Jenseits von Alltagszwängen

Die feuchte Kälte kriecht mir in sämtliche Knochen. Obwohl ich hier im Warmen sitze und ganz gut abgelenkt bin, scheint sich ein körperliches Tief anzukündigen. Irgendwie merkt man das, dass etwas nicht stimmt. Ich hoffe nur, es hält sich in Grenzen und wächst sich nicht zu einem dauerhaften Problem aus. Unterdessen komme ich mit meinem aktuellen Projekt gut voran, so dass Land durchaus schon in Sicht ist. Und anderes kündigt sich an, nur der Umfang und was konkret als nächstes kommt, scheint zurzeit noch völlig unklar. Unklar wie so vieles in diesen Zeiten: die Zukunft des Finanzsystems, die Entwicklung des Parteiensystems und der Regierungen, die Balance zwischen staatlicher Förderung und dem Anzapfen des Bürgers. Von moralischen und spirituellen Fragen ganz abzusehen, aber die scheinen derzeit eher in die Ecke des Privaten geschoben zu sein, höchstens noch im Zusammenhang von Großveranstaltungen wie den Kirchentagen überhaupt als medialer Gegenstand aufbereitet. In solchem Klima sind Themen, wie sie dieses Baumtagebuch anspricht, wahrscheinlich am äußersten Rand der Aufmerksamkeit platziert. Aber ich schreibe und gestalte auch vor allem für die, die nicht völlig den Zwängen des Alltags verfallen sind. Dabei bin ich vorsichtig – nicht selten sehe ich mich selber in Gefahr, mich zu stark zu fokussieren. Für die Rollenspiele der Geschäftswelt ist das vorteilhaft. Aber die Seele droht darüber zu verdursten, versucht man nicht, einen Ausglich zu schaffen.

Feigenhoffnung

Der September geht zu Ende, und das Wetter ist novemberlich. So etwas steigt mir in sämtliche Gliedmaßen und verursacht mir Kopfschmerzen. Ich glaube, die Bäume ziehen sich jetzt auch schon zurück, trunken von allzu heftigen Wetterkapriolen. Und die letzte Hoffnung bezüglich des Feigenbaums schwindet dahin. M. und ich haben beschlossen, dass wir die dicksten Feigen ernten und in ihrem jetzt noch grünen Zustand in der warmen Stube lagern. Könnte sein, dass sie nachreifen. Zumindest bei den bereits reifen hat das im vergangenen Jahr ganz gut funktioniert. Ansonsten müsste es nämlich bei der einen und einzigen Vorfeige bleiben, die interessanterweise bis zur vollen Reife herangewachsen war.

Rückzugsbereiche

Es ist seltsam. In manchen Phasen konzentriert sich die handwerkliche Arbeit, in anderen ist in diesem Bereich fast gar nichts zu tun, und die Herausforderungen auf dem Feld der Gestaltung, Programmierung oder des Textens stehen im Mittelpunkt. Schön ist, dass all diese doch so unterschiedlichen Schwerpunkte für mich in einem engen Verhältnis zueinander stehen, verschiedene Formen kommunikativer Arbeit darstellen. Wenn die Abwechslung nicht im Rahmen des Tagesverlaufs möglich ist, und das ist in der Tat kaum realisierbar, da ich mich sonst zu sehr verzetteln würde, dann bringt der Wechsel von Projektphasen die gewünschte Breite. Das ist gut, denn es entspricht meinem Hang zum Interdisziplinären und der Vorliebe für projektbezogenes Arbeit, das einen Verlauf mit vielen Teilphasen und einem Ziel kennt. Nach dem Erreichen des Ziels wartet dann idealerweise die neue Herausforderung, vielleicht mit ganz anderem Anspruch und mit anderen Erwartungen. Aber es gibt auch den Rückzugspunkt, die universale Basis, vor deren Hintergrund Vielfalt und Breite möglich werden. Das ist für mich der engere Kreis der Familie, das sind die Alltagskommunikationen auch über die Familie hinausgehend, und das sind die Bäume und ihre Symbolik. Diese ,,Festpunkte“ sind wichtig, denn auf diese kann ich mich zurückziehen, um das ,,große Ganze“ nicht ganz aus dem Blick zu verlieren, was bei Spezialisierung schnell geschehen ist. Mögen mir diese Rückzugsbereiche und die Energie sie wahrzunehmen und weiterzuentwickeln, auch die Neugier am Beobachten, möglichst lange erhalten bleiben.

Vollreif

Das Licht des Nachmittags war unglaublich. So konnten eigentlich nur die beiden Attraktionen dieser Jahreszeit auf dem Fotoprogramm stehen: Die Pfaffenhütchen und die Hagebutten. Beide faszinieren mich wirklich, und das über Monate hinweg. Ihre Entwicklung offenbart immer wieder neue Facetten und Eindrücke. Die Pfaffenhütchen haben erstmals ihre orangefarbenen Samenkerne freigegeben. Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Die Hagebutten dagegen gehen ihrer Vollreife entgegen und geben den inzwischen fast kahlen Sträuchern ein fast surreales Aussehen.

Reife Pfaffenhütchen

Reife Pfaffenhütchen

Reife Pfaffenhütchen

Reife Pfaffenhütchen

Reife Pfaffenhütchen

Reife Hagebutten

Reife Hagebutten

Reife Hagebutten

Vor der fünften Jahreszeit

Die Hausarbeit und später die Arbeit im Garten und an den Blumen vor dem Haus war heute ein guter Ausgleich für die intensive und recht einseitige Bildschirmarbeit, die praktisch die ganze Woche eingenommen hat. M. und ich haben zusammen die Blumen entfernt, soweit sie verblüht waren und nicht mehrjährig sind, und Herbstblüher an ihre Stelle gesetzt. Andere, wie die Wandelröschen, die Mittagsblume und die Fuchsien zeigen immer noch sehr schöne Blüten und sollen deshalb noch länger bleiben. Auch die Sträucher haben etwas zurück geschnitten, soweit sie übers Jahr allzu sehr aus der Form gewachsen waren. Das jedes Mal eine den ganzen Nachmittag ausfüllende Arbeit, das Kehren der herabgefallenen und vertrockneten Weinlaubblätter als letzte Aktion des Tages inklusive. Auch V. war sehr aktiv und hat weitere 110 Liter Apfelsaft gekeltert, den er nun zu Viez verarbeiten will. Damit ist die Erntesaison für dieses Jahr wohl so gut wie abgeschlossen. Ganz gut so, denn eigentlich ist jetzt schon alles auf Winter und das winterfest Machen eingestellt. Und auch das wird uns noch länger beschäftigen, bis Mitte November dann die fünfte Jahreszeit mit der Vorbereitung des Weihnachtsfestes einsetzt.

