Baumschicksal und Selbstreflexion

Mein Nach-Hause-Fahrtweg führt mich immer wieder an denselben Häusern vorbei. Ein Eckhaus, an dessen Seite ich regelmäßig stillstehe, weil die Kreuzungsampel daneben platziert ist, war im schmalen Vorgartenstreifen mit Sträuchern bepflanzt. Seltsam, ich könnte nicht mehr sagen, welche Sträucher es waren. Man nimmt so etwas, glaube ich, eher als Ganzes war: Haus mit Sträuchern. Aber jetzt, nachdem alle gleichzeitig bis zum Stumpf abgeschnitten wurden, und zwar so, dass die Stümpfe noch sichtbar sind, jetzt wird der Unterschied sichtbar. Und mit diesem Unterschied erscheint das ganze Haus in einem anderen und, wie ich finde, unvorteilhafteren Licht. Ich weiß nichts über die Bewohner und über die Gründe für diese Maßnahme, und dennoch hat mich diese Beobachtung unangenehm berührt. Ähnlich wie in einem Vorgarten meines Dorfes vor einem halben Jahr. Dort hatte ich ein Jahr zuvor die Blätter des jungen Spitzahorns im Sommerlicht fotografiert, da er einer der wenigen war, die dieses satte Blattgrün trugen. Inzwischen ist der Baum vollständig entfernt und an seine Stelle ist ein kombinierte Stein-Stahl-Skulptur in Form eines Männchens getreten, die wohl auf das Handwerksangebot des Hauseigentümers hinweisen soll. Jedes Mal, wenn ich vorbeigehe, ärgere ich mich, und ich entwickele einen heimlichen Groll gegen diesen Menschen, den ich gar nicht kenne. Nur weil ihm der Baum nicht dasselbe bedeutet hat wie mir. Aber dieses, was mich mit den Bäumen verbindet, lässt sich ohnehin schlecht kommunizieren. Und ich weiß natürlich, dass diese Reaktionen nicht mitteilbar sind und eigentlich nur meine eigenen Einstellungen reflektieren. Das Unangenehm-Berührt-Sein in solchen Fällen wird mich aber wohl trotzdem niemals verlassen.

Heckenrosen und Schlafäpfel

In diesen Tagen fallen überall die Heckenrosen auf. Nicht wegen der Hagebutten, die zurzeit noch grün und wenig auffallend sind. Es sind diese bräunlich-zotteligen, kugeligen Auswüchse, die zwischen den Zweigen erscheinen und die etwas Geheimnisvolles ausstrahlen. Vor allem, weil man sich fragt, was sie wohl verbergen. Inzwischen weiß ich es, nachdem ich in verschiedenen Baum-Büchern darüber gelesen habe. Die nicht seltenen Auswüchse entstehen durch den Einstich der Rosengallwespe, die in den Gebilden ihre Eier hinterlässt. Im Altertum galten diese kleinen Bällchen als Zaubermittel, dem man nachsagte, dass sie, unters Kopfkissen gelegt, einen tiefen Schlaf herbeiführen. Deshalb auch die Bezeichnung ,,Schlafäpfel“. Ich werde in den kommenden Tagen versuchen, eines der wunderlichen Gebilde im Foto festzuhalten.

Mein erster Flash-Film – Nachtrag

Na ja, ganz so gut war der erste Versuch nun spontan doch nicht gelungen. Das hat sich aber erst bei einer anderen Bildschirmauflösung und an einem anderen Rechner gezeigt. Ich bin recht stolz, dass ich das kleine Problem beseitigen konnte, und nun erscheint das Baum-Symbol ohne hässliche Stufen und Zuckungen. Ist schon recht ungewöhnlich, dieses Programm, aber ich denke, ich habe inzwischen Geschmack daran gefunden.

Mein erster Flash-Film

Das Projekt liegt mir schon lange im Nacken. Jetzt endlich bin ich dazu gekommen, mich in das Webdesign mit Flash einzuarbeiten. Die animierten Bilder auf manchen gut gemachten Websites haben mich in der Vergangenheit immer wieder beeindruckt. Allerdings denke ich, dass weniger in solchen Fällen mehr ist. Dass also wenige an passenden Stellen platzierte Flash-Animationen eine Seite sehr aufwerten und attraktiver gestalten können. Nun ja, gewöhnungsbedürftig ist das Programm schon. Die komplizierte Oberfläche, das ungewohnte Arbeiten in der Zeitleiste, die eigenartige Handhabung verschiedener Grafiktypen. Aber ich glaube inzwischen grundsätzlich durchgestiegen zu sein. Und die erste Flash-Animation habe ich auch schon im Kasten: Aus dem statischen stilisierten Baum-Symbol der Startseite ist nun eine Animation mit drei ineinander geblendeten Baum-Symbolen geworden. Gefällt mir im Ergebnis ganz gut. Und gibt Mut, komplizierte Projekte anzugehen.

Welcher neue Baum?

