Südlicht des Zürgelbaums

Die Zürgelbaumstäbe waren mir ausgegangen. So habe ich heute wieder einige Kanteln auf Vorrat gesägt. Dabei habe ich wieder festgestellt, wie spröde und zäh dieses Holz ist, aber eben auch aufregend wild und unfassbar. Natürlich habe ich immer die Geschichte seiner Herkunft im Hinterkopf, allein diese Geschichte macht die Arbeit an diesem Holz zu etwas Besonderem. Kaum zu glauben, dass ich damals bis nach Südtirol gefahren bin, um den Baum aufzutreiben, der hierzulande nur sehr selten, und dann bestenfalls als Solitär in größeren Parks zu finden ist. In Südeuropa ist er weit verbreitet und erreicht gewaltige Dimensionen. Ich kann mich noch sehr gut an das flirrende Spätsommerlicht erinnern, es war zur Zeit des 11. September, das die gesägten großen Blätter des Zürgelbaums am Rande des Meraner Parks reflektiert haben. Etwas von diesem südländischen Licht hat das Holz des Baums konserviert. Und es kommt an die Oberfläche, in Gestalt eines perlmutartigen Schimmers, wenn ich daraus meine Perlen herstelle. Zweifellos eines der spannendsten und exotischsten Hölzer in meiner Sammlung. Und eines, das die Erinnerung an seinen Herkunftsbaum immer lebendig hält.

Licht-Geheimnisse

Die Spaziergänge am frühen Abend sind zu dieser Jahreszeit das Schönste. Dabei müssen sie nicht ausgedehnt sein. Eine kurze Runde durchs Dorf und am Saardamm entlang kann so viel Zauber entfalten, wie man ihn zu anderen Jahres- und Tageszeiten selten erlebt. Ich glaube, es liegt am Licht. Das Spätsommerlicht, wie ich es einmal nennen möchte, entwickelt eine ungeheuere Helligkeit und Intensität, besonders wenn die Sonne tief steht. Dann erscheinen die normalsten Dinge in einer überhöhten Form. Und wenn es dann noch auf etwas so Einzigartiges wie einen Pfaffenhütchenstrauch mit rosa leuchtenden Früchten fällt, ist der Eindruck unbeschreiblich. Ich habe eine besondere Vorliebe für solch unwahrscheinliche Augenblicke, die ich, bevor sie auftreten, schon erahne. Ein Blick durchs Fenster reicht mir, um zu wissen, dass ein Licht-Geheimnis irgendwo dort draußen darauf wartet, ent-deckt, er-gangen, ge-funden zu werden. Man muss sehr aufmerksam sein, man muss sich auf den Augenblick einlassen können, Abstand zum Alltag gewinnen können. Auch mir gelingt das nicht immer. Umso schöner sind die Gelegenheiten, in denen es selbstverständlich erscheint, wie an diesem Abend.

Der Sommergang

War ein wunderbarer Sommertag. Einer, wie ich ihn als Kind im Nordseeurlaub erlebt habe, mit erfrischenden Windbrisen, strahlend blauem Himmel und angenehm warmen, aber nicht heißen Temperaturen. Bei solchen ,,Idealbedingungen“ konnte sich M., die sich sonst eher schwer tut und Tausend Ausreden findet, dem Spaziergang an der Saar nicht entziehen. Wir haben bei der Gelegenheit einige Stränge der Waldrebe geschnitten, die zurzeit ihre silbrigen Fruchtbüschel ausbreitet, und ein paar Abschnitte vom Efeu, dessen Blütenknospen noch geschlossen sind und so besonders dekorativ wirken.

M. beim Spaziergang an der Saar

Im letzten Jahr haben wir einen ähnlichen Gang unternommen. Obligatorisch war natürlich die Überfahrt mit Fähre an der Saarschleife und das Mittagessen im Fährhaus. V. ist dort hingekommen und hat uns wieder zurück gefahren. Wenn beide besser zu Fuß wären, hätten wir auch wieder zurück gehen können. Das hätte den Ausflugstag perfekt gemacht. Na ja, man kann nicht alles haben. Ich glaube, die Fotografien haben das Licht dieses Tages sehr schön eingefangen. Der sich mit der Kletterpflanze hochrankende Farn war im Gegenlicht ganz transparent.

Rankender Farn

Hier haben die Organisatoren eines Volkslaufs eine Marke gesetzt. Der Baum trägt ein Absperrband mit der Aufschrift ,,Stand Nr. 2 bei KM 10″. Als Makro gefasst könnte man meinen, der Baum sei mit einem Geschenkband versehen.

Baumsperrband

In dieser Flachwasserzone, die parallel zum Saarlauf liegt, habe ich nie zuvor Seerosen gesehen, jetzt war sie überfüllt mit ihnen. Und sie scheinen sich dort wohl zu fühlen.

Seerosenteich

Parks – so wohltuend

Der Stadtpark ist jetzt wieder in seine ursprüngliche Gestalt zurück gekehrt. Das hat nun bestimmt 4 Jahre gedauert, während derer diese Bauarbeiten an der städtischen Kanalisation bzw. dem Überlaufsystem einfach kein Ende nehmen wollten. In den letzten beiden Jahren waren nur Teile des Parks betretbar, und in den vergangenen Monaten wurden auch die letzten Bauzäune entfernt und die Wege wieder für Spaziergänger nutzbar gemacht. Wenn es irgend geht, nutze ich jeden Besuch in der Stadt, um auf dem Rückweg zum Auto eine Schleife durch den Park zu drehen, der wie alle Parks etwas Zauberhaftes hat. Nicht nur wegen der vielen exotischen Bäume und Sträucher, auch wegen der Saline und den vielen Menschen, die ihn zu allen Jahreszeiten in einer eher kontemplativen Weise aufsuchen. Großes Geschrei habe ich dort eigentlich noch nie gehört. Das zeugt von einem gewissen Respekt vor diesem Ort, der die Menschen aufzufangen in der Lage ist. Ich bin sehr froh, dass es solche öffentlichen Orte gibt, in denen Kommunikation, weitgehend losgelöst vom Alltag, möglich ist, in denen man aber auch ganz man selber sein kann. Je nach Stimmung und aktuellem Bedürfnis.

