Anlässe

Auswärts essen zu gehen, ist bei uns sehr selten. Heute habe ich M. einmal dazu überreden können, und mir schien, dass es auch die richtige Gelegenheit war. Dabei ist gleichzeitig ein Plan entstanden, wie die Bewirtung anlässlich des 65. Geburtstags von M. organisiert werden könnte, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Ein China-Restaurant im Nachbardorf, das schon sehr lange existiert, das wir aber schon Jahre nicht mehr besucht haben, mit nettem Personal und vielen zufriedenen Gästen. Passend zum Anlass habe ich mein neues Maulbeer-Band getragen. In China sollen die massenweise wachsen. Und in früheren Zeiten sollen dort sogar Straßen mit Maulbeerbaumholz gepflastert worden sein, wegen der angeblichen Haltbarkeit und Widerstandfähigkeit des Holzes. Wenn das so ist, müssten die daraus gefertigten Bänder ja eigentlich ewig halten. Übrigens eine interessante Idee: Bänder passend zu bestimmten Anlässen. Ich weiß allerdings nicht, ob das vermittelbar ist und ob man allzu viele Anlässe einer bestimmten Holz/Baum-Art zuordnen kann. Wenn ich solche Möglichkeiten sehen sollte, werde ich erst mal einige Privat-Experimente durchführen. Zurzeit habe ich ja zumindest die Möglichkeit dazu, wer weiß schon, wie rasch sich das wieder ändert.

Welcher Weinachtsschmuck?

Was die Advents- und Weihnachtsdekorationen angeht, sind wir uns noch nicht so ganz schlüssig. Das Schneiden der Mistelzweige war schon in den letzten Jahren recht unbefriedigend, da die Misteln meist nur noch gelbliche Blätter und grünliche Früchte trugen. Irgendetwas in der Population muss sich verändert haben. Das wirkt rein optisch aber nicht sehr überzeugend, und so hing es von Zufällen ab, ob wir dennoch einige ganz ansehnliche Exemplare auftreiben konnten. Jetzt, wo V. nicht fit ist und sich voraussichtlich auch längere Zeit keine allzu anstrengenden Aktionen wird leisten können, denken wir daran, ganz auf die Mistelzweige zu verzichten. Die Alternative ist noch unklar. Was bleibt: Nadelbaumzweige unterschiedlichster Art (Zypressen, Fichten, Tannen, Eiben), Efeu und Stechpalme. Vielleicht finden wir einen interessant geformten Unterbau zum Anfertigen eines Gestecks, zum Beispiel als Weihnachtspyramide oder ähnliches. Ich habe durchaus Lust, mal Neues zu versuchen und dem spannenden Thema eine weitere Facette hinzuzufügen. Längst noch nicht ist dieses Themenfeld ausgereizt. Wenn ich mir die Weihnachtsausstellung im Blumenhaus W. ansehe, dann könnte ich ins Schwärmen kommen. Unglaublich, was diese kreativen Fachleute an ebenso geschmackvollem wie sinnreichem Weihnachtsschmuck hervorzaubern. Sicher können wir uns daraus gewisse Anregungen entnehmen.

Martinsbrauch und innere Zeit

In unserer Gemeinde wird der Martinsumzug am Vorabend des eigentlichen Gedenktages veranstaltet. In den letzten Jahren habe ich das immer verpasst, weil er nicht mehr, wie Jahrzehnte zuvor üblich an unserer Haustür vorbeizieht, sondern heute andere Wege nimmt. Heute aber wollte ich noch einmal erleben, wie sich der Brauch anfühlt – als Erwachsener. Und war ziemlich enttäuscht. Das große Ereignis, das absolut einmalig Atmosphärische des Tages, mit langwierigen Vorbereitungen im Vorfeld, dem in meiner Erinnerung lange sich hinziehenden Umzug mit einem St. Martin-Darsteller zu Pferde, vielen bunten und meist selbst gebastelten Laternen (mein Gott, habe ich schöne Laternen damals gebastelt, aus schwarzem Tonpapier und transparentem Buntpapier hinter scherenschnittartig ausgesparten Motiven), dem gigantischen Martinsfeuer auf dem Bürgerplatz und der Verteilung der Martinsbrezeln im Kindergarten zum Abschluss, dieses große Ereignis konnte ich heute nicht wieder finden. Als ich dazu stieß, eine Viertelstunde nach Beginn, waren die Kinder und Eltern schon wieder auf dem Rückweg. Kurz darauf wurde von der Feuerwehr das vorbereitete Feuer entfacht, alle versammelten sich rund um das Feuer, und eine weitere Viertelstunde später war es schon vorbei. Als ob es darum gegangen wäre, etwas abzuhaken, machten sich die meisten Teilnehmer schon wieder auf den Heimweg. Ich weiß nicht, lag es an einer unüberlegten Inszenierung der Abläufe, an dem allzu fachmännisch und viel zu rasch abgebrannten Feuer, oder einfach an der schlichten Tatsache, dass Erwachsene die Dinge in einer anderen ,,inneren Zeit“ wahrnehmen, dass der Zauber für mich nur ganz schwach wahrnehmbar war. Immerhin, die abstrakte Botschaft des Festes und seiner verschiedenen Bräuche, war doch erkennbar: Teilen schafft Gemeinsamkeit und bringt uns näher zu Gott. Die Lichtsymbolik der Laternen und des Feuers vermag dies eindrücklich zu transportieren. Ich fühlte mich an unser alljährlich im Winter durchgeführtes Holzfeuer erinnert, welches wir entfachen, nachdem wir alle geschnittenen Äste unserer Obstbäume zu einem großen Haufen zusammen getragen haben. Dieses ganz profane Feuer hat für mich eine ähnlich spirituelle Ausstrahlung. Und so habe ich das stärkste Symbol dieses Abends einmal wieder in der Fotografie festgehalten. So kann ich für mich am besten erinnern, was St. Martin eigentlich bedeutet:
St. Martin 2006

