Neue Blüten

Einige meiner Baumblüten-Fotografien des letzten Jahres sind nicht ganz so gut gelungen, wie ich mir das wünsche. Ich hoffe, in diesem Jahr einige neue Aufnahmen machen zu können, so wie am Wochenende vom Schlehdorn, den ich lichter und näher ins Bild setzen konnte. Weitere Verbesserungskandidaten sind der Bergahorn, die Schwedische Mehlbeere, die Esskastanie, die Hängebirke, die Esche und die Rotbuche. Und dann gibt es noch eine Reihe weiterer, die ich bisher noch gar nicht einfangen konnte: die Blüte der Stechpalme z. B., und die verschiedener Nadelbäume. Wenn das Frühlingslicht so gut bleibt, wie es die letzten Tage versprechen, könnte das Vorhaben gelingen.

Der unverstellte Blick

Mit dem unverstellten Beobachten ist das so eine Sache. Ich stelle immer wieder fest, dass ein Vorhaben, z. B. Blüten oder Blätter zu fotografieren, automatisch den Blick einschränkt, aber gleichzeitig auch intensiviert. Nur wenn ich mir vornehme, in diesem Jahr z. B. Wurzelstücke zu fotografieren, werde ich zu einem vernünftigen Ergebnis kommen. Und plötzlich sind die anderen Themen nicht mehr so interessant. Das meine ich: Der Versuch, einem Interessenfeld mehr Kontur zu geben, Transparenz zu schaffen, ist einer bestimmten, wissenschaftlicher Denkart verwandten Einstellung verpflichtet. Im selben Moment, wie man dieses Ziel erreicht, fällt anderes, vielleicht ebenso wichtiges, den aufgesetzten Scheuklappen zum Opfer. Manchmal ist deshalb das Gehen in der Natur ,,ohne Absicht“ ein großer Gewinnn. Die dabei gewonnenen Eindrücke machen den Kopf ein Stück freier.

3. Lebensbaum-Text

Ich bin sehr froh, dass ich heute den dritten Lebensbaum-Text veröffentlichen konnte. Er ist gut gelungen und gibt die Richtung vor, in der ich mich bei diesem Thema bewegen möchte. Da ist noch viel zu lesen und viel zu erfahren, denn der Begriff ist ebenso uferlos und vielgestaltig wie spannend. Die Selbstspiegelung ist ein ganz wichtiger Aspekt und es ist gut, wenn ich ihn mir vor anderen z. B. reliogionsgeschichtlichen oder mythologischen Betrachtungen angesehen habe. Dort wird er nämlich wieder in je spezifischer Form auftauchen. Da kann die abstrakte Vorgabe von Vorteil sein.

Natürlicher Aufbruch

Wieder drei neue Wünsche! Nun habe ich doch eine Erklärung: Es muss am Frühling liegen, der bringt neben der Müdigkeit, von der ich selber derzeit befallen bin, auch neue Aufbruchstimmung, da fällt das Wünschen leichter. Überhaupt ist der Mensch, wie mir scheint, viel stärker von der Natur, dem Klima und den atmosphärischen Schwankungen abhängig, als man gewöhnlich glaubt. Auch bei Menschen, die nicht so wetterfühlig sind wie ich, merke ich einen gewissen Zusammenhang zwischen Natur-Klima und Alltagsstimmung. Ich wünsche J. und allen anderen, die den Aufschwung dringend brauchen, aus gesundheitlichen oder anderen zwingenden Gründen, dass sich der Aufbruch der umgebenden Natur in ihrer inneren Natur spiegeln und ihre heilenden und harmonisierenden Kräfte entfalten möge.

Kreativer Wunschbaum

Heute waren gleich zwei Leute in der Stimmung sich etwas zu wünschen, einer sogar vom ,,alten knorrigen Ölbaum“. Ich freue mich, dass auch der interaktive Teil des Wunschbaums phasenweise viele Interessenten findet. Wann diese Phasen auftreten, wird mir aber niemals vorhersehbar sein. Das macht das ganze aber auch spannend und fördert die Flexibilität, denn jeder Wunsch will ja auch illustriert sein. Mehr als 100 Wünsche habe ich schon gesammelt, und ich bin sicher, es werden sehr viele folgen. Denn das Wünschen ist ein zeitloses Bedürfnis. Ich bin froh, ihm eine ganz unaufdringliche und unverbindliche Möglichkeit bieten zu können.

Baumgleich

„Dem Baume gleich, dem Fürsten des Waldes,
gewiß, ihm gleich ist der Mensch.
Seine Haare ensprechen den Blättern,
der Außenrinde gleicht die Haut.
Es strömt das Blut in seiner Haut
wie unter der Rinde des Baumes der Saft.
Dem Holz vergleichbar ist das Fleisch,
so wie dem Bast die starke Sehne.
Die Knochen sind das Innenholz,
das Mark vergleicht dem Marke sich.“

(aus den Upanishaden, altindische Sammlung philosophischer Text,
etwa 800-600 v. Chr.)

