Wechselhafte Zyklen

Viele Bäume tragen in diesem Herbst gar keine Früchte. Von den Obstbäumen hatten wir es nach den Spätfrösten des Frühjahrs schon erwartet. Aber auch bei anderen Arten, wie dem Schnurbaum und dem Amberbaum, sieht man keine neuen Früchte. Auch bei einigen anderen Arten, die früher dran sind mit der Fruchtreife, habe ich diese in diesem Jahr gänzlich vermisst, etwa beim Bergahorn, von dem ich immer noch keine gute Aufnahme habe. So ist der Zyklus der Bäume keineswegs gleichförmig, vielmehr immer wieder überraschend und stark abhängig und geprägt von den wechselhaften und unberechenbaren klimatischen Schwankungen und den damit verbundenen Widrigkeiten beim Überleben des Winters, dem Blühen des Frühlings und der Durststrecke des Hochsommers.

Was mich an den Bäumen interessiert

Tatsächlich habe ich immer schon einen eher abstrakten Zugang zu den Bäumen gehabt. Will nicht etwa heißen, dass ich sie nur aus Büchern und Erzählungen kenne. Aber das Grundsätzliche war mir immer wichtiger als allzu detailbezogene Bedeutungen. Deshalb kann ich auch nicht sehr viel mit solchen Baum-Büchern anfangen, die bevorzugt besonders alte und mächtige Bäume in Deutschland und dem Rest der Welt auswählen und diese dann in Bild und Wort darstellen, oft versehen mit Daten, die die Ausdehnung, das Alter und mögliche kulturhistorische Bedeutungen betreffen. Zweifellos haben alte Bäume eine oft Ehrfurcht erzeugende Ausstrahlung, stehen für etwas, das menschliche Lebensspannen überdauert und dennoch einen engen, quasi freundschaftlichen Bezug zu diesen Leben hat. Aber sie stehen, wald- und landschaftsgeschichtlich betrachtet, so gut wie nie für die ursprüngliche Natur oder besondere Unberührtheit. Im Gegenteil, wie Hansjörg Küster und andere gezeigt haben, sind gerade die beeindruckendsten Einzelbäume ohne Jahrhunderte währende menschliche Nutzung gar nicht erst in dieser Form gewachsen. Und so wird unsere Einstellung zu Natur, häufig fokussiert in spektakulären Baum-Individuen, von wissenschaftlich nicht haltbaren, aber dennoch sich hartnäckig bis in unsere Tage haltenden Vorstellungen bestimmt. Für mich sind demgegenüber alle Bäume interessant, weil Ausdruck einer mir sehr sympathischen Existenzform. Junge ebenso wie die besonders alten, kleingewachsene ebenso wie solche mit rekordverdächtigen Höhen, säulenförmige ebenso wie knorrig-verdrehte oder gewundene. Was allen diesen unterschiedlichen Erscheinungsformen gemeinsam ist und was sie unterscheidet, beschäftigt und begeistert mich an den Bäumen. So betrachtet eröffnet sich mir in der Begegnung und Auseinandersetzung mit den Bäumen ein schier grenzenloser und sich immer wieder verändernder Raum, der mein Leben gerade wegen seines ubiquitären Charakters und seiner Zeitlosigkeit enorm bereichert.

Natur-Konstruktionen

Diese geschichtlichen Rückblicke hinterlassen bei mir immer gemischte Gefühle. Einerseits ist es ungeheuer spannend zu lesen, wie sich Wälder seit Urzeiten entstanden sind und sich im Laufe von Jahrmillionen immer wieder verändert haben, vor allem unter menschlichem Einfluss. Andererseits ist die Geschichte der Bäume und Wälder auch desillusionierend und, wenn ich das so sagen darf, entromantisierend. Einfach weil viele der heute gültigen Vorstellungen von Bäumen und Wäldern, die durch die Romantik stark geprägt wurden, so gar nichts mit den zeitlich früher liegenden Abschnitten der Waldgeschichte zu tun haben. Es sind kulturelle Überformungen, symbolische Abstraktionen, Ergebnisse eines langen Zivilisationsprozesses, die unser heutiges Bild prägen. Gerade was seit der Romantik als besonders naturnah und urwüchsig angesehen und in Literatur und Bildkunst immer wieder in dieser Richtung dargestellt wurde, etwa die alte knorrige und isoliert stehende Eiche im lichten Wald, ist tatsächlich und historisch korrekt betrachtet schon das Ergebnis der Kultivierung von Wäldern und Landschaften. Erscheinungen, die ohne massive Eingriffe des Menschen so gar nicht denkbar wären. Bilder und daran anknüpfende Symbole, die bei der flächendeckenden Existenz eines Urwaldes, wie er etwa in der Karbonzeit bestand, niemals aufgetaucht wären. Und so ist das, was wir heute unter Natur und Urwüchsigkeit verstehen, in der Tag bereits von vorneherein ein kulturelles Produkt. Mir war diese Merkwürdigkeit schon vor Jahren aufgefallen, im Rahmen meiner früheren Tätigkeit in einer Ferienregion, deren zentraler Anziehungspunkt ein künstlich angelegter Stausee war und heute noch ist. Urlauber und Besucher aus eher städtisch geprägten Regionen sahen in dieser extrem konstruierten und die natürliche Landschaft kaum noch sichtbar werden lassenden Touristenlandschaft den Inbegriff unberührter Natur. Ich konnte das kaum fassen, aber auf dieser Idee und Anmutung, die wohl eher mit der widerstandslosen Konsumierbarkeit dieser Kunstlandschaft zusammen hängt, beruht der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens. So ist auch das Geschäft mit der Landschaft ein Geschäft mit den Mitteln unserer eigenen Konstruktionsleistungen. Immerhin, solche Reflexionen helfen mir, niemals abzudriften. Der Blick auf die Bäume und mein persönliches Verhältnis zu ihnen gewinnt dadurch im Gegenteil ein stabileres und zeit- und situationsunabhängigeres Fundament.