Wesentlich

Immer noch komme ich kaum nach, mit allem, was ich mir so vornehme. Unendlich vieles, was ich versuche aufzubereiten, zu archivieren, zu transformieren, zu modellieren, zu formulieren, zu reflektieren. Und doch reicht die Zeit nicht einmal annähernd, komme ich während des Lebens nie in ausreichendem Umfang dazu, das Leben zu beschreiben. Gerade danach ist mein Bedürfnis groß. ,,Beobachtung zweiter Ordnung“ nennt sich das in der systemtheoretischen Terminologie, eine Reminiszenz aus Zeiten, in denen ich mich vor allem wissenschaftlich mit dem Beobachten beschäftigt habe. Sehr viel lebensnaher ist mein Beobachten geworden, sehr viel enger am Gegenstand, sehr viel direkter – auch die darauf aufbauenden Formen des Bearbeitens und Überarbeitens. Dieses Tagebuch ist ein Beispiel dafür, Gedanken und Beobachtungen spontan, aus dem Bauch heraus, festzuhalten. Ich habe erfahren, dass daraus mehr Wahrheit zu gewinnen ist, man die Dinge so zumindest alltagskommunizierbar festhalten kann. Und auch meine Beschäftigung mit den Bäumen fällt in diesen Zusammenhang. Sie ermöglicht es mir, das Beobachten zu fokussieren, auch zu intensivieren, gleichzeitig zu abstrahieren von allem Unwesentlichen. Die Bäume sind für mich sowieso der Inbegriff von Wesen, die ihre Wesentlichkeit in überzeugender Weise zur Geltung bringen. Sie helfen uns, selber wesensgemäßer zu leben.

Illusion und Unwahrscheinlichkeit

M. hat sich über die beiden Armbänder gefreut. Erst in einigen Wochen, wenn das Öl tiefer eingedrungen ist, wird man wirklich sagen können, wie die Oberflächen wirken. Der kaukasische Nussbaum hat etwas sehr Dekoratives, mit einer marmorierten zwischen Schwarz und Kakaobraun wechselnden Färbung. Und der Vogelaugenahorn lässt vereinzelt die schillernden Vogelaugen glänzen. In Kombination übrigens sehr interessant. Noch interessanter zweifellos ein geheimnisvoller Brief an Bernhard Lux – www.wunschbaum.de adressiert. An alle vor 1978 Geborenen – gut getippt, war allerdings auch nicht schwer zu erraten – der durchaus treffende Text ist mir aus einem vor Jahren einmal gelesenen Forenbeitrag bekannt. Gute Zeiten zum Geburtstag mit lichtvollen Grüßen und Dostojewski-Zitat – sehr geschmackvoll, wie auch der braun-orangefarbene Umschlag. Von K. gewünscht – heißt Maia nicht ,,Illusion“?, das würde zu dem rätselhaften Tausch des Namenskürzels in K. passen. Und dann noch der charmante Weihnachtsbaum-Pin – woher weiß K./Maia von meiner großen Begeisterung für solch kleine Weihnachtsbaum-Darstellungen? Hatte ich das auch im Tagebuch einmal erwähnt? So viele Fragen. Dass die Antworten nicht unmittelbar auf der Hand liegen, macht sie besonders reizvoll. Und die Bäume sind, wie so häufig, die Mittler des Unwahrscheinlichen.

Atmosphäre und Gemeinsamkeiten

Kälter als angekündigt war dieser Tag. Das gilt aber nur für die Außentemperatur, die gepaart mit dem Mangel an Sonnenlicht ohne Heizung auch im Haus Anlass zum Frösteln geben könnte. Unspektakulär und entspannt war er zudem, was mit den zurzeit aktuellen Routinearbeiten und meiner Weigerung zu tun hat, im Geburtstag etwas Extrovertiertes zu sehen. Dennoch habe ich mich über den großformatigen Bildband mit ,,Baumriesen“, das Kräuterbeschreibungsbuch und den Mondkalender von J. und W., das Edelsteinbuch von Frau M. und verschiedene eMail-Grüße sehr gefreut. Manche erinnern sich eben doch daran, dass ich immer schon einen besonderen Sinn für die Atmosphäre von Fest- und Feiertagen hatte. Interessant auch die Parallelität der Aktivität mit Menschen, mit denen ich in lockerer Verbindung stehe. So hat mir Frau R. aus der Schweiz heute erzählt, dass ihre Familie die frostempfindlichen Pflanzen für den Winter vorbereitet hat. Gemeinsamer Bezugspunkt war der Feigenbaum im Garten, über dessen Gedeihen man sich angesichts eines ausgedehnten Sommers nur freuen kann. Genau das ist es, was mich an den Bäumen so fasziniert. Sie markieren wichtige Lebens-Konstanten, geben Anlass zur Reflexion über nationen- und zeitübergreifende Mensch-Natur-Beobachtungen. Bringen uns dem eigenen Kern näher und helfen damit sehr, den eigenen Standpunkt und die Bewegungs- und Entwicklungsmöglichkeiten dynamisch auszuloten.

Gestalterdenken

Wer hätte gedacht, dass ich eines Tages mit einem spanischen Kreativen in Kontakt kommen würde. Javier Delegado – toller Name, mehr ist mir allerdings nicht bekannt. Jedenfalls hat ihm eines meiner Baum-Bilder, speziell mit dem Namen ,,Totholz“ gefallen. Es stellt einen völlig verfaulten Baumstumpf in lichten Pastellfarben dar. Da tuen sich natürlich Spekulationen auf: Wofür verwendet dieser Spanier gerade diese Fotografie? Handelt es sich um einen Grafik-Designer, um einen kreativ tätigen Laien, oder um einen Bild-Redakteur? Ich weiß es nicht, finde es aber höchst spannend, solche Käufe vorzufinden, so wie vor einer Woche der Kauf einer französischen Grafikerin. Es zeigt mir vor allem eines: Nur wenn man selber gestalterisch aktiv ist, hat man auch beim Festhalten fotografischer Eindrücke einen Sinn für die spätere Verwendbarkeit. Natürlich habe ich bei der fotolia-Auswahl auf möglichst große Universalität und Plakativität geachtet. Das ist es auch, was auf dieser Plattform bevorzugt wird. Es muss eben in unterschiedlichsten Kontexten einsetzbar sein und trotzdem etwas Wesentliches transportieren. Ich glaube, hierfür habe ich einen besonders feine Antenne.

