Skurrile Schnittkunstwerke

Die Sache mit dem Abholzen der Weißdornhecken scheint V. stärker zu beschäftigen als ich dachte. Ich finde es interessant, dass er offenbar dabei nicht nur an den praktischen Nutzen in Sachen ,,Honig“ denkt, sondern ihn auch diese unschöne und brutale Art erbost, mit der die Schnittarbeiten durchgeführt werden. Tatsächlich wird dazu eine Art Fräse benutzt, die die Sträucher nicht etwa mit glatten Schnitten in Form bringt, sondern sie geradezu zerfetzt, wobei die abgetrennten Teile in die nähere Umgebung geschleudert werden. Ein absolut an der Effizienz orientiertes Verfahren, das den Baum, um den es schließlich geht, völlig außer Acht lässt. Er muss schlicht passgenau gemacht werden, und dazu sind vor allem die Mittel recht, die es erlauben, pro Zeiteinheit möglichst viel wegzuschaffen. Das hat schon eine ganze eigene Qualität, die sich von gartenbaulichem Sachverstand zunehmend entfernt. Etwas ganz anderes ist es, wenn der Baumschnitt als Gestaltungsmittel eingesetzt wird. Natürlich ist auch der alljährliche Radikalschnitt der städtischen Platanen eine brutale Angelegenheit, aber es ist eine, die auf eine längere Tradition zurückblicken kann, die erkennen lässt, dass der Schnitt der spezifischen Formung des Baums und auf diesem Wege der Gestaltung städtischer Räume gilt. Die Platanenallee rund um den Großen Markt in S. gehört mit zu den schönsten die ich kenne. Als ich sie heute erblickte, konnte der Schnitt erst wenige Tage zurück liegen, man konnte sehen, dass er frisch war. Diese Bäume wirken wie skurrile Lebewesen aus einer anderen Welt. Ihre animalische Körperlichkeit ist so außerordentlich, dass man die Augen kaum davon lassen kann. Besonders eindrucksvoll hier ist, dass die Bäume seit vielen Jahren systematisch geschnitten wurden und eine gewisse Höhe nicht überschreiten. Ihr Astaufbau geht vom Stamm ausgehend in die Horizontale, in der sich die knubbeligen Äste wie Tentakel darstellen, zumal die Enden durch die vielen immer wieder gekappten buschartig austretenden Astansätze stark verdickt sind und dabei einem viel dünneren Hauptast entspringen. Damit wird die normale Optik der Baumwachstums umgedreht und der Baum scheint sich immer deutlicher in ein Kunstwerk zu verwandeln. In dieser karreeartigen Anordnung rund um den Platz wird die Anmutung eines lebenden Gesamtkunstwerks noch verstärkt. Für diese Art der Manipulation von Bäumen habe ich durchaus Verständnis, weil sie Sinn macht und im positiven Sinne die Gestaltung der Bäume zum wesentlichen Bestandteil der Aura von Plätzen macht.

Das Schwinden ästhetischer Denkart

Manchmal ergeben sich Koalitionen, die man gar nicht vermutet hätte. Dass Herr D. heute mit V. Verbindung aufnimmt, weil die Bahn dabei ist, die Weißdornhecken entlang der Bahnstrecke vor seinem Haus zu entfernen, wird dem Honigertrag dieses Jahres sicher zu Gute kommen. Herrn D. geht es dabei zwar weniger um den Honig, sondern um die in seiner Straße recht zahlreichen spielenden Kinder, die in Ermangelung einer abweisenden Hecke leichter in Versuchung geraten könnten, sich auf die Gleise zu begeben, wo schnell schlimme Unfälle passieren könnten. In diesem Abschnitt ist kein Schutzzaun installiert, weshalb die dichten Weißdornhecken neben ihrer ökologischen Funktion auch als klare und unüberwindliche Schutzwälle geeignet sind. Dass sie geschnitten werden sollen ist zwar verständlich, insbesondere wenn sie drohen in die Gleisanlagen hinein zu wuchern und damit den Zugverkehr zu behindern. Aber zwischen radikalem Abholzen und Zurückschneiden besteht eben doch ein Unterschied. Das joint venture zwischen V. und Herrn D. hat jedenfalls Wirkung gezeigt. Nachdem sich die Arbeiter vor Ort schlicht auf ihren Auftrag und eine nicht näher bezeichnete Ausnahmegenehmigung berufen haben, haben sie auf den Protest hin ihre Radikalaktion doch gestoppt und die Sträucher zunächst lediglich auf einer Höhe von 3m und seitlich beschnitten. Das stellt sicher, dass der größere Teil der Blütenknospen sich in diesem Jahr wird entfalten können und der Nektarverlust nicht ganz so groß ausfallen wird, was wichtig ist, denn die Bahnanlagen liegen ziemlich nahe zum Bienenhaus. Im Herbst allerdings sollen die Hecken dann kräftig bis zum Boden zurück geschnitten werden. Auch das wird nicht ihr Ende sein, denn sie können wieder neu ausschlagen. Bis die Bäume aber die alte Größe erreicht haben, werden einige Jahre vergehen. Wirklich verwunderlich ist diese Maßnahme nicht, sie liegt auf der Linie, die sich seit Jahren abzeichnet, dass nämlich an öffentlichen Anlagen die Schere oder Säge so massiv eingesetzt wird, dass eine Wiederholung erst einige Jahre später wieder notwendig ist. Wie so oft geht es hier einfach nur um die Kostenersparnis. Welche Auswirkungen dies auf das Landschaftsbild und die ökologischen Gleichgewichte hat, interessiert da mittlerweile niemanden mehr. Ich würde mir wünschen, dass diese Ingenieurdenkart keine Zukunft hat. Sie steht ästhetischem Landschaftsdenken jedenfalls diametral gegenüber.