Privilegierte Waldgeschichte

Das war schon eher ein Novembertag. Und meine Gedanken gehen schon öfter in Richtung Weihnachten und Jahreswechsel. Einige Geschenke habe ich auch schon besorgt. Indes beschäftigt mich sehr das Buch von Hansjörg Küster über die Geschichte des Waldes. Es ist sehr spannend zu lesen, welche enorme Bedeutung die Bäume für das Leben der Menschen seit Uhrzeiten haben. Dabei ist die Zeit ab dem Mittelalter besonders interessant, da hier Holz in den unterschiedlichsten Formen als Brennholz, Bau- und Konstruktionsholz sowie Energielieferant für die Eisen-, Kupfer-, Glas- und Salzproduktion in großen Mengen benötigt und teilweise über riesige Entfernungen transportiert wurde. In dieser Zeit wurde besonders deutlich, dass der Ausbau zivilisierten Lebens in den Städten ohne die Bäume des Waldes und ihr Holz undenkbar wäre. Mit allen Folgen für die Umwelt und die Nachhaltigkeit, die wir heute sofort erkennen, die damals aber noch kein Thema waren. Wenn die Wälder in der Umgebung des Ortes, der das Holz benötigte, nicht mehr vorhanden oder zu stark reduziert waren, wurde es von weiter her, teilweise aus dem Ausland, z. B. mittels Flößen über die Flüsse herangeschafft. Kein Lebensbereich, der nicht vom Holz dominiert wurde, keine neue Technologie, die nicht auf den Einsatz von Holz angewiesen gewesen wäre. Erst später spielten andere Materialien wie Stein für den Hausbau, Stahl und Kunststoff für Konstruktionen und Bedarfsartikel eine stärkere Rolle. Es stimmt mich sehr froh, dass es in Mitteleuropa gelungen ist, vermutlich durch die besonderen klimatischen Bedingungen begünstigt, den Wald trotz des Jahrhunderte andauernden Raubbaus zu erhalten, in stark kultivierter und in manchen Regionen und Ländern reduzierter Form, aber dennoch immer noch die Landschaft bestimmend. In anderen Teilen der Welt sind Hochkulturen gerade am falschen und dem Nachhaltigkeitsdenken in keiner Weise verpflichteten Denken zu Grunde gegangen.

Tag der immergrünen Bäume

Ich wollte das schöne Wetter noch ausnutzen, und so bin ich heute Vormittag nach M. gefahren und habe eine Runde durch den Stadtpark gedreht. Dort sind leider immer noch diese Baumaßnahmen im Gange, weswegen der größere Teil des Parks nicht zugänglich ist. Immerhin die Saline und einen Teil der Bäume konnte ich besuchen. Dabei habe ich meine Fotosammlung zum Thema ,,Holz“ um einige weitere Aufnahmen (Salinenreisig, Bauzaunlatten) bereichert. Heute Nachmittag spielten die immergrünen Bäume wieder einmal die Hauptrolle. Beim Ent- und Bepflanzen der Sandsteintröge haben wir einige Änderungen vorgenommen. Den Kriechwacholder, der bisher nur die Hälfte des Trogs ausfüllte, haben wir kurzer Hand um 90° gedreht, und jetzt beherrscht er den gesamten Trog. Jedenfalls wenn er im kommenden Jahr wieder neue auslandende Sprosse erhalten haben wird. Und nach der Trog- und Kübelaktion stand am Abend noch Gs Grab auf dem Programm. M. wollte das Grab für den Winter vorbereiten, das heißt Sommerblumen herausnehmen, den Granit abwaschen, die Bronze-Madonna einölen, das Farn in Form schneiden – und den Buchsbaum schneiden. Der nämlich hat sich in den letzten beiden Jahren so weit ausgewachsen, dass der Name auf dem Grabstein nicht mehr zu lesen war. Deshalb musste ich ihn ziemlich heftig kappen, was einige Zeit in Anspruch genommen hat. Aber die Kugelform ist annähernd gleich geblieben, und mit einem zweiten Korrekturschnitt in ein paar Monaten wird er wieder sehr gut aussehen. Hoffen wir, dass das Farn den Winter überlebt. Und dass die Schale mit Heidekraut, die wir in ca. 14 Tagen in der Mitte platzieren wollen, das Grab zu Allerheiligen schmücken wird.

Baumschnitt-Sünden

Seit Monaten war ich heute in der Mittagsstunde zum ersten Mal wieder am Teich in D. Ein Weg, der zuvor fast täglich zur Mittagspause gehörte. Und in der Zwischenzeit hat sich einiges geändert. Nicht unbedingt zu meiner Freude, denn der Baumschnitt, insbesondere an den Tulpenbäumen und den Roteichen der kleinen Parkanlage, ist in diesem Jahr für meine Begriffe viel zu radikal ausgefallen. Gemessen am noch nicht so fortgeschrittenen Alter der Bäume wurden die Stämme viel zu hoch gehend astfrei gehalten. Oder anders gesagt: alle weiter unten liegenden Äste wurden bis zu einer Höhe von ungefähr 2,50 m einfach entfernt. Es ist jetzt so, als ob die Bäume den dort gehenden und sitzenden Menschen entwachsen wären. Ihre Kronen thronen jetzt quasi über allem. Noch viel zu schmale Kronen, was zu einem unproportionalen Verhältnis zwischen Stamm und Krone und zu einer entsprechend skurrilen Gesamterscheinung der Bäume geführt hat. Schade, dass ich nicht anwesend war, als daran gearbeitet wurde. Ich hätte den Leuten möglicherweise die Meinung gesagt. Für mich ist das ein echter Verlust. Vieles vom bisherigen Charme und der Nähe dieser Bäume wird für immer verschwunden sein. Und unter dem Spitzahorn, dem besten aller Schattenbäume, werde ich im Hochsommer auch nicht mehr von der stechenden Sonne schirmartig geschützt sitzen können. So ist es häufig: Die Leute, die für die Pflege öffentlicher Anlagen zuständig sind, fehlt es meist an Feingefühl, an einem Sinn für Proportion und Verhältnismäßigkeit. Da herrscht allzu oft eine mathematische Denkart vor, die dem Naturfreund und Baumliebhaber in der Seele weh tut.