Eibenphase

Hatten wir nun einen Herbst oder nicht? Ich weiß es nicht wirklich zu entscheiden, denn er ist aus Gründen privater Turbulenzen weitgehend an mir vorbei gezogen. Wenn ich mich jetzt draußen bewege, scheint mir aber der Winter eindeutig seine Fühler auszustrecken. Kein Wunder, wir befinden uns ja auch in der ,,Eibenphase“, die vom 3. bis zum 11. November reicht, mit meinem Geburtstag mitten drin. Die Zeit des Umbruchs, der Umwälzung, der Transformation. Die Zeit, in der der Wechsel deutlich gemacht wird, unaufhaltsam in Richtung der Wintersonnenwende. Am Grab von G. hat die Roteiche fast alle ihre Blätter bereits verloren. Die müssen dann weniger entfernt werden. Nur die Hainbuche ist noch übervoll mit ihren bereits bräunlich verfärbten und papiertrockenen Flügelfrüchten. Bestimmt 10 Minuten habe ich gebraucht, um alle von der Farnabdeckung des Grabs zu entfernen, damit die Alpenveilchen wieder wie gewünscht zur Geltung kommen können. Diese Zeit ist anstrengend, auch wegen der körperlichen Umstellungen, aber sie hat jedenfalls für mich etwas sehr Anregendes, welches mich noch näher zu mir selber führt.

Fliegende Tage

Die Geschäfte sind schon ganz auf Weihnachten eingestellt. So auch mein Lieblings-Drogeriemarkt, der häufig auch interessante Accessoires führt. Wie seit einigen Jahren üblich schon Anfang November. Es ist so, als ob die Adventszeit verdoppelt werden soll. Wie auch immer, Engel, Nikoläuse und Weihnachtsbäume kann man gar nicht genug haben. Die neuesten Errungenschaften: Ein Engel-Teelicht, eine Seife in Engelform und ein stilisierter Weihnachtsbaum, der sich im Badewasser als Badesalz auflösen lässt. So was benutze ich zwar nicht, aber ich versuche ihn zu fotografieren. Ansonsten hektisch wie in den vergangenen Tagen: Schleifen, Drechseln, und Maulbeerbaum und Efeu sind sogar schon fertig geölt. Die Tage fliegen auf diese Weise nur so dahin, wohl auch wegen der uhrzeitlichen Umstellung und der frühen Abenddämmerung, aber auch wegen der allabendlichen Besuche bei V., über die er sich sicher freut, soweit ihm das derzeit möglich ist, die aber leider keinen Anlass zur Zuversicht geben. Hoffen wir, dass die Ärzte sich endlich was einfallen lassen.

Anwachsen

Wir wissen nicht, wie lange es noch dauert, bis sich bei V. etwas bessert und er wieder nach Hause kann. Deshalb habe ich heute in der Baumschule nachgefragt, ob es möglich wäre, den Maulbeerbaum noch länger dort zu belassen. Das Einpflanzen in unserem Bienenhausgarten ist nämlich nicht ganz so unproblematisch, und da wäre es gut, wenn V. dabei ist. Eigentlich dachte ich, dass er übertreibt und wieder seine eigenen Methoden entwickelt hat, aber die Baumschule hat mir diese Vorgehensweise bestätigt, dass man nämlich zum Schutz gegen Wühlmäuse ein ziemlich großes Loch ausheben muss, das dann mit einem Geflecht aus weitmaschigem Hasendraht auszukleiden ist, bevor der Baum hineingesetzt wird. Am besten sei es, anschließend auch nach oben hin mit dem Draht abzuschließen. Zu meinen Bedenken, dass die Wurzeln, wenn sie dann stärker werden, möglicherweise durch den Draht eingeschnitten und geschädigt werden, meint er, dass dies in späteren Lebensjahren des Baums dann kein Problem mehr sei, die Wurzeln würden sich ihren Weg suchen. Nun gut, so will ich einmal einem Fachmann vertrauen und hoffen, dass die weiße Maulbeere einen würdigen Platz dort findet und gut anwächst. Der Tag war im Übrigen wieder der Holzarbeit gewidmet. Das Wunschbaum-Armband ,,Efeu“ ist jetzt ganz fertig, in den kommenden Tagen will ich mir jeweils 1 weiteres der Musterbänder vornehmen. Außerdem habe ich meine Vorräte an Walnussbaumkanteln und Rüsterstäben aufgefüllt. Morgen wird es dann mit dem Drechseln weiter gehen. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse, und wie flüssig die Arbeit fortschreiten wird.