Neuer Nusslikör

Der Ansatz aus grünen Walnüssen, Zimtstangen, Vanilleschote, Rosinen und Nelken in hochprozentigem Schnaps hatte nun lange genug auf der Fensterbank und damit im Sonnenlicht gezogen. Es war an der Zeit, ihn abzuseihen und den Likör herzustellen. Dafür habe ich einen halben Liter Rohrzuckerlösung pro Liter Hochprozentigem angerührt und darunter gemischt. Jetzt muss die Mischung mindestens ein halbes Jahr im Dunkeln lagern, bis sie ihr einmalig rundes Aroma erhält. Das kann sie auch, denn die Vorräte reichen noch eine ganze Weile. Darunter ist immer noch der Rest unseres ersten Versuchs aus dem Jahre 2004, der besonders gut gelungen war. Die erste Geschmacksprobe direkt nach dem Mischen lässt übrigens keine Rückschlüsse auf die diesjährige Qualität zu, das schmeckt einfach nur zuckrig. Offenbar benötigt dieser Likör eine längere Zeit, bis sich die einzelnen Bestandteile richtig vermischt haben und den typischen Geschmack erzeugen. So lange wirken die einzelnen Geschmacknoten quasi getrennt voneinander, das Besondere liegt aber gerade in ihrer gegenseitigen Ergänzung, ähnlich wie bei guten Parfüms.

Verlorene Frucht

Inzwischen habe ich so meine Zweifel, ob aus den Feigenfrüchten in diesem Jahr noch etwas werden könnte. Bei diesen Temperaturen ist wohl nicht zu erwarten, dass sie ausreifen. Wirklich schade, wo sie doch so zahlreich gewachsen sind. Aber wir hätten jetzt einige wirklich heiße Wochen haben müssen, dann könnten wir sie jetzt schon verzehren. Stattdessen sind sie seit langem unverändert grün und hart, ein Zeichen, dass das Fruchtfleisch noch nicht genießbar ist. Tut mir leid, M., aber ich bin sicher, im kommenden Jahr wird der Baum nach dem Winterschnitt einen neuen Anlauf machen und ganz sicher wieder sehr stark fruchten. Wie könnte es anders sein bei deinem Lebensbaum.

Reminiszenzen und Perspektiven

Nach längerer Zeit habe ich mich heute einmal wieder mit H. getroffen, der mir einiges aus seinem früheren Leben erzählt hat, was mir noch nicht bekannt war. Tatsächlich war die Zeit bis vor etwa 8 Jahren sicher für uns beide eine gute Zeit. Eine, in der sich künstlerische Projekte und ästhetische Kommunikation noch in folgenreiche Projekte umsetzen ließen, in der es noch spürbare Resonanz hierfür gab, und eine Kommunikation, die von ehrlichem Interesse zeugte. Wir sind uns einig, dass solche Zeiten wiederkehren können, auch wenn es zurzeit gar nicht danach aussieht. Unternehmungen, die daran anschließen, zeugen von Freiheit und der Möglichkeit, eine bestimmte Lebensart im Umfeld der Kunst und des Kreativen Wirklichkeit werden zu lassen. Gespräche wie dieses ermutigen mich, diese Perspektive nicht aus dem Blickfeld zu verlieren. Der Weg zum Treffpunkt war übrigens auch ein Erlebnis, denn er war mit einer Irrfahrt durch den Wald verbunden. Das Restaurant ist recht abgelegen, in einem Ortsteil, den ich noch nie zuvor besucht hatte. Aber das hat die Sache auch spannend gemacht, und das passte auch gut zur Art des Treffens. Sicherlich werde ich dort nicht zum letzten Mal gewesen sein.

Den Winter im Kopf

Sehr wechselhaft, diese Tage, und so technikorientiert, dass ich gar keine Freude an der natürlichen Umgebung entwickeln kann. Tatsächlich ist die heute auf den Blick durchs Fenster beschränkt gewesen. Immerhin richtet sich der auf unsere Efeubewachsene Mauer, auf der sich die jungen Efeublüten schon in Szene setzen, um sicherlich bald ihre Köpfe zu öffnen. Sehr viele sind es in diesem Jahr, jedenfalls am oberen, der Sonne zugewandten Abschnitt der Mauer. Da können wir uns auf jede Menge Früchte im Winter freuen. Und schon kommen Gedanken an die Zeit des jahreszeitlichen Umbruchs auf, an den Advent und Weichnachten. Zeichen, dass der Sommer schon vorbei ist, auch wenn noch eine Reihe schöner Tage kommen mögen. Atmosphärisch liegt er jetzt schon hinter uns.