Blätter und Blüten

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, der Frühling ist dabei, sich voll zu entfalten. Die Blütenknospen der Magnolienbäume sind schon aufgesprungen und die Blüten stehen kurz davor sich zu öffnen. Früher, wie mir scheint, als im letzten Jahr. Und bei anderen Bäumen, wie dem Weißdorn und den Rosskastanien, zeigen sich die ersten Blätter. Besonders reizvoll finde ich zu beobachten, wie sich die Blätter aus ihrer kompakten Form heraus langsam auffalten, ein ganz wunderbar zartes und frisches Grün, das schon wenige Tage später zu einem Blattfächer sich entwickelt haben kann. In wenigen Wochen wird es Schlag auf Schlag gehen, und man wird kaum noch nachkommen mit beobachten, was nun wieder von neuem Blätter ausbildet oder blüht. Ich wünsche mir, in diesem Frühling und Sommer meine Übersicht heimischer Blüten- und Blattformen vervollständigen zu können.

Die Facetten des Lebensbaums

Das Wetter zeigt seit den Osterfeiertagen dieses Muster: tagsüber eher bedeckt und kühler als es sich zum Frühlingsanfang ankündigte, und ab dem späten Nachmittag frühlingshaft hell und warm. Die Abendspaziergänge sind deshalb zurzeit das Angebrachteste. Ich bin sehr froh, dass ich die Ruhe der letzten Tage nutzen konnte, um endlich mal wieder mit meiner inhaltlichen Arbeit über die Lebensbaum-Thematik weiter zu kommen. Viel schneller als erwartet konnte ich den Text über die Selbstspiegelung im Ursymbol Baum weitestgehend abschließen. Es ist nur noch eine Überarbeitung, ein bisschen Feilen an der Formulierung notwendig. Damit habe ich den dritten Text zum zentralen Begriff des Lebensbaums fertig, dem sicherlich noch eine ganze Reihe weiterer Folgen. Die Facetten des Begriffs jedenfalls sind zahlreich, und außerdem vielschichtig und spannend. Ich denke, die Strategie, dem Begriff durch die sukzessive Arbeit an Teilaspekten näher zu kommen, ist die richtige. Anders wäre es unmöglich, einen Überblick zu erhalten. Zu vieles ist dabei aufzuarbeiten, was sich nicht anstrengungslos erschließt. Das Ursprüngliche und Universale ist eben nicht leicht zu fassen. Aber ich finde zunehmend Gefallen daran.

Baum der Hoffnung

Bäume können die Seele rühren, Inneres nach Außen holen. In manchen Situationen mag der Kontakt mit den Bäumen besser sein als die Kommunikation mit anderen Menschen. Sie sind immer da, hören bereitwillig zu, sind zuverlässig am immer gleichen Platz zu finden. Vor allem aber stören sie nicht den inneren Dialog des Menschen mit sich selber. Vielmehr ermöglichen sie diesen Dialog. Eine Weide am steinigen Ufer der Saar. Sie blüht gerade mit ihren flauschigen Kätzchen, aus denen es knall-gelb hervorbricht. An Ostern und bei schönem, mildem Wetter. Aber die Weide ist herausgebrochen, die nicht sehr tief gehende Wurzel liegt fast vollständig frei, die Krone des niedrigen Baums ist schon in Richtung des fließenden Wassers geneigt und teilweise eingetaucht. Beim nächsten Regensturm wird sie ganz entwurzelt und davon schwimmen. Oder vielleicht doch nicht? Diese Beobachtung beim nachmittäglichen Spaziergang hat mich nicht erschreckt. Im Sonnenlicht sah ich im Gegenteil so etwas wie Hoffnung angesichts der offensichtlich fatalen Situation des Baums aufflammen. Einige Stunden zuvor hatte der Papst sich am Fenster seiner Wohnung am Petersplatz den wartenden Gläubigen gezeigt und wie jedes Jahr den Segen ,,urbi et orbi“ erteilt. Es war ganz anders als in allen Jahren zuvor, denn der Papst konnte nicht sprechen. Der schwer durch seine Krankheit gezeichnete alte Mann hat für alle sichtbar unter Aufbietung all seiner Kräfte seine nur dem Papst vorbehaltende Aufgabe auf sich genommen, und obwohl er wusste, dass das Sprechen nicht möglich sein würde, hat er es dennoch versucht, dem Mikrofon aber waren nur unverständliche Kehllaute zu entnehmen. Eine Geste, die Tausende Besucher auf dem Petersplatz in Rom und Millionen Menschen an den Fernsehern in aller Welt zu Tränen rührte. Ein Zeichen nicht so sehr des großen Lebenswillens des Papstes als vielmehr der gelebten Nachfolge Jesu, den er für die Kirche vertritt. Keiner wäre bei diesen Bildern auf die Idee gekommen, hier wolle sich ein Mensch überhöhen, der seinem Amt körperlich nicht mehr gewachsen ist. Allen war erkennbar, auch an der von einem Kardinal verlesenen Osterbotschaft des Papstes, die er selber verfasst hatte, dass er geistig vollkommen dabei ist, körperlich aber in extrem labilen Zustand. Was für ein unglaublich stärkendes Symbol, was für ein Ausdruck der Solidarität und des wirklichen Verständnisses für die Nöte kranker Menschen überall in der Welt! Dieses Osterfest wird den meisten Christen, zumindest den katholischen, die wie ich hörte etwa eine Milliarde weltweit umfassen, unvergesslich bleiben, hat es doch durch den Papst zum Ausdruck gebracht, worum es unter Abzug der Rituale und Hierarchien kirchlichen Lebens im Glauben wirklich geht.