Allerheiligen

Das war ein Allerheiligen-Tag, wie er im Buche steht. Klirrend kalt, ganz passend zum verinnerlichten Bild der Jahreszeit. Und trotzdem sonnig, lediglich durchbrochen durch heftige Winde und zeitweilige Schauer. Viele Menschen fanden sich am Nachmittag auf dem Friedhof zusammen, zur Zeit der Gräbersegnung, eine der seltenen Anlässe, die Menschen an einem Ort versammeln, welche sonst niemals zusammentreffen würden. Die wohl einmalige Verbindung eines privaten mit einem öffentlichen christlichen Ritual. Und eines, das mich immer schon sehr berührt, ein sicheres Gefühl des Zuhauseseins vermittelt. Am Vormittag schon haben wir eine Schale mit weißen Alpenveilchen zum Grab gebracht und auf dem mit Tannenzweigen vor einigen Tagen ausgelegten Oval platziert. Ganz übersäht war schon wieder alles mit den abgefallenen Flügelfrüchten der am Eck stehenden und Gs Grab überschattenden Hainbuche, und mit den restlichen Herbstblättern der Roteiche direkt gegenüber. Aber natürlich konnte man nicht schon wieder anfangen, alles zu säubern. Das wichtigste ist ohnehin der Besuch, und dass wir uns mit der festlichen Gestaltung des Grabs Mühe gegeben haben, das hat man in jedem Fall gesehen. Auf dem Rückweg haben wir noch die Ruhestätte von Frau M., Herr S. und Tante E. besucht und einen stillen Gruß hinterlassen. Ganz sicher wird mein Weg mich heute Abend noch einmal zum Friedhof führen. Die in der Dunkelheit leuchtenden Grablichter verbinde ich zwingend mit Allerheiligen, und dieses Erlebnis ist für mich ein Muss.

Vom richtigen Zeitpunkt

Ein Gespräch über die wunderlichen klimatischen Schlängelwege dieses Jahres, über das so spät noch mögliche Fruchten mancher Obstbäume, über die sonst nie da gewesene zweite Blüte mancher Sträucher war der entspannende Teil eines Gerichtstermins. Der hatte davon abgesehen aber ohnehin das beste aller erwartbaren Ergebnisse mit sich gebracht. Mit noch nicht ganz feststehendem Ausgang. Dafür aber mit einer Art kommunikativer Wiedergutmachung, einer Art symbolischer Aufhebung verkehrt gelaufener Entscheidungsfolgen. Ich denke, der Zeitpunkt hierfür konnte einen Tag vor Allerheiligen, dieses Tags und der Nacht der Vermischung von Oben und Unten, der besonders dichten Annäherung von Diesseits und Jenseits, nicht besser gewählt sein. Auch wenn es von Seiten der Behörde möglicherweise kein bewusst gewählter Termin war, er ,,fiel“ eben richtig. Ich bin ganz sicher, dass so etwas kein Zufall ist, wie ich immer mehr auch das Unangenehme und Schmerzhafte als sinnhaft und im großen Blick auf die Dinge wohl platziert wahrnehme. Solche Phasen helfen bei der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, dienen vielleicht auch der Korrektur allzu abschweifender Lebenswege.

Gedanken vor Allerheiligen

Und immer wieder überrascht uns der liebe Gott mit einem sonnenreichen Tag. Ende Oktober und in dieser Dichte zu meinen Lebzeiten noch nicht da gewesen. Diese Erinnerung teile ich mit den meisten, mit denen ich mich darüber unterhalten habe. Und so habe ich es heute sehr genossen, wieder im Freien arbeiten zu können, an meinen exotischen Armbandkreationen. Vielleicht wird der Abschluss dieser Arbeit noch in die Sonnenphase fallen, bevor das zu Allerheiligen eher passende Klima die Oberhand gewinnt. Gespannt bin ich auf den Allerheiligen-Abend, an dem mich der Weg traditionell zum Friedhof mit seinen vielen Lichtern führt. Bei diesem gedanklichen Vorgriff denke ich an Lakota, mit der ich in der virtuellen Welt ein Stück gemeinsamen Lebensweges gegangen bin. Nachdem ich lange nicht mehr in diesem Licht-Forum war, musste ich nun lesen, dass Lakota nicht mehr unter uns Lebenden ist. Das hat mich sehr berührt, denn ich fühlte mich auf eine ganz brüderliche Art sehr verbunden mit ihr. Da sieht man, welche Wirkungen relativ wenige, aber bedeutungsreiche Kommunikationen haben können. Ich denke, solche müssen dann auch nicht abreißen, sondern können sich auf einer neuen Ebene ihre Fortsetzung suchen.

Raritätenarbeit

Die Gleditschiensamen, die ich auf meiner Fensterbank zum Trocknen ausgelegt habe, fangen an, rissig zu werden. Schade, denn eigentlich hatte ich vor, einige davon kunsthandwerklich zu nutzen. Das wird so nicht mehr möglich sein. Die wenigen, welche ich einige Wochen zuvor schon aufgehoben hatte, zeigen diese Risse nicht. Vielleicht hängt das mit dem Reifegrad zusammen, keine Ahnung. So werde ich diese wohl ausschließlich für den Versuch gebrauchen können, kleine Bäumchen zu ziehen. Wäre doch gelacht, wenn bei so vielen Samen nicht wenigstens ein paar davon angingen. Ich hoffe, nächste Woche endlich einmal zur weiteren Arbeit an meinen fünf Armbändern zu kommen. Sämtliche Perlen sind schon hergestellt, und als nächstes steht das Bohren auf der Tagesordnung, dann die Kniffelarbeit am Schlussstück und der Hauptperle und schließlich das nahezu endlose Kantenglätten. Alle Arbeitsschritte mal 23, macht 115 Arbeitsvorgänge bis die Perlen zum Ölen fertig sind. Das Ergebnis wird hoffentlich entschädigen, denn dabei sind echte Raritäten, auf deren optische Präsenz und energetische Ausstrahlung ich sehr gespannt bin.

Vorbereitungen

Allerheiligen steht vor der Tür. Man glaubt es kaum, bei den sommerlichen Temperaturen der letzten Tage. Aber heute hat sich der Witterungseinbruch schon bemerkbar gemacht. Am deutlichsten ablesbar an meinem Schwindel, den ich in dieser Form nun schon Wochen nicht mehr erlebt habe. Egal wie gut oder schlecht das Wetter zum nahenden Feiertag passte, das Grab von G. musste in jedem Fall vorbereitet werden. M. hat von ihrer Freundin glücklicherweise wieder Tannenzweige bekommen. Von einer Weißtanne, die sind kräftiger und eignen sich gut zum Stecken. Wir haben das Oval in der Mitte des mit Farn bewachsenen Grabs mit diesen Zweigen, die ich vorher klein geschnitten hatte, in Kreisform ausgelegt. Später wird die Mitte mit einer Schale geziert, in die ein weißes Alpenveilchen eingepflanzt ist. Das passt sehr schön zum Anlass. Und insgesamt ist es mindestens so gut gelungen wie im Vorjahr, auch wenn meine Legetechnik diesmal etwas anders ausgefallen ist.

