Gartenträume 2008

Morgen beginnen wieder die Gartenträume. Schade, dass wir hier im Südwesten Deutschlands gerade nicht das stabilste Wetter haben. Gegenwärtig sind die üblichen Verhältnisse umgedreht und der Nordosten ist mit Sonne und frühsommerlichen Temperaturen verwöhnt. Trotzdem freue ich mich sehr auf diese alljährlich auf dem Linslerhof stattfindende Ausstellung rund um das Thema ,,Garten“. Die Atmosphäre dort ist immer entspannt, man kann schlendern und sich völlig zwanglos genau die Stände ansehen, die einen interessieren. Nun müssen wir die richtigen Stunden während der nächsten vier Tage abpassen, damit der Besuch trocken und möglichst sonnig ablaufen kann. Die Blüten der Linden am Eingang zum Hof erinnern mich jedes Jahr daran, dass der Frühling nun unaufhaltsam da ist. Und die Bäume im Innenhof vermitteln eine heimelige Atmosphäre während gelassener Ausflugsstunden.

Neuer Baum-Methusalem

Eine Nachricht, die mir schon vor einigen Tagen zugespielt wurde, geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Manche Bäume sind in der Lage, ihr Leben quasi endlos zu verlängern, indem sie immer wieder aus ihrem Wurzelstock identische Klone ausbilden und sich damit von unten heraus wieder erneuern. Bisher galten die Grannenkiefern der White Mountains als die ältesten Bäume. Diese neue Entdeckung verschiebt die Zeithorizonte noch viel weiter auf annähernd 10.000 Jahre, die man als Lebensalter dieser – man glaubt es kaum – Fichte vermutet:

 

Der älteste Baum der Welt
Schwedische Fichte ist 9.550 Jahre alt
Ein struppiger Nadelbaum in Mittelschweden ist der älteste Baum der Welt. Zumindest die Wurzeln einer unscheinbaren Fichte, die sich einsam über eine karge Landschaft aus Steinen, Flechten und Heide im Nationalpark Fulufjället in der Provinz Dalarna erhebt, stecken bereits seit 9.550 Jahren in der Erde, berichten Forscher um Leif Kullmann von der schwedischen Universität Umeå.
Die Forscher hatten unter einer Fichtenkrone Holz und Zapfen gefunden, deren Erbmaterial exakt mit dem des darüber wachsenden Baums übereinstimmte. Eine Altersdatierung zeigte, dass die Überreste vier Generationen von Fichten angehörten: Sie waren 375, 5.660, 9.000 und 9.550 Jahre alt. Da sich Fichten durch Ableger fortpflanzen können, lebt der Baum, der sich vor fast zehntausend Jahren dort ansiedelte, in einem genetisch identischen Klon fort. Bislang galten kalifornische Kiefern als älteste Bäume der Welt. Sie erreichen ein Alter von 4.000 bis 5.000 Jahren.
Fichten wurden bisher als Neuankömmlinge in den schwedischen Bergen betrachtet. „Nun zeigen unsere Ergebnisse, dass das Gegenteil richtig ist“, sagt Kullmann. „Die Fichten zählen zu den ältesten Bäumen in der Gegend.“ Von Lappland bis Dalarna haben die Forscher noch 20 weitere Methusalem-Fichten gefunden, die mehr als 8.000 Jahre alt sind. Die Bäume überlebten, obwohl die Sommer dort in der Vergangenheit kälter waren als heute. Wahrscheinlich half ihnen ihre Fähigkeit, aus der Wurzel einen neuen Stamm wachsen zu lassen, wenn der alte abgestorben war, vermuten die Forscher. „In den vergangenen hundert Jahren ist die Temperatur in den Bergen um ein Grad angestiegen“, berichtet Kullmann, „gleichzeitig haben sich die Fichten stärker ausgebreitet. Die Bäume können uns also wahrscheinlich Informationen über den Klimawandel liefern.

Die Herkunft der zähen Nadelbäume gibt den Forscher ebenfalls Rätsel auf. Eigentlich nahm man bislang an, dass sie von Osten aus nach Schweden einwanderten. Doch dort war der Weg während der Eiszeit durch Gletscher versperrt. Kullmann vermutet nun, dass die Fichten ursprünglich westlich oder südwestlich von Norwegen wuchsen, wo das Klima milder war. Große Teile der heutigen Nordsee fielen während der Eiszeit trocken, der Meeresspiegel lag mehr als hundert Meter tiefer als heute. Kullmann: „Entlang eines eisfreien Küstenstreifens in Schweden konnten sich die Bäume dann nordwärts bis in die Berge ausbreiten.“

18.04.2008
www.wissenschaft.de

Baum-Resonanzen

Die winzigen Gleditschienbäumchen scheinen sich jetzt zu stabilisieren. Das freut mich besonders, denn in den ersten Wochen sahen sie ziemlich erbärmlich aus, und ich hatte die Befürchtung, es wird gar nichts draus. Ich denke, dass ich die 6, welche sich aus den gesetzten Samenkernen entwickelt haben, in ein paar Wochen einzeln in kleine Blumentöpfe umpflanzen kann. Und wer weiß, vielleicht habe ich schon im nächsten Jahr ein paar echte Bäumchen mit verholztem Stammteil. Bisher denkt man eher an Grashalme mit zufälligen Blattspitzen. Meine Handwerksarbeit entwickelt sich unterdessen gut weiter. Zwei weitere Aufträge für Kombinationsarmbänder mit ungewöhnlichen Zusammenstellungen machen mein ,,Soll-Maß“ für Mai schon voll. Und alles, was darüber hinausgeht, ist mir natürlich gerade jetzt ebenfalls willkommen. Besonders gut ist die Resonanz auf meinen Maibaum-Text. Ich bin sehr erfreut, dass ich auch noch eine Woche nach den beiden Veröffentlichungen Reaktionen erfahre. Im unmittelbaren Vorfeld des Maifeiertages war das Timing für die Beschäftigung mit dem Thema aber auch ideal.

Beobachten und Kommunizieren in der Weltstadt London

Die Nacht war für mich zwar etwas unruhig, aber zur Erholung unbedingt notwendig. So konnte ich wieder etwas Energie zurückgewinnen und hatte etwas mehr von diesem zweiten Tag unseres London-Weekend. House of Parliament, Tower und Tower Bridge, Covent Garden und Piccadilly Circus standen auf dem Programm. Das war gut, um noch mehr Eindrücke von der Vielseitigkeit dieser Stadt zu gewinnen und ihren ganz eigenen Charme kennenzulernen. Die Menschen sind sehr freundlich dort. Im Vergleich kommt man sich als Deutscher geradezu ruppig vor. Eine Beobachtung, die man immer nur unter Deutschen in Deutschland lebend niemals macht. Was mich an Großstädten generell fast wahnsinnig macht, ist der ständige Zwang öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Überhaupt scheint man immer nur unterwegs zu sein, kommt nie zur Ruhe. Auch deshalb könnte ich wohl niemals ein Stadtmensch werden. Auf der Rückfahrt zum Flughafen, hat mich eine Kollegin auf eine der Baumreihen angesprochen, die die Straße flankierten und ihr durch ihre kugeligen Früchte auffielen, und wollte wissen, um welche Art es sich handelt. Es waren natürlich wieder Platanen, was an der Rinde leicht zu erkennen war, auch wenn diese im Alter aufbricht und nicht mehr ganz so typisch wirkt. Aber vor allem die Früchte sind charakteristisch. Der Kollegin waren die zuvor wohl noch nicht aufgefallen. Jedenfalls hatte sie sie nicht mit der Art in Verbindung gebracht. Mein spontanes Fazit: London ist eine Stadt für Menschen, die Lust am Beobachten und Kommunizieren haben. Weniger geeignet für Träumer und solche, die den Dingen tiefer auf den Grund gehen möchten.

Parks sind entspannend

Die Voraussage war nicht schlecht – ziemlich anstrengend und hoffentlich spannend sollte es werden. Das ist eingetreten. Dass ich aber das Fliegen derart schlecht würde vertragen werden, hätte ich dann doch nicht erwartet. Jedenfalls ist die Reiseübelkeit schon beim Start aufgekommen, hat sich während des Fluges gesteigert und dazu geführt, dass der ganze folgende Tag eine ziemliche Quälerei für mich wurde – Spannung einmal anders. Es tut mir wirklich leid, dass ich für meine KollegInnen nicht der beste Kommunikator sein konnte, was wahrscheinlich der Stimmung ein wenig Wind aus den Segeln genommen hat. Interessant, neben vielen weiteren Eindrücken von dieser freundlichen Weltstadt, war, dass Parks überall auf der Welt auf mich außerordentlich entspannend wirken. Nur so war es denkbar, dass ich trotz meines desolaten Zustandes mein Kurzreferat über den Hyde Park im selben halten konnte – unter einer blühenden Eiche sitzend, was auch die anderen nach der vielen Lauferei am Nachmittag richtig genossen haben. Kurz zuvor hatte ich sogar die im Reiseratgeber erwähnte Weeping Beech entdeckt, die ganz in der Nähe des Serpentine Lake in Wegnähe steht. Ein Baum, dessen Äste sich schirmartig von der Krone aus auffalten und bin zum Boden reichen. Ansonsten überzeugt der berühmte Park weniger durch seine Botanik. Hier wie auch anderswo in London überwiegen Platanen in oft beträchtlichem Alter. Das Besondere am Hyde Park ist seine vielfältige Nutzung durch die Bevölkerung und Touristen und sein Wechsel zwischen großflächigen Wiesenstrecken, die den Blick schweifen lassen und großstädtische Groszügigkeit suggerieren, und Knotenpunkten, die landschaftsarchitektonisch verstärkt sind und damit zu Treff- und Kommunikationspunkten werden.

London and Hyde Park

Ich schätze, das Wochenende wird ziemlich anstrengend – und hoffentlich ebenso spannend. 2 volle Tage London – der erste Besuch einer Stadt ist immer reizvoll, einfach weil man die Möglichkeit hat, etwas neu zu entdecken. Und London soll ja nach Meinung vieler einen außergewöhnlichen Weltstadtcharakter besitzen. Eigentlich hätte ich es vor ziemlich genau einem Jahr, als wir unsere Abschlussprüfung ,,Business English“ hatten, nicht für möglich gehalten, dass die Gruppe zusammen bleibt. Aber aus dem damals noch anders definierten Dream Team ist eines aus 7 Teilnehmern geworden, die sich einmal im Monat zusammen finden, um Englisch zu sprechen. Jetzt also der erste ,,Live-Einsatz“. Und ich bin gespannt, wie es sein wird, Übung haben wir ja, nach zwei Monaten Ganztagsschulung und auf engstem Raum zusammen müsste das doch konfliktfrei möglich sein. Bei den Referatthemen ist meine Wahl natürlich auf den Hyde Park gefallen. Auch wenn die anderen sich wohl für andere Inhalte interessieren werden und es sicherlich viel Historisches und Politisches dazu zu sagen gibt, mich interessiert vor allem die Atmosphäre und Landschaftsarchitektur des Parks, mit angeblich ca. 4.000 Bäumen und gewissen botanischen Kuriositäten wie der ,,Weeping Beech“, deren Äste in überzogener Trauerweidenmanier bis zum Boden reichen und dem Baum etwas Haubenartiges verleihen. Ich hoffe, am morgigen Abend schon davon berichten zu können.

Maibaum- die Zweite

Nun ist der Maibaum also innerhalb zweier Tage gleich zweimal zu Ehre gekommen. Ich hatte die Anfrage schon fast vergessen, umso überraschter war ich heute, den Hinweis Ishtars auf das Posting des Artikels auf www.sternenkreis.de zu erhalten. Ein Kommentar zum Text liegt auch schon vor. Sternenkreis ist eine sehr schöne und informative Seite zu naturreligiösen Themen mit einer offensichtlich aktiven Community. Schön, dass die Betrachtungen zur Symbolik der Bäume in diesem Rahmen ebenfalls Beachtung finden. Im Bereich der Feiertage gibt’s noch vieles für mich zu entdecken. Aber natürlich stellt der Focus auf Baumthemen eine gewisse Selbstbeschränkung dar.

Zwischen Himmel und Menschen

Es freut mich, dass mein Text zu den Maibaumbräuchen ,,Der Maibaum – Zwischen Himmel und Menschen“, sehr passend kurz vor dem Maifeiertag, nun in einer Sonderbeilage der Heidenheimer Zeitung erschienen ist:
www.hz-online.de Unter dem Generaltitel ,,Brenztal – Brauchtum – Blasmusik“ informiert der Text Feiertagsbegeisterte und solche, die es werden könnten, über die Hintergründe der Maibaumtradition. Das ganze schön illustriert durch zwei Maibaumsituationen aus der Region und kommentiert mit einem (nicht von mir stammenden) kurzen Text über die Symbolkraft der Bäume im Allgemeinen. Etwas traurig stimmt mich nur, dass der Brauch in meiner Heimatregion nur rudimentär ausgebildet ist und wirklich beeindruckende Maibäume eigentlich gar nicht zu finden sind. Von aufwändigen Zeremonien des Aufstellens mit den zugehörigen Festlichkeiten einmal ganz abgesehen. Den schlimmsten Abklatsch eines Maibaums habe ich vor einigen Jahren auf einem Parkplatz in D. entdeckt: Eine Eisenstange, die mit rot-weiß-gestreiftem Kunststoffband spiralförmig umwickelt war. Ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt jemandem aufgefallen ist. Feiertagsgefühle, die mit den wachstumsfördernden Kräften des Frühlings zu tun haben, sind im gegebenen Falle aber ganz sicher nicht aufgekommen. Für alle, denen die Maibäume auch in diesem Jahr nicht zugänglich sein werden, hoffe ich, dass sie auch ohne rituelle Verstärkung den Frühling genießen können – am Wachsen und Blühen der lebenden Bäume.

Die Baum-Tür

Interessant, wie sich Ms Ansichten bezüglich neuer Hauselemente innerhalb weniger Tage revidiert. Zunächst ist sie grundsätzlich unzufrieden und stört sich an irgendwelchen Details. Dann, nach ein paar Tagen, überwiegt in der Argumentation die Aufzählung positiver Aspekte. Was sie allerdings an dem durchleuchtenden grünen Schatten der riesigen Zypresse des Nachbarn auszusetzen hat, ist mir rätselhaft. Es ist richtig, dieser Schatten war vorher nicht wahrnehmbar. Das feiner strukturierte Glas nimmt die Farben der Umgebung aber deutlicher auf und macht den Baum so erstmals sichtbar -im oberen rechten Viertel der Glasscheibe. Mich freut das natürlich: Ein Baum mehr, der mir jeden Tag kostenlos mitten ins Haus hinein flattert. Nun warte ich noch eine Weile ab, bis auch M. diesen neuen ,,Gast“ willkommen heißt und das Thema ,,Eingangstür“ hoffentlich zu einem Abschluss findet.

Vielgestalt Efeu

Es dürften schätzungsweise 200 Efeusamenkerne sein, die ich gestern zum Trocknen aus den fleischigen Fruchtkugeln herausgepult habe. Jetzt liegen sie in einer Schale auf der Fensterbank und werden vermutlich schon in wenigen Tagen anfangen, ihre Hülle in eine halbtransparente Haut zu verwandeln, die zunehmend heller und bald wie Papier aussehen wird. Ich schätze, das ist die weit und breit größte Efeusamensammlung. Wenn überhaupt schon mal jemand auf die Idee gekommen sein sollte, solche Samen zu gewinnen. Was mich daran interessiert, kann ich so genau nicht sagen. Es ist einfach die Faszination dieser Pflanze, die mich in der lebenden Form ihrer Blätter, Blüten, Früchte, Triebe und Haftwurzeln genauso anspricht wie in Form ihres Holzes, das ich schon in starken Abschnitten aufbereitet und gelagert habe. Efeu steht je nach Situation und Stimmung für Vielfalt, Veränderlichkeit, Kreislauf, Ewigkeit, Wachstums – und Aufstiegsdrang, Unergründlichkeit, Genügsamkeit, Bedrohung oder Symbiose. Er ist so vielgestaltig, dass es schwer fällt, eine Zusammenfassung zu formulieren und Wesentliches herauszuarbeiten. In dieser Nicht-Fassbarkeit liegen sein Geheimnis und seine Attraktion für den Menschen. Ein Thema, das mich noch lange begleiten wird.

Frühlingszeichen

Auch wenn er noch ein paar kleinere Anläufe benötigt. Jetzt ist der Frühling endlich da. Man merkt es an den Vögeln, dem Licht und nicht zuletzt an den Bäumen, die sukzessive Blatttriebe und Blüten ausbilden. Dies konnte ich beim nachmittäglichen Spaziergang unterscheiden –
Die Blüte der Felsenbirne:

Blüte der Felsenbirne

Die ersten Blütenstände der frühblühenden Traubenkirsche:

Blüte der Traubenkirsche

Sich entfaltende Blätter des Feldahorn:

junge Blätter des Feldahorns

Und die des Spitzahorn:

junge Blätter des Spitzahorns

Die ersten Haselblätter:

junge Haselblätter

Auf den ersten Blick ähnlich: die Hainbuche:

erste Hainbuchenblätter

Der gewöhnliche Schneeball entwickelt sich auch schon:

erste Blätter beim Schneeball

Efeuaktionen

Komischer Tag. Als sonniger Frühlingstag die ganze Woche über angekündigt, entpuppte er sich als verregnet – fast ohne Ende. Meine spaßmäßige Ankündigung gegen 16.00 Uhr, dass das heute noch was wird, hat sich dann eine Stunde später bewahrheitet. So konnte ich zwar mein Vorhaben, die Reifen zu wechseln nicht mehr realisieren, aber der Efeuschnitt ließ sich noch erledigen. Und nachdem ich damit angefangen hatte, sind auch M. und V. nachgezogen und fingen an, im Garten zu arbeiten. Manchmal muss eben einer das Zugpferd spielen. Der die Begrenzungsmauer bewachsende Efeu war tatsächlich sehr üppig geworden. Deshalb war es notwendig, ihn sehr radikal zu schneiden und sehr viele Äste und Ausläufer auszudünnen. Ich denke, es wird schnell nachwachsen, und dann schließen sich die jetzt noch unschön hervor scheinenden Lücken, die das verholzte Geäst im Untergrund erkennen lassen. Ähnlich war es bei der Grotte, bei der die neuen Triebe, mit zahlreichen starken Fruchtdolden dieses Jahr vor allem in die Höhe geschossen sind. Auch dort musste ich eimerweise Triebe entfernen, um der Grotte ihre Form zurück zu geben. Dabei sind jede Menge kleine Zweige mit Früchten abgefallen, die M. morgen in einer Vase zusammenstellen will und die uns eine ganze Weile noch an die Fruchtsaison des Efeus erinnern werden. Für mich selber sind auch noch einige Kugeln übrig, die ich wiederum aufzudrücken will, um die Samenkerne zu isolieren. Die letzten sind inzwischen schon weitgehend ausgetrocknet. Nun fehlen nur noch die angekündigten 21 Grad am morgigen Sonntag. Wäre gut für einen längeren Spaziergang, der schon länger nicht mehr möglich war. Am kommenden Wochenende habe ich dafür umso mehr zu laufen (London). Hoffentlich macht das Land seinem Negativ-Wetter-Image als chronisch verregnet diesmal nicht alle Ehre.

Erfolgreicher Abschluss

Mein Zeitplan für die Realisierung der letzten Armbänder ist aufgegangen. Zusätzlich habe ich aus einem flachen Randstück noch eine Holzklinge hergestellt. Das war eine Premiere, ein völlig ungewohnter Gegenstand. Aber die Form des Abschnitts hat eine Überformung in dieser Richtung nahe gelegt. Sie musste nur noch verstärkt werden. Aus dem ebenfalls geplanten Handschmeichler wird dagegen nichts. Das vorgesehene Stück hatte sich durch den Trocknungsvorgang sehr stark reduziert und wäre nach dem Oberflächenschliff einfach zu klein ausgefallen. Aber schön, nun ist diese Arbeit abgeschlossen, und ich kann mich morgen profaneren, aber dennoch notwendigen hauspraktischen Aufgaben widmen – bei hoffentlich frühlingshaftem Wetter.

Erlebnisverluste inklusive

Schade, seitdem die Bäume in den öffentlichen Anlagen des ganzen Dorfs im letzten Jahr geschnitten wurden, sind sie nicht mehr so ,,nah“. Das hat vor allem mit den unten liegenden Ästen zu tun, die wie unter Zwang von der Stadt immer wieder entfernt werden. Für den aufmerksamen Spaziergänger bedeutet das, dass er die Blüten, Blätter und Früchte nur noch aus größerer Distanz betrachten kann. Dabei sind viele Details nicht sichtbar, die ihren Charme erst in der Nahsicht offenbaren. Da geht einiges von dem schon optisch wahrnehmbaren Reichtum der Bäume verloren. Und vergessen wir nicht: Die Bäume sind nicht bloß isolierte Lebewesen, die zufällig irgendwo verwurzelt sind und ansonsten so vor sich her leben. Sie sind Mit-Bewohner, deren Existenz und Gestalt wesentlich von unserer Achtsamkeit abhängt und in der Reflexion ihre eigentliche Form erhält. Die Bäume existieren vor allem in unseren Köpfen, welches Bild sich aber ausbildet, steht in direktem Zusammenhang mit der Reichweite der Beobachtung. Der ingenieurmäßigen und ökonomischen Denkart öffentlicher Grünanlagenpflege ist in den vergangenen Jahren schon vieles zum Opfer gefallen. Es tut mir immer wieder weh, das mitanzusehen. Gleichzeitig entwickele ich bei diesem Thema eine Art Wehmut, denn das so verhinderte oder zumindest behinderte Sehen der Bäume ist einfach verloren, Erlebnis- und Erkenntnisverluste für uns Menschen inklusive.

Vermisste Tulpenbäume

Bei der Fahrt nach D. heute Vormittag bin ich an ,,meinem“ Park mit dem Kreis junger Tulpenbäume vorbeigefahren. Es ist ja jetzt schon fast zwei Jahre her, dass ich zuletzt regelmäßig während der Mittagspausen dort gewesen bin. Um Luft zu schnappen, auf dem Weg hin und zurück mein Butterbrot zu essen und zwischendurch die jahreszeitlich interessanten Fotomakros von Blättern, Blüten, Früchten und Landschaftsausschnitten festzuhalten. Aus dieser Zeit, gerade von diesem halbstündigen Spaziergang, stammen meine besten Motive, darunter so exotische Seltenheiten wie die Blüte des Tulpenbaums. Man könnte meinen, sie vermissen mich, so wenig sind sie in den beiden Jahren gewachsen. Mag sein, der Eindruck täuscht, da sie zurzeit noch keine Blätter tragen und sich winterkahl präsentieren. Aber ich glaube tatsächlich, dass sie in der Zeit vorher sehr viel stärker in die Höhe und Breite geschossen sind. Es fehlt eben jemand, der sich in gleicher Weise an Ihnen erfreut wie ich. Und der jedes Detail an ihnen wie ein kleines Wunder zu schätzen weiß. Wenn ich etwas vermisse an meinen Jahren in D., dann sind es diese Spaziergänge und die vertrauten Bäume des Lieblingswegs. So etwas werde ich in vergleichbarer Form sicher nicht mehr erleben.

Zu neuer Frische kommen

So hell plötzlich am Abend, was so gar nicht zur Trübheit der letzten Tage passt, und zur desolaten Verfassung der meisten Leute, denen ich dieser Tage begegne. Wir brauchen ihn einfach, den richtigen Frühling, damit die Lebensgeister zu neuer Frische finden können. Die 1,5 Stunden handwerkliche Arbeit am Abend (diesmal: Weide) tun mir gut. So komme ich außerdem mit dem Projekt voran und kann am Wochenende aufgestaute Projekte angehen: Reifenwechsel, Kurzreferat für London vorbereiten, Efeuschneiden u. a. Noch etwas Erfreuliches: Nachdem ich mich nicht mehr weiter darum gekümmert habe, sind die zarten Sprosse der Gleditschiensamen nun doch noch stärker geworden. Nun bin ich gespannt, ob sich wirkliche kleine Bäumchen daraus entwickeln werden. Unkraut, wie V. vermutet hatte, scheint es jedenfalls nicht zu sein, da alle Sprösslinge dieselben Blättchen tragen.

Anregende Unwahrscheinlichkeit

M. sagt, das war von den frühen Morgenstunden an ein merkwürdiger Tag heute. Angefüllt mit einer Reihe wenig erfreulicher und tendenziell unfassbarer Ereignisse. Tatsächlich hatte auch in meiner eigenen Beobachtung dieser Tag einen Touch von Unwahrscheinlichkeit oder besser: Unwirklichkeit. Auch wenn er für mich eher unspektakulär verlief, hatte ich auch zeitweilig den Eindruck, mich vom ,,richtigen“ Leben abzuheben. Immerhin, in solcher Lage gehen die Erkenntnisse manchmal weiter, und man sieht manches klarer. Unwahrscheinlichkeiten gehören deshalb für mich zum Faszinierendsten und Anregendsten überhaupt. Wenn ich dann, wie heute Abend, noch Gelegenheit habe, ein wenig handwerklich zu arbeiten (Perlen aus Weide) und das rationale Denken abzuschalten, kann ich eine durchaus positive Bilanz ziehen. Und turbulent wird’s ohnehin bald wieder, ganz ohne mein Zutun.

Verwaschenes Wetterjahr

Immerhin, das Schmuddelwetter bringt es mit sich, dass die Frühlingsblumen sich viel länger halten als im Vorjahr, als der April schon sommerlich warm war und die Osterglocken, Krokusse, Tulpen und Narzissen im Null-Komm-Nichts verwelkt waren. Das ist die schöne Begleiterscheinung eines ansonsten nervtötenden und demotivierenden jahreszeituntypischen Klimas. Die andere Seite ist, dass sich bei den Bäumen nicht viel tut, weil zu wenig Sonne, und abgesehen von wenigen Straucharten die Blüte sich scheut hervorzutreten. Ich glaube mich erinnern zu können, dass ich die Blüten der Felsenbirne vor Jahren einmal bereits im Februar beobachtet hatte. Dieses Jahr tauchen sie jetzt erst, Mitte April auf. Und Vs Stimmung in punkto Bienen und Honigernte bewegt sich allmählich abwärts. Er befürchtet, dass die gesamte Frühtracht, im Vorjahr so üppig, diesmal wohl komplett ausfällt. Eben auch wegen der Witterung. Tatsächlich, bei einem derart ausgedehnten Winter, der seinerseits keiner war, ist mit einem Durchmarsch-Frühling und einer anschließenden verwaschenen Sommer-Herbst-Zeit zu rechnen. Nicht besonders erfreulich. Wollen wir hoffen, dass wenigstens die Temperaturen stimmen. Und was die Honigernte betrifft: Das gute Ergebnis aus 2007 kann Verluste in diesem Jahr sicherlich auffangen.

Chrono-Biologie

Das Nachtcafé gestern hatte wieder ein interessantes Thema: den Frühling und die Frühlingsgefühle. In der Runde saßen eine Heilpraktikerin und Buchautorin (Susanne Fischer-Rizzi, ihr Buch ,,Blätter von Bäumen“ schätze ich sehr), ein Chrono-Biologe mit guten Einsichten in die Rolle der jahreszeitlichen Zyklen für die Biologie des Menschen, eine Journalistin, die mit Natur nichts anfangen kann und sich lieber an städtische Kultureinrichtungen hält, ein im Rothaargebirge ohne fließendes Wasser und Strom mit seiner Familie lebender Berghirte und Waldarbeiter, und eine in Deutschland wirkende Amerikanerin, die als Hohepriesterin der Liebe benannt wurde und die sexuell-emanzipatorische Frühlingsfeste für Frauen inszeniert. Unabhängig von der für solche Fernsehsendungen typischen Zusammenkunft von Extrempersönlichkeiten, finde ich das Thema außerordentlich zentral. Wie in der Diskussion immer wieder auch angesprochen wurde, wird die Bedeutung der jahreszeitlichen Veränderungen in der umgebenden Natur auf die Natur von uns Menschen häufig unterschätzt bzw. gar nicht erst wahrgenommen. Für mich als Wetterfühligem ist so eine Ignoranz ohnehin nicht nachvollziehbar. Dass jemanden der Anblick der Blühens und Grünens im Frühjahr, das Beobachten von Wachstum und Reifen im Sommer, und das langsame Sich-Zurückziehen im Herbst völlig unberührt lässt, kann ich aber kaum glauben. Die Journalistin war innerhalb dieser Diskussionsrunde dann auch die einzige. Für alle anderen hatte der Frühling, der hier nur exemplarisch stand für den zyklischen Faktor, aber durchaus eine besondere Ausstrahlung und Wirkung. Mir geht es mit den Veränderungen in der Natur das ganze Jahr über so, dass ich ein Bedürfnis habe, sie zu beobachten, zu beschreiben, auf vielfältig Weise zu reflektieren, kreativ zu überformen, zum Gegenstand von Kommunikationen zu machen. Besser als am zyklischen Wachstum der Bäume kann man diesen Zusammenhang wohl kaum deutlich machen. Und so ist es eines meiner Hauptanliegen mit Wunschbaum und Baumtagebuch, die Aufmerksamkeit, oder die ,,Achtsamkeit“, wie die Zen-Buddhisten es nennen würden, gegenüber Bäumen und für Veränderungen, Entwicklungen und Erscheinungen natürlicher Details zu verbessern. Es geht dabei weniger darum, meinen eigenen Zugang zum Thema zu vermitteln. Vielmehr mag jeder, den es anspricht, leichter auf die Spur seiner eigenen, ganz individuellen Baum- und Naturwahrnehmung finden und sich dort regelmäßiger und hoffentlich mit wachsender Begeisterung aufhalten.

Wunschlose Zeit

Die Wünsche sind in letzter Zeit eher rar. Wohl eines der bekannten Tiefs in der Stimmungslage der Nation. Oder soll ich sagen: Europas. Denn die Wünsche kommen ja aus dem ganzen deutschsprachigen Raum. Dass sie zurzeit spärlich tröpfeln ist nicht ungewöhnlich. Ich beobachte das schon seit Initiierung des virtuellen Wunschbaums in 2003. Das zeigt mir, dass es so etwas wie kollektive Stimmungen gibt, deren Ursache sich zwar vermuten, aber im Einzelfall nicht genau bestimmen lässt. In diesem Fall bedeutet es wohl: Die Zeit ist für viele nicht wirklich reif zum Wünschen. Das Wünschen nämlich setzt Hoffnung voraus, Zuversicht, dass die Wünsche in Erfüllung gehen können. Diese Zuversicht scheint vielerorts gegenwärtig zu fehlen. Die Menschen sind vorsichtig, vielleicht sogar etwas resignativ. Sogar in so einem privaten Bereich wie dem Zeichnen persönlicher Wunschbilder.

Spannende Arbeit am Holz

Es beruhigt mich, dass es mir nicht allein so geht. Sogar die Nachrichten machen es schon zum Thema. Dass nämlich die Witterung die Menschen müde macht und ein erhöhtes Schlafbedürfnis zur Folge hat. So ist es tatsächlich, und diesem biologischen Tief entspricht auch die kommunikative Atmosphäre, die durch eine Mischung zwischen Teilnahmslosigkeit und Inaktivität gegenwärtig gekennzeichnet ist. Auch wenn es zum Wochenende hin noch kühler werden soll, ich freue mich auf die bevorstehende Arbeit mit Kirschbaumholz. Eine seltene Gelegenheit, denn außer für private Zwecke habe ich dieses Armband bisher noch nicht produziert. Was mich immer schon verwundert hat, gehört der Kirschbaum doch zu den bekanntesten und beliebtesten Bäumen unserer Breiten überhaupt. Aber die Interessenten orientieren sich eben bevorzugt an der Systematik des Keltischen Baumkalenders und nicht so sehr an ihrem Wunsch- oder Lieblingsbaum. Eine Regel gibt’s allerdings nicht: Vorletztes Jahr bestand ein großes Interesse an ausgefallenen Wunschbaum-Armband-Kombinationen. Das ist zurzeit wieder stärker auf meine ,,klassischen“ Angebote konzentriert. Eigentlich gut so, denn so kann die Arbeit an diesem ohnehin vielfältigen Projekt niemals an Spannung verlieren.

Herausforderung Feigenbaumholz

Feigenbaumholz hat die Eigenschaft zu verbrennen, wenn es mit hohen Drehzahlen bearbeitet wird. So wie mit meiner Mini-Kreissäge, die ich zur Herstellung der Armbandperlen verwende. M. hat über den merkwürdigen Geruch geklagt, der offenbar vom Keller bis ins Erdgeschoss vorgedrungen war. Und tatsächlich, dieses an den Schnittkanten verbrannte Holz riecht sehr intensiv, allerdings ist es ähnlich, wenn das Holz in größeren Abschnitten gesägt wird und sich der Duft der Späne verbreitet. Das muss wohl mit Inhaltsstoffen dieser Art zusammenhängen, ein Geruch, der typisch und wie die meisten Holzstaubgerüche ganz und gar unverwechselbar ist. Eigentlich fände ich das Ganze recht amüsant, wenn die Verbrennungen nicht ein Mehr an Schleifarbeit zur Folge hätten. Zudem ist dieses vordergründig so leichte Holz quer zur Faser außerordentlich zäh und macht das Schleifpapier schnell stumpf. Nicht ganz einfach also die Arbeit mit dem Feigenbaum, aber auch herausfordernd. Da kann das spätere Ergebnis eigentlich auch nur noch aus der Reihe fallen.

Bäume und städtische Lebensqualität

Es gibt ganz schnuckelige Ecken in M., die man gewöhnlich nicht zu sehen bekommt. Heute war mir das Warten auf M., die dort eine Behandlung hatte, Anlass, mich näher im Stadtteil umzusehen und auch mal in entlegenere Straßenzüge vorzudringen. Wo Menschen offensichtlich in sehr gemütlicher Atmosphäre leben und so gar nicht Bewohner einer Mittelstadt zu sein scheinen. Da wirkt es eher wie in einem Dorf, mit einer geradezu unheimlichen Ruhe und spürbaren Losgelöstheit. Dabei liegen diese Straßen nur eine Reihe hinter den oft befahrenen und bekannten, näher zum Rand der Innenstadt. Seltsam, dass Stadtspaziergänge bisweilen die besten Gelegenheiten sind, das Blühen, im Sommer das Grünen, und im Herbst das Fruchten der Bäume zu beobachten. Es fällt einfach deutlicher auf. Vielleicht weil die Bäume hier meist Solitäre sind, gut gepflegt und sauber geschnitten werden. Vielleicht aber auch, weil die optisch attraktiveren Arten natürlich zum Bepflanzen von Vor- und Hintergärten vorgezogen werden. Aber das kann ich tatsächlich immer wieder staunend feststellen: Natur ist im kulturellen Rahmen einfacher und deutlicher wahrnehmbar. Ohne diese Naturausschnitte inmitten unserer Wohnumgebung würde uns entschieden etwas fehlen, was für Lebensqualität steht und diese erkennbar beeinflusst. Im Positiven natürlich.

Bäume ziehen ist schwierig

Irgendwie kommen die vor zehn Tagen eingesetzen Baumsamen nicht in die Gänge. Die wenigen zarten Sprosse, die nach einigen Tagen hervorkamen, haben sich seitdem nicht mehr weiter entwickelt. Vielleicht hat das mit dem Mangel an Sonne zu tun. Vielleicht ist der Raum zu kühl, vielleicht die Erde aber auch zu feucht, so dass die Samen verfault sind. In so einer Kunststoffschale kann die Feuchtigkeit ja leider nicht nach unten abziehen und staut sich. Andererseits kann man es auch nicht ganz austrocknen lassen. So bin ich nicht sicher, ob das Projekt von Erfolg gekrönt sein wird. Kann sein, dass ich noch mehr Erfahrung mit dieser Art, Bäume aufzuziehen sammeln muss. Aber schön wär’s natürlich, so eine Gleditschie aus einem ihrer Schotenkerne aufziehen zu können.

Frühlingsahnungen

Nun kommen allmählich doch Frühlingsgefühle auf. Beim nachmittäglichen Spaziergang konnte ich die teils in voller Blüte befindlichen und teils schon abgeblühten Schlehen beobachten. Die Weißdornsträucher bilden ihre ersten zarten Blattknospen aus. Und in Hausnähe steht die Nashibirne schon in voller Blüte. Man sieht es auch, wenn man im Auto an Baum- und Heckenreihen vorbeifährt. Innerhalb weniger Tage ist das Grün wieder als Farbe ins Blickfeld getreten. Es gibt uns eine Ahnung von Wachstum und frühlingshaftem Aufbruch. Nun müssen nur noch die Temperaturen mitziehen und einigermaßen konstant bleiben. Dann wird der Frühling auch bei uns Menschen angekommen sein und die gegenwärtig verbreitete Lust- und Antriebslosigkeit vertreiben.

Überraschung mit Weiden

Auch die Weide bringt immer wieder Überraschungen mit sich. Die Abschnitte aus eigener Sammlung waren bisher immer ziemlich gelblich. Nach dem Feinschliff blieben auf der Oberfläche immer noch ganz feine Fasern sichtbar, die sich auch nach vorherigem Wässern nicht beseitigen ließen. Bei dem Material, das mir für das aktuelle Armbandprojekt zugeschickt wurde, ist das Verhalten der Fasern ähnlich, das Holz selber erscheint aber viel heller und nach dem Schliff mit 600er Papier enorm glatt. Das habe ich in dieser Form noch nie beobachtet. Möglicherweise liegt es an der Unterart und besonderen Eigenschaft des zugehörigen Holzes. Vielleicht aber auch an speziellen Wachstumsbedingungen, die die Textur des Holzes mitbestimmt haben. Ich werde es nie erfahren. Die Arbeit aber gewinnt durch solche Überraschungen. Durch sie erfahre ich immer wieder neue Facetten einer Holzart. Und das lässt häufig symbolische Rückschlüsse auf die Baumart zu.

Unschlüssig

Eigentlich hatte ich einen handwerklichen Samstag geplant. Aber ich bin jetzt nicht sicher, ob es sich wird realisieren lassen. Wahrscheinlich ist doch eine Einkaufstour notwendig. Und dann kommt es darauf an, ob ich am Nachmittag noch die Zeit finde. Wäre schön gewesen, so zum Ausklang der Woche, aber andererseits ist es bei schneeischem Wetter auch nicht das reinste Vergnügen. Wie ich immer wieder feststellen muss: Die Arbeit am Holz und die Beobachtung der Bäume stehen in enger Verbindung, sind geradezu abhängig von der Sonne. Je weniger Sonnenstrahlen und -wärme, desto weiter weg liegt die Versuchung, sich dieser Arbeit bzw. Muße zu widmen. Es geht dann nur mit Disziplin, wirkliche Freude kommt aber nicht auf. Also, ich werde das Vorhaben davon abhängig machen, ob trotz Kälte und Schnee die Sonne hervortritt. Ansonsten werde ich es auf das kommende Wochenende verschieben.

Atmosphärische Dichte

Das Thema der Info-Fibel für Kinder über verschiedene Baumarten war am späten Nachmittag noch einmal Thema eines Gesprächs mit R. C.. Mal sehen, vielleicht ist der Hochsommer die richtige Zeit, um in dieses Projekt einzusteigen. Wenn die Bäume grünen, die letzten Blüten strahlen und die ersten Früchte sich ausbilden. Dann sind die Bäume als zyklische Lebenssymbole besonders präsent. Ich schätze, das wird sich dann auf die Qualität und atmosphärische Dichte des Textes und der Illustrationsbeschreibung positiv auswirken. Unterdessen bin ich froh, dass das erste Broschürenprojekt zu der Reihe der Ausbildungsberufe zu einem guten Abschluss gekommen ist. Interesse potenzieller Abnehmer inklusive. Also ein insgesamt Zuversicht erzeugender Tag.

Wundersame Efeusamen

Die Efeusamen, die ich am Wochenende aus den fleischigen schwarzblauen Hüllen gepult und zum Trocknen auf der Fensterbank deponiert habe, fangen schon an, ihre papierartigen Hüllen auszubilden. Im gleichen Maße, wie die in ihnen gespeicherte Feuchtigkeit entweicht, werden die Samen leicht und die Außenhülle entwickelt eine perlmutartgleiche schimmernde Oberfläche. Wie die ganze Pflanze faszinieren mich auch diese Samenkörner in ihrer unwahrscheinlichen Anmutung und ihrer Umwandlung von einem opaken Kern in eine leichte Hülle. In dieser Wandlung spiegelt sich die Vielgestaltigkeit in der Erscheinung und dem Wachstum dieser Kletterpflanze, ganz nach der Erkenntnis ,,Wie im Großen so im Kleinen“. Wer sich unter Efeusamen nichts vorstellen kann, hier eine Aufnahme. In wenigen Wochen werden die kleinen Samen eine fast transparente weißliche Haut besitzen:

Trocknende Efeusamen

Widersprüche

Die Nachrichten berichten ständig vom angeblichen Jobboom und der anhaltend guten Konjunktur. Im Wechsel allerdings mit genau gegenteiligen Mitteilungen über stetig sinkende Reallöhne und den Zuwachs an unsicheren Arbeitsverhältnissen. Letzteres deckt sich eher mit meiner Erfahrung. Es ist geradezu unglaublich, was man aus Statistiken alles machen kann. Gegenwärtig habe ich allerdings den Eindruck, dass Politik und Medien eine Koalition eingegangen sind und sich gegenseitig stützen. Ernst nehmen kann ich die täglich sich selbst widerlegenden Darstellungen jedenfalls nicht mehr. Dahinter muss schon System stecken. Mein reales Leben ist unterdessen von Geduldsproben, zwischenzeitlichen Hoffnungsschimmern und nicht unerheblichen Lernzuwächsen gekennzeichnet. Ich glaube, so viel, und auf unterschiedlichen Ebenen, habe ich zuvor noch nie gelernt. Allein deshalb hat sich der Entschluss zur Selbständigkeit jetzt schon bezahlt gemacht. Und das Potenzial zum Ausbauen meines Projekts sehe ich durchaus. Vielleicht gelingt dann auch das Fernziel einer Konzentration auf Inhalte. Wenn dies möglich sein sollte, kommen auch die Bäume inhaltlich wieder stärker zu ihrem Recht.