Hopfen

Er gehört zur Familie der Hanfgewächse. Das hat mich, nachdem ich es nachgeschlagen hatte, doch überrascht. Denn ich war davon ausgegangen, dass er auch zu den baumähnlichen Pflanzen gehört, wie die Waldrebe oder der Efeu. Aber selbst im BLV Handbuch der Bäume und Sträucher war er nicht aufgeführt. Interessanterweise klettert er teilweise parallel mit der Waldrebe und dreht seine Sprosse mit deren zusammen die Baumstämme und -äste hoch.Hopfen- und Waldrebe-Spross

M. hat mich bei unserem gemeinsamen Spaziergang heute überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um Hopfen handelt. Ich hätte das gar nicht realisiert, da ich nicht wusste, das Hopfen klettert. Wie auch immer, mir sind ein paar ganz gute Fern- und Nahaufnahmen gelungen:Hopfen

Hopfen

Überhaupt war es ein sehr schöner Spaziergang. Ich glaube, M. und ich haben eine neue Begeisterung für Kletterpflanzen entwickelt. M. hat den ganzen Weg bis zur Fähre zwei Waldrebe-Enden mitgetragen, die sie für ein Herbstgesteck verwenden will:Mütterlein

An den Hopfen sind wir leider nicht nah genug ran gekommen. Zu unserem großen Bedauern.

Lebensbaum zwischen Dies- und Jenseits

Beim Besuch an Gs Grab haben wir auch verschiedene andere Gräber besucht. Viele Menschen geben sich sehr viel Mühe mit der Gestaltung, man kann dem Zustand der Gräber geradezu ansehen, in wie engem Verhältnis die Angehörigen zum Verstorbenen standen und über den Tod hinaus stehen. Die Bäume spielen für den Friedhof und auch die Begleitung der Verstorbenen eine ganz wichtige Rolle. Als von der Gemeinde bewusst gepflanzte Begrenzungsbäume zwischen den Gräbern und heckenartig angelegt am Rand des Friedhofareals. Auf den einzelnen Gräbern, hier vor allem Buchsbaum, Zypressen, Eiben und Efeu. Und manchmal auch als Gestaltungselement der Grabsteine. Einer ist mir heute besonders aufgefallen. Es ist ein Marmorstein mit einer kreisförmigen Aussparung in der Mitte. In diesem Kreis ist ein bronzener Lebensbaum eingesetzt, vollplastisch ausgeformt mit Stamm, Ästen und Blättern. Ein schönes Lebenssymbol, das besser als alles andere deutlich macht und erfahrbar machen soll, dass der Tod zum Leben dazugehört. Dass mit dem Tod ein neues Leben beginnt. Und dass den jetzt Lebenden das Jenseits als andere Lebenswelt gelten kann. Eine Welt, die parallel und gleichzeitig mit unserem diesseitigen Dasein existiert, in der uns liebe Menschen aufgehoben sind und in einer ganz anderen Existenzform weiter mit uns leben.

Kletter-Künstler

Der Spaziergang am Nachmittag war unglaublich. Temperaturen wie im Spätsommer, dabei haben wir Mitte Oktober. Alles total verrückt. Wenn ich mir den Überblick in Küsters ,,Geschichte des Waldes“ betrachte, wundert mich das allerdings weniger. Wahrscheinlich sind wir mitten in einer solchen Phase zwischen zwei Eiszeiten, in denen die Temperaturen auf ein Maximum ansteigen, um irgendwann in Tausenden Jahren wieder auf ein Mittel um den Gefrierpunkt abzusinken. Erdgeschichtlich betrachtet ist das normal und lässt sich sicherlich nicht allein mit zivilisatorischen Sünden oder mangelndem Klimaschutz begründen, auch wenn diese Erklärungen immer wieder als Hauptursache angeführt werden. Mindestens so spannend wie diese Überlegungen waren die heutigen Beobachtungen. Wieder einmal haben es mir die Baum-Kletterer besonders angetan: Gemeine Waldrebe und Efeu. Der Efeu blüht wie verrückt allerorten und hüllt vereinzelt ganze Baumkronen, die dann wirken wie ein richtiger Baum mit Efeublüten und -blättern. Zur Freude der Insekten, die die Blüten in Massen bevölkern. Die langen Verästelungen der Gemeinen Waldrebe habe ich mir mal genauer als sonst angeschaut und mit einer Serie von Fotos das Emporschlingen vom Boden aus dokumentiert. Das geht bis in schwindelnde Höhen, ergibt aber auch in der Fernsicht ein interessant strukturiertes Bild:

Waldrebe

Waldrebe

Waldrebe

Waldrebe

Waldrebe

Zeit des Esskastanien

V. hat heute die ersten Kastanien gesammelt. Vielleicht waren es auch schon die letzten. Er ist sich nicht sicher, ob sie schon ausgegangen sind oder erst noch kommen. Ansonsten war es wohl ähnlich wie im letzten Jahr. Nur an einem größeren Baum konnte man auch größere Kastanien finden, die anderen waren ziemlich mickrig. Es wird reichen, nach 3-4 mal hat man ohnehin genug, der Rest schrumpelt zwischenzeitlich erfahrungsgemäß ein und muss dann doch entsorgt werden. Na, mal sehen, ich würde gerne auch noch wenigstens einmal suchen gehen, gehört einfach zur Jahreszeit. Ich hoffe nur, dass die Wildschweine es bis dahin nicht übertrieben haben.

Warten auf die goldene Jahreszeit

Na ja, mit dem goldenen Herbst ist es bisher noch nicht weit her. Ich hoffe doch, dass er nicht, wie im vergangenen Jahr, ins Wasser fällt und die Blätter zu Boden fallen, bevor sie sich überhaupt verfärben konnten. Es wäre ein Verlust an landschaftlicher Schönheit, die nun mal damit verbunden ist. Hoffe also noch auf die romantischste Naturerscheinung des Jahres (oder ist es doch eher das Blühen des Frühlings?) Auch weil ich meine Galerie der Herbst-Fotografien gerne etwas erweitern möchte.