Geheimnisvolles Efeuholz

Der großformatige Band mit Abbildungen von ,,Baumriesen“ ist zusammen mit der Enzyklopädie ,,Wohnen mit Holz“, dem Edelsteinkalender und dem Bauernkalender heute angekommen. Letzterer ist wie immer für V. zum Neujahr gedacht, die Edelsteine für J. und ich selber freue mich natürlich über die beiden Bücher. Sicher wird das Sachbuch mit haarscharf fotografierten Holzmustern mir einige Anregungen geben können. Und dieser ungewöhnliche Bildband zu besonders hohen amerikanischen Baumindividuen wird sicher sehr interessant sein. Wirklich wissen werde ich es am 7. November, denn ich lasse ihn mir zum Geburtstag schenken, und so lange will ich nicht hineinsehen. Am aller spannendsten fand ich heute aber die Arbeit am Efeuholz. Schon während des Drechselns merkte ich, wie gut es sich bearbeiten lässt, wie leicht und trotzdem dicht es ist, und wie schön sich nach dem Feinschliff auch in dieser dünnen Form die feine und abwechslungsreiche Struktur des Holzes präsentiert. Auch die weitere Verarbeitung wird keine Schwierigkeiten machen. Besonders interessant dürfte die Veränderung sein, die sich später durch das Tränken im Öl ergibt. Ich rechne damit, dass die bläulich-grünlichen Schlieren, die das Holz durchziehen, dann deutlicher heraustreten werden und das Geheimnisvolle der Pflanze augenscheinlich werden lassen.

Eibengrund

Ziemlich mühsames Vogelauge. Jedes Mal ruiniere ich mir die Fingerkuppen, die nach der Schleifaktion tagelang kaum mehr zu gebrauchen sind. Und dieses Holz ist wirklich sehr dicht und hart, so dass selbst Zehntelmillimeter nur schwer zu entfernen sind. Danach war der kaukasische Nussbaum eine wahre Erholung. Morgen wollte ich mir den wahrscheinlich ebenfalls harmlosen Efeu vornehmen. Auch andere Projekte habe ich in Angriff genommen: So eine vermutlich aufwändige Arbeit an einer isolierten Webpräsenz zu diesem Baumtagebuch. Bin gespannt, wann ich den Anfang gefunden haben werde, diesmal soll es einfach anders wirken. Da kommt die Lust aufs Neue durch. Die Beobachtung im richtigen Leben konzentriert sich zurzeit vor allem auf die Kommunikation, Bäume nehme ich natürlich immer wahr, wenn auch manchmal nur im Vorübergehen. Wie die wunderbaren Eiben in M., die in dieser Zeit voll sind von rot-leuchtenden Früchten. Diese roten Samenmantel mit den schwarzen Samen im Zentrum wirken sehr transparent. Und obwohl sie von innen zu leuchten scheinen, liegen sie irgendwie immer im Schatten. Auch deshalb ist es mir bis heute nie gelungen, sie überzeugend zu fotografieren. Die Eibe entzieht sich eben einer endgültigen Erfassung, sie bleibt unergründlich, mein Lebensbaum eben, und das ist gut so.

Starker Tulpenbaum

Na ja, schön ist es in so einem Krankenzimmer eigentlich nie. Man kann sich nur irgendwie damit arrangieren, als Kranker wie als Besucher gleichermaßen, und wie gut das gelingt, hängt einfach davon ab, in welchem physischen und psychischen Zustand man sich gerade befindet. Immerhin, V. scheint es nach etwa 10 Tagen zumindest etwas besser zu gehen, was Hoffnung gibt auf ein glückliches Ende. Jedenfalls, wenn er noch sehr viel Geduld mitbringt, die Ärzte ihr Bestes geben, und er hoffentlich aus diesem Fall die richtigen Schlüsse für die Zukunft zieht. Das Erfreulichste wohl an dem neuen Zimmer und der neuen Station: Der Blick durch das Altbaufenster fällt geradewegs auf diesen riesigen und wohl schon über hundert Jahre alten Tulpenbaum. Ein stattliches Exemplar, den ich von meinen eigenen Besuchen dort bereits kannte, der aber normalerweise nicht sichtbar ist, da er nicht, wie die großen Linden, im zentralen Innenhof, sondern in dem für Besucher zwar nicht unzugänglichen, aber abgelegenen Hinterhofbereich steht. Möge dieser starke Baum V. etwas Freude bringen und ihm ein Stück seiner eigenen Standfestigkeit vermitteln.

