Poetische Naturreflexion

Die Zeit der Texte wird auch wieder kommen. Ich habe es schon des Öfteren bedauert, obwohl es da nichts zu bedauern gibt. Es ist vielmehr eine Frage der Zeitaufteilung. Und da die Freizeit begrenzt ist, kann ich die Dinge nur phasenweise intensiv betreiben. Zurzeit sind es eben die Techniken, mit denen ich mich beschäftige. Um mein Gestaltungsspektrum weiter zu fassen. Und da bleibt kaum noch Zeit für die Arbeit an und mit Texten. Jedenfalls soweit es über dieses Tagebuch und andere kurze Texte für neue Webprojekte hinausgeht. Warum ich darauf komme: Die Statistik weist in den letzten beiden Wochen erstaunlich viele Zugriffe auf die Seite mit Baumgedichten auf. Was mir zeigt, dass viele Menschen einen poetischen Zugang zur Natur, den Pflanzen und insbesondere den Bäumen pflegen. Für mich etwas überraschend, da mein eigenes Interesse viel weiter reicht. Aber nachvollziehbar allemal, sehe ich doch in den Bäumen mehr als nur botanische Erscheinungen, vielmehr Wesen mit einer ausgeprägten Individualität, die sich im ebenso starken Kollektiv der jeweiligen Art behauptet. Eigenständige Wesen, in denen sich Menschen wunderbar spiegeln, auf die Menschen ihre Befindlichkeiten, Wünsche und Reflexionen beziehen können. So ist die sprachvermittelte Art der Betrachtung und des Zugangs auf künstlerischer Ebene nahe liegend. Das Thema wird mich weiter beschäftigen. Wenn die Zeit dafür wieder gekommen ist.

Frühlingshafter Aufbruch

Ganz zögerlich zeigen sie sich jetzt endlich: Die flaumigen männlichen Blütenkätzchen der Salweiden. Aber auch nur bei einigen Exemplaren, andere sind nach wie vor winterlich ungeschmückt. Na ja, Ostern ist ja dieses Jahr eher später, und mit dem Osterfest habe ich die Weidenkätzchen eigentlich immer in Verbindung gebracht. So gesehen hätte alles seine Ordnung. Auch die Temperatur lässt schon zeitweise an den Frühling denken. Nur mit der Frühlingsatmosphäre, dem Licht, der Luft, damit hapert es eben noch. Man fragt sich, wie das weiter gehen soll, wenn schon der Frühling solche Probleme hat, sich zu entfalten. Die Technik kann da nichts ersetzen. Damit meine ich, dass sich meine Beschäftigungen in den letzten Monaten sehr intensiv um neue technische Möglichkeiten gedreht haben. Gut, so etwas im Winter anzugehen. Aber ebenso wichtig wäre es jetzt, in die Anwendungsphase überzugehen, die Instrumente für kreatives Arbeiten zu nutzen. Schwer, das immer nur aus sich herauszuholen, manchmal muss eben auch von Außen etwas kommen. Der Aufschwung, die Anreize und fehlen. Lass den Frühling aufkommen, er wird Gelegenheiten hervorbringen!

Bewegte Gestalten

Ganze Galerien von frisch geschnittenen Platanen habe ich heute auf dem Weg von Sb. gesehen. Die sind mir am Ufer der Saar bisher noch nie aufgefallen. Aber im Winter, und wenn wirklich kein einziges Ästchen mehr dran ist, fallen sie eben besonders auf. Diese markanten Gestalten, die als Bäume wie Menschen wirken. Die etwas Gestalthaftes, irgendwie Gespenstisches, in jedem Falle aber Bewegung suggerierendes haben. Als ob sich Wesen anderer Sphären vorübergehend in ihnen verschanzt hätten und sich mit ausgreifenden Gebärden zu erkennen geben suchen.

Gestrandete Eicheln

Keine Ahnung, woher diese Eicheln kamen. Rund um die Roteichen am Parkstreifen in D. lagen sie heute haufenweise im vom Regen aufgeweichten Wegsand. Meines Wissens blüht dieser Baum so ungefähr im Mai oder Juni, die Früchte erscheinen im Herbst. Woher aber kamen nun die Schalen der vorjährigen Eichelfrüchte? Vielleicht haben die vom städtischen Grünflächenamt irgendwelche Erdbewegungen vorgenommen. Oder sie haben die Beete gesäubert. Und dabei sind die Hülsen zum Vorschein gekommen. Oder der Regen hat sie aus dem weichen Boden geschwemmt und somit and die Oberfläche gespült. Ein botanisches Wunder jedenfalls, da bin ich sicher, steckt nicht dahinter, denn die Bäume waren die ganzen Monate über winterkahl. Keine Spur also von Blüte oder Wachstum. Die bleiben vorerst den Erlen, Haselsträuchern und vereinzelt auch den Weiden vorbehalten.

Farbloses Geheimnis

Bei Dunkelheit und dem diffusen Schein der Straßen- und Häuserbeleuchtung erscheinen die Bäume des Dorfs in einem ganz eigenen Licht. Ihre Farbe scheint im Grundton grau, überlagert von der Farbe des jeweiligen Lichts, das irgendwo zwischen weißlich und gelblich angesiedelt ist. Es ist, als ob sie sich in sich selber zurückziehen. Durch die im Vergleich zum Tageslicht monotonere Erscheinung verlieren sie als Lebewesen zwar an individueller Oberfläche, strahlen aber ein größeres, durch die Künstlichkeit des Lichts intensiviertes inneres Geheimnis aus. Das Weniger an Licht und Farbe holt gewissermaßen das Wesen des Baums an die Oberfläche. Ähnliche Wirkungen haben Schwarz-Weiß-Fotografien von Bäumen oder Baum-Landschaften. Oder Infrarotaufnahmen, die das Natur-Motiv in eine neue Welt zu versetzen scheinen. Das wäre ein weiteres Thema, das ich fotografisch aufgreifen könnte, neben den Baum-Schatten und den vielen anderen Sujets, die schon vorhanden sind, aber noch nicht ins Bild gesetzt wurden.

Unbeugsam

Der Wald ist extrem geschädigt, vor allem die Eichen. Dem Wald geht es sehr gut. Beide Meldungen werden gleichzeitig in der Presse verbreitet. Was nichts anderes bedeutet, dass es eine Frage des Horizonts und der Beurteilungsmethode ist, zu welcher Einschätzung man gelangt. Wie ich höre sind manche Fachleute der Ansicht, dass das übliche Kriterium zur Beurteilung des Zustands der Wälder und Bäume, der Zustand, sprich die Dichte bzw. Lichte, der Kronen, kein geeignetes Unterscheidungsmerkmal darstellt, da die Gesundheit der Bäume nicht notwendig von der Wuchskraft und Erscheinung der Kronen abhängig ist. Viele andere Kriterien können dafür herangezogen werden, z. B. auch die Zusammensetzung der Böden, die Ausbildung des Wurzelgeflechts u. ä. Hinzu kommt, dass wir Jahre mit extremer Witterungsverhältnissen, insbesondere den Rekordsommer 2004, hinter uns haben, dessen schwächende Wirkung auf die Bäume bis heute anhält und wahrscheinlich noch ca. 10 Jahre lang zu spüren sein wird. Es sind eben Lebewesen, in deren Konstitution sich wie beim Menschen alles einbrennt, was sie erlebt haben. Das Dritte, was bei der Diskussion immer mit zu denken ist: Die Deutschen haben ein wohl einmaliges Verhältnis zum Wald. Es ist so einmalig, dass das Wort ,,Waldsterben“ in anderen Sprachen unübersetzt Verwendung findet. Nicht etwa, weil es Schädigungen an Bäumen dort nicht gäbe. Vielmehr weil alle anderen Staaten wissen, das die Deutschen und ihr Wald eine Art Koalition eingegangen sind, die nicht unbedingt jedem nachvollziehbar ist. Ich sehe mich selbst auch in dieser Tradition, zumindest was das enge Verhältnis betrifft. Weniger aber in Bezug auf die Wertung. Denn ich kann das alles nicht so dramatisch sehen. Tatsächlich scheint mir der Wald stärker geworden zu sein, scheinen mir die Grünflächen dominanter zu werden. Auch die einzelnen Bäume wirken auf mich stark, stärker als die Menschen in ihrer jetzigen Entwicklungsphase. Sie können das, weil ihre Zeitlosigkeit und ihre besondere Art unbeugsamer Individualität diese Stärke möglich macht. Und wenn das zutrifft, was manche Soziologen und Bevölkerungsstatistiker prognostizieren, werden der Wald und mit ihm die Bäume in wenigen Jahrzehnten noch viel bedeutsamer werden. Dann nämlich, wenn ganze Städte und Dörfer der östlichen Bundesländer entvölkert, von ihren ehemaligen Bewohnern verlassen worden sein werden, und sich Kulturflächen in Naturparks verwandelt haben.

Undeutliche Jahreszeiten

Dauerkälte – Schnee – jetzt ist es der Regen, der die Kette des ungesunden Winters zum Frühlingsanfang komplettiert. Die Bäume schlafen immer noch, sieht man einmal von den Erlen und Haselsträuchern ab, und von den vereinzelten Blütenwundern in den Wohnstuben naturverbundener Menschen. Das kann zweierlei bedeuten: Entweder haben wir künftig keine Jahreszeiten mehr, und das Verwaschene und Undeutliche zieht sich durch das gesamte Jahr. Was wäre das für ein Verlust für die jahreszeitlichen Wahrnehmungen und die daran anschließende Ästhetik unserer Breiten! Oder: Der Frühling kommt umso heftiger, je länger er vom Winter zurückgedrängt wurde. Und womöglich folgt ihm ein ebenso heftiger Sommer. Kein Mensch wagt da eine Prognose, zumal in den vergangenen Jahren die schlauen Überlegungen mancher Wissenschaftler zum längerfristigen Klimawandel und den daraus resultierenden ökologischen Katastrophen sich in dieser Form nicht als stichhaltig und den tatsächlichen Verhältnissen entsprechend entpuppt haben.

Spiegel-Schatten der Bäume

Die Baumschatten faszinieren mich immer wieder. Dabei ist das Thema viel variantenreicher als es die antiken Dichter vermuten ließen: Schatten auf Wiesen und Wegen, auf Häuserfassaden und Asphalt, Spiegel-Schatten auf gewellten oder stillen Wasseroberflächen. Letztere beobachte ich in dieser Jahreszeit besonders deutlich beim mittäglichen Spaziergang am Teich in D. Die große Schwarzerle spiegelt sich darin wunderbar und hinterlässt auch in dieser Form einen gewaltigen Eindruck, denn was wie Herbstlaub aussieht, ist in Wirklichkeit eine Mischung aus diesjährigen Blütenkätzchen und letztjährigen offenen Fruchtzapfen:

Erlen gespiegelt

Die Kaukasische Flügelnuss lebt in ihrem Spiegelbild mehr von der Linearität ihrer Stämme und Äste. Die Ente weiß zudem ihre schützenden, weil tief zur Wasserfläche geneigten Äste zu schätzen:

Baumspiegelung

Geheimnisvoller Weg

Das Licht des Frühlings war heute erstmals wirklich spürbar. Eben nicht nur das Licht, auch die charakteristische Wärmeempfindung gehört dazu. An solchen Tagen, oder wenn sie sich ankündigen, bevorzuge ich den Maria-Croon-Weg. Abwechslungsreich, gering frequentiert, was immer besser ist, und anders als die gewohnten Wege, eben etwas für die besonderen Tage. Man kann die Frühlingsatmosphäre sehr gut sehen:

Leukbachtal

Am Ziel- und Wendepunkt des Weges ein gewaltiger Haselstrauch, der sich zum Baum ausgewachsen hat, wie seine Artgenossen in voller Blüte und die wärmeren Temperaturen genießend:

Haselbaum

Auf dem Weg, der viel wichtiger ist als das Ziel, wunderbare Schnappschüsse, wie diese Spiegelung in einer den Weg zerschneidenden Regenabflussrinne aus Metall:

Wegrinnsal

Und immer wieder die Bäume: Die dreisprössige Schwarzerle, an deren Wurzel sich der kleine Wasserfall teilt:

Bachwurzler

Der skurrile Korkenzieher-Hasel am Mühlrad des Fischervereins:

Korkenzieherbaum

Wer sieht so etwas außer mir? Falls es niemanden gibt, sind die offenen Geheimnisse umso wertvoller.

Kreativer Wandel

Die Animation der Gipse hat mich einiges an Nerven gekostet, aber jetzt ist das Projekt so gut wie abgeschlossen. Dabei habe ich festgestellt, dass das Formbetonte der Gipsplastiken mich zurzeit sehr anspricht. Vielleicht sollte ich tatsächlich wieder anfangen zu modellieren. Diese 18 Gipse, die ich an 18 Tagen realisiert habe, jeden Tag einen aus dem Bauch heraus, das war so etwas wie ein Höhepunkt meiner bildhauerischen Arbeit. Auch wenn viele mit dieser Arbeit vor allem die Holzskulpturen verbinden. Ich denke, da steckt viel Individuelles drin, gerade weil ich es spontan geschaffen habe. Auf einer anderen Ebene versuche ich Ähnliches mit diesem Baumtagebuch. Nur ein Wechsel des Mediums. Wer weiß, vielleicht ist die Zeit ja gekommen, die Sprache wieder in den Hintergrund zu stellen und dem Präsentativen sein – jedenfalls bei mir – gleichbetontes Recht einzuräumen. Die Dinge und mit ihnen meine Kreativität sind im Umbruch. Ein Umbruch, der nichts anderes ist als ein zur Zeit passendes Hervorholen immer schon vorhandener Schätze.

Neue Sünden

So häufig schon habe ich es an dieser Stelle erwähnt. Und doch regt es mich immer wieder aufs Neue auf. Die radikale Baumschnitt-Wut in den öffentlichen Anlagen und Parks. Beim abendlichen Gang durchs Dorf, der heute früher stattfand als gewöhnlich, habe ich erst das ganze Ausmaß sehen können. Etliche Bäume und Sträucher, die sich zu ,,Weggefährten“ bei den unzähligen Spaziergängen der letzten Jahre entwickelt hatten, sind bei Sträuchern bis maximal einen halben Meter über dem Boden, bei Bäumen etwas großzügiger dimensioniert gekappt. Einfach abgesägt, so dass nur noch Stammbüschel mit parallel liegenden blanken Schnittflächen zu sehen sind. Freilich, es sind Gehölze, bei denen man eine besondere Ausschlag- und Regenerationsfähigkeit annehmen kann. Aber allein diese ingenieurmäßige Ausführung, der erkennbar mangelnde Respekt vor der Individualität jedes einzelnen dieser Bäume, erschrecken mich zutiefst. Sie werden wieder wachsen, aber was sie bis vor kurzem sein und werden wollten, ist nun nicht mehr die Grundlage, der Mensch hat ihnen eine neue Wachstumsrichtung aufgezwungen. Einfach schlimm, wenn es nur noch um Effektivität und Arbeitserleichterung geht. Der Rest von Naturzauber wird damit auch noch beseitigt. Gut dass mir keiner von diesen Gärtner-Ingenieuren begegnet. Ich könnte mich kaum zurückhalten.

Kristallbaum

,,Felix – der Weihnachtsbaum“, heute ist er angekommen, nachdem er monatelang, offenbar wegen der regen Nachfrage, nicht mehr erhältlich war. Er ist wahrhaft winzig, nur wenige Zentimeter, dieser kleine Kristallbaum von Swarovski mit der Sternspitze und dem topfartigen Ständer, beide ganz klar, während der silhouettenhafte Baum selber grün gefärbt ist und 5 rote Schmuckkugelandeutungen trägt. Aber was beschreibe ich hier umständlich seine Erscheinung, eine Fotografie leistet das viel besser. Ich mag ihn jetzt schon, die sündhaft teuere Makro-Version muss da gar nicht sein.

Felix der Weihnachtsbaum

Erdige Welt

Die Mitarbeiter der Bauhöfe und städtischen Gärtnereien sind derzeit in ihrem Element. Da werden nicht nur die Bäume geschnitten und gelichtet, jetzt sind auch die Beete und Grünflächen dran, die für den Frühling und die geplanten Pflanzaktionen vorbereitet werden. Eine der Vorbereitungen ist das Verteilen von Rindenmulch. Ich weiß nicht, ob der direkt aus dem Silo kommt, jedenfalls hat er richtig gedampft, möglicherweise begünstigt durch die kalte Luft. Das markanteste aber neben den aufsteigenden Wärmenebeln war der ganz charakteristische Geruch. Irgendwo zwischen stechend scharf, süßlich und angesäuert. Einen Prozess chemischer Zersetzung anzeigend. Und den unbeteiligten Spaziergänger kurzzeitig in eine unwirklich erdige Welt versetzend. So als ob man für Momente mit der Erde verschmelzen, in diese hineingezogen würde. Eine ganz eigenartige Erfahrung, die in dieser Unmittelbarkeit und Unverwechselbarkeit wohl nur olfaktorisch möglich ist.

Falscher Wunsch

Das ist in den gut drei Jahren, während derer der virtuelle Wunschbaum existiert, tatsächlich noch nie vorgekommen. Dass nämlich ein Wünschender seinen Wunsch wieder zurück nimmt. Wenige Tage, nachdem er ihn geäußert und ich ihn illustriert veröffentlicht habe. Ich finde das gut, denn mit dem Wünschen muss man verantwortungsvoll umgehen, wie mit allen Gedanken, besonders wenn sie Intentionen transportieren. Und es zeigt, dass der Wunschbaum als kommunikativ-geistiges Konstrukt ernst genommen wird. Und so habe ich mich über diesen Wunsch, den geäußerten Wunsch wieder zurückzunehmen, weil er ,,nicht richtig“ gewesen sei, genauso gefreut wie über den ursprünglichen Wunsch selber.

Frühlingszeichen

Manchmal sind die Pflanzen ganz merkwürdig botanisch eingeteilt. So wundere ich mich sehr, dass die Forsitien, am Beispiel derer wir zurzeit ein neues Blütenwunder im Wohnzimmer erleben, selbst in dem sonst sehr ausführlichen BLV Handbuch ,,Bäume und Sträucher“ gar nicht aufgeführt sind. Ich würde dem Anschein nach sagen, dass es sich dabei um Sträucher handelt, sind die Zweige doch ziemlich verholzt (Übrigens fällt mir gerade ein, dass wir schon als Kinder zu Ostern diese Zweige gepflückt und am Ostersonntag früh auf den Tisch gestellt haben, war klasse wegen der leuchtend gelben Blüten – seitdem erinnern mich diese Blüten an den Frühling). Da sie aber in dem Buch nicht vorkommen, vermute ich, dass es botanisch eher in die Kategorie ,,Stauden“ gehört. Vielleicht finde ich es ja noch heraus. Der zweite Baum-Schnappschuss des Tages: ein wunderbarer Stamm-und-Krone-Schatten des Magnolienbaums an der Straße zwischen D. und M., den ich zur Blütezeit immer so bewundere. Heute galt die Bewunderung dem wunderbar scharf abgegrenzten Schatten dieses Baums auf der gelben Häuserfassade, der mich einmal mehr in dem Vorhaben bestärkt hat, mich in diesem Jahr dem Thema ,,Baumschatten“ fotografisch und vielleicht auch historisch zu nähern.

Spätwinterlicher Ausflug

Ich hatte den richtigen Riecher. Zumindest was den richtigen Zeitpunkt zum Spazierengehen betrifft täusche ich mich selten. Und so wusste ich, dass der Nachmittag heute gut geeignet sein würde, den langen Gang an der Saar zu unternehmen. Ich ahnte zudem, dass der Fährmann in diesen Tagen seine Arbeit wieder aufgenommen hat, was sich durch einen Blick in die Zeitung auch bestätigte. Der Plan war dann klar: Zu Fuß am Leinpfad und meiner Lieblingsroute entlang auf die Höhe des Fährverkehrs, dann übersetzen, Kaffee trinken, und mit V., den wir dorthin gebeten hatten, später wieder per PKW zurück. Während des Weges kam die Sonne immer häufiger hervor. In diesen Phasen wärmt sie sehr angenehm. Jenes frühlingshafte Wärmen, das die neue Jahreszeit schon ankündigt und welches trotz Frosttemperaturen in der kommenden Woche häufiger auftreten wird. Recht reizlos die Vegetation, lediglich die wolligen Frucht-Überreste der Gemeinen Waldrebe sind mir ins Auge gefallen. Und natürlich die Ganzjahresattraktion Efeu, die jetzt eigentlich ihren fruchtigen Höhepunkt feiert, mit prallen, richtig tief violett-schwarzen Früchten, die an diesem fast vollständig vom Efeu ummantelten Baum in Unzahl flächendeckend zu sehen waren:

Efeufrüchte im Winter

Ganz ohne Schrecken gings dann doch nicht, denn die Fähre lag am gegenüber liegenden Ufer. Die für den Fall bereitstehende Glocke, von mir heftigst geschlagen, rief leider keine Reaktion hervor. Aus der Entfernung auch unmöglich zu erkennen, ob überhaupt jemand die Fähre besetzt hielt. Nach fünf Minuten dann ein Gegenbimmeln von der anderen Seite, schwächer und heller, so dass ich vermutete, es bedeutet, dass die Rückfahrt in Kürze beginnt. Tatsächlich aber war es das Signalbimmeln von Fahrgästen der anderen Seite, die damit erfolgreicher waren und den Fährmann aus seiner Baubude, der Baracke, in der er sich in Leerlaufphasen aufhält, gelockt hatten. Nun gut, so fiel der Schrecken und die wenig angenehme Aussicht auf den ebenso langen Rückweg zu Fuß von uns doch noch ab. Ein schöner kleiner Ausflug. Und auch M. hat es erkannt: Wenn sie, wie zunächst beabsichtigt, zu Hause geblieben wäre, so wäre der Nachmittag verloren gewesen. Wenn ich etwas von Pädagogik hielte, würde ich sagen: jemand hat tatsächlich etwas von mir gelernt.

Relaxed zur Sammellust

J. hat ihn heute endlich einmal eingelöst, den Gutschein für einen Spa-Relax-Day im Linslerhof, den ich ihr vor über zwei Jahren schon geschenkt hatte. Während dieser Zeit hatte sie immer wieder starke Zweifel, ob es ihr bekommen würde. Im Nachhinein hat sich dann aber gezeigt, dass die Bedenken unberechtigt waren und es einfach nur entspannend war, ganz so wie gedacht. Bei der Gelegenheit, ich habe sie später zusammen mit W. abgeholt, konnte ich eine Stippvisite im Brigitte-von-Boch-Laden machen. Das ist immer wieder spannend, da es von Zeit zu Zeit neue Artikel gibt. Schöne Artikel, die man sonst nirgendwo findet. Und so ist mir eine dieser wunderbaren emaillierten Pillendöschen in die Hände gefallen, die noch nicht zu meiner Sammlung gehörten. Zum ermäßigten Preis, da fiel es nicht schwer, eine Entscheidung zu fällen. Das Kriterium ist klar: ein Baum-Motiv, in diesem Fall ein Tannenzweig als Dekoration eines Geschenks, auf der Rückseite als ,,Christmas Pillendose“ bezeichnet. Herrlich, so hat mich zum Ende den Winters die Weihnachtszeit noch einmal eingeholt. Und wieder ist die Sammlung der Baum-Motive um ein Exemplar reicher:

Christmas Pillendose

Gewichtige Biologie

Der Winter lässt zwar nicht locker, aber erstmals gab es heute so etwas wie Frühlingsluft. Man spürt es als unmittelbar auftretende Wärmeempfindung. Aus einer besonderen Form von Sonneneinstrahlung und auch aus der Art des Lichts. Das lässt den Kopf und vor allem die darin sich bewegenden Gedanken freier werden. Eine Entsprechung zu dem, was sich in der Natur anbahnt. Eine Aufbruchstimmung, die nichts mit Politik zu tun hat. Die viel direkter wirkt, jeden erfasst, ob er Naturprozesse nun bewusst beobachtet oder nicht. Der Mensch ist ein biologisches Wesen. Viel stärker als er denkt, wenn er sich im geschäftigen Alltag bewegt, Entscheidungen trifft, Dinge verändert und herbeiführt und sich dabei denkt, er könne den Lauf der Dinge steuern. Jedes Knospen, jedes Aufblühen der Bäume und Sträucher im Frühling ist stärker und mag den, der so weit ist, daran erinnern, dass fast alles gewichtiger wirkt ist als dieses ,,Verändern-Wollen“.

Umbrüche und Übergänge

Das Kalenderblatt vor mir hat wohl die ungewöhnliche Witterung dieser Tage nicht vorhersehen können. Es bildet für den März eine Allee blühender Kirschbäume im Alten Land ab. Auf der Wiese davor blüht ebenfalls der Löwenzahn. Wie weit sind wir doch von solchem Idyll entfernt! Sicher gab es mal Jahre, in denen jetzt schon der Frühling spürbar war. Jahre, in denen die Jahreszeiten noch in Verbindung mit den Wendepunkten und Tag- und Nachtgleichen der Sonne standen, was schon länger kaum noch zu beobachten ist. ,,Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ Diese Frage könnte man für den Frühling, den Herbst und den Winter entsprechend variieren. Ein Thema, das mich schon länger beschäftigt. Selbst die Natur ist im Umbruch. Das zeigt mir einmal mehr, dass alles miteinander zusammenhängt: Die Energiesysteme des Menschen, der Tiere, Pflanzen, der Erde als umfassendes Ökosystem. Denn Umbrüche scheinen die Zeichen der Zeit zu sein. Umbrüche, die manchmal Durchbrüche sein können. Übergänge vielleicht auch in eine neue Phase, im Idealfall auf eine höhere, weiterentwickelte Stufe.

Bäume und kommunikativer Konflikt

Es ist nicht immer leicht, die Fassung zu behalten. In solchen Situationen kann es sehr hilfreich sein, wenn man sich klarmacht: Die Menschen sind verschieden. Das könnte man zwischendurch vergessen, setzt doch Kommunikation permanente Kompromisse voraus und die insgeheime Annahme, man könne sich verständigen und habe grundsätzliche Gemeinsamkeiten mit dem jeweiligen Kommunikationspartner. Spätestens seit meiner langjährigen wissenschaftlichen Beschäftigung mit diesen Fragen weiß ich, dass das nur eine Illusion ist, eine Art Selbsttäuschung, durch die Kommunikation überhaupt erst möglich oder – wie es Luhmann ausgedrückt hätte – Kontingenz durch konkrete Selektion aufgelöst wird. Aber in Konflikten oder anderen Situationen, in denen es nicht fließt, kommt diese Wahrheit zum Vorschein. Oder man kann sich sie bewusst vergegenwärtigen. Mir hilft das sehr, die Dinge erhalten dadurch eine Relativität, die sonst nicht so an der Oberfläche liegt. Und sind dann besser zu steuern. Wenn ich mir diese Haltung personifiziert vorstelle, erscheint kein Mensch, sondern das Bild eines Baumes. Diese eigentümliche Einheit der Differenz von hochgradiger Selektivität, absoluter gestalthafter Einmaligkeit, und großer Offenheit durch die Zugehörigkeit zu einem großen ökologischen Ganzen. ,,Ich bin ich selber und doch nur einer unter vielen, die sie selber sind“, könnte der Baum sich selber beschreibend sagen. ,,Ich bin wichtig und gleich-gültig zugleich“, könnte er ergänzen. Und damit den Kern dessen treffen, was menschliche Kommunikation im Konfliktfall möglich und steuerbar macht. Die Bäume können uns auch in diesem Bereich als symbolisches Vorbild dienen.

Riesenmammutbaum

Sequoiadendron giganteum – Es ist also der Riesenmammutbaum, von dessen Holz mir eine Bekannte von M. vor einigen Wochen schon einen getrockneten Abschnitt überlassen hat. Heute nun fand ich eine ganze Tüte mit zahlreichen weiteren Scheiten vor, und die Information, dass es sich um den Riesenmammutbaum handelt. Der Küsten-Mammutbaum wäre ohnehin ausgeschlossen gewesen, weil der nur in einem eng begrenzten Streifen an der Küste des pazifischen Nordamerika beheimatet ist. Aber der Urweltmammutbaum wäre immerhin möglich gewesen. Ich bin gespannt, ob sich das Holz gut bearbeiten lässt. Es könnte attraktiv wirken, allein schon wegen der interessanten und ungewöhnlichen Färbung. Andererseits sind die Jahresringe extrem breit, und bei den nur 7 mm im Durchmesser dimensionierten Perlen wird man kaum eine wirkliche Maserung erkennen können. Vielleicht aber eine interessante Zellstruktur. Ich lasse mich überraschen. Aber dazu muss der Frühling endlich kommen und die Lust zum draußen Arbeiten wieder wachsen. So sieht das Holz im unbearbeiteten Zustand aus:

Holz des Riesenmammutbaums

Unwirkliche Landschaften

In den Nachrichten ist ständig von den Gefahren des Schneebruchs die Rede. Mancherorts, vor allem in Süddeutschland und der Schweiz, sind die Bäume so schwer mit Schnee beladen, dass Äste brechen und Spaziergänger verletzen können. So schlimm ist es bei uns hier im Saarland Gott sei Dank nicht. Auf mich wirkt die gegenwärtige für die Zeit untypische Witterung eher surreal. Der plötzliche Wechsel von Schneeverwehung zu gleißendem Licht in wolkenfreiem Himmel, vor allem aber der meist vorherrschende Hochnebel mit der dahinter strahlenden Sonne sind wohl verantwortlich, dass das Licht so unwirklich verstreut wird und alles in eine märchenhafte Szene taucht. Besonders deutlich, wenn wie heute früh die Horizonte von Bäumen mit lustigen Schneekappen gesäumt sind. Oder wenn wie heute Mittag die Sonne wie durch Milchglas von uns getrennt zu sein scheint und die Landschaft wie vom Mond entliehen aussieht. Hier und da ist das ganz eindrücklich, auf Dauer würde ich es aber nicht aushalten. Und so hoffe ich, dass der Frühling endlich durchbricht und dem Kopf die Möglichkeit gibt, wieder frei zu werden.

Kreative Spiralen

Eine eigene Arbeit mit größerem zeitlichem Abstand wieder aufzuarbeiten, in einen neuen, nun mit neuem Erfahrungshintergrund angereicherten Rahmen zu stellen, kann sehr anregend sein. Wenn sich dabei herausstellt, dass es sich um eine zeitlose Arbeit handelt, ist das für mich das beste Qualitätszeichen. Viele der Arbeiten, die ich heute fotografiert habe, finde ich auch 6 bis 10 Jahre nach ihrer Entstehung ganz hervorragend. Nicht nur, dass sie damals stimmig und wichtig waren – sonst hätte ich sie nicht realisiert. Sie haben auch heute ihre unverminderte Ausstrahlung und werden auch morgen ihre je eigene Kraft nicht einbüßen. Und wenn ich die einzelnen Skulpturen dann in eine chronologische Reihenfolge stelle, wie ich das diesmal vorhabe, ist das kleine Werkverzeichnis damit gleichzeitig ein wesentliches Stück Biographie. Aber darum geht es wohl immer: Sich selbst entäußern zu Gunsten der Kommunikation, und sich dann wiederum selber beobachten im Spiegel der eigenen Arbeiten. Das ist ein Spirale, ein nicht endender, sich immer wieder neu darstellender und fortsetzender Prozess. Ich habe viel Freude daran, diesen Prozess aktiv zu befördern und die jeweils neu erlernten Mittel einzusetzen, ihn möglichst kreativ zu gestalten.

Ein größeres Projekt

Mittlerweile hat sich das Multifunktionszimmer in eine Art Fotostudio verwandelt. Aber ich habe gute Fortschritte gemacht. Alle relevanten Holzskulpturen habe ich inzwischen fotografiert. Bei den größeren und besonders den hellen war das wieder ein Problem: Der Kontrast ist schwer hinzukriegen, mittels einer alten weiß lackierten Tür als Hintergrund war es dann letztlich einigermaßen realisierbar. Nun fehlen eigentlich nur noch die Gipse, die ich mir für morgen Vormittag vorgenommen habe. Und dann: endloses Freistellen, Einfärben, Animieren und Implementieren. Ein wahrhaft aufwändiges Projekt. Aber ich werde nicht locker lassen, die Mühe werde ich später bestimmt nicht bereuen. Ansonsten ein sehr ruhiger Tag, so ruhig, dass mir die Gespräche beim Spaziergang am Nachmittag schon fast zu viel waren. Irgendwie passten sie nicht zu diesem Tag.

Zuckerguss-Intermezzo

Der Winter hat heute noch einmal eine wahrhaft märchenhafte Form angenommen. Zumindest solange man aus dem Fenster auf die dichten Schneefälle und die dicken Schneeflocken schauen konnte und sich nicht durch die total verschneiten und vereisten Straßen kämpfen musste. Wie zugepudert waren die Bäume, die Wege, Autos und Hochspannungsleitungen. Ganz so, wie man es sich idealerweise für Weihnachten wünscht, zu dieser Gelegenheit allerdings seit Jahren nicht erlebt hat. Ich schätze, die Zuckerguss-Idylle wird nicht lange währen, für Mittwoch nächster Woche sind schon 11 Grad Plus angesagt. Der Frühling kommt also doch, und dies hier war nur ein ungewöhnliches Intermezzo, eine Täuschung sozusagen. Na ja, ich hatte es ja schon vor Tagen am Gesang der Vögel gemerkt, dass die Dinge mal wieder nicht so sind, wie sie scheinen. Ich hoffe, es wird ein kreatives Wochenende, die Einstimmung ist ganz gut gelungen.

Authentische Bewegung

Vorgestern habe ich die Videokamera erhalten. Und ich bin sehr gespannt, ob ich damit ähnlich bereichernde Erfahrungen machen werde wie mit der digitalen Fotokamera vor einigen Jahren. Die ersten Versuche, mich mit der Technik vertraut zu machen, haben zumindest gezeigt, dass es sich wieder einmal um eine recht gewöhnungsbedürftige Sache handelt. Aber das macht eben den Reiz aus, und dieser neuen Möglichkeit auf die Spur zu kommen, finde ich recht spannend. Meine Vorstellung ist es, sehr einfache und kurze Sequenzen aufzunehmen, die als Web-Elemente genutzt werden können. Um Bewegungen authentisch darzustellen, die in rein flash-animierter Form eher verspielt und eben konstruiert wirken. Nicht immer ist dieser künstliche Effekt erwünscht. So verspreche ich mir von der Videotechnik eine Erweiterung des Bewegungsaspekts meiner Seiten, die geeignet ist, den Charme und die Aura der Bäume noch eindrücklicher zu vermitteln.

Zeitlose Themen

Die Zugriffe auf meine Download-Texte zur Symbolik der Bäume schwanken sehr stark. Manchmal kann man es an der Jahreszeit festmachen, wenn z. B. der Text zum Palmsonntag oder zum ersten Mai besonders stark nachgefragt wird. Manchmal aber hängt es auch mit den Suchmaschinen zusammen, die aus unerfindlichen Gründen mal diesen und mal jenen Text an exponierter Stelle linken. So kommt das thematische Feld aus unterschiedlichen Gründen in Bewegung. Und das ist gut so, weil es die Aufmerksamkeit somit auf das breite Spektrum der Seite lenkt und nicht nur immer in ein und dieselbe Richtung. Dem kommt sehr entgegen, dass die Inhalte ohnehin zeitlos sind, und zu allen Jahreszeiten und unabhängig von sich verändernden Zeitumständen interessant sein können. Mein Anspruch, die Ergebnisse meiner eigenen Überlegungen und Rekonstruktionen solchen Menschen zugänglich zu machen, die ein besonderes Verhältnis zu den Bäumen pflegen oder für diese Informationen empfänglich sind, kann sich so erfüllen.

Efeu-Zyklus

Der Februar geht zu Ende und der Winter hat es uns zum Schluss noch mal richtig gezeigt. Wie in den vergangenen Monaten, extremer Wechsel der Witterung, von kalt-trocken-himmelblau zu nass-kalt-schneeverhangen, und das von einem Tag auf den anderen. Aber die Vögel singen schon. Sie müssen einen Grund haben, und ich schätze es ist der Frühling, den wir bisher nicht ahnen, uns umso mehr aber herbeiwünschen können. Derweil sehe ich durchs Fenster auf einen radikal geschnittenen Kirschbaum beim Nachbarn zur linken und einen seit Jahren nicht mehr geschnittenen beim Nachbarn zur rechten. Letzterer beklagt sich zwar regelmäßig darüber, dass die fast senkrecht in die Höhe schießenden Äste den Baum haben zum Monstrum werden lassen, unternimmt aber nichts dagegen. In dieser undefinierbaren Zwischen-Jahreszeit drehte sich das Gespräch beim Mittagessen um den Efeu, dessen Reize, insbesondere die Früchte, offenbar auch viele andere Menschen beeindrucken. Schön sind sie eigentlich immer, zumal man über bestimmt ein halbes Jahr etwas davon hat, entwickeln sich die Früchte doch sehr langsam aus den Blüten und verbleiben dann, immer praller und schwärzer werdend, noch viele weitere Monate am Strauch, um einige Zeit später schon wieder von der neuen Blüte abgelöst zu werden. So ist der Efeu eigentlich ganzjährig Thema und Beobachtungsmarke in einem. Kein anderer Baum/Strauch erinnert auf so anspruchsloser Grundlage und in sich rasch vermehrender Gestalt an das immergrüne Pflanzenleben – auch im tiefsten Winter.

Wechselnde und konstante Themen

Mit Büchern ging es mir schon häufig so, dass sie mir synchronistisch in die Hände fielen. Das richtige Buch im richtigen Augenblick sozusagen. So war es mit den beiden zuletzt gelesenen, der Hintergrundbericht zum Celestine-Film James Redfields und das Buch von Chris Griscom ,,Zeit ist eine Illusion“, welches ihre persönliche Biografie und Entwicklung als spirituelle Heilerin und Visionärin beschreibt. Die Celestine-Story ist mir schon seit vielen Jahren vertraut, auch habe ich praktisch alle Publikationen hierzu gelesen, von ,,Die Prophezeiungen von Celestine“ über ,,Die Zehnte Prophezeiung von Celestine“, die beiden Handbücher hierzu, ,,Die Vision von Celestine“ als Hintergrundbuch, ,,Das Geheimnis von Shambala“ sowie damit in losem Zusammenhang stehende Bücher wie ,,Gott und die Evolution des Universums“ (James Redfield, Michael Murphy, Sylvia Timbers) und ,,Geistwende“ von Albert. D. Gaulden. Das Buch über den Celestine-Film, von dem ich zuvor noch nie etwas gehört habe, hat mir nun einen interessanten Einblick in die weitere ,,Öffentlichkeitsarbeit“ und das beeindruckende kreative Potential dieses Visionärs eröffnet. Auch von Chris Griscom habe ich vor Jahren schon einmal etwas gelesen. Es ging um spezielle geistige Heilungsmethoden und die Licht-Arbeit. In diesem Buch, einem Klassiker, wie der Klappentext verspricht, gibt sie Einblick in ihren Werdegang und die synchronistischen Ereignisse, die ihren Lebensweg bestimmt haben. Besonders der darin ins Zentrum gestellte Zusammenhang zwischen den verschiedenen Energiekörpern hat mir wieder etwas ins Bewusstsein gerufen, was vor Jahren für mich wichtiges Thema war, was aber zwischenzeitlich wieder in den Hintergrund getreten war. Es ist gut, in zeitlichem Abstand ein Thema wieder aufzugreifen und im Spiegel der zwischenzeitlich hinzu gekommenen Erfahrungen neu zu beleuchten. Meist bringt dies neue Erkenntnisse mit sich, in jedem Fall aber eine Erweiterung des Horizonts. Von dem Bewusstmachen von Verschüttetem und dem immer notwendigen Versuch, eingeschliffene Routinen abzulegen und zu transformieren einmal abgesehen. Die Aufmerksamkeit für Themen wechselt also bei mir immer wieder. Konstant geblieben ist aber das große Thema ,,Bäume und Naturwahrnehmung“, das mich eigentlich seit mehr als 10 Jahren nicht mehr loslässt. Ich glaube, es liegt daran, dass sich am Beispiel und im Medium des Baums alles, was für uns Menschen, unsere Entwicklung und Selbstreflexion, wichtig sein kann, fokussieren lässt. Ein archetypisches Symbol, das unglaublich sinnreich und komplex ist. So komplex, dass ein Leben nicht ausreicht, es vollständig zu begreifen. Aber darauf kommt es auch nicht an.

Flachwasserspiegel

Ganz merkwürdig, gerade heute, in der Hochzeit der Fastnacht, war die Atmosphäre ruhiger als in den Tagen zuvor. Der Spaziergang heute Vormittag war von wirklicher Ruhe und Stille gekennzeichnet. Zwar waren Menschen unterwegs, aber alle, die mir begegneten, schienen in eine quasi meditative Stimmung versetzt. Das war trotz der Kälte insofern sehr erholsam. Immer wieder faszinierend sind die Spiegelungen auf der Oberfläche der Flachwasserzonen. Kaum eine Stelle des ohnehin spannenden Wegs ist so abwechslungsreich und immer wieder für ästhetische Überraschungen gut. So konnte ich auch heute wieder interessante Motive festhalten:

Flachwasserspiegel

Flachwasserspiegel

Flachwasserspiegel

Verlorene Inhaltlichkeit

Das Thema beschäftigt mich nun schon seit einigen Tagen: Diese merkwürdige Abkehr vom Inhaltlichen. Zu Studienzeiten habe ich gerne damit kokettiert, dass ich mit der Kommunikationswissenschaft nichts Inhaltliches lernen würde, dass es eigentlich immer nur um Methoden, Selbst- und Fremdbeobachtung, Analyse und Rekonstruktion gehe. Nicht aber um geschichtliche Daten, Zahlen oder Vokabeln. In gewisser Weise stimmte das auch, aber die Inhalte fliegen mir im Alltag ständig zu. Und das angelernte Instrumentarium bereichert mich ungemein, wenn es darum geht, diese Inhalte zu selektieren, zu strukturieren, zu modifizieren und für eigenes Gestalten und Schaffen fruchtbar zu machen. Deshalb hat mich seit dem Ende meiner Schulzeit auch das Inhaltliche nie losgelassen. Aber dass es mir sehr viel bedeutet, das merke ich erst jetzt, umgeben von rein formaler, auf den Ablauf des Wirtschaftsprozesses oder die Sicherung des alltäglichen Wohlstands konzentrierter Denkart. Eine Denkart, die mich zunehmend erschreckt. Haben wir denn gar nichts mehr zu sagen? Gibt es keine Themen mehr, die außerhalb massenmedialer Kurzsichtigkeit und Selektivität den Einzelnen bewegen, zur Stellungnahme herausfordern, zum Gestalten hinführen oder einfach Anlass zu einem Gespräch sind. Vor allem letztere, die Gespräche scheinen verloren gegangen zu sein, einer reinen Oberflächenkommunikation, der genannten Denkart folgend, gewichen zu sein. Welch unglaubliche Verarmung der kommunikativen Kultur, ich weiß nicht, nur in diesem Lande? Bei aller eigenen Begeisterung für moderne Technologien und effizienten Formalismus. Es hat doch alles einen Sinn, der auf Inhaltliches abzielt. Oder wenigstens einmal abzielte, denn es scheint sich zwischenzeitlich verselbständigt zu haben. Ich wünsche mir einen neuen inhaltlichen Diskurs im Alltag, der ermöglicht, die ermüdenden Routinen zu durchbrechen und damit das Leben zu bereichern. Meine Arbeit über und mit den Bäumen sehe ich als einen Beitrag, das verloren gegangene Inhaltliche wieder hervorzuholen. Und die Resonanzen zeigen mir, dass es sich lohnt.