Neue Baumbeobachtungen

Die Brombeersträucher treten hier in ganzen Kolonien auf. Überall, wo eine unzugängliche Senke zu sehen ist, ist diese von Brombeersträuchern nur so ausgefüllt. Das gleiche gilt für die Wegränder, an denen sie mit zu den häufigsten Gewächsen gehören. Allmählich nimmt die Zahl der noch grünen Früchte zu, und die Anzahl noch geschlossener oder bereits geöffneter Blüten sinkt. Ich schätze, dass in ca. zwei Wochen die Saison in Sachen Nektar dann beendet sein wird. Zu einem Zeitpunkt, zu dem die Esskastanien voraussichtlich gerade beginnen werden. Eine interessante Entdeckung, zumal mein Geruchssinn nicht sehr ausgeprägt ist: Die Blüte des Liguster riecht sehr intensiv, irgendwie würzig und streng, aber auch ein wenig unangenehm. Wie so häufig bei Gerüchen fällt einem nicht ein, an was es erinnert. Das liegt wohl daran, dass Gerüche einmaliger und eindeutiger sind als alles andere. Wenn man einen Geruch erinnert, dann immer in einer unmittelbaren, nicht diskutablen Weise und Geschwindigkeit. Auch an diesen Geruch werde ich mich erinnern, so er mir denn einmal wieder vor die Nase kommt. Auf dem Rückweg des abendlichen Spaziergangs habe ich zwei Vorgarten-Eiben entdeckt, die den Hauseingang säumen. Sie sind im Bemühen um Symmetrie unglaublich sauber in Form geschnitten worden. Jede für sich ist achsensymmetrisch, wobei die Form zwischen eckiger Pyramide und rundem Kegel liegt. Und beide sind zueinander wiederum spiegelsymmetrisch zum Eingangsweg, der sie trennt. Vom Buchsbaumschnitt an Gs Grab weiß ich, wie schwierig es ist, solche Sträucher in die Geometrie zu zwingen. Es hat etwas von der Arbeit eines Friseurs, der sich schneidend langsam, aber gezielt einer erwünschten Endform nähert. Geduld ist da ebenso vonnöten wie ein ausgeprägtes plastisches Gespür, das mir glücklicherweise gegeben ist.

Ein Sonntagsspaziergang

Drei Robinien an der Sparkasse in vollem Laub mit kugelig-ausladender Krone – Früchte des Goldregens entwickeln langsam ihre bohnenartige Form – zuvor noch nie wahrgenommene zwei Felsenbirnensträucher am Bürgerplatz mit unterschiedlich reifen Früchten – die Winter – und Sommerlinden an der Kirche öffnen gleichermaßen ihre Blüten, einen Geruch konnte ich nicht wahrnehmen – die Pfaffenhütchen am Saardamm beginnen sich zu entwickeln, zurzeit noch klein und grün – der Liguster macht mir Freude, wenn nur die Blüte größer und besser zu fotografieren wäre – eine einzelne Blüte des Gemeinen Geißblatts am Beginn des Kreuzwegs – die Heckenrosen sind dieses Jahr weniger dominant, vielleicht sind viele Blüten im Frühjahr erfroren – so schwül heute und doch viele Menschen unterwegs – merkwürdige Beobachtungen aggressiver Menschen, froh so etwas nicht am eigenen Leib erleben zu müssen – ansonsten verschlafen wie so viele Sonntagnachmittage – das Genießen setzt eine Mindestmaß an Entspannung voraus – ich weiß es irgendwann nachzuholen, trotzdem das Gefühl, nicht zu allen Zeiten das Ganze im Blick halten zu können – es ist eine Idealvorstellung, der ich mich manchmal annähere – es irgendwann immer und überall verwirklichen zu können wäre schön.

Der neue Maulbeerbaum

Ein Besuch bei den Bäumen am Bienenhaus war heute einmal wieder fällig, nachdem ich dort schon seit Wochen nicht mehr vorbei geschaut habe. Das Weinlaub sorgt dafür, dass es jetzt sehr oasenhaft dort aussieht. Mein eigentliches Interesse galt aber dem Maulbeerbaum, den wir im Spätherbst gepflanzt haben. Leider hat er sich bisher kaum entwickelt. Er hat es auch schwer, nachdem im Frühjahr die ersten Triebe erfroren waren. Erst Wochen später konnte er einen neuen Anlauf nehmen, von dem aber erst ganz kurze neue Triebe zu sehen sind. Vermutlich wird er einige Jahre brauchen, um sich an diesem Ort wirklich heimisch zu fühlen und richtig starke Wurzeln auszubilden. Die waren von der Baumschule doch sehr stark gekappt worden, um den Wurzelballen einigermaßen transportabel zu machen. Aber ich vermute, dass die Feinwurzeln es sind, die für das schnelle Wachstum junger Bäume wichtig sind. Und die muss der Baum erst noch ausbilden. So hoffe ich, dass er es packt und schon in wenigen Jahren einen schönen Astaufbau, dichtes Laub und die ersten Früchte präsentieren wird. Seine Position an der Spitze unseres kleinen Grundstücks ist jedenfalls sehr geeignet, ihn zu einem großen und mächtigen Baum heranwachsen zu lassen.

Göttliches Grün

So schnell kann sich die Stimmung verändern. Nach wochenlangem Sonnenschein und fast sommerlichen Temperaturen müssen wir jetzt dauerhaft kühles Wetter und Regen ertragen. Die Pflanzen scheinen sich daran nicht zu stören, im Gegenteil nutzen sie die Pause zur Regeneration. Für die Baumblüten bedeutet das eine Verlangsamung ihrer Entwicklung und für die Imkerei entsprechend eine Verschnaufpause, die V. allerdings auch nicht besser bekommt als die ganztägige Arbeit der vergangenen Wochen. Mir ist es ganz recht so, wenn wir im Juni dann doch richtig in den Sommer starten können. Das Grün allein macht nämlich nicht den Reiz der Jahreszeit aus. Es ist vor allem das Licht, welches das Grün zum Leuchten bringt, es transparent macht und auf die Quelle allen Lebens verweist. In den Bäumen und ihrem reichen Blätterkleid begegnet uns so das Göttliche im Alltag.