Die gleichberechtigte Partnerschaft

Die beiden Mutter-und-Kind-Birken auf dem Weg nach W., zwischen denen ich heute wieder vorbei gefahren bin, da sie sich auf den zwei Seiten der Straße etwas versetzt gegenüberstehen, begeistern mich immer wieder. Den Spitznamen habe ich nicht umsonst gewählt, erinnern sie mich doch tatsächlich an menschenhafte Wesen, die in einer augenscheinlich engen Beziehung zueinander stehen. So als ob sie tatsächlich im biologischen Sinne voneinander abstammen würden, zumal die eine etwas kleiner ist als die andere. Sehr wahrscheinlich ist das zwar nicht, aber die Deutung kommt eben der menschlichen Tendenz sehr entgegen, sich in irgendetwas zu spiegeln, um sich selber auf diesem Umweg besser verstehen zu können. Die Bäume sind da immer willkommene ,,Opfer“. Ich denke aber, dass sie diese Rolle gerne spielen, dass diese Leistung neben den Gründen, die sich aus ihrem biologischen Dasein und ihrem Beitrag zur Ermöglichung und Stabilisierung des Weltklimas ergeben, der eigentliche Grund ihres Daseins auf dieser Erde ist. Sie sind Partner der Menschen. In diesem Sinne eine gleichberechtigte Partnerschaft zu pflegen ist eine Kunst. Und wir sollten es zugleich als Herausforderung begreifen.

Jahreszeiten und kulturelle Muster

Der Frühling ist wohl nicht mehr aufzuhalten, immer mehr Bäume treiben ihre Knospen, zwar noch vorsichtig, aber doch erkennbar nach außen. Damit werden sie auch gleichzeitig wieder sichtbarer, etwas was mir den Winter ein wenig verleidet. Denn in dieser Jahreszeit scheinen die Bäume weniger präsent. Ihr nacktes Gerüst ist zwar deutlicher erkennbar denn je, aber irgendwie verbindet sich dieses archetypische Bild des Baumes immer auch mit Anzeichen des Lebendigen und des Wachstums, geknüpft an das Vorhandensein von Blättern, Blüten und Früchten. Deshalb sind Frühjahr, Sommer und Herbst für mich die spannenderen Zeiten, Zeiten, in denen sich ,,etwas tut“. An keinem anderen Lebewesen kann man das so schön ablesen und verfolgen wie an den Bäumen. Eigentlich ist das, was wir Jahreszeit nennen, überhaupt an die Existenz und den Wachstumszyklus der Bäume geknüpft. Ich bin ganz sicher, dass dieses zyklische Baum-Jahreszeiten-Mensch-System ganz wesentlich unser Denken und Wahrnehmen bestimmt. Und wenn ich wie im heutigen Unterricht vom unterschiedlichen Freizeitverhalten der Briten höre, die sich auch nach der Arbeit gerne stundenlang in Pubs oder Restaurants aufhalten, um dort wieder hauptsächlich über die Arbeit oder Belangloses zu reden, so ist solch ein Unterschied im kulturellen Verhaltensmuster (im Vergleich zu den Deutschen) vielleicht auch auf das heute eher spärliche Vorhandensein von Bäumen auf der Insel zu erklären. Zugegeben eine gewagte These. Aber ist es in einem Land, dessen Einwohner den Wechsel der Jahreszeiten so intensiv erleben können wie im reich bewaldeten Deutschland, denkbar, dass diese an nichts anderes denken als an die Erwerbsarbeit? Die Präsenz der Bäume zwingt eigentlich dazu, den Horizont weiter zu stecken. So verwundert es mich nicht, dass diese Seite vor allem von Menschen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich gelesen wird. Das liegt nicht nur an der Sprache, es ist auch eine Frage des Vertraut-Seins mit den Bäumen und ihrem symbolischen Stellenwert.

Wellblechbäume

Dieses Ineinandergreifen geometrisch-architektonischer Formen und lebendig gewachsener Landschaftselemente finde ich total spannend. Natürlich habe ich auch hier wieder die Bäume im Blick und ich denke, bald eine neue Motivserie zum Thema ,,Baum und Mensch“ vorstellen zu können. An diesen Motiven sammle ich schon eine geraume Zeit, denn sie begegnen mir zufällig und ganz und gar nicht geplant. Dieses entstand durch die Begegnung eines Wellblechschuppens, dessen landwirtschaftliche Funktion mir nicht ganz klar ist, mit davor stehenden Bäumen, die natürlich ihre Schatten werfen, was ganz wunderbare Kontraste zwischen geraden und ungeordneten Linien ergibt:

Wellblechbaum

Wellblechbaum

Da könnte man fast meinen, der Schuppen sei eigens für diesen Baum gestaltet worden, so gut ergänzen sie sich.

Lebensäußerung und Hintergrund

Ich würde sagen, das war der erste wirkliche Frühlingstag, mit diesem besonderen Licht und einer Art von Wärme, die sich deutlich von der Wärme des Wintersonnenlichts unterscheidet. Da lebt man automatisch auf, sobald man vor die Tür tritt. Gegenwärtig läuft so vieles parallel, das ich versuche unter einen Hut zu bringen, die bevorstehende räumliche Veränderung, das schulartige Lernen, das ich schon so lange nicht mehr gewöhnt war, die Veränderungen in der Qualität der Kommunikationen und in den Alltagsthemen, die sich zu verschieben scheinen. Aber gleichgültig, wie viel sich verändert im Laufe der Zeit, ich weiß, dass es Konstanten gibt, die die manchmal verworrenen Fäden wieder zusammen laufen lassen, zumindest für mich persönlich. Zu diesen Konstanten gehört zweifellos die Familie, aber eben auch die themenzentrierte Kommunikation zur Ästhetik und Symbolik der Bäume. Ich beobachte immer wieder an mir selber, dass ich mir in neuen Umgebungen unwillkürlich diese Anknüpfungspunkte suche, die mir helfen den Kontakt zum für mich Elementaren nicht zu verlieren. Diese Konstanten bieten mir immer einen sicheren Hintergrund, eine Basis für ganz unterschiedliche Lebensäußerungen. Ohne sie kämen mir diese Äußerungen künstlich, aufgesetzt und nicht wirklich zu mir gehörend vor. Einer der Vorzüge eines archetypischen Symbols ist ja auch, dass man es überall vorfinden kann, wenn man achtsam genug ist. Und so ist es kaum möglich, den Bäumen nicht zu begegnen. Da sie nicht nur für sich im Wald, sondern dort wie in Wohnungsnähe immer im Kontakt mit den Menschen stehen, ist uns die stumme Interaktion selbstverständlich. Sie beobachtbar zu machen und ihre unzähligen Facetten kontinuierlich aufzufalten, das ist der Sinn und Zweck dieses Tagebuchs wie des Wunschbaumprojekts als ganzem.

