Vom richtigen Zeitpunkt

Ein Gespräch über die wunderlichen klimatischen Schlängelwege dieses Jahres, über das so spät noch mögliche Fruchten mancher Obstbäume, über die sonst nie da gewesene zweite Blüte mancher Sträucher war der entspannende Teil eines Gerichtstermins. Der hatte davon abgesehen aber ohnehin das beste aller erwartbaren Ergebnisse mit sich gebracht. Mit noch nicht ganz feststehendem Ausgang. Dafür aber mit einer Art kommunikativer Wiedergutmachung, einer Art symbolischer Aufhebung verkehrt gelaufener Entscheidungsfolgen. Ich denke, der Zeitpunkt hierfür konnte einen Tag vor Allerheiligen, dieses Tags und der Nacht der Vermischung von Oben und Unten, der besonders dichten Annäherung von Diesseits und Jenseits, nicht besser gewählt sein. Auch wenn es von Seiten der Behörde möglicherweise kein bewusst gewählter Termin war, er ,,fiel“ eben richtig. Ich bin ganz sicher, dass so etwas kein Zufall ist, wie ich immer mehr auch das Unangenehme und Schmerzhafte als sinnhaft und im großen Blick auf die Dinge wohl platziert wahrnehme. Solche Phasen helfen bei der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, dienen vielleicht auch der Korrektur allzu abschweifender Lebenswege.

Gedanken vor Allerheiligen

Und immer wieder überrascht uns der liebe Gott mit einem sonnenreichen Tag. Ende Oktober und in dieser Dichte zu meinen Lebzeiten noch nicht da gewesen. Diese Erinnerung teile ich mit den meisten, mit denen ich mich darüber unterhalten habe. Und so habe ich es heute sehr genossen, wieder im Freien arbeiten zu können, an meinen exotischen Armbandkreationen. Vielleicht wird der Abschluss dieser Arbeit noch in die Sonnenphase fallen, bevor das zu Allerheiligen eher passende Klima die Oberhand gewinnt. Gespannt bin ich auf den Allerheiligen-Abend, an dem mich der Weg traditionell zum Friedhof mit seinen vielen Lichtern führt. Bei diesem gedanklichen Vorgriff denke ich an Lakota, mit der ich in der virtuellen Welt ein Stück gemeinsamen Lebensweges gegangen bin. Nachdem ich lange nicht mehr in diesem Licht-Forum war, musste ich nun lesen, dass Lakota nicht mehr unter uns Lebenden ist. Das hat mich sehr berührt, denn ich fühlte mich auf eine ganz brüderliche Art sehr verbunden mit ihr. Da sieht man, welche Wirkungen relativ wenige, aber bedeutungsreiche Kommunikationen haben können. Ich denke, solche müssen dann auch nicht abreißen, sondern können sich auf einer neuen Ebene ihre Fortsetzung suchen.

Raritätenarbeit

Die Gleditschiensamen, die ich auf meiner Fensterbank zum Trocknen ausgelegt habe, fangen an, rissig zu werden. Schade, denn eigentlich hatte ich vor, einige davon kunsthandwerklich zu nutzen. Das wird so nicht mehr möglich sein. Die wenigen, welche ich einige Wochen zuvor schon aufgehoben hatte, zeigen diese Risse nicht. Vielleicht hängt das mit dem Reifegrad zusammen, keine Ahnung. So werde ich diese wohl ausschließlich für den Versuch gebrauchen können, kleine Bäumchen zu ziehen. Wäre doch gelacht, wenn bei so vielen Samen nicht wenigstens ein paar davon angingen. Ich hoffe, nächste Woche endlich einmal zur weiteren Arbeit an meinen fünf Armbändern zu kommen. Sämtliche Perlen sind schon hergestellt, und als nächstes steht das Bohren auf der Tagesordnung, dann die Kniffelarbeit am Schlussstück und der Hauptperle und schließlich das nahezu endlose Kantenglätten. Alle Arbeitsschritte mal 23, macht 115 Arbeitsvorgänge bis die Perlen zum Ölen fertig sind. Das Ergebnis wird hoffentlich entschädigen, denn dabei sind echte Raritäten, auf deren optische Präsenz und energetische Ausstrahlung ich sehr gespannt bin.

Vorbereitungen

Allerheiligen steht vor der Tür. Man glaubt es kaum, bei den sommerlichen Temperaturen der letzten Tage. Aber heute hat sich der Witterungseinbruch schon bemerkbar gemacht. Am deutlichsten ablesbar an meinem Schwindel, den ich in dieser Form nun schon Wochen nicht mehr erlebt habe. Egal wie gut oder schlecht das Wetter zum nahenden Feiertag passte, das Grab von G. musste in jedem Fall vorbereitet werden. M. hat von ihrer Freundin glücklicherweise wieder Tannenzweige bekommen. Von einer Weißtanne, die sind kräftiger und eignen sich gut zum Stecken. Wir haben das Oval in der Mitte des mit Farn bewachsenen Grabs mit diesen Zweigen, die ich vorher klein geschnitten hatte, in Kreisform ausgelegt. Später wird die Mitte mit einer Schale geziert, in die ein weißes Alpenveilchen eingepflanzt ist. Das passt sehr schön zum Anlass. Und insgesamt ist es mindestens so gut gelungen wie im Vorjahr, auch wenn meine Legetechnik diesmal etwas anders ausgefallen ist.