Wundersamer Rosen-Baum

Einen Rosenstock in dieser Form hatte ich zuvor noch nicht gesehen. Dass Heckenrosen bisweilen baumähnliche Gestalt entwickeln, ist nicht neu. Gezüchtete Gartenrosen dagegen dürften kaum jemals einen echten verholzten Stamm ausbilden. Dieses Exemplar hier dagegen wurde offenbar daraufhin gezüchtet. In ca. 1 m Höhe setzen mehrer Äste an, die bewusst symmetrisch nach oben gezogen wurden. Das Ergebnis ist ein richtiger Rosen-Baum von etwa 2 m Höhe, den eine verblüffende Optik kennzeichnet. Man erwartet es einfach nicht, dass die Zweigenden eines Baums von Kultur-Rosen geziert sind, die man nur aus der Vase oder bestenfalls an einem dünnen stacheligen Trieb aus dem Vorgarten kennt. Der Besitzer muss sich mit Pfropfen auskennen, denn die gleichmäßige Verzweigung wäre ohne ein künstliches Manipulieren so nicht zustande gekommen. Interessant, am Abend habe ich an ganz anderem Ort ein ähnliches Gewächs, wenn auch nicht ganz so beeindruckend, gesehen. Dabei scheint es sich um eine Art Flieder gehandelt zu haben. Schön, wenn auf solche Art ganz besondere Koalitionen zwischen Menschen und Bäumen entstehen, die sich solches Zurechtbiegen gefallen lassen.

Ganzjahres-Weihnachtsbaum

Immer wieder entdecke ich auf meinen abendlichen Streifzügen durch das Stadtviertel neue Seitenstraßen mit interessanten Grünstreifen dazwischen, vielen Sträuchern und Bäumen, die das Leben in dieser ansonsten sehr tristen Gegend lebenswerter machen (sollen). Vor einem unscheinbaren Einfamilienhaus bin ich heute einer großen Araukarie begegnet. Gewöhnlich sind die maximal mannshoch und noch recht jung. Dieses Exemplar misst dagegen mindestens 7 Meter und hat einen dicken Stamm. Am beeindruckendsten an diesem Baum ist sein regelmäßiger Astaufbau, der gemessen an der Größe symmetrischer eigentlich nicht ausfallen könnte. Die Besitzer mag man regelrecht darum beneiden, ein so ungewöhnliches und exotisch anmutendes Baum-Individuum in der Nähe zu haben. Der Baum wirkt wie ein Ganzjahres-Weihnachtsbaum, mit seinen schuppigen sattgrünen Blättern und seinen kalendaberartig nach oben zeigenden Ästen. Die Strauchlandschaft wird derzeit zum einen vom Liguster mit den weißen filigranen Blütendolden und vom Pfeifenstrauch mit seinen sofort ins Auge fallenden und dicht gedrängt stehenden weißen Blüten bestimmt. Daneben ragen die Brombeersträucher mit langen Trieben und weiß-rosa gefärbten Blüten hervor. Ein schon eintöniger werdendes Blütenbild, das uns den nahenden Sommer anzeigt, für den das Grün noch stärker in den Mittelpunkt rückt.

Den Horizont weiten

Der Dauerregen ist ganz ungewohnt, so wie es auch die anhaltende Wärme seit April war. Obwohl es niemanden begeistern kann, wissen alle doch intuitiv, dass es für die Natur dringend notwendig ist, um vor allem den Pflanzen eine zwischenzeitliche Erholung und ein Auftanken der Flüssigkeitsreserven zu ermöglichen. Und da alles mit allem zusammen hängt, werden auch wir mitziehen und uns unmerklich regenerieren. Solches bewusst zu verfolgen, setzt eigentlich ein genaues Beobachten der Umwelt voraus. In diesem Konzentrieren der Aufmerksamkeit, möglichst auch in beruflich oder privat hektischen Zeiten, sehe ich den großen Gewinn in meiner Beschäftigung mit den Bäumen. Und deshalb ist es mir auch so wichtig, die Ausbildung von Scheuklappen, die eingeschränkte Ausrichtung auf nur wenige Themen in der Kommunikation so gut es eben geht zu vermeiden. Ich denke, dass in dieser Fokussierung, die uns das moderne Arbeitsleben immer wieder zumutet, die Ursache vieler kommunikativer Übel und eine wesentliche Quelle interaktiver Ungleichgewichte liegen. Die Vorzüge der thematischen Konzentration zu nutzen und doch immer den Horizont weiter zu stecken, bei aller Hektik nicht zu vergessen, dass ,,es auch anders möglich wäre“, halte ich für eine der wichtigsten persönlichen Herausforderungen. Gleichzeitig ist es Voraussetzung für sozialen Ausgleich, im eigenen Land und erst recht im Verhältnis zwischen den Völkern und zwischen einzelnen Menschen mit unterschiedlicher nationaler und kultureller Identität.

Gartenblicke

Diese Perspektive suggeriert den Eindruck einer im tiefsten Dschungel gelegenen Schlucht, dabei stammt die Aufnahme aus unserem Garten und der Blick geht in Richtung des Nachbargrundstücks:

Gartenblick

Bei diesem sanften Regen wird der Feigenbaum noch üppiger wachsen, und mit ihm der Ginkgo im Vordergrund, zumal für den weiteren Wochenverlauf ein erneuter Temperaturanstieg vorhergesagt ist. Die Algen verursachen jetzt wieder diese tiefgrüne Verfärbung des Wassers in unserem kleinen Springbrunnenbecken:

Weinblütenregen

Zu dieser Jahreszeit öffnen sich die Blüten der Reben, offenbaren ihre kleinen gelben Staubblätter und stoßen dabei winzige kreisrunde grüne Partikel ab, die ich als die Reste der Kronblätter identifizieren würde. Jedenfalls bepudern sie wochenlang den ganzen Bereich des Gartens und geben auf den versiegelten Flächen Anlass zu ständigem Kehren. Hier schwimmen sie auf der Wasseroberfläche, in der sich die üppige Gartenvegetation spiegelt.