Im Winter konnten wir uns noch über die gelungene Umpflanzaktion in Js Garten freuen. Die beiden Zypressen schienen gut angewachsen zu sein, obwohl wir sie beim Herausziehen empfindlich im Wurzelbereich kappen mussten. Jetzt, wo die Hitze erbarmungslos zuschlägt, und das in G. noch etwas heftiger als bei uns, zeigt sich der wahre Zustand. Die Nadeln werden nun auch bei dem größeren der beiden allmählich braun, während der jüngere schon seit einigen Wochen verdorrt ist. Es war ein Versuch, aber, wie heißt es: ,,Einen alten Baum verpflanzt man nicht so leicht“. Scheint eine zutreffende Weisheit zu sein. Nun denkt J. natürlich schon über Alternativen nach. Eigentlich soll es ja ein Sichtschutz gegenüber dem Nachbarn sein. Sie hätte aber auch gerne einen Obstbaum, bei dem gerade das in ausgewachsenem Zustand nicht zu erwarten ist. Meine exotischeren Vorschläge: Amberbaum, Speierling oder Wacholder schienen ihr nicht zugesagt zu haben. So geht das Überlegen weiter. Vielleicht läuft es ja doch am Ende auf dieses unglaubliche Katalog-Produkt, den Baum hinaus, der gleichzeitig Äpfel und Birnen trägt. Ob es so was wirklich gibt?

Wochenendgedanken

Dauerhitze und Schwindel, eine wunderbare Kombination, aber Gott sei Dank haben wir Wochenende. Ich freue mich auf viele noch ungelesene Baum-Texte. Vielleicht auf einen Spaziergang zu etwas abgekühlter Stunde und auf jeden Fall auf möglichst viel Ruhe. Während die äußeren Gerüste bröckeln, verbessert sich die Kommunikation. Mir scheint, dass Krisen die beste Voraussetzung für wirkliche Fortschritte und Weiterentwicklungen sind. Allerdings muss zwischendurch so etwas wie ein Erfolg festzustellen sein. Nur daran hakt es zurzeit erheblich.

Seltene Tulpenbaumfrucht

Frucht des Tulpenbaums

In welchem Reifestadium ich die Baumfrüchte fotografieren soll, um einen möglichst großen Erinnerungswert zu erhalten, ist jedes Mal eine Abwägungsfrage. Bei der Frucht des Tulpenbaums, von der ich erst seit kurzem weiß, dass sie die Frucht und nicht die Blüte ist, habe ich mich für den noch grünen Zustand entschieden. Von den Vorjahren weiß ich, dass sich die Schuppen allmählich ablösen, bräunlich verfärben, bis irgendwann nur noch ein dünner Stiel im Zentrum übrig bleibt. An dem größeren der Bäume ist es aber in diesem Jahr so, dass die meisten Früchte schon vollständig abgefallen sind. Anscheinend sind sie so schwer geworden, dass ihre Basis sie nicht mehr tragen konnte. Zumindest dieses Exemplar konnte ich aber noch einfangen. So kann ich meine Übersicht wieder um ein Bild erweitern.

Baumliteratur ohne Ende

Es gibt so unheimlich viel an interessanter Baum-Literatur, dass ich kaum nachkomme. Heute ist schon wieder ein Band angekommen, der Texte aus der Weltliteratur umfasst, welche sich in besonderer Weise um die Bäume drehen. Ganz toll, so viel kann ich nach dem ersten Durchblättern sagen, ist der Band ,,Holz – das fünfte Element“, der erstklassige Fotografien von Anselm Spring mit kenntnisreichen Texten von Maximilian Glas zusammen bringt. Da wäre in der Auswahl der nächsten Lektüren noch ,,Der Junge, der die Bäume liebte“ des italienischen Schriftstellers Stefano Marcelli, die ,,Geschichte des Waldes“ von Hansjörg Küster und das Insel-Buch ,,Olive. Der heilige Baum“, eine Textsammlung, die sich um den Olivenbaum dreht. Ein Halbtagsjob wäre da nicht schlecht. Da ich den nicht habe, muss ich doch vor allem die Wochenenden bemühen. Wie auch immer – ich freue mich darauf!

Wunschbaum-Ballett

Über einen interessanten Beitrag zur künstlerischen Umsetzung der Wunschbaum-Idee habe ich heute im Lokalteil der Esslinger Zeitung gelesen:

,,Panorama der Sehnsüchte
Daniela Kurz und das Nürnberger Ballett mit „Wish Eye Wood“ bei den Ludwigsburger Festspielen

Von Dietholf Zerweck

Ludwigsburg – Auf einen der unzähligen weißen Zettel, die beim Schlussbild vom Bühnenhimmel auf die Tänzer und von der Saaldecke ins Parkett flattern, hat ein venezianischer Junge seinen Herzenswunsch gemalt: „Avoa un cane“ – ich hätte gern einen Hund. Es ist einer von Tausenden von Wünschen, die Daniela Kurz und ihr Nürnberger Ballett in einigen Partnerstädten auf ihrer „Wishbone Tour“ eingesammelt haben. Im fränkischen Umland, im mazedonischen Skopje, in Glasgow und Venedig haben sie ihr Zelt und ihren Wunschbaum aufgebaut, mit tänzerischen Improvisationen und Gesprächen herauszufinden versucht, was alte und junge Menschen an so verschiedenen Orten bewegt.