Romantische Kampfmethode

Nicht alles am Herbst und seiner typischen Stimmung ist romantischer Natur. Was für uns ein spektakuläres Naturschauspiel dieser Jahreszeit ist, die Laubfärbung nämlich, lässt sich aus Sicht der Bäume als biologische Kampfstrategie betrachten. Dies jedenfalls haben amerikanische Wissenschaftler herausgefunden. So ein heute erschienener Bericht auf www.wissenschaft.de:

11.10.2005 – Chemie
Wie ein Baum seine Konkurrenten rot sehen lässt

Ahornbäume produzieren im Herbst rote Farbstoffe, die für andere Pflanzen giftig sind

Die intensiven Herbstfarben einiger Bäume sehen nicht nur schön aus, sie dienen den Pflanzen auch als Waffen: Amerikanische Wissenschaftler haben entdeckt, dass die Pigmente, die beispielsweise Ahornblättern ihre dunkelrote Färbung verleihen, wie Unkrautvernichtungsmittel wirken. Fallen die gefärbten Blätter im Herbst zu Boden, gelangen die giftigen Farbstoffe nach und nach ins Erdreich und verhindern, dass sich im nächsten Frühjahr Konkurrenz in der direkten Nachbarschaft des Baums breitmacht. Über die Entdeckung von Frank Frey und Maggie Eldridge berichtet die Colgate-Universität in Hamilton.

Im Herbst beginnt sich der grüne Blattfarbstoff Chlorophyll zu zersetzen und enthüllt dabei nach und nach andere Pigmente in den Blättern, deren Farben sonst von der grünen Färbung überdeckt sind. Meistens handelt es sich dabei um Carotinoide, die den Bäumen eine gelbliche bis orangefarbene Tönung verleihen. Anders sieht es bei Ahornbäumen und einer Handvoll anderer Arten aus: Sie erstrahlen im Herbst in dunklem, intensivem Rot. Verantwortlich dafür sind nicht ständig vorhandene Farbstoffe, sondern eigens hergestellte dunkelrote Pigmente, berichtet Studienleiter Frey. Diese so genannten Anthocyane verleihen beispielsweise auch dem Rotwein seine Farbe.

Warum die Bäume allerdings ausgerechnet im Herbst, wo sie alle verfügbaren Ressourcen für den harten Winter benötigen, solch aufwändigen Farbstoffe produzieren, konnten Wissenschaftler bislang nicht erklären. Um dieses Rätsel zu lösen, behandelten Frey und Eldridge Salatsamen mit Extrakten aus roten und grünen Ahornblättern sowie grünen und gelben Buchenblättern. Das Ergebnis: Während die grünen und gelben Extrakte den Samen nichts anhaben konnten, beeinträchtigte der rote Sud sowohl ihre Keimfähigkeit als auch das Wachstum der jungen Pflanzen.

Anthocyane sind während der vergangenen Jahre wegen ihrer antioxidativen und damit gesundheitsfördernden Eigenschaften berühmt geworden. Dass sie außerdem wie ein Unkrautvernichtungsmittel wirken, ist nach Ansicht von Frey jedoch nicht überraschend: Ihre Struktur ähnle schließlich der von Catechin, einem pflanzlichen Gerbstoff, der auch die Wurzelzellen verschiedener Pflanzen abtöten könne. Außerdem seien Anthocyane in der Lage, das Wachstum von Krebszellen zu hemmen, wie aktuelle Studien gezeigt hätten.

Mitteilung der Colgate-Universität, Hamilton

ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel

Totholz-Skulpturen

Und im Nass der Flachwasserzone zeigen sich die skurrilsten Totholz-Skulpturen. Dort wo vor Jahren noch Bäume standen, ragen mittlerweile abgefaulte Stümpfe aus dem Wasser, oftmals mit Moosen bedeckt, oder neu ausschlagend. Wenn sich solche Tot-Gewächse ineinander schachteln entstehen seltsame Gebilde, die besonders in der kälteren Jahreszeit auffallen, da sie eine unwirkliche Landschaft erzeugen.

Totholz

Im späteren Hochwinter wirkt das bei vereister Fläche besonders eindrücklich:

Totholz

Baum-Skulpturen

Anfang Oktober gibt es in Wald und Flur noch mehr zu entdecken als man vermuten würde. Vielleicht liegt es am sagenhaften Wetter mit unverhältnismäßig hohen Temperaturen, die dem Spaziergänger den Blick auf Blüten und Früchte verschärft. Aber immer wieder begegne ich den Bäumen auch in ihrer Gesamtgestalt, immer dann, wenn die Lichtverhältnisse das Individuelle über das Artgemäße hinausheben und es damit betonen. Auch heute bin ich wieder solchen Formen begegnet, an einer Baumgruppe am Rand der Flachwasserzone seitlich der Saar, die das besondere Licht geradezu anzuziehen scheint. Sie wird darin zur Baumskulptur, zur höchst eigenwilligen Form, die die Dynamik der Wachstums und das Zusammenspiel der Individuen eindrucksvoll in Szene setzt:

Baumensemble

Baumensemble

Großer Sägetag

Wir haben praktisch den ganzen Tag über gesägt. War aber auch eine ungeheure Menge, mindestens 4 m3 Holz aus dem Sägewerk. Schwartenware, d. h. das was das Gatter an den Rändern übrig lässt und nicht mehr als Brett oder Bohle brauchbar ist. Für Kleinholz zum Anfeuern ist das ganz gut geeignet, und der Sägewerker gibt das in dicken Bündeln für sehr wenig Geld ab. V. hat sich allerdings in der Menge ganz erheblich verschätzt. So viel Holz klein zu sägen ist eine ermüdende Angelegenheit. Wir haben dazu eine neue Kreissäge mit 3 KW Leistung genutzt und den Strom, da beim Bienenhaus nicht vorhanden, über ein Aggregat erzeugt. Na ja, jedenfalls hat das Wetter einigermaßen mitgespielt und außerdem haben wir jetzt genug Kleinholz für die nächsten Jahre. Auch wenn wir beide heute Abend ziemlich fertig sind. Glücklicherweise ist morgen Sonntag, also Ausruhtag, den wir in diesem Fall mal wörtlich nehmen werden.