Erholungszeit

Nein, aus den Fotografien ist nichts geworden. Das lag u. a. an den heftigen Regenschauern, die einen längeren Spaziergang verhindert haben. Es ist die Zeit, in der die Vegetation sich erholen und neue Flüssigkeitsspeicher anlegen kann, bevor die nächste Hitzewelle wieder wochenlang für Trockenheit sorgt. Das wechselt sich derzeit so häufig ab, dass man sich in die Tropen versetzt fühlt, mit extremen Witterungswechseln und hoher Luftfeuchtigkeit. Aber es ist in dieser Situation gut und erholsam für alle Lebewesen, zumal für kommende Woche zunächst ein Rückgang der Temperatur vorhergesagt ist. Was das für die Bienen bedeutet ist klar: Der Honigsegen wird so schnell kein Ende haben, denn die Brombeerblüte zieht sich gewöhnlich über einen längeren Zeitraum, und zeitweise milderes Klima wird diese Periode noch verlängern. Derzeit überlegen sich M. und V. neue Verwendungsformen, da das diesjährige Angebot die Nachfrage bei weitem übertreffen wird. Die Spende an eine stadtbekannte wohltätige Einrichtung ist da eine Möglichkeit, die ich besonders nahe liegend und richtig finde. Ich hoffe, die Zuständigen bringen die Bereitschaft und Phantasie auf, das Projekt auch umzusetzen.

Wachstumsschübe

Das subtropische Klima lässt alle Pflanzen kräftig wachsen. Unser Sorgen-Ginkgo hat endlich seinen Haupttrieb stärker ausgebildet und schickt sich nun an, den benachbarten Feigenbaum zu überragen, obwohl sein Stamm noch keine zwei Zentimeter Durchmesser hat. Die in diesem Jahr zahlreich hinzugekommenen Seitentriebe zu entfernen, wäre dringend notwendig, damit er keine zu kugelige Krone entwickelt, aber natürlich ist das nicht die richtige Zeit. Wir warten damit bis zum Winter. Dann kann er im nächsten Jahr sein Höhenwachstum weiter fortsetzen. Ich hoffe nur, dass der Winter nicht so hart wird, dass der Trieb wieder erfriert, wie es schon einmal geschehen ist. Den Pfingstbesuch bei J. und W. haben wir u. a. dazu genutzt, den Garten zu pflegen. W. und ich haben uns die beiden Fliederbäume vorgenommen und zum einen die alten Blütenstände entfernt und zum anderen die hohen Äste geschnitten. Jetzt sind die Kronen wieder luftig und überschaubar. Die Weinreben zurück zu schneiden ist zwar für die Jahreszeit unüblich, W. hat es dennoch getan, denn auch diese sind in den letzten Wochen wie wild geschossen. Energie, die der Blüte und den späteren Früchten verloren geht. Die Baum- und Strauchlandschaft der Umgebung ist für mich immer wieder interessant. Leider hatte ich keinen Fotoapparat dabei, sonst hätte ich einige Aufnahmen von altbekannten und gänzlich für mich neuen Sträuchern und Bäumen gemacht. Mal sehen, vielleicht bietet der Pfingstsonntag-Morgen einige Motive für Ws Apparat.

Überfülle

Auch in Frankfurt stürzen sich die Bienen wie wild auf die Brombeerblüten. In der Mittagspause hatte ich nach Tagen endlich wieder die Möglichkeit, ein Paar Schritte zu gehen. Und dabei führt mich mein Weg immer wieder in etwas ruhigere Straßenzüge, die von vielen Sträuchern gesäumt sind. Zurzeit fallen die Brombeerblüten mit ihren rosa-weißen Blütenblättern und den buschigen Staubblättern sehr auf, auch weil sie sich sukzessive öffnen und deshalb auch immer geschlossene Blüten mit geöffneten am selben Strauch zu finden sind. Ich fürchte, die günstigen Witterungsbedingungen werden auch für den Brombeerhonig einen nicht unerheblichen Ertrag befördern und V. kaum Zeit zum Luftschnappen lassen. Aber vielleicht hat auch der diesjährige Segen und die Überfülle irgendeinen Sinn, den wir später einmal erkennen werden.

Krisenzeit

Zu manchen Zeiten kommt alles zusammen. Dann weiß man nicht, wie man den Überblick behalten soll, geschweige denn dem Einzelnen die Aufmerksamkeit schenken kann, die es eigentlich verdient. Bis irgendwann ein Höhepunkt erreicht ist und sich die Dinge dann ganz schnell wieder normalisieren. In so einer Zeit halte ich mich gegenwärtig auf, nur dass der Höhepunkt noch nicht in Sicht ist. Ich wünschte mir, beim Rest der Familie wäre alles in Ordnung, aber davon sind wir weit entfernt. Ich wünsche J., dass sie die kommenden schweren, anstrengenden und schmerzhaften Wochen ohne zusätzliche Komplikationen übersteht. Und uns, dass wir sie so gut es geht unterstützen können. Dann muss das Normal-Leben eben wieder ausgesetzt und die Krisen-Variante aktiviert werden. Schon allzu oft haben wir dies kennen gelernt. Es verwundert nicht, dass inhaltliche Themen dabei auf der Strecke bleiben. Die Bäume sind für mich zwar immer im Hintergrund. Die Arbeit an der Erforschung ihrer Symbolik setzt aber ein ruhigeres Klima voraus. Hoffen wir, dass das Ende der gegenwärtigen Krise auch eine Phase größerer Ruhe mit sich bringen wird, die wieder die Transzendenz grundlegender Lebensvollzüge in Richtung inhaltsorientierter Kommunikation möglich macht.

