Der gemischte Charakter des Schwarzdorns

So schnell kann das gehen. Wenn man jetzt durch die Landschaft streift, ist der größere Teil bereits ergrünt. Die vorausgesagte Explosion, auf die wir so lange gewartet haben. Dennoch, der häufige Rückgang der Temperaturen, wo man schon Konstanz erwarten konnte, lässt die Jahreszeit immer noch verhalten erscheinen. So als ob man bisher nicht sicher sein könnte. Auf dem Weg mache ich oft Entdeckungen, oder vervollständige meine Beobachtung bestimmter Arten. Nicht sicher war ich mir z. B., ob die Blüten des Schwarzdorns duften. Es gibt ja welche, die man gar nicht riecht, oder solche, die wie der Weißdorn, eher unangenehmen Geruch verströmen. Diese üppigen weißen Blüten aber haben einen dezenten frischen Duft. Obwohl weiß riechen sie eher grün, nach luftiger frischer Natur. Dazu muss man aber ganz nah herangehen, direkt an der Blüte schnuppern. Der Schwarzdorn präsentiert sich in dieser Zeit ganz untypisch, so extrovertiert, offen und blendend. In der übrigen Zeit dagegen, vor allem im Winter und Spätherbst scheint gerade das Abweisende, Abwehrende, Verschlossene sein Wesen zu bestimmen. Ein Beispiel, das sich gemischte Charakterprofile, wie wir sie aus menschlicher Selbst- und Fremdbeobachtung kennen, eben auch bei den Bäumen Wirklichkeit sein können. Schön und spannend, in solchen Spiegeln auf das eigene Leben reflektieren zu können.