Unverwechselbare Gerüche

Eigenartiger Tag. Dauerregen, bei dem kein Hund vor die Tür gehen mag! Trotzdem jede Menge hektische Betriebsamkeit, die mich nicht wirklich weiter gebracht hat. Und dann die Aussicht, dass am Donnerstag der Sommer wiederkehrt, mit angeblichen 26 Grad. Einfach unglaublich. Am Nachmittag habe ich in meiner Baumfrüchtegalerie die Aufnahme der Gleditschienfrucht aufgenommen. Und bei der Gelegenheit sind mir die Schoten eingefallen, die seit einigen Tagen hinterm Haus gelagert waren. Die habe ich mir jetzt vorgenommen und die Samenkerne extrahiert. Was nicht ganz einfach war. Diese Schoten haben einen eigenartigen Aufbau. An einem der Ränder ganz brüchig und trocken, auf der anderen noch saftig. Das merkt man besonders, wenn man sie quer einreißt oder der Länge nach aufschneidet. Dann tritt nämlich eine schleimige und klebrige Fruchtmasse aus. Und zwischen diesen beiden Seiten liegen die braunen und festen, ungefähr linsengroßen Samen. Die musste ich herausquetschen, da sie zusätzlich in fast verholzt wirkende Kammern eingebettet sind. Man glaubt es nicht, welche wunderlichen Gebilde die Natur sich ausgedacht hat. Und wie mannigfaltig und unwahrscheinlich die Formen von Blüten und Früchten sein können. Noch eine interessante Eigenart dieser Früchte, gleichzeitig eine, die mir sicherlich im Gedächtnis haften bleiben wird: Der Geruch. Da ist es ähnlich wie bei den Gerüchen von feinem Holzstaub. Ich erkenne sofort die jeweilige Art. Jedes Holz hat einen ganz spezifischen Geruch, und manche sind eben auch unverwechselbar. Diese innen noch sehr saftigen Fruchtschoten strömen eben einen solch eigentümlichen Geruch aus. Zunächst wollte es mir nicht einfallen, aber dann erinnerte ich es: den Geruch von Leinöl. Bestimmt enthält die Masse chemische Substanzen, die denen des Leinöls entsprechen. Falls ich also wieder einmal diesen Geruch wahrnehmen sollte, ich werde automatisch an zwei Dinge denken: Leinöl und die Frucht des Lederhülsenbaums.

Stadteindrücke

Ein Stadtmensch werde ich wohl nie. Will nicht heißen, dass ein Ausflug, ein Einkaufs-bummel oder der Besuch in einem städtischen Museum nicht seinen Reiz haben kann. Bei den wenigen Gelegenheiten, die ich in dieser Richtung genieße, bin aber jedes Mal wirklich froh, dass es nur die Ausnahme ist. Zu hektisch, zu abstrakt-überzogen, zu naturfern, zu künstlich begegnet mir die Welt von Innenstädten. Zu weit außerhalb dessen, was Mensch-Sein im eigentlichen Sinne ausmacht. Man muss zu viel Energie darauf verwenden, die ganze Tünche wieder abzukratzen und klar zu sehen. Jedenfalls, wenn man die Dinge so sieht wie ich, möglichst pur und ungeschminkt, aber auch in ihrem ganzen ursprünglichen Zauber. Der Anblick der drei nebeneinander stehenden Ginkgo-Bäume am Stadttheater gehörte da zu den Highlights. Mehr überformt auch die neuen Swarovski-Kreationen, die weihnachtliche Motive aufgreifen und sogar einen ganzen Baum mit Blüten in stilisierter Form wiedergeben. Schade, den schon so lange gesuchten grünen Weihnachtsbaum-Pin mit den roten Punkten habe ich auch diesmal nicht gefunden. Er ist wohl für immer aus dem Sortiment verschwunden, und die ihn besitzen, wollen ihn nicht mehr hergeben.

Oktobersommer

Ein unglaublicher Tag, ganz wie im Frühsommer. Ein Licht und eine Temperatur, die Aufbruchstimmung vermittelt und so gar nicht in das Bild des Oktobers passt:

Oktobersommer

Der Weg durchs Dorf und am Fluss war sehr angenehm, die Menschen wirkten gelassen, unwirklich fasziniert von diesem außerordentlichen Klima. Auch die Pflanzen scheinen ganz verwirrt von dieser Entwicklung, dieser unvermittelten Vertauschung der Jahreszeit. So habe ich doch tatsächlich eine Brombeerblüte entdeckt. Und auch bestimmte andere Sträucher blühen zum zweiten Mal für dieses Jahr, weil sie sich offensichtlich getäuscht fühlen. Und die Früchte erscheinen umso saftiger und strahlender in diesem Licht. Mein Vorhaben mit den Gleditschien hat heute endlich gefruchtet. Mit Hilfe eines Holzstocks habe ich kräftig gegen den Ansatz der Früchte geschlagen und sie damit abgelöst. Schätzungsweise zwanzig solcher reifer Schoten mit der lederartigen Oberfläche umfasst meine ,,Ernte“. Einige besonders schöne habe ich aussortiert und auf der Fensterbank zum vollständigen Trocknen ausgelegt. Das ergibt eine augenfällige Dekoration. Und die übrigen werde ich aufschlitzen und die darin enthaltenen Samen herauslösen. Getrocknet lassen sie sich hoffentlich problemlos durchbohren, und dann möglicherweise in ein Schmuckarmband integrieren. Auf das Ergebnis bin ich sehr gespannt.

Gartenarbeit

Das lief doch ganz gut heute mit der Gartenarbeit. Immerhin haben wir den Hintergarten so weit für den Winter vorbereitet: Geharkt, verwelkte Stauden abgeschnitten, bestimmte Blumen ausgetopft, andere ebenfalls geschnitten, die später im Keller überwintern werden. Das Wasserbecken gesäubert und mit der bewährten Abdeckung versehen. Die Rattan-Sitzgarnitur gereinigt und verstaut. Selbstverständlich auch den gesamten Waschbetonbereich gekehrt. Was mir zufällig, aber Gott sei Dank aufgefallen ist: Unser nicht sehr wachstumsfreudiger Ginkgo war an mehreren Stellen durch die Drähte, durch die er an seine Stützstäbe angebunden war, tief eingeschnitten, an einer Stelle einseitig fast bis zur Markröhre. Vielleicht ist das die Erklärung für das zögerliche Wachstum des schönen Baums. Ich bin mir nicht sicher, hoffe aber, dass die Säfte nun problemlos fließen können und das neue Frühjahr einen Wachstumsschub mit sich bringen wird. Mein Versuch, die Fruchtschoten des Lederhülsenbaums am Parkplatz der Klinik einzusammeln, ist wieder gescheitert. Zum nächsten Besuch morgen werde ich einen Stock mitnehmen und versuchen, die Früchte auf die Art zu erreichen bzw. abzulösen. Ich bin doch so gespannt auf die Samen, die ich trocknen und später weiterverarbeiten will.