Bäume als Archetypen

Bäume sind Ursymbole des Lebens und dienen uns Menschen ganz hervorragend, wenn es darum geht, die eigene Persönlichkeit zu spiegeln und das Leben damit beobachtbar und gestaltbar zu machen. Natürlich helfen sie auch bei der Sinnsuche, die häufiges Ziel der Selbst- und Fremdbeobachtung ist. Alle Ebenen des Lebens werden von der Symbolik der Bäume durchdrungen: Das biologische, das seelische, das geistige, das soziale, das spirituelle Leben wird gleichermaßen im archetypischen Bild des Baumes sichtbar. Deshalb taugt das Baumsymbol und das Symbolische der natürlichen und rituellen Bäume in nahezu allen Lebenslagen zur Spiegelung des Selbst, der kultur- und zeitunabhängigen Spiegelung des Menschen in einem Lebewesen anderer Art, dem er sich wie keinem anderen ähnlich und verbunden fühlt.

Karfreitagsgedanken

Die Atmosphäre heute passte zum Karfreitag. Egal aber, wie das Wetter ausfällt, Feiertage haben für mich eine ganz besondere Ausstrahlung, fühlen sich völlig anders an als normale (Sonn-)Tage. Es sind die wenigen Tage, an denen ich wirklich zur Ruhe kommen kann. Und daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich die Umstände, die Befindlichkeiten, das Leben eben kontinuierlich ändern. Dass die Wahrnehmung von Jahr zu Jahr unter wechselnden Vorzeichen steht. Die Feiertage sorgen für ein wenig Konstanz, sie sind irgendwie gleich bleibend, wenn sie auch häufig auf Vergangenes verweisen und mich an Vergangenes, v. a. aus der Kindheit erinnern. Wenn ich dann noch diese Fernsehbeiträge zu historischen oder biblischen Themen sehe, frage ich mich um so mehr, in welcher Welt ich eigentlich lebe, was das für eine Welt ist, die wenige Feiertage braucht, um genügend Ruhe für wirklich Wichtiges zu schaffen. Das war Karfreitag, und wenn der Tag nicht diese ohnehin authentische Stimmung erzeugt hätte, spätestens die ausblutenden und ihr Umfeld wässernden Stümpfe der gefällten Birken, die ich vorhin bei hellem Sonnenlicht erblickt habe, hätten mir die Passionsgeschichte vor Augen geführt.

Das Verschwinden der Birken

Die mächtigen Birken rund um dem Hof der Grundschule, die ich selber besucht habe, sind mir seit meiner Kindheit in guter Erinnerung. Damals schon schienen sie mir die gleiche Größe zu haben wie heute. Als ich gestern abend dort vorbeiging, erschrak ich, denn an er vertrauten Stelle waren nur noch Stümpfe zu sehen. Ich konnte das gar nicht glauben, denn nach meiner Beobachtung waren die Bäume absolut gesund und gehörten einfach ins Gesamtbild der Schulanlage. Dass sie jetzt gefällt wurden, nur noch ein Haufen Äste waren am Rand deponiert, ist mir unbegreiflich. Obwohl sie schon eine für Birken bemerkenswerte Größe hatten und aufgrund der tief gefurchten Rinde als alte Exemplare erkennbar waren, hatten sie dennoch die typische leicht-luftige Ausstrahlung aller Birkenbäume. Ich werden sie vor allem deshalb sehr vermissen, denn in diesem Areal war das Licht zu allen Jahreszeiten, besonders aber im Frühling und durch die Reflexionen der Rinde im manchmal gleißenden Winterlicht auch in der kalten Jahreszeit, vor allem durch die Birken präsent und hat sich mir durch die Birken eindrücklich vermittelt. Es wird einfach etwas Wichtiges fehlen, wie bei dem mächtigen gefällten Wacholder im Unterdorf, der sich meinem Gedächtnis ebenso eingeprägt hat und den ich gedanklich jedes Mal vergegenwärtige, wenn ich an der betreffenden Stelle vorbeikomme. Für mich haben solche Dorf-Bäume eine Geschichte, auch wenn sie von den meisten anderen, insbesondere von denen, die sie fällen ließen, offenbar unter rein praktischen Gesichtspunkten gesehen werden.

