Ein kleiner Wald aus Wunderbäumchen

Eigentlich sind es einjährige Stauden, zumindest in unseren Breiten, wo sie nicht so nicht baumartig groß und verholzt werden. Aber ausgewachsen wirken sie eben doch wie kleine Bäume. Deswegen ist der volkstümliche Name Wunderbaum für die Rizinusstaude nicht unpassend. Die Art fasziniert mich immer wieder, vor allem in ausgewachsener Gestalt, mit den riesigen Blättern, den filigranen, kompliziert aufgebauten Blüten- und Fruchtständen. Und auch die Samen haben mit der marmorierten Oberfläche etwas Eindrucksvolles. So setze ich jedes Frühjahr wieder neu eine Reihe von Samen des Vorjahres, um für den Hinterhausgarten einige neue Pflanzen heranzuziehen. Zunächst auf der Fensterbank. Dieses Jahr habe ich die Überraschung erlebt, dass fast alle gesetzten Samenkerne tatsächlich gekeimt haben. Möglicherweise liegt es an dem Pflanzraster mit den engen, aber tiefen Parzellen. Kann sein, dass die Feuchtigkeit darin die Kerne am schnellsten aufquellen lässt. Einfach toll finde ich, den Prozess zu beobachten, in dem die junge Pflanze ihren jungen Stängel inklusive Kronblättern aus dem Samenkern heraus auffaltet, immer so, dass sie einen Knick bildet – mit dem Stängel nach oben, dann wieder zurückgebogen, unter die Erde, um die Kronblätter dann in einem Kraftakt nach oben zu biegen, den Knick aufzuheben und sich fortan in der Vertikalen nach oben zu arbeiten. Spätestens dann sehen sie schon wie kleine Bäumchen aus.

Rizinuskeimlinge in Pflanzschale I
Rizinuskeimlinge in Pflanzschale II