Selbstspiegelung und Baumsymbolik

Immer wieder richten sich die Gedanken zurück auf eine Arbeit, die mir sehr nahe steht, obwohl ich sie seit Jahren nicht mehr praktisch umgesetzt habe. Die künstlerische Arbeit taucht in Phasen auf, in denen sie Sinn macht. Wie ich immer an dieser Stelle sage: Man muss richtig Lust darauf haben, sonst wird es nichts. Diesen Grundsatz habe ich nicht umsonst, vielmehr habe ich schon einige Male erfahren, dass Konzepte und Selbstbeschreibungen sich verselbständigen können und dann schwache Ergebnisse mit sich bringen. Ich habe das dann immer schnell bemerkt und rechtzeitig die Notbremse gezogen. Es hat mit einer notwendigen Stimmigkeit zu tun, die das künstlerische Arbeiten als Teil des Lebens begreift, der selbstverständlich erscheint und nur so einen Flow erzeugt. Wenn es nicht von selber fließt, kann Disziplin und Konsequenz die entstandene Lücke nicht schließen. Das heißt dann, dass die Aufmerksamkeit sich auf andere Felder richten sollen. Für mich waren und sind es die Bäume, ein Thema, das mich heute ohne meine vorgängige künstlerische Arbeit vermutlich nicht in derselben Form beschäftigen würde. Tatsächlich bin ich vom Holz auf den Baum gekommen, um es verkürzt auszudrücken. Und das heißt auch, von der Form auf den Inhalt. Die Reflexion von weiter reichenden Inhalten im Spiegel der Baumsymbolik ist somit auch mein aktueller Schwerpunkt. Die Beobachtung von Bäumen und die Erforschung ihrer Symbolik helfen mir, das Leben und die Kommunikation besser zu verstehen. Natürlich handelt es sich dabei um eine Selbstspiegelung. Eine, die sich auf ein sehr starkes archetypisches Lebenssymbol stützt und immer wieder versucht, sich zu erweitern und transparenter zu machen.

Hinderliche Bäume

Sein Verdacht fiel auf die Platanen. Möglich ist es schon, denn in den Städten trifft man diese Art viel häufiger an als in ländlichen Regionen. Allerdings weiß ich nicht, ob Platanen einen nennenswerten Pollenflug produzieren, der die möglicherweise allergischen Reaktionen des Kollegen erklären könnte. Wahrscheinlich wird erst eine Allergie-Test-Reihe Aufschluss geben, ob an der Theorie etwas dran ist, oder vielleicht ganz andere Ursachen hinter seinen seit einigen Wochen andauernden Problemen stecken. Sehr unangenehm ist es in jedem Fall, wenn man leidet, ohne eine vernünftige Erklärung zu haben. Die Erzählung des Kollegen ist eines von wenigen Beispielen dafür, dass Bäume in einzelnen Fällen sich auch einmal dem Menschen als hinderlich erweisen können: Der Baum, der im Sturm bricht oder umstürzt und dabei Menschen verletzt oder tötet. Der Baum, der dem verunglückenden Autofahrer zum Verhängnis wird. Oder der Baum, unter dem man Schutz sucht und der im unglücklichsten Fall den zerstörenden Blitz anzieht. Natürlich kann man den Baum in diesen Fällen nicht ursächlich verantwortlich machen. Bei meinem fast freundschaftlichen Verhältnis zu den Bäume berühren mich solche Geschichten dennoch immer unangenehm, so dass ich versucht bin, mich zu fragen: Wie kann das möglich sein?

Durchdachte Baum-Architektur

Die Gleditschien sind wesentlicher Bestandteil der Gestaltung des Arnulfparks in München. Warum man nun diese Art gewählt hat, weiß ich nicht, kann mir aber gut vorstellen, dass sie ein recht luftiges, sonnendurchwirktes Bild abgeben werden, wenn sie einmal höher gewachsen sind und ihre Kronen ineinander greifen. Bei der Pflanzung ist man streng nach Architektenplan vorgegangen. Auf den ersten Blick wirkt das Ganze sehr technisch, alle Bäume stehen auf einer Linie. Auf dem Plan aber kann man erkennen, dass die Anordnung einer Dramaturgie folgt und sich die Dichte nach einem Ende des Parks hin verringert, indem die Zahl der Bäume pro Flächeneinheit abnimmt. Besonders bemerkenswert bei meinem Gang von einem Ende zum anderen fand ich die Sorgfalt, mit der die Bäume behandelt werden. Um jeden einzelnen ist ein gleich dimensionierter Kreis ausgespart, der von durchbrochenen Metallelementen abgedeckt ist. Die Stämme der Bäume selber sind mit Kordel umwickelt, wohl um Beschädigungen zu vermeiden. Und in die Eisenplatte eingesteckt sind vier Stützpfosten, die über eine Schnur den Baum exakt in ihrer Mitte halten und sein gerades Wachstum fördern. Zum Schutz gegen Fäulnis sind diese am Boden wiederum mit Metall eingefasst. Ein unglaublicher Aufwand, der sicher eine Menge Geld verschlungen hat und den ich in dieser durchdachten Form zuvor noch nie beobachtet habe. Obwohl es bei diesem Besuch so hektisch zuging, ist mir dieser Eindruck doch in Erinnerung geblieben. Vielleicht werde ich einige Jahre später wieder einmal dort vorbei schauen und den dann schon viel höheren Bäumen einen Besuch abstatten.