Der Wunschbaum und die Wege zum Glück

Ich bin ganz hin und weg: Gleich in der zweiten Folge der neuen Telenovela ,,Julia – Wege zum Glück“ kam ein Wunschbaum vor. Und nicht irgendeiner, nein, genau der, in dessen Höhlung die beiden Hauptdarsteller nacheinander und jeweils ohne Wissen des anderen die jeweils eigene Hälfte einer Muschel hinterlassen haben, die sie zur Erinnerung an ihre erste Begegnung in Afrika mit sich getragen haben. So schließt sich ein Kreis, und an dieser Stelle wünschen sich beide natürlich dasselbe, nämlich ihre große Liebe wieder zu sehen. Vorher wurde der legendäre Hintergrund erläutert, die Geschichte vom alten Baum: Ein Liebespaar trennte sich, weil der Mann in der Fremde sein geschäftliches Glück suchen wollte, vorher aber vergräbt der Mann eine Eichel und weissagt, dass wenn daraus ein Baum wächst, sie wieder zusammen finden werden. Der Baum wächst tatsächlich, die Frau wartet lange Zeit und macht sich schließlich auf, ihren Geliebten in der ganzen Welt zu suchen. Als sie nach Jahren erfolglos nach Hause zurück kehrt, findet sie den Geliebten unter dem inzwischen groß gewachsenen Baum sitzend. Bei der Geschichte ist klar: Bei dem alten Baum hat man nur einen einzigen Wunsch frei, es ist der größte und wichtigste Wunsch des ganzen Lebens. Und diesen größten aller Wünsche artikulieren die beiden am selben Tag im Abstand von nur wenigen Stunden, indem sie das Symbol ihrer Verbundenheit, die Muschelhälfte, im Baum deponieren. Julia spricht bei diesem Ritual zum Baum, dass er nämlich ihren innigsten Wunsch in sich, in seine Blätter aufnehmen möge und über die Luft in der ganzen Welt verbreiten möge. Schöner und dramatischer könnte man ein Liebesdrama im Spiegel der Wunschbaum-Symbolik wohl nicht inszenieren. Also für mich steht jetzt schon fest – das wird wieder eine meiner Lieblingsgeschichten.

Sternenbaum

Songül hat mir heute ein neues Baum-Gedicht geschickt. Es ist fast wie ein Vorbote des Weihnachtsfestes, an das ich tatsächlich in den letzten Tagen öfters gedacht habe. Insofern freue ich mich besonders. Ich möchte das Gedicht an dieser Stelle wiedergeben, da es für die Gedichtseite etwas zu lang ist:

Der Sternenbaum

In einem fremden Dorf, das kaum einer kennt,
weil niemand seinen Namen nennt,
wohnt eine Familie leider sehr arm,
sie haben zwar kaum zu Essen, aber dafür im Winter sehr warm.

Zwei Kinder die noch zur Schule gehen,
können einfach nicht verstehen,
warum es ihnen schlechter als den anderen Familien geht,
an Weihnachten bei ihnen nicht die traditionelle Gans auf dem Tisch steht.
Doch eines hatten sie gelernt; niemals die Hoffnung zu verlieren,
denn Liebe, Glaube und Hoffnung sind es, die diese Familie regieren!

Es war an einem schönen Winterabend gewesen,
die Mutter hatte den Kindern eine schöne Geschichte vorgelesen.
Markus und Nadine dachten noch sehr lange darüber nach,
bis plötzlich ein Gedanke über die beiden hereinbrach!

Da beschlossen sie etwas spazieren zu gehen,
ihnen war, als bliebe ihr Herz stehen.
Auf einmal standen sie vor einem seltsamen Baum,
es ist die Wirklichkeit, viel schöner als jeder Traum!

Sie bewunderten ihn noch eine ganze Weile,
schließlich hatten sie Zeit und waren nicht in Eile.
Irgendwie konnten sie sich von diesem Baum nicht loseisen,
ihnen war, als würden sie auf wundersame Weise verreisen!

Die Kinder blieben stehen
und doch spürten sie ein „Fortgehen“.
Jetzt ist alles anscheinend wieder normal,
aber was dann geschah, befreite die ganze Familie von der Qual:

Plötzlich sprach der Baum zu den Kindern,
schon heute Nacht würde sich ihr Leben komplett verändern!
Denn sie standen wahrhaftig vor dem Sternenbaum,
man sagt er erfüllt den Menschen ihren größten Traum!

Die Sterne, wie sie leuchteten waren den Kindern zum Greifen nah‘,
das Licht in ihnen ist so hell, ein Strahlen was noch niemand zuvor sah!
Der Baum sprach weiterhin zu ihnen,
sie mögen sich doch bitte an ihm bedienen!

Später sprachen die Kinder ihre Wünsche aus,
danach mussten sie leider nach Haus‘.
Auf ihrem Heimweg hatten sie ebenfalls eine Veränderung vorgefunden,
es schneite ja seit Stunden!?
Dabei war doch gar kein Schnee vorauszusehen,
ist da etwa noch ein Wunder geschehen?

Als die Kinder zu Hause ankamen,
erzählten sie ihren Eltern alles, während diese sie in ihre Arme nahmen,
denn nichts ist mehr wie es vorher war,
ihr neues Leben ist einfach wunderbar!

Die Zeit der Armut ist endgültig vorbei,
auch von lästigem Kleinkram ist die Familie frei.
Jetzt können sie in Frieden leben,
brauchen gar nichts aufzugeben!

Wunderbare Bäume

,,Wunder der Welt – Bäume“ – Der Titel war mir zwar etwas suspekt, aber es ist ein großformatiger Bildband und er kostete noch keine 15 Euro. So fiel es mir am Wochenende in T. nicht schwer, den Wühltisch-Band mitzunehmen. Meine Einschätzung der Qualität war nur bedingt zutreffend. Tatsächlich ist das Buch ziemlich inhaltsleer und lebt vor allen Dingen von den großflächigen Abbildungen. Aber ganz uninteressant ist der erläuternde Text auch nicht, nur eben sehr verkürzt, wobei alle behandelten Themen nur knapp angerissen werden. Auch die fotografische Qualität der Bilder ist nicht in allen Fällen überragend. Man merkt, dass es ein Band ist, der für eine hohe Druckauflage produziert wurde und auf den Schnäppchen-Trieb der Buchkäufer und Naturfreunde abzielt. Dennoch, das Durchblättern macht Spaß, vor allem im Kapitel zu den Bäumen der Tropen, da ich hier einige mir bisher noch nicht bekannte Arten gefunden habe, die den Horizont in Richtung tropischer Vielfalt ein Stück weit ausdehnen.