Tanz der Wunschzettel
Aus vielen Gesprächen und Wunschzetteln ist dann ein Tanzstück entstanden: „Wish Eye Wood“, was etwas verrätselt klingt, beim Sprechen aber sich phonetisch auflöst. Mit „Wish I would“ haben viele der Sätze begonnen, die die Tänzer bei ihrer Recherche gehört haben. Vom BMX-Bike bis zum Weltfrieden, von „Gleichheit auch für Männer“ bis zu dem linkshändig in Skopje notierten Satz „Ich wollt‘, ich hätt‘ meinen Arm nochmal, dann wär‘ der Krieg nicht gewesen“ reicht die ganze Palette materieller und ideeller, emotionaler und existenzieller Sehnsüchte – einiges davon ist szenisch in die Choreographie eingeflossen, vieles schwingt mit, wozu auch die Musik ganz wesentlich beiträgt. So ist ein berührendes Stück Tanztheater entstanden, mit ganz unterschiedlichen Facetten und starkem Ensemblegeist.

Vor den 25 tänzerischen Impressionen zeigt eine filmische Dokumentation die Arbeit von Daniela Kurz und ihren Tänzern vor Ort. Die Begegnungen mit Menschen in ganz verschiedenen Lebenssituationen spiegeln sich in einer Art Déjà-Vu-Effekt in manchen Szenen. Statt einer Fleisch-Auktion auf dem Barras-Markt am Rande Glasgows werden Menschenpuppen versteigert: eine Kikeriki-Weckpuppe oder ein Kung-Fu-Automat. Ein Besuch bei den Glasbläsern von Murano kehrt als rauchgeschwängerte Aktion mit Glasstäben wieder, der Kontakt mit Dudelsackbläsern in Schottenröcken ist in einer witzigen Show mit Laufstegposen verarbeitet.

Wegen der ethnischen Spannungen zwischen Mazedoniern und Albanern haben sich die Erfahrungen in Skopje konfliktgeladener und substanzvoller niedergeschlagen. Schon die erste Szene – auch von xenophoben Aussagen in fränkischem Kleinstadtmief mit verursacht – handelt von Enge und Raum, Isolation und Abstoßung. Auch hier kommen die Tänzer zu Wort: „Das Boot ist voll. Kannst du schwimmen?“ raunzt einer seine Partnerin an. In einer „Ortsdynamik“ knallen zwei Menschenknäuel aufeinander, belauern sich gewaltbereit, doch schließlich löst sich die Aggression zu mazedonischer Volksmusik in einen wilden gemeinsamen Tanz auf.

Mit raumgreifenden, expressiven Stretchbewegungen und von östlichem Ritualtanz inspirierten Formen schafft Daniela Kurz in ihrer Choreographie immer wieder Kristallisationspunkte von Partner- und Gruppeninteraktion. Nicht nur Sprache und Körper, auch Gesang wird zum Mittel der Kommunikation. Monteverdis „Lasciate mi morire“ vereinigt die Hälfte der Compagnie in schwarzer Melancholie. Dessen „Amore“-Madrigal trägt das Finale, zu dem alle 15 Tänzerinnen und Tänzer immer wieder die Schräge, zu der sich der Bühnenboden an der Rückwand wölbt, hinauf hechten und hinab gleiten, sich im Sturz umarmen oder auf dem höchsten Punkt der Bewegung innehalten. Es ist eines der stärksten Bilder dieses inhaltsreichen Tanzstücks, das auch vom Enthusiasmus eines Sergiu Matis, einer Ai Mochida oder Cyrena Dunbar, eines Sergiu Matis oder Ivo Bärtsch und ihrer Tänzerkollegen inspiriert ist.“

Expressiver Erlenbaum

Dass die leeren Zapfen der Schwarzerlen praktisch das ganze über am Baum zu sehen sind, war mir immer schon geläufig. Heute habe ich aber erstmals beobachtet, wie die noch grünen, aber am Beginn der Verholzung stehenden Fruchtzapfen gleichzeitig mit einigen verholzten und samenlosen Vorjahreszapfen und den Ansätzen der nächstjährigen Blüten am selben Ast auftraten. Und das Mitte Juli! Die Schwarzerle gehört damit zu den Bäumen, ähnlich wie der Efeu, bei denen eindeutige Zuordnungen zwischen ihrem Erscheinungsbild und der Jahreszeit nicht möglich sind, weil sich die einzelnen Vegetationszyklen großräumig überschneiden. So ist irgendwie gleichzeitig alles präsent, was diesen Baum ausmacht. Das macht ihn in meinen Augen im Zusammenhang mit seinem ohnehin beeindruckenden Astaufbau und seiner Ausstrahlung zu einem der ausdrucksstärksten Bäume überhaupt. Selbst im Winter, ohne die dunkelgrünen schattenden Blätter, verliert er diese Expressivität nicht.