Heilsame Bäume des Lebens

,,Wer in einem Zirbenbett schläft, der spart eine Stunde Herzarbeit am Tag!“ So lautet die Aussage einer Buchkurzbeschreibung, die ich heute in der amazon-Werbung gelesen habe. Es geht darin um die heilsame Wirkkraft der Zirbe bzw. ihres Holzes. Leider eine Art, die hierzulande nicht so einfach zu besorgen ist. Sonst würde ich es gerne einmal testen bzw. das Holz in mein Armband-Sortiment aufnehmen. Aber von diesem speziellen Beispiel abgesehen bin ich sicher, dass die Inhaltsstoffe bestimmter Hölzer, wie z. B. ätherische Öle, sich tatsächlich zumindest wohltuend, vielleicht auch gesundheitsfördernd auf den Menschen auswirken. Viel wichtiger aber also solch stoffliche Wirkungen sind für mich die symbolischen Kräfte der Bäume, die in deren Holz weiterleben. Da gibt es unter diesem Gesichtspunkt gesehen eben ,,Lichtbäume“, ,,Mondbäume“, ,,Lebensbäume“, ,,Todesbäume“, ,,Feuerbäume“, ,,Ewigkeitsbäume“, ,,Hoffnungsbäume“, ,,Auferweckungsbäume“, ,,Wunschbäume“. Es sind diese thematischen Implikationen, die mich besonders interessieren. Dieses Interesse teilen offenbar viele Menschen, die ich über meine Wunschbaum- und Baumtagebuchpräsenz erreiche und von denen ich gelegentlich Rückmeldungen oder Erfahrungsäußerungen entgegennehme. Ich weiß, dass die Fäden, die man an diesen Themen aufnehmen kann, geradezu endlos sind. Sie durchlaufen sämtliche Bereiche des Lebens und können uns helfen, mehr über uns selber und unsere sozialen Einstellungen zu erfahren. Es ist die Idee des Spiegels, die ich immer wieder mit den Bäume in Verbindung bringe: Bäume als Spiegel menschlicher Gestalt, Befindlichkeit und menschlichen kulturellen Ausdrucks. Im kommenden Monat soll der Sammelband
Diktynna: Jahrbuch für Natur und Mythos erscheinen, in dem ich einen Beitrag zu diesem Thema veröffentlichen werde. Das Thema an sich ist damit noch lange nicht erschöpft. So bin ich fest entschlossen, es in anderem Rahmen noch ausführlicher zu erörtern. Vielleicht wird irgendwann daraus ein Buch – Über den Baum des Lebens.

Widrige Umgebungsvariablen

Dieser im Blumenhaus W. erworbene Kranz, den wir vor einigen Tagen im Wohnzimmer aufgehängt haben, gefällt uns zunehmend gut. Es sieht einfach sehr edel aus, vor allem wegen der farblichen Stimmigkeit, bräunliche Trockenblüten einer exotischen Pflanze und diese dunkelbraune, seidig glänzende Schleife darüber. Gerade die Asymmetrie macht den Charme des Objekts aus. Und deshalb ist es auch gut, dass wir die Schleife nicht bekürzt haben. Es passt aber auch sehr gut zu dem gesamten umgebenden Raum, der ja auch in der gleichen Farbharmonie gehalten ist. Während ich die Efeublüten aus meinem Fenster blickend begutachte und mich wundere, dass alles in diesem Jahr so spät gekommen ist, kommt die schon gestern wahrgenommene Winterstimmung wieder in mir auf. Weihnachten ist tatsächlich näher als der eigentlich angesagte Herbst. Der Organismus scheint irritiert, und auch die Bäume scheinen sich nicht entscheiden zu können. Von Herbstfärbung ist jedenfalls, außer bei einigen Ziersträuchern, nicht viel zu sehen. Ich hoffe, dass V. für M. eine Schachtel Feigen gekauft hat, bedeutet nicht, dass wir dieses Jahr gar keine eigenen ernten können. Das wäre ein Jammer. Aber jedes Mal, wenn ich zum Baum gehe und den Fortschritt zu sehen, werde ich enttäuscht. Er hat Schwierigkeiten, sich selber einen ,,Ruck“ zu geben. Aber das hat nichts mit seinem Eigensinn zu tun. Es ist eher eine Funktion widriger biologischer Umgebungsvariablen.

Erste Weihnachtsbaumgedanken

Einerseits bin ich heute ganz gut vorangekommen. Andererseits machen mir einzelne Funktionen größere Probleme. Ich hoffe, die Dinge kommen bald besser in Fluss. V. hat erzählt, in den Lebensmittelabteilungen der Kaufhäuser sind schon Weihnachtssachen präsentiert. Kaum zu glauben, das fängt jedes Jahr früher an. Jetzt also schon ganze drei Monate vorher. Und schon denkt jeder angesichts der Frosttemperaturen an Weihnachten, bevor der Herbst richtig begonnen hat. Verrückt, wie sich die Dinge überschlagen. Wenn ich noch für D. K. arbeiten würde, wäre jetzt wahrscheinlich der animierte Weihnachtsbaum-Bildschirmschoner bald wieder an der Reihe. Eine der positiven Reminiszenzen an diese Zeit. Für den richtigen Weihnachtsbaum müssen wohl sowohl J. und W. als auch wir erneut auf die Suche gehen. Das eigene Fichtenstück gibt leider keine guten Bäume mehr her. Die sind so hoch gewachsen, dass die Wipfel kaum noch vom Boden aus zu erkennen sind, und im Übrigen so sehr verwachsen, dass ein eleganter Baum mit ebenmäßiger Form in keinem Fall mehr erwartbar ist. Das Aussuchen letztes Jahr war eigentlich sehr schön, und eine gute Quelle haben wir damals auch ausgemacht. So bin ich jetzt schon gespannt.

