Barbarabrauch

Barbaratag! Am Vortag haben wir noch rechtzeitig daran gedacht. V. hat Kirschbaumzweige geschnitten, einige darunter waren eher Äste, hoffentlich gehen die später auf. Im letzten Jahr haben wir es auch mit Haselruten versucht, aber die weiblichen Blüten sind bekanntermaßen winzig und das ganze entsprechend unspektakulär. Kirschbaumblüten dagegen sind sehr schön und versinnbildlichen den herbeigesehnten Frühling viel besser. Ich habe die Enden abgeschrägt und eingeschnitten, damit sie das Wasser besser aufnehmen. Dann haben wir die Zweige nach Größe und Form sortiert und auf 3 Vasen verteilt. Einige werde ich nächste Woche mit zur Arbeit nehmen. Dort steht zwar der Kirschbaum direkt vor der Haustür, aber es ist eben auf einen Samstag gefallen und deshalb gings nicht vor Ort. Im vergangenen Jahr haben die Zweige pünktlich zu Heilig Abend geblüht, ich bin wieder sehr gespannt. Eigentlich wollte ich schon im letzten Jahr einen Text zum Brauchtum am Barbaratag schreiben. Es wird wohl auch in diesem Jahr noch nichts damit. Es ist einer jener Bräuche, deren Verbindung zur überlieferten Geschichte (der heiligen Barbara) eher beiläufig erscheint. Und der zudem regional sehr unterschiedlich praktiziert wird (verschiedene Baumarten werden bevorzugt). Für mich ist er deshalb interessant, weil er die Symbolik der späteren Frühjahrs- und Pfingstbräuche bereits zu Beginn des Winters vorwegnimmt. Vor allem aber, weil das ersehnte Ereignis, das Blühen der Zweige an Weihnachten so wunderbar plastisch den weihnachtlichen Gedanken von Neuanfang und Hoffnung zum Ausdruck bringt.

Schönes Baumgedicht

Habe heute Abend meine Postkarten noch mal durchgesehen. Wusste schon gar nicht mehr, wie viele Baum-Karten ich inzwischen gesammelt habe. In den Weihnachtsferien ist endlich Zeit, alles wieder zu sortieren. Darunter war auch eine Grußkarte mit dem auf der Rückseite abgedruckten Text von Lothar Zenetti:

Sein wie die Erde, ein Boden,
nahrhaft und dunkel genug,
dass ein Baum daraus wachse …

Oder ein Baum sein, der
aufrecht und voller Kraft
seine Zweige breitet und Blätter …

Vielleicht nur ein Zweig,
demütig genug, das bitte ich,

um das Lied eines Vogels zu tragen …

Ein kleines Lied, das dich lobt
früh, wenn es tagt,
und am Abend, ehe es dunkelt …

Konnte leider nicht herausfinden, ob der Text korrekt wiedergegeben ist. Wenn ich eine Zuordnung finde, nehme ich es unten den Baum-Gedichten auf.

Fast kahl

Die Bäume sind fast vollständig blattlos. Aber es gibt noch einige Relikte. Zum Beispiel die Eschenfrüchte, die vollkommen vertrocknet immer noch am Baum hängen. Die Erlenzapfen sowieso, irgendwie scheinen die nie abzufallen. Am erstaunlichsten und typischsten für den Winter finde ich die Efeufrüchte – oder soll ich sagen Blüten. Heute habe ich tatsächlich beobachtet, dass an derselben Pflanze nebeneinander – Anfang Dezember – noch nicht geöffnete Blüten, geöffnete Blüten und Früchte in verschiedenen Reifegraden vorkommen. Der Efeu scheint die Temperaturen einfach zu ignorieren und das zu tun, was die Bäume am besten können: ihr je eigenes Programm zu spielen.