Verdammter Körper-Stamm

Nun weiß ich, woher die Schmerzen kommen. Probleme mit dem unten genannten Körper-Stamm habe ich zwar schon seit vielen Jahren, aber dass die Bandscheiben derartige Probleme machen könnten, damit hatte ich dann doch nicht gerechnet. Und so habe ich den ganzen Vormittag bei Ärzten und Krankengymnasten verbracht. Ich hoffe sehr, dass ich künftig alles richtig mache und die Bandscheibe es sich noch mal anders überlegt und in ihre ursprüngliche intakte Form zurückfindet. Jedenfalls versuche ich gelassen an die Sache heranzugehen. Wahrscheinlich ist das die beste Einstellung, wenn sich etwas normalisieren soll. Auch solche Gedanken brauchen sich die Bäume nicht zu machen – bewundernswert.

Nerven-Baum

Leider schon wieder etwas abgekühlt heute. In dieser Mischung von Sonnenschein, milder Temperatur und Regenschauern wachsen die Pflanzen besonders gut. Wachstumswetter nennt man das wohl. Hoffen wir, dass das dem Grün einen guten Schub gibt. Denn das Grün des Frühlings ist für mich das Schönste, zarter und leichter, würde ich sagen, als das Sommergrün, oder gar als das Grasgrün des Winters. Merkwürdig, ausgerechnet in dieser Aufbruchzeit muss ich diese Nervenschmerzen haben. Da fällt mir der Vergleich in Hildegard Marcus‘ Buch ein: Dendriten, die eigentlichen Nervenbahnen, leiten ihre Bezeichnung von altgriechisch to dendron (Baum) ab, weil sie diese baumähnliche Verzweigung aufweisen. Einer solchen Verzweigung habe ich es zu verdanken, dass mir derzeit der Strom ins linke Bein fährt. Und auch hier wieder die Brücke zu den Bäumen: Das alles nur, weil die Wirbelsäule, der Körper-Stamm, aus ihrem natürlichen Gleichgewicht geraten ist.

Frühlingsanfang

Das Klima war dem Tag- und Nachtgleiche des Frühlingsanfangs heute wirklich angemessen. Sehr schön mild und vor allem schon am frühen Morgen strahlend hell. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Blütenstände der Spitzahorne rauskommen, die Knospen waren heute schon ganz leicht geöffnet. Wenn die sichtbar sind, ist für mich der Frühling endgültig angekommen. So hoffe ich auf ein schönes Osterfest, auch wenn geschäftsmäßig gesehen der heutige Tag vorsichtig ausgedrückt eher ernüchternd war. Und wenn wir dem Bauernkalender mit seinen unglaublichen volkstümlichen Regeln glauben schenken können, dann ist das Wetter am Frühlingsanfang Zeichen eines richtig guten Wetter-Jahrs 2005.

Gestörte Vertikale

Das Standhafte, die hoch aufgerichtete Vertikale gehört zu den wesensmäßigen Gemeinsamkeiten von Mensch und Baum und ist einer der Gründe, warum Menschen sich so häufig in den Bäumen spiegeln. Der Zustand der Vertikalen ist eine Art Gradmesser der körperlich-geistigen Verfassung und beeinflusst zudem die Ausstrahlung. Eben diese leidet bei mir zurzeit ganz erheblich, und so mischt sich in die Freude über die endlich wieder erwachte Natur und die wärmeren Temperaturen undefinierbare Müdigkeit und Erschöpfung. Ich wünsche mir, dass der Frühling gewissermaßen in mich überspringt und dass der Anpassungsprozess nicht mehr allzu lange braucht.

