbar Unvereinbarem. Solche Vorgänge assoziiere ich mit der Karwoche. Im Reich der Bäume haben diese Prozesse ihre Verkörperung in der Eibe gefunden. Mein 7zeiler hierzu passt ganz gut zu diesem Tag:

Starker Bezwinger des Todes
Im Leben von Ewigkeit zeugt
Zeitlos erschafft aus sich selber
Schwarzgrünes Kleid
Des Giftes organgeroter Träger
In heiliger Handlung verehrt
Hofft in Geduld.