Novemberdeutungen und die Ruhe der 7

Den echten Indian Summer in Kanada mit seiner sagenhaften Laubfärbung würde zwar gerne einmal erleben. Und dass es bei der Familie von C. im angrenzenden amerikanischen Bundesstaat um diese Jahreszeit zwar bitter kalt, aber sehr sonnig ist, ist absolut auch beneidenswert. Dennoch würde mir etwas fehlen, wenn ich die charakteristische Aura dieses Novembermonats, den ich als Übergangsmonat wahrnehme, so wie er sich in unseren Breiten zeigt, nicht mehr um mich hätte. Tatsächlich stirbt in der Natur schrittweise alles ab, angefangen von den letzten fallenden Blättern der Bäume und dem immer mehr sterbenden Grün überall in der Pflanzenwelt. Aber es bereitet sich andererseits auch etwas vor, nämlich die Phase, die auf den Wendepunkt der Sonne im Winter hinausläuft und in eben diesem ihre Umkehrung erfährt. Insofern ist der Niedergang immer mit einer Voraussicht und Vorfreude auf die Wintersonnenwende verknüpft. Der Tod lässt das neue Leben erwarten und entlarvt sich darin als nur eine Seite eines zusammenhängenden Ganzen. Als eine Phase in einem umfassenderen Kontinuum, das von vielen nicht immer geraden Entwicklungslinien durchzogen ist. An diesem Geburtstag konnte ich das gut aus einer gewissen Distanz betrachten. Nicht nur weil der Nachmittag von einem längeren Spaziergang über den Friedhof und den Besuch verschiedener dort beerdigter Bekannter geprägt war. Auch weil der Tag eine Ruhe in sich trug, die gut zur Quersumme meines aktuellen Alters, eben der 7 passt.