Traditionspflege auf Umwegen

In einer Woche ist schon Palmsonntag. Aber es ist wohl seit vielen Jahren das erste Mal so, dass wir gar keine Zweige von dem eigenen Buchsbaum für die Palmsträuße werden verwenden können. Im Sommer war ich gezwungen, den Busch sehr radikal zurückzuschneiden, weil der bis dahin unbemerkte Buchsbaumzünsler große Teile der nachgewachsenen kugeligen Krone zerstört hatte. Seitdem hatte das Gehölz kaum mehr Gelegenheit, neue Triebe auszubilden. Entsprechend gerupft sieht er immer noch aus, zumal auch noch einige der Zweigchen, die ich damals stehen ließ, nachträglich ebenfalls vertrocknet waren. Ein Lichtblick: Frau F. hat angekündigt, uns von ihrem gesunden Buchsbaum für die Palmweihe einige Zweigbündel abzugeben. Die sollen zwar nicht ganz so „schön“ sein wie die gewohnten. Aber ganz ohne ist uns der Palmsonntag eigentlich nicht vorstellbar. Traditionell lassen wir die Palmsträußchen im Gottesdienst segnen und nach der Messe verteile ich sie an allen Türkreuzen im Haus. Außerdem noch bei einigen Muttergottesfiguren im Haus. Vor dem Applizieren der frischen gesegneten Zweige nehme ich die alten, im Verlauf des Jahres verblassten und eingetrockneten alten herunter und verbrenne sie. Das ist mir wichtig, dass die alten nicht einfach in der Biotonne entsorgt werden. Dabei fällt mir ein, dass die Asche für das Austeilen des Aschekreuzes ja tatsächlich vom Verkohlen der vorjährigen Palmsträuße stammt. Ich habe mich immer schon gefragt, wer in der katholischen Kirche das eigentlich organisiert bzw. daran denkt, diese weit auseinanderliegenden Ereignisse vorausschauend zu verknüpfen.