Namenstagsbuch

Das Buch ,,Rotbuche und Steineiche. Laubbäume in alten Bildern und Geschichten“ von Kriemhild Finken hatte ich schon ganz vergessen. Dabei habe ich es doch vor einigen Monaten, bei der großen Gartenausstellung auf dem Hofgut von Brigitte von Boch, selber entdeckt. M. wollte es so lange zurückgelegen, mit der Absicht, es mir zum Namenstag zu schenken. So habe ich dem Heiligen Bernhard von Clairvaux also die Erweiterung meiner Sammlung von Baum-Literatur zu verdanken. Das Buch ist sehr schön gestaltet und integriert Abbildungen aus antiquarischen Baumbüchern. Dabei steht, wie bei vielen anderen, die Einzelbetrachtung bestimmter heimischer Arten im Mittelpunkt des Interesses. Botanische, historische, mythologische Informationen enthalten diese Betrachtungen, zudem Anleitungen zur Baum- und Holzbestimmung. Auch sind bestimmte Bestimmungsmerkmale, die Blätter z. B., schematisch dargestellt. Nun bin ich gespannt, ob ich darin neue, mir noch nicht bekannte Details entdecke, und vielleicht auch Verweise auf alte Baumliteratur, die mir bei meiner Aufarbeitung des Lebensbaumbegriffs behilflich sein können.

Schneeballeindrücke

Früchte des Gemeinen Schneeballs

Der Gemeine Schneeball ist derzeit einer der auffallendsten Sträucher unserer Landschaft. Natürlich liegt das an seinen wunderbar leuchtenden roten Früchten, die im Komplementärkontrast zu den schon teilweise in Herbstfärbung erscheinenden Blättern stehen. Die doldenartigen Fruchtstände verleihen dem Strauch in dieser Zeit etwas Anziehendes. Seltsamerweise fällt das am meisten bei solch trüber Witterung wie heute auf. Orange und Rot scheinen dann wie von Innen heraus zu leuchten. Im kühlen Licht klarer Wintertage leuchten Sie auch, dann aber aufgrund ihrer durchscheinenden Transparenz, die sich erst mit größerem Reifegrad einstellt. Dann reflektieren die Beeren das Licht nur noch zum Teil, der restliche Teil wird in der fast glasklaren Fruchtmasse absorbiert.

Stadtbummel mit Entdeckungen

Beinahe hätte ich beim Stadtbummel heute in T. wieder einen Weihnachtsbaum-Anhänger in Glas gekauft. Es war einer dieser ins Relief gegossenen und dann an der Oberfläche matt angeschliffenen Designs, welches ein baumähnliches Muster wiedergegeben hat. Aber es war eben nur einem Baummotiv ähnlich, hätte auch als florales Ornament gedeutet werden können. Deshalb konnte ich mich letztlich doch nicht entscheiden. Anderswo sind wir aber bei schönen Wohnaccessoires fündig geworden. Eine Vase in ungewöhnlicher Form, die um ein natürliches, großflächiges Blatt herum in Kunstharz gegossen wurde. So, dass man die Feinstruktur der Blattnerven noch sehr gut erkennen kann. Ich habe beschlossen, M. diese Vase zum Geburtstag zu schenken. Das zweite ist – wieder einmal – ein Windlicht aus Spiegelglas, ebenfalls in ungewöhnlichem Design, welches gleich drei Lichter aufnimmt und durch den Spiegeleffekt die Lichter unendlich in die Tiefe des Raums hinein multipliziert. Da könnte man schon an Allerheiligen und die gewöhnlich trübe Witterung der ersten Novemberwoche denken. Aber nein, lasst uns den Rest des Sommers einfach genießen, der angenehmer als heute kaum sein könnte.

Filigran

Das CSS-Buch hier vor mir ist mit Zeichnungen illustriert, welche filigrane Baumstrukturen wiedergeben. Der Astaufbau erinnert an Fraktale, diese auf Gleichähnlichkeit beruhenden Strukturen. Eine sehr treffende Illustration, denn genauso erscheint mir der Inhalt, welcher mir schon einiges Kopfzerbrechen verursacht hat, vor allem in Bezug auf die praktische Umsetzung dieser Art von Webaufbau. Zwischenzeitlich bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob die vollständige Konstruktion mittels CSS die wirklich sinnvollste Methode darstellt. Vieles ist einfach super umständlich, was traditionell viel einfacher zu realisieren ist. Schließlich will ich mich nicht in einem filigranen und unendlich verzweigten Astwerk verfangen. Wie auch immer, die nächsten Wochen werden zeigen, was ich daraus lernen konnte. Und ob sich durch diese Technik für mich ein gestalterischer Gewinn ergibt.

Inhaltliche Arbeit?

Ein Kopfwehtag, was wohl mit den Wetterumschwüngen zu tun hat. Bei meiner aktuellen Webgestaltung spielen die Bäume wieder einmal eine gewisse Rolle. Das Problem besteht aber darin, die beiden Aspekte: Bäume und Häuser in einen visuell schlüssigen Zusammenhang zu stellen. Das ist wahrlich nicht einfach, und bisher habe ich noch keine vernünftige Lösung hierfür gefunden. Unterdessen komme ich einfach nicht dazu, die vielfältige neue Baumliteratur weiter zu verfolgen. Die inhaltliche Arbeit hat in den letzten beiden Jahren sehr gelitten. So hoffe ich sie bald wieder aufnehmen zu können, damit ein wichtiger Bereich meiner Beschäftigung mit den Bäumen nicht zu kurz kommt.