Exotische Baum-Früchte

M. hat mich heute dazu überredet, die Hortensienblüten-Ausstellung im Blumenhaus W. zu besuchen. Zuletzt waren wir vor Weihnachten dort, und auch diesmal hat es sich gelohnt. Absolut faszinierend, welche ebenso geschmackvollen wie ausgefallenen und eigentlich überflüssigen Dinge es dort zu bestaunen gibt. Ich gebe zu, dass ich eine besondere Vorliebe für Nutzloses, aber Schönes habe, und deshalb ist für mich eine solche Ausstellung immer ein Erlebnis. Von dem anregenden Besuch abgesehen ist es auch interessant, die Klientel des Hauses zu beobachten. Und, da ich von Zeit zu Zeit dem Materiellen nicht ganz abgeneigt bin, konnte ich es nicht lassen, auch wieder ein paar Kleinigkeiten mitzunehmen. Wie schon bei der Weihnachtsausstellung haben mich am meisten die getrockneten exotischen Früchte begeistert. Diesmal waren es wieder neue Sorten: Drei davon (vgl. Foto)

Exotische Baumfrüchte

haben es mir angetan. Ein klotzartige verholzte Frucht namens ,,Moccaco“, seltsamerweise habe ich unter dieser Bezeichnung unter google keine vergleichbare Frucht gefunden, die ,,Vogelfrucht“, die mich in ihrer schwarz-struppigen Strenge und wegen der beiden ,,Hörner“ an einen kleinen Teufelkopf erinnert, und längliche Früchte, die mit ,,tropische Bohnen“ bezeichnet waren. Andere ebenso interessante Sorten musste ich leider hinter mir lassen, da es mir einfach zu kostspielig wurde. Das Spannendste für mich ist immer, mir vorzustellen, von welchem Baum wohl diese Früchte stammen und in welchen Regionen der Erde sie wohl wachsen. Da aber diese Blumenhaus-Bezeichnungen möglicherweise nichts mit den botanischen Namen zu tun haben, werde ich es wohl nie mit Bestimmtheit herausfinden.

Alte liebenswerte Bäume

Der Bildband ,,Alte Liebenswerte Bäume in Deutschland“ ist weitaus spannender als ich anfänglich dachte. Es ist ganz interessant, die Auswahl alter Bäume im eigenen Bundesland, aber auch in anderen Ländern, in denen ich schon mal Urlaub gemacht habe, durchzusehen. Einigen der Baumveteranen bin ich schon persönlich begegnet. Bei anderen könnte ich mir vorstellen, sie irgendwann einmal zu besuchen, oder zu suchen, denn den Standortbeschreibungen nach zu urteilen ist das wohl in vielen Fällen nicht immer einfach. Daraus könnte man einen richtigen Baum-Tourismus entwickeln. Wie auch immer, irgendwie ist mir beim zwanglosen Durchblättern und Lesen des Buches nach langer Zeit wieder einmal Lust auf Urlaub entstanden. Vielleicht werde ich es in diesem Jahr doch noch wahr machen und mir ein bisher noch nicht erforschtes deutsches Bundesland vornehmen, bevorzugt mit interessanter Baum-Landschaft versteht sich.

Neuer Mut

Der Sommer scheint wieder zurück. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen des Dauerthemas ,,Wirtschaftliche Regression“ keimt neuer Gestaltungswille in mir auf. Ich sehe die Situation durchaus als Herausforderung. Es kann einfach nicht sein, dass alles, was jahrelang richtig und erfolgreich war, nun so gar keinen Wert mehr haben soll. Man muss dazu stehen und sich selber ganz klar machen, was einen daran bindet und aus welchen Gründen man genau in diesem Bereich engagiert ist. Das gibt wieder Kraft und Mut, trotz aller Widrigkeiten weiter zu machen. Häufig tuen sich in solcher Lage ganz unverhoffte Wege auf. Und in unserer Branche ist es nun mal so, dass Erfolg und Scheitern sehr nah beieinander liegen. Für mich immer wieder wichtig, um auf der Spur und im Gleichgewicht zu bleiben, ist die parallele Beschäftigung mit den Bäumen. Das vermittelt neben vielem anderen den langen Atem, der mir ohnehin zu eigen ist, der aber in jüngster Zeit öfter mal ins Wanken geraten war. Ich hoffe, Frau J. hat Recht, und langjährig gewachsene veränderte Einstellungen sind inzwischen auch in den Zellen angekommen.

Regenwaldwetter

Seit 2 Tagen fühlt man sich wie im Regenwald. Tropfend nass und immer wieder mit heftigen Regengüssen durchsetzt, nur die Temperaturen stimmen nicht so ganz. Die Bäume und übrigen Pflanzen brauchten die Nässe dringend, sagen einige. Dass der schöne Hochsommer aber mitten drin einen empfindlichen Dämpfer erhalten hat, kann wohl niemanden begeistern. Ich habe mir die trübe Stimmung damit versüßt, dass ich unter amazon und booxtra die Ergebnisse unter dem Stichwort ,,Bäume“ einmal von vorne bis hinten durchgesehen habe. Über 800 Ergebnisse allein bei amazon. Kaum zu fassen, wie viel und wie vielgestaltiges über die Bäume geschrieben wurde. Dabei ist das meiste aus der Zeit seit den 1980er Jahren. Ältere Literatur ist kaum noch direkt zu erhalten, und wenn meist nur über Antiquariate. Und auch unter den neueren Publikationen sind nur verhältnismäßig wenige, die über den ersten Buchmarkt bestellt werden können. Das Erfolgskriterium scheint da gnadenlos am Werke zu sein. Die Fülle ist einerseits interessant, andererseits aber auch frustrierend, da es mir unmöglich erscheint, mir auch nur annähernd einen Überblick zu verschaffen. Wenn ich sämtliche Quellen hinzunehmen würde, die vermutlich nur in Unibibliotheken zu finden sind, wird da schnell ein Lebensprojekt daraus. Ich will dennoch dran bleiben und mir meinen ganz speziellen Weg durch den Baum-Bücher-Dschungel bahnen.