Zwischen Verfall und Stärke

Der Tag wurde als Durchbruch in Sachen Frühling angekündigt, leider aber waren die sonnigen und wärmenden Phasen durch empfindliche kühle Abschnitte durchmischt, so dass man so richtig an Frühling noch nicht denken mochte. Die Landschaft ist immer noch merkwürdig winterstarr, abgesehen vom Schlehdorn scheint kaum ein Strauch oder Baum gegenwärtig die Tendenz zu verspüren zu blühen. So war auch der Gang entlang der Saar wenig eindrucksstark, wenn auch ruhig und entspannend. Die wenigen Motive zeugten von Verfall einerseits und Stärke andererseits. Ich habe diese beiden Bilder ausgewählt, weil sie diesen Gegensatz sehr schön illustrieren, der vielleicht auch symptomatisch ist für die jahreszeitliche Übergangszeit. Dieser schon in Auflösung befindliche Stamm wird mehr und mehr vom Efeu beherrscht, der hier einen für ihn passenden Lebensraum gefunden hat:

Efeu-Totholz

Und dieser starke moosüberwachsene Wurzelstock, der hier so raumgreifend zur Oberfläche vordringt, war mir schon einmal Thema, diesmal aber von einer etwas anderen Perspektive und mit Spiegelreflexoptik:

Wurzelanker

Bäume und großstädtische Impression

Wenn man sich darauf einlässt, kann man tatsächlich jeder Umgebung etwas abgewinnen. Natürlich werde ich mich den größten Teil des Tages im Innenstadtbereich von Ffm aufhalten, was zumindest die Mittagspausen sicher wenig attraktiv gestalten wird. Aber wenn es mit der Wohnung klappt, habe ich zweimal am Tag die Gelegenheit einen Forst zu durchfahren, der von der Straßenbahnlinie durchschnitten ist. Der Stadtteil ist nämlich vom Zentrum durch eben dieses Waldgebiet getrennt, in dem derzeit die Spuren intensiver Wald- und Baumfällarbeiten zu erkennen sind. Da gibt es viel zu beobachten, und als Zwischenphase zwischen der städtischen Arbeits- und Wohnwelt stelle ich mir das sehr erfrischend vor. Hoffentlich wird dieser Eindruck auch noch einige Wochen später bestehen. Im Zentrum selber sind mir bei der heutigen kurzen Stippvisite eigentlich nur die meist blühenden Magnolienbäume aufgefallen. Die scheinen dort recht beliebt zu sein, denn man konnte sie an jeder Ecke erblicken, was aufgrund des Charmes der sich öffnenden rosa-rot-weißen Blüten einfach unvermeidlich ist. Sehr früh übrigens in diesem Jahr, was den sich ankündigenden für die Jahreszeit zu hohen Temperaturen zu verdanken ist. Ich hoffe, einige gute Aufnahmen mit der neuen Kamera machen zu können. So sind es wieder einmal die Bäume, die mich mit einer eher ungeliebten Veränderung versöhnen mögen.

Der Wunschbaum wächst

Merkwürdig, wie sich manchmal die Wünsche häufen. Gegenwärtig ist wieder so eine Phase, in der sich viele Menschen innerhalb kurzer Zeit dem Wunschbaum anvertrauen, indem sie ihre Wünsche im virtuellen Raum platzieren. Zu anderen Zeiten tröpfeln selbige nur sehr sporadisch. Die Inhalte wiederholen sich eigentlich immer wieder, was mir zeigt, dass die Menschen in unterschiedlichen Teilen Deutschlands, in Österreich und der Schweiz, nicht so unterschiedlich sein können. Gerade in der Formulierung privater Wünsche offenbaren sich die Gemeinsamkeiten. Ich bin sehr froh, dass sich der virtuelle Wunschbaum zu einer Art Forum des Wünschens entwickelt hat, der sehr gut und wie selbstverständlich in Anspruch genommen wird. Und nun bewege ich mich ja schon in Richtung des 500. Wunsches. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, den 1.000 Wunsch, so er denn irgendwann im Laufe der nächsten Jahre eingegangen sein wird, zum Anlass eines künstlerischen Resümees zu nehmen. Dabei denke ich daran, die Illustrationsgrafiken in einem Riesenbild zusammen zu fassen und parallel eine Computerpräsentation zu zeigen, mit Hilfe derer man durch einen Klick auf die einzelnen Grafiken zum Inhalt des jeweiligen Wunsches gelangt. Sicher werden sich potentielle Besucher dieser Präsentation in vielen der Äußerungen wieder finden können. Bis dahin wünsche ich mir noch viele ehrliche Wünsche und ein größer und stärker Werden des Wunschbaums.

Hoffnungsvolle Nachfolge

V. hat mir erzählt, dass der Kirschpflaumenbaum, dessen frische Blüten ich kürzlich noch fotografieren wollte, wozu ich nicht mehr kam, zwischenzeitlich vollständig umgesägt wurde. Er stand in einer Reihe mit einer hoch gewachsenen Hecke, die ein verwunschen wirkendes altes Anwesen umgab und vor neugierigen Blicken schützte. Im Spätsommer letzten Jahres habe ich mir diesen Baum sehr genau angesehen, um seine pastellfarbenen Früchte zu fotografieren. Bei der Gelegenheit habe ich auch einen Blick auf dieses Haus geworfen, und auf den umgebenden parkartigen, wenn auch ziemlich ungepflegten Garten, in dem so viele alte Bäume standen. Damals war ich richtig neidisch und dachte mir, so eine versteckte Lage muss ihren Grund haben. Sicher schätzten die Bewohner diesen Schutz durch die Hecke, hinter der niemand wirklich ein Haus vermutet hätte, so verlassen wirkte dieser Garten von außen. Nun wurde nicht nur der einzelne Baum entfernt, sondern gleich die ganze Hecke. Erschreckend, finde ich, denn dadurch ist mal wieder so eine zauberhafte Ecke verschwunden, und ich werde nie mehr diese schönen Früchte und Blüten sehen. Immerhin, der Anblick dieses recht seltenen Baums war uns im vergangenen Jahr Anlass, einen kleinen Baum dieser Art zu kaufen, den V. bei seinem Bienenhaus eingepflanzt hat, unweit meines Maulbeerbaums. Dieser mag nun die Nachfolge seines Vorbilds antreten. Bleibt abzuwarten, ob er gedeiht und es V. gelingt, aus dem als Halbstamm gezogenen Exemplar einen Hochstamm zu machen. Besonders gespannt bin ich darauf, die ersten Blüten und Früchte zu erblicken. Aber das wird noch ein paar Jahre dauern.