Mariä Himmelfahrt

Ich bin sehr froh, dass uns Mariä Himmelfahrt als gesetzlicher Feiertag im Saarland erhalten geblieben ist, nachdem der Buß- und Bettag ja vor einigen Tagen schon abgeschafft wurde. Deutschland kann zu Recht stolz auf seine kulturellen Traditionen sein, und die Feiertagskultur ist wesentlicher Bestandteil derselben. Für mich sind Feiertage nicht nur religiös-inhaltlich besetzt. Sie strahlen immer auch eine ganz eigentümliche Ruhetags-Atmosphäre aus, auf welchen Tag der Woche sie auch immer fallen mögen. Der Besuch der heiligen Messe in unserer schönen Pfarrkirche am Vormittag hat bereits Tradition. An diesem Feiertag findet dort die Kräuterweihe statt, zwar ein recht unspektakulärer Teil des Gottesdienstes, aber einer mit starker Symbolkraft. Die Pflege dieser Tradition rührt mich sehr, zumal M. hierfür immer wunderschöne Sträuße bindet, deren einzelne Kräuter (ausnahmsweise mal keine Baumfrüchte oder -blüten) sie zusammen mit V. einige Tage zuvor frisch sammelt. Ob sie nun 7, 12 oder eine andere Zahl verschiedener Kräuter getroffen hat, weiß ich nicht. Wichtig ist aber, denke ich, die innewohnende Symbolik des Heilwerdens, die mit der Himmelfahrt der Gottesmutter in einen semantischen Zusammenhang gebracht wird. Der Strauß hängt nun das ganze Jahr über in der Küche und wird während dieses Jahres an farbiger Lebendigkeit nichts einbüßen:

Kräuterweih-Strauß 2007

Oasengarten

V. wollte die Gebühr für die Grünschnittdeponie einsparen. Und so haben wir heute eine ganze Anhängerladung mit den Schnittabfällen von Vs Bienenhausgarten zu unserem Fichtenbestand gefahren und inmitten des schmalen Waldstreifens abgeladen. Dort kann es jetzt verrotten, ohne dass sich irgendwer daran stören müsste. Im Gegenteil, viele Insekten werden das künstlich geschaffene Biotop zu nutzen wissen. Bei der Gelegenheit haben wir noch eine halb abgestorbene Fichte gefällt. V. brauchte zwei längere Holzstangen für das Bienenhaus, da bot sich der schlanke Baum an. Der Garten verwandelt sich langsam in eine grüne Oase, in der die vielen Bäume und Sträucher sich inzwischen schon gegenseitig Konkurrenz machen. Einige müssen wir demnächst umpflanzen, z. B. den Kirschbaum, der unter dem schon höher gewachsenen Walnussbaum längerfristig keine Chance hätte. Oder die kleinen Kastanienbäumchen, die ursprünglich in Plastiktöpfe gesetzt wurden und nun eine andere Umgebung brauchen, um in ihrem Wachstum nicht behindert zu werden. Die Mispelbäumchen tragen dieses Jahr weniger Früchte als in den Vorjahren. Wirklich schlimm ist das nicht, denn wir rätseln ohnehin jedes Mal, wie wir sie denn verwerten könnten. Quitten habe ich einige wenige gesehen, ganz gut, so können wir sie wieder mit Schnaps ansetzen, das ergibt ein sehr angenehmes Aroma. Besonders hat es mich gefreut, den Maulbeerbaum im Sommerlicht zu beobachten. Nachdem im Frühjahr die ersten Triebe abgefroren waren, hatte er es recht schwer, wieder einen neuen Anlauf zu holen. Aber jetzt scheint er sich erholt zu haben, trägt große sattgrüne Blätter, die ihn mit Nährstoffen versorgen, und einige neue Triebe, die erfreulicherweise nicht so sehr in die Höhe gegangen sind, sondern dem Baum eine breitere Krone zu verschaffen in der Lage sind. Wenn wir ihn im Winter erneut schneiden, hat er beste Voraussetzungen, im kommenden Jahr mit hoffentlich gut verankerten Wurzeln stärker zu werden.

Blühende Sommerlandschaft

Sommerblumengesteck

M. hat ein sehr schönes Sommer-Wiesen-Blumen-Pflanzen-Gesteck für den Eingangsbereich gemacht. Ich weiß nicht alle Bestandteile zu identifizieren. Auf jeden Fall aber ist die Waldrebe und das Pfaffenhütchen dabei, dazu kommen noch wohlriechende Wiesenkräuter. Das ganz zusammen bildet ein harmonisches lockeres Gesteck, dessen Anblick einen schlagartig in eine blühende Sommerlandschaft hinein versetzt.

Sommerreich

Die Eindrücke von gestern haben mich nicht losgelassen. So führte mich der Weg heute wieder zu den fruchtenden Hecken: … den form- und farbschönen Pfaffenhütchen,

Pfaffenhütchenfrucht

… dem üppig-leuchtenden Weißdorn, der an benachbarten Sträuchern unterschiedliche Reifegrade zeigt, was sich in schönen Farbnuancen von gelb-grün bis dunkel-rot zeigt,

Weißdornfrüchte

und dem dieses Jahr wieder in satten Dolden stehenden Holunder.

Holunderdolden

Das warme Nachmittagslicht und die wirklich angenehmen Temperaturen lassen mich hoffen, dass wir noch viele solche Sommertage erleben dürfen.

Echte Wunder

Es ist ein sehr fruchtreiches Jahr. Bei den Sträuchern sind vor allem die Pfaffenhütchen und die Weißdornbeeren ungeheuer zahlreich. Ich kann mich gar nicht erinnern, jemals eine solche Fülle beobachtet zu haben. Vielleicht liegt das an dieser eigentümlichen, sich ständig abwechselnden Mischung aus Regen und milder Wärme oder starker Hitze, die die vielen Früchte zudem voluminös werden lässt. Besonders abends ist es sehr angenehm, einen Spaziergang entlang der Heckenreihen am oberen Flussdamm zu unternehmen. Es ist dann, als ob die Bäume und Sträucher sich zur Ruhe begeben, nachdem sie, durch das Licht angeregt, den ganzen Tag über enorme Wachstumsleistungen vollbracht haben. Zu dieser Zeit präsentieren sie gewissermaßen das Ergebnis, um am nächsten Tag sogleich in ihrem unermüdlichen Wachsen und Reifen weiter zu gehen. Das sind echte Wunder, die uns in jedem fruchtenden Gewächs tagtäglich begegnen. Wir müssen aber unsere Aufmerksamkeit für diese ebenso alltäglichen wie unfassbaren Wunderwerke noch sehr viel weiter ausbauen. Ich versuche das, und gleichzeitig eine bisschen davon weiter zu geben, wenn es denn möglich ist.

Megacities

Diese Fernsehreportage über Bombay, das heute eigentlich Mumbay heißt, hat mich sehr beeindruckt. Wie überhaupt die ganze Reihe, welche sich verschiedenen ,,Megacities“ in verschiedenen Teilen der Erde widmet. Letzte Woche war es Sao Paolo, dieses Mal eben Bombay, dieser indische Moloch, die schillernder und aus deutschen Augen exotischer nicht sein könnte. Dieses so ganz andere Leben hat, wenn man es so mundgerecht serviert bekommt, sicher etwas sehr reizvolles. Der Reiz hat ein Stück weit mit dem Unbegreiflichen, dem Entrückten und so ungeheuer Fernen zu tun, das allen Geschichten darüber etwas Abenteuerliches verleiht, auch ohne dass man irgendetwas damit zu tun hätte. Natürlich kann es für Hunderttausende dort nicht wirklich lebenswert sein, wenn sie im Alltag ihre Chance zum Überleben suchen. Natürlich sind die sozialen und ökonomischen Unterschiede riesengroß. Aber es gibt auch Verbindendes, vor allem eine verbreitete Spiritualität, die man, wenn sie sich auch in unterschiedlichen Religionen ausdrückt, vielleicht als den kleinsten gemeinsamen Nenner sehen könnte. Eine kurze Passage dieser Reportage hat mich sehr beeindruckt, dabei ging es um ein Bestattungsritual, von dem ich schon einmal in anderem Zusammenhang gelesen hatte: Die Verstorbenen werden in eigens dafür gebauten Begräbnisstätten, die einem römischem Amphitheater ähneln, unter freiem Himmel aufgebahrt und den Geiern zum Fraß überlassen. In dem Buch, aus dem ich erstmals über diese Bestattungsform erfahren hatte, wird dies als Himmelsbestattung bezeichnet. Die indische Bezeichnung kenne ich nicht. Ein Kommentar ist mir aber in Erinnerung: Dass die Geier in den letzten Jahren weniger geworden seien und es deshalb länger dauere, bis die Leichname gänzlich verschwunden seien. Eine dieser Stätten, von denen es nur wenige in Bombay gibt, die allerdings mitten in der Stadt auf sehr hohen Gebäuden untergebracht sind, liegt inmitten des einzigen mit Bäumen bepflanzten Grünfleckens der Stadt, der dem Bauboom noch nicht zum Opfer gefallen ist. Für jemanden, der in einem waldreichen Land groß geworden ist, eine unvorstellbare Lebensumwelt, eine nahezu komplett aus Architektur bestehende Landschaft, durch die sich ständig verstopfte Kanäle ziehen, die zu 60% aus Slums besteht, in der außerhalb der Bollywood-Traumwelten und der von wirtschaftlicher Aktivität bestimmten Alltagswelt kaum ein Platz zur Erholung zu finden sein scheint. Und doch schaffen es die Menschen, sich in all dieser Hektik ein Stück Individualität zu bewahren. Nicht zu beneiden, aber bewundernswert in jedem Fall.

Überarbeitungen

Da möchte man keinen Kund vor die Tür jagen. M. hat es getroffen, indem sie an die im November übliche Witterung erinnert hat. So igelt man sich am liebsten ein, und das einige Tage nach einer wirklich hochsommerlichen Phase – verrückte Welt. Zu tun gibt es auch drin wahrhaftig genug. So habe ich immer wieder Neues zu lernen, zurzeit vor allem in Sache professionellem Webseitenaufbau mit CSS. Eine spannende Sache, die aber immer wieder diesen Touch des Programmierens hat, der mich regelmäßig abstößt. Da muss ich wohl durch, denn letztlich zählen die Ergebnisse. Mit der Nachbereitung, Aktualisierung und Erweiterung meiner bestehenden Präsenzen bin ich so weit durch. Das war nach längerer Pause mal wieder notwendig. Zwar ist auf diesen Seiten allein durch das Baumtagebuch, die Wünsche und den Grußkartenservice täglich Bewegung, aber es gibt auch immer wieder Dinge, die sich erledigt haben, die auf den Prüfstand gestellt werden müssen, oder die mir schlicht im zeitlichen Abstand nicht mehr gefallen. Heute waren es die auf die Baumseiten verweisenden externen Seiten, die ich nach Linkart sortiert und auf Gültigkeit überprüft habe. Dabei sind dann einige rausgefallen, die gar nicht mehr im Netz zu finden sind, oder deren verlinkende Unterseite irgendwie abhanden gekommen ist. Erfreulich finde ich es dennoch, dass im Laufe dieser 4-5 Jahre doch sehr viele Verlinkungen zu Stande gekommen sind. Für ist das ein Zeichen der Qualität und Attraktivität meines Angebots.

Zwischen Wachstum und Erholung

Für die so wunderbar gewachsenen Feigenfrüchte ist dieses Regenwetter ungünstig. Da ist zu befürchten, dass sie nicht richtig ausreifen und letztlich faul vom Baum fallen. Eine Schande wäre das, wo sie doch dieses Jahr so zahlreich sind. Wir brauchen einfach noch ca. drei Wochen schönes Sommerwetter mit viel Sonne, dann kann es noch etwas werden bis Anfang September. Anderen Pflanzen tut die Feuchtigkeit offenbar gut. Unser Mauer-Efeu hat Unmengen an Früchten angesetzt, die wir in der Vorweihnachtszeit in die diversen Advents- und Weihnachtskränze einbinden können. Auch sonst hat sich dieser Efeustock gut gemacht, mit vollem Laub, das hoffentlich in dieser einseitigen Wachstumsrichtung nicht den Halt verlieren wird. Wir wollen zuversichtlich sein und gleichzeitig diese kühlere Phase zur Regeneration und zum Zu-Uns-Kommen nutzen. Solche Phasen können erholend wirken.

Fast grenzenlos

So ein seltsamer Einbruch der Witterung nach einigen hochsommerlichen Tagen. Ich komme einfach nicht dazu, die Lektüre meiner sich stapelnden Baumliteratur fortzusetzen, obwohl ich doch jetzt endlich die Zeit dazu haben müsste. Aber ständig erscheinen andere Projekte vorrangig, auch andere, bevorzugt fiktionale Literatur. Ständig zeigen sich auch neue Herausforderungen in der Gestaltung meiner diversen Webprojekte, neue zeitgemäßere Ansätze des Weblayouts, die es dann zu erlernen gilt. Und natürlich die kunsthandwerklichen Vorhaben, die scheinbar endlos sind, was bei der doch sehr eng definierten Produktpalette fast unwahrscheinlich wirkt. Es ist tatsächlich so, der Gestaltbarkeit des Lebens und der Selbstbeschreibung sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Bei mir jedenfalls. Es sei denn ich stoße an körperliche Grenzen, die gelegentlich Aus- und Zwischenzeiten provozieren, während derer Lernen auf anderen Ebenen möglich wird. Die Sonderzeiten habe ich aber in den letzten Jahren bei mir und anderen so häufig erlebt, dass ich künftig eigentlich darauf verzichten könnte. Wenn es denn in meiner Macht läge. Vieles aber liegt nicht in unserer Macht.

Detaillierte Selbstbeschreibung

Die Arbeit am Detail ist immer sehr zeitraubend. Bei der Überarbeitung und Aktualisierung meines Online-Portfolios www.lux21.info habe ich unzählige Verbesserungen eingebracht, die die Seite dynamischer gestalten, da an vielen Stellen der Seitenaufbau zu schwerfällig schien. Das ist immer wieder eine Herausforderung in Flash. Interessant ist, dass einem zu verschiedenen Zeiten die Dinge auch unterschiedlich erscheinen. Vor einem Jahr, in der heißen Schlussphase der Arbeit an diesem umfangreichen Selbstporträt, war die durch Animation erzielte Verlangsamung des Aufbaus der Navigationsstruktur von mir so gewollt. Heute erscheint sie mir nicht mehr akzeptabel, wirkt eher wie zur Schau gestellt. Deshalb habe ich die Bewegung zwar beibehalten, sie aber in einen kürzeren und teilweise auch veränderten Rhythmus gebracht. Ich denke, das tut dem Auftritt gut, mit dem ich nach wie vor sehr zufrieden bin. Vor allem, weil ich jederzeit neue Inhalte ergänzen kann, ohne das Grundgerüst zu zerstören. Sicher wird es in den kommenden Jahren auch möglich sein, die jetzt noch im Schwerpunkt vorgestellten ,,Baum-Projekte“ durch weitere Inhalte zu ergänzen. Es ist mir wichtig, dass kein einseitiger Eindruck meiner Interessen und meines Engagements entsteht. Diese Gefahr besteht immer, wie ich in den letzten Monaten mehrfach erfahren habe.

Im Sommerlicht

Ein richtiger Sommertag, wie man am Licht dieser Fotografien sehen kann. Einer, der uns mit der Wechselhaftigkeit dieser Jahreszeit versöhnt. Und schon erscheinen im Sonnenlicht viele Kostbarkeiten, die sich wieder ganz anders darstellen als im Vorjahr. So habe ich eine ganze Menge Schlafäpfel gesehen, die jetzt besonders auffallen, wo an vielen Sträuchern das Laub schon verdorrt ist, wie an dieser Heckenrose:

Sommerlicher Schlafapfel

Auch anderes scheint den zwischenzeitlichen Hochtemperaturen nicht stand zu halten. Gewöhnlich sind die Früchte des Wolligen Schneeballs zu dieser Zeit noch teilweise rot. An diesen Sträuchern aber waren kaum noch rote zu sehen, und die schon schwarz gefärbten sind rosinenartig geschrumpft:

Fruchtstand des Wolligen Schneeballs

Eine besondere Überraschung war zu sehen, dass einige Schlehdornsträucher reichlich Früchte tragen. Das habe ich seit drei Jahren nicht erlebt, immer waren die Blüten im Frühjahr erfroren, so dass die Früchte weitgehend ausblieben. Mal sehen, ob das andernorts auch so ist, dann könnte sich vielleicht das Schlehensammeln mal wieder lohnen.

Ästhetische Schätze

Armband aus Pfaffenhütchenholz

Heute habe ich das Armband aus Pfaffenhütchenholz für M. fertig gemacht. Sieht einfach klasse aus, leuchtend zitronengelb, glatt und sehr dicht. M. ist von seiner Ausstrahlung ebenfalls begeistert und meint, dies sei das schönste Armband, das sie bisher getragen hat. Kaum zu glauben, welche ästhetischen Schätze in heimischen und allerorten anzutreffenden Baum- und Straucharten versteckt sind. Manchmal sind es einfach Zufälle, die mich zu neuen Entdeckungen in diesem Bereich führen. In diesem Fall hatte die Stadt die Sträucher am oberen Saardamm geschnitten und die abgetrennten Abschnitte einfach vor Ort liegen lassen. Das stärkste Stück habe ich mir dann von einem meiner Spaziergänge mitgebracht. Leider hatte es nur knapp Daumendicke, und so konnte ich nur zwei Stäbe daraus gewinnen. Aus diesen habe ich dann genug Perlen für dieses eine Musterband gewinnen können. Ich schätze, das war ein Glücksfall. Die gelbliche Färbung scheint dieser Unterart des Pfaffenhütchens vorbehalten zu sein. V. hat mir nämlich einige Wochen später einen weiteren Abschnitt mitgebracht, der ganz gewöhnlich beige-braun mit einem leichten Grün-Stich gefärbt ist. Vielleicht finde ich ja noch heraus, welches die ,,richtige“ Art ist. Wenn nicht, bleibt immer noch dieses wunderschöne Musterband.

Libanon-Zeder

V. kam es spanisch vor, als ich ihm sagte, dass ich das Armband, an dem ich gerade arbeite, aus dem Holz der Libanon-Zeder herstelle. Allein der Name ist schon stark, weckt Assoziationen an dieses Land im Nahen Osten, das in den letzten Jahren fast ausschließlich im Zusammenhang mit politischen und kriegerischen Konflikten im Gespräch ist. Etwas kundigere werden den Baum aber auch kennen, der hierzulande als Solitär gelegentlich in Parks anzutreffen ist. Er fällt sofort auf wegen seines schirmartigen Kronenaufbaus, der auf fast horizontal wachsenden Ästen beruht. Das Holz ist sehr dekorativ, mit einer deutlichen unregelmäßigen Jahresringzeichnung, die hier noch auffälliger wirkt als bei den meisten anderen Nadelhölzern. Die Farbe ist warm, zwischen braun, gelb und orange liegend, und der Duft zeugt von einem hohen Anteil ätherischer Öle. Die Mikrostruktur ist der der Atlas-Zeder ähnlich, die ich schon im letzten Jahr kennen gelernt habe, allerdings lässt es sich noch viel besser als diese verarbeiten. Dieses Musterband ist wieder einmal für M. bestimmt, und nun bin ich gespannt, welchen Gesamteindruck es letztlich machen wird und ob es ihr gefällt.

Erfahrungsaufzeichnungen und Zeitgeist

Ich habe gerade begonnnen, Ingo Schulzes Roman ,,Neue Leben“ zu lesen. Anders als ich damals im Buchladen angenommen hatte, handelt es sich im Kern um die kommentierte Herausgabe von Briefen, Tagebuchaufzeichnungen und fragmentarischen Prosaarbeiten einer schillernden ostdeutschen Persönlichkeit, Enrico Türmer, dessen berufliche Karriere sich sehr bewegt darstellt und von der Tätigkeit als Theaterdramaturg, Redakteur, Schriftsteller bis zu einer beachtlichen und jäh endenden geschäftlichen Selbständigkeit reichte. Mutig, ein schriftstellerisches Projekt auf der gründlichen Aufarbeitung solcher höchst individueller Dokumente zu gründen. Aber zweifellos ein nicht nur schwieriges, sondern auch spannendes Unternehmen, denn so kann Zeitgeschichte, hier die Zeit der ,,Wende“ im Jahre 1990, aus der subjektiven Sicht eines zu dieser Zeit engagierten und einige Jahre später einflussreichen Menschen geschrieben werden. Das bedeutet auch Authentizität. Natürlich habe ich sogleich Vergleiche mit meiner eigenen Selbstbeschreibung, diesem Themenblog angestellt. Grundsätzlich anders gelagert, weil fokussiert auf das Thema Bäume, ist es doch auch ein Zeitdokument. Im Abstand vieler Jahre wird man zwar die tagespolitischen, wirtschaftlichen und kulturellen Nachrichten der jeweiligen Zeit nicht daraus rekonstruieren können. Aber die Stimmung, die sich in der intensiven Beschäftigung mit dem Baumthema ausdrückt, die sagt doch etwas über den Zeitgeist aus, ist Produkt des beobachtenden Mit-Lebens in dieser Zeit. Ich bin sicher, dass sich daraus für mich selber, vielleicht auch für den einen oder anderen Leser, Denkanstöße ergeben, die das Bewerten von Erfahrungen im Jetzt erleichtern und in der Zukunft die Rekapitulation dieser Erfahrungen befördern.

Efeuwaldwelt

War ein schöner Spaziergang heute durch den verträumten Efeuwald. Ab und zu begegnet man zwar auch Menschen, aber dieses Waldstück strahlt eine solche Ruhe und Zeitlosigkeit aus, dass man die meiste Zeit glaubt, in einer abgetrennten Welt sich zu bewegen. Deshalb wähle ich diesen Weg auch gerne an solchen warmen und sonnigen Tagen, denn das meist dichte Grün filtert die Sonnenstrahlen und dämpft die Temperatur. So lässt es sich angenehm gehen, ein Meditationsgang in der Regel. Obligatorisch hier ist ein Fern-Blick auf die dichten, von kräftigem Efeu bis in die Wipfel umrankten Bäume.

Efeuwald

Die Waldrebe ist meist nicht weit und leistet der Kletterschwester Gesellschaft.

Efeuwald

Neben einer Sitzbank mitten im Wald haben sich zwei (offenbar verliebte) verewigt, leider an einem sehr jungen Baum, dessen Rinde starke Reaktionen gegen die Einschnitte zeigt.