Bäume und Erinnerung

R. ist heute für ein paar Stunden zur Arbeit gekommen, obwohl er eigentlich noch Urlaub hat. Im Eiscafé danach hat er von seiner Reise nach Spanien berichtet. Abgesehen von einigen typischen Touristen-Ärgernissen – schlechtes Essen, langes Warten und desorientierte Busfahrer – schien er sich recht gut erholt zu haben. Unter anderem hat er auch von einem Ausflug nach Barcelona und der städtischen Landschaft berichtet, die ihn weniger beeindruckt zu haben schien. Wenn ich solche Berichte erinnere, fange ich unwillkürlich an zu filtern, und interessanterweise sind es v. a. die Baum-Themen, die mir als erste im Gedächtnis haften bleiben. In diesem Bericht waren es zwei Details, die für R. wahrscheinlich eher nebensächlich waren und nur deshalb überhaupt geäußert wurden, weil er wusste, es würde mich interessieren: Die Beschreibung der Innenstadt von Barcelona als lange Touristen- und Einkaufsmeile, die von Bäumen gesäumt ist. Und Bäume mit rosa Blüten, die er zuvor noch nicht gesehen hatte und deshalb auch nicht benennen konnte, die aber in Spanien offenbar vielerorts wachsen. Spontan habe ich selber an Magnolienbäume gedacht. Die einzigen europäischen Bäume mit opulenten bei einigen Arten rosafarbenen Blüten, die mir selber bekannt sind. Wie auch immer, die Erzählung hat mich an eigene Urlaubserfahrungen denken lassen, in denen die Bäume ebenfalls eine wichtige Rolle spielten, und die von Beobachtungen an und mit Bäumen wesentlich geprägt sind. So ähnlich wie bei Hermann Hesse, der einmal bemerkt hat, dass der Eindruck und die Erinnerung an eine Landschaft für ihn wesentlich vom Vorhandensein von Bäumen in ihr abhängig sei. Und dass eine Landschaft für ihn überhaupt nur in zeitlicher Distanz vorstellbar sei, wenn er zuvor Bäume in ihr wahrgenommen hat.

Zurück zum Denken und Dichten

Die Atmosphäre heute hatte etwas Unwirkliches. Ein strahlend blauer Himmel mit weißen Wolken durchsetzt, helles Sonnenlicht und diese eigentümlich sommerliche Aura um die großen Bäume, Pflanzen und Landschaften. Die Temperatur aber zeitweise um 10 Grad gegenüber den Vortagen abgestürzt. Insofern wusste ich nicht so genau, in welchem Film ich mich befinde. Zumal auch alles andere zurzeit so unbestimmt und in der Schwebe befindlich ist. Ich denke an die politischen Entwicklungen, die wirtschaftlichen Einbrüche und Nivellierungen und die daraus resultierende Ratlosigkeit. Deutschland wirkt wie ein Niemandsland, in dem die alten Statisten sich noch scheinbar selbstverständlich bewegen, in dem längst aber Protagonisten aus anderen Regionen der Erde aufgetaucht sind, die unmerklich den Ton angeben. Sollte das ein Klima sein, indem das Denkende und Dichtende der deutschen Tradition wieder eine Chance erhalten könnte? Sozusagen als letztes Relikt einer nationalen Identität. Ich verheimliche nicht, dass mir dieser Gedanke recht sympathisch ist, und ich mir in einem solchen Szenario sogar eine nicht unwesentliche Rolle vorstellen kann.

Die falsche Blüte

Drei Jahre lang hatte ich mich getäuscht. Immer wieder war ich davon ausgegangen, dass sich die wenigen sichtbaren Blüten an den Tulpenbäumen des Parks in D. aus Kraftmangel nicht öffnen wollten. Erst in diesem Frühjahr dann entdeckte ich die eigentliche Blüte, die ich zuvor wohl immer verpasst hatte. Aber erst einige Zeit später ist mir klar geworden, dass die vermeintlich ungeöffnete Blüte der Vorjahre in Wirklichkeit bereits die Frucht darstellte. Der weiß-gelbliche ,,Zapfen“ im Zentrum der Blüte wächst sich zu einem grün-geschuppten phallisch geformten Fruchtzapfen aus. Der gewinnt im Laufe der Sommermonate etwas an Volumen, verändert sich dann aber nicht mehr wesentlich. Gegen Herbst hin verfärbt er sich dann nur noch bräunlich und die Schuppen fallen nach und nach ab. Übrig bleibt am Ende nur noch die Trägerrispe im Zentrum. Schon kurios, wie lange mich der Tulpenbaum mit seinen Blüten im Unklaren gelassen hat. Den Baum umgibt überhaupt ein Geheimnis, das mir Lust macht, mich ihm in Zukunft noch intensiver zu widmen.