Frühlingsanfang

Schön dieser Wunsch einer Magnolienflüsterin, die ihren Baum gerne im Garten besucht. Das kommt meiner eigenen Einstellung und meiner eigenen Art, den Bäumen zu begegnen, recht nahe. Tatsächlich habe ich in den letzten Tagen öfter an die Magnolien gedacht, die je nach Spezies teilweise schon im März blühen, in der Regel aber doch später, wenn der Frühling schon so richtig angelaufen ist. In den Nachrichten, die das zurzeit extrem wechselhafte Wetter hervorgehoben haben, habe ich gestern das Bild eines schneebedeckten und in voller Blüte stehenden Magnolienbaums gesehen, an dem die Blütenstände regelrecht eingefroren waren, was dem ganzen ein unwirkliches Aussehen verlieh, denn ich denke, jeder verbindet diese Blüte mit dem Frühling. Jedenfalls kenne ich keine Baumblüte, die so schön an eine Jahreszeit erinnert und in diese Jahreszeit passt, die das Wiedererwachen der Wachstumskräfte feiert. Und vielleicht bringt das Wochenende ja tatsächlich den Durchbruch zum endgültigen Ende des Winters.

Nullpunktkommunikationen

Wieder ein recht hektischer Tag, der völlig frei war von Beobachtungen im Freien. Tatsächlich komme ich derzeit nicht dazu, zu viele Kleinigkeiten müssen geregelt und aneinander vorbei organisiert werden. Auch die Kollegengespräche drehen sich schon ständig um dieses Thema. Ich bin froh, wenn diese Phase vorbei ist und ich mir wieder regelmäßige Freiräume für die Beschäftigung mit kreativen Arbeiten einräumen kann. Das ist wichtig, damit der Faden nicht abreißt, damit ich diverse Fäden weiterspinnen oder wieder aufnehmen kann. Damit die kontinuierliche Reflexion über die Symbolik der Bäume sich entwickeln kann und hoffentlich immer wieder neue Erkenntnisse und Einsichten bringt. Es sind nicht nur die verschiedenen Webvorstellungen, auch auf der Ebene direkter Kommunikation, als Generalthema im Alltagsgespräch, das Gemeinsamkeiten zwischen ganz unterschiedlichen Menschen herzustellen vermag, spielen die Bäume für mich eine zentrale Rolle. Immer wieder erstaunlich finde ich es, wie man die Dinge auf den Nullpunkt zurück führen kann, wie man über die Bäume zum Kern des Menschseins zurück finden kann. Dies gelingt aber nur dann, wenn das Klima hierfür geeignet ist und es gelingt, die Kommunikation in entspannter Atmosphäre zu steuern. Wie immer ist die Situation und das räumliche Umfeld für den Erfolg solcher Initiativen enorm wichtig. Ich versuche, mein Gespür hierfür noch weiter zu verfeinern.

Transatlantischer Dialog

Am Nachmittag habe ich noch das Lesezeichen ,,Eberesche“ für C. ausgedruckt und ausgeschnitten. Neben den Pflegehinweisen und der Grafik zum Keltischen Baumkreis hat dies zur Ergänzung des Lebensbaumarmbandes noch gefehlt. So hoffe ich, dass M. den Brief morgen zum Versand vorbereiten kann, damit er auch noch rechtzeitig vor dem Geburtstag in den U S A ankommt. Wir haben bei früheren Feiertagsgrüßen gesehen, dass das ewig lang dauern kann, nicht zu vergleichen mit der Beförderung innerhalb Europas. Besonders gespannt bin ich darauf, wie C. das Geschenk auffasst und was sie dazu sagt. Wie ich höre, hat sie einen Bildband über die Redwoods an der kalifornischen Westküste für mich besorgt, den sie mir wohl irgendwann schenken will. Ich finde das erstaunlich, wie sehr sie sich für uns interessiert und wie großen Anteil sie vor allem an jedem einzelnen von uns, insbesondere an Judith, M., V. und mir nimmt. Gemessen daran, dass sie lediglich eine Nacht und ein anschließendes Frühstück bei uns verbracht hat, erscheint mir das fast unwahrscheinlich. Offenbar hat sie bei ihren eigenen Verwandten etwas vermisst, was sie in diesem kurzen Besuch bei uns wieder finden konnte. Es ist in jedem Fall erfrischend, wie sich über so große Entfernungen hinweg Verbindungen erhalten können. Ich hoffe, dass der Dialog noch länger andauern wird.

Unachtsam

Jedes Mal, wenn ich an diesem Gartengrundstück vorbei komme, erschrecke ich. Seit schätzungsweise zwei Monaten liegen sämtliche Bäume und Sträucher des Gartens – mit einer Ausnahme – umgestürzt kreuz und quer übereinander. Seitdem hat der Besitzer, bei dem ich mich frage, was er sich wohl dabei gedacht hat, einen solchen Kahlschlag durchzuführen, keinen Finger mehr daran gerührt. Ein Bild der Verwüstung, das mich bestürzt, zeigt es doch, dass diesem Menschen offenbar gar nichts an seinen baumhaften Mitlebewesen liegt. So etwas wäre mir unvorstellbar, viel zu groß ist mein Respekt vor den Bäumen, ob sie nun im Wald stehen oder in unmittelbarer Nähe zu menschlichen Häusern leben. Selbst ein Kahlschlag im Forst offenbart größere Achtsamkeit, denn bei ihm waren professionelle Holzfäller am Werke, Menschen, die sich der Arbeit im Wald und an den Bäumen von Berufs wegen verschrieben haben. Hoffentlich kommt ihm bald ein Einsehen und mit dem Beginn des Frühlings erkennt auch er, dass der Beginn einer neuen Wachstumsperiode mit diesem Zeugnis einer Art Überforderung und Gedankenlosigkeit nicht vereinbar ist. Damit ich auch den letzten Teil meines Dorfrundwegs künftig wieder genießen kann.