Zum Zustand unserer Bäume

Zwei Drittel aller Bäume in Deutschland seien geschädigt. So die neueste Zahl des Statistischen Bundesamtes. Dieser Wert, der anlässlich des ,,Tages des Waldes“ am kommenden Montag veröffentlicht wurde, geht auf eine Studie aus 2003 zurück, die von der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa durchgeführt wurde. Weiterhin sind nach dieser Studie in Europa zwischen 40 und 90 Prozent aller Bäume nicht gesund, Deutschland liegt also im Mittelfeld. Bemerkenswert, dass solche Meldungen, die sich in unbedeutenden Varianten fast jährlich wiederholen, immer nur die Feststellung machen. Unabhängig von der immer zu klärenden Frage, was eigentlich geschädgit bedeutet, scheint sich keiner die Mühe zu geben oder es für nötig zu halten, daraus eine Forderung, z. B. nach wie auch immer gearteten schützenden Maßnahmen abzuleiten. Gerade so, als ob man sagen wollte: Dem Wald und den Bäume geht’s schlecht: was soll’s! Wir sind schon ganz schön abgestumpft, geradezu nichts kann uns mehr erschüttern. Unser Verhältnis zu den natürlichen Grundlagen unseres Lebens kommt da nicht besser weg als das zu Katastrophen, Kriegen und Hungersnöten in vielen Teilen der Welt. Man nimmt es zur Kenntnis und macht im Übrigen so weiter wie bisher. Viel wurde über diese fatalistische Denkart schon geschrieben, aber eine sich praktisch auswirkende Bewusstseinsveränderung hat sich daraus nicht ergeben. Dabei will ich mich selbst nicht auf den Sockel heben, ich habe mich ebenso in der Wohlstandsgesellschaft eingerichtet, aber immerhin merke ich, dass es da ein Problem gibt.

Endlich Frühling

Der erste echte Frühlingstag mit wunderbarem Sonnenschein und fast schon sommerlichen Temperaturen. Die Knospen der Bäume stehen teilweise schon vor dem Durchbruch. Die Weiden zeigen ihre ersten flauschigen Kätzchen und die männlichen Blütenkätzchen der Erlen haben sich geöffnet, auf dass der Wind ihre Anlagen zu den weiblichen Blüten trägt. Sie zeigen sich jetzt gleichzeitig mit den bräunlich-verholzten Gerippen der vorjährigen Zapfen und verleihen den Bäumen ein sehr dekoratives Aussehen. Das ist schön so und rechtzeitig kurz vor Beginn der Tag- und Nachtgleiche, dem eigentlichen Frühlingsanfang. Die Natur geht nach der ungewöhnlich langen Ruhe- und Durchhaltephase in den Aufbruch über. In einen hoffentlich wohltemperierten Frühling mit viel Licht.

Deutsche Pflanzensagen

Es ist ein vielzitiertes Buch, ,,Deutsche Pflanzensagen“ (Originalausgabe 1864) von Anton Ritter von Perger. Bei meinen Betrachtungen zum Weihnachtsbaum und zum Maibaum wäre es mir schon nützlich gewesen. Leider war es bisher nicht mehr über den Buchhandel zu bekommen. Jetzt habe ich bei amazon ein gebrauchtes Exemplar des Reprints von 1978 gefunden, welches noch zu DDR-Zeiten eben dort erschienen war. Ich freue mich, dass es noch wie neu ist. Zweierlei hat mich beim ersten Durchblättern überrascht: Die Sütterlin-Schrift, die das Lesen etwas mühsamer machen wird, und die Tatsache, dass sich 9 von 10 Kapiteln nicht mit den Bäumen, sondern mit allen möglichen anderen Pflanzen beschäftigen. Lediglich das 10. und letzte widmet sich den Bäumen, eingeteilt in Laubbäume, Obstbäume und Tangeln (?? letzteren Ausdruck habe ich noch nie gehört). Wenn ich auch noch nicht weiß, wann ich dazu kommen werde, es zu lesen, bin ich doch gespannt auf das Buch. Klassiker vermitteln häufig einen ganz anderen Blick auf das Thema und lassen sich trotzdem gut auf moderne Erfahrungen beziehen, gerade weil schon einige Menschen-Generationen dazwischen liegen, die eine ernüchternde Differenz erzeugen.

Graffiti-Baum

Graffiti-Baum

Graffitis als innerstädtische Gestaltungsmöglichkeit finde ich in der Regel recht aufmunternd. Wenn sie gut gemacht sind. In D. wurden in den letzten Jahren immer wieder Flächen freigegeben, die offenbar von Schülern oder Jugendinitiativen gestaltet wurden. In der Regel sehr phantasievoll, schön bunt und dynamisch. Noch nie habe ich bisher aber gesehen, dass ein Baum in den Entwurf mit einbezogen wurde. Oder soll ich sagen, er wurde im Vordergrund des eigentlichen Wandgraffitis gleich mitbesprüht, aber in der gleichen Art und durchaus harmonisch dazu. Eigentlich bin ich gegen Verschandelungen von Bäumen, aber in diesem Fall, finde ich, hat das Ganze einen gewissen Charme. Auch hoffe ich, dass die Platane nicht unter der Chemie der Farben leidet. Immerhin, in Form des Maikäfers hat der vermutlich jugendliche Künstler seiner Tat inhaltlichen Sinn verliehen. Und der Baum weiß sich zu behaupten: Er wirft seinen Schatten auf das Motiv und bereichert es mit wechselhaften Strukturen.