Sichtschutz-Bäume

Mein Vorschlag, ihre Gartenlücke mit Pfaffenhütchensträuchern zu füllen, ist bei J. nicht sehr positiv aufgenommen worden. Die Tendenz geht wohl doch eher zu einem Obstbäumchen. Oder zum Zier-Schneeball, der zurzeit noch bei uns hinterm Haus steht, und der im Frühjahr nach G. transportiert werden soll. Der könnte die entfernten Zypressen durchaus auch ersetzen, vor allem wenn man die neuen Triebe nicht gleich kappt, sondern sich entwickeln lässt, damit der Strauch etwas höher und als Sichtschutz tauglich wird. Wie auch immer, in diesem Winter passiert sowieso nichts mehr. Und der Nachbar war dem Vorhaben insofern schon zuvorgekommen, dass er selber zwei schlanke Bäumchen auf seiner Gartenseite neu gepflanzt hat. So wird in einigen Jahren möglicherweise diese Stelle zur undurchsichtigsten des Gartens überhaupt werden. Und das scheint von beiden Seiten in dieser etwas unterkühlten Nachbarschaft für gut befunden zu werden.

Baum-Riesen

Jetzt am Abend wird am Horizont das ,,Engel-backen-Kuchen-Leuchten“ sichtbar. Ich meine damit dieses rot-orange Durchleuchten der Sonne, wenn sie auf- oder wie in diesem Fall untergeht. Dabei war der ganze Tag bedeckt, mit den entsprechenden Auswirkungen auf meine Befindlichkeit. Ich glaube tatsächlich, dass es das Licht ist, was den Körper am deutlichsten beeinflusst. Weniger die Temperatur, die Sonnenstrahlen sind es, zu denen man als Mensch Kontakt haben muss, ohne depressiv oder sonst wie krank zu werden. Ich schätze, bei mir ist das besonders stark ausgeprägt. Ich weiß nicht, wie das Menschen am Polarkreis oder in Sibirien aushalten, wo sie immer nur Schnee sehen, die Tage teilweise sehr kurz und die Dunkelheit dafür umso länger ist. Und wo zudem auch andere Licht liebende Lebewesen wie die Bäume eher selten sind. Wenn ich Reisemagazine im Fernsehen verfolge, sortiere ich die potentiellen Reiseziele spontan danach, ob es dort Bäume gibt oder nicht. Ein Land, das kaum Bäume kennt, wäre für mich einfach nicht bereisbar, dort würde ich es nicht allzu lange aushalten. Jedenfalls wäre für mich eine Erholung dort nicht möglich.

Neue Wunschbaum-Karten

Auffallend sind zurzeit tatsächlich nur die immergrünen Pflanzen, die sich um diese Jahreszeit dadurch auszeichnen, dass sie blühen oder Frucht tragen. Eine Hochzeit hat der Efeu, der in manchen Hecken von lauter geöffneten Blüten geradezu überquillt. Die Stechpalmen fallen durch ihre inzwischen knallroten Früchte auf. Und die Gemeine Waldrebe hat ihre medusenartigen Früchte allerorten ausgebreitet. Nicht zu vergessen die Hagebutten, die zwar nicht immergrün, so aber in meiner Sicht zu den Winterpflanzen gehören. Denn niemals sind sie dominanter und das Erscheinungsbild der Landschaft bestimmender als im Herbst und frühen Winter, eben solange noch die Früchte hängen und ihr wachsartiges Rot abstrahlen. Den etwas trüben Nachmittag habe ich genutzt, um endlich einmal neue Wunschbaum-Visitenkarten zu entwerfen.

Wunschbaum-Visitenkarte

Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden, da es mit gelungen ist, sowohl den interaktiven Aspekt als auch den thematischen Schwerpunkt präsentativ begreifbar zu machen. Problematisch allerdings immer wieder das Einkalkulieren des Druckrandes, und so hoffe ich, dass die fertigen Karten später dem gedachten Erscheinungsbild entsprechen.

Unverrückte Individuen

Der erste Tag des Oktober ist außerordentlich unwirtlich. Obwohl es nicht übermäßig kalt ist, meint man zu frieren, wegen des ständigen Regens und weil kein Sonnenstrahl ungefiltert zur Erde dringt. Noch ein paar Grad weniger, und hätte gesagt: typischer Novembertag. Mein Organismus braucht jetzt wieder eine Weile, bis er sich an diese neue Atmosphäre gewöhnt hat. Bis dahin sind die Spannungen unvermeidbar. Nicht selten denke ich in solchen Phasen der Veränderung an die Bäume und überlege, wie sie sich wohl als Baumwesen fühlen, ob sie die Veränderungen ähnlich wahrnehmen und ob sie in einer uns Menschen vergleichbaren Form körperlichem Stress ausgesetzt sind. Auch kommen mir solche Überlegungen, wenn ich früh morgens das Fenster öffne und in den nebelverhangenen kühl dampfenden Horizont blicke. Ein Baum steht immer draußen, in Wäldern etwas geschützter und wärmer als auf freiem Feld, doch unverrückbar an seinen jeweiligen Standort gebunden. Es ist schon etwas Großartiges zu sehen, wie ein Baum-Individuum unter diesen doch extrem eingeschränkten Lebensbedingungen seine ganz eigene Persönlichkeit ausbildet. Und das, wie Hermann Hesse das in seinem berühmten Text über die Bäume dargelegt hat, zudem noch als ihre ureigene selbstverständliche Aufgabe sehen.