Urwaldartig

Die Witterung war wie geschaffen für einen Spaziergang durch das Mühlental. Im Sommer ist es dort am schönsten, auch wenn es richtig heiß ist, denn der Wald ist sehr schattig und lässt einen größtenteils unter hohen, das Licht absorbierenden Bäumen wandeln. Erstaunlich, dass ich an diesem etwas verschlafenen Tag so vielen Spaziergängern begegnet bin. Sonst habe ich kaum jemals dort jemanden getroffen. Allerdings habe ich eine frühere Beobachtung bestätigt gefunden: Für die meisten gibt es keinen Grund, einen Waldspaziergang zu unternehmen, es sei denn, sie wollen einem Hund Bewegung verschaffen. So waren auch hier alle in Begleitung eines Hundes unterwegs. Ich nehme diesen märchenhaften Waldabschnitt jedes Mal anders wahr. Bestimmte Perspektiven waren mir heute gar nicht erkennbar, die entnommenen Abschnitte der Efeuranken habe ich nur noch an einer Stelle identifizieren können, geradeso, als ob sich alles verändert hätte. Urwaldartig eben, und das macht eigentlich auch den Reiz dieses früheren Herrschaftswaldes aus. Meine Fotoeindrücke orientieren sich dann auch immer an diesem Thema, das einfach bestimmend ist. Hier ein Feldahorn, an dem sich eine Gemeine Waldrebe empor gewunden hat:

Waldrebe

Und dies sind einmal eine schlanke Hainbuche und einmal eine gewaltige Rotbuche, die für Vögel eine menschengemachte Behausung bereit halten:

Vogelhaus

Vogelhaus

Schade, dass dieser Weg so kurz ist. In seiner Ruhe könnte man sich eigentlich länger aufhalten. Für mein heutiges Zeitfenster war er aber gerade passend.

Gartenausstellung und kulturelle Inszenierung

Heute früh noch das ungemütlichste Regenwetter, und am Nachmittag fast hochsommerlich. Das Wetter spielt mal wieder verrückt. Aber die Aufhellung kam gerade richtig für unseren Besuch bei den ,,Gartenträumen“. Keine großen Überraschungen im Vergleich zu den Vorjahren, aber bei Sonnenschein ist es einfach schön, über das Gelände rund um den Linslerhof zu gehen. Das Gehen und Beobachten ist dabei das Interessanteste. Diesmal haben wir aber auch etwas mitgebracht: Eine Zwerg-Geranienart als Ersatz für die gerade erst gepflanzten Sommerblumen, die von einem Insekt zerfressen wurden. Ein neues mit antiquarischen Abbildungen illustriertes Baumsymbol-Buch, das M. mir bei nächster Gelegenheit schenken möchte. Und ein Metall-Gong, den ich unter verschiedenen Exemplaren mit je unterschiedlichem Klang ausgewählt habe. Er wird meine kleine Sammlung von Klang-Instrumenten erweitern. Bäume spielen bei dieser Ausstellung nur in domestizierter Form, als Bonsai, Buchsbaum oder Zwerg-Kiefer eine Rolle. Spannender sind da schon die auf dem Hofgelände wachsenden Bäume, die das Areal eingrenzen. Die Linden waren dieses Jahr noch nicht so weit, demgegenüber haben sich die Robinien hier länger gehalten als anderswo. Das lässt vermuten, dass die Bienen nun doch noch eine reiche Weide vorfinden und unser Sortiment nicht ganz so einseitig ausfallen muss. Merkwürdig eigentlich, dass die Ausstellung erstmals weniger gut besucht war, ein ganzes Parkplatzareal blieb ungenutzt. Die Menschen mögen es, aber nach so vielen Jahren der Wiederholung ist vermutlich auch so eine Art Ermüdung eingetreten. Wie bei allem, was im weitesten Sinne kultureller Inszenierung zuzurechnen ist, gegen deren Differenzen die Menschen schon fast immun geworden zu sein scheinen.

Sommerblüte

Die Feld-Rose war eine meiner Entdeckungen des letzten Jahres. Am Saardamm ist sie relativ selten anzutreffen, und auch sonst habe ich sie kaum jemals wieder getroffen. Bis auf heute, als mir beim mittäglichen Spaziergang, mitten in Frankfurt, ihre Blüte inmitten zahlreicher anderer Sträucher ins Auge fiel. Mit ihren weißen Außenblättern und den gelben Staubblättern scheint sie den Sommer vorwegzunehmen. Schon im letzten Jahr habe ich sie mit hellem Licht und wärmenden Temperaturen in Verbindung bringen können, die nach tagelangem Regen endlich wieder zurück kamen. Ihr Anblick hat mich für die eher trögen letzten Tage entlohnt. Und mich gedanklich wieder ein Stück weit zu meinen eigentlichen Themen zurück geführt. Wenn ich auch derzeit nicht dran bleiben kann, weiß ich doch, dass ich den Faden jederzeit wieder aufnehmen kann. Darauf freue ich mich ganz besonders. Und auch auf einen hoffentlich richtig heißen Sommer.

Bedeutung der Bienen

Manchmal kann ein Segen auch als Plage empfunden werden. M. wird es in diesem Jahr eindeutig zu viel mit dem Honig. Obwohl sie selber nicht unmittelbar eingebunden ist, hat sie doch jede Menge Arbeit mit dem Drumherum, und natürlich fehlt ihr auch die Unterstützung durch V., dessen freie Zeit nun allzu knapp geworden ist. Eigentlich müsste die Regenperiode jetzt in ca. zwei Wochen eine Beruhigung bedeuten, denn in diesen Tagen ist es den Bienen zu nass, das macht sie unbeweglich. Und bis die Brombeersträucher ihre Blüte voll entfalten, vergehen noch ein paar Wochen. Durchwachsenes Wetter ist für die Brombeertracht sogar ganz gut, da sie sich so noch länger als gewöhnlich ausdehnen kann. Und mit der meist nicht sehr lang dauernden Blüte der Esskastanien im Juni wird die arbeitsreiche Saison auch schon abgeschlossen sein. Hoffen wir nur, dass die Belastung bis dahin nicht überhand nimmt. Wenn am Ende keinerlei Freude an der Arbeit mehr übrig bleibt, verliert man nämlich schnell die Lust an den ansonsten doch sehr interessanten Beschäftigungen und Themen. Wenn man bedenkt, welche ökologische Bedeutung, mit massiven Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette, die Bienen auf der ganzen Erde haben, bin ich ganz froh, mit dem Thema gewissermaßen groß geworden zu sein. Ich denke ernsthaft daran, über die Rolle der Bienen bei der Bestäubung der Blütenpflanzen und die negativen Folgen, die eine Reduzierung dieser Leistung wegen der immer weniger und gegenüber Krankheiten anfälliger werdenden Bienen haben kann, einen Text zu schreiben. Fehlt nur noch die Zeit, die nötigen Inhaltsrecherchen in Angriff zu nehmen.