Faszination des Weihnachtsbaums

Wieder ein Zeitungsbericht: Zeppelin unterm Baum. Gemeint waren besonders luxuriöse Weihnachtsgeschenke für Superreiche, die durch eine amerikanische Firma im Katalog angeboten werden, darunter ein Luftschiff. Der Ausdruck ,,unterm (Weihnachts-)Baum“ verweist auf eine neuzeitliche Erfindung, die die Weihnachtsbaumsymbolik um einen weiteren Aspekt bereichert. Für viele ist das vielleicht sogar zum bestimmenden Merkmal des Weihnachtsbaums geworden. Als Kind nimmt man aber alles als einheitlichen ,,Zauber“ war. Die verpackten Geschenke sind nur eine kleine Facette der Faszination, die in der Bedeutung des Weihnachtsfestes selber begründet ist.

Grenzenloser Weihnachtsbaum

Ein rührendes Bild in der Zeitung: Eine Frau, die der christlichen Minderheit im Irak angehört, hält einen Weihnachtsbaum in Händen, den sie zuvor erworben hat. Für mich ein sehr schönes Zeichen dafür, dass das Symbol ,,Weihnachtsbaum“ auch über Kulturgrenzen hinweg überall in der Welt seine enorme Kraft entfaltet, auch und gerade in Regionen, die von Chaos und Gewalt heimgesucht sind. Ein ganz wunderbares Symbol der Hoffnung und des Friedens und in diesem Fall der spirituellen Heimat. Und wieder die Beobachtung beim abendlichen Heimweg: Noch nie zuvor haben die Menschen so viele Lichterketten an und um ihre Häuser angebracht, besonders schön, wenn sie einen einzeln stehenden Baum schmücken.

1. Advent

M. hat keine Ruhe gegeben, bis die aus Grünstadt mitgebrachte Fichtenspitze mit den vielen kleinen alten und neuen Zapfen ihren Platz auf dem Balkon gefunden hat. V. hat sie in den Kübel gesteckt und zusätzlich mit Schnüren am Geländer verspannt. Das fällt im Dunkeln kaum auf und so bildet der Baum mit der Lichterkette einen schönen dekorativen Kegel. Beim Abendspaziergang habe ich viele Lichterketten an Bäumen und Hecken der Vorgärten gesehen. Die Menschen sind schon in Weihnachtsstimmung, zumindest nach Außen hin wollen sie es demonstrieren. Was würden sie da ohne die Bäume nur tun? Bin auch an dem alten Haus vorbeigekommen, vor dem bis vor Monaten der große wächterartige Wacholder stand. Bin jedes Mal wieder von neuem bestürzt darüber, wie man nur einen so schönen Baum fällen konnte. Das Haus wird umgebaut, selbst der Wurzelstumpf ist inzwischen entfernt worden. Jetzt erinnert nichts mehr an ihn, in meinem Gedächtnis aber bleibt er fest verankert.

Garten-Baum-Arbeit

Das war ein echter Baum-Tag. Drei Fichten im J’s Garten gefällt und drei weitere Bäume umgepflanzt, schon zum Mittagessen Bier getrunken. Zwei der gefällten Fichten haben wir zu Weihnachtsbäumen ernannt, einen für J. und W. und einen für unseren Balkon (als Ersatz für das Zweiggestrüpp, das uns allen letztendlich missfallen hat). Das Fällen ging recht problemlos, wir mussten nur einige dicke Wurzeln abhacken, so ließen sich die langen Bäume mit dem Strick leicht in die richtige Richtung bewegen, inklusive der verbleibenden Wurzeln. Schwieriger war da schon das Umpflanzen. Die kleine Trauerweide haben wir aus dem Saarland mitgebracht. Sie steht jetzt in Js und Ws Vorgarten, an der selben Stelle, an der vorher eine kleine Zypresse ihren Platz hatte. Diese haben wir vorsichtig ausgegraben und in die vorher erzeugte Lücke gesetzt. Das allein hätte aber nicht gereicht. J. wollte ,,ihre Ruhe vor dem Nachbarn haben“, d. h. ein weiterer Baum musste her. Die zweite Zypresse stand vorher auf dem Hochbeet gegenüber Js Küche, immerhin 2.50 m hoch. Das war ein ziemlicher Akt: tiefe Wurzeln, die wir teilweise entfernen mussten, um den Baum umzulegen. Und der Baum an sich war natürlich auch schwer. Am Ende haben wirs irgendwie hingekriegt und ihn mit Hilfe einer Schubkarre an seinen neuen Standort bewegt. Tiefe Löcher gegraben, gut eingeschlemmt und den großen Baum zusätzlich stabilisiert- zumindest bis er richtig angewachsen ist. Den Abschluss der Reihe bildet jetzt eine ganz kleine Fichte, die wir im letzten Jahr als Weihnachts-Deko-Baum besorgt und schon vor einem halben Jahr J. geschenkt haben. Der ist inzwischen gut angegangen, musste aber ein wenig in Richtung Rasen versetzt werden. Insgesamt ist die Aktion gut gelungen, von der Optik her nichts einzuwenden. Ich hoffe nur, dass die Bäume sich wohl fühlen und bald wieder kräftige Wurzeln schlagen, jetzt so kurz vor Weihnachten.