Lückenhafte Aussichten

Heute ist so ein Tag, da mag man keinen Hund vor die Tür jagen. Und tatsächlich ist ja für die Nacht von Sonntag auf Montag der große Temperatureinbruch vorhergesagt, dessen Vorboten in Form dieses nieseligen und ungemütlichen Regens erkennbar sind. Bei diesen Aussichten und angesichts der kommenden ziemlich hektischen Monate weiß ich nicht, wann ich noch mal eine längere Wanderung unternehmen kann. Da wird der Nachschub in Sachen Baum-Fotografien wohl langsam ausgehen. Und auch das Tagebuch wird wohl eine längere Lücke erhalten, erstmals seit seinem Bestehen, denn seitdem habe ich tatsächlich keinen einzigen Tag ausgelassen. Irgendwann musste das einmal kommen, hoffentlich mit positiven Effekten auf die Wiederaufnahme in einigen Monaten. Denn diese Texte leben natürlich von der Erfahrung, und wer will schon wissen, ob eine fremde städtische Umgebung nicht auch Auswirkungen auf meine Wahrnehmung der Bäume hat. Natürlich könnte ich versuchen, wenigstens die Wochenenden mit Baum-Inhalten zu füllen. Mal sehen, wie sich das am besten einrichten lässt, damit der Faden nicht abreißt.

Attribut-Bäume

Ein weiteres Gedicht von Songül widmet sich diesmal dem ,,Kraftbaum“. Ich finde es immer wieder spannend und auch überraschend, wie viele Facetten die Beziehung zwischen Menschen und Bäumen aufweist. Bei Songül ist sie meistens durch eine Art Trostverhältnis geprägt, will heißen, dass die Erzählerin, sich in einer schwierigen Lebenslage befindend, Trost wünschend die Nähe eines Baums aufsucht, der dann durch die Art der Begegnung und das konkrete Motiv zu einem Attribut-Baum wird, einem Baum, der menschliche Bedürfnisse und Lebenslagen spiegelt und gleichzeitig als virtueller Raum wirkt, den die Erzählerin zur Problemlösung aufsucht. Wenn ich dazu komme, werde ich ganz sicher einmal die Vielschichtigkeit dieser Gedichte auffalten, um auch auf diesem Wege der Lebensbaumsymbolik ein gutes Stück näher zu kommen.

Autobahnwälder

Die lange Fahrt auf der Autobahn war nicht gerade spannend. Gut nur, dass das Wetter so toll war und uns einen Vorgeschmack des Frühsommers verschafft hat. Interessant an Autobahnfahrten ist auch, dass die Künstlichkeit der bebauten Landschaft bestimmte angrenzende Landschaftselemente besonders hervorhebt und häufig erst sichtbar macht. So erkläre ich mir, dass ich größere Birkenwälder oder Kiefernmonokulturen eigentlich nur am Rand von Autobahntrassen erblicke. Es sind untypische Populationen, die, so könnte man meinen, die Nähe der Technik suchen. Vielleicht aber standen sie einfach immer schon an diesen Plätzen und sind nun, durch die geradewegs an ihnen vorbei oder durch sie hindurch gebaute Autobahn plötzlich beobachtbar. Wenn es so wäre, bleibt immer noch die Frage, warum sie in kleinen Wäldchen auftreten. Ist die höhere Temperatur im Dunst des Autoverkehrs möglicherweise wachstumsförderlicher für manche Arten als sie auf der anderen Seite unter den Emissionen leiden? Diese Fragen wird nur ein Biologe oder Landschaftsökologe wirklich beantworten können. Solange ich keinen solchen fragen kann, erlaube ich mir meine eigenen häufig von der Ästhetik beeinflussten Theorien zu entwickeln.

Platanen-Skulpturen

Die Platanen im Innenhof des CEB Gebäudes sind in derselben Manier geschnitten bzw. geleitet wie in der Innenstadt von S. Dabei werden bereits die jungen Bäume konsequent zurückgeschnitten, wobei der Kronenbereich mit Hilfe eines Lattengerüsts ganz flach wie eine Scheibe gestaltet ist. Das heißt, dass die Äste kurz oberhalb des Austritts aus dem Stamm in die Horizontale gezwungen werden. Das verleiht den Bäumen im Sommer eine schirmartige Gestalt, zum Schutz gegen die gleißende Sonne, und im Winter wirken die voluminösen Stammkörper der Platanen besonders eindrucksvoll, wenn ihre Krone einen fast geometrisch wirkenden Abschluss bildet. Eigentlich schade, dass wir die Fortbildung nicht während des Hochsommers absolvieren, das Ambiente mit dem schön gestalteten Innenhof und den angrenzenden Themengärten wäre sicher noch eindrucksvoller. So bleibt uns immer noch, beim Anblick der winterlichen Platanen-Skulpturen die zurzeit wärmende Sonne dieser Vorfrühlingszeit zu genießen.

Flurbaum

Nach längerer Zeit wieder ein Dokument seiner Malkünste: Das Bild ,,Flurbaum“ im Originalformat von etwa 20 X 30 cm finde ich inhaltlich und formal sehr interessant. Es ist, wie er mir vorab erklärt hat, mit einer Art Temperafarbe gemalt, die in der ehemaligen DDR häufig verwendet wurde und nun auch im Westen neue Anhänger sucht. Dass kurz vor Vollendung durch ein Missgeschick blaue Farbsprengsel das Ergebnis verunstalten wollten, hat A. dann durch einige Korrekturmaßnahmen wieder zurecht gebogen, sie sind hier auch nur noch bei vergrößerter Ansicht zu erkennen. Was mir am besten gefällt, die elementare Baumsymbolik in Form der braunen Linien, die sehr stark meinem Baumsymbol auf der Startseite des Wunschbaums ähnelt. In der Tat spielt es da keine große Rolle, wo unten oder oben ist, was mit dem Kronen- und was eher mit dem Wurzelbereich und dem Stamm in Verbindung gebracht wird. Das Liniensymbol wird intuitiv mit dem Baum als archetypischer Form in Beziehung gesetzt. Besonders raffiniert hier natürlich die Assoziation einer Flurkarte, aus der Vogelperspektive betrachtet, auf der die ,,Baum-Linien“ mit Wegen gleichgesetzt werden könnten. Ebenso ist es aber möglich, an eine Menschenfigur zu denken, wunderbar, denn das kommt dem Thema meiner Seite – der Spiegelung des Menschen in den Bäumen und umgekehrt – sehr nahe. Die Farbigkeit tut das ihre dazu, das Motiv in den Kontext einer Kulturlandschaft zu stellen, in der Natur immer schon eine vom Menschen gestaltete ist. Schön vielschichtig das Ganze, und deshalb erlaube ich mir auch, es hier abzubilden. Weitergehende Interpretationen seien den Kunstwissenschaftlern überlassen:

Flurbaum

Neue Richtung

Von den kurzen Pausen hatte ich heute viel mehr als in den Wochen zuvor. So gut tuen dieses frühlingshafte Wetter und die tagsüber deutlich höheren Temperaturen. Da erscheinen die Dinge sprichwörtlich in einem ganz anderen Licht. Und die noch spärlich anzutreffenden Baumblüten wirken noch strahlender als zuvor. Freilich ist die Erholungswirkung des Wochenendes schnell wieder verflogen, wenn man gezwungen ist, sechs Stunden hintereinander auf einem Stuhl zu sitzen und einem ziemlich unwahrscheinlichen Sprachtraining zu lauschen. Aber auch das hat seine Reize, und sei es, dass man später amüsante Geschichten darüber zu erzählen hat. In diesem Sinne freue ich mich auf unkonventionelle Frühlingswochen und vertraue darauf, dass sich die Dinge in eine sinnvolle und kreativitätsfördernde Richtung entwickeln.

Der Tafelweg an einem Vorfrühlingstag

Heute musste es mal wieder der Losheimer Stausee sein. Irgendwie hat das schöne Wetter dazu eingeladen, und ich habe die Gelegenheit genutzt, um endlich einmal einen dieser so hoch gelobten und prämierten Wanderwege rund um Losheim zu testen. Tafelweg nennt dieser sich und führt vom See aus etwa 7 Kilometer zum Ortsteil Sch., der auf 495 m Höhe liegt, weswegen man einen sehr schönen Ausblick von dort oben auf das ganze Tal hat, und dann wieder 4 Kilometer zurück zum See. Obwohl es nicht der schluchtige Felsenweg war, über den ich kürzlich gelesen hatte, ist die Wegführung und der Wechsel von Waldpassagen, Lichtungen, Höhenwegen und dem Überqueren von Bächen recht gut gelungen. Erstaunlich auch, wie viele Leute dort unterwegs sind, das hätte ich niemals gedacht, trifft man doch gewöhnlich keine Menschenseele im Wald. Beim Start, noch auf dem Seegelände, war ich sehr überrascht, denn dort sind gewaltige Baumaßnahmen im Gange, in deren Zusammenhang große Flächen des Waldrandes vollständig abgeholzt wurden:

Stapelholz

Später hat V. mit erzählt, dass dort wohl ein großes Hotel gebaut werden soll, um den Tourismus in der Gemeinde weiter anzukurbeln. Schade eigentlich, denn möglicherweise geht dabei ein Stück landschaftlicher Charme verloren, vor allem der den See bisher auszeichnende intime Flair. Aber wie so häufig, wenn Menschen die Landschaft tatkräftig verändern, bieten sich dem Auge besonders viele Ansatzpunkte und Anregungen. So diese Schnittflächen eines der Stapel:

Stapelholz

Kurz vor dem Höhe- und Wendepunkt des Wanderweges hatte ich die recht seltene Gelegenheit, eine Birke vor himmelblauem Horizont zu fotografieren. Leider gibt es in unserer Gegend nicht allzu viele Chancen, Bäume quasi freigestellt festzuhalten, einfach weil die Hügeligkeit der Landschaft sich in Grenzen hält und man die wenigen so gearteten Blicke meist nur vom Auto aus in weiterer Entfernung aufschnappt:

Höhenbaum

Mit am schönsten an diesem Weg ist der letzte Teil, der durch einen engen Pfad am Waldrand führt, auf dem man viele Baumwurzeln und umgestürzte Stämme übersteigen muss. Am Rand hat sich das Moos auf dem Totholz großflächig breit gemacht, was diesem Teil eine gespenstische Aura verleiht:

Totholzmoos

Nun wünsche ich mir noch viele schöne Vorfrühlingstage – und die Gelegenheit, die übrigen Wege um Losheim und anderswo zu erkunden.

Gut dass es den Sonntag gibt

Der Tag hat wieder einmal nicht genug Stunden, um alles zu erledigen, was ich mir vorgenommen habe. So geht es eigentlich immer. Immerhin, das Armband für C. ist so gut wie fertig, nachher muss ich die Perlen nur noch aus dem Öl nehmen. Ansonsten war viel zu sortieren, einzuordnen, zu recherchieren und zu archivieren. Diese Arbeiten fallen bevorzugt aufs Wochenende, weil ich während der Woche sehr mit der Fortbildung und dem Lernen beschäftigt bin. Jetzt hoffe ich, dass der morgige Sonntag so schön wird, wie er angekündigt wurde und ich mir die Zeit nehmen kann für den langen Spaziergang, und fürs Fotografieren. Ich brauche einfach etwas Zeit für mich selber, möglichst ohne Bücher, Internet und dieses ganze leidige Suchen nach neuen Möglichkeiten. Gut dass es den Sonntag gibt, und dass er in den letzten Wochen immer wunderschön ausfiel, mit Sonne und angenehmer Temperatur. Ich freue mich drauf.

Wechselhaft

Ich freue mich auf das Wochenende, denn morgen werde ich wieder Gelegenheit haben, handwerklich zu arbeiten. Das ist ein guter Ausgleich zum vielen Sitzen, zu dem ich gegenwärtig gezwungen bin, es macht den Kopf wieder frei. Ich denke, das einzelne Armband morgen fertig stellen zu können. Und vielleicht finde ich ja auch noch etwas Zeit für einen Spaziergang und für den blühenden Kirschpflaumenbaum in M., den ich mir heute schon im Vorbeifahren angesehen habe. Leider war aber heute der Himmel verhangen und das Licht nicht zum Besten. Nun setze ich auf Samstag oder doch besser Sonntag, um die rosafarbenen Blüten ins Bild zu setzen. Ich hoffe jedenfalls, mit dem Makrozoom nah genug heran zu kommen, um die Blüte auch vernünftig fokussieren zu können. Sonst bietet die Landschaft nach wie vor nicht die meisten Reize. Die Pflanzen trauen sich einfach noch nicht so richtig, weil sich die wärmeren und lichteren Phasen immer wieder mit den verregneten, kühlen und bisweilen sogar frostigen abwechseln, weswegen man dem Ganzen einfach nicht trauen kann. Hoffentlich bleiben wir alle gesund, bis der Frühling seine ganz eigenen Vitalisierungskräfte entfalten kann.