Domestiziertes Stadtbild

In D. scheint jetzt die Baumschnitt-Wut ausgebrochen zu sein. Inzwischen wurden auch solche Platanen radikal gekappt, die in den letzten Jahren keinerlei Schnitt erfahren haben. Dabei dachte ich, es gäbe nur diese beiden Alternativen: entweder von Anfang an und jährlich alle nachschießenden Äste entfernen, auf das der Stamm immer opulenter und knorriger wird, oder aber den Baum seinem natürlichen Wuchs ohne Eingriff überlassen. Hoffentlich bekommt das den doch sicherlich geschockten Bäumen. Eines aber muss ich sagen, das einheitliche Vorgehen verleiht dem Stadtbild einen neuartigen Charme und trägt sicherlich dazu bei, so etwas wie ein grünes Profil auszubilden. Die natürliche Skulpturenlandschaft wirkt außerdem gleichzeitig sauber und abwechslungsreich, denn die astlose Kontur der Bäume hebt deren Individualität ganz stark hervor – was auch immer man von solchem Domestizieren halten mag.

Später Frühling

Die Natur kann es noch nicht so richtig fassen, dass der Frühling jetzt wohl endlich kommen soll. Alles wirkt so matt, kein Wunder, denn bis vor wenigen Tagen deckte der Schnee noch alles ab. Und jetzt, eine Woche vor der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche, bleibt es abends schon bis 19.00 Uhr hell. Und mit den steigenden Temperaturen und dem Licht wird auch das Grün zurückkommen. Ich hoffe deshalb auf ein Osterfest mit echtem Frühlingsklima und vor zartgrüner Kulisse, einschließlich der ersten Baum-Blätter. Dann macht das Fotografieren auch wieder mehr Spaß. Im Winter sind mir selten gute Fotos gelungen. Übrigens: Für dieses Jahr tippe ich wieder auf einen heißen Sommer, liegt irgendwie in der Logik: Langer Winter, später Frühling, früher heißer Sommer. Vielleicht sollte ich mal im Hundertjährigen Kalender nachsehen.

Bäume und Selbstspiegelung

Bei der Frage, welche Beziehungen und symbolischen Zusammenhänge zwischen Menschen und Bäumen bestehen, interessiert mich gegenwärtig die gestalthafte Ähnlichkeit. Wie ist es möglich, dass sich Menschen in Bäumen spiegeln, und wo sind wesenhafte Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Ich erwarte von der Betrachtung dieser Frage neue Aufschlüsse über die außerordentliche Symbolkraft der Bäume, die etwas Archetypisches im Menschen anzusprechen scheinen. In der Literatur wird dieser Aspekt immer wieder am Rande und in den unterschiedlichsten Kontexten angerissen, aber selten weiter verfolgt. Vielleicht gelingt es mir, ihn zu isolieren, wenn ich selektiv lese und die eigene Erfahrung nicht außer Acht lasse.

Besonderheiten

Meine Sammlung mit Büchern über Bäume wächst kontinuierlich. Ich denke schon länger daran, ihnen ein gesondertes Regal zu widmen. Obwohl das nahe liegend wäre, möchte ich kein Holzregal, es soll eines aus Glas sein. Heute habe ich mich in einer Firma für Glasgestaltung umgesehen und ein Angebot eingeholt. Ich hoffe nur, dass ich es mir werde leisten können. Ist nämlich nicht ganz billig, da die Scheiben wegen der Belastung ziemlich dick sein müssen und das ganze ja geklebt wird. Allein das Regal (ohne Bücher) wird ca. 60 kg wiegen. Ich bin sicher, dass es sehr gut aussieht und ich es auch über viele Jahre hinweg nicht leid werde. Am Nachmittag habe ich nach längerer Zeit mal wieder Holz gesägt, den Platanenabschnitt, den ich vor ein paar Tagen aus D. mitgebracht habe. In frischem Zustand zeigt es eine sehr schöne Struktur und eine gelblich-rötliche Färbung. Erinnert mich an Ahornholz. Ich bin gespannt, wie es sich nach dem Trocknen macht, und ob es sich gut verarbeiten lässt. Der einzige dünne Pfirsischbaum-Abschnitt, eine wirkliche Rarität, die V. im Sommer vom Bienenhaus brachte, war im Inneren leider ziemlich stark gerissen, außerdem hat er zahlreiche quer laufende Knoten. Wenn er sich drechseln lässt, könnte es gerade so ein Armband werden. Das Holz ähnelt dem Kirschbaum, schön warm und lebendig mit Gelb-Rot-Violett-Tönen.