Nicht ersetzbar

Das war eindeutig der verregnetste Tag, seitdem ich hier bin. Dabei hoffe ich, nicht krank zu werden, wie die meisten Kollegen, die sich schon seit Tagen schniefend durch die Gänge bewegen. In dieser Zeit kommt vieles zu kurz. Vor allem die Beobachtung der Bäume und ihrer Reize gerade in dieser Spätfrühling- und Frühsommerzeit. Einfach weil zu wenig Zeit ist. Weil neben der Arbeit immer diese Anfahrtstrecken und der Fußweg von der Straßenbahnstation zur Wohnung zurück zu legen sind. Allein das macht eine Stunde täglich. Dann das Essen gehen. Der Tagesablauf ist folglich ganz anders strukturiert als ich es gewöhnt bin. Es ist einfach schade, wenn dadurch die Kontinuität meiner inhaltlichen Arbeit beeinträchtigt wird. Vor allem, weil jahreszeitenabhängige Eindrücke einfach nicht zu ersetzen sind, sie können lediglich durch neue, andere Eindrücke abgelöst werden.

Honigmeer

In den Vor- und Hintergärten der Großstadt blüht alles so üppig. Zahlreiche Stauden mit opulenten Blüten fallen ins Auge. Aber auch die vielen Ziersträucher, die ich nur teilweise identifizieren kann, zumal sich manche, die offensichtlich unterschiedlich sind, doch sehr ähneln. Einen davon, den ich direkt am Hauseingang entdeckt habe, habe ich fotografiert und werde sie in einigen Tagen hier veröffentlichen. Von zu Hause wird mir berichtet, dass wir gewissermaßen im Honig versinken. Die diesjährigen Völker sind wahnsinnig aktiv und stark. Hinzu kommt, dass die Witterung und die Abfolge der Blüteperioden sehr günstig ausfielen. Ein Wermutstrophen ist, dass es sich bisher um weitgehend ein und dieselbe Sorte handelt. Für den Verkauf ist das natürlich nicht so günstig, denn die Kunden wünschen in der Regel eine Auswahl aus mehreren Sorten. Immerhin wird es demnächst noch eine Sorte mit überwiegend Robinienanteil geben, dann eine mit Brombeeranteil und zuletzt eben der Esskastanienblütenhonig. Also wiederum vier Sorten, wie in jedem Jahr, wobei diesmal der Anteil der Frühtracht exproportional groß ausfällt. Auch das ist eine Erfahrung, die sicherlich unterschiedlich bewertet werden kann. Während V. sich vermutlich bestätigt fühlt, überwiegt bei M. das Gefühl, dass einmal wieder die Dinge übertrieben ausgefallen sind. Wohl wissend, dass sich daran weder jetzt noch in Zukunft wirklich etwas ändern wird.

Versöhnlich

Nicht so viel gibt es zu erzählen an diesem Montag, der von morgens bis abends verregnet war. Am beeindruckendsten war einmal wieder die Heimfahrt durch den Stadtwald. Der Mittagsspaziergang hatte keine neuen Entdeckungen mit sich gebracht, die Stadtbaumeindrücke der vergangenen Wochen aber bestätigt. Die Heimfahrt also, bei wolkenverhangenem Himmel in dämmrigem Licht, zeigte den Wald in ganz eigenartiger Gestalt, die irgendwo zwischen Bedrohlichkeit und Märchenhaftigkeit lag. Diese Anmutung passte zu der Tageszeit, es war schon spät, und dem ganzen arbeitsreichen und komplizierten Tag. Merkwürdig, dass ich in dieser Stimmung erstmals so etwas wie Versöhnlichkeit mit der gesamten Situation empfunden habe.

Frühlingsstrauß

Der Frühling wird duftreicher. Dabei sind nicht nur angenehme Gerüche, aber häufig markante, wie der des Hartriegels, der zurzeit heftig blüht und das Landschaftsbild an Weg- und Waldrändern bestimmt. Bei diesem gewittrigen Wetter, glaube ich, fühlen sich die meisten Pflanzen wohl, auch wenn für uns Menschen der ständige Wechsel eher Stress bedeutet. Ich habe heute einmal die kleinen Blütenpflanzen auf Anregung Ms in Augenschein genommen und dabei erstaunliche Schönheiten entdeckt. Am Ende war doch ein ganzer Strauß zusammen gekommen, der für die kommende Woche Freude und Leichtigkeit im Wohnzimmer verbreiten möge:

Frühlingsstrauß

Saisonveränderungen

Der Hartriegel blüht zurzeit sehr schön. Auch eine der Blüten, die sich über einen längeren Zeitraum hin strecken, weil die Blütenstände sich nach und nach öffnen. Am ausgeprägtesten ist dies bei den Brombeeren, die ihre dicken Blütenknospen bereits ausgebildet haben, die aber größtenteils noch geschlossen sind. Sie sollen sich ruhig noch etwas Zeit lassen, so bekommen wir etwas mehr Varietät in unsere diesjährige Honigernte. V. hat sage und schreibe 13 Eimer der Sorte ,,Frühlingsblütenhonig“ abgeschleudert. Das ist schon beachtlich und dürfte auch einen persönlichen Rekord darstellen. Als nächstes muss jetzt der Robinienhonig kommen, der mit Weißdorn gemischt ist. Während der Weißdorn schon abgeblüht ist, sind die Robinien noch dabei, allerdings haben sie unter dem Regen der letzten Tage gelitten, so dass hier nicht mehr sehr viel zu erwarten ist. Dann also die Robinien und etwa einen Monat später die Esskastanien. Damit wird die Saison schon wieder beendet sein. Immer früher eigentlich, wenn ich die letzten Jahre Revue passieren lasse. Früher hat es sich viel weiter in den Sommer hinein gezogen, im Spätsommer gab es dann häufig noch Waldhonig. Auch den vermissen wir schon seit vielen Jahren. Ja, es ist tatsächlich alles zeitiger und gleichzeitig unberechenbarer als in früheren Jahren. Möge das Klima ins rechte Gleichgewicht kommen und dort verbleiben, damit die Imkerei nicht nur mit Erträgen rechnen kann, sondern auch mit gesunden Bienen und einer abwechslungsreichen Saison im Einklang mit ,,normalen“ Jahreszeiten.