Bäume und Erdgeschichte

Wir haben eine relativ romantische Einstellung gegenüber den Bäumen und Wäldern unserer Lebenswelt. Wenn wir den Bäumen begegnen, und sei es auch nur gedanklich, knüpfen wir viele Emotionen an diese oft so beeindruckenden Mit-Lebewesen. Im erdgeschichtlichen Rahmen betrachtet erscheinen Bäume und Wälder aber in einem noch ganz anderen Licht. Dass es vor Millionen Jahren bereits Bäume gab, die den heutigen sehr ähnlich waren, zumindest den gleichen Typen zuzuordnen waren, ist ein Grund mehr, sie mit Respekt zu behandeln. Waren sie doch schon sehr lange vor uns Menschen auf der Welt-Bühne präsent. Und haben sie doch das Entstehen des Mensch-Seins und die Kulturentwicklung des Menschen stark beeinflusst, im grundlegend biologischen Sinne zusammen mit anderen Grünpflanzen sogar erst ermöglicht. Was mich in diesem Zusammenhang absolut fasziniert und was unsere doch künstliche und kurzsichtige Einstellung den Bäumen gegenüber entlarvt, ist die wissenschaftlich fundierte Tatsache, dass die Typen vieler der Bäume, denen wir im Wald oder in Parks begegnen, im Zeitalter des Tertiär (vor 65 Millionen bis 1,8 Millionen Jahre) bereits entstanden sind, und dass diese in der Schlussphase des Tertiärs bereits den heutigen glichen. So haben etwa Magnolienbäume oder Tulpenbäume, welche wir in Deutschland heute eher als exotische Ziergehölze auffassen und deshalb fast nur in Gärten oder Parkanlagen antreffen, bereits vor mehreren Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Mitteleuropa zur heimischen Vegetation gehört, lange bevor sie von einem Menschen überhaupt erblickt werden konnten. Wie jämmerlich muss man sich als Mensch vor diesem Hintergrund vorkommen, wenn man einem Lebewesen begegnet, dessen kollektives Art-Gedächtnis das des Menschen um riesige Zeitspannen überdauert.

Und wieder lockt das Pfaffenhütchen

Das Pfaffenhütchen hat mich auch beim heutigen Spaziergang an der Saar wieder beschäftigt. Jetzt ist bei den meisten Sträuchern schon ein Teil der Früchte aufgesprungen, so dass der orangefarbene Samenmantel hervorscheint, ja geradezu aufleuchtet. Ist eine interessante, fast künstlich wirkender Farbkombination zwischen knatsch-rosa und grell-orange, die dem Betrachter da offenbart wird. Ich bin immer wieder ganz fasziniert davon, vor allem aber von der unheimlich an eine Arpsche Plastik erinnernde Form der Fruchtkapseln. Deshalb konnte ich mir den neuerlichen Versuch einer Makroaufnahme nicht verkneifen:

Pfaffenhütchen

Vom Sinn des Wunschbaums

So viele Wünsche, die fast täglich bei mir eingehen! Manchmal komme ich nicht mehr nach mit Illustrieren. Aber ich merke, dass der Wunschbaum einen Nerv trifft, dass das Wünschen wichtiger Bestandteil im Leben vieler Menschen ist. Und dass es gut ist, wenn Räume zur Verfügung stehen, die den Wünschen Platz bieten. Damit sie sich entfalten und entwickeln können. Die Erfüllung scheint mir manchmal gar nicht das Wesentliche zu sein. Vielmehr die Artikulation und all das, was sie in dem Wünschenden selber und seinem Umfeld in Bewegung setzt.

Holz-Gerüche

Ulmen sind seltsame Bäume. Nicht nur weil sie inzwischen auf Grund der weit verbreiteten Ulmenkrankheit so selten geworden sind. Auch die asymmetrische Blattform ist sehr ungewöhnlich, und die Zeit der Blüte, zum Ende des Winters, so dass man fast nichts von ihr wahrnimmt. Und natürlich die knotzelige Form alter Ulmenstämme, die fast an die der Ölbaum-Veteranen erinnert. Das Seltsamste aber ist der Geruch des Holzes. Damit meine ich etwas, was der Normalmensch niemals erfahren wird, nämlich der Geruch des feinen Holzstaubs, der entsteht, wenn man das Ulmenholz (auch Rüster genannt) mit einer schnell drehenden Säge schneidet. So wie ich das bei der Arbeit an den Armbändern tue. Von dieser Arbeit her kenne ich den Geruch vieler Hölzer. Und viele dieser Gerüche sind ganz eigenartig, so, dass sie mit nichts anderem vergleichbar wären. Das gilt insbesondere auch für den Ulmengeruch, den die meisten wahrscheinlich zudem als unangenehm einordnen würden. Auch so etwas kann das Erfahrungsspektrum erweitern. Wenn ich einen Baum sehe, denke ich inzwischen an vieles, nicht nur seine äußeren Merkmale, auch und vor allem natürlich seine Symbolik und solche gewöhnlich unsichtbaren Eigenschaften wie der Geruch seines pulverisierten Holzes, die den Baum in seinem ganzen oft fremdartigen Persönlichkeitsspektrum darstellen.

Herbst-Entdeckungen

Man glaubt nicht, wie viel sich auch um diese Jahreszeit noch tut. Seitdem ich auch die strauchartigen Bäume und Sträucher für mich entdeckt habe, kann ich zunehmend mehr identifizieren. Gänzlich entgangen ist mir bisher z. B. die Kornelkirsche, die ich jetzt nichtsdestoweniger überall erkenne. Zurzeit natürlich leicht zu bestimmen wegen der Früchte, die in unterschiedlichen Reifegraden, aber schon ziemlich weit fortgeschritten, an den älteren Exemplaren zu sehen sind. Es sind eher trommelförmige Früchte, nicht mit der Süßkirsche zu vergleichen. Laut Baum-Buch ist diese Frucht nur in vollreifem Zustand essbar, kann aber auch zu Säften, Gelee oder Marmelade verarbeitet werden. Ich glaube, dieser Strauch wäre auch eine gute Lösung für Js und Ws Gartenlücke. Auch sonst ist es recht spannend. Auf der Suche nach den Früchten des Japanischen Schnurbaums am Bürgerplatz, konnte ich mit Mühe die noch ganz winzigen Ansätze der schnur- oder schotenartigen Früchte erkennen. Kaum zu glauben, dass diese winzigen Auswüchse in ein paar Wochen zentimeterlang sein werden und dem Baum sein charakteristisches herbstliches Aussehen verleihen. Die stabartigen Fruchtschoten des Trompetenbaum sind schon viel weiter, man sieht sie schon in voller Länge, aber eben noch grün. Zum Winter hin werden sie sich bräunlich-schwarz verfärbt haben, bis sie aufplatzen und nur noch als Hülle am Baum verbleiben, die sich dann aber oft bis zur nächsten Fruchtreife dort hält. Verschiedene Sträucher an der Saar sind mir immer noch unbekannt bzw. kann ich sie nicht voneinander unterscheiden. Ich bin aber sicher, dass ich das mit der Zeit hinzulerne.