Wald der Abwesenden

Am Jahrestag des Terroranschlags in der Nähe von Madrid sind es die Bäume, die die unermessliche Trauer der Hinterbliebenen von insgesamt 192 Opfern auffangen. Während spanische Politiker im Laufe des vergangenen Jahres das Ereignis zum Gegenstand parteipolitischer Machkämpfe machten, wünschen sich die Bürger heute ein stilles Gedenken ohne mediale Ausschlachtung. Zu Tief sitzt noch der Schmerz angesichts des schlimmsten terroristischen Anschlags der europäischen Geschichte. Bei der Wahl des Denkmals aber hat die Politik die richtige Wahl getroffen. Heute soll König Juan Carlos und Ministerpräsident Zapatero mit UNO-Generalsekretär Kofi Annan, Bill Clinton und Dutzenden von Staats- und Regierungschefs den „Wald der Abwesenden“ einweihen. Ein im Stadtpark angelegter Wald, der exakt 192 kleine Zypressen und Olivenbäume zählt, die symbolisch für jedes einzelne Terroropfer stehen. Wie könnte man diesen Zusammenhang zwischen dem gewaltsamen Tod vieler Menschen und den Hoffnungen der Lebenden auf eine friedlichere Welt ohne Angst und Schrecken besser darstellen als mit dem lebenden Symbol des Baumes. Die Zypresse steht für die Hoffnung und das Weiterleben auf einer anderen Ebene, der Ölbaum für Weisheit, Stärke und unbedingten Überlebenswillen. Der so zusammen gestelllte Wald wird wachsen, und mit ihm die Hoffnung der Menschen auf eine menschlichere Zukunft.

Die klare Sicht

Die Bäume können dabei helfen, das Wesentliche zu sehen und sich auf das Wesentliche zu beschränken. Das habe ich schon öfter bemerkt. Die andere Wahrheit, die Ähnliches bedeutet, betrifft das Vermögen, sinnhafte Kommunikationen zu erkennen und zu steuern sowie Emotionen richtig einzuordnen. Bewegen wir uns auf der selben Wellenlänge, versteht er/sie mich wirklich, haben wir die selben Motive und Zielvorstellungen? Bewerten wir die Situation ähnlich, sehen wir den selben Bedarf nach Veränderung oder Kontinuität? Es ist nicht immer leicht, solche Fragen spontan zu beantworten. Jeder von uns kennt große Enttäuschungen, dann nämlich, wenn man sich wieder einmal in anderen getäuscht hat, ihnen Denkweisen und Gefühle unterstellt hat, die in Wirklichkeit nur die eigenen waren. ,,Die Scheuklappen ablegen“, ,,Ehrlich zu sich selber sein“, ,,Den Tatsachen ins Gesicht sehen“, ,,Vertrauen in die eigene Intuition haben“, sind einige der Empfehlungen, die man dann von anderen hört oder sich selber zuspricht. Zwischendurch diese von vergangenen Erfahrungen und eingeschliffenen Ansichten befreite Null-Situation herbeizuführen, kann wichtig sein, um wieder klar sehen und fühlen zu können. Die Bäume unterstützen mich dabei.

Platanenzufall

Heute hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, mir ein Stück Platanenholz zu besorgen. Die Stadt hatte schon recht hoch gewachsene Bäume im Zentrum kurzerhand gestutzt. Ich nehme an, weil sie sie künftig, wie die Alleebäume gestalten wollen, pflegeleicht und mit dieser typischen mediterranen Ausstrahlung. Da der Schnitt recht radikal war, sind dicke Astabschnitte angefallen. Einen kleinen davon habe ich mir stibitzt. Es ist eben ein typischer Stadtbaum und deshalb ist schwer ranzukommen. Ich denke, dass ich den Abschnitt zu schmalen Stäben verarbeite, die dann später vielleicht mal als Rohlinge für Armbänder oder ähnliches zu gebrauchen sind.