Vier mal Dreiundzwanzig

Ich weiß nicht, ob ich den diesjährigen Herbst nicht verpasst habe. Ein richtiger Herbstspaziergang mit dem typischen Oktoberlicht ist mir bisher noch nicht vergönnt gewesen. Seltsam, obwohl ich zurzeit eigentlich mehr Freizeit habe als gewöhnlich, reicht die Zeit trotzdem nicht, um alles gleichmäßig zu realisieren, was mir sinnvoll und notwendig erscheint. Manches muss einfach eine Weile warten, bis ich es wieder aufgreife. So die Arbeit an den Demonstrations-Armbändern aus Maulbeerbaum, Weinstock, Vogelaugenahorn und Kaukasischem Nussbaum, für die ich schon vor einigen Wochen die Stäbe gedrechselt habe und deren Weiterverarbeitung ich erst heute wieder angehen konnte. Zwei davon sind für mich selber, und die beiden anderen für M. Eigentlich nur provisorisch, denn eigentlich geht es nur darum eine Vorlage zum Abfotografieren zu haben. Ich habe mich für den Maulbeerbaum – natürlich – und den Weinstock entschieden. M. bekommt den Vogelaugenahorn – sehr dekorativ – und den tiefdunkelbraunen kaukasischen Nussbaum, der in Kombination mit einem Band aus hellem Holz sicherlich auch sehr schön aussehen wird. Wie auch immer, das heißt pro Band 23 Mal Sägen, Bohren und Schleifen. Und etwa 20 Stunden Arbeit zusammen genommen. So hoffe ich, dass ich die Arbeit im Freien erledigen kann und die Temperaturen zwischendurch mitspielen.

Schöner Maulbeerbaum

Unser Maulbeerbaum ist jetzt geliefert worden. Nach Hause holen konnte ich ihn aber nicht, da mir die Transportmöglichkeit derzeit fehlt. Ich hoffe, wir werden das in ca. 14 Tagen nachholen können. So habe ich die Baumschule gebeten, den Baum so lange bei sich zu behalten. Außerdem warten wir ja noch auf die Kirschpflaume, die später dazu kommt. Er ist nicht in einem Container stehend, sondern mit einem dicken ummantelten Wurzelballen versehen. So wird er sicher die Wochen bis zum Einpflanzen gut überstehen, auch wenn er dann vermutlich keine Blätter mehr tragen wird. Zwar nicht sehr dick, aber doch schon schön stabil und vor allem hoch ist dieses Exemplar eines weißen Maulbeerbaums. Ich schätze 3 Meter. Wie er genau fällt, kann ich noch nicht sagen, da die Äste zusammen gebunden waren. Aber ich nehme an, an dem Standort, den V. sich schon ausgedacht hat, wird er sich gut machen und auch gut gedeihen. Besonders gespannt bin ich, ob im kommenden Jahr schon Früchte zu sehen sein werden und wie sein Breitenwachstum ausfällt. Jetzt schon weiß ich, dass er zu meinen Favoritenbäumen zählen wird.

Eindrückliche Spuren

Ich wünsche mir sehr, dass es V. sehr bald besser geht. Gewisse Fortschritte hat er bereits gemacht, aber er ist immer noch weit davon entfernt, sich normal bewegen zu können. Wir denken deshalb viel an ihn und versuchen ihm etwas von unserer Energie abzugeben. Schon so häufig bin ich jetzt selber oder als Besucher in Kliniken gewesen. Das sind Erfahrungen, über die man eigentlich nicht schreiben kann, die sich im Stillen absetzen und Wirkungen hinterlassen, sie gehören zu den starken Eindrücken, die ihre Spuren nach sich ziehen. Bei der Ankunft heute habe ich noch einmal bei etwas besserem Licht die Früchte des Lederhülsenbaums fotografiert. Diese Aufnahme macht sehr deutlich, wie der Baum zu seinem Namen kam:

Lederhülsenbaumfrucht

Leider hingen sie alle zu hoch, um welche abpflücken zu können. Zu gern hätte ich noch einmal einige Kerne gesammelt und getrocknet, um sie später in Erde zu setzen und Bäumchen zu ziehen.

Feigenfülle

Unser Feigenbaum ist dieses Jahr unglaublich fruchtbar. Während wir 2005 die ersten wenigen Feigen ernten konnten, auch wegen des langen Sommers, ist die Zahl der reifen Früchte jetzt viel größer. Auch wachsen sie unheimlich schnell, trotz der nicht gerade hohen Oktober-Temperaturen. Ich schätze, dass es bis jetzt bestimmt schon 40 Feigen waren, die wir verspeisen durften. Und sie schmecken wirklich gut. Für mich überraschend war, dass sie von außen gar nicht vollständig blau-violett erscheinen müssen, um innen reif zu sein. Besser ist es, sich an der fühlbaren Konsistenz zu orientieren. Und so sind die reifen Früchte meist zum Stiel hin noch grün und an der gegenüber liegenden Seite dunkel verfärbt. Wenn man sie halbiert, lassen sie sich, ähnlich Kiwis, sehr gut auslöffeln. Ich hoffe, der Baum übersteht den Winter so gut wie beim letzten Jahreswechsel und wird weiter wachsen und stark werden. Dann können wir uns in wenigen Jahren sicherlich auf einen stattlichen und sehr fruchtstarken Baum freuen, der uns das Mittelmeerfeeling noch augenscheinlich werden lässt.