Efeuwald

Was ich mich gleich gefragt habe: Warum lässt der Ritzer die 2 der Jahreszahl weg? Oder steht 005 möglicherweise für etwas anderes? Wie auch immer, solche Ritzzeichen sind immer wieder spannend, nicht nur für die Betroffenen, vor allem für die vielen Spaziergänger und Wanderer, die ihnen täglich begegnen und über ihre Bedeutung nachdenken.Dieses an Indianerbauweise erinnernde Stöcke-Zelt, allerdings ohne die deckende Plane, ist mir schon bei meinem letzten Besuch aufgefallen. Da scheinen Kinder regelmäßig am Werk zu sein, so sorgfältig wie die Stöcke hier zusammengetragen und kunstvoll aufgestellt wurden. Direkt zu beneiden. Man möchte wieder ein kleiner Junge sein.

Efeuwald

(Fast) alles Biologie?

Nun ist der Juli auch schon vorbei. Eigenartiges Jahr, in dem mir der Sommer nicht als Jahreszeit greifbar ist. Natürlich, da ist das Lichtgrün der Bäume, da ist gleißender Sonnenschein zwischen warmen Regenschauern. Da sind die Wiederholungen im Fernsehen, die tendenzielle Ereignislosigkeit im beruflichen Leben. Die allerorten anzutreffende Stimmung, deren Motiv sich so beschreiben ließe: Lassen wir’s langsam angehen, im Herbst kann man dann wieder richtig durchstarten. Aber im Grund sind das oberflächliche Attitüden. Natürlich bestehen die Notwendigkeiten und Erwartungen ungebremst weiter. Die Menschen haben sich nur eine jahreszeitlich geprägte Psychotechnik angeeignet, die wohl helfen soll, sich das Leben angenehmer zu machen. Ich glaube, dass das gesund ist. Und ich glaube auch, dass diese Denk- und Lebensgewohnheiten ohne Jahreszeiten wie den Sommer gar nicht in der Form vorstellbar wären. Wir sind stärker abhängig von unserer natürlichen Umwelt, dem zyklischen Geschehen in der Natur, als wir uns im Alltag bewusst machen. Am Ende ist doch (fast) alles Biologie, biologisch gesteuerte Befindlichkeit und biologisch beeinflusste Kommunikation. Die wenigen Prozent Kultur, die dann noch dazukommen, sind aber nicht minder wichtig. Das gerät nur in diesen ach so trögen Zeiten in Vergessenheit. Ich versuche zumindest, meinen Teil beizutragen, Kultur in der Gesellschaft lebendig zu halten.

Letztlich geht’s immer um Kommunikation

Die Arbeit an Details kann einen im grafischen Bereich ganz schön aufhalten. Immer wieder stoße ich dabei auf neue Möglichkeiten, die ich versuche für meine Gestaltungsarbeit zu nutzen, oder zumindest im Hinterkopf zu behalten. Es ist das alte Lied von der richtigen Balance zwischen ansprechender Oberfläche, Inhalten und Interaktion. Die drei Bereiche gehören unbedingt zusammen, erfordern aber gleichermaßen zeitlichen Aufwand und Engagement. Ich versuche das deshalb gleichgewichtig zu behandeln, hin-und herzuwechseln, damit nichts zu kurz kommt. Gegenwärtig ist es eben vor allem die Oberfläche, die mich beschäftigt. Und mit ihr die unendlichen und sich immer wieder erweiternden, verändernden und verbessernden technischen Möglichkeiten. Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass Technik mich jemals so faszinieren könnte. Aber das Internet hat eine ganz neue Dimension eröffnet, die Technik zum Vehikel für spannende Kommunikationen macht. Letztlich ist es das: Technische Möglichkeiten als Mittel zum Zweck zu nutzen. Immer nämlich geht es um die Kommunikation, um das Erarbeiten und wahrscheinlicher machen von themenbezogenen Interaktionen auf unterschiedlichsten Ebenen. Das große Thema der Bäume auf diesem Wege auf meine Art zu illustrieren und gleichzeitig möglichst viele daran teilhaben zu lassen, ist das Hauptmotiv bei der Weiterentwicklung von Wunschbaum und Baumtagebuch. Es ist gut und motivierend zu sehen und zu hören, dass dieser primär kommunikative Ansatz in der intendierten Form verstanden wird und sich daraus sinnvolle Anschlussmöglichkeiten ergeben.

Rhythmusstörungen

Der verregnete Sonntag war gerade richtig, um eine Menge an Routineprojekten abzuarbeiten. Eigentlich kein richtiger Ruhetag. Überhaupt habe ich den Eindruck, fast nicht mehr zur Ruhe zu kommen, das scheint ein Merkmal des Älterwerdens zu sein: dass einem die Zeit davonläuft. Wieder einmal hatte vieles direkt oder indirekt mit den Bäumen zu tun, aber auch weniger spannende Themen gehörten zu diesem Sonntagsprogramm. Es wäre schön, wenn es mir im Laufe des August gelingen würde, die ,,innere Zeit“, wie es Bergson genannt hat, bewusster zu beobachten und auf diesem Umweg wieder mehr von der Zeit zu haben. Niemals hätte ich gedacht, dass ich von dieser verbreiteten Hektik einmal würde beeinflusst werden. Aber sobald man in dieses ökonomisch-soziale Geflecht unserer Gesellschaft eingebunden ist, lässt sich eben diese Hektik kaum noch vermeiden. Ich kann versuchen sie so weit als möglich zu reduzieren. Die Gründe und Motive dafür müssen dann aber auch wieder kommuniziert werden, was Zeit kostet und das Problem nicht gerade entschärft. Auch hier laufen meine Überlegungen wieder auf die Bäume hinaus, denn diese stellen einen geeigneten symbolischen Rahmen bereit, der Zeitlosigkeit denk- und handhabbar werden lässt. Sich auf die Zeit der mitlebenden Bäume einzustimmen kann unter Umständen helfen, einen gesunden eigenen Zeitrhythmus (wieder) zu finden.

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