Lebens-Sinn

R. hat mir heute von einem 72jährigen erzählt, der an einer dieser Wissens-Quiz-Sendungen im Fernsehen teilgenommen und dabei 500.000 Euro gewonnen hat. Auf die Frage, was er sich für die Zukunft noch vornehme, soll er neben seinem Seniorenstudium an der Universität auch den Wunsch geäußert haben, ein Buch über Bäume zu schreiben. Schade, ich habe es nicht gesehen, es hätte mich interessiert, welchen Aspekt der Bäume ihn besonders interessiert. Bemerkenswert daran finde ich aber einfach: in der Lebenszeit, die ihm bleibt, will er sich besonders intensiv gerade mit den Bäumen beschäftigen. Vielleicht, weil sie lebenslang für ihn ein Thema waren, vielleicht, weil er im Alter erst die symbolische Kraft der Bäume für sich entdeckt und schätzen gelernt hat. Ich weiß es nicht, jedenfalls spricht er in dieser Situation für seine Person nicht vom Geld Ausgeben. Schöner kann man wohl nicht zeigen, worin eigentlicher Lebenssinn liegt. Ich bin unheimlich froh, dass ich nicht erst 70 werden muss, um diesen Sinn zu erleben.

Baumwesen

Man glaubt nicht, wie viele Menschen sich den Bäumen verbunden fühlen. Und wie viele unterschiedliche Arten des Zugangs es gibt. Carmen Burre, eine Künstlerin aus Vlotho, hat sich fotografisch und mit begleitenden Texten dem Wesen der Bäume und vor allem den Wesen in den Bäumen gewidmet und daraus ein Buch gestaltet. ,,Baumwesen“ ist soeben erschienen und wird auf der gleichnamigen Website www.baumwesen.de vorgestellt. Ohne das Buch bisher gelesen zu haben, sehe ich darin einen ganz originellen Ansatz, sich den Naturgeistern am Beispiel der Bäume zu nähern, nämlich anhand äußerlicher Ähnlichkeiten bestimmter Strukturen – vor allem in den Wurzeln und Rinden der Bäume – mit gängigen menschlichen Vorstellungen vom Aussehen der Naturwesen. Diese Ähnlichkeiten aus der opulenten Oberfläche der Bäume überhaupt herauszulösen, das zeugt schon von einer außerordentlichen Beobachtungsgabe, aber auch von einer engen Beziehung zu den Bäumen als Lebewesen. Mit dem Buch werden sicher viele Menschen dazu angeregt, beim nächsten Spaziergang einmal genauer hinzusehen und hinzufühlen, und vielleicht eigene Entdeckungen im Reich der Baumwesen zu machen. Ich freue mich, dass Frau Burre mir einen ihrer Texte und eine illustrierende Fotografie zur Veröffentlichung auf meiner Seite zeitgenössischer Baum-Gedichte überlassen hat. Ich werde es in den nächsten Tagen online stellen.

Das größere Ganze

Winterlandschaft

Bäume als Ganzes zu fotografieren ist geradezu unmöglich. Deshalb bin ich um Pespektiven froh, in denen der Baum vor einem möglichst homogenen Landschaftshintergrund erscheint. Das ist z. B. bei hügeligen Feldlandschaften so. Oder bei geschlossener Schneedecke, wie beim heutigen Spaziergang. Dann ist er einigermaßen abgegrenzt und in seiner Form zu erfassen. Weil es so schwierig ist, habe ich mich bisher auch v. a. auf Makroaufnahmen konzentriert. Die Schwierigkeit, den Baum zu erfassen, zeigt aber auch, wie sehr er Teil eines größeren Ganzen, Element der Landschaft ist. Fotografien, in welcher Perspektive, in welchem Licht und mit welcher Technik auch immer realisiert, können deshalb niemals den Eindruck beim Er-Gehen der Landschaft ersetzen.

Linde und Hag

Manchmal bewundere ich das Talent der Journalisten, ein Thema in erzählerischer Manier auszubreiten. Mein Talent liegt eher bei dem Gegenteil: Die Dinge auf den Punkt bringen. Das Buch ,,Linde und Hag“ von Carlheinz Gräter, welches schon seit Monaten auf meinem Schreibtisch steht, das ich aber erst heute lesen konnte, ist so ein Beispiel für eine unterhaltsam geschriebene Textsammlung, die dennoch inhaltlich sehr fundiert erscheint. Wie der Buchdeckel verrät, ist das Buch aus einer Sendereihe des Süddeutschen Rundfunks entstanden, deshalb die journalistische Anmutung. Der Autor bringt dabei seine Kenntnisse als gelernter Germanist und Historiker ein, wenn er 19 heimische Baumarten auf ihre mythologischen, volkskundlichen, künstlerischen und heilkundlichen Hintergründe hin abklopft. Auf den pro Baum verwendeten 4-5 Seiten kann das zwar nur elliptisch ausfallen. Die einzelnen Texte bieten dennoch wichtige Informationen und stellen zahlreiche ungeahnte Bezüge auch zu heute noch nachvollziehbaren Bedeutungen der Bäume her. Ein ebenso kurzweiliges wie inhaltlich gehaltvolles Lesevergnügen. Ich bin gespannt auf den Vorgängerband mit dem Titel ,,Der Wald. Immergrün“, der zurzeit leider vergriffen ist.