Ein spezielles Aufmerksamkeitsdefizit als Merkmal dieser Zeit

Seltsam, auch in dieser ungewöhnlich langen spätwinterlichen Sonnenphase, es dürften ja tatsächlich schon zehn Tage mit fast an Frühsommer erinnernden Sonnenstunden sein, ist ein Interesse an der Symbolik und Ästhetik der Bäume nicht zu erkennen. Es scheint, dass die Aufmerksamkeit auf das Themenfeld völlig von der Bildfläche verschwunden ist. So groß und prägend ist das Krisenbewusstsein unter den Menschen, dass Themen wie diese wie ein nicht zu rechtfertigender Luxus angesehen werden. Eine mögliche Interpretation. Es kann aber auch sein, dass dieses spezielle Aufmerksamkeitsdefizit in vielen weiteren Themenfeldern und -bereichen festzustellen ist, nicht nur in dem, was hier im Baumtagebuch Hauptgegenstand ist. Dann wäre es auf die tiefgreifende Verunsicherung zurückzuführen, die die Menschen an allem Vertrauten und traditionell Erwarteten zweifeln lassen. Dass nahezu alles in Frage gestellt wird und man sich scheinbar keiner Erfahrung und keiner bisherigen Gewissheit mehr sicher sein kann, das hat es wohl noch nie gegeben. Jedenfalls nicht in den Generationen, die nach dem zweiten Weltkrieg geboren wurden. Und dieser Umstand ist ein globaler, schon von seinen Ursachen her, aber auch in seiner Ausdehnung. Eben dieses Bewusstsein der globalen Ausdehnung einer Dauerkrise macht es nicht einfacher, sich zu mehr Selbstbewusstsein zurückzubewegen.