Geheimnisvolles Efeuholz

Der großformatige Band mit Abbildungen von ,,Baumriesen“ ist zusammen mit der Enzyklopädie ,,Wohnen mit Holz“, dem Edelsteinkalender und dem Bauernkalender heute angekommen. Letzterer ist wie immer für V. zum Neujahr gedacht, die Edelsteine für J. und ich selber freue mich natürlich über die beiden Bücher. Sicher wird das Sachbuch mit haarscharf fotografierten Holzmustern mir einige Anregungen geben können. Und dieser ungewöhnliche Bildband zu besonders hohen amerikanischen Baumindividuen wird sicher sehr interessant sein. Wirklich wissen werde ich es am 7. November, denn ich lasse ihn mir zum Geburtstag schenken, und so lange will ich nicht hineinsehen. Am aller spannendsten fand ich heute aber die Arbeit am Efeuholz. Schon während des Drechselns merkte ich, wie gut es sich bearbeiten lässt, wie leicht und trotzdem dicht es ist, und wie schön sich nach dem Feinschliff auch in dieser dünnen Form die feine und abwechslungsreiche Struktur des Holzes präsentiert. Auch die weitere Verarbeitung wird keine Schwierigkeiten machen. Besonders interessant dürfte die Veränderung sein, die sich später durch das Tränken im Öl ergibt. Ich rechne damit, dass die bläulich-grünlichen Schlieren, die das Holz durchziehen, dann deutlicher heraustreten werden und das Geheimnisvolle der Pflanze augenscheinlich werden lassen.

Eibengrund

Ziemlich mühsames Vogelauge. Jedes Mal ruiniere ich mir die Fingerkuppen, die nach der Schleifaktion tagelang kaum mehr zu gebrauchen sind. Und dieses Holz ist wirklich sehr dicht und hart, so dass selbst Zehntelmillimeter nur schwer zu entfernen sind. Danach war der kaukasische Nussbaum eine wahre Erholung. Morgen wollte ich mir den wahrscheinlich ebenfalls harmlosen Efeu vornehmen. Auch andere Projekte habe ich in Angriff genommen: So eine vermutlich aufwändige Arbeit an einer isolierten Webpräsenz zu diesem Baumtagebuch. Bin gespannt, wann ich den Anfang gefunden haben werde, diesmal soll es einfach anders wirken. Da kommt die Lust aufs Neue durch. Die Beobachtung im richtigen Leben konzentriert sich zurzeit vor allem auf die Kommunikation, Bäume nehme ich natürlich immer wahr, wenn auch manchmal nur im Vorübergehen. Wie die wunderbaren Eiben in M., die in dieser Zeit voll sind von rot-leuchtenden Früchten. Diese roten Samenmantel mit den schwarzen Samen im Zentrum wirken sehr transparent. Und obwohl sie von innen zu leuchten scheinen, liegen sie irgendwie immer im Schatten. Auch deshalb ist es mir bis heute nie gelungen, sie überzeugend zu fotografieren. Die Eibe entzieht sich eben einer endgültigen Erfassung, sie bleibt unergründlich, mein Lebensbaum eben, und das ist gut so.

Starker Tulpenbaum

Na ja, schön ist es in so einem Krankenzimmer eigentlich nie. Man kann sich nur irgendwie damit arrangieren, als Kranker wie als Besucher gleichermaßen, und wie gut das gelingt, hängt einfach davon ab, in welchem physischen und psychischen Zustand man sich gerade befindet. Immerhin, V. scheint es nach etwa 10 Tagen zumindest etwas besser zu gehen, was Hoffnung gibt auf ein glückliches Ende. Jedenfalls, wenn er noch sehr viel Geduld mitbringt, die Ärzte ihr Bestes geben, und er hoffentlich aus diesem Fall die richtigen Schlüsse für die Zukunft zieht. Das Erfreulichste wohl an dem neuen Zimmer und der neuen Station: Der Blick durch das Altbaufenster fällt geradewegs auf diesen riesigen und wohl schon über hundert Jahre alten Tulpenbaum. Ein stattliches Exemplar, den ich von meinen eigenen Besuchen dort bereits kannte, der aber normalerweise nicht sichtbar ist, da er nicht, wie die großen Linden, im zentralen Innenhof, sondern in dem für Besucher zwar nicht unzugänglichen, aber abgelegenen Hinterhofbereich steht. Möge dieser starke Baum V. etwas Freude bringen und ihm ein Stück seiner eigenen Standfestigkeit vermitteln.

Unverwechselbare Gerüche

Eigenartiger Tag. Dauerregen, bei dem kein Hund vor die Tür gehen mag! Trotzdem jede Menge hektische Betriebsamkeit, die mich nicht wirklich weiter gebracht hat. Und dann die Aussicht, dass am Donnerstag der Sommer wiederkehrt, mit angeblichen 26 Grad. Einfach unglaublich. Am Nachmittag habe ich in meiner Baumfrüchtegalerie die Aufnahme der Gleditschienfrucht aufgenommen. Und bei der Gelegenheit sind mir die Schoten eingefallen, die seit einigen Tagen hinterm Haus gelagert waren. Die habe ich mir jetzt vorgenommen und die Samenkerne extrahiert. Was nicht ganz einfach war. Diese Schoten haben einen eigenartigen Aufbau. An einem der Ränder ganz brüchig und trocken, auf der anderen noch saftig. Das merkt man besonders, wenn man sie quer einreißt oder der Länge nach aufschneidet. Dann tritt nämlich eine schleimige und klebrige Fruchtmasse aus. Und zwischen diesen beiden Seiten liegen die braunen und festen, ungefähr linsengroßen Samen. Die musste ich herausquetschen, da sie zusätzlich in fast verholzt wirkende Kammern eingebettet sind. Man glaubt es nicht, welche wunderlichen Gebilde die Natur sich ausgedacht hat. Und wie mannigfaltig und unwahrscheinlich die Formen von Blüten und Früchten sein können. Noch eine interessante Eigenart dieser Früchte, gleichzeitig eine, die mir sicherlich im Gedächtnis haften bleiben wird: Der Geruch. Da ist es ähnlich wie bei den Gerüchen von feinem Holzstaub. Ich erkenne sofort die jeweilige Art. Jedes Holz hat einen ganz spezifischen Geruch, und manche sind eben auch unverwechselbar. Diese innen noch sehr saftigen Fruchtschoten strömen eben einen solch eigentümlichen Geruch aus. Zunächst wollte es mir nicht einfallen, aber dann erinnerte ich es: den Geruch von Leinöl. Bestimmt enthält die Masse chemische Substanzen, die denen des Leinöls entsprechen. Falls ich also wieder einmal diesen Geruch wahrnehmen sollte, ich werde automatisch an zwei Dinge denken: Leinöl und die Frucht des Lederhülsenbaums.

