Reden über Bäume

Die Atmosphäre beim Spaziergang während der Mittagsstunden ist meist gelöst in diesen Tagen. Die Menschen wirken aber gleichzeitig wie abwesend, wie auf etwas wartend. Vielleicht auf den Frühling, vielleicht auf jenen Ruck, von dem einst der Altbundespräsident Herzog in Bezug auf Deutschland sprach. Diesen Ruck erwarten viele seitdem immer wieder. Es kommen aber meist nur neue Irritationen und Unsicherheiten. Das ist auch derzeit nicht anders. Die Menschen sehnen sich aber gerade deshalb nach deutlicher Orientierung, nach Anstößen von außen, nach einer Zukunftsperspektive, die man Nachrichten sehend und hörend nicht wirklich erkennen kann. Ich glaube, dass die Konstanten, wie unsere Wahrnehmung, unser Miterleben der Landschaft und aller natürlichen Prozesse, in dieser Situation eine größere Rolle spielen. Sie bieten einen Ansatzpunkt, um der Orientierungslosigkeit etwas entgegenzusetzen, neue Ansätze zu finden, die einen echten Bezug zu dem haben, was gegenwärtige Erwartungen und Lebensvorstellungen tatsächlich ausmachen. Deshalb ist gerade das Reden über Bäume, um ein Brecht-Zitat abzuwandeln, heute wichtiger geworden denn je.