Gehmeditation und gesundes Maß

Langsam reicht‘ s mir mit dieser Permanentbewölkung. Zwei solche Tage sind für mich als wetterfühligem Menschen schwer zu ertragen. Und so warte ich stündlich auf den ersten echten Sonnenstrahl. Diesmal haben wir wohl gegenüber dem Norden Deutschlands das nachsehen. Insgesamt aber sind wir, denke ich, meist begünstigt in unserer südwestlichen Ecke. Nur die Schwarzwälder sind noch etwas mehr von der Sonne verwöhnt. Ich warte einfach auf den Indian Summer, der, wie so vieles in diesem Jahr, nicht kommen will. Irgendwie ist alles aus dem Ruder gelaufen. Schlimm ist nur, dass sich fast niemand mehr darüber wundert. Als ob einen fast nichts mehr erschüttern könnte. Selbst die größten Katastrophen, wie der aktuelle Schul-Amoklauf oder die immer häufiger aufgeklärten Fälle von Kindesmissbrauch, sind beinahe schon Alltag geworden. Wie können wir es schaffen, die Überflutung mit Information und Aufklärung, die stetige Beschleunigung des Lebens, die uns in wachsende Komplexität zwingt, auf ein gesundes Maß herunterzuschrauben? So etwas wie ein Spaziergang, bei dem man sich einfach nur auf das Gehen und das Sehen der Landschaft konzentriert, scheint mir der einzig mögliche Weg. Aber für solche Gehmeditationen sind bei mir die Sonne und das Licht unabdingbar. So freue ich mich auf die nächsten Sonnenstrahlen und die noch ausstehenden Begegnungen mit den Bäumen des Spätsommers.