Gesamterscheinung und Details

Die Rätsel-Sträucher, die mich im letzten Frühjahr und Sommer schon beschäftigt haben und die ich teilweise immer noch nicht identifizieren konnte, begegnen mir jetzt wieder. In Parks kommen sie wohl häufig vor, da sie dichtes, aber leicht schneidbares Geäst ausbilden. Auch ist bei ihnen das Blattwerk mit den lange anhaltenden oder sich immer wieder neue bildenden Blüten relativ gleichgewichtig ausgebildet. Das bedeutet, dass bis auf den tiefen Winter ganzjährig mit einem erfrischenden Anblick zu rechnen ist. Sicher werden die meisten, die durch diese Parkanlagen streifen, die positive Atmosphäre schätzen, die letztlich auf die Anwesenheit solcher Sträucher zurück geht. Ebenso sicher werden sie die Blüten als solche gar nicht bewusst wahrnehmen, sondern nur die Gesamtgestalt des Strauchs, der eben dort steht. Wie Sträucher, Bäume und andere Pflanzen eben erwartungsgemäß Teil eines Parks sind. Wenn Sie ihren geplanten Zweck erfüllen ist es gut so. Wer genau hinsieht und mehr sieht als nur die Gesamterscheinung, wird aber sehr viel mehr von jedem Parkbesuch haben.

Schrebergartenstreifzug

Ich habe diese Wohngegend noch lange nicht vollständig erkundet. Je weiter ich in die Peripherie vordringe, desto interessanter wird es. Denn hinter den zahllosen Wohnhausblöcken führen schmale Wege in schrebergartenartige Anlagen, die den Stadtrand zu markieren scheinen. Durch hoch gewachsene, bisweilen verwunschen wirkende Hecken und Rankpflanzen sind die Gärten von den Wegen und untereinander abgetrennt. Aber sie sind größer als die Schrebergärten, die ich etwa aus dem Ruhrgebiet kenne, und auch weniger offen. In einem habe ich ein Häuschen entdeckt, andere scheinen als Nutzgärten zu dienen, wenige Meter hinter den Hochhäusern. Gemeinsam ist allen, dass man abends um 9 keine Menschenseele mehr darin erblickt. Ebenso wenig auf den Straßen, die bis auf vereinzelte Jugendliche entvölkert zu sein scheinen. Und da die Wohnungen nur teilweise erleuchtet sind, fragt man sich, wo all die Menschen sich wohl aufhalten. Von diesen Schrebergärtenstreifzügen verspreche ich mir noch einige Überraschungen in den nächsten Wochen.

Vordergründig

Wenn ich so aus meinem Panoramafenster sehe, erblicke ich nicht nur diese Wohnblöcke, einige Radfahrer und Passanten. In den Vorgärten und zwischen den Blocks ragt auch eine Menge Grün hervor. Bäume und Sträucher, Blumen. Bewusst gepflanzt, und doch könnte man meinen, sie seien wild gewachsen und hätten sich die wenigen unversiegelten Flächen erobert, um darin umso üppiger zu wuchern. Die Theorie ist gar nicht so schlecht, denn sie scheint mir eine gute Abbildung dieser merkwürdigen Stadtkultur zu sein, die mir von Unklarheit und vordergründiger Selbstbewusstheit geprägt zu sein scheint.

Oster-Bäume

Nach dem Mittagessen kleine Streifzüge durch das Stadtviertel zu unternehmen, finde ich sehr spannend. Dieses Viertel ist gewachsen und schaut offensichtlich auf eine lange Geschichte zurück. Das kann man nicht nur an dem Friedhof-Park erkennen, von dem ich vor einigen Tagen berichtete, sondern vor allem an den Häuserfassaden, deren Gestaltung mit viel Sandstein und aufwändigen Verzierungen mindestens auf die Wende vom 19. zum 20. Jahrhunderts verweist. Auch hier können die Häuser 5- oder 6-stöckig sein, sie wirken aber weitaus charmanter und auch abwechslungsreicher als in dem neuen Wohngebiet, in dem meine Wohnung liegt. Wie so häufig in jüngster Zeit habe ich auch heute wieder eine rührende Beobachtung gemacht: In einem der Vorgärten standen zwei gerade gewachsene Fichten, die über und über mit knallbunten Plastik-Ostereiern behängt waren. Oster-Bäume sozusagen, die besonders durch den Kontrast zwischen sattem Nadelgrün und buntem Schmuck auffielen. Zur Krönung des Ganzen: Zwischen den beiden Bäumen war eine Reihe ebenso bunter Gartenzwerge platziert, die es sich umgeben von mehreren kleinen Brunnen bequem gemacht haben. Klasse, nun würde mich noch interessieren, wie lange dieses Oster-Arrangement wohl bestehen bleibt. Doch nicht etwa bis Weihnachten?