Wachstums-Wetter

Der Sommer zeigt einen besonders turbulenten Charakter. Über Mangel an Sonne und Wärme können wir mittlerweile nicht mehr klagen. Ebenso erwartbar scheinen nun aber auch die plötzlichen Umschwünge, Unwetter und regennassen Abkühlungen zu sein. Menschen leiden nicht selten unter solcher Unregelmäßigkeit. Für die Pflanzen aber scheint mir dies die gesündere Alternative zu sein, denn so ergeben sich zwischendurch immer wieder Wachstumsschübe, die die gespeicherte Sonnenenergie in Materie verwandeln und das anfangs vertrocknete Sommer-Licht-Grün wieder auffangen. Tatsächlich ist mir beim heutigen Spaziergang genau dieses Bild ins Auge gefallen: Die schon dunkelgrün gegerbt wirkenden und von den Raupen zerfressenen Blätter der vergangenen Wochen sind ergänzt durch jüngere, rasch gewachsene zartgrüne Exemplare, die zu den Vorgängern einen merkwürdigen Kontrast bilden. Die Bäume nehmen sich zurück, was schon verloren schien, und nutzen die Launigkeit der Witterung für ein angenehmeres Sommer-Leben.

Alte liebenswerte Bäume

Bereits bei meinem letzten Besuch in Trier habe ich es bei Jokers entdeckt, konnte mich aber nicht entschließen es mitzunehmen. Heute war er dann doch fällig, der dicke Bildband ,,Alte liebenswerte Bäume in Deutschland“ von Hans Joachim Fröhlich. Ich hatte in den vergangenen Jahren mehrfach darüber gelesen, dass es wohl als einer der umfangreichsten Überblicke über besonders alte und eindrucksvolle Baumindividuen in allen Teilen Deutschlands gesehen werden kann. Die Qualität der Abbildungen ist zwar, soweit ich das in kurzer Durchsicht erkennen konnte, nicht immer überragend, aber dies wird durch die zu jedem Baum zusammen getragenen Hintergrundinfos ausgeglichen, die die abgebildeten Bäume kommentieren und so einen Einblick in die Vielfalt bäumischer Attraktionen bieten. Ein schöner Band zum zwanglosen und ungerichteten Durchblättern, der sicherlich schon viele Abnehmer gefunden hat. Denn die Beschäftigung mit Bäumen macht sich, so meine Beobachtung, sehr häufig an einzelnen Exemplaren fest. Es scheint so, dass ein Baum durch das Alter erst an Attraktivität und Einmaligkeit in so deutlicher Form gewinnt, dass er als Individuum wahrgenommen und geschätzt wird. Wenn dies geeignet ist, die Aufmerksamkeit auf die Bäume und ihre Lebensform an sich zu lenken, finde ich diese Art des Zugangs sehr spannend und vor allem auch gut kommunizierbar.

Schlappe Zimmerpflanzen

Viele Zimmerpflanzen machen in diesem Sommer einen ziemlich jämmerlichen Eindruck. Keine Ahnung, woran das wohl liegt. Unser eigener ficus benjaminus hat schon im Frühjahr fast alle Blätter verloren, und auch nachdem wir ihm einen neuen Platz zugewiesen, ihn schließlich ganz gekappt und an die frische Luft gestellt hatten, konnte er sich nicht mehr erholen. K. wollte nun den beiden verwandten Exemplaren in Rs Büroraum eine wohltuende Kur gönnen, indem er die Töpfe auf den Balkon stellte. Das Wetter war aber so wechselhaft und windig, dass sie schon nach kurzer Zeit umkippten. Am Nachmittag musste ich sie deshalb wieder nach innen stellen. Immerhin eine Nacht und wenige Stunden Frischluft mochten sie wieder etwas aufpäppeln. Das Gießen haben wir auf diese Art auch gespart. Ich hoffe, dass sie im subtropischen Klima der Büroräume den Sommer gut überstehen werden.

Nusslikör

Grüne Walnüsse

Gesagt, getan. Heute habe ich mir die grünen Walnüsse gesichert. Jedenfalls so viele ich vom Boden aus abpflücken konnte. Es sind sehr schöne große Exemplare, wie man an dem Foto erkennen kann. Ich hoffe, sie sind nicht schon zu hart, denn dann ist das Zerteilen eine ziemlich anstrengende Prozedur. Mal sehen, 25 Nüsse sollen auf einen Liter Schnaps kommen. Dann schätze ich, dass es mindestens 2 Liter Ansatz und am Ende 3 Liter Likör werden. Bis dahin ist es allerdings noch lang. Erst mal 4 Wochen mit den Zutaten (Zimtstange, Vanillestange, Nelken, Rosinen) an der Sonne stehen lassen. Dann erst kommt die Rohrzuckerlösung dazu. Und richtig gut ist er erst, wenn er mindestens ein halbes Jahr im Dunkeln gereift ist. Ich freue mich schon darauf.