Stadteindrücke

Ein Stadtmensch werde ich wohl nie. Will nicht heißen, dass ein Ausflug, ein Einkaufs-bummel oder der Besuch in einem städtischen Museum nicht seinen Reiz haben kann. Bei den wenigen Gelegenheiten, die ich in dieser Richtung genieße, bin aber jedes Mal wirklich froh, dass es nur die Ausnahme ist. Zu hektisch, zu abstrakt-überzogen, zu naturfern, zu künstlich begegnet mir die Welt von Innenstädten. Zu weit außerhalb dessen, was Mensch-Sein im eigentlichen Sinne ausmacht. Man muss zu viel Energie darauf verwenden, die ganze Tünche wieder abzukratzen und klar zu sehen. Jedenfalls, wenn man die Dinge so sieht wie ich, möglichst pur und ungeschminkt, aber auch in ihrem ganzen ursprünglichen Zauber. Der Anblick der drei nebeneinander stehenden Ginkgo-Bäume am Stadttheater gehörte da zu den Highlights. Mehr überformt auch die neuen Swarovski-Kreationen, die weihnachtliche Motive aufgreifen und sogar einen ganzen Baum mit Blüten in stilisierter Form wiedergeben. Schade, den schon so lange gesuchten grünen Weihnachtsbaum-Pin mit den roten Punkten habe ich auch diesmal nicht gefunden. Er ist wohl für immer aus dem Sortiment verschwunden, und die ihn besitzen, wollen ihn nicht mehr hergeben.

Oktobersommer

Ein unglaublicher Tag, ganz wie im Frühsommer. Ein Licht und eine Temperatur, die Aufbruchstimmung vermittelt und so gar nicht in das Bild des Oktobers passt:

Oktobersommer

Der Weg durchs Dorf und am Fluss war sehr angenehm, die Menschen wirkten gelassen, unwirklich fasziniert von diesem außerordentlichen Klima. Auch die Pflanzen scheinen ganz verwirrt von dieser Entwicklung, dieser unvermittelten Vertauschung der Jahreszeit. So habe ich doch tatsächlich eine Brombeerblüte entdeckt. Und auch bestimmte andere Sträucher blühen zum zweiten Mal für dieses Jahr, weil sie sich offensichtlich getäuscht fühlen. Und die Früchte erscheinen umso saftiger und strahlender in diesem Licht. Mein Vorhaben mit den Gleditschien hat heute endlich gefruchtet. Mit Hilfe eines Holzstocks habe ich kräftig gegen den Ansatz der Früchte geschlagen und sie damit abgelöst. Schätzungsweise zwanzig solcher reifer Schoten mit der lederartigen Oberfläche umfasst meine ,,Ernte“. Einige besonders schöne habe ich aussortiert und auf der Fensterbank zum vollständigen Trocknen ausgelegt. Das ergibt eine augenfällige Dekoration. Und die übrigen werde ich aufschlitzen und die darin enthaltenen Samen herauslösen. Getrocknet lassen sie sich hoffentlich problemlos durchbohren, und dann möglicherweise in ein Schmuckarmband integrieren. Auf das Ergebnis bin ich sehr gespannt.

Gartenarbeit

Das lief doch ganz gut heute mit der Gartenarbeit. Immerhin haben wir den Hintergarten so weit für den Winter vorbereitet: Geharkt, verwelkte Stauden abgeschnitten, bestimmte Blumen ausgetopft, andere ebenfalls geschnitten, die später im Keller überwintern werden. Das Wasserbecken gesäubert und mit der bewährten Abdeckung versehen. Die Rattan-Sitzgarnitur gereinigt und verstaut. Selbstverständlich auch den gesamten Waschbetonbereich gekehrt. Was mir zufällig, aber Gott sei Dank aufgefallen ist: Unser nicht sehr wachstumsfreudiger Ginkgo war an mehreren Stellen durch die Drähte, durch die er an seine Stützstäbe angebunden war, tief eingeschnitten, an einer Stelle einseitig fast bis zur Markröhre. Vielleicht ist das die Erklärung für das zögerliche Wachstum des schönen Baums. Ich bin mir nicht sicher, hoffe aber, dass die Säfte nun problemlos fließen können und das neue Frühjahr einen Wachstumsschub mit sich bringen wird. Mein Versuch, die Fruchtschoten des Lederhülsenbaums am Parkplatz der Klinik einzusammeln, ist wieder gescheitert. Zum nächsten Besuch morgen werde ich einen Stock mitnehmen und versuchen, die Früchte auf die Art zu erreichen bzw. abzulösen. Ich bin doch so gespannt auf die Samen, die ich trocknen und später weiterverarbeiten will.

Vier mal Dreiundzwanzig

Ich weiß nicht, ob ich den diesjährigen Herbst nicht verpasst habe. Ein richtiger Herbstspaziergang mit dem typischen Oktoberlicht ist mir bisher noch nicht vergönnt gewesen. Seltsam, obwohl ich zurzeit eigentlich mehr Freizeit habe als gewöhnlich, reicht die Zeit trotzdem nicht, um alles gleichmäßig zu realisieren, was mir sinnvoll und notwendig erscheint. Manches muss einfach eine Weile warten, bis ich es wieder aufgreife. So die Arbeit an den Demonstrations-Armbändern aus Maulbeerbaum, Weinstock, Vogelaugenahorn und Kaukasischem Nussbaum, für die ich schon vor einigen Wochen die Stäbe gedrechselt habe und deren Weiterverarbeitung ich erst heute wieder angehen konnte. Zwei davon sind für mich selber, und die beiden anderen für M. Eigentlich nur provisorisch, denn eigentlich geht es nur darum eine Vorlage zum Abfotografieren zu haben. Ich habe mich für den Maulbeerbaum – natürlich – und den Weinstock entschieden. M. bekommt den Vogelaugenahorn – sehr dekorativ – und den tiefdunkelbraunen kaukasischen Nussbaum, der in Kombination mit einem Band aus hellem Holz sicherlich auch sehr schön aussehen wird. Wie auch immer, das heißt pro Band 23 Mal Sägen, Bohren und Schleifen. Und etwa 20 Stunden Arbeit zusammen genommen. So hoffe ich, dass ich die Arbeit im Freien erledigen kann und die Temperaturen zwischendurch mitspielen.

Schöner Maulbeerbaum

Unser Maulbeerbaum ist jetzt geliefert worden. Nach Hause holen konnte ich ihn aber nicht, da mir die Transportmöglichkeit derzeit fehlt. Ich hoffe, wir werden das in ca. 14 Tagen nachholen können. So habe ich die Baumschule gebeten, den Baum so lange bei sich zu behalten. Außerdem warten wir ja noch auf die Kirschpflaume, die später dazu kommt. Er ist nicht in einem Container stehend, sondern mit einem dicken ummantelten Wurzelballen versehen. So wird er sicher die Wochen bis zum Einpflanzen gut überstehen, auch wenn er dann vermutlich keine Blätter mehr tragen wird. Zwar nicht sehr dick, aber doch schon schön stabil und vor allem hoch ist dieses Exemplar eines weißen Maulbeerbaums. Ich schätze 3 Meter. Wie er genau fällt, kann ich noch nicht sagen, da die Äste zusammen gebunden waren. Aber ich nehme an, an dem Standort, den V. sich schon ausgedacht hat, wird er sich gut machen und auch gut gedeihen. Besonders gespannt bin ich, ob im kommenden Jahr schon Früchte zu sehen sein werden und wie sein Breitenwachstum ausfällt. Jetzt schon weiß ich, dass er zu meinen Favoritenbäumen zählen wird.

Eindrückliche Spuren

Ich wünsche mir sehr, dass es V. sehr bald besser geht. Gewisse Fortschritte hat er bereits gemacht, aber er ist immer noch weit davon entfernt, sich normal bewegen zu können. Wir denken deshalb viel an ihn und versuchen ihm etwas von unserer Energie abzugeben. Schon so häufig bin ich jetzt selber oder als Besucher in Kliniken gewesen. Das sind Erfahrungen, über die man eigentlich nicht schreiben kann, die sich im Stillen absetzen und Wirkungen hinterlassen, sie gehören zu den starken Eindrücken, die ihre Spuren nach sich ziehen. Bei der Ankunft heute habe ich noch einmal bei etwas besserem Licht die Früchte des Lederhülsenbaums fotografiert. Diese Aufnahme macht sehr deutlich, wie der Baum zu seinem Namen kam:

Lederhülsenbaumfrucht

Leider hingen sie alle zu hoch, um welche abpflücken zu können. Zu gern hätte ich noch einmal einige Kerne gesammelt und getrocknet, um sie später in Erde zu setzen und Bäumchen zu ziehen.

Feigenfülle

Unser Feigenbaum ist dieses Jahr unglaublich fruchtbar. Während wir 2005 die ersten wenigen Feigen ernten konnten, auch wegen des langen Sommers, ist die Zahl der reifen Früchte jetzt viel größer. Auch wachsen sie unheimlich schnell, trotz der nicht gerade hohen Oktober-Temperaturen. Ich schätze, dass es bis jetzt bestimmt schon 40 Feigen waren, die wir verspeisen durften. Und sie schmecken wirklich gut. Für mich überraschend war, dass sie von außen gar nicht vollständig blau-violett erscheinen müssen, um innen reif zu sein. Besser ist es, sich an der fühlbaren Konsistenz zu orientieren. Und so sind die reifen Früchte meist zum Stiel hin noch grün und an der gegenüber liegenden Seite dunkel verfärbt. Wenn man sie halbiert, lassen sie sich, ähnlich Kiwis, sehr gut auslöffeln. Ich hoffe, der Baum übersteht den Winter so gut wie beim letzten Jahreswechsel und wird weiter wachsen und stark werden. Dann können wir uns in wenigen Jahren sicherlich auf einen stattlichen und sehr fruchtstarken Baum freuen, der uns das Mittelmeerfeeling noch augenscheinlich werden lässt.

Literatur und Gefühlskonstanten

Hermann Hesse gehört sicherlich unter den Schriftstellern des 20. Jahrhunderts zu denjenigen, die ein besonders enges Verhältnis zu den Bäumen pflegten. Das kommt in seinen zahllosen sehr autobiographisch geprägten Texten zum Ausdruck, in denen Bäume zentrale Rollen einnehmen, natürlich insbesondere in den Texten über die Bäume selber. Den Sammelband mit Baumtexten Hesses habe ich vor einiger Zeit schon unter meine Rezensionen aufgenommen. Zurzeit nun lese ich nach längerem wieder etwas von Hesse, eine Auswahl von Erzählungen, und ich bin erstaunt über die thematische Vielseitigkeit dieses großen Schriftstellers. Ich denke, die Größe zeigt sich darin, dass diese Texte, obwohl vor einem Dreiviertel-Jahrhundert oder früher entstanden, absolut zeitgemäß wirken. Beobachtungen, die genauso gut von einem Zeitgenossen stammen könnten, eine Darstellung von Wesentlichem und für viele Nachvollziehbarem, menschlichen Gefühls- und Verhaltenskonstanten, die wie ich vor wenigen Tagen bereits bemerkt habe den Kern künstlerischer Qualität schlechthin ausmachen. Wenn ich eine Liste mit den zehn größten Künstlern des 20. Jahrhunderts aufstellen sollte, Hermann Hesse wäre als Stellvertreter der literarischen Zunft sicher mit dabei.

Lederhülsenbaum

Vor einigen Tagen noch hatte ich diese interessanten Fruchtschoten fotografiert, um zu Hause erst heraus zu finden, dass sie von der Gleditschie stammen. Heute nun bringt V., der unglückseligerweise wieder in die Klinik musste, mir eine dieser Schoten mit. Wir haben sie dann zerlegt und tatsächlich bohnenartige dunkelbraune Samenkerne gefunden, die wir trocknen wollen, um später eigene Bäumchen zu ziehen. In meinem Bestimmungsbuch ist ergänzend auch die deutsche Bezeichnung ,,Lederhülsenbaum“ genannt. Sehr treffender beschreibender Name, den diese Schoten haben tatsächlich eine lederartige Konsistenz. Der Baum insgesamt erinnert äußerlich an die Robinie, von seiner Architektur eher an den Schnurbaum. Bestimmt sind die auch irgendwie verwandt, bei dieser Ähnlichkeit der Früchte. Mal sehen, ob die Bäumchen angehen und wachsen. Und vielleicht kann ich ja die Kerne tatsächlich einmal in ein Armband einarbeiten. Das Buch spricht davon, dass sie angeblich zur Herstellung von Halsbändern verwendet würden. Das könnte eine ganz neue Variante der Armbänder erschließen, die nicht nur das Holz, sondern auch bestimmte andere Bestandteile von Bäumen miteinbezieht.

Grüne Erde

Das Räumen hat kein Ende mehr. Nachdem das renovierte Zimmer wieder eingerichtet ist, ging es gleich in den Nachbarräumen weiter. Kaum zu glauben, was sich im Laufe der Jahre so alles ansammelt. Da hilft nur radikales Durchforsten, und von dem einen oder anderen Teil muss man sich dann einfach trennen. Das meiste aber landet einfach nur an einer anderen Stelle. Vielleicht besser sortiert, sinnvoller eingeordnet oder leichter zu finden. Aber einige Jahre später wird auch dies nicht die dauerhafteste Lösung gewesen sein. Ganz begeistert haben mich heute die beiden Kataloge von ,,Grüne Erde“. Vollholzmöbel, Matratzen aus Naturmaterialien, die maßgeschneidert werden können, tolle Wohnaccessoires. Da könnte man sich, wenn es erschwinglich wäre, eine komplett neue Schlafzimmergarnitur zulegen, und vermutlich danach besser und gesünder schlafen. Zum Beispiel aus Birkenholz, was ich sehr freundlich finde, und was auch nach Jahren noch irgendwie neu aussieht, ganz anders als die üblichen Fichte-, Kiefer- oder Buchenmöbel. Mal sehen, ob ich mir zumindest einige der schönen Dinge werden leisten können, irgendwann…

Erholsame Konstanten

Wenn man an einer Ecke des Hauses mit dem Renovieren anfängt, merkt man plötzlich, dass die übrigen Räume nicht mehr ganz dazu passen. Man könnte gleich weiter machen, um alles auf denselben Stand zu bringen. Das ist natürlich unmöglich. Und so kann man sich vorerst an dem hoffentlich gelungenen Anfang erfreuen. Das Einrichten der Räume im Anschluss ist das eigentlich Spannende. Meine Tendenz ist immer: möglichst wenig im Raum platzieren, und wenn es sich nicht vermeiden lässt, muss ein großer Schrank her, in den man alles verfrachten kann. Auch das funktioniert nicht wirklich, aus Kostengründen, oder weil es einfach zu viele Kleinigkeiten gibt, die früher oder später dann doch ihren Platz fordern. Den Versuch ist es aber in jedem Fall wert, so etwas wie Übersichtlichkeit herzustellen. Ähnlich geht es mir mit meinen Schreibtischen. In ,,normalen Arbeitsphasen“ türmen sich automatisch immer mehr Materialien, Informationen, Papierkram darauf, bis es irgendwann zu viel wird und ich alles radikal reduziere, heißt: das meiste einfach wegwerfe. Danach fühle ich mich besser – ein neuer Anfang. Bei dem üblichen Auf- und Ab, Hin- und Her, dem ewigen Reproduzieren von Abläufen, die man eigentlich so nicht will, bin ich sehr froh, auf Konstanten zurückgreifen zu können. Eine solche Konstante sind die Bäume, oder die Beschäftigung mit ihnen. Ein Thema, das nie abreißt, das an allen Tagen für mich aktuell ist, wenn auch in wechselnder Intensität und mit veränderlichem Schwerpunkt, aber immer spannend, herausfordernd, die Reflexion fördernd. So ist das Baumtagebuch ein Versuch, dieser Konstante ein äußerliches und auch kommunizierbares Pendant zu verleihen. Übrigens: vielleicht noch 6 Wochen, und ich habe es tatsächlich geschafft, zwei Jahre lang täglich dieses Buch mit Inhalt zu füllen. Ich schätze, das könnte jetzt schon Buchumfang haben.

Selbstbeobachtung und Alltagsroutinen

Ungewohnte Arbeiten können anstrengend sein. Aber sie machen auch den Kopf frei, lenken die Aufmerksamkeit weg vom Routineleben. Und können gerade deshalb sehr anregend und förderlich sein, wenn es um Kreativität geht. Ich mag solche meist selbst initiierten Veränderungen, kleine mir selber auferlegte Herausforderungen, um den eigenen Status näher zu beleuchten, um auf dem Wege einer Art Selbstüberlistung zu sehen, wo ich stehe. Das kann für Themen gelten, die mich ständig beschäftigen, aber auch für eingefahrene Routine-Tätigkeiten und alltägliche Abläufe, die nur aus Gewohnheit genau so gestaltet sind, aber natürlich auch ganz anders sein könnten. Diese verstärkte Form der Selbstbeobachtung ist für mich ein notwendiges und sehr erfrischendes Instrument der Weiterentwicklung. Selbst meine leidenschaftliche Beschäftigung mit den Bäumen und ihrer Symbolik erfordert von Zeit zu Zeit eine solche Überprüfung, um gestärkt aus dieser wieder hervorzugehen.

Jahreszeit und Stimmung

Mein Kalenderblatt zeigt eine Hainbuchenallee im Schlosspark von Pulsnitz, Sachsen. Die Bäume tragen herbstlich gefärbte Blätter in leuchtenden Gelb-Orange-Tönen, ein Teil der Blätter ist aber noch grün. Sehr passend für den beginnenden Herbst. Ich schätze, in den kommenden Wochen werde ich wieder einige Herbst-Spaziergänge unternehmen. Natürlich wieder mit dem Hauptaugenmerk auf dem ,,goldenen“ Licht, das die Baumblätter zum leuchten bringt und eine ganz eigentümliche Transparenz entfaltet, welche sich ganz und gar von der des Sommer-Grüns unterscheidet. Solche lichtvollen Merkmale von Jahreszeiten sind es, die die Stimmung der Menschen wesentlich beeinflussen. Ich erfreue mich immer wieder an der Beobachtung dieses Umstands, die Selbstbeobachtung inbegriffen. Wie viel gewinnen wir doch durch den Wechsel der Witterung und die zyklischen Veränderungen der Vegetation! Menschen, welche in Regionen mit weitgehend konstantem Klima leben, müssen zwangsläufig anders denken, anders wahrnehmen, anders empfinden. Hat solche Zusammenhänge schon einmal jemand wissenschaftlich untersucht? Ich weiß es nicht, ein spannendes Themenfeld wäre es allemal.

Fotografische Anstöße

Dass Weihnachten nicht mehr weit ist, sehe ich daran, dass zum wiederholten Male innerhalb kurzer Zeit jemand eines meiner weihnachtlichen Motive unter fotolia herunter geladen hat. Interessanterweise jenes Tannenbaum-Teelicht, welches ich erst vor wenigen Tagen bereitgestellt habe. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass selbst in solchen Fotografien für andere vieles erkennbar und wahrnehmbar ist, was mich an Interesse, Beobachtungsintensität und Ehrfurcht mit bestimmten Themenfeldern verbindet, hier eben mit ,,Weihnachten“ und ,,Bäume“. Das ist schön zu erleben, für mich gleicht es der Intention künstlerischer Arbeit, unabhängig davon, ob man die Fotografien selber als künstlerisch auffassen möchte. Es geht um das Transportieren von Emotion, die Emotion selber darzustellen, nicht so sehr die eigene zum Ausdruck zu bringen, wie es die amerikanische Kulturphilosophin Susanne Langer so schön auf den Punkt gebracht hat. Natürlich ist eigene Erlebnisfähigkeit die Grundlage, aber das Ergebnis muss so sein, dass es bestimmte emotionale Lagen des Empfängers ,,anstößt“. Solches möglich zu machen, ist mir Grund genug, auch auf diesem Wege meine Bemühungen im Bereich der ästhetischen Kommunikation fortzusetzen.

Schon lange nicht mehr

Ein ziemlich hektischer Tag, der mich nach langem einmal wieder in die Nähe von Renovierungsarbeiten gebracht hat. Der Tapetenwechsel im Schlafzimmer war schon oft angedacht worden, aber jetzt habe ich endlich die Gelegenheit, es auch zu realisieren. Rauhfaser, die klassische Variante, deren eingearbeitete Holzpartikel wohl den einzigen wirklichen Bezug zu den Bäumen heute darstellte, wird die gemusterte bisherige Tapete ablösen. Der Raum wird heller und offener dadurch werden. Außerdem birgt so ein Wechsel immer auch die Möglichkeit, andere Einrichtungsgegenstände zu verändern, zu variieren oder ganz einfach zu entfernen. Das Wohnen kann dadurch spannender werden. Andere Wahrnehmungen, eine veränderte Ästhetik, die durchaus auch alltagspraktische Auswirkungen haben kann, sind die positiven Nebenwirkungen. Ich bin gespannt, was diese für mich eher ungewohnte Betätigung noch mit sich bringt.

Motivreich

Heute war ich wieder an der Saar, das Wetter war einfach zu verlockend. Offenbar auch für viele andere Ausflügler, die das unverhoffte Hoch Anfang Oktober zu einem Spaziergang, einer Radtour oder einfach zu einem Abstecher per Auto an die Saarschleife genutzt haben. Bei mir war es natürlich der Fußweg, wobei ich zweimal mit der Fähre übergesetzt bin. Das Geißblatt hat mir keine Ruhe gelassen, und so habe ich die einzige Stelle, an der es dort wächst, wiederum aufgesucht und eine ganze Serie von Aufnahmen gemacht. Einige davon sind sehr gut gelungen, so sind doch noch scharfe Abbildungen dieser schönen Blüte entstanden:

Blüte des Geißblatts

Überhaupt war der Weg sehr motivreich, richtig spannend – immer wieder – was man so entdecken kann. Bisher nicht aufgefallen waren mir die neuen Bäume am Rande der Viehweiden, die offenbar in Spaliermanier gezogen wurden. Das ergibt einen interessanten, fast zeichnerisch wirkenden Astaufbau, der mich an diese bekannten jüdischen Kerzenleuchter erinnert:

Spalierwuchs

Spalierwuchs

Auf dem Rückweg konnte ich M. doch noch ihren geliebten Hopfen mitbringen. Einige Ranken waren in greifbarer Höhe. Es wird sicherlich ihre Herbst-Dekoration aktuell aufwerten.

Ereignisreich

Wieder so ein wechselhafter Tag. Bis Mittag regnerisch und ziemlich kühl. Und am Nachmittag lockerte es dann auf, mit immer wiederkehrenden sonnigen Abschnitten. Bereits früh sind V. und ich zur Baumschule Bohr nach Sch., um uns nach dem Maulbeerbaum zu erkundigen. Das Gelände dort ist ziemlich ausufernd, auf Grund der schlechten Witterung konnten wir uns aber nicht wirklich umsehen. Immerhin, sie hatten tatsächlich einen weißen Maulbeerbaum vorrätig, schon ziemlich hoch und etwa 8 cm stark im Stamm, leider aber eine Trauerform mit hängenden Ästen, was uns weniger zusagte. So haben wir die Normalform bestellt und hoffen, eine vergleichbar starke Qualität zu erhalten. V. hat zudem noch nach der Kirschpflaume gefragt. Erstmal wusste niemand, um welchen Baum es sich handelt. Nachdem ich aber versichert hatte, dass der Baum unter dieser deutschen Namensbezeichnung in der Literatur erwähnt ist und ich ihn auch schon im Original gesehen hatte, konnte man sich doch erinnern. Die Kirschpflaume sei normalerweise nur als ,,Untergrund“ im Gebrauch, sprich: Man pfropft andere Obstbaumarten auf den Kirschpflaumenstumpf auf. Schade eigentlich, denn das eine mir bekannte und schon recht hoch gewachsene Exemplar ist als eigene Art sehr attraktiv und trägt im Sommer wunderbare pastellfarbene Früchte, die an Mirabellen erinnern, wenn sie auch anders gefärbt sind. Man will versuchen, einen solchen Baum aufzutreiben und so bin ich gespannt, wann wir Bescheid erhalten. Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Brauhaus dann am Nachmittag ein kurzer Ausflug an die Saarschleife, allerdings ohne V., der sich lieber hinlegen wollte. Nach einem kleinen Spaziergang haben wir uns dort auf der obligatorischen Bank niedergelassen, na ja, ich musste natürlich wieder fotografieren:

Ausflug an die Saarschleife

Zsaboo hatte kurz zuvor W. fast in die Saar gezogen, vor lauter Begeisterung für das vorbeifahrende Frachtschiff, und vielleicht auch wegen der einen oder anderen Ente!
Auf dem Rückweg dann das botanische Highlight des Tages. Ein kurzer Blick genügte, um es zu identifizieren: Das ,,Gemeine Geißblatt“, so dachte ich jedenfalls, aber zu Hause musste ich feststellen, dass die genaue Bezeichnung ,,Echtes Geißblatt“ lautet. Wie auch immer, der Kletterstrauch trägt wunderbare filigrane Blüten, die eigentlich schon einige Monate früher fällig gewesen wären, während um diese Jahreszeit die Früchte erwartbar gewesen wären. Aber dieses Jahr scheint alles anders zu sein:

Blüte des Geißblatts

Der Wind ging allzu stark, deshalb ist die Aufnahme nicht superscharf geraten, vielleicht werde ich irgendwann einmal bessere Aufnahmebedingungen vorfinden. Nachdem J. und W. wieder nach G. abgereist waren, habe ich die Sonne genutzt und bin noch einmal zu meiner Lieblingsrunde über den Saardamm. Diesmal konnte ich den Perückenstrauch noch einmal genauer ins Visier nehmen. Auch hier merkwürdig: Eigentlich müssten jetzt schon die Früchte zu sehen sein. Solche konnte ich aber nicht wirklich erkennen. Stattdessen scheinen immer noch die Fäden ziehenden Blüten aktuell zu sein. Ein interessantes Gehölz ist es in jedem Fall:

Perückenstrauch

War doch recht ereignisreich an diesem frühherbstlichen Tag. Fehlt eigentlich nur noch das gewisse Quäntchen Glück im Spiel. Wir haben uns anstecken lassen und zwei Tippgemeinschaften gebildet. Sollte das Wagnis Früchte tragen?

Kurs auf Weihnachten

Irgendwie hat die Vorweihnachtszeit schon begonnen. In den Katalogen erscheinen die Deko-Artikel, und man wundert sich, dass immer wieder neue Ideen umgesetzt werden. Das Wetter ist schon auf winterlich eingestellt. Und in der Mischung aus Ruhe, In-Sich-Gekehrt-Sein und Lähmung im Leben der Menschen scheint die winterliche Sonnenwende schon vorbereitet zu werden. Heute hat zum wiederholten Male jemand ein weihnachtliches Baum-Motiv von meiner fotolia-Auswahl herunter geladen, fast so, als ob der Herbst übersprungen werden sollte. Vielleicht werden wir morgen dieser Tendenz etwas entgegen setzen. Wir wollen nämlich in der Baumschule mit dem 25%-Rabatt-Angebot mindestens einen neuen Baum erstehen. Mein Favorit wäre der weiße Maulbeerbaum, alternativ kämen die Kirschpflaume oder die Mehlbeere in Frage. Bin gespannt, welcher von diesen das Rennen macht und ob er dann auch den Winter überlebt.

Ruhiger Herbsttag

Wie gestern schon kam am späten Nachmittag die Sonne doch noch hervor. Wir hielten uns zu dieser Zeit bei J. in der Klinik auf und als der blaue Himmel sich zu stabilisieren schien, habe ich die Gelegenheit genutzt, um den ,,Park der Andersdenkenden“ einmal wieder zu besuchen. Der Spaziergang ging aber noch weiter nach oben, entlang der sich den Hügel hochschraubenden Straße, die in einen gepflasterten Weg und schließlich in einen Waldweg überging. Erstaunlicherweise haben mehrere Spaziergänger sich dort aufgehalten, was mich sehr überrascht hat. Aber dieser Ort hat auch etwas ganz Besonderes, sehr Intimes. Ein Ort, an dem man sehr gut zur Ruhe kommen kann. Zwei Aufnahmen sind dabei entstanden. Infiziert von meinem aktuellen Thema ,,Holzstrukturen“ eine Makroaufnahme eines schon in Zersetzung befindlichen und irgendwann zuvor mit der Kettensäge halbseits in Segmente geteilten Baumstamms. Und am selben Stamm einer dieser tellerminenartigen Baum-Pilze:

Holzstruktur

Baumpilz

Es war ein ruhiger Tag, geprägt von einer frühherbstlichen Atmosphäre, der sich in der sichtbaren Zurückgezogenheit der Menschen ausdrückte. Ich mag solche Tage, sie machen den Kopf frei für Grundsätzliches.

Früchte ernten

Einen sehr schönen Mehlbeerbaum habe ich heute im Innenhof des Krankenhauses gesehen. Bisher kannte ich nur den noch sehr jungen bei uns im Dorf, dieser aber trug jede Menge Früchte, was den Wunsch in mir aufkommen ließ, vielleicht auch einen solchen im Herbst zu erwerben und oben beim Bienenhaus einzupflanzen. Damit wäre die Wunschliste um einen weiteren Kandidaten erweitert. Mal sehen, was letztlich wirklich daraus wird. Überhaupt ist es die Zeit der roten Baumfrüchte. V. hat endlich seine Portion reifer Weißdornfrüchte gesammelt, von den Blättern befreit und will sie jetzt mit Schnaps ansetzen. Soll ja angeblich gut fürs Herz sein. Und wenn nicht, ist jedenfalls die Zubereitung selbst schon eine spannende Angelegenheit. Ansonsten: Schwedische Mehlbeeren, Hagebutten in allen möglichen Varianten, und die Stechpalmenfrüchte lassen auch nicht mehr lange auf sich warten. Eine weitere Frage stellt sich für die wieder zahlreichen Mispeln. Was diesmal damit anfangen? Die Aktion mit dem Mispelkompott und den Blätterteigtaschen war mir dann doch entschieden zu anstrengend. So bleibt wohl nur die Möglichkeit, sie einzumaischen und irgendwann in hochprozentige Form zu bringen.

Holz-Strukturen

Die Strukturen des Holzes sind ein interessantes Thema, da wir Bäume in vielen Situationen des Alltags durch die Brille ihres Baustoffs wahrnehmen. Ich möchte deshalb die Wunschbaum-Fotogalerie um diese Dimension erweitern und habe schon mal die zugehörigen Seiten angelegt. Nur mit der Auswahl der Fotografien bin ich noch nicht ganz so weit. Vor allem bin ich nach eingehender Beschäftigung zu dem Schluss gekommen, dass noch verschiedene Motive fehlen. Motive, die ich bei besserem Licht ganz gut zu Hause aufnehmen kann und die das ziemlich weite Spektrum dieses Motivfeldes komplettieren können. Kürzlich erst habe ich eine Anfrage erhalten, die neben einem Wurzelstock-Bild sich auf eine Baumscheibe mit sichtbaren Jahresringen bezog. Tatsächlich ist mir dieses schon öfter auf Postkarten oder als Illustration auf Websites oder Büchern begegnet, denn kaum etwas kann den abstrakten Begriff des stetigen Wachstums, des Alterns und des Geschichtlichen so plastisch versinnbildlichen. In der Baumscheibe spiegelt der Betrachter sein eigenes Lebensalter, setzt seine begrenzte Biografie in Beziehung zur Zahl und wechselhaften Ausprägung der Jahresringe und erkennt sich selber in einem erweiterten ökologischen Zusammenhang. Die Galerie der Holz-Strukturen wird einen weiteren Beitrag zur Darstellung der Bedeutung leisten, die Bäume für das Leben nahezu aller Menschen spielen.

Von der Form zum Inhalt

Nicht selten komme ich auf Umwegen zu einem Thema. So war es auch bei den Bäumen, die ich während meiner Kindheit und Jugend zwar wahrgenommen, aber nicht sehr intensiv beobachtet oder symbolisch gewürdigt habe. Das kam erst durch die Beschäftigung mit dem Holz als bildhauerischem Material. Ich wollte einfach etwas Plastisches schaffen, Abbildungen in einem Anleitungsbuch für Holzschnitzer waren der Auslöser. Das Erstlingswerk, gemacht aus einem Stück Brennholz, hatte zwar nur entfernte Ähnlichkeit mit der Vorlage, faszinierte mich aber derart, dass in kurzer Folge gleich eine ganze Latte von Folgearbeiten entstanden. Das war der Beginn einer sehr intensiven Beschäftigung mit dem Holz als Material und den Möglichkeiten seiner Bearbeitung und Formung für bildhauerische Zwecke. Und über diese Bildhauerei bin ich auf das Thema ,,Baum“ gekommen. Irgendwann waren mir die Holzskulpturen nicht mehr genug, die Oberflächenwirkung und ,,schöne Form“ nicht mehr ausreichend. Bäume und Wälder wurden die Vorbilder der künstlerischen Konzepte und aus den Holzskulpturen wurden Baum-Skulpturen. Die Differenz deutlich zu machen, war mir wichtig, und so habe ich diese in verschiedenen Texten versucht zu formulieren. Vielleicht war es diese eingehende Arbeit am Thema, die mir den Weg zu den Bäumen geebnet hat. Von nun an begegneten sie mir als Mit-Lebewesen, deren Ausstrahlung, selbstverständlicher Präsenz, innerer Stärke und übermenschlicher Weisheit ich mich nicht mehr entziehen konnte. Dieser Zusammenhang, mein Weg zu den Bäumen, die mir heute wie enge Vertraute und ständige Lebensbegleiter erscheinen, ist mir heute wieder zu Bewusstsein gekommen, als ich mit V. ein Landmaschinengeschäft besucht und wir eine motorisierte Heckenschere gekauft hatten. Auch wenn die technische Seite der Holzbearbeitung mich nicht mehr ganz so fasziniert wie noch vor Jahren, sehe ich gerade darin die Wurzeln meines Lieblingsthemas: Vom Formalen zum Inhaltlichen. Und wenn ich das verinnerliche, was Eckart Tolle in seinem Buch ,,Eine neue Erde“ in den Mittelpunkt stellt, die Entwicklung weg von der Form zum formlosen Ursprungszustand unseres Wesens, dann weiß ich, dass die Bäume mir diesen Weg aufgezeigt haben. Und dass sie mir täglich helfen ihn weiter zu gehen.

Reife-Grade

Überraschend sonnig fiel der Nachmittag aus. Was einmal wieder beweist, wie wenig man sich auf die Wettervorhersagen verlassen kann. Natürlich freut mich das, denn Licht ermöglicht gute Fotografien, und der Herbst bietet jede Menge Motive. Darunter sind welche, die mir zwar schon vorliegen, aber gerade die Baumfrüchte erwischt man nicht immer im fortgeschrittenen Reifegrad. So ist mir heute endlich einmal eine Hainbuche begegnet, die sich schon verfärbende Fruchtstände zeigte, gewöhnlich erscheinen sie bis zuletzt grün und wirken gar nicht wie Früchte:

Hainbuchenfrucht

Ähnlich war es beim Berg-Ahorn, jetzt treten die Propeller so richtig hervor, da sie sich bräunlich verfärben:

Bergahornfrucht

Und der Japanische Schnurbaum hat von dem vielen Regen der letzten Tage profitiert. So können sich die Früchte endlich entfalten, die dem Baum seinen Namen geben. Die andere Bezeichnung ,,Bohnenbaum“ ist beim Anblick dieser länglichen Früchte leicht nachvollziehbar:

Schnurbaumfrucht

Solche Tage können nach meinem Geschmack regelmäßig kommen. Ein langer goldener Herbst wäre mir lieber als ein endloser Winter, wie wir ihn zuletzt ertragen mussten.