Arbeit und Freizeit

Immer wieder dieses Zeitproblem, das in einem der heutigen Gespräche mit den Kollegen wieder Gegenstand war. Seit Beginn dieser Fortbildung hat niemand mehr die nötige Zeit, um die Dinge des Alltags vernünftig zu regeln. Da ist es kein Wunder, dass meine kreative Arbeit zurzeit völlig flach fällt und es auch kaum möglich ist, die Fotoausrüstung mitzuführen, um unterwegs interessante Motive festzuhalten. Das empfinde ich wirklich als Verlust, denn keines der so verpassten Dokumente lässt sich später rekonstruieren, es bleibt einfach fehlend. So wünsche ich mir die Zeit zurück, die bei geregeltem und einigermaßen routiniert ablaufendem Arbeitsalltag übrig bleibt für Aktivitäten, die nicht dem Broterwerb dienen, sondern einfach nur Sinn machen. Freilich ein subjektiver Sinn, der aber gerade wegen dieser Subjektivität enorme Bedeutung für die Entwicklung der Persönlichkeit hat, so wie für mich die Beschäftigung mit den Bäumen und ihrer Symbolik. Beides gehört meiner Erfahrung nach zusammen: Die geregelte, gesellschaftlich auf einer breiten Akzeptanz und deutlichen Nachfrage basierende Arbeit, und eben das, was wir Freizeit nennen könnten, was für mich aber ebenso ein aktives, sinnvolles und vor allem kreatives Tun bedeutet, das in seiner Wertigkeit der Erwerbsarbeit in Nichts nachsteht. Beides gleichermaßen zu ermöglichen und die richtige Balance zwischen beidem zu finden, ist die große Kunst. Gegenwärtig geht es bei mir vor allem um das Ermöglichen, das ich mir für die nähere Zukunft flüssiger und ermutigender wünsche.

Die Welt des Ästhetischen

Es freut mich, dass meine Baum-Fotografien auf fotolia immer noch interessieren. Das Haselblatt habe ich nun schon zum sechsten Mal verkauft, und der Querschnitt einer Kiefer mit den Jahresringen und den Astansätzen auch schon zum dritten Mal. Das zeigt mir, dass es sich bei dieser Auswahl um zeitlose Motive handelt, die in allen möglichen Kontexten Verwendung finden können. Nun freue ich mich auf den Frühling mit hoffentlich neuen Eindrücken, gutem Licht und der nötigen Zeit, Spaziergänge zu unternehmen, um Neues und Unverhofftes zu finden. Denn das ist es, was das Auge anregt und die Herzen bewegt: die echten Schnappschüsse, gerade das, was sich nicht planen lässt, was der Gunst des Augenblicks zu verdanken ist. Das habe ich schon bei den Weihnachtsmotiven festgestellt, gerade das Foto von Js Adventskranz, welches ich am Nachmittag des Heiligen Abends aufgenommen habe, unter dem Eindruck der speziellen Atmosphäre und Stimmung dieses Tages, ist mein bisher erfolgreichstes. Viele vermochten wohl anhand des Fotos ihre eigene Idealvorstellung von Advents- und Weihnachtszeit zu aktualisieren. Für mich ist das eine Bestätigung, die mich vermuten lässt, einer nicht näher bezeichneten Gruppe anzugehören. Einer Gruppe von Menschen, die sich in der Welt des Ästhetischen wohl fühlen, könnte ich es abstrakt aber treffend in Worte fassen. Eigentlich ist dies das einzige, was ich als wirklichen roten Faden in meinem Leben, mindestens seit meiner Klavier spielenden Jugendzeit, ausmachen kann, und das bleibende Gültigkeit und Wichtigkeit besitzt. Ohne diese Welt und den zugehörigen Sinn wäre das Leben nur halb so wertvoll.

Der nötige Abstand

Allmählich stauen sich bestimmte Aufgaben, die gleichzeitig zu erledigen mir gegenwärtig nicht gelingen will. Immerhin hoffe ich heute die beiden Armbänder noch einfädeln zu können. Anderes, wie die Aktualisierung meiner privaten Profilseite in Sachen Tagebuch, muss einfach noch warten. Und da wären ja auch noch Unmengen an neuen Baum- und Feiertags-Fotografien, die ich eigentlich alle noch einmal sichten, neu sortieren und für das Veröffentlichen aufbereiten müsste, einige davon könnte ich mir auch für fotolia vorstellen. Nun ja, alles hat seine Zeit, und sich zu überschlagen macht eben keinen Sinn, schon gar nicht, wenn es um themenzentrierte Bereiche geht. Für die muss man einfach die gewisse Ruhe und ein gutes Stück Abstand mitbringen, wenn sie Sinn machen und mitteilbar sein sollen. Diese Zeit wird wieder kommen, da bin ich sicher, und bis dahin versuche ich, wie gestern schon festgestellt, neue Eindrücke zu sammeln, mein Spektrum um weitere Facetten zu erweitern.

Neues Lernen

Obwohl das Luxemburgische als Fremdsprache wirklich gewöhnungsbedürftig ist und nicht nur mir die Lehrveranstaltung ziemlich unwahrscheinlich vorkommt, ist es mir während der Mittagspause dennoch gelungen, die spärlichen optischen Eindrücke der Baumlandschaft zu genießen. Wieder ist mir diese weiße Blüte mit den gelben Staubblättern ins Auge gefallen. Diesmal war ich mir aber gar nicht so sicher, ob es sich um einen Birnbaum handelt oder doch um eine andere Art. Schade, dass diese Pause einfach zu kurz ist, um noch mit dem Fotoapparat loszuziehen. So gehen mir derzeit, und noch bis mindestens Ende Mai, während der Woche eine Menge Bilder verloren, die sich zwar dem Gedächtnis einprägen, mangels der Aufnahme aber nicht mitteilbar sind. So lange versuche ich auf der inhaltlichen und kommunikativen Ebene Neues zu lernen, in der großen Hoffnung, dass dieses Neue in meine künftige Arbeit und meine Einstellungen und Motivationen in positiver und kreativitätsfördernder Weise einfließen wird.