Grüne Walnüsse

Grüne Nüsse

Dass es ein Nussbaum ist, war auch in den vergangenen Monaten unübersehbar. Man konnte es sehr schön an den männlichen Blüten erkennen. Untypisch fand ich aber die Borke, weswegen ich den Baum in der kleinen Dillinger Parkanlage eher einer exotischen Nussbaumart zugeordnet hätte. Heute sind mir erstmals die grünen Nüsse aufgefallen, die ihn nun doch als gewöhnlichen Walnussbaum identifizieren. Es sind nur wenige, an einzelnen Ästen verteilte Früchte, was mit unserer Beobachtung zusammen passt, dass nämlich wie bei den Obstbäumen auch die empfindliche Nussbaumblüte den Frost meist nicht überstanden hat. In D. ist es generell etwas wärmer als im Rest des Landes, und so ist es vielleicht zu erklären, dass einige Nüsse überlebt haben. Ein Lichtblick: Wenn sie sonst niemand entdeckt und abpflückt ist der diesjährige Nusslikör auf diese Art gesichert. Mitte bis Ende Juni ist die richtige Zeit zum sammeln und ansetzen.

Sommer-Eicheln

Bisher war mir nie aufgefallen, wie sich die Früchte der Eichen entwickeln. Die ,,Becher“, wie ich sie einmal nennen möchte, d. h. der Teil der Eicheln, in welchen die eigentliche Frucht wie in einen Eierbecher eingesetzt ist, werden als erste sichtbar. Das konnte ich schon vor 3 Wochen beobachten. Dann wächst aus dieser Plattform langsam die Eichel heraus, sie wird tatsächlich immer höher, als ob sie von unten heraus aufgeblasen würde. Und so kann man jetzt schon, kurze Zeit nach Sommerbeginn an manchen Bäumen fast vollständig ausgewachsene Eicheln sehen, die später dann ihre Färbung in Richtung braun wechseln. Ich freue mich sehr, dass ich immer wieder neue Entdeckungen mache, selbst bei Bäumen, die mir bereits als vertraut erschienen waren.

Zweiter Super-Sommer?

Die Menschen stöhnen unter der Hitze. Ich frage mich, wie sich die Bäume bei dem länger anhaltenden Sommerhoch nun fühlen. Man kann vermuten, dass wir so etwas ähnliches bekommen wie vor zwei Jahren, was mir damals eigentlich, obwohl in dieser Heftigkeit sehr überraschend, ganz gut gefallen hat. Ein strahlender Sommer mit wirklich hohen Temperaturen erinnert mich eher an meine Kindheit, als Sommer noch sommerlich, und Winter noch winterlich waren. Die Jahreszeiten als solche spüren und beobachten, gehört zu den Reizen unserer gemäßigten Breiten, und ich wünsche mir dies wieder in größerer Deutlichkeit. Jedenfalls wenn alle Lebewesen darunter nicht leiden müssen.

Fruchtlos

Beim Rundgang am Bienenhaus hat sich bestätigt, was vor Wochen schon sich andeutete: Dieses Jahr gibt es so gut wie kein Obst. Die Mispeln sind nur vereinzelt zu sehen, Mirabellen sind gänzlich Fehlanzeige, ebenso die Quitten, Äpfel und Birnen. All dieses Obst war im vergangenen Jahr sehr reichlich vorhanden gewesen. Schuld ist wohl wieder einmal der Frost im Frühjahr. Wenn es der Frost vor einigen Monaten war, dessen Auswirkungen man jetzt an fehlender Fruchtbildung beobachten kann, so sind es die anhaltend hohen Temperaturen der letzten beiden Wochen, die den Bäumen gegenwärtig besonders zu schaffen machen. Alles ist in einem ziemlich trostlosen Zustand. Vor allem die Ebereschen bräuchten anscheinend mehr Wasser, die wenigen Fiederblätter der noch jungen Bäume sind teilweise schon verdorrt. Unser Bienenbaum, den wir vor zwei Jahren als Setzling erworben haben, kommt überhaupt nicht voran und setzt jetzt erst wieder neue Blattknospen direkt am dünnen Stämmchen an. Und auch das Blatt-Grün der übrigen Bäume lässt die gewohnt leuchtende Transparenz vermissen. Nur Nicht-Bäumisches präsentiert sich mit mächtigem Stolz. So unsere Herkules-Staude, ein nicht ganz so prächtiges Exemplare haben wir auch hinterm Haus. Ich bin erstaunt über die Höhe der Pflanze, und über ihre baumartige Gestalt. Hier sind ein paar Aufnahmen:

Herkules-Staude

Herkules-Staude

Herkules-Staude

Waldsterben

Das Waldsterben ist ein wohl typisch deutscher Mythos. Eines der Wörter, die unübersetzt internationale Karriere gemacht haben und auch im Ausland zur Beschreibung einer Schadensentwicklung bei den Bäumen benutzt wird. Freilich hat sich der Inhalt der Diskussion irgendwann verselbständigt, bis irgendwann Zweifel aufkamen über die vordem wie selbstverständlich und allgemeingültig dahin gestellten Thesen vom sauren Boden und der Schadstoffbelastung der Luft, die die Bäume absterben lassen. Der Expertenstreit in dieser Sache wird wohl nie aufhören. Jetzt kursiert in den Nachrichten ein neues Thema, welches die bisherigen Thesen relativiert. Ein aus Ostasien eingeschleppter Pilz soll neben den bekannten Faktoren, zumindest bei den bisher daraufhin untersuchten Laubbäumen, wesentlich zum Sterben vieler Bäume beitragen. Dieser Pilz lässt den Nachrichten zu Folge das Feingeflecht der Wurzeln verkümmern und ruft in den Rindenschichten eine krank machende Infektion hervor. So wäre wie in vielen Fällen von weltweit kursierenden Krankheiten und Epidemien, die Globalisierung, der weltweite Handel und Tourismus einmal mehr dafür verantwortlich, dass sich beträchtliche Umweltgefährdungen überall auf der Welt ausbreiten, obwohl der ,,Übeltäter“ ursprünglich nur in einer bestimmten Region zu Hause ist. Ich bin gespannt, ob diese neue Nachricht etwas mehr Bewegung in die Diskussion um Ausmaß und ökologische Bedeutung des Waldsterbens bringen wird.

