Für eine Neufassung des Wunschbaum-Klassikers
Die grundlegenden Themen rund um die Baumsymbolik sind schon eine zeitlose Sache, wie ich immer wieder auch mit Blick auf die…
Der virtuelle Wunschbaum war für mich gegen Anfang des 21. Jahrhunderts der persönliche Auftakt einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema Baum, insbesondere mit der Symbolik und Ästhetik des Baums als Lebewesen und auch verschiedener Baumarten. Gebündelt habe ich meine Beobachtungen, die eigenen Texte und Fotografien, Textsammlungen und interaktiven Angebote mit Bezug zum Thema in einer Website, die unter der Domain wunschbaum.de seitdem erreichbar ist. Ich freue mich, dass ich diese Präsenz seit über 20 Jahren weiterentwickeln und damit am Themenfeld Interessierte erreichen kann. Viele Rückmeldungen, Anfragen und ein reger Austausch über einzelne Themenbereiche der Seite zeugen davon, dass der Baum als archetypisches Lebenssymbol im Leben der Menschen nicht unerhebliche Bedeutung hat und Wirkung entfaltet.
Wenn man den Baum nicht nur als Lebewesen, sondern auch als Symbol und Bedeutungsträger betrachtet, öffnet sich ein außerordentlich spannendes Themenfeld. Dabei geht es letztlich um das Verhältnis zwischen Mensch und Baum, um Gemeinsamkeit und Interaktion, und um eine Möglichkeit, menschliches Wahrnehmen, Empfinden und Denken im Spiegel der Bäume als koexistierende Lebewesen zu betrachten. In der Beschäftigung und der Begegnung mit Bäumen wird der Mensch letztlich auf sich selbst zurückgeworfen, auf die Spur einer besonderen Form der Selbstbeobachtung geführt. Kaum jemand, der sich dafür interessiert und sich einlässt, kann sich der symbolischen und emotionalen Kraft der Bäume entziehen. Eng gefasst ist das Baum-Mensch-Verhältnis im Lebensbaum-Begriff, den ich in eigenen Texten thematisiert und in verschiedene Bedeutungsfacetten aufgelöst habe. Die Idee des Lebensbaums ist auch im neuzeitlichen Konstrukt des keltischen Baumkreises ausgeformt, den ich in einem Text auf seine aktuelle Relevanz untersucht habe und aus dem eine Produktgruppe im Rahmen der Wunschbaum-Manufaktur hervorgegangen ist.
Der Titel des Projekts „Wunschbaum“ bezieht sich ebenfalls auf den Lebensbaumbegriff und das vielfältige enge Verhältnis zwischen Bäumen und Menschen. Er macht zudem einen besonderen Aspekt dieses Verhältnisses begreifbar, nämlich das starke Lebenssymbole wie der Baum Spiegel und Reflexionsflächen für menschliches Denken und Empfinden sein können. Die vielen Parallelen der beiden Lebensformen machen es möglich, dass Menschen auch ihre Wünsche mit einem Baum verknüpfen, sie möglicherweise an einem Baum artikulieren. Daraus sind die realen Wunschbäume in aller Welt entstanden, die dem Wünschen der Menschen in seiner Umgebung ein Forum und eine Verstärkung geben. Oft werden Wunschbäume auch im pädagogischen Zusammenhang als interaktives Konzept verwendet. Meine Wunschbaum-Website enthält einen Text zur Idee des Wunschbaums, der ihn als zeitlose Artikulationsmöglichkeit auffasst. Seit 2003 bietet die Seite Besuchern aber auch die Chance, ihre Wünsche an den virtuellen Wunschbaum zu senden. Alle ernst gemeinten, auf personenbezogenen Daten verzichtenden und moralische Grundregeln akzeptierenden Wunschäußerungen werden nach redaktioneller Prüfung veröffentlicht. Im virtuellen Wunschbaum der Zeit seit 2003 offenbart sich so ein breites Spektrum unterschiedlicher Wunschäußerungen, die sich zu manchen Zeiten verdichten, in anderen lockern und langfristig so ein Spiegelbild der Zeitumstände und der Rolle des Wünschens selbst ergeben.
Baumgedichte gehören zu den beliebtesten und, wenn man so will, gesuchtesten Textformen und Medien überhaupt, die den Baum als Symbol in den Mittelpunkt stellen. Aus diesem Grunde habe ich auf wunschbaum.de eine Sammlung klassischer Baum-Gedichte integriert und jedes dieser Gedichte mit einer stimmigen Grafik illustriert. Daneben ist eine Auswahl von Baumgedichten zeitgenössischer Autoren zu sehen, die mir ihre Texte freundlicherweise zur Veröffentlichung auf der Wunschbaumseite überlassen haben, da sie das thematische Umfeld auf der Website stimmig finden. Es ist offensichtlich, dass die Baumgedichte als verdichtete Textformen besonders geeignet erscheinen, die emotionale Tiefe und symbolische Kraft der Bäume zum Ausdruck zu bringen. Ich freue mich deshalb, von Zeit zu Zeit neue Gedichte ergänzen zu können, die immer wieder besonders viele Leser anziehen.
Am Brunnen vor dem Tore
Da steht ein Lindenbaum;
Ich träumt‘ in seinem Schatten
So manchen süßen Traum:
Ich schnitt in seine Rinde
So manches liebe Wort;
Es zog in Freud und Leide
Zu ihm mich immer fort.
Ich mußt‘ auch heute wandern
Vorbei in dieser Nacht,
Da hab‘ ich noch im Dunkeln
Die Augen zugemacht.
Und seine Zweige rauschten,
Als riefen sie mir zu:
Komm her zu mir, Geselle,
Hier find’st du deine Ruh!
Die kalten Winde bliesen
Mir grad ins Angesicht,
Der Hut flog mir von Kopfe,
Ich wendete mich nicht.
Nun bin ich manche Stunde
Entfernt von jenem Ort,
Und immer hör‘ ich’s rauschen:
Du fändest Ruhe dort!
Wilhelm Müller (1794-1827)
Immer in dieser Erde, immer an dieser Stelle
Als du dein durchsichtiges Herz mir zum Herzen machtest
Empfing ich des Nachts der Sterne Licht und gewann Willen
Wenn die Natur des Juli heranrollt
Dann wirst du der anderen Schatten und breitest deine Wurzeln über die kleinen Wunden des Lebens
Tiefes Vertrauen bei jedem Anblick
Trägst in dir das geliebte Grün
Schaue wieder hin und ändere meine Sprache
Jetzt bin auch ich dein Freund, zweifelsfrei
Sanftes Grün breitest du aus
Baum, der in die Herzen aller blüht und welkt
Während du neue Gesichter trugst
Haben deine Blätter mich aufgerichtet
Regen fällt und Sonnenstrahlen breiten sich über die ganze Welt
Am Tag, da sich dein Laub fein häuft
Will ich schreiben auf der schönsten Karte für den liebsten Menschen von dem Baum, der du bist.
© SEONG Myong Sun
(koreanische Dichterin, geb. 1968)
Übersetzung: Albrecht Huwe
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