Mythos Baum

Bin endlich dazu gekommen, das Buch von Doris Laudert ,,Mythos Baum“ zu Ende zu lesen. Von allen, die sich auf die Geschichte, Mythologie und Symbolik einzelner Arten beziehen, gehört dieses sicherlich zu den besten:
http://www.wunschbaum.de/baumliteratur_baumbetrachtungen

Ich denke nicht, dass man, ohne sich gänzlich dieser Aufgabe zu widmen, noch intensiver und hintergründiger auf einen Überblick von ganzen 40 verschiedenen Baumarten einlassen kann. Ist schon eine beachtliche Fleißleistung, besonders wenn man bedenkt, dass die Autorin aus den ältesten Originalquellen schöpft und nicht, wie die meisten, sich vornehmlich aus Sekundärliteratur bedient. So haben sich für mich, obwohl ich schon so vieles über die Bäume gelesen und erfahren habe, aus dem Buch ganz viele neue Einblicke ergeben. Einiges ist mir jetzt, mit Blick auf die teilweise weit zurück reichende Historie der symbolischen Rezeption der Arten, viel deutlicher geworden. Ein Band, der auch wegen der professionellen Gestaltung, der übersichtlichen Gliederung und der verständlichen Schreibweise sehr zu empfehlen ist.

Immergrüne Symbolbäume

Der Herbst hat gerade erst begonnen, und schon bereiten wir den Garten für den Winter vor. Heute Nachmittag haben wir die Pfefferminze und die anderen verblühten Stauden kurz über dem Boden abgeschnitten. Die kommen garantiert wieder im neuen Jahr. Einige Blumenkübel wurden gesäubert und verfrachtet. Und verschiedene immergrüne Sträucher spielten mal wieder die Hauptrolle. Nicht der Efeu, der uns in den vergangenen Wochen sehr beschäftigt hat. Nein, die kleinen Stechpalmenpflänzchen, die sich unter den Weinstöcken selber gezogen haben, sollten einen neuen sonnigeren Platz finden. In der Hoffnung, dass sie ab nächstem Jahr kräftig wachsen. Dafür musste aber zuerst ein verzweigter Strauch, von dem keiner so genau wusste, welcher Art er angehört, erst entfernt werden. Er hatte es nicht geschafft, das Wohlwollen der Familie zu gewinnen. Das war allerdings eine anstrengende Angelegenheit, da die Wurzeln schon sehr stark ausgebildet und verzweigt waren. Nun, an die Stelle des alten Strauchs haben wir dann die beiden Stechpalmen gesetzt, fest angedrückt und gewässert. Sie werden später eine Ecke des Rasenplatzes ausfüllen und damit im Gartenkarree genau diagonal dem kleinen Buchsstrauch gegenüber stehen. Eine weitere Ecke ist übrigens mit unserer einzigen Eibe bewachsen, die es schwer hat, sich innerhalb der Zypressenhecke zu behaupten. Ja, und die vierte, der Eibe wiederum diagonal gegenüber liegende Ecke ist sowieso vom Efeu ausgefüllt. Das finde ich Klasse, so sind durch die spontane Aktion heute alle vier Gartenecken durch immergrüne Symbolbäume markiert: Efeu, Buchsbaum, Eibe und Stechpalme. Die naturnaheren Arten, wie z. B. die gemeine Waldrebe, überlassen wir dann gerne dem Wald.

Herbstlicher Kranz

Herbst-Kranz

Nachdem der erste verdorrt war, hat M. pünktlich zum Herbstanfang mal wieder einen klasse Herbstkranz gesteckt. Ich war daran nicht ganz unbeteiligt, habe ich ihr doch einige Zweige besorgt. Verarbeitet sind darin Hagebuttenzweige mit Früchten, einige Hartriegel-Zweige, Gemeiner Schneeball-Früchte, Weißdorn-Früchte, Fruchtstände der Wilden Möhre, und als i-Tüpfelchen die bei Wärme immer wolliger werdenden Früchte der Gemeinen Waldrebe. In einem zweiten Steck-Kranz hat sie auch noch ein paar Pfaffenhütchen mit untergebracht.

Das Pfaffenhütchen

Das ist schon spannend, wenn man zwei Informationen, die einem bisher getrennt bewusst waren, plötzlich in einen Zusammenhang bringen kann. Die Bezeichnung ,,Pfaffenhütchen“ hatte ich zuvor schon verschiedentlich gehört, allerdings habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, welche Pflanze damit gemeint sein könnte. Und dieser Strauch mit den plastisch ausgeformten rosa Früchten, der abschnittsweise am Saardamm wächst, ist mir in den letzten beiden Jahren verstärkt aufgefallen. Nun bin ich in einem meiner Baum-Bestimmungsbücher über die Abbildung gestolpert und weiß jetzt den Strauch mit der bildhaften Bezeichnung zu verbinden. Die Form der geschlossenen Früchte erinnert an das Barett eines Geistlichen. Interessant ist noch etwas anderes, was man, ohne es nachgelesen zu haben, wahrscheinlich nicht realisieren würde. Mir schienen jedenfalls zuvor die Früchte immer nur in geschlossener Form vorzuliegen. Tatsächlich aber brechen sie im reiferen Zustand auf und bringen Samen zum Vorschein, die im Falle des Gemeinen und auch des Breitblättrigen Pfaffenhütchens vollständig von einem orangeroten Samenmantel umgeben sind. Bei meinem heutigen Streifzug habe ich nur zwei Sträucher entdeckt, die schon so weit waren. Hier ist eine Makroaufnahme zur Illustration:

Pfaffenhütchen

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.

Senden

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .