Gehen und Bäume

A. hat mir heute bestätigt, dass die körperliche Aktivität in der Freizeit auch bei ihm im umgekehrten Verhältnis zur selben während der Arbeit steht. Sprich: man bewegt sich mehr, wenn man ansonsten während der Arbeit den ganzen Tag sitzt oder steht. Ist das nicht der Fall, wie im Urlaub, wird man auch sonst irgendwie unbeweglicher. Zumindest bei uns beiden ist das so. Eigentlich schade, denn gerade in diesen Freizeiten hätte man ja die Muße, die Bewegung mehr zu genießen. Sonst ist sie eher ein Ausgleich, hier könnte sie einen eigenen Stellenwert gewinnen, man könnte sich auf die Bewegung selbst wie auf einen Beobachtungsgegenstand beziehen. Immerhin gelingt mir dies phasenweise auch schon, wenn ich das Gehen selber beobachte und gleichzeitig genieße, und die Atmung, die anders wird bei längeren Spaziergängen oder Wanderungen. Das Gehen geht dann über in eine Art Meditation, eine Geh-Meditation, wie es Thich Nhat Hanh in seinem Buch ,,Das Glück einen Baum zu umarmen“ so schön beschreibt. Womit wir wieder bei den Bäumen wären, denn ihre Gesellschaft macht diese Form gehender Meditation besonders reizvoll. Sie sind als feststehende Lebensgenossen sehr gute Begleiter, sie folgen nicht nach, aber man selber folgt ihnen, oder begegnet ihnen auf vertrauten oder manchmal auch neuen Wegen. So ist das Gehen und die eigentümliche idealerweise dabei entstehende Ruhe für mich eng mit den Bäumen verbunden.

Die andere Art

Manchmal ist Arbeit auch so eine Art Therapie. Bei V. beobachte ich das immer schon. Und er sagte es heute ja auch ganz explizit, dass es nämlich mit seinen Beschwerden auf keinen Fall besser wird ohne die Bewegung. Und Bewegung bedeutet bei ihm eben immer Arbeit, sich zweckfrei zu bewegen, und sei es auch nur ein Spaziergang, ist ihm unmöglich. Natürlich, ich finde es selber auch von Zeit zu Zeit wohltuend, mich arbeitend im Freien zu bewegen. Insofern wäre es auch heute wahrscheinlich gut gewesen, ich hätte ihn begleitet, um die Hackschnitzel, Reste unserer geschnittenen Zypressenhecke, im Garten zu verteilen. Aber ich hatte anderes zu tun, und er kam natürlich wieder zu spät und zu müde nach Hause. Das sind solche Verhaltensroutinen, die wohl nicht nur mit körperlichen Zuständen zu tun haben. Die Einstellung zur Arbeit und zum Verhältnis von Arbeit und Freizeit, auch die Vorstellung, womit freie Zeit denn ausgefüllt werden kann, die geht doch sehr weit auseinander. Das ist ein Punkt, in dem ich mit ihm nie einer Meinung sein werde. Das macht es im Alltag recht schwierig. Gelöst werden kann solche Diskrepanz eigentlich nur mit Toleranz und Verständnis für die Eigenarten des anderen. Die andere Art zu leben täglich beobachten zu können, kann zumindest helfen, Scheuklappensicht zu vermeiden.

Wort- vs. Programmiersprache

Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich einmal so weitgehend mit Webdesign, Programmiersprachen und all diesen technischen Details beschäftigen würde. Bis vor etwa 10 Jahren war das eigentlich gar kein Thema. Dann fing es an, mit Grafik- und Layoutprogrammen, deren Vorzüge zur Erweiterung der Gestaltungsspielräume ich erkennen konnte, später mit Webeditoren unterschiedlicher Art. Und jetzt auch noch mit dynamisch generierten Webprojekten, die zumindest grundlegende Programmierkenntnisse erfordern. Allerdings merke ich, dass ich sehr schnell an Grenzen stoße, immer dann ist mir bewusst, wie weit ich bezüglich meiner Ausbildung doch von der Denkart eines Informatikers entfernt bin. Der Umgang mit Wortsprache und präsentativen Formen, das ist wohl eher mein Ding. Das fällt mir leicht, und in gewissen Bereichen glaube ich auch so etwas wie Virtuosität entwickelt zu haben. Aber bei zu ausgefeilten und voraussetzungsreichen Programmieraufgaben muss ich dann doch passen. Da wünschte ich mir Unterstützung, gleichzeitig denkend, vielleicht schaffst du es ja doch noch selber. Diese Denkart hat schon einige Male tatsächlich zum Erfolg geführt. Nach solchen Versuchen ist dann die Lust am Formulieren wieder umso größer, und auch die Freude an der Arbeit mit Inhalten. Da erinnere ich mich: genau dieses hatte ich mir zum neuen Jahr vorgenommen. Es ist Zeit, es auch zu realisieren, mit neuen Texten über die Symbolik der Bäume, mit einer Ausgestaltung meines Tagebuchprojekts. Nur gut aussehen soll es eben auch noch. Na ja, dieses Dilemma wird mich wohl nie verlassen.

Bäume und Heimat

Es tut richtig gut, einmal wieder einen Sonnenstrahl zu genießen. Seit Tagen war uns das nicht mehr gegönnt. Wenn sich die Sonne dann zeigt, es äußert sich in einer Art von Helligkeit, die signalisiert, dass sie einige Zeit anhalten wird. Man weiß dann: Jetzt lohnt es sich, einen Spaziergang zu machen, man wird nicht plötzlich von einem Regenschauer oder ähnlichem überrascht. Es ist, als ob die Aura sich ausdehnt, nachdem sie einige Tage nah an den Körper gedrückt wurde. Dieses zeitweise Ausdehnen der Aura, dieses sich öffnen dem Ganzen des Lebensraums gegenüber, ist für mich enorm wichtig. Aus diesem Grunde habe ich auch schon zu Schulzeiten sämtliche Pause, auch wenn es nur 5 Minuten waren, genutzt, um eine Runde möglichst zügigen Schrittes zu gehen. Danach ist dann auch Konzentration wieder einfacher und funktioniert besser als ohne diese Zwischenphasen. Insofern war es mir nachvollziehbar, wenn Kollegen die Mittagspause tatsächlich im Büro verbrachten. Das wäre mein sicherer Tod gewesen. In den wenigen Fällen, in denen ich in den letzten Jahren dazu gezwungen war, etwa bei zu starkem Sturm, hat sich das jedes Mal sehr dämpfend auf meine Stimmung ausgewirkt. Nicht nur, aber auch weil mir in diesen Fällen die Begegnung mit meinen Bäumen verwehrt war. Ich glaube, das ist nicht zu unterschätzen. Auch wenn keine besonderen Beobachtungen anstehen und ich eher gedankenverloren vor mich hin gehe, die Nähe der Bäume behält immer ihre für mich aufbauende Wirkung. Und diese Wirkung ist wesentliches Element dessen, was ich ,,Heimat“ nennen könnte.

Vielseitiger Efeu

M. hat mich heute gebeten, die restlichen Efeufrüchte abzuschneiden, damit sie sie für ein winterliches Gesteck verwenden kann. Mir scheint, sie warteten noch auf den echten Winter, denn obschon ziemlich groß sind die Beeren noch nicht so richtig ausgereift, die tief-schwarz-blaue Färbung der Vorjahre haben sie nicht erreicht. Auf dem Treppensims macht sich dieses Arrangement sehr schön, und man sieht daran, wie vielseitig und ganzjährig präsent die Efeupflanze ist. Sie verbindet sich eben nicht allein mit der Weihnachtszeit, im Verbund mit Stechpalme, Buchs, Fichte und Tanne. Sie zeigt vielmehr auch in allen anderen Jahreszeiten ihre Reize, die in Form der kugeligen Fruchtstände freilich besonders deutlich ins Auge fallen. Bei der Gelegenheit habe ich die Grotte noch mal in Form geschnitten, der Efeu tendiert eben dazu, unregelmäßig zu wachsen, und so ist es hier und da notwendig einzugreifen. Nicht mehr eingreifen freilich konnte ich bei der Zypressenhecke. Die schiefe Optik ist jetzt nicht mehr zu ändern, obwohl ich vorab darauf hingewiesen hatte. Aber V. beharrt auf der seltsamen Ansicht, die Hecken müssten in ihrer Höhe dem Gefälle des Geländes folgen. Ich meine demgegenüber, dass unabhängig von diesem Gefälle das Auge den Horizont, eben in Form einer Horizontalen sucht. Dieses werden wir wohl erst in ca. einem halten oder dreiviertel Jahr erreichen, wenn nämlich die Spitzen nach oben herauswachsen und man dann das Manko wieder ausgleichen kann.

Der Wunsch nach Konstanz

Die Krokusse blühen schon um diese Zeit, Mitte Januar. So etwas hat man wohl zuvor noch nicht erlebt. Und überhaupt ist die Gesamtatmosphäre wie im Frühling. Trotz einiger Sturmtage und viel Regen. Verrückt geworden ist das Wetter, und da wundert es nicht, wenn die Wissenschaftler auf den Plan gerufen werden und einmal neu ihre Zukunftsprognosen bezüglich des Klimawandels erstellen, immer eine eindeutige Tendenz postulierend. Genau daran kann ich allerdings nicht glauben. Ich glaube eher an die Unregelmäßigkeit und Unvorhersagbarkeit. Daran, dass man sich auf fast nichts mehr verlassen kann. Dass die Dinge bevorzugt sich in einer nicht erwarteten Weise darstellen, um sich in kurzen Zeitintervallen unregelmäßig in nicht vorhersagbare Richtungen zu verändern. Das können wir in allen Bereichen, nicht nur dem Klima feststellen. Ebenso auch in der Wirtschaft, dem Einfluss der Kirchen und Religionen, den Wertvorstellungen der Jugendlichen, den gerade auf dem Arbeitsmarkt gefragten Qualifikationen, dem Verhältnis von individueller Entwicklung und sozialem Zusammenhalt. Man weiß schon nicht mehr, was man dazu sagen soll. Ob man diese Entwicklung überhaupt bewerten kann. Ob sie auf irgendetwas hinausläuft. Eins kann ich aber sagen: In solchen Zeiten wirken Konstanten sehr wohltuend, ist es erfrischend, sich zu vergegenwärtigen, dass es Dinge gibt, die sich nie im Wesentlichen verändern, es sei denn wir verändern unsere Einstellung und unser Verhalten ihnen gegenüber. Und da denke ich, natürlich, wieder an die Bäume, die vieles für mich bedeuten. Unter anderem aber etwas in sich Ruhendes, etwas zwar fest Verwurzeltes, aber dennoch in seiner Umweltabhängigkeit im Zeitlauf Anpassungsfähiges. Musterbeispiele für individuelle Lebewesen, die ihren je eigenen Weg gehen, wenn ich so sagen darf, und dennoch immer wissen, sie sind nicht allein. Da ist die eigene Art, zu der sie sich zugehörig fühlen, da sind die anderen mehr oder weniger verwandten Arten, und da sind andere Lebewesen, die sich in vielfältigster Weise mit ihnen in Beziehung setzen, wodurch eine sehr anregende Interaktion zwischen ganz unterschiedlichen Spezies entsteht.

Gefährlicher Sturm

Die Deutsche Bahn will Sonder-Dieselloks bereitstellen, um für Streckenblockaden gerüstet zu sein, die durch umstürzende Bäume entstehen könnten. Da scheint man ja wirklich mit einem gewaltigen Sturm zu rechnen, der vor allem die Küstenregionen im Norden betreffen wird. Mit unserer grundsätzlich geschützten Randlage im Südwesten werden wir wohl nur Ausläufer davon miterleben, aber, wie der Dauerregen dieser Tage andeutet, kann auch das recht unangenehm werden. Ich hoffe, dass keine Menschen und Tiere dabei zu Schaden kommen und dass auch die Bäume verschont bleiben, wäre es doch schade, wenn so ein langes Baumleben durch unmäßige Naturgewalten vorzeitig beendet würde. Die Untergangsstimmung im Außen nutze ich, um dem immer aktueller werdenden Thema des Content-basierten Webdesigns näher zu kommen. Ohne spezielle Programmierkenntnisse kommt man da nicht weit. Sicher werde ich die nicht wirklich erwerben, aber mein Ziel ist es, vorhandene Skripte und Code-Segmente so in meine Entwürfe einbauen und an diese anpassen zu können, dass ich die Vorteile datenbankgestützter Webarchitektur und dynamisch erzeugter Webseiten nutzen kann. Obwohl es für einen Nicht-Programmierer recht schwer nachzuvollziehen ist, beginne ich Gefallen daran zu finden, was daran liegt, dass ich zumindest das Grundsätzliche verstanden zu haben glaube. In die Details zu gehen und sie nutzbar zu machen, wird eine Herausforderung für die kommenden Wochen.

Für immer auf den Bäumen wohnen

Der ,,Baron auf den Bäumen“ ist ein erfrischend ungewöhnliches Buch. Nun liegt es schon seit vor Weihnachten hier bei mir, ohne dass ich dazu gekommen wäre es zu lesen. Schon nach wenigen Seiten wird die Geschichte eines Menschen entwickelt, der als Kind beschließt, zu den Bäumen in seiner häuslichen Umgebung emporzusteigen, sich lebenslang in ihnen zu bewegen, und niemals wieder den Boden zu berühren. Das ist so fantastisch, dass man sich sofort in eine surreale Abenteuer-Traumwelt à la E.T.A. Hoffmann entrückt fühlt. Wie sich die Geschichte weiterentwickelt, weiß ich noch nicht. Aber die ersten Seiten zeigen schon, wie ergiebig dieses Buch für jemanden sein muss, der sich für die Symbolik der Bäume begeistert. Denn es geht nicht nur um die Steineiche, die die Hauptfigur Cosimo als erste besteigt, um von ihr aus auf die vielen angrenzenden Bäume weiter zu klettern und sich so ein größeres Baum-Wohnungs-Areal zu erschließen. Auch weitere Themen, wie die Nutzung von Obst- und anderen südländischen Fruchtbäumen sowie damit zusammen hängende Subthemen, werden angesprochen und in eine abenteuerliche Geschichte eingewoben. Ich bin sehr gespannt auf das umfangreiche Werk und was ich aus ihm über die Bäume und unser Verhältnis zu ihnen noch lernen kann.

Inneres Gleichgewicht

Die Länge der Freizeit ist nicht unbedingt proportional zur Produktivität. Schon eher im umgekehrten Verhältnis, denn bei mehr Zeit tendiert man dazu, sich zu verzetteln oder verliert das Gespür für die Länge der einzelnen Aktivität. Das stelle ich zurzeit fest, denn irgendwie komme ich nicht voran. Da sind viele Dinge, die mir zu schaffen machen, aber es tauchen auch neue Möglichkeiten auf, deren Stellenwert ich nicht genau einschätzen kann. Eine Zeit der Unsicherheit, mit der ich versuche vernünftig umzugehen. Ich suche nach dem neuen Gleichgewicht, für das die regelmäßige Bewegung im Freien, bei handwerklicher Arbeit, bei Spaziergängen oder im Garten eine wichtige Rolle spielt. Der Kontakt mit den Bäumen, die auf unterschiedlichsten Wegen zustande kommt, ist dabei der rote Faden. Schade, dass in solch unübersichtlichen Zeiten auch dieser Kontakt problematisch ist, ich mich nicht wirklich auf ihn einlassen kann. Es ist wie beim künstlerischen Arbeiten: Man muss eigentlich schon vorgängig darauf eingestimmt sein, damit es überhaupt Sinn macht. Dieses Einstimmen ist derzeit eine meiner größten Herausforderungen, sie setzt ein inneres Gleichgewicht voraus.

Winterlicher Zypressenschnitt

Einen solch trüben Tag habe ich selten erlebt. Während der Wetterbericht für fast ganz Deutschland sonniges Winterwetter prognostiziert hat, war es bei uns dauer-neblig, den ganzen Tag über. Die Suppe ging gar nicht mehr weg, wirklich eigenartig. Während wir sehnsüchtig auf den ersten durchbrechenden Sonnenstrahl warteten, hat die Zypressenhecke hinterm Haus unsere ganze Aufmerksamkeit beansprucht, auch den ganzen Tag über, denn es galt, sie um ca. 1,50 m zu kürzen, um das Schneiden in den kommenden Jahren nicht zum Abenteuer werden zu lassen. Dabei hat sich herausgestellt, dass sie an einer Seite sehr tief ausgewachsen war. Dies und die Tatsachen, dass die Bäume schon stattliche Stammdicke erreicht haben, machte den parallelen Einsatz der Motorsäge und der Motor-Heckenschere notwendig. Einzelne Äste konnten auch von Hand mit der Astschere gekappt werden. Während V. schon am Vormittag 2/3 der Hecke geschnitten hatte, konnte ich ihm am Nachmittag immerhin noch beim Rest helfen. Später haben wir alles auf den Anhänger verfrachtet und zum Bienenhaus gefahren. Eine riesige Menge ist dabei zusammen gekommen. Das Häckseln, was notwendig wird, da die Grünschnittdeponie noch bis Mitte Februar geschlossen ist, wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Das Gute an der Aktion: Unsere übrigen Gartenbäume werden künftig mehr Sonne erhalten, und das wird ihrem Wachstum förderlich sein. Ich denke dabei vor allem an den Feigenbaum und den Ginkgo. Außerdem ist der Hinterhausgarten insgesamt jetzt heller, nachdem diese irrsinnig hohe Zypressenwand auf ein erträgliches Maß zurück geschnitten ist. Ich schätze, das wird nicht die letzte Baumschnitt-Aktion dieses Winters gewesen sein. Auf dem A.-berg warten noch zahlreiche Obstbäume darauf, entweder gefällt oder zurück geschnitten zu werden. Auch hier wird eine Menge Schnittmaterial zu entsorgen sein, das allerdings vor Ort verbrannt wird. Letzteres gehört sicherlich zu den erfreulicheren Seiten des Ganzen, auf die anstrengende Arbeit zuvor würde ich gerne verzichten.

Paul Klee und das Baum-Motiv

Das lange Warten in der Schlange hat sich durchaus gelohnt. Angesichts des Tages der offenen Tür und dem damit verbundenen freien Eintritt am letzten Tag der Paul Klee Ausstellung war allerdings ein größerer Andrang auch wahrscheinlich. Nur war ich schon länger nicht mehr in diesem Museum, so dass ich es nicht wirklich erwartet hatte. Wie auch immer, nach ca. einer Stunde konnte ich dann den Ausstellungsraum endlich betreten, in den immer nur so viele eingelassen wurden wie ihn gerade verließen. Eine umfangreiche Ausstellung mit Werken, die das architektonische Motiv im Werk Paul Klees im Mittelpunkt haben. Mit Exponaten aus der ganzen Welt, muss ein ziemlicher Aufwand gewesen sein, all dies zusammen zu tragen. Über den auf mich fast zeitgenössisch wirkenden Zeichenstil Klees war ich einigermaßen überrascht. Bei Arbeiten, die zwischen 1880 und den dreißiger Jahren des Neunzehnten Jahrhunderts entstanden sind, hätte ich das so nicht vorausgesehen. Der Künstler war offensichtlich seiner Zeit weit voraus, was wohl auch seine Bekanntheit und Größe ausmacht. Besonders charmant in vielen der Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder und Mischtechniken fand ich, wie sollte es anders sein, das Auftauchen des Baummotivs. Wie viele andere Elemente in diesen Bildern ist auch der Baum in kindlicher Weise stilisiert. Die Nadelbäume in der Regel mit einer Vertikalen zur Andeutung des Stamms und davon symmetrisch ausgehenden nach unten weisenden Ast-Linien, die Laubbäume häufig mit nach oben gebogenen, gekrümmten Ast-Andeutungen. Und das inmitten von architektonischen Formen. Bei einigen Bildern ist die Durchdringung von Architektur und von Bäumen markierter Landschaft gar das Hauptmotiv und bestimmt die Komposition. Man fühlt sich tatsächlich an eigene Kinderzeichnungen erinnert, in denen bei der Darstellung eines Hauses der nebenstehende Baum einfach nicht fehlen darf. Sehr erfrischend solche Reminiszenzen in der künstlerischen Überformung eines erwachsenen Künstlers wieder zu finden. Und aufschlussreich zudem, denn es zeigt einmal mehr, wie zentral der Baum in der Wahrnehmung und im Empfinden schon sehr junger Menschen ist, und wie fest dieser Archetyp in Folge dessen im Bewusstsein der Erwachsenen verankert ist.

Wieder aufwachen

Nun ist mit dem Adventskranz auch der letzte Rest Weihnachten zumindest aus dem Haus verbannt. Und das ist auch ganz gut so, denn die Weihnachtsstimmung ist endgültig verflogen und würde auch beim besten Willen bei diesen Frühlingstemperaturen nicht mehr aufkommen. Auf der Straße, in den Geschäften und bei öffentlichen Anlagen verhält es sich teilweise noch anders. Gestern habe ich beobachtet, wie ein Straßenweihnachtsbaum von städtischen Mitarbeitern auf einen LKW geladen und abtransportiert wurde. Vielerorts sind noch die Weihnachts-Stern-Beleuchtungen an den Geschäftsfassaden zu sehen und werden wohl aus Bequemlichkeit bei vielen so schnell nicht entfernt werden. Ich weiß nicht, wie es anderen da geht, aber ich habe den traurigen Eindruck, dass der Aufbruch, der dem Tag der längsten Dunkelheit eigentlich auch in den Köpfen der Menschen folgen sollte, nicht einmal ansatzweise begonnen hat. Da macht sich eine merkwürdige Diskrepanz breit zwischen den vollmundigen Ankündigungen der Politik und den mit ihr zunehmend verbandelten Medien und den tatsächlichen Lebensbedingungen, der Motivation und Zuversicht der Menschen, die sich wie in einem luftleeren Raum bewegen und dabei keine Richtung, keine Marken, kein wirkliches Ziel mehr erkennen können. Der von Roman Herzog vor Jahren so plastisch beschworene ,,Ruck“ durch Deutschland scheint mir ferner denn je. Zunächst müsste einmal ein Aufwachen kommen, bevor sich sonstiges bewegen kann.

Zwecklos!?

Zwischendurch einmal Texte jüngerer zeitgenössischer Schriftsteller zu lesen, finde ich sehr wohltuend. Das Buch ,,Schneehase“ von Anja Frisch, Jahrgang 1976, finde ich ganz beeindruckend. Mit einer klaren, unprätentiösen, immer leicht ironischen Sprache. Texte, die einer genauen Beobachtung entspringen und von einer umfangreichen, wenn auch nicht allein auf Lebenszeit zurück zu führenden Lebenserfahrung zeugen. Wirkliche Sprach-Kunst, die einen sehr authentischen Weltzugang spiegelt. Und damit sicher vielen Menschen etwas zu sagen hat, die sich selber darin wieder finden. Im Persönlichen, individuell Erlebten das Allgemeine und Allgemeingültige zum Ausdruck zu bringen, ist eine große Herausforderung, aber die Voraussetzung von Wirkung und Resonanz im künstlerischen Bereich. Mir selber ist das schon einige Male gelungen mit meinen bildhauerischen Arbeiten, meiner ganz eigenen Beschäftigung mit Bäumen im Medium ihres Baustoffs. Ich weiß von vielen Reaktionen, dass diese Kommunikationsangebote bzw. Ausstellungen als überzeugend wahrgenommen wurden und an Wesentlichem mehr angestoßen haben als das meiste, was ich bisher erwerbsmäßig bewegt habe. Vielleicht auf Grund dieser Erkenntnis kann und will ich es nicht lassen, in den ,,zwecklosen“ Offerten große Chancen zu verfolgen, mehr zu bewirken als bloß sein regelmäßiges Einkommen zu erzielen. Das kann nicht alles sein, die Horizonterweiterung ist dringend notwendig. Und ein besseres Thema als die Bäume, anhand derer ich dies eng führen und in verschiedensten Formen umsetzen kann, ist mir kaum vorstellbar.

Parallel führen

Immer noch bin ich nicht dazu gekommen, meinen Literatur-Stau aufzulösen. Dabei sollte man meinen, dass ich jetzt die beste Gelegenheit dazu hätte. Insbesondere die umfangreiche und vielfältige Baumliteratur liegt mir dabei sehr am Herzen, oder soll ich sagen: im Magen. Wo ich mir doch vorgenommen hatte, mich wieder mehr den Inhalten zu widmen. Aber ich versuche, die Versäumnisse sukzessive nachzuholen, um dem großen Feld der Baumsymbolik gerecht zu werden. Das Außen bietet schließlich derzeit kaum Ansatzpunkte und Anreize hierzu. Zu untypisch ist die Witterung, zu unattraktiv die landschaftliche Ausstrahlung, dass Eindrücke der Bäume selbst ihre Wirkungen zurzeit hinterlassen könnten. Ich hoffe, dass ändert sich bald, in Form eines typischen, wenn auch kurzen Winters. Oder in Form eines vorgezogenen langen Frühlings. Dann könnte ich nämlich beides miteinander verbinden und parallel führen: Die Reflexion im Hintergrund und das genaue Beobachten vor Ort.

Ratlos

Regnerisches, aber viel zu mildes Wetter, das an Winter gar nicht denken lässt. M. meinte heute, eigentlich müsste es jetzt nicht mehr kalt werden, es ist so, als ob der Winter schon vorbei sei und nahtlos in einen vorgezogenen Frühling überginge. Allerdings traut keiner dieser Theorie wirklich, jeder rechnet damit, dass nach dieser eigentümlichen Phase der Kälteeinbruch doch noch kommt, vielleicht im Februar und März. Das wäre nicht ungewöhnlich, meine Winterbilder von 2004 und 2005 stammen aus dieser Zeit. Nur ist in diesem Jahr eben damit zu rechnen, dass die Periode stark verkürzt ist. Wie auch immer, auf Wetterprognosen, die weiter reichen als 2-3 Wochen, kann man sich ohnehin nicht verlassen, und auf Expertenmeinungen, die von solchen Ungewöhnlichkeiten längerfristige Trends abzuleiten versuchen, gebe ich ohnehin nicht viel. Seltsam, obwohl diese Witterung für uns alle schonend zu sein scheint, bewusst machend ist sie sicher nicht. Meine Landschafts- und Naturwahrnehmung ist viel intensiver in jahreszeitypischen Phasen. Dieses hier hinterlässt eine gewisse Ratlosigkeit, wie so vieles, was ich gegenwärtig erlebe. So habe ich die gewaltige Linde im Innenhof der Klinik, die ich alle drei Monate besuche, einfach nur wahrgenommen, sie vermochte heute gar keine besondere Emotion auszulösen, ein weitgehend belangloser Eindruck, den ich auf die unspektakulären Außenbedingungen zurück führe. Bleibt nur zu hoffen, dass auch Js Zustand nach der Behandlung sich dieser Tendenz anschließt und sie sich möglichst schnell wieder regeneriert.

Antizipation des Frühlings

Die Assoziation des Frühlings ist dieser Tage nahe liegend. Frühlingshafter könnten zumindest die Temperaturen auch im Mai nicht sein. Und so zeigt sich die Skurrilität, dass die Frühlingsblüher unter den Blumen sich getäuscht sehen und schon die schützende Erdkrume durchbrochen haben. Bleibt zu hoffen, dass sie das überleben und nicht doch noch von langen Phasen strengen Frostes überrascht werden. Natürlich ist das Empfinden der Menschen sehr stark von solcher Witterung abhängig, manchmal auch die kreativen Entäußerungen. Insofern finde ich es interessant, dass jetzt Mitte Januar eine Kreativagentur aus Dänemark eine meiner Frühlingsfotografien gekauft hat. Wirklich verwunderlich ist das andererseits nicht. Unabhängig davon, ob auch in Dänemark vergleichbare klimatische Bedingungen zurzeit herrschen, sind gerade die Kreativen der Jahreszeit um mindestens eine Phase voraus. Jetzt ist also schon Frühling in den Köpfen und den Auftragsbüchern der Agenturen. Unterdessen bin ich froh, nun alle Weihnachtsbaumdarstellungen abfotografiert zu haben. Einige muss ich freilich noch freistellen. Aber das ist mit den neuen Aufnahmen, die von einer verbesserten Beleuchtungstechnik profitieren, sehr viel einfacher geworden.

Form vs. Inhalt

Dass die Beschäftigung mit Bäumen Trost spenden kann, oder dass sie Hoffnung vermitteln kann, ist sicherlich eine ihrer wichtigen Wirkungen. Frau Sp., die sich für meine Baumtexte interessiert hat, ist besonders auf diesen Aspekt eingegangen. Dabei hat sich die Absicht wiederum verdichtet, mich in diesem Jahr wieder verstärkt den Inhalten zu widmen. Das Gestalterische und Technische ist in den letzten beiden Jahren allzu sehr im Vordergrund gewesen. Das kann auf die Dauer entfremdend sein und vom eigentlichen Thema wegführen. Wenn da nicht der Wunsch wäre, die Inhalte auch in ansprechender Form zu präsentieren, und sie überhaupt möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Da ist Technik immer von Nöten. So hoffe ich, dass mir der Spagat zwischen Inhalt und Form auch in Zukunft gut gelingen wird, und dass ich es schaffe, in der nächsten Zeit der stärkeren Schwerpunkt für eine gewisse Zeit auf den Inhalt zu lenken.

Systematisch Motive erfassen

Zurzeit habe ich wieder so eine Archivierungs-Phase. Mit dem neuen ,,Lichtzelt“ bietet sich endlich die Möglichkeit, Objekte mit vernünftiger Beleuchtung und vor anständigem neutralem Hintergrund zu fotografieren. Den dafür notwendigen Untertisch habe ich heute Vormittag zusammengestellt. Und auch die Leuchten habe ich anders installiert. Um festzustellen, dass deren Leuchtkraft zu wünschen übrig lässt und trotzdem gelegentlich der Blitz eingeschaltet werden muss. Ich bin noch am experimentieren, ist nicht ganz so unkompliziert mit der Spiegelreflextechnik. Die ersten Versuche mit dieser Makro-Objektfotografie sind größtenteils aber ganz gut gelungen. Insbesondere das Freistellen wird ab sofort viel einfacher werden, falls es überhaupt notwendig ist, denn die Aufnahmen zeigen überwiegend einen sehr schönen neutralen Hintergrund mit nur leichten Weiß-Grau-Verläufen, die in der Regel nicht stören und sich mit dem Motiv zu einem schlüssigen Gesamtbild ergänzen. Zunächst will ich die Sammlung von Baum-Darstellungen systematisch fotografieren und später listen bzw. tabellarisch beschreiben. Wenn der Anfang gemacht ist, wird es später leichter sein, neue Stücke zu ergänzen. Ich verspreche mir von dieser Arbeit weitere Impulse für inhaltlich oder gestalterisch orientierte Projekte rund um die Symbolik der Bäume. Das systematische Arbeiten an einem Thema kann dabei sehr hilfreich sein. Vor allem kann es Quelle für ganze neue Ideen und Ansätze werden.

Weihnachtszeit und Dekorationschaos

Weihnachtsbaum2006

Dieser Tag war vollständig dem symbolischen Abschluss der Weihnachtszeit gewidmet. Angefangen habe ich am Vormittag mit dem Weihnachtsbaum. Beim Entfernen des Schmucks ist mir wieder einmal klar geworden, wie enorm viele Teile wir im Laufe der Jahre angesammelt haben. Jedes Jahr müssen wir neue Kisten suchen, um die zwischenzeitlich erweiterte Sammlung einigermaßen geordnet zu verstauen, damit wir nächste Weihnachten noch den Überblick behalten: Glasschmuck, Holzschmuck, Teile aus feinem Metallblech, Samt- und Plüschaccessoires, Unmengen an Strohsternen und anderer aus Stroh geflochtener Symbole. Und schließlich die drei Lichterketten und das Krippchen mit seinen Figuren. Es hat Spaß gemacht, denn wenn ich mir Zeit lasse, habe ich Gelegenheit, mich von dem Baum gewissermaßen zu verabschieden und dabei zum letzten Mal die schönsten Weihnachts-CDs zu hören. Mit dem Baum war es allerdings nicht getan, danach waren die verschiedenen Schränke dran, die als Stauraum für die weihnachtlichen Utensilien dienen. Die waren dringend ordnungsbedürftig, denn in den letzten Jahren ist dort einiges durcheinander geraten, und es drohte eine Art Dekorations-Chaos auszubrechen. Dem konnten wir heute erfolgreich entgegen wirken, was künftig das Auffinden erheblich erleichtern dürfte. Bei der Gelegenheit haben wir u. a. eine Kiste mit der Aufschrift ,,Weihnachten hässlich“ initiiert, in die alle diejenigen Gegenstände gelangt sind, die wir aus ästhetischen Gesichtspunkten kaum ertragen können. M. hatte allerdings Skrupel, sie zu entsorgen, und so ist die Kiste eine Art Zwischenlösung. Wie immer, wenn man räumt, kommt jede Menge Krempel zum Vorschein, der gleich mit sortiert oder entsorgt werden kann. Jedenfalls ist jetzt der Deko-Ballast um einiges leichter geworden, eine Maßnahme, die von Zeit zu Zeit notwendig scheint, um die Dinge nicht ausufern zu lassen. Eine Tendenz, die insbesondere in Bezug auf Weihnachten uns allen zu eigen ist. An erster Stelle stehen da die Windlichter, die kaum noch zu zählen sind, besonders wenn man Ms mit meinen zusammen rechnet. Windlichter gibt’s aber jedes Jahr wieder in neuen Formen und Gestaltungen, und da kann ich meistens nicht widerstehen. Deshalb ist ein weiteres Anwachsen der Sammlung eher wahrscheinlich.

Weihnachtliche Symbolik

Schon wieder geht alles so schnell voran. Die Zeit des Weihnachtsbaums geht vorbei, und mit ihr die Zeit der weihnachtlichen Dekoration. Die letzte Gelegenheit, unseren schönen Baum festzuhalten, habe ich heute genutzt und noch einmal einige Details fotografiert. Der längliche Glaszapfen aus dem bernsteinfarbenen Material, den wir dieses Jahr neu als Geschenk erhalten haben, hat es mir besonders angetan:

weihnachtlicher Glasschmuck

Vielleicht auch ein Motiv für die nächstjährige Weihnachtskarte. Der Baum als Ganzer wird mir in Erinnerung bleiben als der erste gekaufte Weihnachtsbaum in unserem Haus. Entsprechend wehmütig sehe ich seiner morgigen ,,Entschmückung“ entgegen. Ein Ritual, das allerdings fast so spannend ist wie das Schmücken vor ca. 3 Wochen. Es ist eine Möglichkeit, die Weihnachtszeit noch einmal zu erinnern und die Gedanken um die tatsächliche Bedeutung kreisen zu lassen, die diese Zeit für uns alle hat, für uns heute haben kann. Und ich meine nach wie vor, Weihnachten gehört mit zu den größten Völker verbindenden Festen, das in seiner Frieden stiftenden Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Ich will versuchen, auch weiterhin einen Beitrag zu dieser Symbolpolitik zu leisten. Das genaue Beobachten, Verfolgen und Mit-Erleben der gesamten Weihnachtssymbolik ist für mich ein wichtiger Schritt hierzu.

Relativer Fortschritt

Die Dinge entwickeln sich nur schleppend. Und wie um das zu unterstreichen, bewegt sich die Witterung auf einem undefinierbaren und absolut jahreszeituntypischen Niveau. Gut, dass der Weihnachtsbaum als von Menschen gemachtes Symbol, als Kulturgut sozusagen, immer noch im Zentrum meiner Aufmerksamkeit steht. Die realen Bäume im Außen sind nämlich gegenwärtig kaum ein Thema. Sie wären es, wenn die Sonne für einige Stunden hervorträte und ich Gelegenheit hätte, meine neue Fotoausrüstung zu testen. So aber gibt es einfach keinen Anlass, was mich veranlasst, mich dem Symbolischen und Gestalterischen zu widmen. Von Zeit zu Zeit glaube ich, auf diesem Gebiet so etwas wie einen Fortschritt zu machen. Einen freilich, der sich einige Zeit später möglicherweise als relativierungsbedürftig zeigt und seinen Status als Fortschritt sogleich wieder einbüßt. Aber das gehört eben auch dazu.