Ein Früchte-, kein Blätterherbst

J. hat einen sehr schönen Herbstkranz für sich zu Hause arrangiert. Er enthält Hagebutten, flaumige Waldrebe- und schwarze Ligusterfrüchte. Einen anderen hat sie an transparenten Nylonfäden aufgehängt und zusätzlich mit diesen wunderbar transparent roten Schneeballfrüchten geschmückt. Es sind allesamt Früchte, mit Ausnahme des Liguster vielleicht, die auch im Winter noch an den Sträuchern zu sehen sind. Am längsten hält der Gemeine Schneeball aus. Dessen Fruchtbeeren werden im Laufe des frostigen Winters immer heller und transparenter. Sie sind insbesondere bei Schnee die einzigen Farbtupfer zu dieser Jahreszeit. Und scheinen zu unserem Glück selbst für Vögel nicht sonderlich attraktiv zu sein. Also ein Fruchtjahr, kann man sagen. Voraussichtlich keins der Blätter und typischen Herbstfarben. Die sind hierzulande seltener geworden, was wohl mit den untypischen Klimaverläufen zu tun hat. Schade, da würde ich mir mehr Gleichmäßigkeit und Berechenbarkeit wünschen.

Bunt sind schon die Wälder

Es ist noch nicht ganz so weit. Aber dieser
Titel des Sammelbandes mit Geschichten und Gedichten vom Herbst hat mich sehr angesprochen. Beim ersten Durchblättern habe ich eine Reihe von neuen Prosatexten und mir bisher noch nicht bekannten Gedichten entdeckt, auf deren Lektüre ich mich freue. Denn der Herbst ist zweifellos da, darüber kann auch der Anflug von Altweibersommer nicht hinwegtäuschen. Und dass die Blätter größtenteils noch nicht die typische Herbstfärbung zeigen, liegt an den für die Jahreszeit zu kühlen Temperaturen. Der Wechsel zwischen kalten Nächten und sonnigen Tagen begünstigt ja bekanntlich die Herbstlaubbildung. Aber eben diese sonnigen Tagen fehlen eben zurzeit noch. Mögen sie uns noch vergönnt sein. Und wenn nicht in dieser schönen Spätsommerzeit, dann doch wenigstens bevor der November seine ungemütlichen Fühler vorstreckt. Das wäre gut fürs Gemüt. Und ein gutes Setting außerdem für die Lektüre meines Herbst-Buches.

Ausflug in die Luxuswohnwelt

So schöne Dinge haben wir heute wieder im Blumenhaus W. gesehen. Es ist einfach eine wunderschöne Erfahrung, sich dort aufzuhalten und die Räume zu entdecken. Ein wirklich kreativer Mensch, der außergewöhnliche Formen im Bereich des Blumenschmucks und der Innendekoration schafft. Ich denke, der Erfolg des Unternehmens hängt wesentlich von seiner Persönlichkeit und Ausstrahlung, und natürlich von seinem fachlichen Können und seiner Kreativität ab. Ohne diese kreative Lichtgestalt hätte das Blumenhaus mit Sicherheit nicht diesen exzellenten Ruf. Ein wenig extravaganten Glanz aufzuschnappen und zumindest als Eindruck, vielleicht auch in Form konkreter Gegenstände, mit nach Hause zu nehmen, dürfte die Hauptmotivation der Menschen sein, das Haus immer wieder zu besuchen. Heute war alles auf den Herbst ausgerichtet. Viele sehr erdig anmutende Farbgestaltungen, und neben den bekannten exotischen Trockenfrüchten mit den ungewöhnlichen Formen war diesmal eine Reihe von dekorativen Objekten aus Schwemmholzstücken zu sehen, die zu kreisförmigen Assemblagen zusammengefügt waren. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Objekte zum Verkauf gedacht sind, oder doch eher als Hintergrund der Ausstellung. Jedenfalls fand ich den Kontrast zwischen luxuriösem Silbergeschirr, Kristallobjekten, exklusiven Kränzen und anderen edlen Wohnaccessoires und diesen naturnahen Inszenierungen sehr reizvoll. Es zeigt, dass die Gestaltungen nicht statisch ablaufen, sondern immer wieder neue Ausdrucksformen suchen. Das finde ich Klasse. Und so sahen sich M. und ich nach dem heutigen Ausflug trotz des wenig überzeugenden Verhaltens der Mitinhaberin bei unserem letzten Besuch doch wieder versöhnt.

Also doch noch: der Indian Summer

Das tut richtig gut, nach Wochen miesen Septemberwetters. Heute konnten wir zum ersten Mal den Indian Summer spüren, wie man ihn kennt, eben mit Sonnenschein bei gleichzeitig frischer Temperatur, aber mit diesem warmen Licht, das besonders am späten Nachmittag das Bild der Frühherbstes oder Spätsommers prägt. Nach der Bildschirmarbeit am Vormittag habe ich den Nachmittag genutzt, um ein paar Dinge im Garten in Ordnung zu bringen. Unter anderem zum x-ten Mal den Efeu geschnitten, der schon wieder riesengroße Schüsse gemacht hat. Erst jetzt, nach der Traubenlese, konnte ich diese langen Triebe sehen und erreichen. V. hat seine Trauben vom Bienenhaus gemixt und eingemaischt, auch die, welche W. und J. aus G. mitgebracht hatten. Beide Sorten haben einen niedrigen Öchslegrad, aber sie werden ohnehin später für andere Zwecke verwendet. Die eigenen Haustrauben dagegen werden zu Wein vergoren und reichen V. das ganze Jahr über als Getränk zu den Hauptmahlzeiten. Damit ist der größere Teil der diesjährigen Erntesaison abgeschlossen. Das wohl erfreulichste Ereignis des Tages aber ist der Brief von jener Kasse, die meine Zugehörigkeit zur Gruppe der Künstler und Publizisten anerkannt hat. Das wird das Leben in vielen Bereichen leichter machen. Ein Signal, das sicherlich genau zur rechten Zeit kam. Ich bin sehr froh darum.

Gemäßigte Privilegien

Immerhin hat die Meteorologin das Wort ,,Altweibersommer“ doch noch einmal in den Mund genommen, als es um die Wettervorhersage für nächste Woche ging. Offenbar besteht Hoffnung, dass die letzte Septemberwoche doch noch einen Ausgleich für diesen unglaublichen Wintereinbruch bringt, der uns zurzeit heimsucht. Und das in den gemäßigten Breiten. Was müssen Menschen in klimatisch unruhigen Regionen, wie zurzeit etwa in Tahiti mitmachen, wenn sie nie ihres Lebens sicher sein können. Und gleichzeitig nichts dagegen ausrichten können. Von den Naturgewalten abhängig zu sein, können wir uns hier wohl so nicht vorstellen. Insofern ist auch das Hauptthema dieser Webinitiativen um Wunschbaum und Baumtagebuch ein Kind der gemäßigten klimatischen Verhältnisse hierzulande. In anderen Teilen der Erde wären solche Reflexionen undenkbar, gar nicht im Bereich des Vorstellbaren angesiedelt. Ich bin froh hier zu leben. Nie hätte ich sonst diese ungeheure symbolische Kraft der Bäume kennen gelernt. Und welch ein Verlust wäre das.

Ein gutes fotolia-Jahr

Manchmal konzentrieren sich die Dinge in merkwürdiger Weise, und man fragt sich, ob es etwas zu bedeuten hat. Nicht immer kann ich die Sychronizität erkennen, wenn sie auch vielleicht irgendwo verborgen liegt. Heute haben gleich vier Firmen sich für mein fotolia-Portfolio
interessiert. Es sind interessanterweise immer dieselben Aufnahmen, die Gefallen finden: die Baumscheibe des Kiefernstammes, das Weihnachtsengelfoto, die Herbstblätter. Zum Ende November hin wird dann die Nachfrage nach den adventlichen und weihnachtlichen Motiven noch einmal zunehmen. Ich hoffe, diesmal werden auch meine nach dem letzten Weihnachtsfest neu fotografierten Motive, meist Weihnachtsbaumobjekte, auf Interesse stoßen. Mit ist aufgefallen, dass einige der Weihnachtsbaumsymbole, die in den Vorjahren auf den vordersten Suchseiten platziert waren, im Verlaufe des Jahres ganz weit nach hinten gerutscht sind, so weit, dass ich sie kaum mehr finden konnte. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass einerseits über die Sommermonate der Bedarf naturgemäß nicht so hoch ist und andererseits während dieser Zeit viele neues Material hochgeladen haben. Wie auch immer, die ,,Star-Motive“ werden sicherlich wieder nach vorne rutschen. Oder die eigentlich ganzjährigen Erfolgsbilder werden über die Links zu ähnlichen Motiven derselben Serie führen, die sich dann automatisch wieder nach vorne schieben. Insgesamt scheint das ein gutes fotolia-Jahr zu werden. Und wie ich gelesen habe, ist fotolia ja jetzt auch zu Deutschlands größtem Stockfoto-Portal avanciert. Es ist schön dazuzugehören.

Rückzugsgedanken

Bei den Blumen weiß man nicht so genau, ob man sie genau so intensiv gießen soll wie den Sommer über, oder ob ihnen die Feuchtigkeit wegen der Nachfröste doch eher schadet. Zumindest der Wandelröschenstock hat heute jedenfalls sehr die Blätter hängen lassen. Es scheint, er ist erschrocken angesichts des fast winterlich anmutenden Temperaturabsturzes. Eine weitere Verrücktheit in diesem durchweg unberechenbaren Wetterjahr. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir im letzen Jahrzehnt keinen Indian Summer hatten. Die zweite und dritte Septemberwoche, manchmal auch schon die erste und später noch die letzte Woche des Monats September waren immer von dieser einmaligen spätsommerlichen und doch schon an Herbst erinnernden Wärme gekennzeichnet. Diese besondere Wärme, die wohl jeder schon einmal erlebt hat, bildet zusammen mit dem rotbraungoldenen Herbstlaub das typische Herbst-Feeling. Bei diesen Erscheinungen weiß jeder: Wir können uns jetzt auf die letzten warmen Tage freuen, bald fallen die Blätter, die gerade dabei sind, ihr Chlorophyll aufzulösen, wodurch die roten Blattfarbbestandteile hervortreten und die Blätter gleichzeitig brüchig machen. Und wenn sie nach diesen meist gemütlich wirkenden Tagen alle heruntergerfallen sind, dann ist eben Winter. Dann stehen die Bäume in ihrem reinen Stamm-Äste-Gerüst vor uns, und wir selber sehen uns geneigt, uns zurückzuziehen. In uns selber meist, in den engeren Kreis der Familie und Freunde. Und diese Entwicklung geht weiter bis zum Tag der größten Dunkelheit, der auch gleichzeitig die Wende markiert und den Aufbruch ins neue Jahr signalisiert. Man glaubt es kaum, aber tatsächlich: Weihnachten ist in spürbarer Nähe.

Holz und die wärmere Jahreszeit

Kaum Zeit, einen Fuß vor die Tür zu setzen. Am Abend hat W. seine Holzauflagen für die Hollywoodschaukel eingeladen und wird sie mit nach G. nehmen. V. hat sie vor einigen Wochen aus Eichenbrettern neu angefertigt und anschließend mit einem Öl gestrichen. Sieht gut aus, und wird vermutlich lange halten, ohne dass der Regen ihnen etwas anhaben kann. Eiche eignet sich dafür eben sehr gut. J. meinte nur, V. hätte sich doch nicht so beeilen müssen mit dieser Arbeit, jetzt wo der Winter naht und ohnehin niemand mehr die Möglichkeit, die Schaukel zu nutzen. Aber ihm geht es eben mir, während des Sommers macht solche Arbeit mehr Spaß. Holzarbeit ist Arbeit für die wärmere Jahreszeit.

Zeit entschleunigen

Ein intensiver Arbeitstag, der mich kaum vom Bildschirm weggeführt hat. Immerhin, der erste Schub des diesjährigen Rotweins ist bereits eingekellert. V. hat die Maische heute früh schon gekeltert, am Vormittag dann haben wir das große Fass mit vors Haus geschoben und mit der kurzen Schlauchleitung dann alles in die Kellerbehältnisse umgefüllt. Was noch fehlt, ist es Ertrag der Weinstöcke, die ums Bienenhaus herum wachsen. Das sind eine Menge, und so werden die 200 Liter sicherlich letztlich auf annähernd 400 anwachsen, zumal auch hier bei uns noch weiße Trauben wachsen, die für die Lese noch zu unreif waren. Da kommt also noch einiges nach. Ja, und die Apfelernte steht auch noch aus. Ich schätze allerdings, dass ich dieses Jahr nicht allzu viel davon mitverfolgen kann. Die Zeit scheint mir davon zu laufen. Ich glaube, wie M. gestern auch noch mal angemerkt hat, die Lebenszeit vergeht tatsächlich schneller als früher, es ist nicht nur eine Frage der ,,subjektiven Zeit“ im Sinne Bergsons. Wir leben in einer irgendwie beschleunigten Zeit. Vielleicht hängt das ja mit der stetig wachsenden Anzahl von Möglichkeiten zusammen, die immer mehr (Zeit-)Aufwand produziert, wenn wir versuchen, das richtige zu wählen und weiter zu verfolgen. Meine Baumreflexionen und -beobachtungen haben u. a. diesen Sinn: Die Zeit zeitweise zu entschleunigen, um sie wieder bewusster und gewinnbringender wahrnehmen zu können.

Herbststrukturen

Das Licht an diesem schönen Septembertag musste ich einfach auskosten, nach tagelangem Dauerregen und dieser enormen Dunkelheit, die schon eher an den tiefsten Winter, mindestens aber an Novemberwitterung erinnern ließ. Der Spaziergang verlief nicht sehr weit, nur etwa die Hälfte meiner üblichen ,,Saarstrecke“, aber dafür mit vielen Eindrücken, in denen sich mir die frühherbstliche Vegetation offenbarte. Jetzt kommen sie doch noch, viel später als im Vorjahr, die Pfaffenhütchen, aber immer noch nicht mit geöffneten Fruchtkapseln, aber auch geschlossen in absolut und immer wieder faszinierender Farb-Form-Einheit:

Pfaffenhütchen 2008

Pfaffenhütchen 2008

Pfaffenhütchen 2008

Pfaffenhütchen 2008

Daneben reflektieren die Hagebutten das warme und manchmal blendende Licht. Die Fruchtkapseln haben für mich etwas sehr Geheimnisvolles, changieren je nach Ansicht irgendwo zwischen prahlender Extrovertiertheit und scheinbarer Aggression, wogegen bloß? Die Anmutung liegt wohl einfach in ihrer Art begründet.

Hagebutten 2008

Hagebutten 2008

Hagebutten 2008

Viele der Heckenrosen bewirten in diesen Tagen Schlafäpfel, die mit lichter werdendem Blattwerk immer deutlicher sichtbar werden:

Schlafafpel 2008

Der Herbst kündigt sich auch schon in vom herab fallenden und sich zersetzenden Laub glitschigen Straßen und Gehwegen an. Das regennasse Herbstlaub zeigt häufig markante Strukturen.

regennasses Herbstblatt

Gärten als Kommunikationsmittel

Ich bin froh, dass M. heute bei Frau J. in S. war, denn das hat ihr über die aktuelle Angst hinweg geholfen, es könne sich bei ihren Beschwerden um etwas Schlimmes handeln. Natürlich, weniger unangenehm wird es dadurch nicht, aber der hellsichtige Blick kann doch die Ungewissheit lebbarer gestalten. Während ihres Besuchs habe ich mir im Stadtteil die Beine vertreten. Bei dem Dauerregen nicht die reinste Freude, aber die Atmosphäre dort ist sehr angenehm, besonders in diesen speziellen Straßenzügen. Sehr ruhig und nah an Wiesen und Wald. Richtig erstaunt bin ich immer wieder über die sagenhaften Vorgärten der Menschen. Wie viel Mühe sie sich geben mit ihren Blumen, Bäumen, Hecken und Dekorationen. Einer der Gärten war die reinste Blumenoase, bei deren Anblick man den kühl nassen Spätsommer hätte vergessen können. Aber auch andere Gärten haben mich beeindruckt, etwa der um ein Haus, das zu einem Förster gehören könnte. Jedenfalls hat der Besitzer die Buchshecken davor mit viel Formgefühl aufwändig geschnitten, mit sequentiell angeordneten ,,Zinnen“, die der ansonsten geradlinig verlaufenden Hecke eine ausgefallene Anmutung verleiht und die Qualität des Hauses zusätzlich hervorhebt. Wer so viel Zeit und Energie nicht aufbringt, hat vielleicht nur eine gerade Hecke aus Eibe oder Hainbuche gepflanzt. In den meisten Fällen aber sind diese privaten Pflanzungen direkt am eigenen Wohnhaus mit außerordentlich viel Liebe angelegt. Ich glaube, die Pflanzen, welcher Art auch immer, haben eine ausgleichende Wirkung auf die Menschen. Sie erzeugen einen ganz privaten, lebendigen Rahmen um das eigene enge Wohnumfeld herum, der dem Alltag Glanz verleiht, nicht zuletzt, weil er Ausdruck der persönlichen Handschrift ist, der kommunikative Wirkungen erzielt. Gärten als Kommunikationsmedien, das wäre vielleicht ein ganz neuer Gegenstand für weitere Forschungen.