Bianca – Wege zum Glück

Das völlig unerwartete ist passiert: Judith ist gestorben, kurz nachdem sie von dem Verhältnis Olivers mit Bianca erfahren hatte und eine ganze Welt in ihr zusammengebrochen war. Das sind die Dramen, die in der Telenovela ,,Bianca“ täglich um 16.15 über die deutschen Fernsehbildschirme laufen. Ich weiß, dass viele, über alle Altersklassen verteilt, völlig begeistert schon seit Monaten dieses Fernsehereignis verfolgen, mich selber eingeschlossen. Und es ist kein Wunder, denn die Serie ist ganz einfach klasse gemacht. Ich bewundere vor allem den Drehbuchautor bzw. das Autorenteam, das sich durch eine geradezu grenzenlose Phantasie auszeichnet und auch die verschlungensten Zusammenhänge geschickt miteinander arrangiert. Dass das mit den Alltagserfahrungen des Normalbürgers nichts zu tun hat, ist sicherlich eine der Voraussetzungen des Erfolgs. Dennoch werden Emotionen angesprochen, die in abstrakter Form jedem geläufig und verständlich sind. Insofern sehe ich diese Telenovela als echtes Kunstwerk an, das die Eigenkreativität des Rezipienten fordert und gleichzeitig emotional den Rezipienten mobilisiert. Am Schluss der heutigen Folge war es wieder einmal ein Baum, nämlich der Liebes- und Treffen-Baum von Oliver und Judith, der diese Emotion zu transportieren half.

Alte Bäume und moderne Medizin

Ein wirklich beeindruckendes ehemaliges ,,Anstaltsgelände“, in das das neue Krankenhaus geschickt integriert wurde. Inklusive der alten Sandsteinbauten, die das moderne Haus u-förmig einschließen. Dazwischen ein parkartiger Innenhof, in den einige noch junge Bäume gepflanzt wurden und der zum schlendern einlädt. Am spannendsten aber sind die Parkstreifen an den Außenseiten entlang, in denen gewaltige alte Bäume, darunter mächtige Linden, Buchen, Spitzahorn und Tulpenbäume zu finden sind. Heute bin ich etwas weiter gegangen und am Rande des Areals auf das haus von M. und C. gestoßen. In deren Garten stehen ja auch diese wahnsinnig dicken Platanen. Bewundernswert jedenfalls, wenn sie es schaffen würden, die Renovierung des Hauses endlich abzuschließen. Es könnte ein Schmuckstück in idyllischer Umgebung sein.

Experten-Image

Zumindest in den Augen meines Zimmergenossen habe ich so eine Art Expertenstatus in Sachen ,,Bäume“. Wohl, weil ich bei dem gemeinsamen kleinen Erkundungsgang vorgestern über mein Lieblingsthema erzählt und einige Bäume benannt habe. Jedenfalls hat er heute seiner Frau von diesen meinen Kenntnissen berichtet, und dass ich sie vielleicht bei der symbolträchtigen Auswahl eines hausnahen Lebensbaums beraten könnte. Diese meinte daraufhin, meine Sicherheit im Bestimmen der Bäume sei doch eine Idee für ,,Wetten dass!“. Das Erkennen der Holzart, ausgehend vom Geruch des Holzstaubs, eine weitere kuriose Fähigkeit meinerseits, sei da wohl die attraktivere Wette, war meine Erwiderung. Einige Stunden vorher hatte ich den vermeintlichen Expertenstatus untermauert, indem ich einen kleinen Baum im Innenhof auf Wunsch des Zimmergenossen als Zierkirschbaum bestimmt hatte. Der Tag geht mit einem strahlenden Sommerlicht und wohltuendem leichtem Windhauch zu Ende, während das Licht sich in den grau-silbrigen Unterseiten der Lindenbaumblätter reflektiert und sich Patienten und Besucher im Hof und auf der Caféterrasse sommerlich entspannen.

Der seelische Ausgleich

Passend zum Sommeranfang eine absolute schwül-drückende Hitze. Vermutlich ist es da für mich besser im Zimmer zu bleiben, ich will den Kollabs jedenfalls nicht provozieren. Im übrigen dieselbe unklar-unwahrscheinliche Situation wie bei früheren Aufenthalten. Dass ich trotz des unbefriedigenden Zustands noch relativ gelassen bin, hängt wohl mit der Routine in diesen Dingen zusammen. Sicherlich aber auch mit dem seelischen Ausgleich, den mir die Beschäftigung mit zweck-losen Themen wie der Symbolik der Bäume beschert. Hier finde ich eine Ruhe und Bescheidenheit, wie ich sie in keiner Kommunikation erfahren kann.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.

Senden

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .