Von der Form zum Inhalt

Nicht selten komme ich auf Umwegen zu einem Thema. So war es auch bei den Bäumen, die ich während meiner Kindheit und Jugend zwar wahrgenommen, aber nicht sehr intensiv beobachtet oder symbolisch gewürdigt habe. Das kam erst durch die Beschäftigung mit dem Holz als bildhauerischem Material. Ich wollte einfach etwas Plastisches schaffen, Abbildungen in einem Anleitungsbuch für Holzschnitzer waren der Auslöser. Das Erstlingswerk, gemacht aus einem Stück Brennholz, hatte zwar nur entfernte Ähnlichkeit mit der Vorlage, faszinierte mich aber derart, dass in kurzer Folge gleich eine ganze Latte von Folgearbeiten entstanden. Das war der Beginn einer sehr intensiven Beschäftigung mit dem Holz als Material und den Möglichkeiten seiner Bearbeitung und Formung für bildhauerische Zwecke. Und über diese Bildhauerei bin ich auf das Thema ,,Baum“ gekommen. Irgendwann waren mir die Holzskulpturen nicht mehr genug, die Oberflächenwirkung und ,,schöne Form“ nicht mehr ausreichend. Bäume und Wälder wurden die Vorbilder der künstlerischen Konzepte und aus den Holzskulpturen wurden Baum-Skulpturen. Die Differenz deutlich zu machen, war mir wichtig, und so habe ich diese in verschiedenen Texten versucht zu formulieren. Vielleicht war es diese eingehende Arbeit am Thema, die mir den Weg zu den Bäumen geebnet hat. Von nun an begegneten sie mir als Mit-Lebewesen, deren Ausstrahlung, selbstverständlicher Präsenz, innerer Stärke und übermenschlicher Weisheit ich mich nicht mehr entziehen konnte. Dieser Zusammenhang, mein Weg zu den Bäumen, die mir heute wie enge Vertraute und ständige Lebensbegleiter erscheinen, ist mir heute wieder zu Bewusstsein gekommen, als ich mit V. ein Landmaschinengeschäft besucht und wir eine motorisierte Heckenschere gekauft hatten. Auch wenn die technische Seite der Holzbearbeitung mich nicht mehr ganz so fasziniert wie noch vor Jahren, sehe ich gerade darin die Wurzeln meines Lieblingsthemas: Vom Formalen zum Inhaltlichen. Und wenn ich das verinnerliche, was Eckart Tolle in seinem Buch ,,Eine neue Erde“ in den Mittelpunkt stellt, die Entwicklung weg von der Form zum formlosen Ursprungszustand unseres Wesens, dann weiß ich, dass die Bäume mir diesen Weg aufgezeigt haben. Und dass sie mir täglich helfen ihn weiter zu gehen.