Kondensiertes Licht

Es ist ganz gut, wenn sich die handwerkliche Arbeit am Holz auf den Sommer konzentriert. Dieses Jahr war das ganz deutlich so. Denn mit dem Licht geht und fällt auch die Lust an dieser Arbeit. Kein Wunder, ist Holz doch so etwas wie kondensiertes Licht, das die Bäume während ihrer Lebenszeit erzeugen und uns über ihren eigenen Tod hinaus zur Verfügung stellen. Ein faszinierender Gedanke, und eigentlich auch die Grundidee und -motivation hinter den Lebensbaum-Armbändern. Natürlich geht es um die Energie des Baumes, die im Holz quasi aufgehoben ist. Wenn der Träger auf diese Art mit dem Baum eine unsichtbare Verbindung aufbauen kann, wäre der Zweck der Initiative erfüllt. Ich weiß, dass die meisten Käufer das Produkt so einordnen. Und das kennzeichnet den Wunschbaumshop als ein im eigentlichen Sinne kommunikatives Projekt.

Unverwechselbarer Herbst

Die Feigen wollen und wollen einfach nicht. Es ist unglaublich, dass uns bei so vielen Früchten dieses Jahr wohl der Genuss verwährt bleibt. Oder sollte in der kommenden Woche doch noch der Altweibersommer richtig durchbrechen? Ich zweifle sehr daran. Und so stelle ich mich schon insgeheim auf die Herbstzeit ein. So scheint es anderen auch zu gehen, wie ich an der zunehmenden Zahl von Menschen erkennen kann, die aus meinem fotolia-Repertoire weihnachtliche Motive herunterladen. Offenbar ist man in Agenturen und Redaktionen bereits auf diese Festzeit vorbereitet und sammelt bereits kräftig Material. Landwirtschaftlich ist sogar eher schon Winter angesagt. Nach der Traubenlese, die bei uns immer sehr früh ausfällt, gibt es eigentlich nicht mehr viel zu tun. Die Apfelbäume tragen dieses Jahr nach langer Zeit einmal wieder viele Früchte. Immerhin, Zwetschgen dagegen waren dieses Jahr Mangelware. Diese Dinge sind nicht berechenbar, jedes Jahr hat seinen eigenen, ganz besonderen Verlauf, der von Witterungsbedingungen, Wärme-, Kälte-, Regenphasen, dem Grad des Insektenbefalls und vermutlich weiteren Faktoren abhängt, die man gar nicht genau eingrenzen kann. Wünschen kann man sich dennoch jederzeit etwas. Und ich wünsche mir einen Herbst mit viel wärmender Sonne am Spätnachmittag. Das ist in meinen Augen Zeichen einer typischen Herbststimmung. Damit lässt sich die Jahreszeit in unverwechselbarer Weise erleben.

Erstes Herbstlaub

Erstes Herbstlaub
Ich bin froh, mit meinem aktuellen Webprojekt Fortschritte zu machen. Jetzt kann ich endlich loslegen. Dieser Eintrag ist der erste reale Test für meinen neuen Bildschirm, der bereits einen Tag nach der Bestellung eingetroffen ist. An die größere Helligkeit dieses 19“-Formats muss ich mich erst gewöhnen. Zurzeit blendet es mich noch, obwohl ich die voreingestellte Helligkeit schon erheblich reduziert habe. Aber ich schätze, in ein paar Tagen werde ich mich daran gewöhnt haben, und dann werde ich die Vorzüge dieses größeren Fläche und der damit auch größeren Anzeige zu schätzen wissen. Vor allem bei der Grafik- und Bildbearbeitung wird das sicherlich Vorteile bringen. Die Websites sehen jedenfalls auf diesem Schirm schon klasse aus. Also jeden Tag etwas Neues, und heute kam nach einer kleinen Flautephase auch einmal wieder ein Wunsch. Scheint so, dass der September nicht nur das erste Herbstlaub bringt, sondern auch wieder mehr Lust an der Natur. Wenn in diesem Zuge auch ein paar Bestellungen anfallen, wäre mir das ganz recht.

Weinlese als Familienritual

Früher hatte das etwas deutlich Feierlicheres. Die ganze Familie war beteiligt, ein richtiges Event, das in der Regel auf einen Tag begrenzt war. Seit Jahren ist es vor allem eine Arbeit für V., und ich helfe ihm dabei, soweit ich es zeitlich einrichten kann. Diesmal war ich an der Lese selber aber gar nicht beteiligt, sondern habe mich auf das Zusammentragen des Laubs beschränkt, das ich am Nachmittag zu einem großen Haufen aufgetürmt habe. Das wird jetzt erstmal trocknen und dann später gehäckselt zum Kompost kommen. Der Ertrag ist nicht der beste, eigenartig eigentlich, wo doch so viel Regen und ganz ordentliche Temperaturen hinter uns liegen. Auch das Laub ist nicht so üppig ausgewachsen, wie wir es sonst kannten. Möglicherweise sind einige der Rebstöcke, die bei uns enorm lange Triebe bilden, doch schon zu alt und werden bald eingehen. Wirklich schlimm ist das nicht, denn V. zieht sich parallel immer wieder neue heran, die später die Lücke füllen können. Für den Eigenbedarf an Rotwein wird es aber allemal reichen. Ich bin vor allen Dingen froh, dass es uns gelingt, diese Rituale beizubehalten und wünsche mir, dass das noch lange so bleibt. Denn es gehört zur Geschichte unserer Familie unbedingt dazu. Und wie sollte es auch sein – wieder einmal ein Baum-Thema, sofern man das Gehölz des Weinstocks in diese Art einordnen möchte.

Septemberlicht und Frühherbstwärme

Das gestrige Vorhaben, eine Kurzrezension zu Helmut Schreiers Buch ,,Bäume. Streifzüge durch eine unbekannte Welt“ zu verfassen, konnte ich heute gleich umsetzen: Wunschbaum-Rezension. Habe diesen Text auch bei amazon eingereicht. Das ist dann seit Jahren wieder die erste Rezension in der Reihe meiner baumzeit-Kommentare. Ich hoffe, dass ich dadurch neue Anstöße für den brach liegenden Stapel an Baum-Büchern finde, der nicht kleiner werden will. Draußen machen die Feigen durch ihr mäßiges Wachstum eine immerhin minimale Hoffnung darauf, dass sie vielleicht doch noch reif werden könnten. Aber nur, wenn die Anflüge von Indian Summer, die wir heute erleben durften, wirklich Kontinuität erhalten und uns einige Wochen wunderbares Septemberlicht und Frühherbstwärme vergönnt sein wird. Passend zu dieser Hoffnung hat V. heute mit der Lese unserer roten Weintrauben begonnen. Etwas früh, wie immer, aber auch notwendig, da die Wespen keine Ruhe lassen und viele Trauben ohnehin schon aufgefressen haben. Ob wir dieses Jahr eine gute Qualität des Weins haben werden, scheint unsicher, gerade weil es zwar recht feucht, aber doch mäßig sonnig war. Ich bin gespannt, was die Oechsle-Messung als Ergebnis bringt.

Ein ruhiger Lektüresonntag

Heute ging es mir wesentlich besser als am Vortag. Da das Wetter aber wieder in Dauerregen überzugehen drohte, habe ich meinen kurzen Spaziergang bereits am Vormittag unternommen. Zuvor hatte ich meine Recherchen bezüglich eines neuen (Flach-)Bildschirms fortgesetzt und zu einem hoffentlich erfolgreichen Abschluss gebracht. Und der Nachmittag war endlich einmal wieder allein der Lektüre gewidmet. Das Buch von Richard David Precht mit einem recht kurzweilig geschriebenen Parcours über die gesamte Philosophiegeschichte ist ein guter Stoff für ruhige Sonntagnachmittage. Und den Band von Helmut Schreier mit dem etwas irreführenden Titel“ Bäume. Streifzüge durch eine unbekannte Welt“ habe ich nach Monaten, in denen ich immer nur kleine Abschnitte genießen konnte, ebenfalls zu Ende gelesen. Dieses Buch ist wirklich toll, vor allem bewundere ich den Autor und seine geradezu uferlose Belesenheit und Erfahrung mit nahezu allem, was mit Bäumen zu tun hat. Hier wie an anderen Orten der Erde. Im Alltag betrachtet wie durch die Brille des Wissenschaftlers gesehen. Ein so großes Spektrum an unterschiedlichen Beiträgen rund um das Megathema ,,Bäume“ ist darin aufgespannt, dass man sich kaum vorstellen kann, das Sujet noch vielfältiger und kenntnisreicher aufzubereiten. Da kommt dann auch eine gehörige Portion Leidenschaft zum Vorschein, aus der ich vieles von dem wieder erkenne, was mich selber mit den Bäumen verbindet. Dieser vor Jahren schon bei 2001 gefundene Band ist wirklich eine Bereicherung, zu der ich in den kommenden Tagen noch eine Rezension schreiben möchte.

Ein abwesender Tag, einmal ohne Bäume

Dieser Tag hatte einen eigentümlich abwesenden Charakter. Der Tag an sich und vor allem ich, der ich nicht so richtig zu mir kommen wollte. Ich hoffe, das ändert sich schnell. Aber gerade an solchen Tagen, die die Routine unterbrechen, kommen manchmal ungewöhnliche Gedanken und Themen zum Vorschein. In diesem Fall war es die Frage, wo Ms Vater, mein Opa, den ich nie kennengelernt habe, im 2. Weltkrieg gefallen ist. Und im Zusammenhang damit der Wunsch Ms, diesen Ort selber einmal aufzusuchen. Im Kaukasus, so heißt es, sei dieser Ort zu finden, und es ist auch ein Ortsname bekannt, der aber in dieser Schreibweise heute nicht mehr gültig ist und in ähnlicher Schreibweise gleich vier Mal vorkommt, darunter nur einmal in Russland und mehrmals in anderen Republiken, wie der Ukraine. Nun ist also zunächst unklar, wo sein Grab genau gefunden werden kann und wir werden über die Deutsche Kriegsgräberfürsorge versuchen, Näheres heraus zu finden. Ich wünsche es M. sehr, dass sie darüber Gewissheit gewinnt, und dass sie sich ihren Wunsch auch erfüllen kann. Ich will mich bemühen, sie dabei zu unterstützen, so gut es geht. Denn ,,Heimatsuche“, wenn auch in einem abstrakteren Sinne, ist auch für mich ein Thema, dieses Gefühl, noch nicht angekommen zu sein, von etwas Wichtigem abgeschnitten zu sein. Für M. war das besonders schlimm, da sie einige Jahre später auch noch ihre Mutter verloren hatte, ein Verlust, der nie mehr zu ersetzen ist. Und auch ich bedauere sehr, die beiden Großeltern nicht erlebt zu haben. Wer weiß, wie das unser aller Leben beeinflusst hätte. Zu meinen sonstigen Verwandten verbindet mich nämlich nicht allzu viel. Möglicherweise ist diese Gräbersuche für uns ein Weg, Verlorenes und nie wirklich Erlebtes zumindest symbolisch zurückzuholen.

Der Baum als Symbol der Beständigkeit

In dem Café, in dem Frau M. jetzt arbeitet und das wir heute einmal besucht haben, wird zurzeit eine Ausstellung mit Aktmalereien einer saarländischen Künstlerin gezeigt. Die sind so ,,stimmig“ zur Inneneinrichtung, dass man versucht ist, sie als ,,Baumhaus-Dekoration“ einzuordnen, auch wenn das dem Niveau und dem Anspruch der Künstlerin möglicherweise nicht gerecht wird. Aber die Auswahl des Settings ist eben miteinscheidend für die Rezeption. Ein Bild stach deutlich von dieser an den Wänden platzierten Reihe ab. Ein reliefartig mit stark pastosem Farbauftrag versehenes Bild, das auf dem Boden stand und sehr plastisch einen Baum in Szene setzte. Auf den ersten Blick hätte ich gesagt: kitschig. Und doch hat mich das Motiv allein gewissermaßen besänftigt und, wie so häufig bei eigentlich kitschigen Dingen, konnte ich in ihm dann durchaus eine ästhetische Eigenständigkeit wahrnehmen, die in der Atmosphäre und der besonderen Situation, dem Wiedersehen mit einer ehemaligen Arbeitskollegin, einen runden Eindruck ergab. Der Baum als Heimatsymbol oder als Symbol der Beständigkeit bei gleichzeitiger Weiterentwicklung? Die Symbolik der Bäume ist eben vielschichtig und so universal in uns verankert, dass sie sogar in solchen Alltagssituation einen Zauber zu erzeugen vermag. Jedenfalls für den, die sie zu lesen weiß und unter die Oberfläche zu blicken vermag.

Unvorhersehbarkeit ist Regel geworden

Auch der Efeu kommt in diesem Jahr nicht so richtig in die Gänge. Die Blüte jedenfalls fällt ausnahmsweise sehr unauffällig aus, fast unbemerkt, was in den Vorjahren gänzlich anders war. Verrückt, wie unterschiedlich die Pflanzen sich entwickeln, je nach Witterungsverläufen, Durchschnittstemperaturen und der jeweiligen Ausprägung der Jahreszeiten. Die frühere Beobachtung hat sich auch 2008 bestätigt. Dass nämlich die Jahreszeiten tendenziell ihre Abgrenzung verlieren. Natürlich, dieser Sommer war phasenweise auch sommerlich, aber das durchgängige ,,Mokka-Klima“, wie ich es als Kind gerne genannt habe – damit meinte ich ein ganz bestimmtes hochsommerliches Klima – gibt es heute gar nicht mehr. Es ist einer Kontinuität des Unerwartbaren gewichen. Damit liegen Klima und Wetter auf derselben Ebene wie die sozialen, kulturellen und moralischen Dimensionen. Die Unvorhersehbarkeit bei gleichzeitig ausgeuferter Vielfältigkeit und Vernetzung ist eines der charakteristischsten Settings unserer Lebenswelt geworden.

Mehr Zeit für Sprache

Erst jetzt ist mir das Alverde-Heft für August in die Hände gefallen. Ich genieße es jedes Mal, besonders, aber nicht nur wegen der a tempo – Einlage. Es sind vor allem die Themen und die unaufgeregte Art der Darstellung, die mich interessieren. Da werden meist weite Bögen gespannt, wenn man die Reihe der Beiträge betrachtet. Und doch ist jeder Beitrag schön fokussiert und offenbart in dieser klaren thematischen Begrenzung oft überraschende Perspektiven. Das zweite ist die Sprache, die von lockerer Werbesprache bei produktbezogenen Artikeln bis zu philosophischer Sprache reicht, die meist abstraktere Sujets mit psychologischem, gesellschaftstheoretischem oder soziologischem Inhalt in Form bringt. Es wird in Zukunft wieder wichtiger für mich sein, die verschiedenen Formen des Sprachgebrauchs in professioneller Kommunikation aufmerksam zu beobachten. Einfach um selber ein breites Spektrum bereit halten zu können. Das kann dann in Baum-Texte einfließen. Sicherlich aber auch in sachbezogene Texte aus anderen Feldern, die ich im Auftrag in Werbung- und Marketingkampagnen einbringe.

Spaziergänge mit Nachwirkung

Während der Woche sind mir die schönen Eindrücke von rot leuchtenden Strauchfrüchten und sattgrünen Wiesen meist vorenthalten. Dem begegne ich oft nur während der ,,Tankphasen“ der Wochenendspaziergänge. Während der dreieinhalb Jahr in B. und der sieben Jahre in D. war das anders. Da war der Mittagsspaziergang selbstverständlicher Bestandteil des Arbeitstages. Auch wenn er nur ein halbe Stunde dauerte, er gehörte dazu. Um den Kopf frei zu machen nach ununterbrochener Schreibtischarbeit und anstrengender Kunden- oder Kollegenkommunikation, war das genau die richtige Lösung. Vor allem in D. habe ich später die Zeit gleichzeitig zum Fotografieren der vielen Stadtbäume und ihrer Blätter, Blüten, Früchte und Rinden genutzt. Eine Zeit, in der die besten Aufnahmen überhaupt entstanden sind, denn im innerstädtischen Umfeld mit seinen Parkstreifen und Vorgärten lässt sich Natur, enggeführt am Beispiel der Bäume, am allerbesten studieren und eindrucksvoll festhalten. Wenn es etwas ist, das ich aus dieser Zeit vermisse, dann sind es diese kurzen Spaziergänge auf immer gleichen Wegen, die dennoch auch nach Jahren nie langweilig wurden. Im Gegenteil, die im Wechsel der Jahreszeiten, abhängig von Stimmungen und Witterungen, eine schier unendliche Variationsbreite an Erscheinungen offenbarten. Eine Bereicherung, die nachwirkt, bis auf den heutigen Tag.

Beitrag zu Natur und Mythos

Es ist ein Buch, das unter dem Titel „Diktynna. Jahrbuch für Natur und Mythos“ demnächst in der Edition ARNSHAUGK erscheinen wird. Eine der treibenden Kräfte des Projekts hat mich eingeladen, einen Beitrag beizusteuern. Ganz klar ist noch nicht, welcher es sein wird, aber immerhin stehen zwei in engerer Wahl: ,,Lebensbaum und Lebenslauf“ sowie ,,Bäume als Spiegel. Über ein Lebenssymbol“. Ich finde, beide passen auf das Thema des Jahrbuchs, letztlich aber wird wohl die konzeptionelle Ausrichtung des Bandes entscheiden, welcher abgedruckt wird. Und vielleicht sind es ja sogar beide. Ich bin sehr gespannt und freue mich darauf, denn das Thema liegt mir sehr am Herzen. Und es in einem erweiterten Themenrahmen zu präsentieren, ist doch eine anregende Sache.

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