Stadtoasen

Auf den ersten Blick war mir klar, dass dieser Baum mit den weißen schirmartigen Blüten nur ein Holunder sein kann. Nichts Vergleichbares blüht zurzeit. Gleichzeitig schien mir dieser Umstand unwahrscheinlich, denn der Baum war riesig. Holunder war mir bisher aber nur als mehr oder weniger großer Strauch vertraut. Der abendliche Gang durch das Viertel rund um meine Wohnung hat mir dann die Bestätigung gebracht. Dort bin ich gleich einer ganzen Reihe gewaltiger Holunderbäume begegnet, die meist mehrere dicke Stämme besaßen. Erstaunlich, dass diese Wuchsform bei mir zu Hause nicht anzutreffen ist. Und auch schade, denn in der Form finde ich den Baum richtig attraktiv und irgendwie geheimnisvoll. Noch eins hat der heutige Spaziergang mir gezeigt: Ich kann mich mit meinem eigenen Haus, dem Garten, dem vielen Wohnraum und der dörflichen Lage mit leichter Anbindung an die umliegenden Städte wirklich glücklich schätzen. Dieses Viertel besteht nur aus riesigen Wohnblöcken. Sechs Stockwerke sind Standard, bis zu 18 keine Seltenheit. Und die Blöcke und Miethauszeilen stehen reihenweise nebeneinander und durch Wege und Straßen getrennt hintereinander. Die städtebauliche Planung am Reisbrett deutlich erkennen lassend. Und überall wohnen Menschen, verbringen hier ihr ganzes Leben, die Feiertage, erleben ihre je persönlichen Höhen und Tiefen. In Nachbarschaft von Hunderten, die gleiche Wohnungen mit gleicher Ausstattung nutzen. Die Differenzen sind von außen kaum zu erkennen. Vielleicht einmal in den Gegenständen, die auf dem Balkon abgestellt sind. Vielleicht, kleineren Häusern, in einem vor Blicken durch Grünpflanzen und Hecken geschützten Vorgarten, der als kleines individuelles Refugium dient und die für mich erschreckende Geometrie und Gleichförmigkeit ein Stück weit aufbricht. Bedauern mischt sich mir bei dieser Beobachtung mit Respekt davor, dass die hier ständig Lebenden es schaffen, ihre Individualität zu wahren und sich Freiräume zu sichern. Sie sind durch eine ganz andere Schule gegangen, und wahrscheinlich ist das auch der Grund für mein Nicht-Verstehen dieser städtischen Mentalität.

Efeu-Bäume

So ein entspannter Sonntagnachmittag, an dem die Zeit still zu stehen scheint. Darauf müsste ich mich jetzt einlassen können. Denn das ist der beste Nährboden für jede Art von Kreativität. Das Sich-Zeit-Lassen gehört unbedingt dazu. Nur ist nicht jede Zeit reif dafür. Und diese Zeit hat eine Qualität, die ich gegenwärtig noch nicht richtig einschätzen kann, das kommt vielleicht später. Das Licht war heute gut für Aufnahmen, die etwas mehr Abstand erfordern, weniger für Makroaufnahmen. So waren es zwei alte Bekannte, eine noch lebende Hainbuche und ein schon seit Jahren abgestorbener Eichenstumpf, denen ich meine Aufmerksamkeit geschenkt habe. Gemeinsam ist beiden, dass der Efeu sich an ihnen wohl fühlt. Es lebt mit dem Lebenden wie mit dem Toten, eine seiner zahlreichen Facetten, die diese Pflanze so faszinierend machen:

Hainbuche mit Efeu

Eichenstumpf mit Efeu

An Blüten sind mir heute vor allem die der spätblühenden Traubenkirsche aufgefallen, die an schönen Frühlingstagen so wunderbar leuchten. Nun kann ich sie endlich unterscheiden von ihrer früher blühenden Schwester, denn die Blüten sind viel kleiner, kerzenartig. Leider ist mir keine gute Aufnahme gelungen, mit Makroaufnahmen bei hellem Licht macht mir der Apparat immer Probleme, die ich nur durch intensivere Versuche werde lösen können.

Blumenfreuden und Baumsorgen

Das Wetter war wie gemacht für das Aussuchen und Pflanzen der Sommerblumen. Sonnig, aber nicht zu warm, so dass man nicht ins Schwitzen kommen musste. Ich denke, wir haben eine gute Auswahl getroffen. Gott sei Dank ist es jedes Jahr wieder anders, abgesehen von bestimmten Favoriten, die einfach dabei sein müssen, wie die Mittagsblumen, die Fuchsien, die Buntnessel oder die Verbenen. Auch die Farbzusammenstellung ist gut gelungen. Bei der vielen Sonne werden sie auch schnell wachsen und schon bald einige Farbtupfer vor dem Haus markieren. Auch Gs Grab ist schon fertig, wir haben diesmal 6 Blumenstöcke in einer Kreuzform inmitten des Farn-Ovals gesetzt. Die Bäume am Vorderhaus machen uns indessen einige Sorgen. Der Scheinhasel hat, seitdem der Weihnachtsbaum auf ihn gestürzt war und dabei einen seiner Hauptäste gekappt hat, sich nie mehr richtig erholt, und aktuell sind fast alle seine Blätter verdorrt, geradeso als ob er nicht genug Wasser bekommen hätte. Seltsam, wir haben es nun mit Dünger versucht, um ihn wieder aufzupäppeln. Auch der Kriechwacholder in einem der Sandsteintröge sieht ungesund aus. Er hat seine ansonsten satt dunkelgrüne Farbe in ein helles bis gelbliches Grün gewechselt. Und das obwohl er den ganzen Trog für sich alleine hat. Es wäre schade um ihn, denn diese Art gehört zu meinen Lieblingen. Auch der Efeu an der Grotte und über der Einfahrtsmauer hat einige Arbeit verursacht, weil er wie verrückt wuchert. So musste ich ihn zurückschneiden, auch um die Form wieder herzustellen. Diese Arbeit hat gut getan, nach der vielen Sitzerei diese Woche, und nach den vielen langen Autofahrten. Ich hoffe, morgen noch einen Spaziergang unternehmen zu können, bevor es wieder zurück geht.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.

Senden

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .