Das Baumtagebuch feiert 2. Geburtstag

Kaum zu glauben, genau zwei Jahre besteht nun dieses Baumtagebuch. Und ich wundere mich selber, dass ich es tatsächlich täglich mit Inhalt füllen konnte. Eigentlich war es eine Art Experiment, das sich aber schnell als realisierbar und für mich sinnvoll heraus gestellt hat. So viele Schichten im Verhältnis von Menschen und Bäumen, so viele Dimensionen in diesem einzigartigen Zusammenleben zweier verschiedener und doch sehr eng verbundener Lebensformen gibt es, dass es einfach eines offenen, experimentierfreudigen Mediums bedarf, um dies zu beschreiben und begreifbar zu machen. Ich meine, das ist mir bisher ganz gut gelungen, mit tagesaktuellen Erlebnis- und Eindrucksbeschreibungen, abstrakteren Reflexionen und gelegentlich auch Fotografien aus meiner eigenen Baumerlebniswelt. Der Stoff wird mir hoffentlich nicht ausgehen, zumal ich plane, das Baumtagebuch unter eigener Domain zugänglich zu machen, um es nicht am Wachsen zu hindern. Gespannt bin ich in jedem Fall auf die Überraschungen, die sich aus diesem Projekt für mich selber ergeben. Denn oft ist mir vor Beginn des Schreibens noch nicht ganz klar, was der Inhalt des Eintrags sein wird. Ein ganz gutes Mittel, um der vielschichtigen Symbolik der Bäume und ihrer Bedeutung für uns Menschen auf die Spur zu kommen.

Kreative Entwicklungen

Meine weihnachtlichen Motive scheinen sehr beliebt zu sein. Heute erneut zwei Downloads meiner Adventskranz-Fotografien. Ich glaube, man sieht den Arbeiten meinen besonderen Draht zu Feiertagen an und nimmt sie als authentisch und emotional überzeugend wahr. Das freut mich sehr, besonders in dieser Vorweihnachtszeit, denn es lässt vermuten, dass die Bilder zur Illustration von Weihnachtsgrüßen Verwendung finden werden, mein Blick auf das Atmosphärische des Festes also eine größeren Zahl von Menschen, wenn man so will, ,,vermittelt“ wird. Das Fotografieren ist für mich eine noch relativ neue Beschäftigung, seit etwa 3 Jahren habe ich hierfür einen Zugang und komme auch häufig zu Ergebnissen, die mich selber und andere dann überzeugen. Meine bildhauerische Arbeit ist viel älter, über zwanzig Jahre, und meine kunsthandwerkliche etwa 6 Jahre alt. Es entspricht meinem Hang, nicht am immer Gleichen festzuhalten, dass sich meine kreativen Schwerpunkte von Zeit zu Zeit verlagern. Das ältere geht dadurch nicht verloren, tritt aber dann meist in den Hintergrund, um irgendwann später einmal wieder stärker hervorzukommen. Dann wahrscheinlich verwandelt, bereichert durch alles, was zwischenzeitlich war, immer aber dem dann aktuellen Lebensalter und dem Erfahrungsstand angemessen. Das Baumtagebuch, das ich eigentlich auch in dieses Set von Kreativarbeiten einreihen kann, ist ebenfalls noch recht jung, aber es wird morgen seinen 2. Geburtstag feiern. Das sind dann 730 Einträge, denn keinen einzigen Tag habe ich seitdem ausgelassen, die zusammen genommen vermutlich schon ein ganzes Buch füllen würden. Dennoch habe ich nicht den Hang zur Rückschau, vielmehr bin ich gespannt, wie sich das Tagebuch weiterentwickeln wird. Ich sage, wie es sich weiterentwickeln wird, nicht wie ich es weiterentwickele, denn es ist ein sehr spontanes Medium, bei dessen Realisierung ich versuche, allzu viel Rationalität außen vor zu lassen, um ,,aus dem Bauch heraus“ zu einer wirklichen Momentaufnahme zu kommen. Mein großer Wunsch ist, dass der eine oder andere Leser gelegentlich einen Gewinn hieraus ziehen kann. Gewisse Anhaltspunkte dieser Wirkung habe ich bereits erfahren können.

Weihnachtliches Verpacken

Das war schon eine ungewöhnliche Belastung in den letzten fünf Wochen, die täglichen Besuche in der Klinik, die jetzt erst einmal beendet sind. Vielleicht deshalb, weil eine gewisse Anspannung von uns abgefallen ist, waren wir heute alle ziemlich erschöpft und die Aktivität hielt sich sehr in Grenzen. Einige Besorgungen im benachbarten M., im Zuge derer ich mein diesjähriges Weihnachtsbaum-Miniatur-Geschenk noch einmal bewundern konnte, einige kleine Geschenke schon für Weihnachten und wenige kurze Kommunikationen. Da hat es mich schon verwundert, dass am Abend der Wunsch aufkam, doch schon mit dem Verpacken einiger Weihnachtsgeschenke zu beginnen. Eine Reihe von niedlichen Kleinigkeiten, mit deren Verpackung ich mir ungeachtet ihres materiellen Wertes immer sehr viel Mühe gebe. Ich glaube, das trägt wesentlich zum eigentlichen Stellenwert eines Geschenks bei, deshalb möchte ich darauf auf keinen Fall verzichten. Aber auch dafür sollte man nicht zu müde sein, deshalb haben wir die Fortsetzung lieber auf morgen Vormittag verschoben. Einige schöne Päckchen sind aber auch schon heute Abend zusammen gekommen. Immerhin Geschenkpapier müssen wir dieses Jahr keins mehr besorgen, damit hatte ich uns vorjährig ausreichend eingedeckt.

Letzte Ernte

Einen kurzen Moment lang war ich versucht auszusteigen, um auch noch die Fruchtschoten des zweiten Lederhülsenbaums abzuernten, aber dann war ich doch froh, diese Klinik mit V. zusammen endlich hinter mir lassen zu können. Ich hatte ohnehin keinen Stock dabei, ohne den ich die Früchte nicht hätte erreichen können. Ohnehin wäre zu erwarten gewesen, dass die Samenkerne, aus den fleischigen Hüllen befreit, während des Trocknens wieder feine Oberflächenrisse ausbilden und dann für die kunsthandwerkliche Verarbeitung nicht zu gebrauchen sein würden. So bleiben mir aus meiner ersten Begegnung mit diesem ungewöhnlichen Baum einige tadellose Samenkerne ,,zur Erinnerung“ und eine ganze Schale von weniger schönen Exemplaren, die ich in Töpfe pflanzen will, um daraus kleine Bäumchen zu ziehen. Vielleicht gelingt es ja. Das Abernten der reifen Mispel-Früchte wird wohl die letzte landwirtschaftliche Tat dieses Jahres sein. V. hat es schon angekündigt, aber angesichts der Umstände werde ich es wohl realisieren müssen. Mal sehen, am besten an einem milden Tag mit ein paar wärmenden Sonnenstrahlen. Und dann einmaischen und später zu Schnaps brennen lassen. Das wird dann der berühmte Hondsärsch, über dessen Qualitäten sich so vortrefflich streiten lässt.

Raritäten-Bäume

Seltenheiten sind es, und Raritäten habe ich sie genannt. Die fünf neuen Wunschbaum-Armbänder aus wirklich ausgefallenen Hölzern habe ich heute in den Wunschbaumshop integrieren können. Die Raritäten-Wunschbaum-Armbänder haben teilweise abenteuerliche Hintergründe, in allen Fällen aber ist die Bearbeitung ziemlich schwierig. Gerade so als ob die Seltenheit mit einer strukturellen Eigenheit zwingend verbunden wäre. Mein heimlicher Favorit ist das Efeu-Band, gefolgt vom Maulbeerbaumband. Beide Hölzer habe ich aus ziemlich unwahrscheinlichen Situationen heraus gewonnen, das eine während eines Spaziergangs in einem verwunschenen Efeu-Zauber-Wald, das andere anlässlich einer Synchronizität, die mich im richtigen Augenblick während einer Mittagspause zu diesem wunderbaren alten weißen Maulbeerbaum geführt hat. Das Holz der Weinrebe dagegen ist mir seit meiner Kindheit vertraut, niemals wäre ich aber auf die Idee gekommen, etwas daraus herzustellen. Zwischenzeitlich dachte ich, es sei viel zu porös, um überhaupt bearbeitet zu werden. Jetzt ist mir bekannt, dass es doch möglich ist, wenn auch mit enormem technischen Aufwand. Eigentümlich und absolut einmalig in Struktur, Färbung und Oberflächenqualität sind sie aber alle drei. Die beiden weiteren Muster-Bänder stammen von Bäumen, die eine besonders dekorative Zeichnung zeigen: das schokoladenbraun-schwarz marmorierte Holz des Kaukasischen Nussbaums und die leicht schillernden augenförmigen Einschlüsse des Vogelaugenahorn, der eigentlich ein Berg-Ahorn ist. Nun bin ich gespannt, ob andere meine Faszination für diese Raritäten-Hölzer und -Bäume teilen.

Hühnermist und vertraute Kommunikation

Jetzt ist die Behandlung, angeblich das erste Mal in Deutschland, bei V. durchgeführt worden. Unverhofft, wie häufig in dieser Abteilung, wohl um den Patienten nicht zu beunruhigen. Na ja, das hat ja auch sein Gutes. Wir hoffen nun, dass es in einigen Tagen auch die erhoffte Wirkung zeigt. Aber selbst wenn V. die Klinik bald wird verlassen können, ist erstmal Kürzertreten angesagt. Deshalb habe ich eines der für ihn gegenwärtig sicher ungesunden Projekte vorweggenommen und den Hühnerstall komplett ausgemistet. Das war wahrhaftig notwendig, gemessen an der Menge von ganzen 5 Säcken entfernten Hühnermists. Und damit sie nicht so auf dem blanken Beton laufen müssen, habe ich mir bei Schreiner J., unserem Nachbarn, zwei Kübel Sägespäne besorgt. Wir hatten nichts mehr vorrätig. Das war für mich genau so selten wie das Ausmisten eines Hühnerstalls, aber ich habe wieder einmal gemerkt, dass die Häufigkeit von Kontakten gar nicht so entscheidend ist. Mit der Nachbarsfamilie verbinden mich einfach viele positive Kindheitserlebnisse, und entsprechend bedeutet sie mir auch etwas. Ich dann dabei sicher sein, dass diesen Menschen auch etwas an mir liegt. Bei dieser zunehmend anonymisierten Kommunikation, die fast nur noch vorherrscht, finde ich das sehr wohltuend. Erfreulich auch der fotolia-Verkauf des Bildes ,,Lindengrün“, erfrischend überraschend, wer denkt in dieser Jahreszeit schon an die lichtdurchfluteten Blätter des Lindenbaums. Gerade heute war mir dessen Herbstlaub besonders aufgefallen. Aber Art Directoren können sich vermutlich nicht an der Jahreszeit orientieren, sondern nur an der Logik ihres Auftrags.

Amberbaum-Leuchten

Manchmal kann man an den trübesten Tagen wunderschöne Lichtblicke erleben. Vor dem Fischstand stehend, um die allwöchentlich reservierte Portion Salzheringe abzuholen, fiel mir heute bei mildem und wolkenverhangenem Regenwetter, eine Reihe von drei Amberbäumen ins Auge. Sie leuchteten geradezu um die Wette in ihrem orangeroten Herbstblätterkleid. Das ganze Jahr über hatte ich nicht sehr viel von ihnen, was daran lag, dass die unten liegenden Äste alle im Frühjahr gekappt worden waren. So konnte ich die Früchte gar nicht richtig beobachten, die mich bei den Amberbäumen immer wieder aufs Neue faszinieren. Ebenso wie die schön geformten Blätter. Aber die Herbstfärbung dieser Blätter mit diesen warmen Farbtönen, die, sobald ein Sonnenstrahl auf sie fällt, von innen heraus zu leuchten scheinen, ist zweifellos das beeindruckendste an diesen Bäumen. Ein Hauch von Kanada, das mir im Verlauf dieses Herbstes fast gar nicht vorhanden zu sein schien. Dieser Eindruck kann aber auch dadurch zustande gekommen sein, dass ich in dieser Zeit nur wenige ausgedehnte Spaziergänge unternehmen konnte. Vielleicht kann ich den Winter diesmal umso intensiver miterleben.

Eibenphasen mit Lichtblicken

Die Eibenphase ist ja nun schon vorbei, aber die Witterung im Außen und die Befindlichkeit im Inneren entsprechen ihr dennoch gerade jetzt sehr genau. Manchmal denke ich, es ist jetzt genug mit Umbruch, Veränderung und Transformation. Aber dieses Denken allein kann die Erscheinung nicht abstellen. Es geht dann noch eine Weile weiter. Ob es überhaupt aufhört, weiß ich nicht zu sagen. Vermutlich erscheint es irgendwann einfach wieder in einem anderen Licht. Lichtblicke gibt es aber auch in den Eibenphasen. Z. B. die für mich immer noch verblüffende Resonanz auf meine Fotografien. Heute hat eine Düsseldorfer Agentur wieder zwei weihnachtliche Motive herunter geladen. Das rote Weihnachtsbaum-Teelicht, ein Relikt von letztem Weihnachten, und den von M. ebenfalls im letzten Jahr gebundenen wunderschönen Weihnachtskranz aus Fichten, Zypressen, Tannen und Efeu. Diesen hatte ich erst vor wenigen Tagen bereitgestellt. Es freut mich sehr, dass er so spontan einen Anhänger gefunden hat. Mit der neuen Kamera werde ich künftig dann auch höher aufgelöste Motive anbieten können.

Anlässe

Auswärts essen zu gehen, ist bei uns sehr selten. Heute habe ich M. einmal dazu überreden können, und mir schien, dass es auch die richtige Gelegenheit war. Dabei ist gleichzeitig ein Plan entstanden, wie die Bewirtung anlässlich des 65. Geburtstags von M. organisiert werden könnte, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Ein China-Restaurant im Nachbardorf, das schon sehr lange existiert, das wir aber schon Jahre nicht mehr besucht haben, mit nettem Personal und vielen zufriedenen Gästen. Passend zum Anlass habe ich mein neues Maulbeer-Band getragen. In China sollen die massenweise wachsen. Und in früheren Zeiten sollen dort sogar Straßen mit Maulbeerbaumholz gepflastert worden sein, wegen der angeblichen Haltbarkeit und Widerstandfähigkeit des Holzes. Wenn das so ist, müssten die daraus gefertigten Bänder ja eigentlich ewig halten. Übrigens eine interessante Idee: Bänder passend zu bestimmten Anlässen. Ich weiß allerdings nicht, ob das vermittelbar ist und ob man allzu viele Anlässe einer bestimmten Holz/Baum-Art zuordnen kann. Wenn ich solche Möglichkeiten sehen sollte, werde ich erst mal einige Privat-Experimente durchführen. Zurzeit habe ich ja zumindest die Möglichkeit dazu, wer weiß schon, wie rasch sich das wieder ändert.

Welcher Weinachtsschmuck?

Was die Advents- und Weihnachtsdekorationen angeht, sind wir uns noch nicht so ganz schlüssig. Das Schneiden der Mistelzweige war schon in den letzten Jahren recht unbefriedigend, da die Misteln meist nur noch gelbliche Blätter und grünliche Früchte trugen. Irgendetwas in der Population muss sich verändert haben. Das wirkt rein optisch aber nicht sehr überzeugend, und so hing es von Zufällen ab, ob wir dennoch einige ganz ansehnliche Exemplare auftreiben konnten. Jetzt, wo V. nicht fit ist und sich voraussichtlich auch längere Zeit keine allzu anstrengenden Aktionen wird leisten können, denken wir daran, ganz auf die Mistelzweige zu verzichten. Die Alternative ist noch unklar. Was bleibt: Nadelbaumzweige unterschiedlichster Art (Zypressen, Fichten, Tannen, Eiben), Efeu und Stechpalme. Vielleicht finden wir einen interessant geformten Unterbau zum Anfertigen eines Gestecks, zum Beispiel als Weihnachtspyramide oder ähnliches. Ich habe durchaus Lust, mal Neues zu versuchen und dem spannenden Thema eine weitere Facette hinzuzufügen. Längst noch nicht ist dieses Themenfeld ausgereizt. Wenn ich mir die Weihnachtsausstellung im Blumenhaus W. ansehe, dann könnte ich ins Schwärmen kommen. Unglaublich, was diese kreativen Fachleute an ebenso geschmackvollem wie sinnreichem Weihnachtsschmuck hervorzaubern. Sicher können wir uns daraus gewisse Anregungen entnehmen.

Martinsbrauch und innere Zeit

In unserer Gemeinde wird der Martinsumzug am Vorabend des eigentlichen Gedenktages veranstaltet. In den letzten Jahren habe ich das immer verpasst, weil er nicht mehr, wie Jahrzehnte zuvor üblich an unserer Haustür vorbeizieht, sondern heute andere Wege nimmt. Heute aber wollte ich noch einmal erleben, wie sich der Brauch anfühlt – als Erwachsener. Und war ziemlich enttäuscht. Das große Ereignis, das absolut einmalig Atmosphärische des Tages, mit langwierigen Vorbereitungen im Vorfeld, dem in meiner Erinnerung lange sich hinziehenden Umzug mit einem St. Martin-Darsteller zu Pferde, vielen bunten und meist selbst gebastelten Laternen (mein Gott, habe ich schöne Laternen damals gebastelt, aus schwarzem Tonpapier und transparentem Buntpapier hinter scherenschnittartig ausgesparten Motiven), dem gigantischen Martinsfeuer auf dem Bürgerplatz und der Verteilung der Martinsbrezeln im Kindergarten zum Abschluss, dieses große Ereignis konnte ich heute nicht wieder finden. Als ich dazu stieß, eine Viertelstunde nach Beginn, waren die Kinder und Eltern schon wieder auf dem Rückweg. Kurz darauf wurde von der Feuerwehr das vorbereitete Feuer entfacht, alle versammelten sich rund um das Feuer, und eine weitere Viertelstunde später war es schon vorbei. Als ob es darum gegangen wäre, etwas abzuhaken, machten sich die meisten Teilnehmer schon wieder auf den Heimweg. Ich weiß nicht, lag es an einer unüberlegten Inszenierung der Abläufe, an dem allzu fachmännisch und viel zu rasch abgebrannten Feuer, oder einfach an der schlichten Tatsache, dass Erwachsene die Dinge in einer anderen ,,inneren Zeit“ wahrnehmen, dass der Zauber für mich nur ganz schwach wahrnehmbar war. Immerhin, die abstrakte Botschaft des Festes und seiner verschiedenen Bräuche, war doch erkennbar: Teilen schafft Gemeinsamkeit und bringt uns näher zu Gott. Die Lichtsymbolik der Laternen und des Feuers vermag dies eindrücklich zu transportieren. Ich fühlte mich an unser alljährlich im Winter durchgeführtes Holzfeuer erinnert, welches wir entfachen, nachdem wir alle geschnittenen Äste unserer Obstbäume zu einem großen Haufen zusammen getragen haben. Dieses ganz profane Feuer hat für mich eine ähnlich spirituelle Ausstrahlung. Und so habe ich das stärkste Symbol dieses Abends einmal wieder in der Fotografie festgehalten. So kann ich für mich am besten erinnern, was St. Martin eigentlich bedeutet:
St. Martin 2006

Wesentlich

Immer noch komme ich kaum nach, mit allem, was ich mir so vornehme. Unendlich vieles, was ich versuche aufzubereiten, zu archivieren, zu transformieren, zu modellieren, zu formulieren, zu reflektieren. Und doch reicht die Zeit nicht einmal annähernd, komme ich während des Lebens nie in ausreichendem Umfang dazu, das Leben zu beschreiben. Gerade danach ist mein Bedürfnis groß. ,,Beobachtung zweiter Ordnung“ nennt sich das in der systemtheoretischen Terminologie, eine Reminiszenz aus Zeiten, in denen ich mich vor allem wissenschaftlich mit dem Beobachten beschäftigt habe. Sehr viel lebensnaher ist mein Beobachten geworden, sehr viel enger am Gegenstand, sehr viel direkter – auch die darauf aufbauenden Formen des Bearbeitens und Überarbeitens. Dieses Tagebuch ist ein Beispiel dafür, Gedanken und Beobachtungen spontan, aus dem Bauch heraus, festzuhalten. Ich habe erfahren, dass daraus mehr Wahrheit zu gewinnen ist, man die Dinge so zumindest alltagskommunizierbar festhalten kann. Und auch meine Beschäftigung mit den Bäumen fällt in diesen Zusammenhang. Sie ermöglicht es mir, das Beobachten zu fokussieren, auch zu intensivieren, gleichzeitig zu abstrahieren von allem Unwesentlichen. Die Bäume sind für mich sowieso der Inbegriff von Wesen, die ihre Wesentlichkeit in überzeugender Weise zur Geltung bringen. Sie helfen uns, selber wesensgemäßer zu leben.

Illusion und Unwahrscheinlichkeit

M. hat sich über die beiden Armbänder gefreut. Erst in einigen Wochen, wenn das Öl tiefer eingedrungen ist, wird man wirklich sagen können, wie die Oberflächen wirken. Der kaukasische Nussbaum hat etwas sehr Dekoratives, mit einer marmorierten zwischen Schwarz und Kakaobraun wechselnden Färbung. Und der Vogelaugenahorn lässt vereinzelt die schillernden Vogelaugen glänzen. In Kombination übrigens sehr interessant. Noch interessanter zweifellos ein geheimnisvoller Brief an Bernhard Lux – www.wunschbaum.de adressiert. An alle vor 1978 Geborenen – gut getippt, war allerdings auch nicht schwer zu erraten – der durchaus treffende Text ist mir aus einem vor Jahren einmal gelesenen Forenbeitrag bekannt. Gute Zeiten zum Geburtstag mit lichtvollen Grüßen und Dostojewski-Zitat – sehr geschmackvoll, wie auch der braun-orangefarbene Umschlag. Von K. gewünscht – heißt Maia nicht ,,Illusion“?, das würde zu dem rätselhaften Tausch des Namenskürzels in K. passen. Und dann noch der charmante Weihnachtsbaum-Pin – woher weiß K./Maia von meiner großen Begeisterung für solch kleine Weihnachtsbaum-Darstellungen? Hatte ich das auch im Tagebuch einmal erwähnt? So viele Fragen. Dass die Antworten nicht unmittelbar auf der Hand liegen, macht sie besonders reizvoll. Und die Bäume sind, wie so häufig, die Mittler des Unwahrscheinlichen.

Atmosphäre und Gemeinsamkeiten

Kälter als angekündigt war dieser Tag. Das gilt aber nur für die Außentemperatur, die gepaart mit dem Mangel an Sonnenlicht ohne Heizung auch im Haus Anlass zum Frösteln geben könnte. Unspektakulär und entspannt war er zudem, was mit den zurzeit aktuellen Routinearbeiten und meiner Weigerung zu tun hat, im Geburtstag etwas Extrovertiertes zu sehen. Dennoch habe ich mich über den großformatigen Bildband mit ,,Baumriesen“, das Kräuterbeschreibungsbuch und den Mondkalender von J. und W., das Edelsteinbuch von Frau M. und verschiedene eMail-Grüße sehr gefreut. Manche erinnern sich eben doch daran, dass ich immer schon einen besonderen Sinn für die Atmosphäre von Fest- und Feiertagen hatte. Interessant auch die Parallelität der Aktivität mit Menschen, mit denen ich in lockerer Verbindung stehe. So hat mir Frau R. aus der Schweiz heute erzählt, dass ihre Familie die frostempfindlichen Pflanzen für den Winter vorbereitet hat. Gemeinsamer Bezugspunkt war der Feigenbaum im Garten, über dessen Gedeihen man sich angesichts eines ausgedehnten Sommers nur freuen kann. Genau das ist es, was mich an den Bäumen so fasziniert. Sie markieren wichtige Lebens-Konstanten, geben Anlass zur Reflexion über nationen- und zeitübergreifende Mensch-Natur-Beobachtungen. Bringen uns dem eigenen Kern näher und helfen damit sehr, den eigenen Standpunkt und die Bewegungs- und Entwicklungsmöglichkeiten dynamisch auszuloten.

Gestalterdenken

Wer hätte gedacht, dass ich eines Tages mit einem spanischen Kreativen in Kontakt kommen würde. Javier Delegado – toller Name, mehr ist mir allerdings nicht bekannt. Jedenfalls hat ihm eines meiner Baum-Bilder, speziell mit dem Namen ,,Totholz“ gefallen. Es stellt einen völlig verfaulten Baumstumpf in lichten Pastellfarben dar. Da tuen sich natürlich Spekulationen auf: Wofür verwendet dieser Spanier gerade diese Fotografie? Handelt es sich um einen Grafik-Designer, um einen kreativ tätigen Laien, oder um einen Bild-Redakteur? Ich weiß es nicht, finde es aber höchst spannend, solche Käufe vorzufinden, so wie vor einer Woche der Kauf einer französischen Grafikerin. Es zeigt mir vor allem eines: Nur wenn man selber gestalterisch aktiv ist, hat man auch beim Festhalten fotografischer Eindrücke einen Sinn für die spätere Verwendbarkeit. Natürlich habe ich bei der fotolia-Auswahl auf möglichst große Universalität und Plakativität geachtet. Das ist es auch, was auf dieser Plattform bevorzugt wird. Es muss eben in unterschiedlichsten Kontexten einsetzbar sein und trotzdem etwas Wesentliches transportieren. Ich glaube, hierfür habe ich einen besonders feine Antenne.

Eibenphase

Hatten wir nun einen Herbst oder nicht? Ich weiß es nicht wirklich zu entscheiden, denn er ist aus Gründen privater Turbulenzen weitgehend an mir vorbei gezogen. Wenn ich mich jetzt draußen bewege, scheint mir aber der Winter eindeutig seine Fühler auszustrecken. Kein Wunder, wir befinden uns ja auch in der ,,Eibenphase“, die vom 3. bis zum 11. November reicht, mit meinem Geburtstag mitten drin. Die Zeit des Umbruchs, der Umwälzung, der Transformation. Die Zeit, in der der Wechsel deutlich gemacht wird, unaufhaltsam in Richtung der Wintersonnenwende. Am Grab von G. hat die Roteiche fast alle ihre Blätter bereits verloren. Die müssen dann weniger entfernt werden. Nur die Hainbuche ist noch übervoll mit ihren bereits bräunlich verfärbten und papiertrockenen Flügelfrüchten. Bestimmt 10 Minuten habe ich gebraucht, um alle von der Farnabdeckung des Grabs zu entfernen, damit die Alpenveilchen wieder wie gewünscht zur Geltung kommen können. Diese Zeit ist anstrengend, auch wegen der körperlichen Umstellungen, aber sie hat jedenfalls für mich etwas sehr Anregendes, welches mich noch näher zu mir selber führt.

Fliegende Tage

Die Geschäfte sind schon ganz auf Weihnachten eingestellt. So auch mein Lieblings-Drogeriemarkt, der häufig auch interessante Accessoires führt. Wie seit einigen Jahren üblich schon Anfang November. Es ist so, als ob die Adventszeit verdoppelt werden soll. Wie auch immer, Engel, Nikoläuse und Weihnachtsbäume kann man gar nicht genug haben. Die neuesten Errungenschaften: Ein Engel-Teelicht, eine Seife in Engelform und ein stilisierter Weihnachtsbaum, der sich im Badewasser als Badesalz auflösen lässt. So was benutze ich zwar nicht, aber ich versuche ihn zu fotografieren. Ansonsten hektisch wie in den vergangenen Tagen: Schleifen, Drechseln, und Maulbeerbaum und Efeu sind sogar schon fertig geölt. Die Tage fliegen auf diese Weise nur so dahin, wohl auch wegen der uhrzeitlichen Umstellung und der frühen Abenddämmerung, aber auch wegen der allabendlichen Besuche bei V., über die er sich sicher freut, soweit ihm das derzeit möglich ist, die aber leider keinen Anlass zur Zuversicht geben. Hoffen wir, dass die Ärzte sich endlich was einfallen lassen.

Anwachsen

Wir wissen nicht, wie lange es noch dauert, bis sich bei V. etwas bessert und er wieder nach Hause kann. Deshalb habe ich heute in der Baumschule nachgefragt, ob es möglich wäre, den Maulbeerbaum noch länger dort zu belassen. Das Einpflanzen in unserem Bienenhausgarten ist nämlich nicht ganz so unproblematisch, und da wäre es gut, wenn V. dabei ist. Eigentlich dachte ich, dass er übertreibt und wieder seine eigenen Methoden entwickelt hat, aber die Baumschule hat mir diese Vorgehensweise bestätigt, dass man nämlich zum Schutz gegen Wühlmäuse ein ziemlich großes Loch ausheben muss, das dann mit einem Geflecht aus weitmaschigem Hasendraht auszukleiden ist, bevor der Baum hineingesetzt wird. Am besten sei es, anschließend auch nach oben hin mit dem Draht abzuschließen. Zu meinen Bedenken, dass die Wurzeln, wenn sie dann stärker werden, möglicherweise durch den Draht eingeschnitten und geschädigt werden, meint er, dass dies in späteren Lebensjahren des Baums dann kein Problem mehr sei, die Wurzeln würden sich ihren Weg suchen. Nun gut, so will ich einmal einem Fachmann vertrauen und hoffen, dass die weiße Maulbeere einen würdigen Platz dort findet und gut anwächst. Der Tag war im Übrigen wieder der Holzarbeit gewidmet. Das Wunschbaum-Armband ,,Efeu“ ist jetzt ganz fertig, in den kommenden Tagen will ich mir jeweils 1 weiteres der Musterbänder vornehmen. Außerdem habe ich meine Vorräte an Walnussbaumkanteln und Rüsterstäben aufgefüllt. Morgen wird es dann mit dem Drechseln weiter gehen. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse, und wie flüssig die Arbeit fortschreiten wird.

Allerheiligen

Das war ein Allerheiligen-Tag, wie er im Buche steht. Klirrend kalt, ganz passend zum verinnerlichten Bild der Jahreszeit. Und trotzdem sonnig, lediglich durchbrochen durch heftige Winde und zeitweilige Schauer. Viele Menschen fanden sich am Nachmittag auf dem Friedhof zusammen, zur Zeit der Gräbersegnung, eine der seltenen Anlässe, die Menschen an einem Ort versammeln, welche sonst niemals zusammentreffen würden. Die wohl einmalige Verbindung eines privaten mit einem öffentlichen christlichen Ritual. Und eines, das mich immer schon sehr berührt, ein sicheres Gefühl des Zuhauseseins vermittelt. Am Vormittag schon haben wir eine Schale mit weißen Alpenveilchen zum Grab gebracht und auf dem mit Tannenzweigen vor einigen Tagen ausgelegten Oval platziert. Ganz übersäht war schon wieder alles mit den abgefallenen Flügelfrüchten der am Eck stehenden und Gs Grab überschattenden Hainbuche, und mit den restlichen Herbstblättern der Roteiche direkt gegenüber. Aber natürlich konnte man nicht schon wieder anfangen, alles zu säubern. Das wichtigste ist ohnehin der Besuch, und dass wir uns mit der festlichen Gestaltung des Grabs Mühe gegeben haben, das hat man in jedem Fall gesehen. Auf dem Rückweg haben wir noch die Ruhestätte von Frau M., Herr S. und Tante E. besucht und einen stillen Gruß hinterlassen. Ganz sicher wird mein Weg mich heute Abend noch einmal zum Friedhof führen. Die in der Dunkelheit leuchtenden Grablichter verbinde ich zwingend mit Allerheiligen, und dieses Erlebnis ist für mich ein Muss.

Vom richtigen Zeitpunkt

Ein Gespräch über die wunderlichen klimatischen Schlängelwege dieses Jahres, über das so spät noch mögliche Fruchten mancher Obstbäume, über die sonst nie da gewesene zweite Blüte mancher Sträucher war der entspannende Teil eines Gerichtstermins. Der hatte davon abgesehen aber ohnehin das beste aller erwartbaren Ergebnisse mit sich gebracht. Mit noch nicht ganz feststehendem Ausgang. Dafür aber mit einer Art kommunikativer Wiedergutmachung, einer Art symbolischer Aufhebung verkehrt gelaufener Entscheidungsfolgen. Ich denke, der Zeitpunkt hierfür konnte einen Tag vor Allerheiligen, dieses Tags und der Nacht der Vermischung von Oben und Unten, der besonders dichten Annäherung von Diesseits und Jenseits, nicht besser gewählt sein. Auch wenn es von Seiten der Behörde möglicherweise kein bewusst gewählter Termin war, er ,,fiel“ eben richtig. Ich bin ganz sicher, dass so etwas kein Zufall ist, wie ich immer mehr auch das Unangenehme und Schmerzhafte als sinnhaft und im großen Blick auf die Dinge wohl platziert wahrnehme. Solche Phasen helfen bei der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, dienen vielleicht auch der Korrektur allzu abschweifender Lebenswege.

Gedanken vor Allerheiligen

Und immer wieder überrascht uns der liebe Gott mit einem sonnenreichen Tag. Ende Oktober und in dieser Dichte zu meinen Lebzeiten noch nicht da gewesen. Diese Erinnerung teile ich mit den meisten, mit denen ich mich darüber unterhalten habe. Und so habe ich es heute sehr genossen, wieder im Freien arbeiten zu können, an meinen exotischen Armbandkreationen. Vielleicht wird der Abschluss dieser Arbeit noch in die Sonnenphase fallen, bevor das zu Allerheiligen eher passende Klima die Oberhand gewinnt. Gespannt bin ich auf den Allerheiligen-Abend, an dem mich der Weg traditionell zum Friedhof mit seinen vielen Lichtern führt. Bei diesem gedanklichen Vorgriff denke ich an Lakota, mit der ich in der virtuellen Welt ein Stück gemeinsamen Lebensweges gegangen bin. Nachdem ich lange nicht mehr in diesem Licht-Forum war, musste ich nun lesen, dass Lakota nicht mehr unter uns Lebenden ist. Das hat mich sehr berührt, denn ich fühlte mich auf eine ganz brüderliche Art sehr verbunden mit ihr. Da sieht man, welche Wirkungen relativ wenige, aber bedeutungsreiche Kommunikationen haben können. Ich denke, solche müssen dann auch nicht abreißen, sondern können sich auf einer neuen Ebene ihre Fortsetzung suchen.

Raritätenarbeit

Die Gleditschiensamen, die ich auf meiner Fensterbank zum Trocknen ausgelegt habe, fangen an, rissig zu werden. Schade, denn eigentlich hatte ich vor, einige davon kunsthandwerklich zu nutzen. Das wird so nicht mehr möglich sein. Die wenigen, welche ich einige Wochen zuvor schon aufgehoben hatte, zeigen diese Risse nicht. Vielleicht hängt das mit dem Reifegrad zusammen, keine Ahnung. So werde ich diese wohl ausschließlich für den Versuch gebrauchen können, kleine Bäumchen zu ziehen. Wäre doch gelacht, wenn bei so vielen Samen nicht wenigstens ein paar davon angingen. Ich hoffe, nächste Woche endlich einmal zur weiteren Arbeit an meinen fünf Armbändern zu kommen. Sämtliche Perlen sind schon hergestellt, und als nächstes steht das Bohren auf der Tagesordnung, dann die Kniffelarbeit am Schlussstück und der Hauptperle und schließlich das nahezu endlose Kantenglätten. Alle Arbeitsschritte mal 23, macht 115 Arbeitsvorgänge bis die Perlen zum Ölen fertig sind. Das Ergebnis wird hoffentlich entschädigen, denn dabei sind echte Raritäten, auf deren optische Präsenz und energetische Ausstrahlung ich sehr gespannt bin.

Vorbereitungen

Allerheiligen steht vor der Tür. Man glaubt es kaum, bei den sommerlichen Temperaturen der letzten Tage. Aber heute hat sich der Witterungseinbruch schon bemerkbar gemacht. Am deutlichsten ablesbar an meinem Schwindel, den ich in dieser Form nun schon Wochen nicht mehr erlebt habe. Egal wie gut oder schlecht das Wetter zum nahenden Feiertag passte, das Grab von G. musste in jedem Fall vorbereitet werden. M. hat von ihrer Freundin glücklicherweise wieder Tannenzweige bekommen. Von einer Weißtanne, die sind kräftiger und eignen sich gut zum Stecken. Wir haben das Oval in der Mitte des mit Farn bewachsenen Grabs mit diesen Zweigen, die ich vorher klein geschnitten hatte, in Kreisform ausgelegt. Später wird die Mitte mit einer Schale geziert, in die ein weißes Alpenveilchen eingepflanzt ist. Das passt sehr schön zum Anlass. Und insgesamt ist es mindestens so gut gelungen wie im Vorjahr, auch wenn meine Legetechnik diesmal etwas anders ausgefallen ist.

Geheimnisvolles Efeuholz

Der großformatige Band mit Abbildungen von ,,Baumriesen“ ist zusammen mit der Enzyklopädie ,,Wohnen mit Holz“, dem Edelsteinkalender und dem Bauernkalender heute angekommen. Letzterer ist wie immer für V. zum Neujahr gedacht, die Edelsteine für J. und ich selber freue mich natürlich über die beiden Bücher. Sicher wird das Sachbuch mit haarscharf fotografierten Holzmustern mir einige Anregungen geben können. Und dieser ungewöhnliche Bildband zu besonders hohen amerikanischen Baumindividuen wird sicher sehr interessant sein. Wirklich wissen werde ich es am 7. November, denn ich lasse ihn mir zum Geburtstag schenken, und so lange will ich nicht hineinsehen. Am aller spannendsten fand ich heute aber die Arbeit am Efeuholz. Schon während des Drechselns merkte ich, wie gut es sich bearbeiten lässt, wie leicht und trotzdem dicht es ist, und wie schön sich nach dem Feinschliff auch in dieser dünnen Form die feine und abwechslungsreiche Struktur des Holzes präsentiert. Auch die weitere Verarbeitung wird keine Schwierigkeiten machen. Besonders interessant dürfte die Veränderung sein, die sich später durch das Tränken im Öl ergibt. Ich rechne damit, dass die bläulich-grünlichen Schlieren, die das Holz durchziehen, dann deutlicher heraustreten werden und das Geheimnisvolle der Pflanze augenscheinlich werden lassen.

Eibengrund

Ziemlich mühsames Vogelauge. Jedes Mal ruiniere ich mir die Fingerkuppen, die nach der Schleifaktion tagelang kaum mehr zu gebrauchen sind. Und dieses Holz ist wirklich sehr dicht und hart, so dass selbst Zehntelmillimeter nur schwer zu entfernen sind. Danach war der kaukasische Nussbaum eine wahre Erholung. Morgen wollte ich mir den wahrscheinlich ebenfalls harmlosen Efeu vornehmen. Auch andere Projekte habe ich in Angriff genommen: So eine vermutlich aufwändige Arbeit an einer isolierten Webpräsenz zu diesem Baumtagebuch. Bin gespannt, wann ich den Anfang gefunden haben werde, diesmal soll es einfach anders wirken. Da kommt die Lust aufs Neue durch. Die Beobachtung im richtigen Leben konzentriert sich zurzeit vor allem auf die Kommunikation, Bäume nehme ich natürlich immer wahr, wenn auch manchmal nur im Vorübergehen. Wie die wunderbaren Eiben in M., die in dieser Zeit voll sind von rot-leuchtenden Früchten. Diese roten Samenmantel mit den schwarzen Samen im Zentrum wirken sehr transparent. Und obwohl sie von innen zu leuchten scheinen, liegen sie irgendwie immer im Schatten. Auch deshalb ist es mir bis heute nie gelungen, sie überzeugend zu fotografieren. Die Eibe entzieht sich eben einer endgültigen Erfassung, sie bleibt unergründlich, mein Lebensbaum eben, und das ist gut so.

Starker Tulpenbaum

Na ja, schön ist es in so einem Krankenzimmer eigentlich nie. Man kann sich nur irgendwie damit arrangieren, als Kranker wie als Besucher gleichermaßen, und wie gut das gelingt, hängt einfach davon ab, in welchem physischen und psychischen Zustand man sich gerade befindet. Immerhin, V. scheint es nach etwa 10 Tagen zumindest etwas besser zu gehen, was Hoffnung gibt auf ein glückliches Ende. Jedenfalls, wenn er noch sehr viel Geduld mitbringt, die Ärzte ihr Bestes geben, und er hoffentlich aus diesem Fall die richtigen Schlüsse für die Zukunft zieht. Das Erfreulichste wohl an dem neuen Zimmer und der neuen Station: Der Blick durch das Altbaufenster fällt geradewegs auf diesen riesigen und wohl schon über hundert Jahre alten Tulpenbaum. Ein stattliches Exemplar, den ich von meinen eigenen Besuchen dort bereits kannte, der aber normalerweise nicht sichtbar ist, da er nicht, wie die großen Linden, im zentralen Innenhof, sondern in dem für Besucher zwar nicht unzugänglichen, aber abgelegenen Hinterhofbereich steht. Möge dieser starke Baum V. etwas Freude bringen und ihm ein Stück seiner eigenen Standfestigkeit vermitteln.

Unverwechselbare Gerüche

Eigenartiger Tag. Dauerregen, bei dem kein Hund vor die Tür gehen mag! Trotzdem jede Menge hektische Betriebsamkeit, die mich nicht wirklich weiter gebracht hat. Und dann die Aussicht, dass am Donnerstag der Sommer wiederkehrt, mit angeblichen 26 Grad. Einfach unglaublich. Am Nachmittag habe ich in meiner Baumfrüchtegalerie die Aufnahme der Gleditschienfrucht aufgenommen. Und bei der Gelegenheit sind mir die Schoten eingefallen, die seit einigen Tagen hinterm Haus gelagert waren. Die habe ich mir jetzt vorgenommen und die Samenkerne extrahiert. Was nicht ganz einfach war. Diese Schoten haben einen eigenartigen Aufbau. An einem der Ränder ganz brüchig und trocken, auf der anderen noch saftig. Das merkt man besonders, wenn man sie quer einreißt oder der Länge nach aufschneidet. Dann tritt nämlich eine schleimige und klebrige Fruchtmasse aus. Und zwischen diesen beiden Seiten liegen die braunen und festen, ungefähr linsengroßen Samen. Die musste ich herausquetschen, da sie zusätzlich in fast verholzt wirkende Kammern eingebettet sind. Man glaubt es nicht, welche wunderlichen Gebilde die Natur sich ausgedacht hat. Und wie mannigfaltig und unwahrscheinlich die Formen von Blüten und Früchten sein können. Noch eine interessante Eigenart dieser Früchte, gleichzeitig eine, die mir sicherlich im Gedächtnis haften bleiben wird: Der Geruch. Da ist es ähnlich wie bei den Gerüchen von feinem Holzstaub. Ich erkenne sofort die jeweilige Art. Jedes Holz hat einen ganz spezifischen Geruch, und manche sind eben auch unverwechselbar. Diese innen noch sehr saftigen Fruchtschoten strömen eben einen solch eigentümlichen Geruch aus. Zunächst wollte es mir nicht einfallen, aber dann erinnerte ich es: den Geruch von Leinöl. Bestimmt enthält die Masse chemische Substanzen, die denen des Leinöls entsprechen. Falls ich also wieder einmal diesen Geruch wahrnehmen sollte, ich werde automatisch an zwei Dinge denken: Leinöl und die Frucht des Lederhülsenbaums.

Stadteindrücke

Ein Stadtmensch werde ich wohl nie. Will nicht heißen, dass ein Ausflug, ein Einkaufs-bummel oder der Besuch in einem städtischen Museum nicht seinen Reiz haben kann. Bei den wenigen Gelegenheiten, die ich in dieser Richtung genieße, bin aber jedes Mal wirklich froh, dass es nur die Ausnahme ist. Zu hektisch, zu abstrakt-überzogen, zu naturfern, zu künstlich begegnet mir die Welt von Innenstädten. Zu weit außerhalb dessen, was Mensch-Sein im eigentlichen Sinne ausmacht. Man muss zu viel Energie darauf verwenden, die ganze Tünche wieder abzukratzen und klar zu sehen. Jedenfalls, wenn man die Dinge so sieht wie ich, möglichst pur und ungeschminkt, aber auch in ihrem ganzen ursprünglichen Zauber. Der Anblick der drei nebeneinander stehenden Ginkgo-Bäume am Stadttheater gehörte da zu den Highlights. Mehr überformt auch die neuen Swarovski-Kreationen, die weihnachtliche Motive aufgreifen und sogar einen ganzen Baum mit Blüten in stilisierter Form wiedergeben. Schade, den schon so lange gesuchten grünen Weihnachtsbaum-Pin mit den roten Punkten habe ich auch diesmal nicht gefunden. Er ist wohl für immer aus dem Sortiment verschwunden, und die ihn besitzen, wollen ihn nicht mehr hergeben.

Oktobersommer

Ein unglaublicher Tag, ganz wie im Frühsommer. Ein Licht und eine Temperatur, die Aufbruchstimmung vermittelt und so gar nicht in das Bild des Oktobers passt:

Oktobersommer

Der Weg durchs Dorf und am Fluss war sehr angenehm, die Menschen wirkten gelassen, unwirklich fasziniert von diesem außerordentlichen Klima. Auch die Pflanzen scheinen ganz verwirrt von dieser Entwicklung, dieser unvermittelten Vertauschung der Jahreszeit. So habe ich doch tatsächlich eine Brombeerblüte entdeckt. Und auch bestimmte andere Sträucher blühen zum zweiten Mal für dieses Jahr, weil sie sich offensichtlich getäuscht fühlen. Und die Früchte erscheinen umso saftiger und strahlender in diesem Licht. Mein Vorhaben mit den Gleditschien hat heute endlich gefruchtet. Mit Hilfe eines Holzstocks habe ich kräftig gegen den Ansatz der Früchte geschlagen und sie damit abgelöst. Schätzungsweise zwanzig solcher reifer Schoten mit der lederartigen Oberfläche umfasst meine ,,Ernte“. Einige besonders schöne habe ich aussortiert und auf der Fensterbank zum vollständigen Trocknen ausgelegt. Das ergibt eine augenfällige Dekoration. Und die übrigen werde ich aufschlitzen und die darin enthaltenen Samen herauslösen. Getrocknet lassen sie sich hoffentlich problemlos durchbohren, und dann möglicherweise in ein Schmuckarmband integrieren. Auf das Ergebnis bin ich sehr gespannt.

Gartenarbeit

Das lief doch ganz gut heute mit der Gartenarbeit. Immerhin haben wir den Hintergarten so weit für den Winter vorbereitet: Geharkt, verwelkte Stauden abgeschnitten, bestimmte Blumen ausgetopft, andere ebenfalls geschnitten, die später im Keller überwintern werden. Das Wasserbecken gesäubert und mit der bewährten Abdeckung versehen. Die Rattan-Sitzgarnitur gereinigt und verstaut. Selbstverständlich auch den gesamten Waschbetonbereich gekehrt. Was mir zufällig, aber Gott sei Dank aufgefallen ist: Unser nicht sehr wachstumsfreudiger Ginkgo war an mehreren Stellen durch die Drähte, durch die er an seine Stützstäbe angebunden war, tief eingeschnitten, an einer Stelle einseitig fast bis zur Markröhre. Vielleicht ist das die Erklärung für das zögerliche Wachstum des schönen Baums. Ich bin mir nicht sicher, hoffe aber, dass die Säfte nun problemlos fließen können und das neue Frühjahr einen Wachstumsschub mit sich bringen wird. Mein Versuch, die Fruchtschoten des Lederhülsenbaums am Parkplatz der Klinik einzusammeln, ist wieder gescheitert. Zum nächsten Besuch morgen werde ich einen Stock mitnehmen und versuchen, die Früchte auf die Art zu erreichen bzw. abzulösen. Ich bin doch so gespannt auf die Samen, die ich trocknen und später weiterverarbeiten will.

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