Der Hunger nach Weihnachtsbäumen

In der Zeitung stand, dass der Bedarf an Weihnachtsbäumen in Deutschland stetig steigt. Mittlerweile soll es Weihnachtsbaum-Plantagen geben, um die riesige Nachfrage zu befriedigen. Und weil auch das nicht ausreicht, wird ein gewisser Prozentsatz sogar importiert. Das liegt an der Tendenz zum ,,Zweit-Baum“, will heißen, viele Deutsche stellen nicht nur den Weihnachtsbaum als Gabenbaum in der Wohnung auf, sondern immer häufiger noch zusätzlich im Vorgarten oder auf dem Balkon. Das zeigt mir wieder einmal, dass die Bäume einen starken Bezug zur menschlichen Emotionalität haben und dass sich dieser Bezug im Symbol ,,Weihnachtsbaum“ in ganz besonders eindrücklicher Weise ausdrückt. M. hat in diesem Jahr auf den letztjährigen Balkon-Baum verzichtet. Stattdessen haben wir große Fichtenäste geschnitten und in einen mit Erde gefüllten Kübel zu einem Art Strauß oder Busch gesteckt. Das Ergebnis ist etwas wirr, sieht mit der Lichterkette geschmückt aber ganz nett aus. V. hat heute zwei schon recht große Walnussbäume von einem Bekannten bekommen und oben am Bienenhaus eingepflanzt. Wenn ich richtig rechne haben wir damit jetzt schon 5 Nussbäume. Ich hoffe, die entwickeln sich alle prächtig – ist schließlich einer meiner beiden Lebensbäume.

Was ist mit den Misteln los?

Habe heute den Mistelzweig im Mangelzimmer aufgehängt und wie jedes Jahr mit einem Band geschmückt. Dieses Jahr ist er sehr dicht und ziemlich groß. Einer der wenigen, die einigermaßen grüne Blätter und schöne weiße Früchte tragen. Die meisten Obstbaum-Misteln, die wir auf der Fitter Höhe gesichtet haben, waren gelblich und fruchtlos. Das scheint aber eine lokale Besonderheit zu sein, anderswo sollen sie schöner sein. Würde mich interessieren, womit das zusammenhängt, zumal die Gelbfärbung in der letzten 3-4 Jahren verstärkt auftritt. Das Ausgraben der kleinen Trauerweide im Garten und das Einpflanzen des Ginkgo an derselben Stelle habe ich leider verpasst, weil V. das tagsüber erledigt hat. Ich hoffe, wir kriegen das am Samstag bei J. und W. alles geregelt: 2 Fichten fällen, 2 Zypressen versetzen, 1 Weide einpflanzen und was sonst noch alles zu machen ist.

Wenn die Engel backen

Das war ein Tag mit rot-orange leuchtendem Sonnenauf- und untergang. ,,Wenn die Engel kuchen backen“. Allzugern hätte ich es mit der schwarz-silhouettierten Baumreihe am Horizont fotografiert, v. a. am Abend, als neue Illustration zum Gedicht ,,Der letzte Baum“. Aber wie das so ist, die besten Perspektiven finden sich mitten auf der Landstraße, ohne Möglichkeit anzuhalten. Vielleicht soll der Eindruck ja etwas Einmaliges behalten.

Ginkgo-Brosche

Nasskalter Novembertag. Bei solcher Witterung nehme ich die Bäume kaum wahr. Es ist, als ob sie in dieser Zeit genug mit sich selber zu tun hätten, und sich deshalb möglichst unauffällig verhalten. Zeit des Rückzugs, einen Monat vor der Sonnenwende des Winters. Habe heute eine Brosche in Form eines Ginkgoblattes als Weihnachtsgeschenk für M. bestellt. Der Schmuckkünstler (www.ginkgo-schmuck.com/index.html) kommt aus Worpswede, der legendären Künstlerstadt und arbeitet mit Punziertechnik. Die ausgewählte Brosche wirkt sehr naturalistisch, soweit das in diesem Material (Silber) möglich ist. Es wird ihr ganz bestimmt gefallen, zumal der Gingko in den letzten Monaten immer wieder Gesprächsgegenstand war und wir in den nächsten Tagen unseren Topf-Ginkgo in den Garten pflanzen wollen, damit er künftig stärkere Wurzeln schlagen kann.

Gleichgesinnter Dialog

Habe aus der Statistik ersehen, dass jede Menge Leute von einem österreichischen Diskussions-Forum 40+ (www.forum40.at) auf meine Seite zugegriffen haben. Dort gibt’s zurzeit einen langen Thread u. a. zum Thema ,,Keltischer Baumkreis“ und ,,Baum-Symbol“. Freut mich, dass das Thema immer noch nicht gestorben ist und sich hervorragend für breit angelegte Vergleiche und Dialoge unter Gleichgesinnten eignet. Weniger nett, dass eine Teilnehmerin einen meiner Einzelbaum-Texte ohne Copyright-Nachweis verwendet hat. Aber immerhin zeigt es, dass der Text gefällt und gewisse Charaktereigenschaften wiederspiegelt.

Bäume sind Gedichte

Der erste Tau auf den Blättern, morgens beim Blick aus dem Fenster am Efeu der Grotte entdeckt. Jetzt ist Winter, Traubenlaub schon vollständig abgefallen, nur der Kirschbaum des Nachbarn hält noch ein paar Blätter, trotz der Fröste in den letzten Nächten. M. hat sich die nächsten Kränze vorgenommen, wird eine Heidenarbeit werden, wie jedes Jahr, sie hat die Tendenz, sich damit verrückt zu machen. Zufällig wieder den Spruch von Khalil Gibran entdeckt: ,,Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt.“ Habe das Zitat an den Anfang meiner Liste von Baum-Gedichten gestellt: Interessante Umkehrung, Gedichte über Bäume – Bäume sind Gedichte.

Beginn der Weihnachtszeit

Am Vormittag in unserem Waldstück bei Fitten mit V. Fichtenzweige für die Weihnachtskränze und -gestecke geschnitten. Bei der Gelegenheit auch gleich einen Baum als Weihnachtsbaum ausgesucht, aber noch nicht gefällt. Die Fichten werden immer höher, nur noch die Spitze ist zu verwenden. Dieses Jahr wirklich schwierig, Äste zu finden, die einigermaßen flach gewachsen sind, meist stehen die Zweigenden kreuz und quer ab. Misteln sind in diesem Jahr fast ausschließlich gelb, die Beeren häufig nicht ausgebildet. Verschiedene Leute haben auf der Höhe danach gesucht. Am Nachmittag eine fantastische Weihnachts-Deko-Ausstellung in Lisdorf besucht. Tolle Accessoires gesehen, am besten allerdings die verholzten Frucht-Relikte exotischer Bäume, die mit vorher noch nie zu Gesicht kamen: Eukalyptus-Kapseln, Palm-Frucht, Thika (?), Sirus-Frucht, Baobab-Frucht u. a. Konnte natürlich nicht widerstehen und habe einige mitgebracht. Am Abend hat M. den ersten Kranz aus Fichten, Zypressen, Efeufrüchten und Buchsbaum gebunden. Ist sehr gut gelungen, wir haben gleich ein Foto gemacht und J. per eMail geschickt.