Literatur und Gefühlskonstanten

Hermann Hesse gehört sicherlich unter den Schriftstellern des 20. Jahrhunderts zu denjenigen, die ein besonders enges Verhältnis zu den Bäumen pflegten. Das kommt in seinen zahllosen sehr autobiographisch geprägten Texten zum Ausdruck, in denen Bäume zentrale Rollen einnehmen, natürlich insbesondere in den Texten über die Bäume selber. Den Sammelband mit Baumtexten Hesses habe ich vor einiger Zeit schon unter meine Rezensionen aufgenommen. Zurzeit nun lese ich nach längerem wieder etwas von Hesse, eine Auswahl von Erzählungen, und ich bin erstaunt über die thematische Vielseitigkeit dieses großen Schriftstellers. Ich denke, die Größe zeigt sich darin, dass diese Texte, obwohl vor einem Dreiviertel-Jahrhundert oder früher entstanden, absolut zeitgemäß wirken. Beobachtungen, die genauso gut von einem Zeitgenossen stammen könnten, eine Darstellung von Wesentlichem und für viele Nachvollziehbarem, menschlichen Gefühls- und Verhaltenskonstanten, die wie ich vor wenigen Tagen bereits bemerkt habe den Kern künstlerischer Qualität schlechthin ausmachen. Wenn ich eine Liste mit den zehn größten Künstlern des 20. Jahrhunderts aufstellen sollte, Hermann Hesse wäre als Stellvertreter der literarischen Zunft sicher mit dabei.

Lederhülsenbaum

Vor einigen Tagen noch hatte ich diese interessanten Fruchtschoten fotografiert, um zu Hause erst heraus zu finden, dass sie von der Gleditschie stammen. Heute nun bringt V., der unglückseligerweise wieder in die Klinik musste, mir eine dieser Schoten mit. Wir haben sie dann zerlegt und tatsächlich bohnenartige dunkelbraune Samenkerne gefunden, die wir trocknen wollen, um später eigene Bäumchen zu ziehen. In meinem Bestimmungsbuch ist ergänzend auch die deutsche Bezeichnung ,,Lederhülsenbaum“ genannt. Sehr treffender beschreibender Name, den diese Schoten haben tatsächlich eine lederartige Konsistenz. Der Baum insgesamt erinnert äußerlich an die Robinie, von seiner Architektur eher an den Schnurbaum. Bestimmt sind die auch irgendwie verwandt, bei dieser Ähnlichkeit der Früchte. Mal sehen, ob die Bäumchen angehen und wachsen. Und vielleicht kann ich ja die Kerne tatsächlich einmal in ein Armband einarbeiten. Das Buch spricht davon, dass sie angeblich zur Herstellung von Halsbändern verwendet würden. Das könnte eine ganz neue Variante der Armbänder erschließen, die nicht nur das Holz, sondern auch bestimmte andere Bestandteile von Bäumen miteinbezieht.

Grüne Erde

Das Räumen hat kein Ende mehr. Nachdem das renovierte Zimmer wieder eingerichtet ist, ging es gleich in den Nachbarräumen weiter. Kaum zu glauben, was sich im Laufe der Jahre so alles ansammelt. Da hilft nur radikales Durchforsten, und von dem einen oder anderen Teil muss man sich dann einfach trennen. Das meiste aber landet einfach nur an einer anderen Stelle. Vielleicht besser sortiert, sinnvoller eingeordnet oder leichter zu finden. Aber einige Jahre später wird auch dies nicht die dauerhafteste Lösung gewesen sein. Ganz begeistert haben mich heute die beiden Kataloge von ,,Grüne Erde“. Vollholzmöbel, Matratzen aus Naturmaterialien, die maßgeschneidert werden können, tolle Wohnaccessoires. Da könnte man sich, wenn es erschwinglich wäre, eine komplett neue Schlafzimmergarnitur zulegen, und vermutlich danach besser und gesünder schlafen. Zum Beispiel aus Birkenholz, was ich sehr freundlich finde, und was auch nach Jahren noch irgendwie neu aussieht, ganz anders als die üblichen Fichte-, Kiefer- oder Buchenmöbel. Mal sehen, ob ich mir zumindest einige der schönen Dinge werden leisten können, irgendwann…

Erholsame Konstanten

Wenn man an einer Ecke des Hauses mit dem Renovieren anfängt, merkt man plötzlich, dass die übrigen Räume nicht mehr ganz dazu passen. Man könnte gleich weiter machen, um alles auf denselben Stand zu bringen. Das ist natürlich unmöglich. Und so kann man sich vorerst an dem hoffentlich gelungenen Anfang erfreuen. Das Einrichten der Räume im Anschluss ist das eigentlich Spannende. Meine Tendenz ist immer: möglichst wenig im Raum platzieren, und wenn es sich nicht vermeiden lässt, muss ein großer Schrank her, in den man alles verfrachten kann. Auch das funktioniert nicht wirklich, aus Kostengründen, oder weil es einfach zu viele Kleinigkeiten gibt, die früher oder später dann doch ihren Platz fordern. Den Versuch ist es aber in jedem Fall wert, so etwas wie Übersichtlichkeit herzustellen. Ähnlich geht es mir mit meinen Schreibtischen. In ,,normalen Arbeitsphasen“ türmen sich automatisch immer mehr Materialien, Informationen, Papierkram darauf, bis es irgendwann zu viel wird und ich alles radikal reduziere, heißt: das meiste einfach wegwerfe. Danach fühle ich mich besser – ein neuer Anfang. Bei dem üblichen Auf- und Ab, Hin- und Her, dem ewigen Reproduzieren von Abläufen, die man eigentlich so nicht will, bin ich sehr froh, auf Konstanten zurückgreifen zu können. Eine solche Konstante sind die Bäume, oder die Beschäftigung mit ihnen. Ein Thema, das nie abreißt, das an allen Tagen für mich aktuell ist, wenn auch in wechselnder Intensität und mit veränderlichem Schwerpunkt, aber immer spannend, herausfordernd, die Reflexion fördernd. So ist das Baumtagebuch ein Versuch, dieser Konstante ein äußerliches und auch kommunizierbares Pendant zu verleihen. Übrigens: vielleicht noch 6 Wochen, und ich habe es tatsächlich geschafft, zwei Jahre lang täglich dieses Buch mit Inhalt zu füllen. Ich schätze, das könnte jetzt schon Buchumfang haben.