Frühblüher

Der sonnige Nachmittag hat jede Menge Menschen nach draußen gelockt, zu Spaziergängen, zum Joggen und zu Ausflügen eingeladen. Ich habe den Weg der Saar entlang gewählt, in der Hoffnung an der Schleife übersetzen zu können, aber die Fähre war leider noch nicht in Betrieb. Leider zeichnet die Vegetation derzeit noch ein recht trostloses Bild. Daran erkannt man, dass der Winter sich noch nicht wirklich verabschiedet hat. Besonders tapfere Bäume aber trotzen dem und bilden jetzt schon Blüten aus. Beim Weißdorn sind die Knospen schon zu sehen, wenn jetzt die Sonne regelmäßig kommt, werden die Blüten sich bald entfalten:

Weissdornknospen

Dieser direkt am Fluss stehende wilde Birnbaum hat die seinen schon geöffnet:

Birnbaum-Blüte

Die Weidenkätzchen sind ohnehin immer unter den ersten, sie haben mich insofern nicht wirklich überrascht:

Weidenkätzchen

Diese hier sind keine Blüten, sondern die haarigen und silbrig im Licht schimmernden Fruchtstände der Gemeinen Waldrebe, die mich in allen ihren Erscheinungsform zu allen Jahreszeiten begeistert:

Frucht der Gemeinen Waldrebe

Schnittkünste

Nun habe ich es doch erledigt, bevor die immer höheren Temperaturen die Bäume endgültig dazu bewegen, neue Triebe auszubilden. Beim Feigenbaum, der ohnehin sehr wuchsfreudig ist, konnte man die ersten schon sehen. Diesen habe ich dann auch am stärksten geschnitten, vor allem die aus dem Wurzelstock kommenden langen Ausläufer, die dabei waren, den Baum in einen dichten Busch mit vielen kleinen Stämmchen zu verwandeln. Auch die hohen Äste habe ich stark ausgedünnt, die bestehenden aber noch nicht in der Länge gekürzt. V. meint, dass könne man durchaus auch tun, die neuen Triebe würden sich trotzdem seitlich ausbilden. Ich bin mir da nicht so ganz sicher. Der kleine Ginkgo, welcher bisher im Schatten des Feigenbaums und des noch mächtigeren Nashibaums steht, ist nun zwar noch magerer, ich gehe aber davon aus, dass das Entfernen der in der Mitte des Stamms austretenden Seitenäste nun mehr Wachstumskraft in die Krone wird fließen lassen, den Stamm kräftiger machen wird und vor allem dem Mitteltrieb einen kräftigen Höhenschub verleiht. Damit er allmählich dem typischen Erscheinungsbild der großen schlanken Ginkgos näher kommt. Besonders viel war beim Maulbeerbaum zu tun, dessen Spitze nur mit einer Leiter zu erreichen war. Den Mitteltrieb habe ich nur um etwa 1/3 gekürzt, alle umliegenden sehr steil gewachsenen Äste aber deutlich gekappt, und alle kleineren seitlich auslaufenden Zweige entfernt. Jetzt bin ich gespannt, wie er sich im Laufe des Jahres entwickeln wird, und vor allem natürlich, ob im Sommer schon erste weiße Maulbeeren zu erwarten sind. Mit den Armbändern bin ich schon ziemlich fortgeschritten, nur der letzte handwerkliche Arbeitsgang fehlt noch, der allerdings immer wieder am nervenaufreibendsten ist und ziemlich viel Zeit erfordert, ich habe ihn deshalb auf die kommenden Tage verlagert. Bei der Gelegenheit, weil die Maschine schon einmal eingerichtet war, habe ich noch einen weiteren Stab aus Eberesche gedrechselt, aus dem am kommenden Wochenende ein Armband für C. entstehen wird, die Anfang April Geburtstag hat, zu dem ihr M. das Armband als Geschenk in die USA schicken will.

Ein Hauch von Luxus

Es trifft sich ganz gut, so zum Wochenende hin, dass jetzt eine Bestellung eingegangen ist, die die diesjährige Frühjahrs-Saison einleiten wird. Zwei Armbänder aus dem Holz des Walnussbaums, die ich gerne herstelle, da dieses heimische Holz sehr gut zu verarbeiten ist und zudem ein stabiles Ergebnis bringt. Der Oberflächenglanz der polierten Perlen ist seidig schimmernd und verleiht dem Holz einen Hauch von Luxus, wenn ich das so sagen kann. In jedem Fall wirkt es sehr edel, selbst in dieser winzigen trommelförmigen Dimension, die natürlich die bei flach polierten Elementen sehr deutlich hervortretenden Maserungen nicht in derselben Form erkennen lässt. Stattdessen tritt die Feinstruktur schön hervor und ergibt, insbesondere nach dem Ölbad, einen dezenten Kontrast zwischen Hell- und Dunkelbraun. Nun also gleich zwei Armbänder derselben Art, für eine Frau und einen Mann. Es würde mich schon interessieren, wie diese Gleichsinnigkeit zu erklären ist, durch einen Geburtstag in derselben Dekade oder doch eher symbolisch motiviert. Na ja, es steht mir nicht zu, genauer nachzufragen. Wichtig ist letztendlich, dass die Armbänder ihre verbindende Wirkung entfalten. Ich hoffe, dies wird auch in diesem Fall gelingen.

Geduld

Wahrlich, meine Geduld wird derzeit wirklich auf die Probe gestellt. Da kommt das Songüls Gedicht ,,Der Geduldsbaum“ gerade zum richtigen Zeitpunkt. Ich möchte es an dieser Stelle wiedergeben, denn ich denke, es könnte dem einen oder anderen ebenso ansprechen:

Der Geduldsbaum

Schon wieder denkst Du über Dein Leben nach,
heute vergeht der Tag eintönig, was jedoch kommt danach?
Damit Du Deine so wunderbare Kraft nicht verlierst,
durch baldige Veränderungen Dein Leben besser organisierst,
werden wir jetzt ein kleines Ritual durchführen,
noch vor Beginn der Veränderung wirst Du Deinen Neubeginn schon spüren:

Nimm meine Hand und begleite mich ein Stück,
es ist der Weg – der Weg zu Deinem persönlichen Glück!
Bleib jetzt stehen und atme tief ein,
die Luft wird Dich von Deinem alten Stress befrei’n.

Riechst Du diese unbeschreiblich herrliche Luft?
Er kommt von diesem Baum, ein wirklich zauberhafter Duft!
Der Baum, vor dem wir stehen, ist der Geduldsbaum,
ab jetzt befinden sich Deine Sorgen außerhalb Zeit und Raum!

Entspanne Dich für einen Moment,
rede Dir ein, dass kein einziges Problem Dich mehr kennt.
Wünsch Dir etwas und versprich Dir, dem Zeit zu geben,
sei versichert, dass dieser sich erfüllt und genieß geduldig Dein Leben.

von Songül