Weichen für 2007

M. sagt, sie hat überhaupt noch nie ein größeres Konzert in S. besucht. Nicht ganz richtig ist das, denn wir haben vor einigen Jahren zusammen das wunderbare Musical von Frank Nimsgern ,,Snow White“ bewundern können. Heute also ein richtiges Konzert, von dem ich hoffe, dass es zumindest ansatzweise an das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker erinnert, das uns vor zwei Tagen wieder bezaubert hat. Und wenn das K&K Orchester eine der Hauptrollen spielt, und wenn eine langjährige Choreographin der Balletteinlagen des Neujahrskonzertes hier die Regie führt, dann muss es doch eigentlich halten, was die Namen versprechen. So wünsche ich uns beiden einen schönen Abend. Der Tag war sonst mit der am Jahresanfang nicht ungewöhnlichen unruhigen Geschäftigkeit gefüllt, die immer dann entsteht, wenn man mit dem Alten noch nicht ganz abgeschlossen hat und das Neue aber noch keine klaren Konturen erkennen lässt. Bestimmte Weichen für mein Baum-Erleben des Jahres 2007 habe ich bereits gestellt. Mit der neuen Fototasche, die ich heute erhalten habe, werden Spaziergänge und Wanderungen künftig zu einem High-Tech-Unternehmen, inklusive einiger Kilos mehr, die das Equipment, spricht Kamera und Zubehör, auf die Waage bringt. Ich hoffe, meine Kondition lässt dies zu und das Erleben und die Aufmerksamkeit für die Wunder der natürlichen Welt werden dadurch nicht geschmälert. Die Gefahr ist immer da, wenn Technik überhand zu gewinnen droht. Ich denke aber, dass ich genug Lebenserfahrung und Korrekturfähigkeit mitbringe, solchen Tendenzen entgegen zu steuern.

Ewiges Thema „Weihnachtsbaum“

In den USA geht alles etwas schneller als bei uns in Deutschland. So meinte jedenfalls C. heute gegenüber M. während eines längeren Gesprächs am Telefon. Sie muss es wissen, denn sie lebt als Deutsche schon seit über 40 Jahren dort. Gemeint war der Weihnachtsbaum, den sie bereits entsorgt hat, während wir ihn traditionell bis zum Dreikönigstag stehen lassen. Das finde ich auch gut so, denn seine Reize entfalten sich mir in besonderer Weise auch nach dem Fest, wenn man etwas mehr Ruhe hat, den Baum als ganzen und seinen Schmuck auf sich wirken zu lassen. Trotz meiner tollen neuen Kamera ist es mir aber dieses Jahr nicht gelungen, ein wirklich gutes Foto des Baums zu machen. Vielleicht nutze ich die letzte Gelegenheit in den kommenden Tagen, um das nachzuholen. Zumindest fürs Archiv, aber auch weil er gerade jetzt so wunderschön ist und sich, wie ich auf den Fotografien heute wieder erkennen konnte, so sehr von seinen Vorgängern unterscheidet. Diese hatten zweifellos auch ihre Reize, aber es waren eben eigene Bäume mit besonderem Charakter, und diese Zeit ist jetzt vorbei. Fraglich ist, was aus dem Weihnachtsbaum-Stück wird. Ob wir es als Brennholzreservoir nutzen oder es doch lieber verkaufen.

Neujahr

Für die Gestaltung der Baumtagebuchseite habe ich nun eine überzeugende Grundlage entwickelt, die auch geeignet ist, je nach Seiteninhalt variiert zu werden. Dabei habe ich wieder einmal gesehen, mit wie simplen grafischen Mitteln sehr schöne und bewegende optische Eindrücke zu gewinnen sind. Dahin zu kommen ist aber jedes Mal mit viel Experimentieren verbunden. Aber wenn der Ansatz dann stimmt, macht es auch Spaß weiter zu gehen. Ich hoffe, dass dieses neue Jahr mir viel Gelegenheit, Zeit und Muße bringt, meine kreativen Projekte voranzubringen. Projekte, die mir geradezu uferlos erscheinen und die ich immer nur ansatzweise überblicken kann. Gerade darin liegt aber auch ihr besonderer Reiz. Vielleicht ist das überhaupt der Sinn dieses Arbeitens: Der immer wieder neue Versuch, das eigene Potenzial zu entdecken, auszureizen und sich in gewisser Weise weiter zu entwickeln. Wie ich schon öfter bemerkt habe, dieses Weiterentwickeln erscheint mir nicht als linearer Prozess. Sprünge, Schleifen, Saltos und ähnliches sind da nicht selten, der Prozess ist somit unvorhersehbar, und ich frage mich, was es bedeutet, wenn es heißt: Wir haben uns vor dem Eintritt in diese Existenz einen Lebensplan entworfen, den wir dann, nicht mehr wissend, wie er aussieht, quasi kopflos versuchen zu realisieren. Ein ziemliches Abenteuer ist das, besser nicht fragen, wo der Sinn des einzelnen Tuns liegt, einfach weiter gehen, denn der Weg ist das Ziel. Zumindest das glaube ich verstanden zu haben.